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Stützen der Gesellschaft

~ Darf ich noch ein Stück Torte anbieten?

Stützen der Gesellschaft

Archivi Mensili: maggio 2013

Wie viele arm und wenige reich bleiben

31 venerdì Mag 2013

Posted by Don Alphonso in Uncategorized

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Get rich or survive trying

Noch immer schwappen Nachwirkungen der Untersuchung zum Vermögen der Europäer durch die Netzdebatten, noch immer werden ergänzende Studien vorgestellt, und es macht doch den Eindruck, als seien tatsächlich die deutschen Haushalte im Schnitt weitaus weniger mit Vermögen gesegnet, als die Haushalte in Krisenländern. Die politischen Folgen wie der Hass auf andere sind weitreichend, es wird damit für die sog „Alternative für Deutschland“ geworben und wenig danach gefragt, inwieweit das eigentlich mit der Vermögensverteilung im eigenen Land erklärbar ist. Etwa mit extremen Konzentrationsprozessen, und verarmten Schichten.

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Dabei ist diese Frage gar nicht so unwichtig, denn insgesamt, da ist man sich einig, haben „die Deutschen“ ein enormes Vermögen. Das wird – unabhängig von dieser viel debattierten EU-Studie – bislang auf ungefähr 5000 Milliarden geschätzt, und pro Haushalt, wenn man das Gebrauchsvermögen – Autos, Tafelsilber, Barockspiegel, Seidenteppiche etc. – herausrechnet, bleiben immer noch angenehme 234.900 Euro übrig. Das ist gar nicht so schlecht. Schlecht ist es erst, wenn man einen Sohn oder eine Tochter aus besserem Hause von der absoluten Unterkante der Oberschicht nimmt, ihr Vermögen zusammenrechnet, das sie als Alleinstehende besitzen, und zumindest das ganz schnell in den Bereich von einer halben Million vorstösst. Und das heisst, brutal gesagt: Auf jeden dieser Fälle, die das täglich Brot dieses Blogs sind, kommen zwei Haushalte mit mehr als 2 Personen, die nur 117.000 Euro besitzen.

Und für jeden Submultimillionär mit 2 Millionen – was heute in den Zeiten von Monti wirklich nicht mehr viel ist – gibt es 8 Haushalte, die gar nichts haben. Man kann das Spiel im nationalen Rahmen beliebig oft spielen, am Ende bleibt halt die Erkenntnis, dass es wie im durchschnittlich 30 Zentimeter tiefen Fluss ist, in dem der Statistiker ertrinkt: Durchschnitt ist nichts. Verteilung ist alles. Und da ist Deutschland innerhalb der EU nun mal ein krasses Beispiel für eine Entwicklung, gegen die ich mich hier gefahrlos aussprechen darf: Ich erlebe das nun schon seit Jahrzehnten. Und die anderen bekommen zur Wahl Wohltaten versprochen, die sie danach mit Mehrwertsteuererhöhungen und Autobahnmaut gegenfinanzieren müssen. Die Betroffenen wählen immer irgendwie jene, die das tun, was den Reichen nützt.

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(Dass man Mietpreisbremsen mit Löchern ausstatten wird, so gross, dass drei Makler-S-Klassen nebeneinander durchpassen – darauf wette ich übrigens gerne) Wo waren wir… auch so, ja, die Verteilung. Ich glaube, wir müssen die Realitäten betrachten. Es gibt also dieses Vermögen in Deutschland, das nach Geldwert stark und nach Sachwert weniger stark ansteigt, und eben die entsprechende Verteilung auf Reich und nicht auf Arm. In Zeiten der Eurokrise können wir sog. Exportüberschüsse einfach mal vernachlässigen, die in die Rettung ausländischer Banken und Nationen und damit der eigenen Forderungen fliessen. Ich darf hier auch sagen, ich wohne nunmehr seit 6 Jahren am Tegernsee, und der ist auch nicht grösser geworden, es ist also einfach nicht mehr da. Sagen wir der Einfachheit halber also, das bleibt alles so, wie es ist, mit etwas Produktion und Wertschöpfung.

Und nun kommt also jemand auf die Idee, dass er „reicher“ werden will. Also nicht mehr Geld aus den schönen Druckereien bekommt, wie alle anderen auch, sondern insgesamt mehr als der Durchschnitt: Darunter versteht man ja allgemein „reicher werden“. Das geht angesichts des existierenden Vermögens nun mal nur, wenn man entweder in der Lage ist, sich Besitz zu verschaffen, den andere haben, oder eben den Staat darum zu bitten, das für einen zu tun. Kleines Beispiel: Wenn ich die Kosten für einen steueroptimierenden Steuerberater von der Steuer absetzen kann, dann finanziert der Staat teilweise das Drücken meiner Steuerlast – im Bereich des Anlagebetrugs würde man das einen Kickback nennen. Wenn der Staat es aber gemeinerweise nicht einsieht, überdurchschnittliche Bereicherung zu fördern, ist man im besten Fall allein. Oder im schlimmsten Fall bei einem Anlageberater, der die Welt in anwaltsbewehrte Kunden und nichts verstehende Lehmanomas aufteilt.

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Der Durchschnitt der Deutschen gehört zur zweiten Kategorie, alles was darunter ist und vieles, sehr vieles, was darüber liegt, denn selbst mit einem verfügbaren Vermögen eines Papiereinzelmillionbesitzers ist man allenfalls Kleinaktionär oder zeichnet Fonds wie jene, die das Hotel Heiligendamm aufbauten, das jetzt gerade zum Spottpreis versteigert wurde. Aber während man in diesem Markt noch ein Eindruck haben kann, mit einer gewissen Grandezza unterzugehen, sind all die Geldvermögen des Durchschnitts schlicht zu klein, um darüber nennenswerte Gewinne zu erzielen. Eine Gruppe von Anlegern, für die man Zertifikate erschaffen hat, die den Banken famose Gewinne bringen, wenn es gut geht, und wenn nicht, trifft es eben die Zertifikatebesitzer oder beim Bailout den Staat, der genauso formschön wie beim Steueroptimieren hilft. Es gibt eine ziemlich lange Liste von Anlageformen, die ähnlich wie Zertifikate funktioniert haben, was jetzt angesichts der DAX-Rekorde etwas in Vergessenheit gerät: Die T-Aktie, Infineon, Schifffahrtsfonds, geschlossene Immobilienfonds, Filmfonds, denen auch noch die Steuervorteile gestrichen wurden – man sehe mir das bitte nach, ich empfinde überhaupt kein Mitleid angesichts des Umstandes, dass sich solche Anlagen bewerbende Autoren gerade hartes Brot der Krise essen.

Insofern sind die Leute der Massen, die ihre 20000 Euro mit Rücksicht auf unvorhergesehene Ausgaben auf dem Konto lassen und dafür zähneknirschend die Geldentwertung in Kauf nehmen, nicht etwa dumm oder falsch beraten: Es gibt für ihre Lebensumstände wenig sinnvolle Alternativen. Wollte man daran etwas ändern, müsste man in Deutschland die Gesetze im Bereich des Anlagebetrugs drastisch erweitern und verschärfen, man bräuchte eine wirksame Finanzmarktaufsicht, man müsste den Sumpf des grauen Kapitalmarkts austrocknen und viele Dinge tun, die noch schwieriger sind, als die Mietpreisentwicklung in München zu stoppen: Aber selbst dann bliebe die Frage, wie dadurch umverteilt werden soll.

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Und daran glaube ich einfach nicht. Bei uns am See knn das keiner wollen. Es müsste irgendein marktwirtschaftliches Instrument geben, das das Vermögen dort holt, wo es in Deutschland in grossen Mengen ist – also bei den Vermögenden des Landes – und dorthin bringt, wo es über all die Jahre abgezogen wurde. Das Instrument müsste in der Lage sein, die staatlich erlaubte Umverteilung umzudrehen, und es sollte sich dabei nicht um Kidnapping oder räuberische Erpressung handeln. Es müsste irgendetwas sein, dem die Menschen ausserdem nach all den Reinfällen wieder glauben. Dass der DAX heute steigt und morgen beim Fall angeblich wieder Milliardenwerte vernichtet werden, haben sie vermutlich inzwischen so weit verstanden, dass sie, soweit möglich, lieber Stein und Ziegel kaufen. Das macht sie vielleicht noch nicht reich an dem Papier, das gedruckt wird, aber es gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit, und sie müssen sich nicht dauernd Sorgen machen, welchen falschen Versprechungen sie diesmal aufgesessen sind.

Jeder kann arm bleiben.
Jeder kann ärmer werden.
Aber nicht jeder kann reich werden.

Klingt fies, hat aber den Vorteil, dass ich auch weiterhin niemanden als Nachbarn begrüssen muss, der an das glaubt, was er in Finanzdingen schreibt, und seine dürftigen Mittel entsprechend anlegt.

Die vielleicht beste aller möglichen Mesalliancen

27 lunedì Mag 2013

Posted by Don Alphonso in Uncategorized

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Wenn wir keine Rivalen hätten, würde sich der Genuss niemals in Liebe verwandeln.
Marcel Proust

Um es kurz zu machen: Der V. heiratet seine Vermögensverwalterin G.. Da hier aber die saftigen Details dieser Verbindung nicht zu kurz kommen sollen, möchte ich an dieser Stelle ganz unvoreingenommen im Vorgriff sagen, dass eine Vermögensverwalterin natürlich kein natives Vermögen braucht, wie ein Autofahrer keine Autofabrik besitzen muss, ein Spezialist für Krebserkrankungen auch keinen Krebs haben muss, und ein Gefängnisdirektor keine Haftstrafe absitzen muss. Unvoreingenommen ist daher zu darüber sagen, dass man dagegen nichts sagen kann.

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Nun ist unsere kleine Welt des Westviertels aber nicht ganz unvoreingenommen, und wie die Alten schon über Bankdirektoren sungen, so pfeifen die Jungen auch heute noch über ihre längst vergangenen Techtelmechtel mit Bankdirektorentöchter. Und in so einer Welt sorgt es natürlich erst einmal für eine gewisse Verwunderung, wenn so ein – inzwischen nicht mehr ganz junger – Sohn einer Bankangestellten anheim fällt, die sich schon bisher um seinen Geldbesitz kümmerte und nun dazu übergehen wird, den Rest auch noch zu kontrollieren. Es ist eine freundliche Übernahme, denn der V. hat es nicht so mit Vermögensdingen, und generell ist es auch eine Fehleinschätzung zu glauben, dass man sich, so man Vermögen hat, automatisch darum kümmern muss: Das machen vielleicht welche, die es im Schweisse des Angesichts ihrer Anleger erworben haben, aber wenn es einem einfach so zufällt, ist man dankbar, wenn jemand einem diese Bürde abnimmt.

Selbst für den V., der es mit viel Hilfe seiner Eltern gerade mal zum bayerischen Abitur am leichtesten Gymnasium der Stadt gebracht hatte (man muss sich das vom Niveau her in etwa so schlimm wie die Erringung einer Promotion in Nordrhein-Westfalen oder Berlin mit 20 Jahren vorstellen), und dessen literarische Neigungen allenfalls rudimentär ausgeprägt sind, gibt es schönere Lektüre als Anlageprospekte und Abschlussberichte. Und wie ich nun im Gespräch mit einem Freund, der ebenfalls sehr viel auf seine Exbeziehung mit der Bankdirektorentochter P. hält, erfahren habe, sah sich der V. erst mit der grossen Krise gezwungen, seine Beraterin zu fragen, was da eigentlich mit seinem Geldvermögen los sei, das sich da rasend schnell in Nichts auflöste. Dass es diese Beraterin G. überhaupt gab, dass sie stofflich und nicht nur als Aktenzeichen der Bank existierte, bemerkte er übrigens auch erst, als er sich dann in jene Geschäftsstelle quälte; davor war sie etwas, das er mit dem Vermögen übernommen hatte, und Briefe an seinen Steuerberater schickte.

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Ich kenne den V. und sein phlegmatisches Wesen, und wenn nun berichtet wird, wie mannhaft er die Verluste der Krise hinnahm, während andere mit den Sportwägen und Koffern über Alpenpässe in die Schweiz fuhren, dann wird das wohl so gewesen sein. Mit dem Blick über die Jahrhunderte relativiert sich ja vieles, Kriege, Börsenkräche, Inflationen und Währungsreformen kamen und gingen, aber die Familien blieben bestehen, und nach einer Weile war das Geld auch wieder da. Und wie es nun einmal so ist, war er dann öfters in jener Bank, hörte sich defensive Anlagestrategien an und sah auch keinen Anlass, seiner Beraterin Schmerzen zuzuführen, wie es so viele andere gemacht haben: Indem sie nämlich das Geld den Beratern nahmen und in Immobilien steckten. Bei der Familie des V. und ihrer Häuser, muss man sagen, hätte sich das auch kaum mehr gelohnt, denn all die alten Tanten hatten mehr Wohnraum hienieden zurückgelassen, als dass es einer allein hätte bewohnen oder auch nur sinnvoll bewirtschaften können. Der V. also hielt seiner Verwalterin die Treue, und weil die Stadt klein ist und sie auch gern nebenbei ein wenig über tägliche Gewohnheiten plauderten, muss er es wohl einzurichten gewusst haben, dass man sich – zufällig – hin und wieder auch ausserhalb der Bank traf. Und wie das eben nun mal so ist, so ist es auch gekommen.

Wir alle also haben jeden Anlass zu glauben, dass es sich mehr um eine Art gewünschtes Management-Buy-In handelt, denn um einen räuberischen Akt, sich ein Vermögen teilanzueignen, das der jungen Dame weitaus besser als dem V. bekannt war. Und so sind die Reaktionen auch gar nicht so schlimm, als wenn er anderweitig eine Frau erwählt hätte, die ausser einem scharfen Geist nur wenig in die Ehe mitbringt, das beweisen könnte, dass sie selbst ihr Vermögen trefflich mehren konnte. Im Gegenteil, nach einem kurzen Moment des Erstaunens geht man auf breiter Front dazu über, diese Verbindung richtig gut zu finden. Es sieht wie eine sinnvolle Ergänzung aus, und hätte die Verwalterin wirklich auf die Überholspur des Lebens gewollt, wo all die Drängler und Erfolgreichen, die Vielverdiener und Esaberauchnötighaber sind, dann hätte sie in diesem Bankhaus sicher bessere Alternativen gefunden, als ausgerechnet den V., der in diesem Dasein nirgendwo mehr ankommen wird, wo er nicht schon ist.

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Damit ist er fraglos die ideale Kund- und Partnerschaft für die G., denn wo andere immer nur nach Rendite plärren und für 1% alle guten Ratschläge ignorieren, ist der V. zufrieden, wenn sich jemand darum kümmert, und bekommt auch keinen Schreikrampf oder was sonst so passiert, wenn sich durch eine Unwägbarkeit die Hoffnungen auf Profit als überteuert erweisen. Sie kann dagegen frei von Bankzwängen das tun, was sie selbst für richtig hält, und generell wird das sicher eine rundum ehrliche Ehe, wo nicht der eine beim Verkauf eines Hauses die Hälfte schwarz nimmt, um im Krisenfall etwas auf die Seite geschafft zu haben, wie das sonst wohl nicht ganz selten vorkommen soll (Sie glauben ja gar nicht, was für Überraschungen manchmal auftauchen, wenn so ein Mensch mit wenig Vertrauen stirbt, von Koffern voller Markscheine bis zu Unterhaltszahlungen, die man besser fortführt, will man keinen Skandal).

Und umgekehrt – auch das ist so eine gut begründbare Erfahrung – brechen Beziehungen zwischen Arm und Reich oft an der Fassungslosigkeit über das Verschenken von Chancen und Gelegenheiten auseinander, die die einen nie erhalten würden, und die den anderen viel zu stressig sind, vielleicht auch, weil sie aus Erfahrungen wissen, dass da noch bessere Möglichkeiten kommen werden. Die Vermögenden sind nicht bereit, die Preise des Unangenehmen – ein Umzug, Hektik, mehr Arbeit – auf sich zu nehmen, die andere aus Angst, so eine Chance käme nie wieder, jederzeit zahlen würden. Das fängt bei Einladungen zu grauenvollen Standortbällen mit Regimentbigband an, zieht sich über sinnlose Karriereangebote hin und führt spätestens zum grossen Krach, wenn der geplante Nachwuchs nach Oxford soll. Hier nun ist jedoch eine Frau, die sich auf bestimmte Tätigkeiten versteht, und ein passender Bereich, in dem sie sich nach Lust und Laune ausleben kann, zum Vorteil beider Partner, so dass jeder nach seiner Natur leben kann. Das sieht gar nicht schlecht aus, keine Zweckehe, sondern eine Ehe mit Zweck. Letztlich ist das auch nichts anderes, als wenn der Besitzer eines Parks eine Frau heiratet, die gern Rosen züchtet. Und ausserdem hat die G. schon beruflich genug Erfahrungen mit den, sagen wir mal, speziellen Eigenheiten dieser Kreise und ihrer Kanten. Das, sagt die allgemeine Meinung, wird gut gehen.

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Man erlaubt sich allenfalls den Scherz, dass sie nun ihren Gatten zuallererst dazu bringt, in das sprichwörtliche fallende Messer zu greifen, und in Gold zu investieren, da es gerade zu einem tiefen Fall ansetzt, aber das sind ja auch nur zwei Ringe und wer weiss, vielleicht rät sie ihm doch zu Platin, das weniger volatil ist, oder gebrauchten Ringen, die die Anfangsverluste reduzieren helfen. Ansonsten ist alles eitel Freude und Sonnenschein, und wäre dieser Sektor nicht so stark männlich dominiert, würde man auf unserer Seite das Angebot genau evaluieren und auf seine generelle Markttauglichkeit prüfen, denn Söhne, die das Leben nur geregelt kriegen, wenn es andere für sie regeln, haben wir noch mehr auf Lager. Aber die anderen Verwalter sind Männer, und ausserdem hatten die real existierenden Männer aus dieser Branche in jener kleinen Stadt dummerweise so luxemburgische Unterlagen ihrer Klienten im Büro, als die Fahnder kamen, was eine andere Geschichte wäre, die ich vielleicht später aufschreibe, wenn es den Nichtkunden der G. nicht mehr so weh tut und ach so, ja, also, was ich sagen wollte:

Natürlich gibt es da jede Menge Defizite, auf beiden Seiten, aber die gibt es immer, und hier passen sie bestens zusammen. Das wird schon, und wenn nicht, dann ist immer noch genug da. Und das wiederum sind so Sätze, die gehen den einen einfach so von den Lippen, weil sie es nicht anders kennen, und die anderen bringt es zur Weissglut, weil es nie so sein wird – Mesalliance eben.

In die andere Richtung

18 sabato Mag 2013

Posted by Don Alphonso in Uncategorized

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Eigentlich dachte ich mir, es wäre doch sicher nett, eine Galerie mit Bildern der Mille Miglia bei der FAZ zu machen – allerdings geht das aus technischen und logistischen Gründen eher schlecht.

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Dann ist mir eingefallen, dass bei den neuen FAZ-Blogs auch ein Plugin installiert ist, mit dem man Bilder hochladen und verwalten kann, und theoretisch auch Galerien erstellen könnte. Das habe ich versucht, musste dann aber entdecken, dass dort jemand das Plugin kastriert hat. Vermutlich in der Absicht, dass man das Plugin zum Bilderladen verwenden kann, aber genau nicht dafür, wofür es eigentlich gemacht wurde: Zum Anlegen von Galerien. Dafür fehlen ein paar Reiter und der alles entscheidende Knopf, der einen HTML-Code in den Beitrag einfügen würde, kurz; ES IST UNMÖGLICH!

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Wenn man den HTML-Code, der immer gleich ist, nicht händisch in einen Beitrag einfügen kann. Aber wer sollte so etwas Kompliziertes schon können? Menschen mit Basiswissen HTML wachsen schliesslich nicht auf Bäumen. Jedenfalls, trotzdem ist es mir also gelungen, das zu machen, und deshalb ist jetzt der Beitrag mit zwei Galerien drüben und weil ich gleich heute früh nach Siena muss, schaffe ich es nicht, das Plugin hier einzubauen und den Beitrag nachzuschieben.

Deshalb geht der Weg zum Inhalt diesmal in die andere Richtung:

Die Geschichte von der Moral

16 giovedì Mag 2013

Posted by Don Alphonso in Uncategorized

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Gerechtigkeit bewegte meinen Bauherrn
Dante, Inferno

Die moralischen Betrachtungen zu Gut und Böse gehen in meiner Familie vergleichsweise weit zurück, denn zu Vermögen kommt man nicht immer durch Freundlichkeit, und vor 300 Jahren hatten wir sogar mal jemanden in der Familie, der heute sicher FDP wählen würde: Ein Privatunternehmer im Steuer- und Abgabengeschäft, der nur einen festen Betrag beim Fürsten abliefern musste, und den erwirtschafteten, flexiblen Rest der Eintreiberei behalten durfte. Das war lukrativ, aber auch nicht sonderlich moralisch, weshalb spätere Generationen erfolgreich eher den Status der menschenfreundlichen Rentiers und Hausbesitzer anstrebten – über die erzählt man sich dann auch nur Gutes.

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Also, fast nur Gutes, zumindest in dem Rahmen, über den ich hier öffentlich sprechen möchte. Sie gingen manchen Beschäftigungen nach, waren allseits anerkannt, nur selten gierig und zufrieden mit sich und der Welt. Wenn sie einen richtigen Beruf hatten, erfüllten sie ihn mit Anstand und Standesbewusstsein und so, erzählt es die Familiengeschichte, kommt man gut und anständig durch das Leben. Das ist vorbei: Ich schreibe das in so einem Rentiershaus auf dem Sofa, ich komme gerade aus Gardone Riviera und fahre gleich wieder zurück zu Mille Miglia, arbeite jetzt effektiv zwei Stunden und der Rest meiner Zeit ist angefüllt mit dem Betrachten und Begleiten stinkender, alter Blechhaufen durch Italien. Das sind so die Lebensläufe, die es auch in anderen Familien früher gab, und die laut Berichten selten bestens ausgingen, es sei denn, es kam eine Frau und hätte den eingefangen und ihm dann Mores beigebracht: Aber auch das wird nicht geschehen.

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Es geschieht nicht, weil sich die moralischen Geschichten geändert haben. Sehen Sie, wenn ich länger am Stück im Ausland bin, führt mich mein erster Weg daheim entweder auf den Wochenmarkt oder zur Bäckerei, und dort höre ich dann die Neuigkeiten, die in dieser immer noh pittoresken Stadt so passiert sind. Darf ich das brühwarm weiterreichen? Familienunternehmer der dritten Generation, feiner Mann, hoch angesehen, noch keine 50 Jahre alt, immer nur gearbeitet und das Geschäft ausgebaut und am Tag vor einer Bauchoperation noch schwer gearbeitet: Unter das Messer gekommen, üble Komplikationen, schwere Eingriffe, daran verstorben. Da weiss man nicht mehr, was man sagen soll. Manager eines Grosskonzerns, Ehe zerbrochen, Zwangsverkauf des Hauses. Es geht nicht anders, wegen der Schulden. Und dann ist da noch der Leistungsträger, mit zu viel Projektarbeit, die sinnlos war, weil sich die Pläne änderten, mit der Folge eines Hörsturzes, und der Arzt meint, dass das gut so ist: Noch ein paar Wochen mehr davon, und es wäre nicht so glimpflich ausgegangen. Das sind alles feine, ehrliche, arbeitsame und hingebungsvolle Menschen, und jetzt? Tot, schwer schuldenbelastet, 3 Monate krankgeschrieben und die Firma würde ihn gern loswerden.

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Das ist bitter. Das nimmt man durchaus mit nach Italien. Ich würde nichts sagen, wenn das nur einmal so wäre, aber immer nach den Frühlingsaufenthalten in Italien ist einer tot, einer ruiniert und einer in der Reha. Es gibt Varianten, und in den Zeiten der New Economy war das auch schon schlimmer, aber da ist doch so etwas wie ein grundsätzliches Problem mit der Anwendung alter Moral in unseren Tagen sichtbar: Sie lohnt sich nicht mehr, sie macht keine schönen, glücklichen Geschichten, sie ist auch nicht sonderlich gerecht. Meines Erachtens ist das so, weil die Umstände ebenfalls nicht mehr kontrollierbar sind. Bei mir und meiner fragwürdigen Lebenseinstellung ist das natürlich etwas anderes, ich lebe, wenn man so will, wie meine Vorfahren mit festen Riten und beständigen Laufbahnen. Das Haus hier stand schon vor 400 Jahren und wird in 400 Jahren noch stehen, ich bin hier geboren und möchte hier auch wieder aus der Welt gehen, ich interessiere mich nicht für Karriere, weil wir gelernt haben, dass der Mensch einen Platz zum Wohnen braucht und uns dafür zu zahlen bereit ist. Das Modell ist einfach und überschaubar, und sollte etwas Unvorhersehbares kommen, wird man eben sagen: Naja, aber er hatte ein gutes Leben. Was sagt man zu einem, der einen Tag vor dem Operationsdebakel noch 12 Stunden in der Firma war? „Theoretisch war die Moral auf seiner Seite, aber praktisch…“

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Praktisch lese ich von Einweisungen wirklich toller, junger Menschen in Kliniken, weil sie in jungen Jahren dem Stress der vielen Anforderungen nicht mehr Herr werden. Praktisch sehe ich, wie manche in einem Monat das wegarbeiten, was andere in zwei Monaten tun, und dann den Urlaub zur Krankheit nutzen. Praktisch sehe ich jede Menge Anreize, so einer Tätigkeit nachzugehen, ein PR-Unternehmen etwa möchte mich für viel Schmerzensgeld nach Wales schicken, nur wäre dann kein Platz mehr in meinem Dasein, den Gewinn auszuleben. Fahren Sie nach Salo’, schauen Sie sich dort die Luxusyachten an, die dort Woche für Woche einsam im Wasser schaukeln: Das ist teuer. Das muss jemand verdienen. Da wird hart gearbeitet, damit das Boot in den Wellen schaukeln kann, so einsam und verlassen. Praktisch ist das Leben nicht moralischer, sondern unsicher geworden, es gibt keine Garantien und Sozialsysteme mehr, durch die man sich auf einen Minimalkonsens verlassen könnte. Über die goldene Uhr für 40 Jahre Betriebszugehörigkeit sollte man nicht lachen, wenn man schon für 20 Jahre einen Burnout und eine Freistellung bekommt.

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Es liegt mir fern, hier deshalb zu Mitleid aufzurufen; instabile Systeme zwischen Krise und Aufstieg, zwischen Druck und Erfolg haben natürlich auch die Neigung, sich den Menschen nach ihren Vorstellungen zu erschaffen, so wie die Konditoren in meiner Familie auch alle rund und zuckerlastig waren. Momente der Niedergeschlagenheit und der vergeblichen Sinnsuche garantieren überhaupt nicht, dass man diesen Typus bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit, beim kleinsten Vorteil oder einfach nur aus der Lust am Mobben an der Gurgel hat.Es gibt keinen Grund, warum in einem System jenseits aller Zuverlässigkeit und Regeln jemand anfangen sollte, sich selbst mit nicht sinnvollen Moralvorstellungen zu belasten. Man kann die strauchelnden Leute auf dem Weg zu einem diffusen, kaum mehr erklärbaren „Oben“ der Gesellschaft als Warnung begreifen, oder aber auch als Chance, weil wieder ein Platz, eine Stufe auf der Treppe frei wird. Ich lese in letzter Zeit von Vollbeschäftigung, die uns ereilen wird, weil sich Deutschland an der Krise anderer europäischer Länder gut zu nähren versteht: Ich fahre als Halbbeschäftiger nach Italien.

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Es macht da eine nette Illusion die Runde – gerade in Bezug auf eine Stadt wie die, aus der ich hier erzähle, die schon seit Jahren Vollbeschäftigung erreicht hat und deren Bewohner, wenn sie nicht gerade solche Schicksale erleiden, blendend verdienen – dass die Zukunft angesichts der Demographie eine Goldene sein wird, weil die vielen Alten in Rente gehen und für die wenigen Jungen dann in Vollbeschäftigung kommen. Vielleicht stimmt das sogar, denn diese Renten wird ein armes Schwein einer erarbeiten müssen, und es steht zu befürchten, dass es jene Jüngeren sind, die die Gerechtigkeit der Moral schon heute nur noch aus Erzählungen kennen: Es wird jede Menge Arbeit geben, Pflegedienste, Alzheimerbetreuung, Seniorenunterhaltung auf Kreuzfahrtschiffen, ein ganzer Generationenvertrag und Finanzierung der Propaganda, die sagt, dass es einem hier doch gut geht, wenn man so viel zu arbeiten hat, woanders sind 40, 50 Prozent der jungen Leute arbeitslos, und wenn einer aufmuckt, dann holt man sie eben hierher, oder verlagert die Arbeit ins Ausland. Das sind eben so die Unwägbarkeiten des Lebens: Die einen bekommen mehr Arbeit, als sie sich wünschen, und den anderen geht der Scheibenwischer am Sportwagen kaputt, weshalb sie die Mille Miglia mit einem Citroen Berlingo Diesel besuchen müssen. Nein, gerecht ist das alles nicht

Warum Drosselkom nervt und das Tempolimit egal ist

12 domenica Mag 2013

Posted by Don Alphonso in Uncategorized

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Eigentlich ist alles für die Autolobby gut ausgegangen: Nur kurz forderte der SPD-Chef Gabriel ein Tempolimit auf den Autobahnen, wie es in den meisten zivilisierten Ländern dieser Erde existiert und dortselbst zu Benzinersparnis und weniger Unfällen beiträgt – da gingen auch schon seine Parteigenossen Steinmeier und Nahles mit der Blutbremse dazwischen: Bloss keine Wählerverärgerung vor den Wahlen! Aber hätte ich davon nicht in der Zeitung gelesen, hätte ich das Ganze gar nicht mitbekommen: In meiner Onlineumgebung gab es keinen Aufschrei, kein Fäkalgewitter, keine Empörung, dass man hier freien Bürgern die freie Fahrt wegnehmen würde. Statt dessen las ich überall von den schändlichen Plänen der Telekom und anderer Internetprovider, ab einer gewissen Datenmenge die Leitungen für die Nutzer zu drosseln.

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Nun ist das mit meinem Netzumfeld so eine Sache: Das sind eher junge, kreative Menschen aus ordentlichen Verhältnissen, und man ist gemeinhin schnell bei der Hand mit lauten Tönen, wenn man mit Entwicklungen unzufrieden ist. Und man erzählt im Netz so einiges über sich, was man isst, in welcher Beziehung man lebt, was man beruflich und privat so treibt, womit man den Abend zubringt, und von einigen habe ich auch die Wohnung gesehen, ohne je dort gewesen zu sein. Aber ihre Autos kenne ich nicht. Ich bin einer der ganz wenigen, bei dem das Auto und das Thema individuelle Mobilität in der Aussendarstellung eine grosse Rolle spielt, ich fahre schon mal zum Käsekauf nach Meran und nehme dabei sechs Alpenpässe mit und schreibe darüber. Aber bei den meisten anderen weiss ich noch nicht mal, ob sie einen Führerschein haben. Ich weiss, wann sie sich ein neues iPhone kaufen, weil sie es dann auspacken und ablichten. Aber ein Auto?

Dabei müht sich die Industrie redlich um Anschluss an die digitale Welt: Vor ein paar Wochen fuhr ich einen brandneuen Lancia über sizilianische Strassen. Das ist im Vergleich zu meiner alten, fast noch vollmechanischen Schleuder eine amüsante Erfahrung, denn der Wagen – eindeutig entworfen für eine junge Zielgruppe – ist ein hochmoderner Computer mit vier Rädern, angefangen bei den Instrumenten und Displays über den CD-Player bishin zu den diversen Warnhinweisen. Dazu kommt ein Navigationsgerät, das mich mit einem Bimmeln jederzeit an Geschwindigkeitsübertretungen erinnert, die ich gar nicht begehe, und mich von Licata nach Mazzarino über 10 Kilometer Strasse schickt, die auf dem Display nach hübscher Bergstrecke aussieht, und in der Realität eine gesperrte Strada Interrotta ist. Das alles fühlt sich wie ein geknebeltes Appleprodukt an, auf dem Windows 8 läuft. Solange man sich an den Anzeigen orientiert, das Schlechteste aus beiden Welten. Zum Glück hat jemand einen Knopf eingebaut, mit dem man Plunder wie die elektronische Fahrstabilitätskontrolle ausschalten kann, und einen Motor, der dann bei 5000 Umdrehungen richtig Spass macht. Bloss nicht nach den Anzeigen gehen! Ansonsten aber ist das ein Rechner mit Rädern. Mit jeder Menge Zusatzfunktionen und Menüs, die kein Mensch je brauchen wird.

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Das alles hat den faden Beigeschmack der Kapitulation; waren Autos früher noch gefährliche Maschinen für Weltenentdecker, die auf Eisen traten, sich an Lenkräder klammerten und Öl und Benzin verbrannten, sind es nun von Sensoren und Software gesteuerte Mobilgeräte. Meine Barchetta etwa, noch ein echtes Auto von 1995, bleibt stehen, wenn sie einen Motorschaden hat. Anderes, abgefahrene Bremsscheiben und Beläge, kaputte Radlager, ausgeschlagene Domstreben, leckende Ölkühler, abgefallene Auspuffe klingen und riechen zwar etwas komisch, ändern aber nichts am Vorwärtsdrang, mit dem sie über Alpenpässe fliegt. Der Audi meiner Mutter dagegen schaltet auf auf eine Art abgesicherten 16-bit-Notbetrieb mit Kriechgeschwindigkeit, wenn ein Sensorkabel am Vorderrad reisst und der zentrale Rechner keine Daten mehr von der Bremse bekommt. Ich bin vielleicht altmodisch, aber von hinten vom Lastwagen überrollt werden erscheint mit mit Motorschaden irgendwie ehrenhafter, als wegen eines Kabels und eines Rechners, der einen voll funktionsfähigen Wagen exakt vor einem gerade das Mädchen auf Seite 3 begaffenden Truckfahrer einbremst.

Aber diese Veränderungen verstärken vielleicht nur die neue Einstellung zur Mobilität bei den jungen Menschen. Früher war das Auto der erste Begriff der grenzenlosen Freiheit, heute ist es der Rechner und das Netz, Und das wird unweigerlich dazu führen, dass diese jungen Käufer das Auto auch nur als eine Art Gerät betrachten, bei dem sich die Frage stellt, was es eigentlich kann, und wozu es gut ist. Und welchen Mehrwert der Funktionsumfang bringt, wenn man es mal mit wirklich wichtigen Geräten wie dem Mobiltelefon oder dem Rechner vergleicht. Die Raserei auf der Autobahn mit Tempo 200 ist da nur eine Zusatzfunktion, die man gar nicht wirklich braucht; so eine Art teure App, die nicht den Gewinn bringt, den man gerne hätte. Aus diesem Geist heraus kann man sich masslos über die Drosselkom aufregen, aber kaum über ein Tempolimit.

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„Man kann seine Kohlenstoffexistenz mit relativ hoher Geschwindigkeit über relativ weite Distanzen relativ unabhängig bewegen, bis es dann bis zum nächsten Einsatz erheblich mehr Kosten als ein nicht genutzter Flatlinevertrag für andere Mobilgeräte verursacht“ – so könnte man das Auto aus Sicht der Nutzer beschreiben. Das Auto ist, so betrachtet, auch nur ein Zweit- oder Drittrechner mit einem spezialisierten Funktionsumfang, wie etwa auch die Armbanduhr, das Lesegerät, die Schreibmaschine, der MP3-Player und die Kamera. Bis heute allerdings noch mit dem kleinen Unterschied, dass man dessen Funktionen noch nicht im Mobiltelefon vereint vorfindet, und zwar in einer Art, dass es in diesem einen Gerät für den normalen Nutzer vollkommen ausreicht. Noch gehen wir nicht den Weg der Unterhaltungselektronik zu einem einzigen Gerät für alles, mag die Autoindustrie denken, und der nachwachsenden Generation hier noch einen USB-Anschluss und da noch ein paar proprietäre Apps spendieren.

Trotzdem ist das Auto mit Sicherheit das teuerste Gerät, das sich ein junger Mensch anschaffen kann; es kostet ein Vielfaches der normalen Rechner, und selbst die günstigeren Neuwagen warten mit einem Wertverlust auf, der alle anderen Technikprodukte in den Schatten stellt. Die Funktion der Mobilität müsste also erheblich grösseren Mehrwert als alle anderen Funktionen bringen, und hier stellt sich natürlich die Frage, wozu man diese individuelle Beweglichkeit eigentlich wirklich braucht, im Zeitalter von Billigfliegern, politischen Ideen wie fahrscheinlosem Nahverkehr, Carsharing, E-Bikes und anderer Optionen, die nicht so teuer sind, dass man dafür eine Generation des angesagten Telefons ausfallen lassen muss.

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Das Tempolimit oder der Benzinpreis sind bei dieser Sichtweise keine Frage der Freiheit mehr, sondern eine Marginalie. Schlimm wird es, wenn das Herunterladen amerikanischer Serien ruckelt. So haben sich die Prioritäten verschoben, und wenn nun manche alten, weissen Männer und Frauen wie Steinbrück und Nahles weiter rasen können, spielt es für jene keine Rolle, die das Auto längst nicht mehr als Statussymbol sehen. Autos tauchen in meinem digitalen Leben eigentlich nur auf, wenn von Konzernen geschmierte Autoblogger sich selbst durch Verlinkung gegenseitig fördern, was als Mittel der Aufmerksamkeitserzeugnis wie jeder andere Spam ein ganz schlechtes Zeichen ist – wer sich solche Leute ranholen muss, hat eigentlich schon verloren. Und wenn ich über die Berge zur Mille Miglia oder zum Gran Premio Nuvolari fahre, und wochenlang Bilder von Altmetall veröffentliche, das aus einer fernen Zeit stammt, da es noch keine Computer gab, und man statt Videokonferenzen wirklich zu anderen Menschen fahren musste. Nächste Woche ist wieder so eine Orgie von Blech, Gummi und Kohlenmonoxid. Da will ich hin. Den anderen reicht es, wenn die Bilder schnell durch die Leitungen sausen.

Gebt 20 Fussballfans ein paar Jahre Zeit

08 mercoledì Mag 2013

Posted by Don Alphonso in Uncategorized

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Ich wünsche mir zum Geburtstag den Käfig, in den man Ezra Pound eingesperrt hat.

Im 19. Jahrhundert lag das Städtchen Riva noch nahe der Südgrenze der österreichischen Monarchie. Hatte es davor lange Zeit zum Einflussbereich des lebensfrohen Venedigs gehört, so ergänzte man unter den Habsburgern die Palazzi der Terra Ferma mit Jugendstilvillen und Grand Hotels des Historismus, und lebte hier recht gut. Goethe kam hier durch und Franz Kafka erholte sich. Dann kam der erste Weltkrieg und Riva wieder zu Italien, geriet ein wenig über den Aufstieg der Windsurfer im nahen Torbole etwas in Vergessenheit, und war ein behäbiger Ort, in dem man auch ohne Probleme statt Café einen deutschen, entkoffeinierten Filterkaffee bekommen konnte. Hinten zerfallen noch manche Traumvillen, vorne am Hafen ist es bunt, und das Treiben angenehm.

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Es ist Sonntag, und man trifft am Hafen neben der venezianischen Festung aufeinander: Die deutschen Rentner auf die italienischen, stolzen Nachwuchsherzeiger, die amerikanischen Reisegruppen auf eine koreanische Rucksacktouristin, die eleganten Herren und Damen und die quengelnden Kinder, die ein Eis wollen, Scharen von Bergradfahrern, die an diesem Wochenende ein Festival haben, auf Rennradfreunde, englische Ehepaare, die in der Nacht zuvor im Grand Hotel von Gardone Riviera zu viel getanzt haben, auf Grossclans aus der Lombardei, die sich hier in den Weingärten zum Essen getroffen haben. Gottes Geschöpfe gross und klein defilieren vorbei, und am Rand, in einem Cafe, sitzt auch der aufgrund technischer Probleme zur Faulheit gezwungene Autor dieser Zeitung, trinkt Tee und findet es schön: Dass dieser Platz einen Rahmen für das Interesse an den anderen bietet, dass Europa hier noch funktioniert, und dass hier alle respektvoll miteinander umgehen. So viele Menschen sind hier, 1000 oder mehr, aus vieler Banksterherren Länder, und es scheint nicht so, als würde nur ein böses Wort fallen. Prächtige Sonntagslaune, auch wenn ein Gewitter droht.

Aber das lässt sich noch Zeit. Irgendwo unten über Sirmione mag es rumpeln, hier herrscht das nicht allzu laute Stimmengewirr all derer, die gern hier sind und den Platz, so wie er ist, schätzen. Überhaupt, man kann die Fähigkeit, so eine Platz zu schaffen, der aus sich heraus die Menschen eint, mit Blick auf Frankfurt oder Berlin gar nicht hoch genug schätzen: Es gibt Architektur, die verbindet, und die vielen bunten Farben der Häuser tun ein Übriges, um die Szenerie herrlich unernst erscheinen zu lassen. Wo immer Krise und Kriege sein mögen, hier sind sie nic – Moment

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Irgendwo singen Leute. Das sagt nicht viel, in Brescia war ein Streicherquartett unter den Arkaden in Verona am Stadttor ein englischer Harfenist, und in Mantua singt nun schon seit Jahr und Tag einer mit seiner Gitarre, und immer gebe ich ihm, weil ich seine Lebensfreude mag – warum sollte also nicht auch hier jemand singen? Nun, weil sie zwar eine Melodie vortragen, aber es klingt aggressiv, mehr laut als schön, mehr fies als lieblich, mehr wütend als versöhnend und gar nicht wie das, was man hier sonst so sehen konnte. Da kommen Leute, die um jeden Preis laut sein und auffallen möchte, es wird lauter, und dann spuckt eine Strasse den gewalttätigen Bodensatz der Unterhaltungsindustrie Fussball aus: Ultras von Juventus Turin. Mit Fahnen, bengalischen Feuern, den üblichen Symbolen der Faschismusanhänger, und als sie den Platz betreten, skandieren sie auch U L T R A.

Dann ziehen sie quer über den Platz, brüllen alles andere nieder, marschieren in einer Art, die vor 45 gleichmässiger, aber vermutlich auch nicht einschüchternder hätte wirken sollen, und man sieht es ihnen an: Es gefällt ihnen. Es sind 20 sozial randständige Witzfiguren in Kleidung der Unterhaltungsindustrie, die sie sich eigentlich gar nicht leisten können, denn als Haltungsunterschicht sollte man sein Geld besser einteilen, aber sie schaffen es, dass es jeder bemerkt, wer hier kommt. Irgendwelche Typen aus Riva, die für eine Millionärstruppe singen, die im Piemont beheimatet ist. Das Piemont hat noch nicht mal eine gemeinsame Grenze zum Trentino, in dem Riva liegt, aber das spielt keine Rolle: Hier sind sie und hier vergraulen sie die anderen. Nach ihrem Triumphzug erreichen sie ein Cafe, in das sie sich mit dem Rücken zum Platz setzen, mit Blick auf die Glotze, und weiter ihre Lieder des Hasses und der Verachtung singen. Gäste benachbarter Lokale nehmen schleunigst Reissaus, und sogar bei mir, auf der anderen Seite des Platzes, ist eine ungezwungene Konversation kaum mehr möglich.

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Das sind, man muss es sich vor Augen halten, nur 20. Es wären vermutlich genug kräftige Bergradler auf dem Platz, um sich des Problems anzunehmen und die Herrschaften nachdrücklich um Ruhe zu bitten, aber natürlich ist es so, wie es ist: Den 20 wird der Raum akustisch überlassen, sie dominieren, und was die 1000 anderen davon denken, interessiert sie bestenfalls gar nicht, wie sie so mit dem Rücken zur Allgemeinheit dort sitzen. Aber die Vermutung liegt natürlich nah, dass sie nicht zufällig genau hier sind, und nicht in einer der vielen anderen, weniger schön gelegenen Bars der Stadt: Es dürfte ihnen darum gehen, ihre Überzeugungen der Welt möglichst laut und dauerhaft nahe zu bringen. Und selbst mein rudimentäres Italienisch reicht aus um zu verstehen, dass sie, wie ihre deutschen Gegenstücke, die Dummheit des gesamten Ring-Librettos noch zu überbieten in der Lage sind. Vermutlich würde ich mir eher Tristan und Isolde anhören, als solche Leute. Aber gerade, bis ich zahlen und gehen kann, geht es nicht anders. Derweilen wird der Platz deutlich weniger belebt, Riva hat ja auch noch andere nette Ecken.

Es gibt mehrere 10.000 Ultras in Europa, die Vereinen organisiert sind, und die oft in den Stadien eines öffentlich geförderten Sports den Ton angeben. Die meisten dürften ähnliche Erfahrungen gemacht haben: Dass man mit einer kleinen, lauten Gruppe jede Mehrheit terrorisieren und unter Druck setzen kann. Bei mir daheim reichen schon drei von denen aus, damit die eine ganze Strasse mit Kicker- und Naziparolen aus dem Bett treiben, denn der Weg vom Vereinsheil zum „Sieg Heil“ ist unter Alkohol oft nicht wirklich weit. Auf der anderen Seite stehen Menschen, die gelernt haben, dass man, wenn man sich benimmt, vom anderen auch Rücksicht erwarten kann. Vielleicht nicht im Beruf oder in der Politik, aber zumindest beim öffentlichen Sonntagsspaziergang. Nach so einem Nachmittag ist deutlich: Das Abkommen können 20 Gröler radikal aufkündigen. Weder müssen sie deshalb mit Sanktionen rechnen, noch gibt es für sie unangenehmere Erfahrungen als das Gefühl der Macht vor den Ohnmächtigen. Ochlokratie heisst das im Griechischen, die Herrschaft des Mobs, und man möchte solche Leute mit diesen Erfahrungen nicht 20 Jahre später treffen, wenn sie es so im Berufsleben einsetzen.

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Denn mitunter macht auch die Gesetzgebung den Eindruck, als hätten da 20 Lobbyisten so lange so laut gebrüllt, dass sie am Ende allein die Gesetze für das Saatgut schreiben durften. Manchmal denkt man, da gibt es mehr als 20 Schreiber, die einen untragbaren Chef eines Unterhaltungskonzerns mit besten Beziehungen zur Politik wieder zurück in den Salon schreiben, wenn er nur den Verdacht für das Sportgeschäft ausgeräumt und sich allein belastet hat. 20 überlaute Krisenschreiber schaffen es in Absprache mit der Wirtschaft, Mindestlöhne zu diskreditieren. Am Ende kommt dabei selten das heraus, was der Allgemeinheit nutzt oder gefällt, aber die 20 haben eine gute Zeit und die Gewissheit, dass sie es mit anständigen Menschen zu tun haben, die sich gar nicht so schnell zusammentun und etwas mit Argumenten ändern können, wie sie ihre bengalischen Lügenfeuer anzünden. Weit haben es solche 20 im öffentlichen Raum schon gebracht, und wenn man ihnen weiter Raum gibt, werden sie es in ein paar Jahren noch weiter bringen. In meiner Heimatstadt jedoch hat man nach einigen zu unschönen Vorfällen zumindest die Gröler aus der Altstadt vertrieben, die grossen Leinwände stehen jetzt woanders, wo sie keinen stören; man hat das Problem abgeschoben, aber noch lange nicht gelöst. An der Unart, wie in dieser Gesellschaft ein Unterhaltungsgeschäft zu einer öffentlich allseits geförderten und unkritisch bejubelten Parallelstruktur gemacht wurde und wird, wird sich vor einer radsportartigen Skandalkaskade nichts ändern, und so wird man auch weiterhin mit 1000 anderen solche 20 erdulden müssen, die im Glauben handeln, die Mehrheit stünde hinter ihnen, egal, wo sie jetzt ihren Brandsatz werfen.

In Verona sassen übrigens zwei alte Herren in einem Cafe nur einen Tisch weiter, die rosa Gazzetta dello Sport auf dem Tisch, und redeten angeregt und gestenreich über Calcio, ohne deshalb lauter als die anderen zu sein. Das ist die Vergangenheit, und sie würde recht gut zu den hübschen Häusern von Riva passen. Die Gegenwart der Ultras wurde dann übrigens vom Gewitter weggeschwemmt. Der Mensch denkt, Gott lenkt.

Initiiert, mitausgeheckt, eingetütet und leider auch manchmal durch meine halsstarrige Art erduldet von Frank Schirrmacher

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