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Stützen der Gesellschaft

~ Darf ich noch ein Stück Torte anbieten?

Stützen der Gesellschaft

Archivi Mensili: luglio 2014

Die Krise des bürgerlichen Drohpotentials

31 giovedì Lug 2014

Posted by Don Alphonso in Uncategorized

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Hoppe hoppe Reiter, wenn er fällt, dann schreit er.

Zu den Freuden des Internets gehört es, dass einem recht ungeschminkt jene soziale Verärgerung ins Gesicht schlägt, die man sonst allenfalls aus der Literatur des 19. Jahrhunderts kennt: Schlechte Zeiten werden einem gewünscht, und gerne wird das mit der Begründungskeule vorgetragen, man werde schon noch vom hohen Ross fallen. Wie ich in den letzten Jahren gemerkt habe, kann man das nachgerade provozieren. Es gibt so einen speziellen „Oh, nur zwei Zimmer wie bekommen Sie da Ihre Barockgemäldesammlung unter“-Ton, der in anderen den Wunsch erweckt, sie könnten einen von einem Gaul zerren und dann das, was nach dem Sturz noch heil ist, misshandeln. Das trifft die historische Bedeutung des hohen Rosses recht gut, denn es kommt aus jener Zeit, als die Adligen auf Pferden sassen und ab dem späten Mittelalter lernen mussten, dass sie in der Schlacht von selbigem gezogen und dann aufgespiesst werden konnten – übrigens ist es kein Zufall, dass ab diesem Moment das effektivere Bankenwesen eingeführt wurde. Wir haben es bei diesen brutalen Wünschen also mit einer etwas unfeineren Variante jener „Will der Herr Graf ein Tänzchen nun wagen“-Arie zu tun, die Mozart dem Figaro in den Mund gelegt hat, denn das Aufspielen, das Figaro dem Conte Almaviva da androht, umfasst durchaus unschöne Mittel.

Aber wie auch immer:

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Das alles hier spielt in Oberbayern, und da haben wir keine hohen Rösser, sondern nur eher niedrige Haflinger, und geritten wird hier nur zu Prozessionen, oder für den Genuss, und das meist abseits jener Orte, wo sich der Fremdengast darüber echauffieren könnte. Auch dieser Spruch mit dem hohen Ross ist bei uns unüblich; denn historisch gesehen sass unsereins eher nicht auf einem solchen. Was trifft, was sitzt und was man in der Kindheit immer zu hören bekommt, wenn es ernst wird, ist bei uns MiddiakemmanmiavoFedahnafSchdroh, zu Deutsch „Mit Dir kommen wir von Federn auf Stroh“. Das bezieht sich auf den Umstand, dass das vermögende Bürgertum früher in echten Daunenbetten schlief, die damals exorbitant teuer waren – so teuer, dass die betont „guuuten Daunenbetten“ bei uns bis in die 90er Jahre weiterverwendet wurden, und wohl immer noch irgendwo in einem Schrank ruhen. Die Gratler – heute würde man sagen, sozial Benachteiligte – mussten dagegen nicht lange fragen, warum denn da Stroh liegt, das war halt ihre einzige finanzierbare Schlafstatt.

Natürlich kommt heute niemand mehr auf Stroh, denn sogar im Reichshauptslum Berlin kann jeder eine Matratze haben – es liegen ja genug auf den Strassen herum. Und umgekehrt wird der Schlaf im Heubett im Zuge des Alpen- und Outdoorrevivals als Luxus vermarktet. Trotzdem verfehlte der Spruch bei uns lange Zeit nicht seine Wirkung, denn die fünf Totalzusammenbrüche und schlechten Zeiten des 20. Jahrhunderts hatten ihre Spuren hinterlassen: Der erste Weltkrieg, die Inflation, die Weltwirtschaftskrise, der zweite Weltkrieg und die Besetzung der BRD durch die DDR haben die Sinne für Gefahren geschärft. Das kann alles ganz schnell gehen, drastische Beispiele haben sich in der Zeit viele angesammelt, und so wusste man als Kind, dass man besser die Sachen wieder zurück ins Regal stellte, wenn dieser Spruch im Geschäft kam – denn viele Unvorsichtige endeten früher laut Familiengeschichte tatsächlich auf Stroh.

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Aber langsam verblasst die Erinnerung. Diejenigen, die das alles noch erlebt haben und davon berichten konnten, sind von uns gegangen, und die Eltern von heute können allenfalls noch von der Invasion der Trabbis berichten. „Sonst geht es uns wie Opa, als er plötzlich Solidarzuschlag zahlen musste“ ist vermutlich keine valide Drohung mehr. Was fehlt, ist nicht nur die bildhafte Umschreibung eines Absturzes, sondern auch das Bewusstsein dafür. Letzte Woche zum Beispiel war Schulfest am Gymnasium in Tegernsee, und es reicht, eine halbe Stunde auf der Bank zu sitzen und zu sehen, wie das zwischen Yacht und dem Schloss, in dem die Schule untergebracht ist, so zugeht. Das ist die gelebte Normalität, und in diesem Rahmen noch nicht mal etwas Besonderes, weil die heutigen wirklich Reichen ihre Kinder eher auf Privatschulen mit noch grösseren Yachten oder Golfplätzen schicken. Oder wie das eine Freundin mal mein Verlangen nach einem kleinen Holzboot kritisierte: „Was willst Du mit so einer Nussschale auf dieser Pfütze“.

Diese Kinder werden allenfalls vom Polopferd fallen, wenn es mit der Anhäufung des Reichtums so weiter geht – und wenn ich sehe, wie die SPD im Moment selbst die Mietpreisbremse sabotiert, habe ich daran auch keinen Zweifel. Die neuen abschreckenden Beispiele sind, wenn überhaupt, andere: Sei es die Familie Haderthauer, die dem Vernehmen nach üppige Gewinne mit Automodellen machte, deren Hersteller jetzt auch noch gegen sie klagen soll. EDIT: Diese Berichte stimmen nach neuerer Darstellung nicht. Oder sei es der über Dächer flüchtende Ex-Arcandor-Chef Middelhoff, der im Streit um Schulden und Verbindlichkeiten einen Offenbarungseid leisten musste. Für deren Verhalten gibt es aber keine griffige Formel, das sind untypische Ausnahmen, und es entsteht allgemein der Eindruck, dass man sich heute ab einem gewissen Status schon abnorm hohe Pferde heraussuchen und viel damit anstellen muss, um dann letztlich doch recht weich zu fallen. In der modernen Erziehung fehlt eindeutig das Drohpotenzial und das glaubhaft schlechte Beispiel, mit dem man es belegen kann.

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Ein anderer dieser alten Sprüche war: übrigens „Dann kommt das Amt“. Das war die fürchterliche Drohung, das Leben könnte so aus den Fugen geraten, dass man von amtlicher Zuwendung abhängig wäre. Ja du lieber Himmel. Was würden dann die Leute sagen. Das Amt! Das ist ja entsetzlich. Stroh kann man sich noch selbst beschaffen, aber wenn das Amt kommt, ist alles zu spät. So war das früher zumindest, heute gehört die Beantragung von staatlichen Leistungen zur Normalität. Rotzfrech – so hätte man das früher empfunden – wird das gemacht, genauso rotzfrech, wie sich halt manche schamlos bereichern, und finden, dass ihnen dennoch oder gerade deswegen ein Platz an der Spitze der Gesellschaft zusteht. Egal, wo man hinschaut: Valide Drohungen sind in einer Gesellschaft de materiellen Überflusses schwierig geworden. „Dann wirst Du Kassenpatient“ zieht nicht, weil junge Leute noch relativ gesund sind. „Dann bekommst Du später mal keine Rente“ zieht auch nicht, weil später sowieso keiner Rente bekommt. „So bekommst Du nie eine anständige Familie und musst selber kochen, waschen und abspülen“ gab es früher auch noch – ich habe es selbst oft genug gehört. Heute gibt es Patchwork und Datingportale, und ich habe eine Schürze, auf der steht „Keine Frau und eig’ner Herd, und kein Problem – ist Goldes wert!“.

Und dann war da noch „Wer keine Kinder hat, wird im Alter einsam und verlassen verrotten“ – das war vor der Mobilität der Kinder, der Euthanasiedebatte und dem Pflegenotstand. Es sollte also nicht verwundern, wenn Autoren und andere kindische Gemüter die Warnung, sie würden bald vom hohen Ross fallen, in den Wind schlagen. Wir sind bereits alle vom hohen Ross gefallen, oder besser, wir sind da in einen Wohlstandsumpf hinein geplumpst worden. Von der umfassenden Ideologie des Anstands und der Mässigung ist nicht wirklich viel übrig. Es lohnt sich auch nicht, wie uns Tag für Tag mit den Begehrlichkeiten des Transatlantischen Freihandelsabkommens vor Augen geführt wird – wozu sollte man da ein Kind zu Ausgleich und Gerechtigkeit erziehen. „Spare beizeiten, dann hast Du etwas, das Dir in der Not mit Niedrigzinspolitik und Gelddrucken entwertet werden kann.“

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„Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob das Herz zum Herzen findet.“

Geprüft wird heute jede Menge, mit Pille, Kondom und Scheidung ist das kein Problem mehr. Entschuldigung. Ich höre schon auf.

Das gute Sofa vom Möbelhaus Link steht noch da, und das dänische Teakholz, das damals eine gute Familie mit langfristiger Planung kaufte, wird gerade wieder modern. Die Biedermeier-Liseuse hat über 200 Jahre Bücher mit Sitte und Anstand enthalten, und wenn ich da liege und lese, falle ich höchstens auf den Perserteppich. Was man letztlich tut, wie man sich entscheidet, ist nur noch optional und ohne echte Konsequenzen. Manche sagen, man müsste mit den Freiheiten und dem Wohlstand auch umgehen können, aber andere kaufen jedes Jahr eine neue Polstergarnitur und ein neues Iphone, und noch keinen hat der Blitz der göttlichen Gerechtigkeit getroffen. „Da müsste ich mich ja Sünden fürchten“, hätte man in meiner Familie da früher gesagt, in der Erwartung, dass es eine höhere Gerechtigkeit gibt.

Heute gibt es grinsende Buddhastatuen im Baumarkt für 9,99, und kein fallender Reiter wird sich je daran den Schädel einschlagen.

Der Tagesspiegel bei Twitter oder wie ich lernte, Porno. Sperma, Putin und die Hamas zu lieben

30 mercoledì Lug 2014

Posted by Don Alphonso in Uncategorized

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Johannes Kahrs ist umstritten. Der SPD-Bundestagsabgeordnete aus Hamburg kam schon früh wegen seiner wenig zimperlichen Methoden ins Gerede. Er und seine Gefolgschaft bringen Unruhe in die SPD der Hansestadt Hamburg. Als Sprecher des innerparteilichen Seeheimer Kreises stösst er bei Parteilinken auf heftige Ablehnung. Er ist trotzdem Beauftragter der Fraktion für Schwule und Lesben, und hat aus seinen privaten Neigungen keinen Hehl gemacht. Das und mehr kann man etwa hier nachlesen, und der Eindruck ist nicht eben einer, der besondere Sympathie erwecken würde. Wie viele andere Politiker hat Kahrs auch einen von ihm selbst gefüllten Twitteraccount, in dem er mehr oder weniger Bedeutendes aus seinem Alltag schreibt.

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Nun ist Twitter eine zweigleisige Kommunikation: Einerseits kann man dort kurze Texte und Bilder selbst veröffentlichen. Es ist also ein Medium, für das man bei der Publikation persönliche Verantwortung trägt. Gleichzeitig kann man aber auch automatisiert die Inhalte anderer lesen – also Inhalte, deren Verantwortung andere tragen. Kahrs hat das bei über 1300 Twitteraccounts gemacht. Man kann sich diese Accounts anschauen, ihre Autoren, nicht aber deren Inhalte, sind öffentlich auf den Account von Kahrs einsehbar. Der Tagesspiegel hat das nun bei Kahrs gemacht und festgestellt, dass ein paar Dutzend Material verbreiten, das man als pornographisch bezeichnen könnte. Und einem Skandal daraus gemacht [http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/spd-politiker-johannes-kahrs-bei-twitter-porno-im-kurznachrichtendienst/10258038.html], mit unbeantworteten Fragen nach dem Alter der Abgebildeten.

Was sie Kahrs also vorwerfen, ist das, was andere verbreiten. Es gibt keinen Nachweis, dass Kahrs diese Inhalte wirklich gut findet, denn bei 1300 Accounts und seinem Arbeitspensum dürften die Nachrichten sehr schnell auch unbemerkt durchrauschen, vermutlich sind es etliche tausend am Tag. Es gibt auch keinerlei Beweis, dass Kahrs etwas mit den Leuten hinter den Accounts zu tun hat; bei öffentlichen Personen aus der Politik ist es ohnehin oft so, dass sie jenen, die ihnen folgen, ebenfalls folgen. Und bei einem Politiker, dessen Arbeit die Schwulen- und Lesbenpolitik umfasst, sollte es nicht verwundern, wenn er Accounts folgt, die sich mit dem Thema beschäftigen. Rechtlich jedenfalls hat Kahrs dafür keine Verantwortung, die Darstellungen nackter Körper sind zumeist nicht verboten, ob er die Inhalte überhaupt wahrgenommen hat, ist nicht erwiesen. Man könnte auch noch anmerken, dass man wirklich hochklassiges pornographisches Material ganz sicher nicht bei Twitter suchen würde, sondern eher bei Tumblr oder einer der gefühlt 128.394.987.863 Sexseiten im Internet, die dann auch Bewegtbild und Ton anbieten. Und zwar so, dass man sich das bei Bedarf zeitgerecht anschauen kann und nicht warten muss, bis einem Frau P. dieses Bild mit der Spermaanspielung schickt.

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Ich sage das, weil ich keinen 100 Leuten folge, aber es im Laufe der Woche tatsächlich möglich gewesen wäre, mir mit den Methoden des Tagesspiegels eine besondere Affinität zu diesem Thema nachzusagen. Ich folge ganz sicher keinem einzigen Pornoaccount, aber zufälligerweise hat es ein paar Frauen gefallen, dazu Bilder und Anspielungen zu verbreiten, sei es nun in eigenen Worten oder Retweets. Darunter alleinerziehende Mütter, Singles, verheiratete Frauen, teilweise folge ich aus Neigung und teilweise, weil ich etwas recherchierte, die Damen plappern halt so vor sich hin und am Ende des Tages könnte mir ein dreckiger Gesinnungsschnüffler tatsächlich nachweisen, dass es in meiner Timeline mehrfach um dieses Thema ging. Blöd gelaufen für mich, illustriert sähe das, auf diese Aussagen begrenzt, wirklich etwas seltsam aus. Vielleicht lag es am Mond oder der Hitze, vielleicht war es ein Zufall, jedenfalls habe ich während der letzten drei Tage über ein Dutzend saftige Bemerkungen gelesen – ohne dass ich jemals einen Account abonniert hätte, um so etwas zu lesen.

Anhand geschickter Auswahl der Accounts, denen ich folge, könnte man übrigens auch zeigen, dass ich auf Seiten der Ukraine bin. Oder auf Seiten Russlands. Oder für Gaza. Oder für Israel. Man könnte mir einem Hang zur Religiosität nachsagen, weil ich Klosterschülerinnen und einer Kopftuchfreundin folge, oder auch einen Hang zum Feminismus, oder zum Machotum – das alles gibt es. Es gibt, weil ich aus beruflichen Gründen einigen im Bereich der Schwulenpolitik engagierten Piraten folge, anlässlich des Christopher Street Days auch mal die Darstellung minderjährigen Ponies beim Analverkehr. Dabei bin ich eigentlich nur ein agnostischer Spiesser vom Tegernsee, der traditionelle Werte schätzt, Rokokogemälde sammelt, und oft genug im Nahen Osten war, um zu wissen, wie schwierig das alles ist, und was für ein dummes, unreflektiertes Gefasel teilweise durch die Netze schwirrt. Will sagen: Man kann in mich aufgrund der verfolgten Accounts so gut wie alles hineininterpretieren, ohne dass es auch nur ansatzweise meiner Person entspricht. Mein Twitteraccount ist übrigens von der FAZ registriert – würde man argumentieren wie der Tagesspiegel, der in der beruflichen Verwendung des Accounts sein Recht finden will, angebliche Vorlieben in die Medien zu zerren, wäre ich wegen meines banalen Leseverhaltens Freiwild für jede Art der bösartigen Unterstellung. Genau diesen absurden Irrsinn macht der Tagesspiegel.

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Er ist damit nicht allein. Die NSA erstellt aufgrund ähnlicher Erkenntnisse über das Nutzerumfeld ihre Listen mit potentiellen Terroristen. Deutsche Dienste wollen die sozialen Netzwerke überwachen, und wichtig ist dann nicht, was jemand eigenverantwortlich sagt, sondern auch das, was sein Umfeld tut. Dann kennt man halt die falschen Leute, steckt in den als falsch definierten Kreisen und wird entsprechend abgespeichert. Auf diese Art und Weise schnüffeln Personalabteilungen den Bewerbern nach, und die linksbizarren Unterwanderer der Piraten jenen, die mit ihnen nach dem Verlust von Macht und Einfluss eine Politsekte gründen wollen. Das von mir boykottierte Unternehmen Amazon würde mir auf diese Art gern Bücher andrehen, die anständige Menschen im Buchhandel kaufen. Es geht nicht mehr um das, was man tut oder gar denkt, sondern um das, was jene sein könnten, mit denen man Kontakt hat. Ob man das teilt, glaubt, befürwortet oder es sich nur anhört, um sich eine eigene Meinung zu bilden, ist bei dieser Art der Beurteilung, der Unterstellung und des Rufmords vollkommen egal. Und in diesem Geschäft ist eine Revision der Bewertung nicht vorgesehen.

Wie aus ein paar Klicks und Likes in sozialen Netzen aus einem gemässigten Politiker in der gezielten Darstellung ein Freund absonderlicher Einstellung konstruiert werden kann, hat letzthin die antideutsche Zeitung „Jungle World“ vorgeführt: Der neue politische Geschäftsführer der Piraten ist wie der restliche Vorstand überhaupt nicht nach dem Geschmack des Mediums, und so entwirft die Autorin aufgrund der banalen Mitgliedschaft in Facebookgruppen das Bild eines politischen Risikofaktors. Gegen solche Methoden kann man sich kaum schützen: Man müsste bei allen Kontakten die gesamte Vorgeschichte prüfen, und ihre laufende Entwicklung kontrollieren, um keine Angriffsfläche zu bieten.

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Aus gutem Grund gibt es zwei fundamentale Rechtsgrundsätze. Ohne Gesetz keine Strafe. Und niemand soll für die Tat eines anderen verurteilt werden. Bis auf ganz wenige Ausnahmen ist das Betrachten von Inhalten in diesem Staat ein Grundrecht, das von Kunst-, Meinungs- und Informationsfreiheit garantiert wird. Solange die Inhalte nicht dezidiert illegal sind, sind sie legal. Und Sie als Leser tragen keine Verantwortung für das, was ich oder andere schreiben. Wäre es anders, wären wir wieder in den finstersten Zeiten der Gesinnungsjustiz. Natürlich gibt es in diesem Land auch eine Pressefreiheit, auf die sich sogar sowas wie der Tagesspiegel bei seiner Berichterstattung berufen darf.

Aber wer wie der Tagesspiegel das Fass der Sippen- und Gesinnungshaftung im Internet aufmachen und mit dem Generalverdacht nur Belastendes sehen will – der ist die perfekte vierte Macht in einem verkommenen Staat, in dem die gewählten Vertreter zu feige sind, Snowden Asyl zu gewähren, die Justiz auf keinen Fall den massenhaften Rechtsbruch durch die NSA sehen möchte, und die Geheimdienste das eigene Volk möglichst komplett ausspionieren wollen.

Wie es Euch ohne BrustinspektorInnen gefällt.

28 lunedì Lug 2014

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Finden wir eine Kompromisslösung – machen wir es so, wie ich es sage.
Sergei Pawlowitsch Koroljow

Es gibt nicht nur Ehen aus Unbesonnenheit oder Ehen, weil es gerade alle in Berlin machen: Ich komme noch aus einer Zeit, da sich keiner über Zwangsheiraten gewundert hat. Da war zum Beispiel dieses Krankenhaus auf dem Dorfe, wohin es meinen Klassenkameraden F. beim Zivildienst verschlagen hatte. Die Mutter des F. war die Tochter eines Mesmers, und in Schulzeiten hatte der F. ein von sexuellen Begierden geprägtes Frauenbild, das er zudem in einer reinen Jungenklasse nicht ausleben konnte. Aber dann kam er eben in das Krankenhaus, und dort gab es auch ein Schwesternwohnheim, zu dem Männern der Zutritt strengstens verboten war. Trotzdem feierten wir dort via Brandschutztür mit den jungen Schwestern schnell sehr heftig und bald auch die Hochzeit des F., denn er hatte im weiteren Verlauf des von selbst gemischten Nikolaschkas geprägten Festes quasi beim ersten Versuch gleich zur Arterhaltung beigetragen. Wir alle wussten, dass er jetzt keine Alternative mehr hat und das mit der Ehe würde machen müssen, denn damals war es halt so.

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Bei F. hat diese absurde Ehe, entstanden durch eine alkoholisierte Paarung, an deren Ablauf sich keine Partei später präzise erinnern konnte, erstaunlich grandios gehalten, drei Kinder, Doppelverdiener als Ärzte, Haus, Hund, Katzen, was man will. Ich weiss, man stellt sich die Genese besserer Kreise anders vor, aber das war früher oft auch nicht anders, und dann hat man sich halt zusammengerissen, und die Sache durchgestanden. Erst in meiner Generation wurden Scheidungen, Rosenkriege und Zwangsversteigerungen der gemeinsamen Immobilien eine auch nicht immer schöne Realität. Zumal die Partner dann Mitte 30, Mitte 40 in einen ziemlich abgegrasten Markt der Begehrlichkeiten entlassen wurden. Und während früher der soziale Druck der Gesellschaft Ehen zwangsweise zusammenhielt, macht sich nun oft die Erkenntnis breit, dass es nach der Scheidung auch nicht so leicht ist, mit neuen Partnern neue Freiheiten zu geniessen. Hinderlich ist vieles; sei es nun das Aussehen und die absurde Angst der Frauen, über 30 unsichtbar und unattraktiv zu sein, sei es das Gefühl der Männer, dass die finanziellen Folgen so eines Konfliktes sehr unsexy machen. Und obendrein ist meistens auch gleich das nähere soziale Umfeld implodiert, was Beschaffungsbeschwerden zur Folge hat.

Das kommt in den besten Familien vor, auch im katholisch geprägten Bayern und anderen eher ländlich geprägten Regionen, in denen schneller Partnertausch und multioptionales Patchwork allein schon wegen der Ansprüche an Beziehungen nicht so leicht zu bewerkstelligen sind. Attraktivität definiert sich hier nun mal auch durch das Eigentum an Wohnfläche, die oft erst neu erworben werden muss. Man kann es Geschiedenen nicht verübeln, wenn sie nach Monaten und Jahren auf dem Zweitmarkt der Liebe nicht stetig neue Pleiten erleben möchten, sondern Sicherheit, Geborgenheit und langfristige Perspektiven mit Garten und Haushaltshilfe. Patchwork sieht man in Berlin, aber bei uns gibt es zum guten Neuanfang Klöster, in deren Nähe Hochzeiten gefeiert werden.

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Das geht natürlich nicht zusammen, der Katholizismus ist bei Scheidung sehr unkommod, wie man hier sagt. Zweite Ehen landen hier in aller Regel nicht vor dem Altar. Wer nicht darauf verzichten möchte, braucht entweder einen Priester, der ein paar Augen zudrückt, und jemanden, der eine Kapelle hat, oder einen Dispens. Oder eben jenen Sinn für das Praktische, den man hier an jedem Wochenende betrachten kann. Denn auch, wenn kein Tölzer Knabe in einer Kirche singt und keine Orgel erschallt, so kann keiner Gaststätte neben einer Kirche mit Blick auf See oder Gebirge untersagt werden, eine grössere Gesellschaft mit 20 bis 100 Leuten aufzunehmen, die hübsch gekleidet sind. Was fehlt, sind lange Schleppe und Schleier, aber angesichts des Niedergangs der Männermode ist es gar nicht so schlimm, wenn Frauen da auch ein wenig entrüscht werden, die Röcke über das Knie rutschen, und niemand so tun muss, als wäre sie ein ahnungsloses, blütenweisses Huhn ohne Erfahrung im Umgang mit den körperlichen Reizen.

Dafür ist der Rest erheblich üppiger, und gleichzeitig entspannter. Während bei Erstheiraten ständig über Kinderwägen gestolpert wird, weiss sich der Nachwuchs bei Zweitehen sogar schon zu benehmen. Das Umfeld hat in diesem Alter erheblich mehr Geld, und so sieht das nicht nach dem Treffen der ausgewachsenen Kommunionsanzüge aus. Die Peinlichkeit der Junggesell_Innenabschiede unterbleibt auch, schliesslich ist man keine 22 mehr. Eigentlich sind diese Zweitfeiern in ihrer Eleganz und ruhigen Abgeklärtheit stilistisch viel näher an dem, was sich die Kirche unter Hochzeit vorstellt, als jene pompösen Orgien der Stretchlimousinen und „Summer of 69“-Kapellen, bei denen alle mitgrölen, dass es mich daheim an der Donau aus dem Bett wirft. Dort wohne ich nämlich neben dem katholischen Kolpinghaus, da werden die ersten Ehen gefeiert und keiner bemerkt die Ironie, dass es bei jenem Lied von Brian Adams um das Zerbrechen der Liebe und Jugendträume an Ehe und Alltag geht.

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Grad mit Fleiss, so mein Eindruck, macht sich der zweite Hochzeitsmarkt also Gedanken darüber, wie man sich von den gängigen Klischee der Geschiedenen und damit Gescheiterten absetzt. Mir scheint, dass hier öffentlich der Anspruch auf einen Platz in der Gesellschaft dokumentiert wird. Sehr her, sagen die cremefarbenen, engen Kleider, ich bin vielleicht 40, aber im Gegensatz zu der aufgedonnerten Sahnetorte da drüben in der Kirche stilsicher. Liebe Umwelt, das können wir uns alles leisten, sagen die Geschenke. Ja, der erste Versuch war vielleicht nicht so toll, aber wir nehmen das alles nicht mehr so ernst und lassen uns keine Vorschriften machen. Wir sind hier, wir sind laut, ganz egal ob ihr uns traut. Ob die Kirche eine Kulisse bietet oder nicht, entscheiden wir selbst. Wir sind schön, sexy und gut gelaunt und ihr dürft gerne neidvoll herüberschauen. Wer von hier kommt und weiss, wie vor 20 Jahren die Geschiedenen noch die Parias waren, die besser in eine andere Stadt ziehen sollten, der ahnt, dass sich gerade viel tut.

Ich als verkommener Lumpazius Vagabundus und Frater Leichtfuss vom Orden der mindermoralischen Brüder nehme das locker und proste – nachdem ich den Bauch eingezogen habe – der Braut auch zu, aber für unsere Ideologie ist es natürlich weiterhin nicht einfach. Unsere Ideologie ist nun mal, dass man mit Kindern eine Ehe durchzustehen hat, das haben die Eltern so vorgelebt, und das wollten die meisten auch. Es hat halt nicht funktioniert. Und nun muss man überlegen, was die beste Lösung ist. Mein Ratschlag wäre eine Reform des Kirchenrechts, indem man mal schaut, was der Jude Jesus so gemeint haben sollte – da käme nämlich raus, dass das Judentum Scheidungen sehr locker nimmt. Bei Lichte betrachtet wären Geschiedene und ihre Hochzeiten ein phantastisches Geschäftsmodell, so einen Dispens könnte man mit einer üppigen Bearbeitungsgebühr verbinden, und spezielle Heiratspakete mitverkaufen, wenn man als Kirche schon das Monopol auf die einzig wahren Barockkirchen hat. Tut man das nicht, rollt die Realität einfach über die Dogmen und Ideologien hinweg, kapert die Biergärten neben den Kirchen, fühlt sich als lässlicher Sünder prima und sieht dabei auch noch verdammt gut aus. Die Sonne nämlich scheint für alle, die nicht verblendet sind.

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Und das betrifft nicht nur das bayerische Oberland, das am Wochenende das Thema und die Bilder lieferte, sondern jeden anderen Versuch, Menschen Schuld, Versagen und Probleme einzureden. Momentan, während ich das hier schreibe, wird gerade mit einer anderen Ideologie abgerechnet. So, wie die Kirche nicht mehr zu den Beziehungswünschen der Menschen passt, passt auch der dogmatische Feminismus nicht mehr zum Leben vieler Frauen. Bei womenagainstfeminism wird abgerechnet mit dem sog. Netzfeminismus und dem, was er Menschen vorschreiben will. Oftmals liest sich der Protest, als ginge es um eine Abrechnung mit einer Sekte, die allen diktiert, wie sie ihr Leben, ihren Sex, ihr Aussehen und ihre Beziehungen linientreu zu organisieren hätten – und natürlich, wer als Hure zu verachten und auszugrenzen ist. Davon ist man hier bei uns gerade erst abgekommen, hier können Geschiedene schön und glücklich sein, und es allen zeigen. Ob die dann gleich wieder unter die neue Knechtschaft von meckernden Brustwarzeninspektorinnen mit dem Humor von Rosa Klebb kommen möchten, wage ich zu bezweifeln.

Ein Hoch auf das Paar und das ideologiefreie 21. Jahrhundert. Schee san’s.

Die sieben Empörer des Todes

23 mercoledì Lug 2014

Posted by Don Alphonso in Uncategorized

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Wenn mir mal langweilig ist, schreibe ich in Erziehungsforen, dass meine Tochter mit der Hauptschule zufrieden ist muss ich mich nicht streiten.

Zum Glück ist es mir selten langweilig. Ich habe eine gute Bibliothek, wohne in Regionen mit gutem Kulturangebot und hohem Freizeitwert, ich habe Freunde und Hobbies. Eines davon ist das Restaurieren alter Räder, und ein solches habe ich vorgestern in München abgeholt. Die Bahn war langsam. Mein Mobiltelefon ist von 2006 und mobiles Internet ist mir zu teuer, und so bekam ich gar nicht mit, wie mich am Rande ein Shitstorm traf: Ein gewisser Herr Mierau, der öfters mal was an der FAZ kritisiert, hatte sich über einen Cartoon aufgeregt, und mehrere hundert Twitternutzer hatten es empört weiter verbreitet. Darunter Piraten, Internet-Feministinnen, sozial Twitterinteressierte und ausnahmsweise mal keine Honks von AfD und Politically Incorrect, die sich über anderes beschweren. Wie gesagt, ich war im Zug und hatte damit nichts zu tun, denn weder hatte ich den fraglichen Cartoon gezeichnet, noch bin ich im Wirtschaftsressort. Aber ich schreibe bei der FAZ, und so kam es halt, dass ich im Laufe der Debatte unlobend von einem Trollaccount der Berliner Piraten erwähnt wurde. Wenn man schon mit dem Empören in Fahrt ist, dann darf es halt auch ein wenig mehr sein.

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Nun ist es nicht so leicht, mich da aus der Fassung zu bringen, denn lange Jahre habe ich für jüdische Medien über Deutschland, Israel, die USA und die Welt geschrieben, 9/11, Intifada, Konflikte in der Gemeinde und Neonazis. Kurz, zu Themen, bei denen sich jeder berufen fühlt, seine Meinung streitbar zu vertreten. Immer lustig war es nicht, aber

1. habe ich alles schon erlebt und

2. habe ich so eine Art Messlatte, an der ich andere Erscheinungen meines Berufslebens anlegen kann. Ich mein, ich war im Keller eines Kulturzentrums, als Etgar Keret älteren evangelischen Religionslehrerinnen Sexszenen zwischen Toten vorgelesen hat; auch das kann man überleben. Wenn wir hier im tristen Münchner Bahnhofswetter einmal den ganzen Grosskomplex Israel, Rassismus, Naher Osten, Russen, Amis, Fremde und Ausländer von Kasachstan bis Hessen beiseite lassen, dann bleiben noch sieben weitere Bereiche, in denen sich nach meiner Beobachtung Menschen besonders schnell in rachsüchtige Orks verwandeln, und sich in Kommentaren, bei Facebook und in Netzwerken austoben.

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Platz 7: AfD-Honks

Ich weiss nicht, wie sich die Gründer der Partei ihr Volk so vorgestellt haben. Aber ich weiss, wie ich sie mir vorstelle: Unzufrieden. Früher hat der Schweinsbraten doch nur 4,50 DM gekostet. Aus diesem paradiesischen Urzustand sieht sich der AfD-Freund nun entfernt und schiesst gnadenlos auf alles, was ihm als Niedergang erscheint. Immer fühlt er sich betrogen, hintergangen und abgezockt und das muss man doch noch sagen dürfen. Und wer ihm da nicht recht gibt, hat nicht gedient und muss bekehrt werden. Das fängt bei der Verwendung des ss anstelle des ß an und zieht sich durch alle Lebensbereiche, denn in allen fühlt sich der AfD-Honk betrogen, ausgegrenzt und ausgebeutet. Ich würde es mir dreimal überlegen, hier einen Beitrag zu schreiben, in dem ich die Leistung eines italienischen Rahmenbauers lobe. Ich will keine Kommentare über betrügerisch-italienisch eingeschenkten Raststellenespresso für 2,75 Euro, also den Preis, für den man früher einen Schweinsbraten bekam, bevor die Italiener uns alle mit ihrer Mafia und der EZB bestohlen haben, und überhaupt, wir Medienmafia gehören ja auch dazu.

Platz 6: Gamer

Man kann von jemandem, der seine Tage mit Ballern zubringt, keine ausgewogene Meinung dazu erwarten. Man kann von jemandem, der seine Tage mit Ballern zubringt, keine ausgewogene Meinung dazu erwarten. Man kann von jemandem, der seine Tage mit Ballern zubringt, keine ausgewogene Meinung dazu erwarten. Man kann von jemandem, der seine Tage mit Ballern zubringt, keine ausgewogene Meinung dazu erwarten. Man kann von jemandem, der seine Tage mit Ballern zubringt, keine ausgewogene Meinung dazu erwarten. Man kann von jemandem, der seine Tage mit Ballern zubringt, keine ausgewogene Meinung dazu erwarten.

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Platz 5: Sportfans

Nicht alle natürlich. Freunde des Radsports haben schon so viele Idole über Doping fallen sehen, dass sie sich lieber mit Radtechnik denn mit den tourdefranzenden Ergebnissen der Körpermodifikation beschäftigen. Ich mache aber hin und wieder den Fehler darauf hinzuweisen, dass Fussball ein Milliardenunternehmen ist und ich mir – wie beim Radsport – nur schlecht vorstellen kann, dass man sich da nicht ab und zu mit den paar Kröten, die Doping kostet, die Tür zu noch höheren Einnahmen öffnet. Offensichtlich jedoch haben Fussballfans eine emotional hohe Bindung an ihre Stars und deren Vereine und Nationen. Was wenig überrascht bei Leuten, die ihre Freizeit mit Liedgut wie „Schiri, wir wissen wo dein Auto steht“, „Fussball ist unser Lebääähn“ und „Wir sind keine Fussballfans, wir sind deutsche Hooligans“ gestalten. So schwappt es dann auch in die Kommentare, und da löscht man besser kommentarlos, sonst schreibt man noch über den Wert von 5 Hundertschaften Bayerischer SEK mit 10 Wasserwerfern beim Communitymanagement. Damit rechnen sie nicht: Sportjournalismus ist nun mal in oft PR, Kumpanei und angenehmes publististisches Umfeld, und kritische Stimmen werden kategorisch als Feind betrachtet.

Platz 4: Bitcoiner

Es wurde noch nie ein sauber recherchierter Beitrag über Bitcoins in der Systempresse geschrieben. Die Systempresse wird schliesslich bezahlt, das unsichere Realgeld zu bewerben und die Cryptowährung schlecht zu machen. Aber irgendwann werden die Bitcoiner in ihren abnormen Werten schwimmen und dann werden sie Leute wie mich haufenweise anstellen, um ihre Spucknäpfe auszulecken. Haha! So wird das sein und dann werde ich ja sehen, wohin mich meine Kritik an der Crypto – CRYPTO!!!111!elf! – Währung bringt. Alles nur eine Frage der Zeit, bis der Messias kommt. Aber dann kaufen sie diese Zeitung und ich werde jahrelang Toiletten schrubben.

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Platz 3: Eltern

Nicht alle natürlich. Es gibt Eltern mit einem abgebrühten Verhältnis zu dem, was sie der Welt aufbürden. Aber es gibt auch genug, die in die Kommentarspalten zum Niedermachen einmarschieren, als gäbe es hier das Mutterkreuz mit Eichenlaub und gekreuzten Windeln für harten Kampf am Feind. Möglicherweise ist es biologisch bedingt, vielleicht brechen da die Beschützerinstinkte durch, oder auch nur das Gefühl, als Eltern immerdar von dreckigen, nichts für den Fortbestand der Art tuenden Zynikern wie mir benachteiligt zu sein: Aber als Mensch ohne Nachwuchs tue ich keinem weh und wenn ich diese Haltung verteidige, merke ich schnell, wie das Luxusgut Kind die Haltung der Eltern intolerant macht. Es gibt für sie nur einen richtigen Weg, den eigenen nämlich, und die anderen sind generell falsch, egal ob es um Ernährung, Chinesisch im 4. Lebensjahr oder .rosa Malbücher für Mädchen geht, Ich habe in der Altstadt eine Feuerwehreinfahrt vor einem historisch wichtigen Gebäude. Die wird immer von Müttern zugeparkt, die ihre Kinder in der Schule abholen, weil es dort schattig ist, und dort tippen sie dann was in ihre Iphones. Solche schattigen Leute reizen mich in Realität und Kommentaren und ich schreibe darüber, dass das Tragen eines rosa Dirndls noch keinem Mädchen in ihrem Rollenmodell geschadet hat oder nein halt weil es gibt ja auch noch

Platz 2: Feministinnen

Mit den Waffen der Frau: WordPress, auf dem unsere Blogs laufen, spuckt bei Kommentaren die IPs aus. Wenn ich also mal wieder schreibe, dass ich nicht an die Rape Culture des rosa Dirndls glaube und auch meine Weigerung, das Binnen-I zu verwenden, nicht als strukturelle Gewalt gegen Frauen betrachte, oder mich mit den Vorteilen der Frauenquote beschäftige – dann schaue ich immer auf die IPs. Zu Twitter schaue ich überhaupt nicht, die zwangsläufigen Beschwerden unter Internet-Feministinnen könnte ich hier selbst schon vorformulieren. Aber in den Kommentaren melden sich dann ganze, sich gegenseitig bestätigende Gruppen. Und alle unter einer einzigen IP. Generell neigen sie dazu, die Überwindung von solchen Strukturen zu fordern, indem Leute wie ich überwunden werden, indem man etwa meine Blogs dicht macht und durch gendergerechte Inhalte ersetzt. Natürlich sagen diese speziellen Frauen nicht, dass sie so eine Art Todesliste führen. Aber darauf läuft es letztendlich hinaus. Dass die meisten Frauen mit solchen Methoden und Zielen nichts anfangen können und selbst keine Lust haben, ihre Sprache zu gendern und alle Formen der Rape Culture auswendig zu lernen, nachdem sie sich gegenüber POCs für ihre Privilegien geschämt und Schutzräume eingerichtet haben, spielt dabei keine Rolle. Allerdings passiert es schon mal, dass Frauen, die mit Leuten wie mir zu tun haben, als Helferinnen bei Twitter angegangen werden. Mit dem Waffen der Stut Frauen.

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Platz 1: Berliner Piraten

Schlimmer als schlecht gelaunte Kontrollettis der El-Al bei der Ausreise aus Israel. Letzthin, auf dem ausserordentlichen Bundesparteitag der Piraten; erzählte der Chef des Berliner Landesvorstandes von seinem Verhältnis zu einem bekannten Medienanwalt, und dass er dazu neigt, hin und wieder dessen Dienste in Anspruch nehmen zu wollen. Er ist damit nicht allein, die Berliner Partei dürfte, gemessen an ihrer Geistesgrösse und minimalen politischen Bedeutung, die Partei des rabiatesten Umgangs mit nicht genehmer Berichterstattung auf allen Ebenen sein. Wenn man es wagte, beim letzten Vorstand der Bundespartei nachzufragen, wenn ein Abgeordneter der Partei mal wieder einen Journalisten auf Twitter mit Schimpfworten belegt hatte, gab es die Anweisung an die Pressestelle, die Frage einfach nicht zu beantworten. Man möchte vielleicht glauben, dass so etwas eher bei der CSU zu erwarten wäre, aber das stimmt nicht: Ich habe einige Zeit die Bayerische Landespolitik unter Stoiber begleitet, und obwohl man wusste, wer ich bin, und dass meine Beiträge stets kritisch waren, hat man mich nicht schlecht behandelt. Ich war während der Koalition von Haider und Schüssel, als die EU Sanktionen prüfte, für eine jüdische Zeitung aus Amerika in Österreich unterwegs: Das war nicht immer einfach, aber nur selten so konsequent unerfreulich wie diese komische Berliner Mischung aus Piraten und ihren linksbizarren Helfern ausserhalb der Partei. Schreibt man etwas Unerwünschtes, gibt normalerweise ein Mitglied des AGH den Ton vor, und dann fallen mehr oder weniger anonyme Vertreter extremer, mit ihnen befreundeter Gruppen über einen her. Oder es wird mit dem Anwalt gedroht. Oder einer tönt damit herum, wie gut er hier einen Herausgeber kennen würde und der würde mich auf Zuruf schon zum Schweigen bringen. Mitunter wird verbreitet, ein Kritiker sei ein Rassist – oh, da hat sich das Mitglied des AGH vertippt, sorry., er meinte natürlich, man sei ein Sexist, kann ja mal passieren, bei all diesen bösartigen Medienvertretern, die man so gerne beschimpft und leider nicht schlagen kann. Na, wenigstens schicken die Freunde von der Antifa Drohmails – man muss sich also gar nicht an die Kommentarmasken halten, Twitter und die Verbindungen zur linksextremen Szene reichen auch für eine gelungene Medienarbeit.

Alles ist unerfreulich, aber wie jede milde Darmgrippe überlebbar. Alles wird sich immer wieder empören, sei es, weil ich über Negerküsse und Mohrenlampen schreibe, weil ich Ikea nicht mag, Berlin als Slum bezeichne, mich nicht für meine Privilegien schäme und meine Awareness nicht ausreicht, anderer Leute Befindlichkeit zu erahnen und – das ist das Schlimmste – weil sich entgegen all der Aufrufe noch immer niemand bemüssigt fühlte, mich oder andere mit all dem Hass überzogene Personen endlich zu entlassen. Aber stets auf’s Neue werden sie mich alle wissen lassen, dass sie nun das Abo kündigen und vorher nochmal mit meinem Chef reden, weil so geht es nicht und ausserdem liest das doch sowieso keiner.

Eigentlich sollte ich nur noch über das Wetter schreiben und Konflikte besser meiden, aber jedenfalls, kommen also Netanjahu, eine Feministin, Bernd Lucke, Christopher Lauer und Jogi Löw in die Bar „Zum Mohren“, wo schon 72 alleinerziehende Mütter auf Hartz IV den Gauchotanz machen und

Nein, im Ernst, die meisten Kommentare sind eine echte Bereicherung, und es ist schön, dass es sie gibt.

Wie man Sachen ohne staatliche Schnüffler schaukelt

21 lunedì Lug 2014

Posted by Don Alphonso in Uncategorized

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komm auf die Schaukel, Luise.

Offensichtlich sind wir alle mit einem grundfalschen Bild der Geheimdienste aufgewachsen. Ich erwarte da keine getäfelten Räume wie im Film beim MI6, und dass diese Leute attraktive Sexualpartner sind, würde ich auch nicht zwingend voraussetzen; den meisten würde vermutlich noch Lotte Lenya in der Rolle der Rosa Klebb noch zur Ehre gereichen. Aber zumindest hatte ich erwartet, dass deren Leben nun nicht gerade auf Unterschichtenniveau verläuft. Wie wir nun aber erfahren mussten, kann man einen veritablen Landesverrat schon für lumpige 25.000 Euro, also für einen kleinen Überziehungskredit bekommen. Und die Übergabe dieser knickrigen Abspeisung findet auch nicht in einer spannenden Verfolgungsjagd auf den Malediven statt, sondern irgendwo in Österreich. Entschuldigung, wenn ich da nachfrage, aber was für arme Schlucker beschäftigt der Staat eigentlich in den Diensten, dass die wegen 25.000 nach Österreich müssen und noch nicht mal Reisespesen bei den Amerikanern in Rechnung stellen können? Ich sehe da keine Spannung an exotischen Orten und keine hektischen Wettrennen, ich vermute eher so einen Opel-Astra-Leaser und eine gemietete 1.5 Zimmer-Wohnung in München-Perlach mit Küche im Gang.

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Man wird sich wohl an die Vorstellung gewöhnen müssen, dass wir von grossenteils Leuten bewacht, kontrolliert und verraten werden, die man am Samstag die abgelaufenen Lebensmittel bei Aldi durchwühlen sieht. Wer dann noch die Russen um eine Handvoll Euro mehr anwinseln muss, der kauft seine Kleidung wohl eher bei Woolworth und beneidet heimlich die Dame hinter der Kasse um ihre Stellung. In gewisser Weise kann ich verstehen, dass die USA nicht mehr zahlen wollen: Als absackendes Schwellenland und unter dem Druck der chinesischen Herren können sie nicht mit dem Geld herumwerfen, zumal, wenn sie, wie Berichte sagen, auch noch 20 andere hungrige Mäuler in deutschen Ministerien stopfen müssen. Trotzdem, Menschen von Ansehen und Format tun so etwas nicht. Das ist nicht nur eine Frage des Geldes: Wenn man sich schon kaufen lässt, dann doch wenigstens von Staaten mit minimalen Ansprüchen an Kultur und Menschenrechte. Kongo könnte ich noch verstehen, aber Geld von den USA in Österreich ist jenseits meiner Vorstellungskraft.

Weiterhin ist zu befürchten, dass es genau solche Leute sind, die aus ihrer Armut heraus anderer Leute spannendes Sexualleben ausschnüffeln. Schon bei der NSA wurde bekannt, dass es unter dem Stichwort „Love Intelligence“ Missbräuche der technischen Möglichkeiten gibt. Agenten schnüffeln aus Eigeninteresse in anderer Leute Sexualleben, und das muss einen nicht befremden: Mit 25.000 Euro können schliesslich auch die Landesverräter unter ihnen keine rauschenden Feste in Whirlpools mit Champagner feiern. Wir müssen also mit dem Schlimmsten rechnen und das heisst auch, dass Spanner-Amusement mit unserer unsere Onlinekommunikation für diese 25k-Klasse leichter zu bewerkstelligen ist, als sexuelle Extravaganzen, die Landesverräter im Film gemeinhin als Wüstlinge ausweist.

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Kurz, wenn wir also, wie es heute üblich ist, mit Rechner und Mobiltelefon auf die Partnersuche gehen, müssen wir damit leben, dass uns über die Schulter geschaut wird. Möglicherweise nicht nur von jenen, die unsere Profile durchforschen, um uns eine zu unseren Vorlieben passende Person zu schicken, die uns umgarnt, damit wir nicht mehr die USA als das Kasachstan des Westens und die Entwicklung Englands als die Übelste aller Commonwealth-Kolonien bezeichnen. Mit etwas Pech werden wir nur Ziel von nach Kantinenessen riechenden Habenichtsen, die sich langweilen und sich den Kick für ihre kaputte Existenz holen, indem sie ihre Methoden und unsere mangelnde Vorsicht ausnutzen. Leuten, die sich in Österreich Geld übergeben lassen und dabei noch nicht mal einen Louis-Vuitton-Koffer bekommen, traue ich alles zu – schliesslich sind sie eine zwangsläufige Entwicklung einer Zeit, in der Geltungssüchtige ihre Kinder virtuell verkaufen, indem sie erst mit ihren Mutti-Apps herumprotzen und dann damit, dass sie das jetzt wieder bleiben lassen.

Ministerien kaufen deshalb wieder analoge Schreibmaschinen, und wir stehen nun vor der Frage, wie man früher eigentlich an Partner ohne die Netz und ihre Gefahren gelangte.

Da kann ich dank der Familientradition helfen: Mit einer nicht minder analogen Schaukel.

Also, zumindest bei uns hat sich das seit über 100 Jahren bewährt. Es ist nämlich so, dass vor dem Internet zur Geselligkeit in Bayern der Biergarten erfunden wurde. Der idealtypische Biergarten steht bei uns daheim gleich neben der dummen, kleinen Stadt an der Donau, und er ist noch so wie früher: Die Linden und Eichen spenden Schatten, die Tische und Stühle sind bequem, und damit die soziale Ordnung auch eingehalten wurde, gab es eine erhöhte Terrasse für die Prominenz, damit die alles sehen konnte. Dort oben sassen dann die besseren Familien. Rechts davon waren die Kegelbahn und die Kapelle und davor das gemeine Volk. Und natürlich waren oben auch achtsame Schwiegermütter, die darauf achteten, dass es zu keiner falschen Verbindung kam. So war das.

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Aber der Biergarten ist gross und das Nationalgetränk der Bayern floss in Strömen, und weil keiner auf sein iPhone schaute, schaute man erst das Essen und dann die anderen an. Rein äusserlich konnte man schon beurteilen, wer denn am ehesten passen täte, und so nahm man mit den Blicken Kontakt auf. Die direkte Ansprache war ja nicht ganz leicht in einer Epoche, da man einander erst vorgestellt werden musste, um reden zu dürfen. Zudem betrieb die Gesellschaft selbst eben jene totale Überwachung, die heute an die Staaten und ihre 25k-Noagaldrinka ausgelagert wird. Hatte man sich lang genug angelurt, ging man unauffällig zur Schaukel. Und wenn der erwählte Partner angebissen hatte, dann ging der eben auch hinüber. Was konnte da schon passieren? So eine Schaukel ist doch ein harmloses Vergnügen. Die Frauen sassen auf dem langen Holzbrett und die Männer schoben an, vor und zurück wie ein Dampfhammer ging der Pfahl sausend durch die Luft, die Burschen schnauften und die Dirndl kreischten umd so kam das, dass man schon vorher erfuhr, was der jeweils andere zu geben bereit war. Wer heute bei okcupid oder Elitepartner die verschämten Angaben zu Körperfreuden liest, weiss sicher weniger als jene, die früher auf dem dicken Pfahl zugange waren. Sechs mal musste dieser Pfahl in den letzten hundert Jahren ausgetauscht werden, weil er durchgescheuert wurde.

Und wenn es gut ging und dabei etwas zu gut, weil es ja noch keine Pille gab, aber ausserordentlich schnelle Aufgebote, wenn es sein musste, gab es auch noch die Kapelle für die unauffällige Hochzeit und den Biergarten die Feier und eine zünftige Musikkapelle, die dann aufspielte, und so wiederholte sich das alles stets aufs Neue. Die einen bekamen Kinder und machten den Platz auf der Schaukel frei für andere. Möglicherweise war es insgesamt auch etwas lustiger als das Abgleichen von Profilen und das Bearbeiten von Bildern, die letztendlich nie so schön werden wie das gschamige Lächeln und das beschwipste Lachen im Schatten alter Linden.

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Ich will das nicht zu sehr romantisieren, und natürlich ist das keine Option für all die biologisch-orientieren Veganer, die nicht ganze Schweine am Spiess durch den Biergarten getragen sehen wollen. Es ist auch nicht sonderlich privat, weil es tatsächlich noch immer in der Stadt die Runde macht, wer mit wem auf der Schaukel sass, und das letzte Mal war da neben mir eine Mutter aus Berlin mit zwei Kindern auf der Durchreise – das gab Gerede. Aber es bleibt unter uns, es zieht keine weiten Kreise, das Internet erfährt davon gar nichts, nirgendwo treibt sich dort ein Agent eines Dienstes herum, der ausschnüffelt, was da auf dem nunmehr siebten Balken besprochen wurde. Mag der Ministeriumsangestellte also wieder die Stahllettern in das weiche Papier hämmern und der Geheimdienstler seine Kantine aufsuchen – wir bleiben unter Eichen und Linden auf schwankenden Brettern, und wenn wir mit der Frau eines anderen erwischt werden, reden wir uns darauf hinaus, dass es eine Schande für’s Vaterland wäre, würden wir denen nicht zeigen, wie man die Sache in Bayern traditionell schaukelt.

So gehen Deutsche ein

17 giovedì Lug 2014

Posted by Don Alphonso in Uncategorized

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The Little amuses the Simple.

Generell ist es halt ein Klassenproblem. Mein Leben wird durch die glücklichen Kühe auf der grandios in den Voralpen gelegenen Alm gegenüber meiner Terrasse aufgewertet. Ich kann mir schon irgendwie vorstellen, dass es Menschen gibt, deren Leben schöner wird, wenn schmutzige Leute Bälle auf dem Gras herumtreten. Aber das sagt dann auch einiges über die Qualität des Lebens aus, das davon aufgewertet wird.

Na, wie auch immer:

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Das Schild steht jetzt am Eingang des Tegernseer Tales an genau der Stelle, wo im Winter auch die Skicracks, die erfolgreichen Rodler und die unbezwingbaren Langläufer der Region gefeiert werden. Die sind wirklich von hier, die sind unsere Natalie und unser Markus, und wenn man weiter nach Tirol fährt, kommen die Schilder für ihre ebenfalls siegreichen österreichischen Gegner. Jetzt also grüssen die „Dägansäa“, bayerisch für Tegernseer, ihre Weltmeister, denn anderthalb von diesen Söldnern des Sportkapitals leben hier – der eine ist schon da und der andere will bauen, so hat er es beantragt, wenn er denn bei seinem Verein bleibt.

Lustigerweise steht das Schild an so einer Art Himmelspforte, die den typischen Fan den Eintritt untersagt: Nördlich davon ist das Fegefeuer, beginnend mit Dürnbach und Moosrain und dann immer tiefer bis zur Küste für die Normalsterblichen, und erst ab dem Ortsschild von Gmund beginnt der liebreizende Tegernsee, die Immobilienpreise steigen stark an und die Beschäftigungsquote dürfte ähnlich schlecht wie in Berlin sein, mit dem kleinen Unterschied, dass man hier nicht auf HartzIV ist, sondern so vermögend, dass einem andere Freizeitaktivitäten als irgendwelche Fanmeilen zur Verfügung stehen. Die Weltmeister und andere Fussballer, die es hierher verschlägt, suchen nicht den Kontakt mit Fans, sondern üppige Immobilien, Ruhe, nähe zum Wasser und zum Golfplatz und besonders gute ärztliche Infrastruktur. Ganz normale, gebrechliche Tegernseer also mit dem kleinen Unterschied, dass sie ihre nationalistischen Hänseleien, wenn es verlangt wird, vor den TV-Kameras der Welt austragen. Das wollen die Fans, weil, siehe oben, man sich besser fühlt, wenn man davon ausgeht, dass es anderen schlechter geht.

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Da steht also dieses Schild vor dem Tal, in dem die einen leben und die anderen nur zu Besuch sind, und feiert die neuen Weltmeister. In gewisser Weise ist das eine neue Notwendigkeit, denn der alte Weltmeister in der gleichen Sportart ist hier nicht mehr anwesend: Beim Titelgewinn 1974 war ein gewisser Herr Hoeness mit dabei, der mit seiner Steuergeschichte in letzter Zeit ähnlich simplen Leuten ebenfalls zum selbstzufriedenen Wohlbefinden verhalf. Damals delektierte man sich am Fall, damals höhnte es auch schon böse, Gerechtigkeit wurde gefordert und zwar am besten auch sauber gebeugt, nämlich lebenslänglich, wie jeder, der darüber schrieb, von ausrastenden Lesern erfahren durfte. Das gesunde Volksempfinden nämlich möchte nicht nur gebückte Gauchos, sondern unter dem zivilisatorischen Lack auch gebückte deutsche Weltmeister, wenn sie die Sache mit dem Devisenhandel weder der Kanzlerin noch dem Gericht erklären können. So gehen die weniger bemittelten Deutschen, wenn sie sich überlegen fühlen, mit ihren alten Idolen um.

Und das erklärt in der Folge so vieles über unsere Oligarchie. Die extrem prohibitiven Preise im Tal etwa, die man gern zahlt, denn sie garantieren, dass bestimmte Leute eben nicht kommen – selbst wenn hin und wieder so ein umgehauener Fussballtyp hier auf seine Beine gebracht wird, und während der Behandlung mit seinem Lamborghini in Seeglas auf dem Behindertenparkplatz steht. Es erklärt diese gefährliche Mischung aus bitterem Neid und dem Gefühl, selbst mehr zu verdienen, als man hat – sie ist auch der Stoff, der Ehen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Klassen spalten kann. Und es erklärt dieses extrem kurzfristige Mangeldenken, das an jener Stelle einen Helden sieht, da es eigentlich nur einen billigen Marketingtrick der Sportkonzerne erkennen solllte, wie die Angebote für billige Würste, Fahnen und Gesichtsbemalung bei den Gossenmedien. Das ist nun mal kein Fundament für jene Beständigkeit, auf die man bei uns durchaus Wert legt. Sonst wohnte man nämlich nicht hier, sondern zusammen mit Neureichen und anderen Skorpionarten in Dubai.

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Auf der anderen Seite vom See und vom Plakat ist der Hirschberg. Da war ich am Montag. Oben steht ein Gipfelkreuz, und darauf ganz schlicht: Gott schütze unsere Heimat. Von dort aus sieht man hinüber zur Neureuth, und wer genau hinschaut, sieht dort auch die kleine Kapelle, die jenen gewidmet ist, die aus den Kriegen nicht zurück kamen. Da steht nirgendwo, dass Gott Deutschland über alles stellen soll, oder die Gauchos gebückt laufen müssen, und die letzten Anstiege sind so steil, dass die meisten ein wenig ausser Atem und mitunter auch gebückt ankommen. Dort oben auf den Bergen wird so demütig um Schutz, um das Überleben und um Gnade für die Toten gebeten, weil der Berg einem diese Demut beibringt. Ich persönlich bin Agnostiker so, wie ich Fussball leidenschaftslos nicht achte, aber ich finde, das hier hat das richtige Mass. Man muss sich nicht Sünden fürchten wie jene, die von sich sagen, sie wüssten den Standort des Autos vom Schiedsrichter, und könnten entscheiden, wessen Eigentum sie abfackeln und wessen Berufliche Existenz sie vernichten möchten, aufgepeitscht von den Hasspredigern des sog. Sportjournalismus.

Letztlich, denke ich, schützen die uns schon vor sich selbst. Wer den Einpeitschern ihre völkischen Parolen abnimmt, der glaubt auch ihren Anlagestrategien und daran, dass deren Werbepartner nur ihr Bestes wollen, mehr als die Kuh dem Gaucho glaubt, dass der Weg zum Schlachthof gut enden wird. Für die Unzufriedenheit gibt es Ventile, da werden Stars, Politiker und Sportler ruiniert, und für den Überschwang gibt es die Kooperierenden des Massengeschmacks. Es reicht ihnen völlig aus, wenn ihre Masse zu den Gewinnern zählt, und während in Berlin gesungen wurde, habe ich mir gerade die Mietpreisentwicklung angeschaut, die im Jubel keiner mehr bremsen will: Mag sein, dass Gott unsere Heimat schützt, aber ganz sicher nicht deren soziales Weiterkommen.

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Bedaure also – pardon, nein, natürlich bedaure ich das nicht, das ist eine reine Höflichkeitsfloskel, das ist nicht so gemeint, das sagt man nur so bei uns, pro forma – ich bedaure also, auch hier kein Teil des Wir-Gefühls zu sein, das andere offensichtlich brauchen. Ich werde ganz ohne diesen #Gauchogate-Mob noch hier sein, wenn diese Fussballer längst weltweit von ihren Sportfirmen verschachert wurden, und es geht mir hier gut, solange die Sonne scheint, ich noch auf die Berge komme und diese Weltmeister da nicht ihre Fans einschleppen. Leute, die sich jetzt selbst für Weltmeister halten.

Samstag, heisst es, wird das Schild bei Gmund wieder entfernt. Gott schütze unsere Heimat.

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Initiiert, mitausgeheckt, eingetütet und leider auch manchmal durch meine halsstarrige Art erduldet von Frank Schirrmacher

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