Largo morendo – Andantino con brio – Prrrresto a bene piacito
Vielleicht bin ich der einzige, der es hört, dieses leise Geräusch eines auf den Boden fallenden Blatt Papiers, auf dem zu lesen ist, dass demnächst das Kammerorchester sein Jubiläum feiert, und zu diesem Anlass Ravel und Bizet zur Aufführung bringen wird. Die Ankündigung ist aus der Hand meines Nachbarn gefallen, und aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass er tief in sich zusammengesunken ist. Noch tiefer als zu Beginn des Konzerts, und vielleicht, hätte ich denken können, ist es einfach die Ergriffenheit. Manche schätzen ja das Streichquintett g-moll KV516, das Mozart 1787 schrieb, und das so gar nichts von der kraftstrotzenden Leichtigkeit all der Arien hat, die er zu dieser Zeit für Don Giovanni komponierte. Jemand hat etwas bösartig gesagt, das Quintett sei Mozart für Leute, die Mozart nicht mögen. Jedenfalls, es ist nicht gerade eingängig, man muss sich konzentrieren, und während ich mich nach vorne beuge – eine ziemlich sinnlose Geste, denn ich habe mein Gehör wegen meiner Jugend im Parkcafe verloren – schliessen andere die Augen und sinken in sich zusammen.
Aber wenn ihnen dann die Waschzettel und Programme aus den Händen fallen, wenn sie gar kein Lebenszeichen mehr von sich geben und die Muskeln, oder was davon noch da ist, erschlaffen, dann kann das auch andere Ursachen haben. Ich zum Beispiel möchte, wenn ich mich nicht in Valeggio überfresse, wenigstens in der Pause von Mozarts Don Giovanni beim Betrachten schöner Menschen in Abendgarderobe in der Münchner Staatsoper sterben – seien wir ehrlich, den ganzen moralinsauren zweiten Teil mit dem Gewinsel Don Ottavios (Tenor und Kastrat in einer Rolle) und der neofeministischen, sexuell frustrierten Giftnatter Donna Elvira kann man sich sparen, wenn man gerade selbst zur Hölle fährt. Und wenn Sie einem dann Sterbenden diese letzte Offenheit erlauben, will ich auch nicht mehr meine Zeit mit dem Trottel Masetto und seiner absehbaren Krisenbeziehung Zerlina bei der Absprache ihrer kaputten Zweckehe verschwenden.
KV516 dagegen ist in meiner Heimatstadt im Konzertverein nicht gerade eine übermässig amüsante Angelegenheit, als dass man zu der Gelegenheit an Lebensfreude sterben möchte. Und in solchen Momenten schwindet auch meine Konzentration zugunsten einer unaussprechlichen Panik, denn was würden die Leute sagen, stürbe ein Konzertvereinsmitglied neben mir, und ich würde das gar nicht merken, und keinerlei Massnahme zu seiner Rettung unternehmen. Bei KV516 würde mir auch keiner glauben, dass ich nichts bemerkt hätte, also gebe ich meine vorgeschobene Position auf und lehne mich genau so zurück, dass ich den alten Herrn nicht zu sacht und nicht zu heftig berühre. Daraufhin entsackt er sich ein wenig. Richtet sich leicht auf und ich meine auch zu erkennen, dass seine Augen wieder geöffnet sind. Dieses Anstupsen ohne echtes Anstupsen, das jede Peinlichkeit vermeidet, das lernt man bei uns wie das Hustenunterdrücken früh und verlernt es nimmermehr.
Ungeachtet dessen, man muss es leider sagen: Der Konzertverein ist fast 100 Jahre alt, und der Altersdurchschnitt der Besucher ist gefühlt nur unwesentlich jünger. In meinem fortgeschrittenen, über den Tod sinnierenden Alter bin ich hier noch einer der Jüngeren, und es ist kein Wunder, dass sich der Gebrauchtheiratsmarkt dieser Stadt aus dem Verein hin zur sonntäglichen Matinee in der Asamkirche verlagert hat. Dabei macht der Verein phantastische Arbeit, aber es ist wie überall: Die Jugend verliert wohl leider das Interesse. Und in meinem Alter gibt es auch viele, die klassische Musik lieber konzentriert daheim auf einer besonders guten Anlage hören. So kommen heute vor allem jene, die schon immer da waren, und in 20 Jahren mag diese Herrlichkeit vielleicht keine Besucher mehr finden. Vorne spielt ein Ensemble Alte Musik und im Saal verstreut sitzen ich und vielleicht noch 20 andere – das ist eine unschöne Vision, die mich manchmal überkommt, wenn ich den Blick schweifen lasse, oder neben mir ein Blatt verräterisch zu Boden fällt.
Darauf stellt sich wohl gerade der Bayerische Rundfunk ein, der für sein neues Jugendradio “Puls” eine UKW-Frequenz haben möchte. Ausgerechnet der Bayerische Rundfunk, dessen ergrautes Jugendformat “Zündfunk” seit Jahrzehnten Jugendradio macht, wie sich das nur Alt-68er Medienpädagogen in Nordrhein-Westfalen mit einer Neigung für genderneutrale Ausdrucksweise ausdenken können, ausgerechnet diese staatsparteinahe Mammutbehörde will also flippiger werden, mindestens so flippig wie die Kindertotenlieder feat. von Webern. Diese UKW-Lizenz soll BR Klassik -. früher Bayern 4 Klassik – liefern, das im Moment frei auf UKW empfangbar ist, und zwar so, dass all die älteren Herrschaften auch wissen, wie sie das in der S-Klasse, in der Villa und im Ferienanwesen empfangen. BR Klassik, so wird gedroht, soll dann “trimedial” auf DAB+ und ins Internet abgeschoben werden. Deshalb liegen hier bei uns Unterschriftenlisten aus, weil man natürlich nicht akzeptiert, dass uns das einzige, seriöse Programm genommen wird. Und wie dieses alte Publikum in der Lage ist, nach Dvorak einen Höllensturm des Beifalls im Konzertsaal zu entfesseln, so probt es jetzt auch den Aufstand. So frei und fair stelle ich mir Unterschriftenaktionen auf der Krim zugunsten von Moskau nicht vor, das hier ist mehr wie Nordkorea, nur ohne Zwang, aber mit viel Überzeugung.
Noch ist es nur eine Liste der Bitte und keine Proskritpion. Tanzen lass all sie wild durcheinander, hier Menutte, dort Sarabanden, hier Menuette, schliesse die Reih’n, dort Sarabanden, schliesse die Reih’n – es ist der fröhliche Ingrimm der Champagnerarie, mit dem sich das Publikum hinter seinem Sender versammelt, denn es hat ein Recht auf die Übertragung der Opernfestspiele aus München. Stifte senken sich auf das Papier wie die Hämmer in der Zigeunerschmiede, denn was der Berliner an Forderungen an den Staat hat, das kann man hier und jetzt auch ein einziges Mal vortragen, wenn einem das Glück geraubt wird, auf dem Weg in den Urlaub keinen Dudelfunk hören zu müssen. Es ist kein grosser Hörerkreis, aber er weiss, wie man laut wird, richtig laut, und wem man Druck machen muss, damit der Hörfunkkulturschänder im Rundfunkrat gesagt bekommt, dass er hier keine Karriere mehr machen wird. Ja, die Jugend, die klaut ihre Musik doch sowieso im Internet, die schuffelt den Ipod, hat einen USB-Anschluss im Dacia Sandero, und ist sicher ganz scharf auf trimediale Konzepte, die aus Notebooks und Iphone krächzen.
Bescheidene 260.000 Hörer soll BR Klassik täglich haben, aber die sind organisiert und setzen sich für ihren Sender ein. Das sind nicht die hektischen Zapper mit 2 Minuten Aufmerksamkeitsspanne. Das ist das Publikum der Stationstaste, das sind die Dauerklatscher, die Schweiger bis zum letzten Verhallen, die Inderpausenichtheimgeher, diejenigen, die sich all den entwürdigenden Prozeduren der Kartenbeschaffung unterwerfen, um von Bayreuth bis Mailand mit dabei zu sein. Ein Freund meiner Eltern ist in seiner Jugend mit dem Rad über die Alpen nach Mailand gefahren, um dort in die Scala zu gehen – sie mögen alt aussehen, aber sie kommen noch aus einer anderen Zeit. Als vor ein paar Jahren schon mal versucht wurde, BR Klassik in die Neuesten Medien abzuschiessen, hat man sich auch schon auf die Hinterfüsse gestellt. BR Klassik bleibt – dieser Schwarze Block hier kennt keine Kompromisse, und akzeptiert keinen Staat und kein Spardiktat. Schliesslich ist die Haushaltsabgabe für die öffentlich-rechtlichen Programme für unsereins doppelt oder dreifach teuer, wenn weitere Familienmitglieder aus Gründen der Zweitwohnungssteuer in den besten Lagen gemeldet sind.
Die Unterschriftenliste ist natürlich nur die erste Warnung, damit der Rundfunk weiss, dass er sich hier mit den Falschen trimedial anlegt. Denn er verstösst gegen das Heiligste aller bürgerlichen Gesetze: Was wir einmal haben, geben wir nicht mehr her. Mit dem Gefühl, es denen gezeigt zu haben, geht man hinunter in die Tiefgarage und ist weiblich, über 80 und mit Stock beschwingt der Meinung, dass doch besser einer der Jungen aus diesem Quintett die Zugabe hätte ansagen können. Denn die waren wirklich gut aussehend, also echt, und nicht bärtig wie jener Ältere, der es letztlich tat, und was ich zu den Kleidern sage. Die zweite Geige in Grün fand ich grandios, antworte ich und wäre nicht überrascht, wenn demnächst eine geschiedene Tochter hierher shanghait wird, in Grün natürlich und Schulterfrei. Dann fahren wir alle in den Stau an der Schranke, durchmessen die Nacht über der kleinen, manchmal nicht ganz so dummen Stadt an der Donau, und hören dabei BR Klassik, wir spielen uns auf, ja, wir spielen denen auf.
Begleitmusik:
Es gibt ganz frisch von alpha eine wirklich schöne Liveaufnahme des Te Deum von Charpentier aus Versailles – und vom Te Deum von Lully, der bekanntlich ein unangenehmer Zeitgenosse war und sich beim Taktschlagen dieses Stücks den Stock so in den Fuss rammte, dass er daran starb. Was für ihn zwar unschön, aber fast so stilsicher wie ein ein Tod in der Pause von Don Giovanni ist.
Jeeves ha detto:
Mahlers “Kindertotenlieder”, ja, ich liebe sie. Nur das “von Weber” versteh’ ich nicht.
.
“ich habe mein Gehör wegen meiner Jugend im Parkcafe verloren”
Das ist traurig; nur, was tun Sie dann im Konzert und zuhause vor den tollen Lausprecherboxen? Außer Leute nett anstubsen? Mit anderen Worten: Sie übertreiben mal wieder maßlos & mitleiderheischend, werter Don. Gut so!
aristius fuscus ha detto:
Vielleicht meinte unser Gastgeber ja die Schönberg-Instrumentierung der Lieder eines fahrenden Gesellen. Schönberg und Webern kann man schon mal verwechseln, wenn man fürs Atonale nicht viel übrig hat. Nb: wenn Sie Mahler-Fan sind, ist diese Version wirklich ein Genuss. Man kann über Zwölftonmusik halten was man will, aber Schönberg war schon ein Meister seines Fachs.
Jeeves ha detto:
Mahlers “Kindertotenlieder” haben nicht nur nix zu tun mit Webern – sondern auch nichts mit Schoenberg. Und natürlich auch nichts mit Zwölftonmusik.
Yog Sothoth, Esq. ha detto:
Seit wann muss sich das öffentlich-rechtliche um Quoten scheren? Das Beste an den Staatssendern sind doch grade die Nischenkanäle. Wenn man eine Frequenz braucht, sollte man einen von den überzähligen Formatradio-Plastikmusikkanälen verschieben, das würde nicht weiter auffallen.
Ich wohne in einer Ecke Deutschlands, in der ich immer erfreulich viele jüngere Zuschauer im Konzertsaal und der Oper sehe (im Wagnerverband senke ich jedoch den Alterschnitt ganz deutlich).
Wenn man mal ein WIRKLICH altes Publikum sehen will, muss man wohl in ein Rollin Stones-Konzert 🙂
Moritz ha detto:
Nun, das mag woanders so sein, beneidenswert.
In München im Herkulessaal, wenn man Cellisten oder der Lautenmusik lauscht – sieht man fast nur richtig altes Abo-Publikum. Die einzigen richtig jungen sind oft nur die Musiker. Und die sind stellenweise schon 40. In München lauschen die Jungen anderen Klängen. Oder sitzen im Renner-Grill (gehobene Massenabfertigung).
(im Wagnerverband senke ich jedoch den Alterschnitt ganz deutlich).
Das ist das einzig Erfreuliche. (Dass Wagnerianer anscheinend allmählich aussterben, *natter*.)
Gruß
der Kater
Yog Sothoth, Esq. ha detto:
Mit Wagner-Bashing verdient sich der Kater aber kein Leckerli :p
aristius fuscus ha detto:
Ist auch ziemlich riskant. Wagnerianer mögen ja vieles sein, aber tolerant nicht immer und einen Kater zu ersäufen braucht weniger Zeit als die Gralserzählung 🙂 (damit mir der Kater nicht in den Vorgarten pinkelt: ich gehöre zur toleranten Sorte Wagnerianer).
Moritz ha detto:
Doch. Beim Don schon.
scnr
Yog Sothoth, Esq. ha detto:
Im übrigen sterben Wagnerianer nicht aus. Sie gehen höchstens nach Walhall um sich neu zu formieren 🙂
Moritz ha detto:
X-)
Wie die Piraten.
Die formieren sich angeblich auch ständig neu.
(Womöglich aber drückten die Piraten bei ihrer kleinen Festplatte aufm Hals statt auf formieren auf “formatieren”. Kleiner Anwendungsfehler, kann ja mal vorkommen.)
spaccato ha detto:
Bei Wagnerianern fällt mir immer Bayreuth für Anfänger von Herbert Rosendorfer ein.
Wer’s noch nicht gelesen hat: nachholen!
Moritz ha detto:
Der ist eh unschlagbar.
(Sein Das Messingherz oder Die kurzen Beine der Wahrheit, ein launiger Schelmen-Roman als Schlapphut war ja schon elendig erfrischend Schlapphut-diskrimierend,)
Jeeves ha detto:
Um altes Publikum zu sehen, zu den Rolling Stones gehen? Yep!
Oder auf die Berliner “Spinner-Brücke”, DEM Treffpunkt für Biker, am Ende der Avus. Ist immer proppevoll mit “alten Herren”, Familien-Vätern und -Großvätern, die alle auf jugendlich machen, in schwarzer Lederkluft (mit und ohne Fransen) …wie vor 40 Jahren, als sie noch “Twens” waren.
Vor dem großen Lokal (mit riesigem Biergarten, die trinken aber alle kein Bier) stehen dann all die vielen frisch herausgeputzten teuren Maschinen. Sieht martialisch aus ist aber alles ganz harmlos. Und: es gibt dort gutes, preiswertes, reichhaltiges Essen mit ‘ner sehr freundlichen Bedienung.
donna laura ha detto:
jetzt will und werde ich mal ganz furchtbar gemein sein: beim aufwachen kommen einem manchmal die buntesten ideen, so auch diese – sicherlich ob eigener präferenzen, die sich mit denen von le cher Filou sehr weit decken dürften, gefärbt :
wagner und mahler stammen beide aus der gleichen zeit, und dies hört man in seinem scheinbar aufgeblasenen, auch politisch motiviert orientierungslosen bombast jener zeit.
mahler kann man noch halbwegs hören (immer noch tausend mal einem michael jackson-, elvis- oder gar rock’n roll-abend vorzuziehen) –
aber mit wagneriariern kann man es sich nur verderben : intolerant doch wohl die meisten, muss man wenigstens versuchen, das beste aus den stücken herauszuziehen: so zum beispiel dieses, dass er wohl auch trendsetter für einige filmmusiken gewesen sein dürfte (man meint jetzt nicht etwa saw).
Filou ha detto:
über die bombastische Musik des mittleren und späten 19ten Jhdt. und ihren fatalen psychologischen Einfluss die Welt des Imperialismus, sozusagen die Overtüren zum industriellen Krieg des frühen 20 Jhdt., darüber sollte man ruhig sehr böswillig spekulieren. Völlig unwissenschaftlich darüber nachdenken-also mit Intelligenz und Phantasie.
(Laura, Sie sind mir wie immer eine Inspiration. Was ist Ihr Stundenlohn als Mietmuse?)
donna laura ha detto:
der stunde lohn ist mein vergnügen…
Filou ha detto:
Ihre Bescheidenheit beschämt mich.
C. von Egern ha detto:
“Immer wenn ich Wagner höre, bekomme ich Lust in Polen einzumarschieren.”
(W. Allen.)
aristius fuscus ha detto:
Wenn Sie mir gestatten, möchte ich doch eine zaghafte Verteidigung des guten Richard W. und des späten 19. Jhds. wagen: neben dem Bombast finden sich auch in Wagner-Opern wunderbare lyrische Passagen, der Grossteil des Lohengrin ist eigentlich eine solche. Die Orchesterbehandlung Wagners ist exemplarisch, da hört man bei vollem Orchesterklang noch die kleinste Piccoloflöte heraus. Aber ich verstehe natürlich, dass man gegen Wagner eine Abneigung entwickeln kann, nicht jeder lässt sich gerne von Musik überfahren wie von einem Omnibus, und darauf hat es Wagner nun mal abgesehen. Das Überzeugen und Mitnehmen des Hörers (wie bei Brahms) ist seine Sache nicht.
Zum übrigen 19. Jhdt.: ganz so kann man es nicht über einen Leisten scheren. Da gibt es z.B. Dvorak, der die musikalische Identität des in der kuk-Monarchie doch kulturell weitgehend untergebutterten tschechischen Volkes fast allein darstellt, Mussorgsky, der die Sprachlosigkeit zwischen Regiment und Regierten Russlands hörbar macht, den grossen Charakterzeichner Verdi -ohne diese Musik wären wir doch sehr viel ärmer. Von Mahler, der so unterschiedliche Meister wie Schönberg und Schostakowitsch inspiriert hat, gar nicht zu reden. Brahms muss man natürlich noch auflisten, der die Sinfonik eigentlich erst vollendet hat, den grossartigen Melodiker Tschaikowsky, und da hört es noch lange nicht auf. Wenn Sie musikalisch mit Schubert aufhören, entgeht Ihnen jedenfalls so einiges.
Helmut Weiß ha detto:
@aristius fuscus:
Danke für diesen Beitrag. Schumann, Mendelssohn und Berlioz schätze ich auch sehr.
Jeeves ha detto:
& Offenbach !
Yog Sothoth, Esq. ha detto:
Wir wissen:
Allen Menschen rechtgetan
ist eine Kunst die keiner kann.
Warum sollte man Wagner verteidigen wollen? Wer seine Musik nicht mag soll was anderes hören. Hanslick hat über Bruckner gelästert, Wolf über Brahms, Tschaikowski über Verdi, Adorno über Sibelius und wernicht noch über alles und jeden. Alle haben versucht ihren völlig subjektiven Geschmack als objektive Analyse darzustellen-und wie wirkt das heute?
aristius fuscus ha detto:
Es geht nicht darum, diesen Komponisten gegen jenen zu verteidigen (das finde ich auch albern), sondern um eine ganze Epoche, die den Löwenanteil des Konzertlebens ausmacht. Und hier haben wir nachgerade die Verpflichtung, halbwegs objektive Kriterien aufzustellen und anzuwenden. Wir müssen uns daürber im Klaren sein, dass unsere Musikrezeption etwas parasitäres hat. Immer wenn ich ein Konzert oder eine Oper besuche, wird der grösste Anteil meines Vergnügens über die Steuergelder von Leuten bezahlt, die dieses Vergnügen nun mal nicht teilen. Das kann man nur rechtfertigen, wenn man jenseits des persönlichen Geschmacks noch andere, allgemeingültige Kriterien aufstellt. Ansonsten müsste man entweder die Subventionen für die Kunstmusik einstellen oder diese Subventionen gleichermassen auf die Rolling Stones oder gar den Mutantenstadl regnen lassen, was auch auf ein Ende der Kunstmusik hinauslaufen würde.
Die Alternative wäre die Re-Feudalisierung, aber dafür sind andere zuständig.
sambossa ha detto:
Wenn ich über Frank Zappa zum Ensemble Modern hingeführt werde, mit ihrer engagierten Aneignung von Werken der Moderne, und Bartoks Klavierkonzerte kennenlerne, dann ist stets auch die Neugier auf noch unentdeckte Klanghorizonte mit im Spiel.
Die eigenen musikalischen Wahrnehmungsraster für Überraschungen einfach mal über Bord zu werfen, ist stets lohnenswert. Und eine Livedarbietung etwa von Edgar Varèses “Ionisation” unter dem schlanken Dirigat von Pierre Boulez oder eine Aufführung des “Sacre” mit Claudio Abbado lassen auch unter klangdynamischen Aspekten jede CD-Wiedergabe hinter sich. Es lebe also die musikalische Vielfalt! Und die Jazz- oder Klassikpolizei darf ihre Knöllchen dann gerne beim Musikantenstadl verteilen.
Yog Sothoth, Esq. ha detto:
Den Drang mich zu rechtfertigen für meinen subventionierten Platz in Oper oder Konzert habe ich nie verspürt, die Notwendigkeit dazu sehe ich auch nicht. Der Musikantenstadl wird auch durch die ö.r. Zwangsgebühr subventioniert, die Stones durch die Werbewirtschaft und so weiter.
Selbst wenn Sie einigermassen objektive Kriterien aufstellen könnten…wen würde das ausserhalb der Klassikszene interessieren?
HansMeier555 ha detto:
r.strauss
T.I.M. ha detto:
Der war gut.
donna laura ha detto:
Wenn man mal ein WIRKLICH altes Publikum sehen will, muss man wohl in ein Rollin Stones-Konzert
man sieht, die kinder der evolution werden älter.
was manche, durchaus nicht alle – weit gefehlt! – oft nicht davon abhält, frech wie eh und je zu sein.
gerade der geschäftliche umgang mit vormaligen hippies und aktiven weisshaarigen reformhäuslern gestaltet sich zu einer frage der überraschung sowie der einübung in nachsichtige contenance (wie bei ungezogenen kindern, die nicht die eigenen sind), die aber von ihrer seite aus gar nicht gewünscht ist : denn man hat nur jemanden in seiner persönlichkeitsstruktur erreicht, wenn der sich aufregt. wie langweilend.
es sind zumeist kleinigkeiten, wie kleinere unterschlagungen oder unsauberes geschäftsgebaren, deretwillen man nicht ins gefängnis käme, die aber durchaus geeignet sind, wie sand im getriebe zu wirken. dumm wäre, wer dies anspräche.
donna laura ha detto:
nichts gegen die rolling stones. meine eltern wären dort noch im publikum zu finden, wenn sie sich dies noch antäten, sich eine aus ihrer sicht für diese band völlig überteuerte karte zu kaufen. immerhin gibt es seit einigen jahren räusper sitzplätze bei u-konzerten.
Gux ha detto:
Ist denn BR 4 wenigstens noch ein kompromissloser Sender? BBC Radio 3 nährt sich mehr und mehr Classik FM an und fängt sogar an, populäre Klassik und “celebrities” ins Programm aufzunehmen.
Jeeves ha detto:
Die Tendenz gibt’s auch beim “Kulturradio” (Berlin & Umgebung). Irgendwelche Hollywood-Filmkomponisten werden gerne (und immer öfter) gesendet, weil die neben ihrem Kitsch auch “seriösen” Kitsch komponiert hatten. Und weil man wohl glaubt, die doofen Hörer wollen das sicher lieber hören als irgendwas nicht so eingängiges. Und dann natürlich auch immer wieder und sehr gerne der eingängige, ja fast populäre Steve Reich, der noch immer als “Avantgarde” verkauft wird.
Nachts senden sie dann aber auch mal was von Julius Roentgen. Das entschädigt etwas.
Gux ha detto:
Ganz so schlimm ist es noch nicht – aber man merkt eine Tendenz zum “einfacheren” hin. Zum Glück gibt es aber intensiven Widerstand, sowohl von kommerziellen Sendern als auch den Hörern.
donna laura ha detto:
bbc ist in der tat hervorzuheben. ganz furchtbar langweilt es mich aber, wenn wieder einmal – meiner ansicht nach: – unsäglichkeiten aus dem neunzehnten jahrhundert gespielt werden. es gibt da ein programm irgendwo, aber die zeit schlichtweg existiert nicht, sich genau dies zu gemüte zu führen, daher ist das einschalten, das zufriedenheit zu erzeugen vermag, eine frage von versuch und illtum.
prince Matecki ha detto:
Es ist eine Schande! Da kassieren die heftigst überhöhte Gebühren, so dass sogar im staatsgläubigen Deutschland zurück gezahlt werden muss, und dann lösen sie Orchester auf oder wollen Klassik-Spartenkanäle verbannden.
Dererlei Leuts gehört jeden Morgen mit den Kanonen aus Tschaikovskji 1812 geweckt, und wenn ein schreickhafter Unteroffizier von den Gebirgsjägern eine DM 12 hinterherschmeißt geschieht es denen recht!
Ernsthaft, Bayern Klassik gehört neben dem entsprechenden Kanal des WDR zu den letzten Bastionen der klassischen Musik, weit vor dem Klassik-Sender des rbb (den ich gerade im Dienst nebenbei höre, Bach 3. Brandenburgisches). Kabel sei Dank bekomme ich den BR Klassik daheim und höre ihn dort gern. Selbst die wenig gehörten Sendungen in diesen Sparten hören jeden Tag mehr Menschen als in alle Konzerte im jeweiligen Bundesland Zuhörer/Schauer gehen.
Gerade weil in B-Klassik noch nicht alle 12 Minuten dazwischen gequasselt wird oder hier ein Sätzchen von, da ein Alllegretto und dann jenes Largo affetuoso, wie das etwa im heruntergekommenen NDR 3/Klassik inzwischen der Fall ist!
Jeeves ha detto:
Ein Kenner (Cellist) und Insider (Schweizer Radio) hat vor Jahren ein Buch über Musik im Radio geschrieben. Hier ein kleiner Auszug:
“Wenn 100.000 Menschen Madonna hören wollen und 1 Mensch Anton Webern, muss man nicht 100.000 Stunden Madonna senden und 1 Stunde Anton Webern, sondern 1 Stunde Madonna und 1 Stunde Anton Webern. Da nämlich all 100.000 gleichzeitig hören können, kommen alle 100.000 Madonna-Freunde auf ihre Kosten und der Webern-Freund ebenfalls. DAS ist Demokratie.”
(Urs Frauchiger “Brevier für Radiohörer”, 1982)
kinky So ha detto:
Das Zitat ist gut.
kinky So ha detto:
Ich muss gestehen, dass ich erst recht spät zu dieser Musik gefunden haben. Auch hier regte mich der geschätzte Gastgeber an. Ich bin im Moment dabei, diese Musik peu à peu zu entdecken und bin bis dato, von einigen Fehlgriffen abgesehen, sehr begeistert. Zumal es sich auch gut mit der etwas altmodischen Röhrenverstärker-Magnetostatenanlage verträgt, die feinste Nuancen sehr gut wiedergibt.
Filou ha detto:
Magnepan?
(Hab noch zwei auf dem estrich.)
Melursus ha detto:
Der schwarze Block in Münchner Blond. Oder heißt es nicht “friedhofsblond”? Mit Debbie Harry “I want to be a Platinum Blonde” kann das geschilderte Publikum wohl nichts mehr anfangen.
Aber viel Erfolg, und bitte auch auf openPetition einstellen
Helmut Weiß ha detto:
Die Sender mit dem Zusatz “Klassik” sind der Dudelfunk für den halbgebildeten Mittelstand. Gute Musik wird zum wohligen Hintergrundgeräusch, man hört nur mit halbem Ohr zu, sie wird dadurch entwertet und die Feinheiten erschließen sich nicht. Ob in der Küche, im Auto, am Arbeitsplatz, im Ladengeschäft, überall wird sie abgenutzt und zu Tode gedudelt.
Ich habe gestern bei Youtube Vivaldi RV 579 aufgerufen und 6 unterschiedliche Interpretationen gehört. Verblüffend die Unterschiede, aber nur wenn man genau zuhört. Überflüssig zu erwähnen, daß bei mir absolutes Berieselungsverbot herrscht, auch im Auto und am Arbeitsplatz.
Gux ha detto:
Ganz im Gegenteil. Solche Radiosendungen ermöglichen es, auch ungewöhnliche Aufnahmen in hervorragender Qualität zu Hause zu hören (gerade BBC Radio 3 kann mit sehr hoher Aufnahmequalität überzeugen). Wenn man z.B. nicht zu den Proms gehen kann, sind die Übertragungen auf Radio 3 ein recht guter Ersatz.
Ich bin erstaunt daß Youtube inzwischen eine derartige Qualität liefert. Aber: youtube benötigt einen funktionierenden (und einigermaßen schnellen) Internetanschluß – den hat man nicht immer.
aristius fuscus ha detto:
Das stimmt natürlich, dennoch hat youtube seinen Wert. Viele -gerade zeitgenössische- Stücke findet man nicht auf CD, die einzige Möglichkeit, das neueste (oder ein neueres) Produkt von Bose, Riehm oder Müller-Siemens zu hören ist da youtube -Klangqualität hin oder her. Für mich ist das eine sinnvolle Ergänzung zu den anspruchsvolleren Radioprogrammen, wo man nach dem Zufallsprinzip auch einzelen Perlen finden kann (besonders im ARD-Nachtprogramm), aber eben nicht das, wonach einem gerade der Sinn steht.
Helmut Weiß ha detto:
@Gux:
Ich glaube, wir reden über verschiedene Dinge. Natürlich könnte man auch im Klassik-Dudelfunk musikalische Perlen finden. Aber: Wenn man im Auto oder am Arbeitsplatz notwendigerweise abgelenkt ist, entgehen einem alle Feinheiten.
Youtube habe ich früher auch für einen digitalen Müllhaufen gehalten, was er auch sicher zu 90% ist. Es gibt aber Musik-Enthusiasten, die unglaubliche Raritäten einspielen. Die Zugriffszahlen sind dann auch nur allenfalls dreistellig, einmal war ich der einzige.
Gux ha detto:
Ich glaube, es gibt einen erheblichen Unterschied zwischen der Berieselung und dem aktiven Zuhören. Die Berieselung schätze ich sehr bei kreativen Tätigkeiten, während ich zu mehr analytischen Tätigkeiten absolute Stille brauche – und die Art der Berieselung hängt dann von vielen verschiedenen Dingen ab. Daß man dabei keine Feinheiten erkennen kann, ist offensichtlich – andererseits habe ich auf diese Weise auch schon zahlreiche Musikstücke entdeckt die ich dann später richtig hören konnte. (Im übrigen würde ich Radio 3 noch nicht als Dudelfunk bezeichnen).
Youtube muß ich mir dann einmal anschauen. Bisher war ich von der Qualität der Aufnahmen die ich gehört habe nicht so angetan und habe mich daher kaum darum gekümmert.
Was aber bei beiden Methoden fehlt: die Atmosphäre, das (noch viel wichtigere) sehen und gesehen werden und natürlich das Erlebnis
Helmut Weiß ha detto:
Es kann nicht immer um die Tonqualität gehen. Faszinierend finden ich den Schmelz historischer Aufnahmen. Aber Youtube ist für mich die einzige Gelegenheit, die Welt der Musik noch in ihrer ganzen Fülle in absehbarer Zeit zu erfassen. Gegessen wird dann aber zu Hause. Die Schloßoper in Rheinsberg zeigt einen brauchbaren Weg aus der Vergreisung der Abo-Musikvereine und der verfetteten Staatsbühnen. Junge Sänger und Musiker begegnen einem jüngeren Publikum. Das ist eben die Brandenburger Einöde…
Filou ha detto:
YouTube ist für mich eine Sorte Katalog nach dem ich mich entscheide, ob ich mir eine DVD anschaffe oder auch nicht.
Bei meinem engen Interessengebiet (Barockopern und Oratorien) bin ich vorher oft auf sehr verdienstvolle, jedoch verstörende Inszenierungen gestolpert. Darüber ärgerte ich mich masslos. Der jüngste Fall betraf eine deutsche (was sonst) Inszenierung des Monteverdischen ‘Ritorno d’ Ulisse’, wo der heimatsuchende Held pudelnackig auf der Bühne seine Verlorenheit beklagt. Das ist mir so symbolisch, dass es schon wieder blöde platt daherkommt. Meine Meinung dazu ist ähnlich der von Rüpeln auf den Stehplätzen des La Fenice: Auspfeifen!
Und manchmal trifft man bei YT auf Trouvaillen, die überraschend daherkommen, die man 5x anschaut, so dass man endlich mit rheumatischer Hand in den Beutel greift um aus reiner Dankbarkeit gegenüber allen Beteiligten die Scheibe zu kaufen.
Filou ha detto:
@Gux, ich hoffe doch sehr, dass Sie die besseren Musiken nicht über die Lautsprecher des Notebooks hören.
Ein paar ordentliche Kopfhörer sollte man sich gönnen. Meinem angeborenen Geiz widerstehend leistete ich mir deswegen sogar sehr ordentliche.
Die Klangqualtiät von YT ist nicht übel, das Problem ist die Bildresolution.
Ca ha detto:
Vielleicht kann ich ein wenig helfen: Über Konvertierer kann man youtube-Fundstücke in verschiedenen Formaten speichern; das mag schon etwas dauern, aber die fertige Konserve kann danach problemlos konsumiert werden. Problemlos auch deswegen, weil ich die Attacken meiner Sitznachbarn mit für mich ungewohnten Giftgasen nicht durch Hustenanfälle abwehren muss…
Jeeves ha detto:
à propos Proms.
Aus meinem Tagebuch, September 2011:
Auf meinem üblichen Radiosender “Kultur-Radio” (rbb) hörte ich in der vergangenen Nacht die Übertragung der Night of the Proms aus der Royal Albert Hall.
Gegen Ende der Veranstaltung, um 23:50, hörte man plötzlich nicht mehr die seit Jahrzehnten vertraute, verhaltene Samtstimme des deutschen Kommentators Seelmann-Eggebert, sondern plötzlich war da ein “fremder” Kommentator, der sprach laut und mit komplett anderer Emphase etwas völlig Unpassenden zum Geräusche-Hintergrund der zu Ende gehenden Proms.
Nach ein paar rätselhaften Sätzen aus dem Mund dieses “neuen” Sprechers war klar: da hat jemand im Sender irgend einen Stecker falsch gesteckt oder einen unpassenden Knopf berührt, denn ich hörte auf dem Kultur-Radio nun die Übertragung eines Boxkampfes, offenbar ebenfalls “live” und ebenfalls die letzten Minuten. Nach dem Sieg war dann für 2 bis 3 Minuten totale Ruhe im “Kultur-Radio”, dann kam ein Studio-Ansager, der aber keinerlei Hinweis oder Entschuldigung zu der kuriosen Einblendung und technischen Panne aufsagte. Vermutlich hören die Verantwortlichen im Sender nicht ihre eigene Sendung? Oder sie hoffen/vermuten, niemand “draußen” hört zu?
Nun ja, jedenfalls hab ich als Klassikfreund (und völlig uninteressiert an jedwedem Sportspektakel) mitbekommen, dass da ein Boxer namens Klitschko wieder mal gewonnen hat. Nur “The National Anthem” (vom BBC Symphony Orchestra, dem BBC Symphony Chorus und dem Chor der anwesenden Zuhörer) sowie die samtstimmige deutsche Absage aus London hatte ich verpasst. Dann kamen die Null-Uhr-Nachrichten und dann, wie jede Nacht, das übliche Klassikprogramm (Beethovens Siebente).
Julia ist mein Zeuge, resp. meine Zeugin.
Jeeves ha detto:
“Gute Musik wird zum wohligen Hintergrundgeräusch, man hört nur mit halbem Ohr zu”
.
Einspruch! Wenn Sie das möglicherweise tun, ist das Ihre Sache. Ich tu’s nicht. Sogar nachts im Bett vor’m Einschlafen läuft neben mir im kleinen Radiowecker die nächtliche ARD-Klassiksendung und ich höre oft SEHR GENAU zu. Weil’s mir gefällt oder weil ich sogar (bei diesem Ein-Watt-Mono-
LautLeiseprecher!) Entdeckungen mache, mir dann was notiere und am nächsten Tag ans CD-Regal gehe oder ins Web (um zu sehen wo ich’s herbekomme)..
Früher war’s der Jazz, da hörte & lernte & genoss ich’s genau so.
Radio!
In the Days Before Rock’n’Roll: http://bit.ly/1hgs4sF
Helmut Weiß ha detto:
@jeeves:
Sag ich doch. Entweder intensiv zuhören oder abschalten. Berieselung oder Hintergrundgedudel gibt es bei mir nicht.
Gux ha detto:
Eine Gesamtantwort scheint mir einfacher: vielen Dank für die Erklärung – ich werde mich auf jeden Fall mit einer Möglichkeit zum konvertieren beschäftigen.
Ich habe auch eine “richtige” Musikanlage (zumindest für meine Ansprüche – ich bin mir sicher, manche geschätzten Mitleser würden das eher belächeln), aber ich habe bisher Youtube einfach nicht als ein sinnvolles Medium für diese Art von Musik gesehen.
Ungewöhnliche Inszenierungen sind doch manchmal ganz interessant: ich war unlängst in einer modernen Inszenierung einer tragischen Oper die derart (unfreiwillig – nehme ich zumindest mal an) komisch war, daß es ein ganz besonderes Erlebnis war.
Thorsten Haupts ha detto:
Obwohl ich keine Klassik höre, zahle ich selbstverständlich die Demokratieabgabe. Die wohl passender in LadyGaga Abgabe umgetauft würde und für die der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen Missbildungsauftrag erfüllt.
Weshalb ich einem schwarzen Block ausnahmsweise mal viel Erfolg wünsche. Mögen die Gelenke taktvoll knirschen und die Gebisse elegisch klappern beim Marsch auf München.
Gruss,
Thirsten Haupts
spaccato ha detto:
Huhu, Thirsten.
Gruss
Spiccito
Moritz ha detto:
Der Schwarze Block wird es schwer haben. Von wegen wird sein Protest funktionieren, nur weil sie aus den besseren und als einflussreicher gewähnten Kreisen kommen. Diese ÖR-Sender sind durch die Bank und dermaßen quotenverliebt, dass das vorraussehbar nichts wird.
Viel übler ist, dass sie einen nachhechelnden Jungdudelfunk machen wollen, der Hundert Jahre zu spät kommt. Lieber BR, überweise mir dein ganzes Geld, zumindest meine GEZnoch-Beiträge.
C. von Egern ha detto:
Ach, Katerchen, ich hab dich lieb.
Moritz ha detto:
Der Kater hat sich auch lieb.
Dann simmer ja schon zwei.
Thorsten Haupts ha detto:
Stimmt vermutlich. Damit legte der ÖR allerdings gleichzeitig die Axt an seine Existenzberechtigung, auch wenn es noch Jahre dauern kann, bis es plötzlich zum Offenbarungseid kommt.
Gruss,
Thorsten Haupts
donna laura ha detto:
stürbe ein Konzertvereinsmitglied neben mir, und ich würde das gar nicht merken, und keinerlei Massnahme zu seiner Rettung unternehmen
hatte ich nicht einmal über die ereignisse um eine schöne barockoper – orlando furioso – berichtet?
wie dem auch sei, man, also gary und meine wenigkeit, hetzten ein wenig uneleganterweise in zeitnot, aber in den richtigen kleidern und ordentlich frisierte zur einführung in die oper:
gary wollte es so, denn er wollte diese unbedingt erhalten.
nun gut, der ganze tag zuvor schon war übervoll mit freizeitgestaltungen, zudem war darüber hinaus auch noch strahlend schönes wetter, und ein mittagessen mit einer flasche rotwein war auch noch inbegriffen in die planungen des tages.
endlich die beiden letzten stühle inmitten von ausgesopften leibern ergattert und zwei unsäglich bemitleidenswert aussehenden dramaturginnen in “kleidern aus der altkleidersammlung” (C. von Egern), die unglaublich schlecht frisiert und übel geschminkt waren, dabei aber wenigstens wie personifizierte fragezeichen eine schlechte figur machten, glauscht – also diese beiden gestalten raunten recht monoton mit wenigen hervorhebungsspitzen in der leise plätschernden sprachmelodie von uninteressanten gegebenheiten in zusammenhang mit der entstehung dieser oper. man kann es sich denken: kaum installierte sich gary auf einem dieser gold-roten stühlchen, sank auch schon sein hübsches köpfchen in den nacken. er ruhte sich seligst aus, im verein mit fast allen älteren herrschaften, die in den ersten reihen schon fleissg staub angesetzt hatten; nicht ganz unpeinlich, weil er doch eigentlich viel zu jung dafür…, aber ein guter hahn wird nicht nur nicht fett, er ist auch manchmal ein wenig strapaziert.
wie dem auch sei, mea parvitas ist da nicht ganz zimperlich und hatte spitze kleine ellenbögelchen für den holden angetrauten übrig – die vor allem während der entzückend vorgetragenen aufführung zum einsatz kommen mussten, wagte er es gar, nicht nur zu schlummern, sondern dazu dies auch noch zu ein wenig kund zu tun, indem er rhythmisch grunzte. natürlich verschwand seine gattin gefühlt mehrfach in irgendwelchen höllenlöchern, die sich einfach nicht auftun wollten.
am ende des abends war er eigentlich wieder ganz frisch.
kinky So ha detto:
Unsereins betrat einst aus Anlässen der Ausgelassenheit eine musikalische Darbietung des stilistischen Kraches. Der Informierte und bisweilen musikalisch Offene und Geneigte kennt das, schlecht gekleidete Menschen echauffieren sich und hüpfen, tanzen, rufen: Hello Berlin, Hello Munich – whatever sie rufen. Mitmachmusik. Bisweilen fällt der Betrachter in den Refrain und es entschlüpft ihm ein: oh baby, baby, baby oder andere Wortgewalt dergestalt, Dinge auf den Nenner zu formulieren und es sich kommod zu machen vor der Wall of Sound, betört, beglückt, der Seeligkeit anheimfallend. Große Momente!
Gux ha detto:
Es ist so leicht intensives, konzentriertes Lauschen mit Schlummern zu verwechseln. Leider wird das so oft mißverstanden …
aristius fuscus ha detto:
Wenn Sie darüber eine wissenschaftliche Untersuchung hätten, wäre das sehr hilfreich. Ich habe immer meine liebe Mühe, mein konzentriertes Zuhören bei Abteilungsbesprechungen zu rechtfertigen, zumal wirkliche Konzentration auch schon mal mit Geräusch verbunden ist.
colorcraze ha detto:
zumal wirkliche Konzentration auch schon mal mit Geräusch verbunden ist
echt jetzt? Welches? “Chrrr-pfüüh” wohl eher nicht, das läßt sich allenfalls als Nachdenken verkaufen?!
Gux ha detto:
Leider nein – höchstens einige empirische Studien. Und mit ein wenig Übung bleiben auch die Geräusche aus. Ein Problem ist nur, wenn man aufschreckt …
donna laura ha detto:
genau dies sollte gary wohl doch ein wenig noch einüben: friedlich die augen einfach nur zu öffnen, sich langsam bewegen, nicht mit dem programm um sich werfen…
Jeeves ha detto:
Ich geh’ ungern in Konzerte mit nummerierten Plätzen, nicht, weil da manche husten oder einschlafen, nein: wegen der Gerüche.
Ich werd’ aggressiv, wenn neben/hinter/vor mir jemand wie ein “Douglas”-Laden stinkt. Und das war leider zu oft der Fall. Und ich konnte dann den Platz nicht wechseln. Schrecklich!
kinky So ha detto:
Über Parfum könnte ich lange philosophieren. Es gibt eine Seite, dort schreiben Sachkundige (oder solche, die sich dafür halten) Reviews über Parfum. Einiges dort klingt wie Parfumlyrik, in etwa äquivalent zur Weinlyrik, jedoch dient sie mir immer zur gedanklichen Vertiefung eines meiner sinnlichen Spleens.
Um es kurz zu machen: Es ist eine hochkomplexe Kunst, den passenden Geruch zur Person zu finden und nur wenige beherrschen sie.
.
Die Verkümmerung der Sinne ist dem Overkill geschuldet. Wenn man den Geschmack eines frischen Apfels (vorrangig die alten Apfelsorten) an einem klebrigsüßen Apple Pie misst, ist dies ein Indikator für eine kulturelle Fehlentwicklung. Zu viel, zu laut ist Verkümmerung, nicht Steigerung.
Und daher gehe ich nicht auf Konzerte, nicht in Kinos, meide große Menschenansammlungen (Fußgängerzonen, Stadien etc.), wann immer dies möglich ist.
kinky So ha detto:
PS
Es sind immer die Stillen, Poetischen, Zarten, Ästhetischen, Subtilen, Seelenvollen, in die man sich verliebt.
Sie marschieren nirgends mit, sie sind oft unnütz, eigen, phantasievoll, unsicher – das macht sie mir so sympathisch.
The Great Artiste ha detto:
Das haben Sie schön beschrieben — auch andere in der Runde relativieren die emotionale Intensität intellektuell hoch aufgeladener Kulturveranstaltungen. HorrrPühhh….
Was Don Alphonso so schön beschreibt, ist einer der frühen Akte des Aussterbens unserer “Hochkultur”, die es sich so schön bequem im Subventionsanspruch gemacht hat. Wer mag es denn schon, in Abendkleid und dunklem Anzug mit Sand, Wasser, Theaterblut oder real produzierten Exkrementen beworfen zu werden?
“Die moderne darstellende Kunst” ist in der Sackgasse der Attitüde eingegangen.
Ich halte es da am liebsten noch mit George Tabori, der die physische Existenz eines menschlichen Schauspielers, mit seinen Wahrnehmungen, Äusserungen und Gefühlen als den einzigen “unique selling point” des Theaters herausstellte.
Auch das konnte ganz schön daneben gehen, war aber immerhin wirklich spannend.
Irgendwie selbsterklärend.
Auch wenn die heute als letzter Fels in einer Brandung von Pop-Schreisse gepriesene Musikklassik durch ihre Ausdauer über alle politisch-wirtschaftlichen Turbulenzen hinweg sicher einen Wert darstellt, darf die Frage gestattet sein, ob sie ein quasi religiöser “Wert an sich” ist.
Mir fällt auf alle Fälle im Auto, oder der bei der morgendlichen Radio/Info Begleitmusik auf, wie sehr das ganze Programm auf “schönmerkeln” abgestellt ist. Ein bisschen aufregen, klar, manches schlimm, aber Mutti macht das schon.
Man muss nur mal der Dramaturgie der pro-Fracking Lobby zuhören. Nein, wir sagen jetzt lieber unkonventionelle innovative Schiefergasförderung, mit ganz neuen ungefährlichen Mittelchen. Und auch bei konventioneller Förderung in D wird doch schon ein bisschen gefrackt. Und die Versorgungssicherheit, und die sinkenden Verbraucherpreise, und die Arbeitsplätze…
Der deutlichste Unterschied zwischen dem 68er Aufbruch, den Jahren danach, und dem heutigen Zombie-Kapitalismus ist, dass wirklich nicht mehr nach Erkenntnis und Selbstverwirklichung gestrebt wird, ( die Selbsterkenntnis zum heutigen Zustand wäre wahrscheinlich ähnlich desolat wie in Nordafrika, nur mit schöneren Autos und neueren Handys), sondern nach Surrogat, Verscheisserung und Ersatzbefriedigung.
WAS von dem ganzen “hippen” und “coolen” Sch….. macht uns wirklich glücklich?
Stefan Raab, Joko und Klaas, Charlotte Roche möchte ich -nicht persönlich- als Symbolisanten einer Kultur anführen, von der es weissgott genug gibt, gegen die unsere augenverdrehten Klassikliebhabe-Dinosaurier wirklich noch über eine echte, historisch geadelte Ersatzwelt verfügen – aber wenn man an alte Formate wie “Wünsch Dir was” mit Dietmar Schönherr und Vivi Bach oder “Wa(h)re Liebe” ,mit Lilo Wanders denkt, ist die heutige Pop-Kultur mit ihren sagenhaft dämlichen Filmchen und Serien (Um Himmels willen) wirklich zum aufstossen und ins Horn brechen.
Ich glaube aber, ganz viele sind froh, wenn sie ihr Schrumpf-Köpfchen getätschelt bekommen und bloss nicht in den Spiegel sehen müssen.
colorcraze ha detto:
Einerseits: ja schon. Andererseits geht mir aber auch die Glorifizierung der eigenen Jugend (“Mann, ’68, was waren wir revolutionär”, “Die 80er, was waren wir cool”) so richtig auf den Wecker. Weil es den heute Jungen gegenüber einfach völlig ungerecht ist. Sie sind von Anfang an marginal (in einer solchen Minderzahl, daß sie auch auf einem Haufen sich kaum als Mehrheit dünken können), “laufen mit”, und haben insofern überhaupt keine Möglichkeit, sich als besonders zeitgeistsetzend zu erleben. Das ist eine ganz andere Situation als die der ständig massenhaften Babyboomer.
Aber das sind eben die Jungen, und die Jungen sind die Zukunft, ob einem das nun gefällt oder nicht.
Sie vollzuschwatzen, wie toll es doch sei, massenhaft zu sein, ist völlig ohne Wert, weil das für sie eine Situation darstellt, in der sie sich zeitlebens nie befinden werden.
Dagegen sind sie ständig in der Situation von Einzelkindern, die von den Älteren klugscheißerisch vorgekaut bekommen, wie toll es doch wäre, jung zu sein, und in Wirklichkeit wrden die Jungen aber an den Rand gedrückt und es wird ihnen alle Möglichkeit, altersgemäß zu leben, austherapiert.
donna laura ha detto:
wenn sie ihr Schrumpf-Köpfchen getätschelt bekommen und bloss nicht in den Spiegel sehen müssen
gnihihi. nicht falsch, durchaus nicht falsch.
sicherlich, jede generation ist anders, sie sollte es sein – und sie wird so oder so ohnehin sein.
meine zum beispiel “leidet” daran, dass man als generation schlichtweg von der älteren generation als ganzes zur rebellion aufgefordert wurde – die schliesslich darin lag, eben nicht zu rebellieren (auch schon wieder eine rebellion, zumindest eine negation), sondern einfach nur im verborgenen und hinter schleiern sein eigenes ding durchzuziehen und einfach spass zu haben, ohne die gesellschaft, in der man leben möchte aus den augen zu verlieren, im gegenteil.
C. von Egern ha detto:
Was ist grau, dreizehn Meter lang und hat drei Zähne und schnarcht?
Die erste Reihe im Stadttheater-Senioren Abo.
Ich bin selbst schon im Theater eingeschlafen, das war aber wegen furchtbarer Langeweile. Ich verstehe allerdings auch, daß jemand einfach nur von des Tages Müh erschöpft irgendwann einschläft. Gerade wenn in dieser Zeit beispielsweise ein Herr Castorf 5 Stunden braucht, um mit seinen dauerschreienden Darstellern, rennenden Kameramännern und wild rotierender Bühne, keinerlei Geschichte zu erzählen.
Da werd ich schon auch recht müd. Also ich bin doch im besten Alter!!
Müde werd ich auch bei blutverschmierten nackten Tenören oder theatralischem Gerenne wildem Gehopse und, das gerne mit Tempo verwechselt wird.
Was ich an gutem Klassikradio schätze ist daß mich kein Gutelaunegebrabbel von unmenschlich gut gelaunten Ansagern anbrüllt. Ich finde ja gute Musikjournalisten könnte so ein Sender durchsaus beschäftigen. Oder auch schlechte. Immer noch besser als irgendwelche Ansageclowns. So jetzt geh ich mit meiner miesen Laune an die frische Luft. Aus dem Weg Kater, sonst…Grummel.
Filou ha detto:
Ich sage nur Glyndebourne, 1996, Peter Sellars, William Christie: Theodora (Händel).
http://www.youtube.com/watch?v=Yf-QS16yZIw
Das Licht, die Kulisse, die Soldaten, die Uniformen!
Der arme, brave Chor.
Hätt’ ich gehabt YouTube, hätt’ ich können das Geld versaufen.
C. von Egern ha detto:
Ihr Link ist genial. Erst hatte ich den Mund ungläubig geöffnet, dann musste ich laut lachen. Sa-gen-haft. Ach wie gemein, sie haben dafür bezahlt. Schöne Sch…. Kaisers neue Kleider. Ich fand den Giovanni in der Bronx schon unglaubwürdig. (War doch auch von Sellars?) Aber das Picknick hat Ihnen hoffentlich gemundet? (Ich muß schon wieder lachen. Toll modernisiert Herr Regisseur.)
Filou ha detto:
Hab’ den Giovanni (www.youtube.com/watch?v=vMXU5pjhPTM) bei YT kurz angesehen. Na wenigstens ist das Licht schön.
Filou ha detto:
Da lob’ ich mir die Ghetto-Adaption von Romeo und Julie als West-Side-Story durch Leonhard Bernstein.
Gux ha detto:
Auch wenn ich mich hier sicher als Kuturbanause zu erkennen gebe: so schlimm finde ich das gar nicht (die Theodora) – ich habe schon weitaus schlimmere Inszenierungen gesehen. Und warum soll man nicht ein wenig experimentieren? Es ist wie mit der Evolution – von vielen Versuchen wird einer gut, und der bleibt erhalten. Wenn Regisseure bei Inszenierungen keine Risiken eingingen, dann wäre es auch langweilig – und im schlimmsten Fall macht es das Pausengespräch unterhaltsamer.
Filou ha detto:
Schon recht, lieber Gux, jedoch beim Beispiel Theodora kommt mir die alte Aversion gegen das Opernleben der 70er bis 90er hoch. Es gab in dieser Zeit soviele Barockopern (Theodora ist eigentlich ein Oratorium und somit ist Sellars Interpretation besonders verwerflich) die ohne Ghetto, Gestapomänteln, Stahlhelmen nicht auskommen wollten.
Hier in diesem Fall ist Sellars kein inszenatorisches Risiko eingegangen (das wäre ja lobenswert gewesen), sondern ist voll auf einen linken Zeitgeist eingestiegen. Und das ausgerechnet bei einem Oratorium, dass eine fromme Nervensäge zum Thema hat.
Im übrigen finde ich Ihre naturwissenschaftliche Sicht auf diese Operndinge erfrischend und erheiternd. Das sollte man sich als leidender Zuschauer hinter die Ohren schreiben. Dazu braucht man aber Gelassenheit. Die bekommt man nur wenn man während der Aufführung einen dicken Joint raucht.
Rauchen ist aber verboten!
Trinken auch!
Mit Mrs. Smith unter der Treppe Unzüchtiges zu treiben leider auch [1].
[1] Pepys Diary (dunkel erinnert).
GuX ha detto:
Lieber Filou, ich habe dieser Zeit – leider oder zum Glück – nicht miterlebt. Ich bin mit den züchtigen Inszenierungen einer Möchtegern-Großstadt großgeworden, und dort traute man sich außer auf den Experimentierbühnen nicht, wirklich etwas anderes zu versuchen. Sie können sich daher auch meinen Schock bei meinem ersten Theaterbesuch in Berlin vorstellen …
Aber ich kann Ihren Standpunkt sehr gut versehen – hatten wir das nicht schon einmal hier an einer anderen Stelle?
Ich hab enoch nie über eine naturwissenschaftliche Sicht auf Opern nachgedacht – aber ich denke, Sie haben recht. Wahrscheinlich ist das eher die Macht der Gewohnheit – man blickt auf die Dinge so, wie man es gewöhnt ist. Aber die Gelassenheit kommt recht schnell – zumal es gerade in der Oper oder im Theater so viel zu beobachten gibt, wenn die eigentliche Aufführung zu langweilig wird.
Ca ha detto:
Sehr praktisch, knapp ein Quartal vorm Urlaubsbeginn: Brasch abb juhr Innklisch (und Pascha korrigiert’s)
http://johnreed.tv/blogs-pillars-of-society-social-murder-and-manslaughter/
Gibt’s auch noch eine italienische Version, spaccato?
colorcraze ha detto:
Waaaaha, was ist das denn – “national series” in manslaughter??? Irre?
pascha50 ha detto:
Thanks a lot, Ca, no reason to pick up a red biro…
My English course will be delighted, I hope…
Pillars of Society vs. Stützen der Gesellschaft…?
Copyright? Plagiarism?
Who is cook and who is waiter?
Lucky Don, he ain’t Dr. Phil….. He would be in focus, wouldn’t he?
Thorsten Haupts ha detto:
2 Germanismen, pascha. Und ein Mix aus britischem und amerikanischem Englisch. Gibt im Ergebnis eine glatte drei :-).
Gruss,
Thorsten Haupts
pascha50 ha detto:
Auch wenn das einige Unbelehrbare nicht so sehen, humorhabender Herr Haupts, aber nicht alle Lehrer sind unbelehrbar!
Also, wo sind die Germanismen?
Wahrscheinlich meinen Sie, dass man auf Englisch nicht “to be in focus” sagen kann!
Dazu soll sich mal ein native speaker äußern tun! 🙂
Die Metapher von Koch und Kellner kannte ich vor Schröder nicht.
Ist das im Englischen eine feste Redensart?
So, wie im IT- Englisch von Slave und Master die Rede ist? (Vgl. Brennenstuhl Steckerleisten )
Das Kernproblem haben Sie jedoch nicht angesprochen:
Dass nämlich Don von John oder John von Don ganz kräftig abgekupfert hat!
Vergleichen Sie mal den Anfang von “Gesellschaftlicher Mord und Totschlag” mit dem Anfang des von Ca zitierten Links !
Das ist ja wortwörtlich übersetzt!!!
Ich habe in dem John Reed Artikel kein Datum gesehen!
Wenn das nur die Spitze der gefakten dorischen Säule ist, dann haben wir einen publizistischen Säulenheiligen weniger….
Dann holen die “feministischen Nattern” zum finalen Rundumschlag aus, der ein plagiaristisches Trümmerfeld hinterlassen könnte…
Frage an Ca:
Wie sind Sie auf den Link zu John Reed gekommen?
T.I.M. ha detto:
Das ist relativ leicht aufgeklaert: Der englische Text ist EXAKT was google translate aus Don’s Original macht. Packt man aber die “englische” Uebersetzung in den Translator, kommt dabei eher Unfug heraus.
“Das Kleid ist grün. Grün ist auch mit der Hoffnung bekannt, aber die Hoffnung, jemals so grün wie das Kleid sein, würde sie eher eine absolute Gewissheit, mit der Gewissheit, dass der Träger ist geschieden und will Aufmerksamkeit um jeden Preis zu gewinnen, auch um den Preis einer sozialen Tod. Man würde wahrscheinlich in der Provinz sein, hier den Mund aufreißen und sogar einer sozialen Selbstmord zu sprechen, mit denen, die sich selbst würde sie die Verantwortung, die die ersten, die ihre Fahrt den Dolch der Eifersucht in diesem Fleisch wollte, von dem viel geben würde, sehr viel kann, wenn es keine grüne Abdeckung gesehen werden.”
Wobei man sagen muss, dass google.translate bei weniger komplexem Satzbau als dem unseres Gastgebers inzwischen zu einem fast brauchbaren Hilfsmittel geworden ist.
T.I.M. ha detto:
Man verzeihe mir das Apostroph in “Don’s”… Sprachverwirrung (und ich hatte Nachmittagsbier zum Bayernspiel).
T.I.M. ha detto:
Das “Koch und Kellner” – Wort kommt uebrigens offenbar tatsaechlich von Lessing, insofern ist es ein Germanismus. Allerdings findet sich die Uebersetzung in der Englischen Literatur bereits im 19. Jhd.
https://www.google.com/search?tbm=bks&hl=en&q=%22Who+is+cook+and+who+is+waiter%3F%22
T.I.M. ha detto:
Kleines Quiz! Was ist das (google translate D->E->F->Tur->D):
Dank wert spåret/ Leidenschaft unbequem/ Das ist eine gute Entwicklung in Deutschland/ Andres als ein gutes Land.
pascha50 ha detto:
Das macht mehr Spass als die Werke von Anna Gramm!
Was kommt raus für:
Du bist schwer auf Draht.
Love labour’s lost.
Der Schrank wurde verrückt.
In 10 Jahren gibts keinen Unterschied mehr zwischen Original und PC Übersetzung.
Die Lateinkollegen klagen jetzt schon, dass die Schüler, anstatt selbst zu übersetzen, die lateinischen Texte einfach in google eingeben.
Filou ha detto:
Ich bezweifele sehr, ob in zehn Jahren die Maschinenübersetzung gleich der menschlichen sein wird. Die stets neu sich erschafftenden Sprachbilder, zu deren Verständnis Kenntnisse von Leben-und Denkgewohnheiten notwendig sind, stehen einer adäquaten Maschinenübersetzung gewaltig entgegen.
Mein unleidlich schlechtes Französisch bringt mich täglich zu Google, am Ende jedoch bleibt mir nur die mühsame Kleinarbeit mit Langenscheid oder Pons.
Gux ha detto:
Filou, warum nicht? Es kommt auf die Textart an. Nachrichten, technische Texte wie Handbücher oder einfache Beschreibungen sind sicher einfacher zu übersetzen als anspruchsvollere Texte. Und es kommt auch sehr auf die Sprache an: sehr umschreibende Sprachen wie z.B. das arabische, oder Sprachen mit sehr vielen versteckten Bedeutungen sind natürlich erheblich schwerer zu übersetzen.
Man kann auch “Übersetzerfreundlich” schreiben (was wir z.B. machen, wenn viele nicht-Muttersprachler Texte lesen sollen) – das macht die Sprache zwar deutlich langweiliger, aber auf jeden Fall eindeutiger. (Ein Einschub: wir haben das Problem bei Prüfungsaufgaben – eine nichtverstandene sprachliche Feinheit kann schnell zu einem verfehlten Thema und durchfallen führen, und selbst Muttersprachler haben manchmal Schwierigkeiten. Die jährliche Diskussion ist, ob wir Sprachverständnis oder Wissen testen – mit dem Ergebnis, daß Prüfungsaufgaben meistens ohne Probleme auch von Google Translate übersetzt werden könnten, weil sie so eindeutig formuliert sind).
Aber letztendlich geht es nur darum, den Kontext richtig zu erfassen und dementsprechend zu reagieren – und da macht der Mensch auch genug Fehler (man muss einfach nur die aus der Daily Mail oder Sun übernommenen Zeitungsartikel in SPON etc anschauen).
Ca ha detto:
Ich bitte um Entschuldigung, Pascha, dass es etwas gedauert hat. Ich
hatte wenig Zeit.
Weil ich hier neu bin und noch nicht alles auf die Reihe bekomme, habe
ich erneut ältere Beiträge nachgelesen – gestern bin ich nun in “Mord
und Totschlag” auf Herrn Drückebergers Ironisierung von “Keili Minaog”
(marzo 26, 2014 alle 6:14 pm) gestoßen und habe seine
Von-der-anderen-Seite-der-Erde-Suchmaschinentesteinstellung ausprobiert.
Ergebnis (ich habe vorsichtshalber einige . in URLs weggelassen):
0000000000000000000000000000
7 Ergebnisse (0,26 Sekunden)
Meinten Sie: “Keili Menog”
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Gesellschaftlicher Mord und Totschlag – Stützen der Gesellschaft
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26.03.2014 – Mal ein paar Namen, die es auch in seriöse Blätter
schafften: Keili Minaog, Madonna, Paris Hilton, Carla Bruni-Sarkozy,
Lady Gaga, später …
Blogs | Pillars of Society: Social Murder and Manslaughter |
johnreed tv/blogs-pillars-of-society-social-murder-a…
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Time a few names that made it even in reputable publications: Keili
Minaog, Madonna, Paris Hilton, Carla Bruni-Sarkozy, Lady Gaga, and later
Pussy Riot and …
Blogs | Stützen der Gesellschaft: Gesellschaftlicher Mord und …
www newsxs com/de/go/4817480/FAZ_Politik/
26.03.2014 – Mal ein paar Namen, die es auch in seriöse Blätter
schafften: Keili Minaog, Madonna, Paris Hilton, Carla Bruni-Sarkozy,
Lady Gaga, später …
Carla Bruni 2014 | Marken-Site – FoceDIR
www facedir de/tag/carla-bruni-2014/
mal ein paar namen, die es auch in seriöse blätter schafften: keili
minaog, madonna, paris hilton, carla bruni-sarkozy, lady gaga, später
dann pussy riot und …
Konzerte Paris 2014 | Marken-Site – FoceDIR
www facedir de/tag/konzerte-paris-2014/
… schliesslich um ernste angelegenheiten (konzert am übernächsten …
keili minaog, madonna, paris hilton, carla bruni-sarkozy, lady gaga,
später dann pussy .
Toskana Bilder Malen | Marken-Site – FoceDIR
www facedir de/tag/toskana-bilder-malen/
mal ein paar namen, die es auch in seriöse blätter schafften: keili
minaog, madonna, paris hilton, carla bruni-sarkozy, lady gaga, später
dann pussy riot und …
Kleidung Bei Verlobung Mord | Metasuche – Web Directory
web suchelinks org/tag/kleidung-bei-verlobung-mord/
mal ein paar namen die es auch in seri se bl tter schafften keili minaog
madonna paris hilton carla bruni-sarkozy lady gaga sp ter dann pussy
riot dass dereinst …
000000000000000000000000000000000
Mir fiel auf, dass der “englische” Text nicht vollständig ist – es
fehlen z. B.:
26.03.2014, 08:41 Uhr · Früher wurden Menschen noch gesellschaftlich
entehrt, heute besorgen das die Medien: Dank Femen und Paris Hilton
müssen bessere Kreise in den eigenen Reihen keine abschreckenden Exempel
mehr statuieren.
Von Don Alphonso
RAL 6032
Findest Du nicht, dass es mein gesellschaftlicher Tod wäre, fragt sie.
…
Es gibt auf solche Fragen keine richtige Antwort, ich versuche es daher
lieber mit der unverfänglichen Standardformel der guten Hausfrau: “Aber
nein, ich denke nur, es wird nicht ganz leicht, etwas zu finden, was
dazu passt – das wäre beim Pastellfarbenen sicher anders”.
…
Schon deswegen gibt’s kein “Befriedigend” 😉
“Germanismen” sind auch vorhanden:
Abmurksens (Rotstift!)
Oktoberfest (Rotstift!)
unangepasstem (Rotstift!)
Spies (Rotstift!)
Angekeift (Rotstift!)
Die Abkupferungsfrage kann zugunsten des Hausherrn beantwortet werden:
1111111111111111111111111111111111111111111
http://johnreed.tv/page/27/ (die Zahl wird jeden Tag größer!)
in Uncategorized March 27, 2014
Blogs | Pillars of Society: Social Murder and Manslaughter
The dress is green. Green is also known to the hope, but the hope would
be ever so green as the dress, she would rather an absolute certainty,
with the certainty that the wearer is divorced and want to attract
attention at any cost, even at the cost of a social death. One would
probably […]
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1111111111111111111111111111111111111111111
Herr Drückeberger würde wahrscheinlich noch mehr finden…
Ca ha detto:
…und dann gab’s da doch noch einen Ratschlag für besonders schwere Fälle:
Empire me the proposal hammer!
Filou ha detto:
Fonsiplag?
Mediensegler ha detto:
Nur ganz kurz, da die Dinge und Vorgänge in 1.0
zur Zeit meine ganze Aufmerksamkeit fordern.
Wenn ich in den Spiegel schaue, kann ich da ganz gelassen und zufrieden
in zwei zwar gealterte aber immer noch leicht zwinkernde Augen sehen.
Was erwartet man denn hier von den jungen Leuten,
wenn schon die Regierenden einfach resignieren.
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/spaeh-affaere-kanzlerin-darf-nicht-in-ihre-nsa-akte-schauen-12887147.html
In unserem Sonntags-Stadttheater-Abo wird Oper gnadenlos eingetauscht.
Es kommt auch schon mal vor, dass man nach der Pause
einfach das Bierchen bei der schönen Thekenfrau bevorzugt.
Und die Kleiderordnung nehmen wir auch nicht ganz ernst:
Und war nicht die Klassik zu ihrer Zeit auch U-Musik?
Mit Youtube, zwei Bildschirmen und einer guten Anlage
kann man herrliche Musikabende verbringen,
gerne auch ohne Oper. 😉
.
Zum Küchenblog:
Ich halte es da mehr mit Donna als mit Filou.
Wenn man schon an der Haustür erschnuppern kann,
dass es vor zwei Tagen zu Mittag Kohl gab,
dann hat man es mit der weltoffenen Küchenfraktion zu tun.
Wenn man Fisch riecht, sollte man da eh nicht essen,
denn frischer Fisch stinkt nicht.
Bei uns bleibt die Tür zu, basta.
Dafür ist dann alles so ergonomisch,
dass ein Mehrgänge-Menü für 8 Freunde
kein Problem sein sollte.
.
Für unseren Studentensohn kauften wir vor zwei Jahren
bei Ebay eine gebrauchte 4 Jahre alte Einbauküche für 250 Euronen
von einer alleinerziehenden Mutter.
Im Backofen war noch die Schutzfolie und die Bedienungsanleitung.
Aber die Mikrowelle wollte sie behalten.
Das sagt doch alles zu heutigen Kochgewohnheiten.
Thorsten Haupts ha detto:
O.T.: Der hier ab und an mal bewunderte fefe hat dem Programmierer der gerade heiss diskutierten Sicherheitslücke in open ssl vorgeworfen, er hätte absichtlich eine Backdoor für einen Geheimdient in den Code eingebaut. Beleg? Seine Einschätzung. So einfach geht Denunziation.
Gruss,
Thorsten Haupts
Filou ha detto:
Form entspricht Inhalt.
dreamtimer ha detto:
Ich bin mit den züchtigen Inszenierungen einer Möchtegern-Großstadt großgeworden, und dort traute man sich außer auf den Experimentierbühnen nicht, wirklich etwas anderes zu versuchen.
Ich glaube, mittlerweile hat man sich wieder mit der Musealisierung der klassischen Kultur abgefunden. Es gibt ja ganze Städte, die damit werben, dass sie lebendige Museen sind. Dann darf man sich freilich nicht wundern, dass neben den Schulklassen und japanischen Touristen v.a. die Altenheime dort ausgeladen werden. Nicht jeden Bereich hat es gleichermaßen getroffen. Die bildende Kunst der Moderne ist anschlussfähig geworden, obwohl sie auch nicht gut beim Publikum gestartet war, die post-klassische Musik ist es nicht. Sie ist bloß “interessant”, wobei das Interesse an ihr dann doch rasch wieder erlahmt. Man nimmt kaum Notiz voneinander und geht sich aus dem Weg. Selbst die Feuilletons sind nicht undankbar für die Massenkultur, schließlich lässt sich Ideologiekritik daran praktizieren und der Zeitgeist sezieren. Spaß muss sein.
Es gibt übrigens einen melancholischen Aspekt des Stützenblogs. Wo der Don hinkommt, scheint er der jüngste zu sein, ob nun am Tegernsee, in Tenerriffa oder im Konzertsaal. Es sind nicht die alten die sterben, sondern es sind die jungen, die bereits gestorben sind.
dreamtimer ha detto:
Was ist eigentlich der Effekt von Rispondi -> ANNULLA RIPOSTA -> Commento …?
Wenn ich etwas weiß, dann ist es, dass ich nicht, zumindest nicht absichtlich auf Filous Kommentar geantwortet habe. Selbst das ursprüngliche Rispondi galt nicht nicht seiner Antwort auf TorHa.
kinky So ha detto:
Das gibt der Figur etwas mystisches, schattenwandlerisches. Die Melancholie des Frühvollendenden spielt dabei auch eine Rolle.
sambossa ha detto:
“So einfach geht Denunziation.”
Das sind wohl nur die heutigen Umgangsformen mancher “Durchblicker” im Netz. Fand ihn auch übertrieben, diesen Alarmismus.
Thorsten Haupts ha detto:
Wahrscheinlich. Eine ausreichende Begründung dafür, die Piraten für vom ersten Tag an gescheitert zu halten. Sie hatten, mit einer Mehrheit in ihren Reihen, die genau so sozialisiert wurden, nie eine Chance.
Gruss,
Thorsten Haupts
sambossa ha detto:
Neues aus dem digitalen Tollhaus: der vielzitierte “Heartbleed”-Fehler in der OpenSSL-Software soll schon seit zwei Jahren von unseren amerikanischen Freunden ausgenutzt worden sein.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzwirtschaft/nsa-soll-heartbleed-luecke-seit-zwei-jahren-systematisch-ausgenutzt-haben-12892263.html
Ca ha detto:
Seit der Einführung der Beweislastumkehr ein beliebtes Gesellschaftsspiel: “Schlagen Sie Ihre Frau eigentlich immer noch?”
kinky So ha detto:
Ich denke nicht, dass klassische Musik die klügere oder die bessere Musik ist.
Da gibt es viel Kitsch und Schmalz, wie überall. Sicher gibt es sehr gute zeitgenössische Musik. Das ist doch keine Frage.
Mir macht das Analoge mehr Freude als das Digitale. Bei der Fotografie, bei der Musik, bei der Kunst allgemein. Ich mag es, ein Buch in der Hand zu haben, das Papier zu spüren, umzublättern, eine Langspielplatte aufzulegen, ein Foto zu entwickeln, ein schönen Essen zu kochen. Solches zelebriere ich. Das ist kein betuliches Versusgehabe, damit kann ich nichts anfangen.
Mal so, mal so, das Ausschließliche ist nicht meins.
kinky So ha detto:
Und ein wenig out of topic wie der Latainer sagt:
Dieses allerorts konstatierte “The-end-of-the-web” sehe ich grundsätzlich eher nicht. Eher eine Ernüchterung aufgrund von content und event und Social-Marketing-Dinges und weiß nicht was. Vielleicht ist das eine Frage des Alters, mag sein, aber mir ist das alles too much und es interessiert mich auch kaum, was im Moment in oder out oder gerade angesagt oder the next big thing ist. Ich weigere mich, dies zu meiner geistigen Heimat zu machen und dem Artifiziellen, Verkürzten, Lauten usw. zu huldigen.
dreamtimer ha detto:
Der hier ab und an mal bewunderte fefe hat dem Programmierer der gerade heiss diskutierten Sicherheitslücke in open ssl vorgeworfen, er hätte absichtlich eine Backdoor für einen Geheimdient in den Code eingebaut. Beleg?
Auf seinem Blog schreibt er:
Nehmen wir mal an, jemand würde mich bezahlen, eine Backdoor in OpenSSL einzubauen. Eine, die auf den ersten Blick harmlos aussieht, die aber ohne Exploit-Schwierigkeiten auf allen Plattformen tut und von den verschiedenen Mitigations nicht betroffen ist. Genau so würde die aussehen.
Ich sehe in dem Code nicht mal den Versuch, die einkommenden Felder ordentlich zu validieren. Und auch protokolltechnisch ergibt das keinen Sinn, so eine Extension überhaupt zu definieren. TCP hat seit 30 Jahren keep-alive-Support. Es hätte also völlig gereicht, das für TLS über UDP zu definieren (und auch da würde ich die Sinnhaftigkeit bestreiten). Und wenn man ein Heartbeat baut, dann tut man da doch keinen Payload rein! Der Sinn von sowas ist doch, Timeouts in Proxy-Servern und NAT-Routern vom Zuschlagen abzuhalten. Da braucht man keinen Payload für. Und wenn man einen Payload nimmt, dann ist der doch nicht variabel lang und schon gar nicht schickt man die Daten aus dem Request zurück. Das ist auf jeder mir ersichtlichen Ebene völliger Bullshit, schon das RFC (das der Mann auch geschrieben hat), das ganze Protokoll, und die Implementation ja offensichtlich auch. Aus meiner Sicht riecht das wie eine Backdoor, es schmeckt wie eine Backdoor, es hat die Konsistenz einer Backdoor, und es sieht aus wie eine Backdoor. Und der Code kommt von jemandem, der bei einem Staatsunternehmen arbeitet, das für den BND den IP-Range betreut (jedenfalls vor ein paar Jahren, ob heute immer noch weiß ich nicht). Da muss man kein Adam Riese sein, um hier 1+1 zusammenzählen zu können.
Später rudert er dann wieder zurück und zählt die 1 und 1 auseinander.
Die Neigung von Programmierern anderen Programmierern irgendeine Form von Sinnhaftigkeit und Intelligenz zu unterstellen, ist sehr ausgeprägt. Es ist ihr Versuch die Artefakte der anderen zu verstehen und das ist etwas, dass sie von Berufs wegen tun müssen. Es ist nicht so wie bei der Musik, wo der Konsument einfach mal den Kanal wegdrücken kann oder sagen: was der Mozart da gemacht hat, das war Kitsch, das tue ich mir nicht an. Wenn sie Pech haben ist es Kitsch und sie müssen sich 5 Tage die Woche damit auseinandersetzen und zwar jede einzelne, mit Ausnahme der Urlaubszeit.
Er hätte ihn auch einfach als Dilettanten abkanzeln können, als ambitionierten Halbgebildeten mit Doktortitel, der sich an einer ohnehin schon heiklen Software zu schaffen macht. Das wäre dann eher die Art der Kunstkritik damit umzugehen, wo man leichter geneigt ist, auf natürlichen Schwachsinn zu tippen. Gewiss ginge auch die Haltung: dumm gelaufen so ein Supergau, wir sind halt alle nur Menschen und dann geht man zur Tagesordnung über und macht weiter. Die große Mehrheit der Mitläufer ist so, der Rest stellt sich auf einen Holzkasten und macht auf Savonarola, bis was passiert.
Im Blog gibt es auch verstreute Hinweise auf die Mikropolitik der Szene. Da hinein gezogen zu werden, davor sollten unschuldige Erwachsenenherzen bewahrt werden. Für die Abgehärteten ist das dann Spökenkiekerei. Dass sich Leute aus diesem Millieu anschicken, Politik zu machen, finde ich eher witzig, wo doch die Kunst darin besteht sich untereinander umzubringen und anschließend wieder als heile Familie dazustehen. Auch für mich käme niemals jemand in Frage, der nicht eine gute machiavellistische Schule durchlaufen hat, meinetwegen auch bei einer der Blockparteien.
sambossa ha detto:
Danke für die differenzierte Klarstellung, dreamtimer.
Wenn ich jetzt bei der FAZ lese, dass einer kleinen Gruppe schlecht bezahlter Entwickler mindestens 1000 gut ausgebildete Experten unserer speziellen Freunde gegenüberstehen, dann hat doch die Open-Source-Szene eindeutig die schlechteren Karten beim Absichern sensibler Daten.
dreamtimer ha detto:
Gut ausgebildet war der Programmierer auch, der das verbockte. Was hier passiert, ist symptomatisch, nicht nur für die Open Source Szene, die Sicherheit derzeit gar nicht managen kann, sondern für große Teile der Industrie, mit Ausnahme einiger, weniger sensibler Bereiche, wie der Luft- und Raumfahrt, die unter strengen Auflagen arbeitet und genau das ist der Punkt.
Es kommt nicht darauf an, ob die Produzenten sich selbst organisieren oder in den Salzminen der Industrie schuften, sondern was der Kunde vorgibt, wieviel er bereit ist, dafür auszugeben, wie lange er sich geduldet zu warten und welche technischen Einschränkungen er hin nimmt. Bei allem kann er noch an der Schraube drehen, er wird dann kontinuierlich die Anforderungen nach oben setzen und die Entwickler kotzen lassen. Er kann z.B. von der Software fordern, dass sie formal spezifiziert und auch bewiesen ist. Jeder weiß, das der Aufwand dafür immens ist, aber solange es niemanden gibt, der systematisch diese Schraube anzieht, wird auch nichts passieren. Die Unis bilden dann Leute aus, die in formalem Beweisen geschult sind und diese armen, weltfremden Typen pieksen dann neue Löcher rein in so Zeugs wie OpenSSL.
Die Entwickler mögen kotzen, aber die finden das auch gut. Es stachelt ihren Sportsgeist an. Es gibt nichts besseres für eine Kultur als den geregelten Wettkampf der Eliten. Es ist das aristokratische Prinzip und die Leute bewundern das, nicht Märkte oder Demokratie.
Thorsten Haupts ha detto:
Es kommt nicht darauf an, ob die Produzenten sich selbst organisieren oder in den Salzminen der Industrie schuften, sondern was der Kunde vorgibt, wieviel er bereit ist, dafür auszugeben, wie lange er sich geduldet zu warten und welche technischen Einschränkungen er hin nimmt.
Auch ein Beleg dafür, wie weit IT noch immer von etablierten Industriemasstäben entfernt ist. Deren Sicherheitsniveau man erst richtig goutieren kann, wenn man sich ein wenig mit Technikgeschichte beschäftigt. Nur ein Beispiel aus meinem Interessengebiet (Militärtechnik): Bei der Flugzeugentwicklung in den dreissigern dokumentiert wikipedia alleine für die deutsche Seite den Absturz einiger dutzender Testpiloten mit ihren Maschinen, weil man ohne irgend eine Art von Qualitätssischerung halt mal was probiert hat.
Es gibt nichts besseres für eine Kultur als den geregelten Wettkampf der Eliten. Es ist das aristokratische Prinzip und die Leute bewundern das, nicht Märkte oder Demokratie.
Würde ich mit einer Einschränkung unterschreiben: Die meisten Leute wissen schon, dass man dieses Prinzip besser aus der Ferne bewundert, anstatt unter ihm zu leben.
Gruss,
Thorsten Haupts
kinky So ha detto:
Sinn bedeutet, etwas in einen Kontext zu stellen. Mehr eigentlich nicht. Vielleicht ist das der Grund, warum viele Denker im Winter ihres Lebens Rosengärtner wurden oder Pferden um den Hals fielen. Etwas, das Nichtdenker schon im Frühling tun.
colorcraze ha detto:
Die Neigung von Programmierern anderen Programmierern irgendeine Form von Sinnhaftigkeit und Intelligenz zu unterstellen, ist sehr ausgeprägt.
*Lachträne aus dem Auge wisch*
Das haben Sie jetzt aber sehr fein ausgedrückt, leiber dreamtimer.