Ich halte sehr grosse Stücke auf Ohaimareiki und wäre sehr dankbar um eine zuvorkommende Behandlung bei ihrem Gastbeitrag. Danke für die Aufmerksamkeit.
Stargast
30 giovedì Gen 2014
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in30 giovedì Gen 2014
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inIch halte sehr grosse Stücke auf Ohaimareiki und wäre sehr dankbar um eine zuvorkommende Behandlung bei ihrem Gastbeitrag. Danke für die Aufmerksamkeit.
29 mercoledì Gen 2014
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inAls die Stern-Autorin Laura Himmelreich im Januar 2013 ihre Geschichte über das fragwürdige Verhalten des FDP-Politikers Rainer Brüderle veröffentlichte, tat sie das mit ihrer Redaktion und ohne Absprachen mit radikalfeministischen Kreisen. Der Beitrag ermutigte andere Journalistinnen, ihre wenig schmeichelhaften Erfahrungen mit Brüderle zu beschreiben, und es gehört wenig Wahlforschung zur Erkenntnis, dass diese Debatte um den Spitzenkandidaten der FDP seine Partei bei der Bundestagswahl jene Sympathien kostete, die sie zum Überspringen der 5%-Hürde benötigt hätte. Wenn heute also ein SPD-Justizminister die Vorratsdatenspeicherung blockiert und Sigmar Gabriel die Energiewende bremst, dann ist dieser Parteiwechsel ohne Politikwechsel sicher die entscheidende Folge der Debatte um Brüderle.
Mit dem Aufschrei wegen anderer schnutziger Verhaltensweisen hat das nichts oder nur sehr wenig zu tun.
Der Januar 2013 war bis zum #Aufschrei keine gute Zeit für den Netzfeminismus in Deutschland: Im Herbst war das dahin wichtigste Debattenportal Mädchenmannschaft anlässlich eines Streits über die Privilegien weisser Feministinnen gegenüber anderen Marginalisierten endgültig auseinandergebrochen. Das Blog, das ursprünglich eine junge Alternative zu der Vorstellungswelt von Alice Schwarzer sein wollte, wandelte sich in der Folge zu einem radikalen Medium, in dem Selbstkritik gegenüber Nichtdeutschen und Klagen über den Sexismus von heterosexuellem Küssen in der Öffentlichkeit geführt wurden. In der Wikipedia gab eine gewisse “Fiona Baines” ihren monatelang erbittert geführten Kampf um einen feministischen Kurswechsel des deutschen Wörterbuches auf. Worauf ihre Unterstützerinnen beklagten, es gebe ohne generisches Femininum weiterhin eingeschrieben Sexismus, und Wikipedia bräuchte Awarenessreams für sich bedroht fühlende Aktivist*Innen. Bei den damals noch chancenreichen Piraten war man auch nicht bereit, den Forderungen des feministischen Kegelklubs Raum zu geben, nachdem die Vereinigung den Piraten sexistische Einstellungen vorgeworfen hatte. Awarenessteams wollten Feministinnen auch beim 29. Chaos Computer Congress stellen, und forderten sogar die Möglichkeit, Hausverbote auszusprechen. Als das den Veranstaltern deutlich zu weit ging, revanchierten sie sich mit Creeper Cards, was nochmal einen deutlichen Schub bei der Radikalisierung einerseits und deutliche Ablehnung andererseits brachte.
Dann kam der #Aufschrei. Heute, nach einem Jahr, schreiben die Macherinnen noch einmal auf, wie es dazu kam, und wie man sieht: Die Debatte um Brüderle spielt dabei nur eine marginale Rolle. Wichtiger sind den auslösenden Personen andere Texte im Internet aus ihrem eigenen Umfeld, die damals das Thema Alltagssexismus thematisiert haben.Und hier liegt ein grundsätzlicher Unterschied zwischen dem Konflikt von Brüderle und Himmelreich, und all den bis dahin weitgehend unbekannten Internetautorinnen: Himmelreich war privilegiert und konnte, unterstützt von einem mächtigen Medienhaus, ihr Thema bringen. Bei Aufschrei ging es darum, jene zum Veröffentlichen ihrer Erfahrungen zu bringen, die es sonst aufgrund der äusseren Umstände – sozialer Druck, Angst, falsch empfundene Scham, Ekel – nicht tun würden.
Heute, nach einem Jahr, ist es auch für die führend Beteiligten nicht einfach, eine positive Bilanz zu ziehen. Es dominiert immer noch Abscheu. Eine Autorin ist mittlerweile Bloggerin beim Stern und schreibt jetzt nur weiter, damit “die” nicht gewinnen, eine andere sagt: Es schmerzt. Nach einem Jahr mit dem Grimme Online Preis, Talkshowauftritten, Medienrummel, Buchverträgen, viel Verständnis und wohlwollender, vielleicht auch von ein wenig Falschheit geprägter Zustimmung für das Benennen des Problems ist da kein Jubel und keine Zufriedenheit über die erreichte Breitenwirkung, sondern das Gegenteil – eine Radikalisierung und eine Abschottung, der sie sich bewusst sind, und die sie für richtig halten:
Die Filterblase ist inzwischen ein viel gescholtener Begriff. Die feministische Filterblase ermöglichte in den letzten Jahren einen immer schnelleren Erkenntnisprozess bei immer mehr Menschen. Sie klärte auf über sexualisierte Gewalt. Sie legte den Finger in die Wunde und verschwieg die Schmerzen nicht mehr. Sie nahm den Betroffenen die Schuld und wies sie denen zu, die Gewalt ausüben.
Eine andere, grimmepreisgeehrte Initiatorin beschreibt ihr Dasein zwischen den Ansprüchen der Ideologie und den daraus entstehenden Problemen mit der Welt so:
Feministinnen sind 24 Stunden am Tag Feministinnen. Feminismus ist eine Haltung und die lässt sich nicht abschalten, Diskriminierung noch weniger. Frauen sind an vielen Stellen des Lebens Belästigung und Sexismus ausgeliefert, haben schlechte Erfahrungen mit Übergriffigkeit gemacht und gelernt, immer wachsam zu sein. Diejenigen, die sich zusätzlich zum täglichen Kampf im Alltag auch politisch gegen das Patriarchat stellen, müssen sich allerorten erklären und ernten dafür vielfach Spott und Beleidigungen.
Es lohnt sich, diese Beiträge wirklich zu lesen, weil sie vermutlich ehrlich sind und unverblümt ausdrücken, was die führenden Personen der Aktion denken. Sie haben mitnichten einen Sieg errungen, sie fühlen sich bedroht, der Sexismus ist überall zu sehen. Schliesslich sind sie überzeugt, in einer Rape Culture zu leben, in der Übergriffe gesellschaftlich als so normal angesehen werden, dass die meisten Menschen nicht bemerken. Sie lösen diese Lösung der Probleme durch sogenannten Allys: In ihrer Vorstellung Nichtmarginalisierte, die den Aktivistinnen helfen, ihnen Schutzräume bieten und das richtige Bewusstsein haben. In diesem speziellen Fall hat der Ally auch einen Twitteraccount, und äussert sich oft und überdeutlich zu jenen, die die Vorstellungswelt der Filterbubble nicht teilen. Frau und man genügt sich selbst, sie haben selbst geschaffene, stabile Kreise, in denen sie sich bewegen und keine Angst haben müssen, bedroht zu werden: Von Sexisten, Maskulinisten, helfenden Frauen, Rassisten, Klassisten, Eliten, Nazis, Heten, Normenaufzwingern und Ex-Freundinnen, die es einmal wagten, leichte Kritik an den Strukturen zu äussern und dafür vorgeführt zu werden. Wenn sie Glück haben, nur mit einer internen Aufforderung zur Selbstkritik, und wenn sie Pech haben, stehen sie im Moment der medialen Aufmerksamkeit im Blog von Anne Wizorek als Beispiel einer emotionalen Aussaugerin.
Frau Wizorek will nur ungern an jene Epoche erinnert werden, als sie noch nicht so feministisch war und bei einem Ebay-Bloggercontest als Werbemassnahme für das Auktionshaus eine selbst dekorbebügelte Spongebob-Unterhose verkaufen wollte. Mit dem #Aufschrei kam das neue Leben und viel Applaus. Was es im Verlauf der Aktion überhaupt nicht gab, war ein Versuch, den Aufschrei in eine Debatte überzuleiten: Die Personen und ihr Umfeld genügen sich selbst und arbeiteten beim Aktivismus reibungslos zusammen. Es ist nicht nötig, den Protagonisten der Rape Culture die komplexen Gedankenkonstrukte der “Gender Studies” zu erklären: Opfer müssen das nach dieser Vorstellung nicht tun, die Täter sollen sich selbst darum kümmern. Und weil sie das nicht tun, gibt es jetzt eben Aufrufe, andere bei Twitter abzuschiessen. Ansonsten wird im Netz nach neuen Aufregern und sexistisch empfundenen Äusserungen gesucht, die dann mit “TRIGGERWARNUNG” versehen der Peergroup zur Aktion und Empörung vorgeworfen wird. Denn nur, wenn neuer Dreck gefunden wird, hält die Bewegung zusammen.
Wenn dann heute beklagt wird, dass es mit dem vor einem Jahr prognostizierten “entscheidenden Schubs” nichts wurde, und das generische Femininum und Begriffe wie Aufschrei, Triggerwarnung, Porn, Anklage, “Check mal Deine Privilegien” und Blockempfehlung im Internet vor allem mit einer ironischen Note benutzt werden, um die Aufgeregtheit dieser Gruppe zu karikieren – ähnlich wie das !!11!!elf11-Mem – dann ist das vor allem eine Folge der Abkapselung dieser Gruppe und dem Ausbleiben jeder Art von Debatte. Es war ein Aufschrei, er war erfolgreich, und deshalb wird weiter geschrien. Alte journalistische Verbündete durften jetzt zum Jubiläum nochmal ran, und die Zeit hat sogar eine Studie bei einer Professorin in Auftrag gegeben, die sich auf Sexismus spezialisiert hat und sich sehr freut, dass sie bei der Arbeit mit Frau Himmelreich auch gleich einen neuen Sexismus gefunden hat. Dazu kommen Vorstellungen von einem “wohlwollenden Sexismus”, den man in anderen Teilen des Landes jenseits von Osnabrück für Höflichkeit hält, schliesslich schrumpfen feministische Neigungen bei uns merkbar bei der Annäherung an eine verdreckte Fahrradkette, und würde man das weniger aufgeklärten Damen überlassen, würden sie sich nicht für die Ablehnung der Rape Culture bedanken, sondern einen als Hoagl ohne Manieren bezeichnen – aber was weiss ich schon, ich bin ja kein Professor und mache auch keine Studien zur Vorhersagbarkeit von Sexismus.
Was bleibt? Die Geschäfte mit dem Aufschrei machen andere. Es gibt in den Medien tatsächlich einen Trend, Frauen mehr zu solchen Themen schreiben zu lassen. Da werden dann eigene Belange und Aktionen befürwortet (“Empowerment” heisst diese Distanzlosigkeit im Feminismus), eigene Projekte beworben, und Zensurmassnahmen gegen Andersdenkende als Schutzräume für zarte Seelen verlangt: Man hat nichts gegen Meinungsfreiheit, solange sie einem passt und danach sollte man doch bitte an die Verletzungen beim Lesen solcher Meinungen denken. Wenn Frauen bei seichter Filmunterhaltung lieber Prosecco trinken, regt sich über dieses falsche Verhalten eine Agentin auf, die eher Komparsen vertritt, bei deren politisch korrekter Filmerscheinung frau besser auf Knäckebrot mit viel beleidigter Leberwurst umsteigen sollte. Es gibt weiterhin Mobbingversuche im Netz und ich werde sicher auch unter diesem Beitrag Versuche von Stalkerinnen löschen müssen, während im Internet Witze über den Kausalzusammenhang von kleinen Hirnen und Genitalien gemacht werden.
Oh, und es gibt ein erfolgreiches Buch, natürlich. Ich habe es gelesen und finde es auf eine unangenehme Art provokativ und nicht zielführend, und ich kann schon verstehen, wenn es zum Jubiläum vom Aufschrei totgeschwiegen wird. “Dann mach doch die Bluse zu”. Es wurde von einer rechtskonservativen Frau namens Birgit Kelle geschrieben und erfreut sich durchaus grosser Beliebtheit jenseits der Genderbegeisterten bei Frauen, die nicht als prekäre Singles ihre Zeit bei Twitter zubringen und überraschend wenig gegen das angebliche Teufelszeug des Elterngeldes haben. Es stösst in die weiche Flanke des Aufschreifeminismus, es setzt da an, wo Wizorek und andere meinten, sie müssten nicht reden, weil sie ohnehin recht haben. Der Diskurs findet ohne sie statt.
23 giovedì Gen 2014
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inJa, also verstehst Du, das waren ganz andere Zeiten. Wir reden später darüber.
Peppone zu seinem Sohn
Ich fahre los.
Meistens wird mir nach ein paar Metern klar, dass ich keinen Helm trage – wenn ich ihn denn einmal vergesse. Dann halte ich an, gehe zurück, hole den Helm, setze ihn auf und mache mich wieder auf den Weg. Der führt im Moment auf breiten Forstwegen durch den menschenleeren Auenwald, hin zur Donau und dann dreimal um einen See, auf einem 10 Meter breiten Weg, der Ähnlichkeit mit der Auffahrt zu einer Villa hat. Wie auch der ganze See und der Auenwald parkartig wirken. Es sind grosse Ausweichflächen da, sollte einmal eine ganze Schule hier entlang marschieren, und schnell fahre ich ohnehin nicht. Und natürlich kenne ich dort jeden Meter, denn das ist die Bestlage der Stadt, gleich daneben bin ich gross geworden und als Kind hierher gefahren, täglich, ohne Helm, das gab es damals nicht. Und auf diesem breiten Weg fahre ich nun, weil die Luft so kalt ist, nicht allzu schnell dahin. Mit meinem Helm auf dem Kopf. Denn sicher ist sicher.
Nun gibt es gute Gründe, meinen Kopf zu schützen, denn wenn ich den ausschalte, fange ich an, gute, aber nicht zu kluge Beiträge zu schreiben. Nehme ich ihn bewusst aus der Signalkette vom Bauch zur Tastatur, tröpfeln daraus die Indiskretionen ungefiltert dazu und damit sind wir auch schon beim Umstand, dass ich eines schönen Tages, noch nicht ganz volljährig, zu meinen Eltern sagte, dass ich nun nach Frankreich an die Riviera radeln würde. Und meine Eltern hatten nichts dagegen, nur mein Vater ermahnte mich, meine Sachen nicht unbeaufsichtigt zu lassen; ihn hatten sie an der Riviera Anfangs der 50er Jahre nämlich komplett ausgeraubt, so dass er mit seiner Sachs auf kürzestem Wege über die Berge fahren musste, und zwar nur mit kurzer Hose und Hemd, um in die Heimat zu gelangen und dabei auf Schleichwegen die Zöllner zu vermeiden, da er keine Papiere mehr hatte. Eine Sachs ist schneller als ein Fahrrad, deshalb war es, abgesehen von einer Lungenentzündung und einem Sturz in der Schweiz, problemlos gelungen, die Heimat zu erreichen. Aber ich sollte aufpassen, denn selbst, wenn es mir im Schadensfall gelänge, Kontakt herzustellen, würde es doch etwas dauern, bis er an der Riviera wäre. Das war alles, anderthalb Wochen später rief ich aus mal Nizza an und sagte, dass abgesehen von einem zerbrochenen Laufrad alles bestens sei. Nicht so lang reden, das kostet nur Geld, sagte meine Mutter und legte auf. Das war alles.
Da hat sich keiner Sorgen gemacht. Das war halt so, und auch von Ludwig XIV wird berichtet, dass er als Kind im Burggraben des Louvre mit den Kindern der Bediensteten spielte. Es gab niemanden, der meinen Eltern deshalb Vorhaltungen gemacht hätte; der allseits als Arbiter Elegans geachtete Herr W. zum Beispiel, der in seiner Jugend Rennen mit mit einer Norton 500 gefahren war, hätte dazu auch keinen Anlass gehabt, und lobt gar meine Initiative. Es war einfach eine Epoche, in der man sich keine Sorgen machte. Vielleicht hatte das auch etwas mit den überstandenen Gefahren des Weltkriegs zu tun, dass man alle verbleibenden Risiken als vernachlässigbar einstufte.
Wie zum Beispiel das Skifahren. Das war so, dass der erste Skicrack in der Familie meines Vaters Onkel R. war, der ins Oberland geheiratet und eine Stelle an einem auch heute noch berüchtigten Sportgymnasium erhalten hatte, für die Fächer Englisch, Französisch und Pistensauverhalten, auf jenen Bergen im Bild, dem Zahmen und besonders dem Wilden Kaiser. Onkel R. brachte auch meinem Vater die Kunst bei, auf zwei Brettern mühelos ins Tal zu gleiten, über weissen Firn, denn wenn der Berg nur steil genug ist, dann läuft das wie von selbst bis zur Terrasse vom Cafe. Bis zum Einschlag hat sich mein Vater auch wacker auf den Brettern gehalten und angeblich ist auch nichts ernsthaftes passiert, zumindest aus Sicht dieser Epoche, wo alles unter einer 500 Kilo Fliegerbombe kein Anlass war, über Verletzungen zu klagen, und mein Vater war deutlich leichter und langsamer. Er hat es überlebt und mich dann später ebenfalls der Obhut meines Onkels übergeben. Damals gab es halt noch keine kindgerechten Zwergerlschulen, sondern einen Hang, den Schnee und das Lernziel, dass so ein Balg nicht zurückbleiben und stören sollte. Ich hatte zur Sicherheit einen blauen Helm mit goldenen Sternen und der hat mir auch gute Dienste erwiesen, als ich auf der Seiser Alm eine halbe Liftschlange abräumte. Da war einfach der letzte Sprunghügel zu nah. Aber auch das nahm jeder mit Humor, es is hoid a Rennfahrer Biberl, sagte man bei uns.
Das galt alles nicht als ehrenrührig. Ausserdem lernen Kinder sehr schnell, und entwickeln durchaus auch einen Ehrgeiz, mit den Erwachsenen mitzuhalten. Wenn man sie denn lässt. Und gelassen hat man mich. Raus dem Auto. Am Lavaze zum Beispiel Am Lavaze gab es wunderbare Waldschneisen. Und eine knallschwarze, kanonenrohrartige Piste, da wurde man richtig schnell. Und am Schwarzhorn gab es eine Abbruchkante, das war, als ob einen die Faust Gottes über den Tiefschnee ins Tal schob. Buckelpisten, Sprungschanzen, und wo keine sind, kann man ja über die Huckel der Lifttrassen hüpfen. Sogar mit der Schule sind wir dann mit der Einsergruppe unter Sportlehrer Fifi grundsätzlich, wenn möglich, abseits der Piste und durch den Wald gefahren. Ich weiss, heute würde jeder Lehrer, der so etwas versuchte, sofort um seine Existenz geklagt, aber damals krachte man halt in den Baum, suchte die Ski im Schnee und fuhr weiter, weil die anderen auch nicht warteten. In einem Wald lernst man das mit dem Wedeln, oder man kommt darin um – das war damals die Maxime. Und mir ist auch bewusst, dass ich das heute nicht mehr unbedingt als sinnvolle Pädagogik ansehen würde, obwohl es eine Fetzengaudi war. Fairerweise muss ich anmerken: Der Fifi blieb dann zwei Jahre später unter eine Lawine. Schade um ihn. So hat er nicht mehr erlebt, was nach ihm kam.
Denn ich erzähle das auch, weil im Moment diese Graphik über die Freiräume von vier Generationen in den letzten 100 Jahren die Runde macht. Sie beginnt mit der fast totalen Freiheit eines Kindes vor dem ersten Weltkrieg und endet mit den krass überbehüteten Exemplaren, die dick eingepackt und abgesichert heute in die Berge gehen oder gegangen werden. Das sind Kinder, die oben auf dem Berg jede Menge Unsinn anstellen könnten, Platz ist genug da – und dann entfernen sie sich wie ferngesteuert nie weiter als 30 Meter von der Sonnenterrasse, sehr zur Belästigung aller anderen. Abgefahren wird grundsätzlich nur im Rodelkonvoi, die Kinder meist auf langsamen Plastikgeräten und die Eltern zum Schutz davor und dahinter, und hinter jeder Kurve wird angehalten und ich krache dann mit Vollgas hinein. Häufig sind das dann gleich mehrere Familien, und meistens derwuzelt er dabei einen Vater, der vor lauter Fernsteuerbemühungen im Gewühl nicht aufpasst, verkantet und sich überschlägt. Ohne Geburtenkontrolle und bei hoher Kindersterblichkeit sah man die Sache vermutlich einfach nicht so eng, und viele Möglichkeiten für Kinder gab es noch nicht. Heute sind es wertvolle Statthalter und Middle Management Thronfolger, für die schon der Aufenthalt in Harvard geplant wird, und für die es keinen Ersatz gibt, wenn sie sich einmal ordentlich hinmerkelten.
Gefahreneinschätzung? Lernen Kinder heute eher bei GTA und Assassin`s Creed, während Eltern, Gesellschaft und Fürsorgeindustrie überlegen, wie man noch mehr Risiken ausschaltet. In Bayern zum Beispiel sind Mobiltelefone an Schulen verboten, aber würde man versuchen, das Verbot durchzusetzen, hätte man es mit einem Aufstand der Eltern zu tun, deren Kinder immer erreichbar sein müssen, wenn etwa ein Erdbeben, eine Tsunami oder eine Freistunde des Weges kommt. Was an Sicherheitstechnologie da ist, wird genutzt: Der SUV. Die teure Funktionskleidung. Die vollgefederten Räder. Der tägliche Verkehrszusammenbruch vor der Schule, weil die Kinder nur im Auto der Eltern wirklich sicher sind. Die Helme. Kindgerechte Möbel ohne Kanten. Es muss nur irgendwie sicherer ein, und es wird gekauft. Sogar ich mache mit. Ich bin nach Südfrankreich ohne Helm und Handy geradelt, und jetzt kehre ich um und bin vermutlich der einzige Mensch am See, der kein Mobiltelefon dabei hat. Die Frage, was ich sagen würde, wenn heute der 17-jährige Sohn vom V. mit einem alten Rennrad, den damaligen Bremsen und ohne jede Verbindung nach Südfrankreich fahren würde, und dazu seinen Segen bekäme – diese Frage ist nicht wirklich angenehm.
“Unnötiges Risiko” würde ich vermutlich sagen. Dabei hat es mir selbst nicht geschadet, dass ich mein kaputtes Rad mit Gepäck 10 Kilometer nach Belfort schleppte, und nicht daheim anrufen konnte, damit Papa ein neues Rad kauft und nach Frankreich liefert. Man hört ja viel über die Freiheiten und Entwicklungsmöglichkeiten, die Kinder heute haben sollen, und was in meiner Kindheit Usus war – und bitte, das alles spielte sich in den gehobenen Kreisen unter eher stubenhockerischen Buchfreunden mit Fernsehverbot und Konzertabo ab – wäre heute verantwortungslos. Undenkbar. Denn ohne maximale Sicherheit darf nichts geschehen, Sicherheit ist heute ein Kennzeichen des besonderen Verantwortungsgefühls, das die besseren Kreise gefälligst zu empfinden haben.
Vielleicht lasse ich heute mal den Helm weg. Rebellion! Aber andererseits, wenn es früh dunkel wird…
21 martedì Gen 2014
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inWer ein Kamel haben will, muss mit den Höckern leben.
Sie haben doch sicher auch gehört, dass die segensreichste aller grossen Koalitionen ganz schnell die Reform des Mietmarktes auf den Weg bringen will.
Und wenn Sie auf der Landstrasse von Tegernsee durch das österreichische Inntal nach Kufstein gefahren sind, um sich in der Bohne Tirols den Himbeertopfenstrudel und den himbeertopfenstrudelblonden Nachwuchs der dortigen Habsburg-Manufaktur-Träger anzuschauen, dann kamen sie auch an diesen absurden Wahlplakaten vorbei, auf denen feiste Männer in etwas schrägem Deutsch predigten, Miete müsste leistbar sein. Als Mitarbeiter einer sprachkorrekten Tageszeitung möchte man trotz gefürchteter Rechtschreibschwäche aussteigen und “leist” durch “bezahl” ersetzen, allein schon, weil sich Mieter mitunter sehr viel Wohnraum leisten – ohne ihn dann angemessen und rechtzeitig zu bezahlen.
Das Thema ist stets lauwarm wie der Topfenstrudel und wird gerade auch heiß wie ein Kapuziner, weil mir wohl in dieser aufgeregten Zeit der Hatz auf Eigentümer eine Neuvermietung zufällt. Was mich etwas stört, ist der Umstand, dass man mich mit dem “leistbar” gewissermassen von hinten moralisch erdolcht, denn das ist eine Vernaderung der finanziellen Wünsche und eine klare Sonderbehandlung: Niemand plakatiert, die Krankenkasse müsste bezahlbarer werden, die Rundfunkzwangserpressungsabgabe sei unmoralisch oder die Billigproduktion von Fleisch gehöre verboten und ihre Beteiligten sollten Leberkäse essen, bis sie freiwillig Veganer bei Sonnenblumenkern-und-Eiswürfel-Diät werden. Man lässt es an uns heraus. Wir kriegen den schlechten Ruf, die unmoralische Beurteilung und Sondergesetze, weil, an irgendeinem muss man es halt herauslassen.
Naja. Es muss trotzdem nicht mein Problem sein. Jemand naht zu meiner Rettung. Makler machen das inzwischen so: Sie schicken, wenn sie etwas auf sich halten, an ausgewählte Haushalte – also auch an meinen – Post. Die sieht dann so aus, dass dort drin eine Art Scheckkarte ist. Mit der werde ich allein schon durch die postalische Zustellung so eine Art Partner und Komplize des Maklers, ich muss sie nur noch nutzen. Und ich habe, so steht dort zu lesen, damit sofort ein Anrecht darauf, dass der Makler zu einem mir genehmen Zeitpunkt erscheint, meine Immobilie kostenlos begutachtet, und mir dann sagt, was er mir empfiehlt. Ganz falsch liegt er mit seiner Post nicht, denn wer heute am Tegernsee lebt, der hat meist an anderen Orten auch noch die ein oder andere Mietshauskleinigkeit. Und es wird mich nicht erstaunen, dass er bei einer sehr guten Lage in München, klein aber lukrativ, sagen wird: Ich. Lieber Eigentümerkomplize, würde das gern an den Mann bringen.
Dann geht das halt seinen Weg. Der Makler hat nicht nur diese hübschen Plastikkarten für mich, die wirklich etwas her machen, er hat auch im gleichen, todesseriösen Dunkelblau Anzeigen. Da steht dann in etwa: Sie sind anspruchsvoll und suchen nach der idealen Immobilie in der dynamischen Wachstumsregion München (Übersetzt: Sie wollen nicht mir Kreti und Pleti und Passauer Bald-Ex-CSU-Spitzenpolitikern ohne Dr. zu Hunderten als Bittsteller, mit der Schufaauskunft in der Hand, in einem nach Rosenkohl riechenden Gang stehen, nicht im hintersten Moosach bei den Güterzügen wohnen, und wurden mit einer dicken Prämie nach München gelockt?) Wir haben den Zugang zu Münchens Toplagen für Ihre Bedürfnisse. (Übersetzt: Wir verschicken am Tegernsee Plastikkarten an alte, faule Leute, die keine Lust haben, sich von geschleckten Salesgierschlündern und Marketingfrettchen dumme Sprüche wegen zu kleiner Spiegel für die Begutachtung ihrer Botox- und Straffungsorgien anzuhören.) Vertrauen Sie ganz unserer Expertise, wir sind bekannt für die schnelle und diskrete Abwicklung auch ausgefallener Wünsche. (Übersetzt: 3 Monatsmieten und dann haben wir noch so Bearbeitungskosten und Steuern auf alles und wenn es Ihnen nicht passt: Es gibt in dem Metier auch Grattler, die Telefonnummern sammeln und Vermietern dann auf die Pelle rücken, damit sie Ihnen zwei Schrumpelzimmer in Neuperlach anbieten können und erzählen, die Ecke ist das St. Pauli von München, nah an den Bergen – Claim “mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen” – und schwer im Kommen.)
Kurz, noch bevor das Gesetz in den Ausschüssen ist, wird es schon umgangen. Was Sie da gerade aus dem Regierungsviertel gehört haben, war ein leitender Beamter, der so tat, als würde er kotzen – allein, denen war sicher auch schon vorher klar, dass in einem Markt mit seltenen Gütern der Anbieter am längeren Hebel sitzt, und die Spielregeln bestimmt. Makler sind nun mal gezwungen, auf Seiten der Anbieter zu sein, denn die haben das Angebot und wenn sie nicht mitspielen, schicken mir jede Woche drei andere auch ihre Plastikkarten, Glückskekse oder kleine Weihnachtsgestecke. Die Zeiten, da man als Eigentümer den Makler aufsuchen musste, sind einfach vorbei, das läuft jetzt gehoben und luxuriös ab, und genauso werden die Makler dann auch mit den Mietkunden umgehen, wenn sie das freie Angebot nur stark genug reduziert haben und bei den Spitzenlagen alternativlos sind. Nichts gegen Moosach oder Unterschleisshein: Freie Angebote in schlechten Ecken zeigen den Kunden, was sie erwartet, wenn sie nicht den Profi bezahlen.
Das ist gar nicht so schlimm, nur etwas teurer. Dafür werden die Vermittler den Mietern neue Gefühlswelten eröffnen. Freundlichkeit kostet nichts und ein Kaffee ist auch nicht teuer, und aus meiner eigenen Erfahrung als Vermieter kann ich hier sagen: Es gibt unglaublich viele Zuschriften von Leuten, denen der absichtsvolle Gentrifizierer voller Lust aus allen Knopflöchern trieft. Natürlich jammern alle über teure Mieten, aber wenn es dann darum geht, die beste Wohnung zu ergattern, werden Karrierepfauenräder geschlagen und Einkommensversprechen produziert, gegen die jeder CSU-Generalsekretär wie ein altdeutscher Kommerzienrat erscheint. Denn dieses Publikum hat überhaupt nichts gegen Gentrifizierung, ganz im Gegenteil: Das ist die Speerspitze der Entwicklung. Das sind die Typen, die ihren Urlaub finanzieren, indem sie die Wohnung zum Oktoberfest zu Höchstpreisen vermieten und am Wochenende auch, wenn sie an den Gardasee fahren. Und das ist auch die aufstrebende Schicht, die intuitiv versteht, dass sie hier nicht einen Makler bezahlt, sondern sich vom Real Estate Assistenten die ideale Comfort Zone für ihre Ziele massschneidern lässt. Das sind die Leute, die sagen werden: “Was? Zu einem ordinären Makler? Ach was, das kann man vergessen, was nichts kostet, ist nichts. Also wir haben da den Dr. Maximilian von Xxxxxx engagiert, der wurde uns von meinem Chef, dem Johnny empfohlen, und der Maxl hat uns in zwei Wochen die perfekte Solution für unsere Life Performance , he Ober wo bleibtn das Essen dallidalli also war ich also”
Die Vorstellung, man könnte die Gentrifizierung stoppen, indem man die Lasten neu verteilt, läuft am eigentlichen Kern der Gentrifizierung vorbei: Diejenigen, die das betreiben wollen, die keine Disco und keine Kita ertragen und keinen Lidl und keinen Clubmateengpass, wollen das ganze Viertel nach ihren Vorstellungen sozial säubern. Diese Säuberung vermitelt breiten, niederen Schichten das Gefühl, sie gehören dazu, egal ob sie jetzt 25 Euro Miete/m² bezahlen, oder 30 Jahre lang den Wohnungskredit abstottern, oder beim Afterwork drei Runden bezahlen. Sie schämen sich nicht für ihr Verhalten, die wollen nicht in Schlangen stehen, sondern geschmeidig daran vorbei kommen und die anderen auslachen. Was sie suchen, ist der kleine Vorteil, der sie vor die Konkurrenz setzt, und wenn das teuer ist – ist es immer noch billiger, als zu verlieren und im falschen Viertel bleiben zu müssen. Ein paar tausend Euro für das Recht, eine Wohnung mieten zu können, mögen teuer erscheinen, aber sie erscheinen günstig, wenn sie in die richtige Lebensplanung investiert werden. Und dass sie am Ende das Gefühl haben, es würde sich für sie rechnen, dafür sorgt schon die schlanke Assistentin vom Maxl, die nebenbei unabsichtlich fallen lässt, wer sonst noch ihre Dienste in Anspruch nimmt: Ganz wichtige Leute verkehren hier. Sie zahlen keine Maklerprovision, sie bekommen eine Rechnung, die beweist, dass sie oben angekommen sind. Erst gentrifizieren sie sich, und dann ihr Umfeld.
Ja, und ich könnte das genau so machen lassen. Mich in Kufstein mit den Gründern des Cafes darüber unterhalten, wie sie die Wandmalereien konserviert haben, mir ihre Kaffeerösterei vorführen lassen und sagen, hier, direkt neben dem Inn, könnte doch auch eine Radtour über Innsbruck, Landeck, Nauders, Zernez, St. Moritz, Silvaplana und Como zu alten Grandhotels beginnen. Ich mache mir keine Gedanken wegen einer Wohnung, ich überlasse es dem Mann der Karte, dafür den besten Preis und die gerissensten Performer der Aufsteigerklasse zu besorgen, und wenn dann irgendwer sagt, Mieten müssen leistbar sein – dann ist das nicht meine Sache, denn die wollen das so und können das auch.
Nur habe ich leider Vermieterblut in den Adern, ich liebe das, und es einem Makler überlassen, wäre in etwa so schäbig wie einen Himbeertopfenstrudel stehen lassen. Mal schauen, auf wie viele Topleister dann 1 angenehmen Menschen kommen werden. Ich werde dann aus diesem Best-Bestiarium berichten.
17 venerdì Gen 2014
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inIch schleifte ihre Städte und brannte ihre Orte nieder, sie wurden für immer zu roten Ruinen gemacht.
Kamose
Vielleicht ist jetzt, 5 Jahre nach Beginn dieses Blogs, ein guter Zeitpunkt, Ihnen, liebe Leser, doch einmal darüber zu sprechen, wie es dazu kam. Viele von Ihnen beklagen sich oft über meine einseitige Sichtweise und die Ignoranz, mit der ich an Problemviertel vom Frankfurter Westend bis nach Blankenese herangehe, und Sie haben natürlich recht: Sexismus, Klassismus und innerdeutsche Stammesfeindlichkeit sind die Würze meiner Schreiberei, und das liegt nicht nur daran, dass ich ein reaktionärer, eingebildeter Tropf bin, sondern auch am grundsätzlichen Webfehler dieses Blogs. Eigentlich nämlich hätte es ganz anders aussehen und ausgewogen sein sollen, aber als das nicht ging, war ich dreist genug, es eben allein und ohne Rücksicht auf Leserverluste für die FAZ zu tun. Das mit dem Vergraulen hat über 110.000 Kommentare später nicht vollumfänglich funktioniert, und weil nun doch mehr als 1, 2 Restleser gibt, kann ich auch erzählen, was ich eigentlich geplant hatte.
Eigentlich sollte neben den Ansichten vom reichen Tegernsee ein weiteres Blog stehen, das aus Sicht der untersten Klassen berichtete. Dazu habe ich mir einen schrecklichen Ort herausgesucht, nämlich Hamburg St. Pauli. Dort gibt es ein famoses Blog mit dem Namen “Rückseite der Reeperbahn“, (welche, soweit ich weiss, die Einkaufsstrasse von Blankenese ist) von einem grandiosen Autoren namens Matt Wagner. Wir hätten uns nach meiner Idee zweimal die Woche ein Thema herausgesucht und erzählt, wie das in der reichsten und ärmsten Region des Landes zu bewerten ist. Deutschland aus Sicht der antagonistischen geographischen und sozialen Systeme, hier Berge und dort Sumpf, hier der klarste See des Landes und dort das ölige Hafenbecken, hier Kühe auf Almen und dort Rechtsanwälte, PR-Arbeiter und Designer in Büros, hier die Haxnfresser und dort die Leitungsschmutzwassertrinker, hier die Prozession und dort die Sündenmeile. Das ging sich leider nicht aus, und weil es so war, habe ich halt mein Konzept halbiert, auf den Hamburger Teil verzichtet und das gemacht, was nun Geschichte des fragwürdigen Journalismus geschrieben hat.
Die ursprüngliche Idee war natürlich, durch die Schilderung der entsetzlichen Zustände in Hamburg den Menschen vor Augen zu führen, wie gross die Klassenunterschiede wirklich sind, und mit Drohmails der Antifa, Protesten und Aufforderungen, mich zu entlassen, hatte ich fest gerechnet. Nun aber fehlte das Gegenstück, alles ist hübsch und beschaulich, und niemand hat sich bislang sonderlich daran gestört, wenn ich klassistisch, sexistisch, cis-heteronormativ oder sonstwie bayerisch war. Bis vor ein paar Wochen. Seit ein paar Wochen habe ich eine feministische Giftnatter in Stalkerform an der Backe, deren Kommentare ich hier ausbrennen muss, und die Antifa. Der Antifa bin ich jüngst in diesem und diesem Beitrag auf die Füsse getreten, und seitdem und zum ersten Male seit 5 Jahren erachtet sie es wegen dieser Petitessen als ihre klassenkämpferische Pflicht, mich hart anzugehen.
5 JAHRE UND JETZT ERST MERKEN SIE, WAS HIER PASSIERT! DA BRAUCHT IHR EUCH NICHT ZU WUNDERN, WENN WIR EUCH BEI DEN NEBENKOSTEN AUCH DIE BENZINRECHNUNG VOM S560 UNTERJUBELN, IHR GEISTIGEN BODENDECKER!
Da habe ich ja bislang richtig Schwein gehabt, mit solchen Randalierern. Die besondere Ironie liegt allerdings darin begründet, dass sie zwar an den Tegernsee schreiben, ihr Mütchen aber bipolar von Wasserwerfern in Hamburg kühlen lassen. Und da muss ich Ihnen die Geschichte meiner Grosstante B. väterlicherseits erzählen, die als schwarzes Schaf der Familie Bayern verlassen und in Hamburg Karriere und Geld gemacht hat, an der Seite eines nicht ganz ehelichen Kommerzienratsohnes mit Senffabrik in jener Stadt im Sumpf. Bekanntlich wurde die Innenstadt von Hamburg im zweiten Weltkrieg – ganz im Gegensatz zu Tegernsee, wo die Amerikaner ihre erste Regierung einrichteten, gleich bei mir um die Ecke – zusammengebombt. Und danach gab es enorm zinsgünstige Kredite, wenn man so etwas wie die jetzt berühmt gewordenen Essohäuser baute. Man musste nur zugreifen und Wohnraum für arme Leute schaffen. Das ist nicht ehrenrührig, kleine Wohnungen für Ärmere bringen oft enorm guten Return on Investment, weil sie, auf den Quadratmeter berechnet, teuer sind und aufgrund der begrenzten Möglichkeiten dieser Menschen alternativlos wie die Merkel’sche Politik. Man kann da nicht wie in Rottach frei zwischen den Villen wählen. Deshalb also baute die B. mit ihrem Mann auf St. Pauli ein grosses Miethaus, und zahlte die Schulden auf den Backen der Mieteinnahmen und der Inflation ab. Im Prinzip, erzählte sie, was das so gefördert, dass es geschenkt war. Und als sie starb, haben wir das geerbt. Neben ihren Photoalben vom mondänen Leben und anderen Dingen, die Sie, liebe Leser, nichts angehen.
Aber in Hamburg, vor diesem Haus, marschiert der schwarze Block. Er stört die Mieter, er beleidigt die armen Sparer, die dumm genug sind, solche billig nach dem Krieg gebauten Häuser und Wohnungen zu kaufen, und absurderweise für Gentrifizierer gehalten werden, weil sie sich dafür und eine angeblich gute Lage 30 Jahre in Zinsknechtschaft bei Banken begeben. Gegen diese armen Menschen randaliert die Antifa. Die wahren Gewinner, oder besser, ihre Erben, die nichts dazu getan haben, als nett zu ihrer Grosstante zu sein, die sind nicht dort in St. Pauli. Die sind, das kann ich auf 10 Meter Breite genau sagen, auf meiner Terrasse am Tegernsee. Und sonst nirgendwo. Wirklich. Der ganze Tegernee wird umsiedelt von Menschen, die irgendwann auf solche Arten zu Vermögen kamen. Kein reicher Privatier würde freiwillig in St. Pauli leben. Die sind alle hier. Sei es, weil sie aus guten Häusern kommen oder sei es, weil sie in jene Firmen investieren, die in Berlin und Hamburg Leuten einreden, sie müssten da jetzt teuer kaufen und zu den Gewinnern gehören. Statt dessen schauen sie hinten hinaus auf das ölige Wasser oder verhungerte Modewochenmodelle und davor randaliert die Antifa. Also, alles wie immer eigentlich. Die Nichtelite macht sich klassenkämpferisch gegenseitig fertig, die einen versuchen, mehr Miete herauszupressen und die anderen, die mit Gewalt zu mindern, und wir haben unsere Ruhe.
Aber ich habe 5. Geburtstag mit diesem Blog und da bin ich grosszügig. Lieber Mob, liebe Berliner Linkspiraten, liebe Antideutschen, und Flüchtlingshelfer: Kommt an den Tegernsee. Wenn die CSU nicht tagt, gibt es kaum Polizei, nur ein paar Vorderladerschützen und Jäger, ganz harmlos. Es gibt keine Wasserwerfer, nur die Wasserwacht. Es gibt enorm viele ältere Menschen, die sich kaum wehren können, und Randale nur vom Umschalten aus dem Fernsehen kennen. Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt, und niemand rechnet mit Euch. Hier ist viel Platz für Graffiti, und statt Tränengas haben wir Heilklima. Besetzte Häuser haben wir nur in Form von Hotels, aber den ein oder anderen Steuerflüchtling könnt ihr hier schon verteidigen. Ich glaube, es gibt kein Feindbild, das wir hier nicht bedienen können. Am Gymnasium Tegernsee hat man sich gegen eine Ganztagesbetreuung ausgesprochen, weil die Mütter das hier dank des Reichtums meist selber machen: Da ist auch viel Bedarf für die Feministinnen, die unseren Müttern erklären, wo die Problematik der Privilegien von 300 Quadratmetern Wohnfläche, Personal, Pool und überzähligen Bentleys zu finden ist. Ja, es mangelt bei uns am Bewusstsein, da habt ihr viel zu tun.
Ich würde also eine Spontandemo vorschlagen, vom Rathaus Tegernsee bis zur Abschlusskundgebung am goldenen Stern an der Überfahrt (->Schnittchen). Ihr lasst Euch einfach morgen früh vom Chauffeur nach Tegel bringen, fliegt nach München, und fahrt mit dem Limousinenservice nach Tegernsee, aber bitte keine US-Fahrzeuge, die sind nämlich stillos und man verwechselt Euch mit einem Junggesell*Innenabschied, und das wäre der Revolution nicht zuträglich. So gegen 14 Uhr werde ich da auch sein, und zwar am Seehaus, auf einer Bank, einen Tee trinkend, schräg gegenüber von Eurer Versammlung, wo sonst die Blasmusikkapelle spielt. Danach zieht ihr an der Schlosspromenade vorbei zum Sandy Beach. Dann durch den Park nach Rottach, und auf der Uferpromenade, die Araber mit “Hoch! Die! Internationale! Solidarität!” grüssend, zur Überfahrt. Danach zerstreut Ihr Euch und macht, was Ihr eben so tut.
Und ich berichte dann wirklich gerne über Eure Forderungen und deren tatkträftige Umsetzung. Ihr müsst deshalb keine Drohmails schreiben, und vor dem Haus von Matt Wagner auch nichts abfackeln. Das ist Eure Chance, endlich einmal angemessen zu demonstrieren, und so ein Tag am See tut Euch sicher auch nicht schlecht. Ja, ich gebe Euch sogar Ratschläge, wo man die besten Pralinen für die Daheimgebliebenen findet, die wegen des Seminars “Absolute Queerfeminismus 101” keine Zeit hatten.
Wenn nicht? Nun, dann habt Ihr sicher Verständnis, wenn wir angesichts dieses fehlenden Engagements und der ausgefallenen Unterhaltung diese unpolitische Neigung nutzen und noch schnell die nächste Mieterhöhung ankündigen. Wer genug Geld hat, um bei Matt Wagner zu randalieren, kann auch etwas zu meiner kleinen Privatfeier für 5 Jahre Stützen der Gesellschaft beitragen. Seht es sportlich, 15% gehen locker, das bin ich Grosstante B. und meinem Ruf als Kommerzienratsohnesserben schuldig, und danach haben Eure Genderfreundinnen angesichts auslimitierter Konten weniger Anlass, mit Euch über Eure geschmälerten Privilegien zu reden. Das ist auch ganz nett, und macht vielleicht sogar den Blick auf die graue Alster erträglicher, an der ihr Euch, so vermute ich, 150 Quadratmeter zu viert teilen müsst. Schrecklich.
15 mercoledì Gen 2014
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inMir ist um Deutschland nicht bange.
Mir ist um Deutschland nicht bange, weil die letzten Tage eindrucksvoll bewiesen wurde, was für vorzügliche Eltern dieses Land bevölkern. Unermüdlich haben Autoren dieser Zeitung all die Ängste und Sorgen von Frauen, was den Nachwuchs angeht, mal durch ein liebevolles “Halt die Fresse und mach hin, Jammerfrau” mit Tröstung umhegt. Oder mal ausgepackt, wie sie als Väter das so richtig geil abliefern, das Vatersein, da hat die Frau gar keinen Anlass mehr, und schon gar kein Recht, sich noch Sorgen zu machen, bei solchen tollen, kraftvollen und überaus selbstüberzeugten Vätern. Es gab kluge Wirtschaftler, die genau zu berechnen wussten, wie sinnvoll das doch ist und dass dieses Gewinsel von Frauen, wenn man es durchrechnet und die Fakten beschönigt, keine Grundlage hat. Angesichts solcher phantastischer Männer, die sicher alle bald bei der Nido als Vorbilder auf der Titelseite und heute schon bei Dr. Mutti im Blog stehen, so wunderbar packen sie es an, stört es sicher nicht, wenn es eine gibt, die einfach keine Lust hat. Und eine fiese Ratte wie mich.
Denn auch ich halte gar nichts von Kindern. Ich habe während des Studiums erlebt, wie Kinderkriegen an der Uni zu Lebenskatastrophen führen kann, und ich sehe die abnormen Scheidungsraten in dieser Gesellschaft, was vermutlich damit zu tun hat, dass andere Männer nicht so liebevolle, tolle, bewunderswerteste Könner in guter Stellung sind wie jene, die wir hier lesen durften. Ja, es ist wirklich bitter, aber all die schönen, aufmunternden Texte von Leuten, die alles voll im Griff haben – die erscheinen manchen Undankbaren und Unfähigen so, als müssten sie im Golf 2 von Berlin an den Tegernsee fahren, und ich würde sie dort anfiesen, warum das nicht schneller geht, schliesslich schaffe ich das mit meinem Sportwagen und Fahrkünsten auch mit einem 180er Schnitt. Aber nein, das missverstehen die natürlich bösartig, wir meinen das nur gut und so ein aufmunternder Klaps auf den Hintern beim Windelnausräumen hat noch keiner Frau geschadet, denken die tollen Väter, und was die anderen denken, findet man im Internet im Form einer asymmetrischen Debatte, die es – Frechheit! – an Respekt fehlen lässt.
Ich will mich, fiese Ratte, die ich bin, da gar nicht einmischen, sondern den Blick auf ein anderes Phänomen lenken, über das noch weniger gesprochen wurde, als über die echten Bedürfnisse der Frauen (und Sie dürfen mir glauben, mir gegenüber haben sich so einige über die Art dieser Debatte und deren Führung durch tadellose Männer, sagen wir mal, uneinsichtig gezeigt). Ich möchte gern über die Kinder reden, Kinder, die vermutlich mit ähnlichen “Stell Dich nicht so an”- und “uns geht es doch eigentlich prima”-Methoden freudvoller, selbstüberzeugter Väter erzogen werden. Das ist nämlich unvermeidbar in Zeiten, da man Kinder so nett behandeln muss: Nachdem das, was vor 50 Jahren noch als gute Erziehung gegolten hätte, heute ein Fall für das Jugendamt wäre, bleibt den neuen Vätern auch gar nichts anderes übrig, als auf jedes Problem mit diesen gütigen Ermahnungen zu reagieren, die dem Kinde wie schon der Frau den Blick für das vom Mann ermöglichte Gute öffnen soll. Wie gesagt, ich will da jetzt auch nicht über Gattinnen reden, so ein Mann will mich fachfremden Junggesellen nämlich abknallen, weil seine Frau bei mir ein wenig Erholung von seiner Güte suchte, sondern über die Kinder. Von denen beobachte ich nämlich ein halbes Dutzend bei Twitter. Warum? Weil ich keinen Fernseher habe, weil ich manchmal Entspannung brauche, weil ich Katastrophentourist bin und weil das echte Stars mit riesigem Publikum sind, gerade weil sie ihre Familie so vorführen.
Echte Dramaqueens ohne Filter und Hemmungen. Sie sin jung. Sie wissen vermutlich gar nicht, was sie da tun. Sie sehen nur die Bühne und das Publikum bei Twitter. Twitter ist ein Medium, das die Schärfe in 140 Zeichen belohnt, und Anerkennung auch bei schlimmeren Selbstverletzungen bietet. Diese Mädchen, zwischen 14 und 24 Jahre alt, haben natürlich auch Eltern und was man so lesen kann, sind das eigentlich ganz normale und fürsorgende Angehörige der stabilen Mittelschicht. Alle Mädchen haben oder machen sie Abitur, oder sie studieren. Eigentlich könnte alles bestens sein. Aber sie haben ein Problem, weil sie sich zu dick empfinden, oder zu dünn, oder zu pickelig oder ähnliches. Gleich mal ein Selfie machen und 6000 Follower fragen, ob sie mit sowas ins Bett gehen würden. Wenn es ihnen etwas besser geht, machen sie Macro-Detailaufnahmen von Lippen und Zungen der Wollust mit dem Hinweis, dass das bei Älteren nicht so lecker aussieht. Wenn aber jemand wie der CDU-Abgeordnete Jens Spahn mit der Behauptung verhaltensauffällig wird, die “Pillen danach” seien “keine Smarties”, ist es vorbei mit den Freundlichkeiten: Der Umstand, dass meine sechs Referenzbürgerkinder gerade unisono unter dem Hashtag #wiesmarties nicht nur die Pille danach fordern, sondern auch stets detailreich und nachvollziehbar erklären, warum sie die jetzt brauchen – Filmriss, Alkohol, Party, Hamburg, der Typ, den sie gestern noch doof fanden, Urlaub, wasauchimmer – lässt Rückschlüsse auf die Ausgestaltung des Singledaseins durch schnell genutzte Optionen zu. Da wird auch nicht länger gefackelt als bei einem “Hör auf zu jammern”-Kommentar.
Oh, und da war noch diese Sache mit den genderösen Lehrplänen in Baden- Württtemberg – also, nach meiner Beobachtung aus dem Netz haben weder reaktionäre Gegner noch leitbildfreundliche Befürworter begriffen, wie das mit dem Sex und seinen Spielarten hier draussen so läuft. Da gibt es nämlich so Videoseiten im Internet, die durch ihr internationales Publikum dafür sorgen, dass Fachtermini auf Englisch Einzug halten. Nie also steht dort etwas von Gruppensex, sondern immer nur von Gangbang, und meine Befürchtung ist nun, dass so mancher Lehrer in seinem geordneten Leben vielleicht gar nicht so richtig erfasst, welche neuen Möglichkeiten das Internet zugänglich macht. Was dann bei Twitter wiederum die Erkenntnis reifen lässt, dass es nach dem Abbruch der Schule auch eine Karriere als Pornoaktrice geben könnte. In derjenigen Perversion, die am besten zu den weithin ausgebreiteten körperlichen Nachteilen der Autorin passt. Natürlich liest so etwas kein Pfarrer aus Tübingen und keine Feministin in Berlin und Eltern lesen das auch nicht, sonst hätte das Kind nämlich kein Mobilgerät mehr – aber so ist das. Mit den Kindern. Wenn sie mit dem Erwartungsdruck der Umwelt nicht klarkommen, und zwischen G8 und Lerndruck zwangsweise auf die Halböffentlichkeit des Netzes ausweichen. Dafür bekommen sie Favs und Retweets und Bestätigung, gerade weil jene Eigenheiten belohnt werden, mit dem ihre Eltern nicht umgehen können.
Jungs sind anders, zugegeben. Jungs bringen nicht ganz so viele Bilder von ihren Ernährungsangewohnheiten. Vermutlich, weil das bei Jungs nicht so heraushebt und aussergewöhnlich macht. Mädchen haben dagegen eine nachgerade perfide Freude daran, durchaus sozialverträgliches Aussehen mit Flaschen zu kombinieren. Ich weiss, wie Eltern heutzutage entsetzt sind, wenn ihre Kinder mit dem Wegbier, als der Flasche in der Hand wie ein Asozialer herumlaufen und ich würde die ja auch gern ohrfeig, und deshalb leben sie es dort aus, wo sie jeder sieht und sie für cool hält: Auf ihren Accounts. Weitab der Familie. Jungs, zu ihrer Unehrenrettung muss ich das sagen, mischen bei uns vor dem Münster am Freitag den Billigwodka in den Orangensaft, ohne das abzulichten und zu verbreiten. Die müssen sich ja nicht ihrer Krassheit versichern, um ihr Publikum mit Minderwertigkeitsgefühlen zu begeistern, sondern versuchen, Frauen für die Nacht zu finden.
Sie sollten jetzt bei Twitter besser nicht nach dem Wort “Knutschen” suchen, wenn Sie Eltern sind. Abgesehen davon sind die Töchter wirklich gerissen im Umgang mit dem Netz, denn die wirklich fragwürdigen Verhaltensweisen werden bevorzugt durch Bilder vermittelt – nicht direkt zu finden und dafür, sagen wir mal, authentisch. Wäre man böse, würde man sagen, die Photos ihrer Wellbutrintabletten sind die Antwort auf die naturpralle Leitbildfunktion der Väter. Und eine Absage an die Vorstellung, dass die Kinder mit 18 aus dem Haus und auch so wundervolle Vollvorbilder sind wie jene, die das mit dem Kinderkriegen so lässig erklären. Was mich bei der Sache wirklich bewegt (und deshalb verlinke ich hier auch nichts) ist der Umstand, dass es durchaus auch Twitteraccounts von Vätern gibt, die erkennbar manchmal von ihren Kindern und deren Marotten überfordert sind, und es dort rauslassen. Das wird dann von Twitterdramaköniginnen gern gelesen und weiterverbreitet. Diese Seelenverwandschaft sollte man sich mal in einer ruhigen Stunde durch den Kopf gehen lassen.
Auf der einen Seite ist das für einen Kinderablehner wie mich eine feine Sache. Sozialporno für bessere Kreise. Wenn ich mit Familien unterwegs bin, und die Tochter macht etwas unter dem Tisch mit ihrem Handy, nachdem die Eltern eine Weile sich darüber ausgelassen haben, was das hochtalentierte Kind alles macht; wird es angeherrscht, was es jetzt “schon wieder” mit dem Ding macht und sagt es “Nichts” – dann sage ich, ach bitte, lasst sie doch, sie braucht das, und lächle sie nett an. Ich weiss genau, was sie macht. Und auch, wenn es bei rationaler Betrachtung nicht richtig ist, ihre Eltern im Internet als tumbe Idioten darzustellen, weil sie sich wirklich Mühe geben: Sie hat recht. Sie ist ein eigener Mensch. Und die Problemlösungen von alten Säcken Männern sind das letzte, was sie brauchen kann. Was verstehen wir vom sozialen Druck, der sich im Schlitzen, Pro Ana, Tattoos und ungewönhlichen Sexualpraktiken einen Ausweg sucht.
Auf der anderen Seite ist das vielleicht sogar die beste aller möglichen Welten. Was würden sie tun, wenn man ihnen das Ventil nähme? Wenn man ihnen die Bühne, die Follower, die Favs und die Unterstützung für ihre Wutausbrüche untersagte? In gewisser Weise sind diese Accounts lustig, weil sie mich in meiner Ablehnung vom Kinderkriegen bestätigen. Auf der anderen Seite sind sie schlimm, weil sie die enormen Klüfte zwischen dem modernen Elterntum und den Problemen dieser neuen Generation aufzeigen. Die Kinder sind auch nicht schlimmer als früher, sie leben nur in einer durchorganisierten Welt, die keine grossen Rücksichten auf Kreativität und Spielfreude mehr nimmt. Das muss alles öko und gebildet und zielgerichtet und moralisch sein, und sie dürfen nicht jammern und sollen sich nicht so haben und wenn es zu spät ist, hilft ihnen das Verständnis, das sie wieder auf Linie bringen soll, auch nichts mehr. Aber sie haben ihren Rückzugsraum, ihr Mobilgerät und ihre Kanäle, und dort spielen sie das, was sie ansonsten nicht sein können. Das würde ich nicht haben wollen. Ich schäme mich ein klein wenig dafür, dass ich diesen Inszenierungen folge und oft lache, auch wenn es eigentlich nicht lustig ist. Es ist ihre Art zu überleben, Für die Turboväter ist das, wenn es sich in der Realität Bahn bricht, sicher die Hölle.
Ich darf soch auch mal: HABT EUCH NICHT SO UND WINSELT MICH NICHT AN, IHR… Eltern.