Ich wünsche mir zum Geburtstag den Käfig, in den man Ezra Pound eingesperrt hat.
Im 19. Jahrhundert lag das Städtchen Riva noch nahe der Südgrenze der österreichischen Monarchie. Hatte es davor lange Zeit zum Einflussbereich des lebensfrohen Venedigs gehört, so ergänzte man unter den Habsburgern die Palazzi der Terra Ferma mit Jugendstilvillen und Grand Hotels des Historismus, und lebte hier recht gut. Goethe kam hier durch und Franz Kafka erholte sich. Dann kam der erste Weltkrieg und Riva wieder zu Italien, geriet ein wenig über den Aufstieg der Windsurfer im nahen Torbole etwas in Vergessenheit, und war ein behäbiger Ort, in dem man auch ohne Probleme statt Café einen deutschen, entkoffeinierten Filterkaffee bekommen konnte. Hinten zerfallen noch manche Traumvillen, vorne am Hafen ist es bunt, und das Treiben angenehm.
Es ist Sonntag, und man trifft am Hafen neben der venezianischen Festung aufeinander: Die deutschen Rentner auf die italienischen, stolzen Nachwuchsherzeiger, die amerikanischen Reisegruppen auf eine koreanische Rucksacktouristin, die eleganten Herren und Damen und die quengelnden Kinder, die ein Eis wollen, Scharen von Bergradfahrern, die an diesem Wochenende ein Festival haben, auf Rennradfreunde, englische Ehepaare, die in der Nacht zuvor im Grand Hotel von Gardone Riviera zu viel getanzt haben, auf Grossclans aus der Lombardei, die sich hier in den Weingärten zum Essen getroffen haben. Gottes Geschöpfe gross und klein defilieren vorbei, und am Rand, in einem Cafe, sitzt auch der aufgrund technischer Probleme zur Faulheit gezwungene Autor dieser Zeitung, trinkt Tee und findet es schön: Dass dieser Platz einen Rahmen für das Interesse an den anderen bietet, dass Europa hier noch funktioniert, und dass hier alle respektvoll miteinander umgehen. So viele Menschen sind hier, 1000 oder mehr, aus vieler Banksterherren Länder, und es scheint nicht so, als würde nur ein böses Wort fallen. Prächtige Sonntagslaune, auch wenn ein Gewitter droht.
Aber das lässt sich noch Zeit. Irgendwo unten über Sirmione mag es rumpeln, hier herrscht das nicht allzu laute Stimmengewirr all derer, die gern hier sind und den Platz, so wie er ist, schätzen. Überhaupt, man kann die Fähigkeit, so eine Platz zu schaffen, der aus sich heraus die Menschen eint, mit Blick auf Frankfurt oder Berlin gar nicht hoch genug schätzen: Es gibt Architektur, die verbindet, und die vielen bunten Farben der Häuser tun ein Übriges, um die Szenerie herrlich unernst erscheinen zu lassen. Wo immer Krise und Kriege sein mögen, hier sind sie nic – Moment
Irgendwo singen Leute. Das sagt nicht viel, in Brescia war ein Streicherquartett unter den Arkaden in Verona am Stadttor ein englischer Harfenist, und in Mantua singt nun schon seit Jahr und Tag einer mit seiner Gitarre, und immer gebe ich ihm, weil ich seine Lebensfreude mag – warum sollte also nicht auch hier jemand singen? Nun, weil sie zwar eine Melodie vortragen, aber es klingt aggressiv, mehr laut als schön, mehr fies als lieblich, mehr wütend als versöhnend und gar nicht wie das, was man hier sonst so sehen konnte. Da kommen Leute, die um jeden Preis laut sein und auffallen möchte, es wird lauter, und dann spuckt eine Strasse den gewalttätigen Bodensatz der Unterhaltungsindustrie Fussball aus: Ultras von Juventus Turin. Mit Fahnen, bengalischen Feuern, den üblichen Symbolen der Faschismusanhänger, und als sie den Platz betreten, skandieren sie auch U L T R A.
Dann ziehen sie quer über den Platz, brüllen alles andere nieder, marschieren in einer Art, die vor 45 gleichmässiger, aber vermutlich auch nicht einschüchternder hätte wirken sollen, und man sieht es ihnen an: Es gefällt ihnen. Es sind 20 sozial randständige Witzfiguren in Kleidung der Unterhaltungsindustrie, die sie sich eigentlich gar nicht leisten können, denn als Haltungsunterschicht sollte man sein Geld besser einteilen, aber sie schaffen es, dass es jeder bemerkt, wer hier kommt. Irgendwelche Typen aus Riva, die für eine Millionärstruppe singen, die im Piemont beheimatet ist. Das Piemont hat noch nicht mal eine gemeinsame Grenze zum Trentino, in dem Riva liegt, aber das spielt keine Rolle: Hier sind sie und hier vergraulen sie die anderen. Nach ihrem Triumphzug erreichen sie ein Cafe, in das sie sich mit dem Rücken zum Platz setzen, mit Blick auf die Glotze, und weiter ihre Lieder des Hasses und der Verachtung singen. Gäste benachbarter Lokale nehmen schleunigst Reissaus, und sogar bei mir, auf der anderen Seite des Platzes, ist eine ungezwungene Konversation kaum mehr möglich.
Das sind, man muss es sich vor Augen halten, nur 20. Es wären vermutlich genug kräftige Bergradler auf dem Platz, um sich des Problems anzunehmen und die Herrschaften nachdrücklich um Ruhe zu bitten, aber natürlich ist es so, wie es ist: Den 20 wird der Raum akustisch überlassen, sie dominieren, und was die 1000 anderen davon denken, interessiert sie bestenfalls gar nicht, wie sie so mit dem Rücken zur Allgemeinheit dort sitzen. Aber die Vermutung liegt natürlich nah, dass sie nicht zufällig genau hier sind, und nicht in einer der vielen anderen, weniger schön gelegenen Bars der Stadt: Es dürfte ihnen darum gehen, ihre Überzeugungen der Welt möglichst laut und dauerhaft nahe zu bringen. Und selbst mein rudimentäres Italienisch reicht aus um zu verstehen, dass sie, wie ihre deutschen Gegenstücke, die Dummheit des gesamten Ring-Librettos noch zu überbieten in der Lage sind. Vermutlich würde ich mir eher Tristan und Isolde anhören, als solche Leute. Aber gerade, bis ich zahlen und gehen kann, geht es nicht anders. Derweilen wird der Platz deutlich weniger belebt, Riva hat ja auch noch andere nette Ecken.
Es gibt mehrere 10.000 Ultras in Europa, die Vereinen organisiert sind, und die oft in den Stadien eines öffentlich geförderten Sports den Ton angeben. Die meisten dürften ähnliche Erfahrungen gemacht haben: Dass man mit einer kleinen, lauten Gruppe jede Mehrheit terrorisieren und unter Druck setzen kann. Bei mir daheim reichen schon drei von denen aus, damit die eine ganze Strasse mit Kicker- und Naziparolen aus dem Bett treiben, denn der Weg vom Vereinsheil zum „Sieg Heil“ ist unter Alkohol oft nicht wirklich weit. Auf der anderen Seite stehen Menschen, die gelernt haben, dass man, wenn man sich benimmt, vom anderen auch Rücksicht erwarten kann. Vielleicht nicht im Beruf oder in der Politik, aber zumindest beim öffentlichen Sonntagsspaziergang. Nach so einem Nachmittag ist deutlich: Das Abkommen können 20 Gröler radikal aufkündigen. Weder müssen sie deshalb mit Sanktionen rechnen, noch gibt es für sie unangenehmere Erfahrungen als das Gefühl der Macht vor den Ohnmächtigen. Ochlokratie heisst das im Griechischen, die Herrschaft des Mobs, und man möchte solche Leute mit diesen Erfahrungen nicht 20 Jahre später treffen, wenn sie es so im Berufsleben einsetzen.
Denn mitunter macht auch die Gesetzgebung den Eindruck, als hätten da 20 Lobbyisten so lange so laut gebrüllt, dass sie am Ende allein die Gesetze für das Saatgut schreiben durften. Manchmal denkt man, da gibt es mehr als 20 Schreiber, die einen untragbaren Chef eines Unterhaltungskonzerns mit besten Beziehungen zur Politik wieder zurück in den Salon schreiben, wenn er nur den Verdacht für das Sportgeschäft ausgeräumt und sich allein belastet hat. 20 überlaute Krisenschreiber schaffen es in Absprache mit der Wirtschaft, Mindestlöhne zu diskreditieren. Am Ende kommt dabei selten das heraus, was der Allgemeinheit nutzt oder gefällt, aber die 20 haben eine gute Zeit und die Gewissheit, dass sie es mit anständigen Menschen zu tun haben, die sich gar nicht so schnell zusammentun und etwas mit Argumenten ändern können, wie sie ihre bengalischen Lügenfeuer anzünden. Weit haben es solche 20 im öffentlichen Raum schon gebracht, und wenn man ihnen weiter Raum gibt, werden sie es in ein paar Jahren noch weiter bringen. In meiner Heimatstadt jedoch hat man nach einigen zu unschönen Vorfällen zumindest die Gröler aus der Altstadt vertrieben, die grossen Leinwände stehen jetzt woanders, wo sie keinen stören; man hat das Problem abgeschoben, aber noch lange nicht gelöst. An der Unart, wie in dieser Gesellschaft ein Unterhaltungsgeschäft zu einer öffentlich allseits geförderten und unkritisch bejubelten Parallelstruktur gemacht wurde und wird, wird sich vor einer radsportartigen Skandalkaskade nichts ändern, und so wird man auch weiterhin mit 1000 anderen solche 20 erdulden müssen, die im Glauben handeln, die Mehrheit stünde hinter ihnen, egal, wo sie jetzt ihren Brandsatz werfen.
In Verona sassen übrigens zwei alte Herren in einem Cafe nur einen Tisch weiter, die rosa Gazzetta dello Sport auf dem Tisch, und redeten angeregt und gestenreich über Calcio, ohne deshalb lauter als die anderen zu sein. Das ist die Vergangenheit, und sie würde recht gut zu den hübschen Häusern von Riva passen. Die Gegenwart der Ultras wurde dann übrigens vom Gewitter weggeschwemmt. Der Mensch denkt, Gott lenkt.
muscat ha detto:
Gott lenkt und wird es beim Finale in Wembley auch wieder unter Beweis stellen, wenn die Hoeneß-Truppe paniert wird. Har!
C. von Egern ha detto:
“Football is a simple game; 22 men chase a ball for 90 minutes and at the end, the Germans win”. (Gary Lineker)
HansMeier555 ha detto:
Und so gesehen das Gegenteil von Krieg.
colorcraze ha detto:
Da ist was dran.
Thorsten Haupts ha detto:
Verehrter Don,
eine kleine lautstarke Minderheit konnte schon immer für eine bestimmte Zeit eine Mehrheit or sich hertreiben, wenn die “liberal” mit “anything goes” verwechselte.
Etwas O.T. und in Ihrer Neberolle als ausgewiesener Italienexperte und -liebhaber: Ich verbringe 2 Wochen in der Nähe von Neapel, haben Sie zufällig einen kleinen Tip für einen Liebhaber guten Essens in der Gegend?
Gruss,
Thorsten Haupts
sambossa ha detto:
“Manchmal denkt man, da gibt es mehr als 20 Schreiber, die einen untragbaren Chef eines Unterhaltungskonzerns mit besten Beziehungen zur Politik wieder zurück in den Salon schreiben, wenn er nur den Verdacht für das Sportgeschäft ausgeräumt und sich allein belastet hat.”
Vielen Dank für ihre klaren Worte, geschätzter Don. Hatte schon gestern bei der Zeitungslektüre den Eindruck, das darf doch nicht wahr sein, warum nimmt denn keiner Anstoß daran?
prince Matecki ha detto:
Verehrter Herr Haupts,
wenn Sie nach Bagnoli bei Napoli kommen, das Restaurant Tre Pini ( etwas versteckter Zugang) ist von der Küche her sehr zu empfehlen und meist abends auch nicht extrem voll.
Guten Genuss und gutes Wetter
Ihr
P.M.
Thorsten Haupts ha detto:
Merci, mon cher Prince.
Das gute Leben ha detto:
Jede Gesellschaft hat die Unterschicht, die sie verdient. Verrohter Kapitalismus zeugt verrohte Prols, siehe London Riots oder auch gleich Dickens. Wenn zudem das “panem” knapp wird, muß man ja bei den “circensis” zwangsläufig aufdrehen. Der gesittete Bildungsbürger aber kriegt von allen in die Fresse – neoliberalen Bankerhooligans wie besoffenen Fußballrowdys.
Pulcinella ha detto:
“Vermutlich würde ich mir eher Tristan und Isolde anhören, als solche Leute.”
Nanu, dieser unverhohlene Wagner-Hass stößt mir unangenehm auf, edler Recke! Die Ouverture zumindest sollte auch den Geschmack des ein oder anderen “Nicht-Wagnerianers” plaisieren, trotzdem ich beim Anklang des Themas dank Lars von Trier immer nervös gen Himmel blicken muss. Worauf mir dann zumeist, glücklicherweise & überhaupt einfällt, dass das ja alles gar nicht so gemeint, ja nur eine Allegorie war, oder eine Metapher, vielelicht auch ein neoplastischer Chiasmus, wie eigentlich das ganze Leben, ich klopfe mir also höhö-end auf die Oberschenkel, zwirbel meinen moustache galant und drehe mein Smartphone mit Alban Bergs “Die Nachtigall” noch etwa… oh, der Chef kommt.
hansgeier333 ha detto:
Der Don strebt nach Düsseldorf, sich den Tannhäuser reinzuziehen.
Tyler Durden Volland ha detto:
Der ist gut, der bringt mich zum Lachen…
Wie ich gelesen habe, bringt man das jetzt nur mehr konzertant. Bin ja mal gespannt ob man meine Kommentar dazu wie üblich zensiert.
Die Reichs Kulturkammer FAZ ist da immer ganz, ganz fleissig….
colorcraze ha detto:
Der Summerhill-Knilch war doch so großer Wagnerfan. Erinnere mich an die Passage in dem Buch, wo er schrieb, daß er ab und an seine Zeit für sich brauche, und dabei gerne mit Kopfhörern Wagner höre.
threefivesix ha detto:
gerade dieser Satz gefiel mir besonders gut.
C. von Egern ha detto:
Verehrter Don, zuerst Dank fürs Lesevergnügen. Wunderbarer Wechsel zwischen runder Feder und spitzer.
Ich hoffe, daß sich Ihre technischen Probleme kostenarm lösen ließen.
Ausserdem schliesse ich mich “sambossa” an.
(Sehr passend, das Wort vom Anstoß nehmen in diesem Zusammenhang:)).
Mir meinerseits steht der Mund offen.
@Thorsten Haupts: Mein Vater pflegte im Ausland, auf der Suche nach dem besten Essen, stark beleibte Einheimische anzusprechen, mit großem Erfolg.
Viele Grüße an die Zitronen.
colorcraze ha detto:
_Das_ ist mal eine Methode, davon hab ich ja noch nie gehört – “stark beleibte Einheimische” fragen. Tja, man muß nur drauf kommen.
C. von Egern ha detto:
Stümmt aber. Die “Dicken” wissen was wo schmeckt, war die Begründung.
colorcraze ha detto:
Sie haben die Wirksamkeit selbst schon überprüft?
C. von Egern ha detto:
Ja, zuletzt vor 2 Jahren in Catania. Sind dadurch in den Fischmarkt geraten.
colorcraze ha detto:
Und wie war der Fisch? So wie der vom Fischhändler bei Asterix oder besser?
C. von Egern ha detto:
Ausgezeichnet, ganz frisch und wie ich es mag, ganz einfach zubereitet. Nix vornehmes.
achwas ha detto:
Da man den Schreihälsen (im Disco-Lärm ertaubt?)
kaum entkommt, hilft u.U. der persönliche Rückzug.
> Ohropax!
“So habe ich die perfekte Stille entdeckt”
(Ein hinreißender Geburtstagsbrief)
http://www.taz.de/1/archiv/?id=archiv&dig=2007/03/28/a0165
colorcraze ha detto:
Noch früher leerte man über Krakeeler “die Schale des Zornes” aus (den Potschamber)…
Tyler Durden Volland ha detto:
Das soll dann bei der französischen Revolution dann ja nicht mehr ganz so gut funktioniert haben….
colorcraze ha detto:
So 30, 40 Jahre später dafür wieder um so besser.
Tyler Durden Volland ha detto:
Und weitere 20 Jahre später schon wieder nicht. Sie scheinen Probleme damit zu haben Muster zu erkennen und zu verstehen?
Deutsche Hausfrau ha detto:
Weil wir bereits als Kinder gelernt haben – der Klügere gibt nach- wird die Welt von den Dummen ,Lauten,……regiert. Das gilt in allen Bereichen und glauben Sie mir, es fällt mir sehr schwer die Klügere zu sein.
Thorsten Haupts ha detto:
Ich glaube nicht, dass wir das Problem “Der Klügere gibt nach” heute signifikant überhaupt noch haben. Schon eher das “Niemand gibt nach”.
Für mich ist das Problem der Proleten in der Öffentlichkeit eher, dass uns nach 40 Jahren falsch verstandener Liberalität die gemeinsame Überzeugung sowie der Antrieb fehlen, unverschämtes Benehmen in der Öffentlichkeit gesellschaftlich zu ahnden. Das aber ist eine fast unvermeidliche Folge der an sich von jedem befürworteten Individuualisierung der Gesellschaft.
Gruss,
Thorsten Haupts
Pulcinella ha detto:
Ich weiß nicht, ob das alles früher so wesentlich anders war… sei es im Manchester des 19. Jahrhunderts oder meinethalber auch im Ruhrgebiet der 50ger Jahre. Wenn ich so daran denke, welche Geschicht”chen” mir mein Opa so erzählt hat… von volksmusikalischer “Lausbub” Romantik war das aber einige astronomische Einheiten entfernt.
HansMeier555 ha detto:
Ochlokratie und Oligarchie passen prima zusammen.
.
Wenn die Stellung der Oligarchen erst mal stark genug ist, dann organisieren sie sich einen Pöbel, und das geht am besten über so Fussballvereine.
Helmut Weiß ha detto:
Die Schmähung “Merkel Junta” und die zahllosen Anspielungen auf Merkels uckermärkische Herkunft (“der Hosenanzug aus der Uckermark”) zeigen doch an, daß ungebührliche Wortwahl und flegelhaftes Benehmen heute in allen Schichten üblich sind. Ich bin übrigens kein Mitglied oder Wähler der CDU – Brandenburg steht eher links – trotzdem verteidige ich die Frau vor pöbelnden “Stützen der Gesellschaft”.
Thorsten Haupts ha detto:
Für den Don als Abkömmling alter deutscher Oligarchen und in seinem Weltbild, wir würden heute als arme Hascherl von einer neuen Oligarchenschicht beherrscht, ist eben die Dienstbotin der neuen Oligarchenchicht genauso unerträglich, wie früher Neureiche (oder Neuadelige).
Ganz konsistent ist er dabei nicht – wenn ich davon ausgehe, jemand sei der Sklave eines anderen, rege ich mich niemals über den Sklaven auf. Und beschimpfe ihn auch nicht. Weil sinnlos.
Gruss,
Thorsten Haupts
spaccato ha detto:
*Räusper*
Eine Bäckerfamilie, die durch die Entscheidung, dass die kleine dumme Stadt an der Donau zur Landesfestung ausgebaut wird, wohlhabend geworden ist, würde ich jetzt nicht als Oligarchen im klassischen Sinn bezeichnen.
colorcraze ha detto:
Tja, das ist die schlimme Globalisierung, die _richtig Neureichen_ sind immer weiter weg, und es dümpelt nur noch…
muscat ha detto:
‘Marktkonforme Demokratin” gefiele mir auch besser.
Plindos ha detto:
Informelle Demokratie->>>>gib der Plebs Zucker und alles wird doppelt so schön.
Plindos ha detto:
In den Theatern und Opern der Gegenwart sind auf den Bühnen diese Art von
Kleidungsstücken für die Protagonisten und Komparsen gut angekommen. Auch hier wird viel gebrüllt, zu allem Überfluß sich auch auf dem Boden gewälzt und gewürgt, gekotzt. Die klassischen Texte nur ein wenig gekürzt oder etwas umgeschrieben. Zeitgemässe moderne Inszenierungskunst halt.
Haste null checkung von.
HansMeier555 ha detto:
Zeitgemäss seit 40 Jahren.
Don Alphonso ha detto:
Das wäre mal ein eigenes Thema.
HansMeier555 ha detto:
Bitte bitte!
.
Theater bedeutet seit 40 Jahren, dass da einer den Oberkörper frei macht und viehisch brüllt.
.
Wo es doch solche Freude wäre, mal gute Sprache deklamiert zu hören.
Jeeves ha detto:
Dies leidige “Thema” beackert Henscheid seit den von HM555 postulierten tatsächlich bereits 40 Jahren. Offenbar zwecklos, denn es geht immer weiter mit dem Quatsch, der den Markennamen “Neuenfels & Consorten” trägt.
T.I.M. ha detto:
Man muss ja Wagners Lyrik nicht moegen, werter Don, aber das duemmste Libretto unter den populaeren deutschsprachigen Opern ist fuer mich immer noch Schikaneders Zauberfloete. Es kann halt nicht jeder ein Lorenzo Da Ponte sein. (Wie man Wagners Musik nicht moegen kann, ist mir zwar ein Raetsel, aber ueber Geschmack laesst sich ja bekanntlich nicht streiten.)
Das Problem des Fussballs ist seine Popularitaet,eben auch bei Gesellschaftsgruppen, mit denen ich nichts zu tun haben moechte. Deswegen meide ich auch Stadienbesuche; die Freude an dem Sport an sich lass ich mir dadurch und durch die korrekte Bennenung als Unterhaltungsindustrie aber nicht verderben.
Zugegeben, es ist etwas willkuerlich, dass sich ausgerechnet diese Sportart als Nummer eins in den meisten Teilen der Welt etabliert hat, aber, was viele Kritiker nicht verstehen, gerade diese einigermassen zufaellige Einigung auf einen bestimmten Sport erlaubt die emotionale Identifikation. Was beispielsweise Ihren FAZ-Kollegen Gumbrecht von den bruellenden Naziidioten unterscheidet, ist natuerlich die Einsicht in die Schauspielhaftigkeit z.B. eines Champions League-Finales.
Fuer den normalen Zuschauer mag so ein Spiel eine aehnliche Wirkung haben wie das Drama im aristotelischen Sinne, wohingegen der minderbegabte Brueller das Drama nicht vom wirklichen Leben unterscheiden kann. Dass diese kognitive Fehlleistung aber kein sportartimmanentes Problem des Fussballs sein kann, erscheint mir selbstevident.
Filou ha detto:
T.I.M., Sie haben noch zwei Opern uebersehen: Fidelio und Die Entfuehrung aus dem Serail. Von der Musik abgesehen (garkeine Diskussion) leiden beide darunter, dass die SaengerInnen deutsche Texte von unbeabsichtigter Komik aufsagen muessen. Da hilft nur den Tonarm einen Kratzer weiterschieben.
(Habe Vinyls der Entfuehrung, da spricht Curd Juergens den Bassa Selim. Dafuer haette man ihn Koepfen, Hangen und auf heisse Stangen spiessen muessen.)
muscat ha detto:
Man muss auch Wagners Musik nicht mögen, hoffe ich mal.
Ganz oben auf dem Schnarch-Index…
T.I.M. ha detto:
Filou, stimmt natuerlich, es gibt eine Menge daemlicher Libretti. Viele Barockopern sind inhaltlich auch weitestgehend sinn- und zusammenhangbefreit, aber dankenswerter Weise auf italienisch. Die Zauberfloete ist einfach mein persoenlicher Beklopptheitsfavorit.
muscat, kein Mensch muss muessen! Alles Geschmackssache, siehe oben.
Filou ha detto:
Sie haben leider Recht, die Barockopern betreffend. Ich kann aber nicht anders, als diesen hoeheren Bloedsinn wegen seiner tollen musikalischen Garnierung schoen zu finden. Barockopern sind was fuer Berufsironiker und Zwangsoptimisten.
(Zwangsoptimisten? Darueber muss ich noch mal nachdenken. Wahrscheinlich quatsch.)
Unter diesem Aspekt koennte man auch Wagner sehen, wenn einem die Musik gefaellt. Ich neige sowieso zu der voellig unqualifizierten These, dass Wagner ein ausgemachter, konsequente-genialer Scherzkeks war. Nur das Publikum nimmt ihn ernst. Aber dem Publikum kann man alles Moegliche weis machen, man muss nur das Weihrauchfaesschen ordentlich schwingen.
whatcrisis ha detto:
Danke für die Erinnerung an die Zauberflöte! Eine Live-Aufnahme aus der Met nennt sich glücklicherweise mein eigen, da geht es lebhaft zu und dennoch gesittet, Szenenapplaus und eine festliche Stimmung ganz ohne Krawall, und ich denke mir, so muss Oper sein, wenn sie nicht von und für von eigener eingebildeter Größe eingenommener Bessermenschen gemacht wird, so war Italien und Europa und so könnte es sein, wenn nicht –
Böse Menschen haben keine Lieder und auch wenig Bedürfnis zu singen und im Grunde nicht wirklich zu lachen; und weil das so ist, brauchen sie den Rausch, in dem sie, ihr Elend und ihre Nichtigkeit verzückt versinken können – und deswegen muss es auch so etwas wie den Ritt der Walküren, Ritter, Tod und Teufel geben, damit man sich noch spüren kann, damit vertrocknete Tränenkanäle aufbrechen können und der Trost, bei allem doch noch Mensch geblieben zu sein, doch auch irgendwie noch menschlich, noch liebens- und mitfühlenswert, einen mütterlich in einen Schlummer der Vernunft und des kalten Herzens wiegen kann…
Ich habe Grundschulkinder schon verzückt der Overtüre der Zauberflöte lauschen gesehen und sie Passagen lustvoll nachsingen hören; von Wagnerovertüren ist mir dergleichen nicht bekannt. Diese jungen noch unerzogenen Wesen… wissen noch so wenig von der Welt und können sich für Unsinn begeistern.
Am Ende möchte ich mich einfach bei Ihnen bedanken, für diesen wundervollen Artikel, Don. Manchmal erinnert mich Denken und Schreiben an Radfahren; da sind die lieblichen weiten Ebenen, und da sind die Berge und die rufen, an denen kann man sich müde strampeln, aber mit den Bergmeilen wachsen auch die Kräfte.
Jeeves ha detto:
Vorsicht mit so Sprüchen wie “ueber Geschmack laesst sich ja bekanntlich nicht streiten”, denn meist sagen das die gerne, die keinen haben. (Anwesende ausgeschlossen).
Operntexte: die Texte und auch die Handlung sind mir schnurzpiepegal, zumal man meist sowieso nichts versteht. Vor allem, wenn Birgit Nilsson versucht, Deutsch zu singen.
Filou ha detto:
Da ist schon was dran an der These zweier im Groessenwahn schwingender Geister: Richard und der Andere, der moerderische Hausbesorger.
ephemeridenzeit ha detto:
Ich finde den Hinweis auf die Lobbyistenmarktschreier viel wesentlicher, als dass man sich über den Fußballpöbel aufregte. Die einen versauen einem vielleicht einen schönen Nachmittag – die anderen aber im schlechtesten Fall das Leben.
Plindos ha detto:
Fußball hat nichts mit Wagneropern zu tun, auf der Bühne ist auch kein Ball im Spiel.(UH hat teilweise den modernen Nibelungenschatz an den Oberrhein in die Schweiz verschafft) Das einzige was beide verbindet ist, dass in beiden Kulturleistungen (nebbich) stundenlang mit wachsender Begeisterung getrötet wird. In Barockopern eher nicht.
ephemeridenzeit ha detto:
Übrigens, freuen wir uns schon heute über das von Monsanto und Co forcierte Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU! Das Wörtchen ‘frei’ wird zwar eine ganz andere Bedeutung entwickeln, als es dem Unbedarften suggeriert. Frei von Anstand, Gerechtigkeit, Gemeinwohl wird es in erster Linie bringen. Da lässt sich eigentlich nur auf den französischen Hang zum Separatismus hoffen, um wenigstens Teile dieses Abkommens nicht vollumfänglich umgesetzt zu bekommen. Denn Frau Merkel ist erfahrungsgemäß fast immer vor den Schreiern, den Ackermännern und BDI-Präsidenten dieser Republik, eingeknickt.
colorcraze ha detto:
In Anbetracht der Tatsache, daß in Gallien schon der “Brennesselkrieg” tobte, bin ich da leider pessimistisch… wiewohl ich von den Franzosen auch Widerstand erhoffe. Aber der ist in jedem Land höchstens “national”, und das ist viel zu wenig. Man müßte eine Art massive Gegenlobby der Bevölkerung und Bauern haben, mindestens in Brüssel, aber auch in London und New York und Wash/DC.
Zu meinen daß da Paris oder das eh nur herumgeschupfte Berlin etwas reißen könnten ist lachhaft.
Thorsten haupts ha detto:
Aus Sicht der USA gibt es diese massive Gegenlobby schon lange – sie heisst EU.
Oops – ich störe grad bei der Weltrettung (Abt. Biokonzerne), sorry. Bin schon wieder weg.
Gruss,
Thorsten Haupts
achwas ha detto:
Nur so:
Ist es denn für einen Liebhaber des guten Essens wurscht
ob das Gemüse mittels Pestizide so “lecker” geworden ist?
.
Sollte man sowas in seinem Testament erwähnen, damit man
als Sondermüll-Lager eine Spezial-Entsorgung erfährt.
Verbrennen? Hmmm…Womöglich explodiert der Ofen…
T.I.M. ha detto:
Ach was, achwas! Was explodieren koennte, ist vermutlich eh schon wegdiffundiert oder zersetzt sich im Krematorium, und die paar Gramm Schwermetalle (und Fisch ist da sehr viel eher zu erwaehnen als Pestizide) liessen sich auch noch relativ leicht receyclen, wenn das nicht allzu pietaetlos waere.
colorcraze ha detto:
*hüstel*
Die haben da so Filter. Ernsthaft. Wegen der Schwermetalle und so.
(Was man bei den Friedhofspflegern halt so erfährt)
colorcraze ha detto:
Daß die USA überm Teich am liebsten eine Art Mexiko oder Guatemala hätten, ist bekannt, allein ich sehe nicht, daß die EU oder die nationalen Regierungen so sehr viel dagegen unternehmen.
Thorsten haupts ha detto:
Diskutieren Sie das mal mit einem Amerikaner. Es könnte Ihr Weltbild ins Rutschen bringen.
Und bevor ich es vergesse – ausgerechnet die Mexikaner sind in beiden Amerikas die wildesten Verfechter von Freihandel. Und jetzt die obligatorischen Oligarchengesänge, bitte :-).
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Was wäre die Welt nur ohne den freien Austausch von… zB Drogengeld? oder steuerflüchtigen Unternehmensgewinnen? Wohin damit, was damit anfangen – in Mexiko!?! Am Ende muss man sich noch was leihen, denn wenn man es nicht freihandeln äh liquide machen kann, weil man sonst so viel Steuern nachzahlen müsste, dass
die Bilanzder ganze Kontostand auf einmal abschreckend aussieht (ich rede von Äppel, nicht von Birne oder Hoeness), dann… das wäre wie ein kleinerer existenzieller Tod.Geld kann man doch nicht essen, Junge, nimm das aus dem Mund, hat Oma gesagt als ich mal auf einer Goldmünze kaute, und dabei auf einen dieser Millionen-Scheine aus der guten alten Zeit in der Vitrine gezeigt, ein Erinnerungsstück, auf das sie öfter vielsagend und versonnen blickte.
colorcraze ha detto:
@ThorHa: och, ich rechne schon damit, daß der durchschnittliche Amerikaner eine durchaus andere Meinung als “die dort herrschenden Mächte” hat, denn wenn mich im Ausland jemand nach Rechtfertigung der deutschen Politik fragt, bin ich auch nicht unbedingt eine Perle von Regierungssprecher.
@whatcrisis: ‘Drogengeld’…jaja, die ins Dunkel verfrachtete Schwarz- und Parallelwährung, über die man nicht gerne spricht… (Ihr letzter Roman-in-einem-Satz: zum Einrahmen.)
achwas ha detto:
Monsanto war von 1965 bis 1970, während des Vietnamkriegs, ein wichtiger Lieferant des mit Dioxinen kontaminierten Herbizids „Agent Orange“.
Woher soll Frau Merkel das denn wissen, wenn ihr das keiner sagt.
Und: Frau Merkel ist schließlich ein loyales Mitglied der Atlantikbrücke.
.
Dass in Frankreich erstmals ein Gericht den Agrochemie-Konzern schuldig sprach,
einen Landwirt mit einem Pflanzenschutzmittel vergiftet zu haben,
hat ihr wieder auch keiner gesagt.
Was soll sie denn da machen. Sie schläft ja eh kaum.
Ununterbrochen will sie Deutschland dienen.
So wahr ihr Gott helfe. Aber jetzt hat sie ja Gauck.
.
http://www.n-tv.de/panorama/Monsanto-schuldig-gesprochen-article5487101.html
Plindos ha detto:
In einem Leserbrief der lokalen Zeitung hatte ich Anfang der 70iger Jahre die dasige Stadtgärtnerei beschuldigt, an den Zaunrändern und an den Aufzuchtbeeten ein Derivat ähnlich dem Orange zu versprühen. Mit der Begründung die sog. Unkrautpflanzen würden auf einmal mehrfach rechtwinklig im Stengel aufwachsenm wie die bedauernswerten Kinder mit ihren verbogenen Ärmchen in Vietnam.
Es gab einen Riesen Kladderatatsch im Stadtrat. Resultat, das Zeugs wurde schleunigst abgesetzt.
Gruß auch an Herrn Thorsten Haupts.
colorcraze ha detto:
Oha. Manchmal wirkts also doch. –
Meine Abneigung gegen starken Freihandel mit den USA hat vor allem 2 Punkte: Monsanto (Monopolisierung von Saatgut) und Hormonfleisch. Gegen ihren Tabak bin ich nicht. Aber sie sind einfach aufgrund der Größe in der Lage, sehr viel durchschlagendere Monopole aufzubauen, und die muß man mE in lebenswichtigen Bereichen fernhalten.
Thorsten haupts ha detto:
Danke für den Gruss. Den ich im Zusammenhang nicht ganz verstehe – ich mag Monsanto genausowenig wie alle anderen hier und habe für die Verkonzernung von Saatgut, für Pflanzen- oder Genpatente nicht das mindeste Verständnis.
Finde es bemerkenswert, dass der Zwang zur moralischen Rundumrechtfertigung (wenn ich für A bin, befürworte ich noch lange nicht B und finde C auch ganz abscheulich) jetzt auch das Stützenkommentariat erreicht hat.
Gruss,
Thorsten Haupts
colorcraze ha detto:
Die Abneigung der Franzosen gegen Monsato erfreut durchaus, allein ich fürchte, die Wirkung ist zu schwach…
Filou ha detto:
Fussball bei Wagner wird auch noch kommen. Haengt vom Regisseur ab. Hat der Schlingensieff nicht eine sterbende Saengerin in Videoprojektion gezeigt? Oder wars ein Hase, eine Ziege oder eine gammelnde Bratwurst?
Dann wirds auch bald Fussbaelle auf der Buehne geben. Vor gigantischen Waden.
Gebt den Regisseuren 20 Jahre Zeit und ihr werdet eure Opern nicht mehr wiedererkennen.
Und dann kommt die RAF, die britische.
colorcraze ha detto:
Mit geleasten Drohnen.
Filou ha detto:
Immer druff!
colorcraze ha detto:
Klar, mit Rammdrohnen.
colorcraze ha detto:
Oder, -besser, weil da fällt nix runter- Sprühdrohnen, die mit Coating die Kameras verkleben.
T.I.M. ha detto:
Modell “Zidane”
Filou ha detto:
Besser: Stiller Putsch. In der Pause wird das Orchester verhaftet, die Saenger kommen in den Keller. Alles wird ganz schnell ausgetauscht gegen die Kulisse und das Ballett vom Crazy Horse.
Der erste Champagner fuers Publikum geht aufs Haus, danach wird bezahlt. Und nicht zu knapp.
Fuer Interessierte findet in der Vorhalle eine Videovorfuehrung des Wunder von Bern statt.
Handwerklich Begabte bekommen einen Klotz Margarine und duerfen Beuys spielen.
colorcraze ha detto:
Uiui, jetzt wirds ganz tricky…
Jeeves ha detto:
Solch Szenerie ist nicht abwegig. In den frühen Siebzigern hatte ich mit einem Produzenten und Labeleigner zu tun, der seinen Rockmusikers Ideen nahe bracht, die nur irritiertes Kopfschütteln bei uns jungen Langhaarigen erzeugte. Der Produzent ist dann um ’75 von der Bildfläche verschwunden, LSD, Wahnvorstellungen, Armut, Tod.
Die Rock- und Popmusik — Bowie, Kiss, Punk, Jackson, Ramstein & Co (nur dicke amerikanische Mohren mit sexistischem Machogehabe hatte er nicht vorausgesehen) — hat ein paar Jahrzehnte später genau das gemacht, was diesem Verrückten damals vorschwebte
Plindos ha detto:
Datt hammSe aber fein bemerkt mein lieber Grandfilou datt mit dämm Beuys. Isch mein, isch will ja nüs jesacht habn.
sambossa ha detto:
Mein Lieber Filou, Beuys-Kloppen kommt immer gut. Er konnte nicht nur fett anecken, sein “Büro für direkte Demokratie” gab es bereits vor den Grünen, erinnere mich an anregende Straßendiskussionen mit ihm, ein damaliger Freund besuchte seine Klasse in der Kunstakademie, da waren nicht nur Scharlatane unterwegs.
Filou ha detto:
Lieber sambossa, ich geb’s gerne zu: Ich habe dessen Kunst nie verstanden. Hab mich aber drum bemueht und mal eine befreundete Oberkunststudienraetin dazu befragt. Die tat sehr wissend, es kam aber nur eine Kirchentagsansprache dabei heraus.
Auch traf ich mal als Werkstudent einen werkstudierenden Fluxus-Juenger. Fuer ihn hatte ich Verstaendnis, denn das Stadium meines Jugendirreseins war gerade zu Ende gegangen.
Naechster Versuch der Annaeherung war dann Schloss Moyland: Nettes Schloss. Sehr flache Gegend.
Ich kriegs halt nicht gebacken.
sambossa ha detto:
Das ist jetzt eine klare Ansage, Filou. Vielleicht waren ja seine Live-Installationen (u.a. mit Coyoten in NY) nicht für die Ewigkeit, empfand ihn aber mit 18 Jahren im Gespräch als ausgesprochen offene und inspirierende Persönlichkeit, strammdeutsche Altvordere gab es damals noch genug. Im Schloss Moyland hängt allerdings ein verstaubter und toter Beuys, war da etwas enttäuscht.
Filou ha detto:
Das ist ja das Irritierende, sambossa, sieht das Werk noch so unverstaendlich aus, geht man aber mal mit dem Kuenstler ein buergerliches Bier trinken (das Alibi fuer gehaltvolles Gespraech), kommt oft genug ein kluges Wesen, wie jedes andere auch, zum Vorschein.
Wenn er dann noch den Stresstest besteht-in Form eines ausgiebigen Zugs um die Haeuser-ist man endlich irgendwie auch mit seinen Arbeiten versoehnt.
Nochmal mit Bezug auf akademisch gebildete Kunstinterpretatoren: Frueher gab es im TV 1000 Meisterwerke. Nur eine Bildbesprechung dieser Serie ist mir wirklich in Erinnerung geblieben, naemlich David Hockneys Erklaerung einer Strassenszene van Goghs.
Hockney mag ich sowieso. Danach noch mehr. Ach haette ich Geld fuer nur eines seiner Bilder.
Filou ha detto:
Moyland, mal abgesehen davon, dass bei unserem Besuch eine Menge komischer Keramik herumstand, hatte ich den Eindruck, dass der Scherzkeks Josef den Gebr. van der Grinten nur den Inhalt seiner Papierkoerbe ueberliess.
sambossa ha detto:
Die haben dort auch einen schönen Kräutergarten, Filou, es gab damals eine beeindruckende Ausstellung dazu, mit alten Werken der medizinischen Heilkunst. Halt, jetzt kommen wir vom Hölzchen aufs Stöckchen, so wie das der H.D.Hüsch vom Niederhein so glänzend parodierte.
Filou ha detto:
Ich war im spaetesten Spaetherbst dort. Man hatte im Hof bereits die Holzhuetten fuer den Weihnachtsbazar aufgebaut, es nieselte und Madame hatte das falsche Parfum an. Als Sahnehaeubchen noch Beuys. Wer das alles ohne Mordgedanken ertraegt, ist ein echter Mann.
Fragen Sie nicht mich.
whatcrisis ha detto:
Ah, der Schlingelsief. Ja, so ein Bürgerschreck aber auch. Selbst mit Bayreuth konnte der nicht
euthanasiertneutralisiert werden.Wie schön, hier werden viele meiner Lieblinge einfach mal so schon erwähnt, ohne dass es erst eines Anlasses bedarf! so kann ich mir so manche Empfehlung sparen, wenn das jeweilige Opus als bekannt vorausgesetzt werden darf.
Fassbinder ist dann sicher auch bekannt, und Achternbusch. Hach!
Man macht sich ja gar keine angemessene Vorstellung von Deutschland, gerade auch im Ausland, wenn seine Größten nicht kennt, und woher und aus welch fruchtbaren Feuchtgebieten sie ihre ganze Inspiration und Genialität schöpften…
Plindos ha detto:
Der Faßbinder soll ja von der Frankfurter Städtischen Müllabfuhr bis an sein Lebensende ein Deputat bekommen haben, man erklärte ihn zum Ehrenmüllwerker.
pascha50 ha detto:
Oh ja, alles noch sehr präsent!
“Die Stadt, der Müll und der Tod.” Wurde das Stück jemals uraufgeführt?
Das angetackerte Antisemitenimage ist er nie mehr losgeworden…
whatcrisis ha detto:
Das ist der Nachteil von konkreter Kunst. Bleibt der Künstler abstrakt und rätselhaft genug, kann er es bis zum Geheimen Rat bringen, darf bei Hofempfängen mitparlieren und auch mal ein Bier mittrinken. Wenn nicht… dann tackert das Establishment ihm gnadenlos was an, da ist dann schluss mit lustig, dann wirds aussätzig.
Die alte Leier von der Unvereinbarkeit von Geist und Macht. Die Geschichte vom Plato und dem Dionys. Immer wieder gibt es naive Kunst, die mit dem Gedicht und nicht dem Dolch im Gewande so etwas wie Annäherung, Versöhnung, Gleichklang der Gemüter versuchen und natürlich heroisch scheitern müssen.
Der Geldadel ist wenigstens noch adelig. D.h. da ist noch irgendwo ein Rest von Edlem und Idealem. Beim Bürgertum hingegen spaltet es sich auf: die einen eifern dem alten Adel beim Gelde nach, die anderen beim Geist. Niemals aber in beidem zugleich. So dass die Geldverachtung der einen der Geistverachtung der anderen in nichts nachsteht. Traurige Figuren in beiderlei Variante.
In Frankfurt gilt eben in besonderer Weise, dass man über die (noch lebenden) Toten nichts als nur Gutes usw.
Das Stück wurde ja uraufgeführt, und wie bei jedem guten Stück gabs auch gut Skandal und Randal’. Kann man Texte schon nicht absetzen und auch das Ansehen oder die Person missliebiger Autoren nicht restlos verbrennen, so darf man doch auf den Publikumsgeschmack und das Vergessen höchste Hoffnungen setzen. Das Vergessen und Auslöschen von Gedanken ist ja auch nicht umsonst höchste Staatskunst und vornehmste Bürgerpflicht:
Und so weise ich pflichtbewusst und stützend darauf hin, dass gestern vor 80 Jahren ein weitleuchtendes Zeichen guten Geschmacks und guter Staatskunst gesetzt wurde, ein Leuchtturm in der Dunkelheit hässlicher entarteter geschmackloser und unverständlicher Kunst: Wir gedenken der letzten großen Live-Performance auf deutschem Boden, der Bücherverbrennung. Wir halten kurz inne und betrachten einmal, welche Fortschritte wir inzwischen gemacht haben darin, Gedanken verschwinden, vergessen, verloren und vernichtet zu machen, leiser, unauffälliger, effektiver und nachhaltiger – wie man es eben von gutem Service wie zB einer hochentwickelten Mülltrennung und -verbrennung erwarten darf:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/2102325/
Jedes Jahr ist Orwell-Jahr. Denn “die Vernichtung von Gedanken ist alltägliches Geschäft Regierender” (und ihrer Handlanger).
Immer wieder amüsant, mit welchem Fleiß, welcher Zuverlässigkeit, Gründlichkeit, Ausdauer aber auch Schaffensfreude manche darin aufgehen und aufblühen, das verschwinden zu lassen, was sie nur als Schmutz begreifen können: So viel Stolz auf Sauberkeit, und so viel Scham und Angst davor, was unterm Teppich oder aufm Sofa hervorkommen könnte – man könnte glatt eine Träne vergießen und sich der Erbarmungslosen erbarmen, aber dann denkt man sich wieder, wieso eigentlich verdienen die Mitleid, hat sie denn einer gezwungen so zu sein, nein.
dan cody ha detto:
Komisch, dass niemand auf diesen recht launigen Artikel eingeht.
Einige Proleten stören eine zutiefst buergerliche Idylle. Lästig, nicht wahr ?
Andererseits..
Plindos ha detto:
Er, DA. hat ja vollkommen recht. Warum sollte man in ein offenes (Fu0ball-)Tor rennen?
T.I.M. ha detto:
Bezueglich des Freihandels: Klar versuchen einige globale Konzerne, insbesondere aber nicht nur aus nicht sonderlich sympathischen Branchen, aus einem moeglichen Freihandelsabkommen auch strategischen Profit zu ziehen. Das kann man diesen auch nicht verdenken.
Allerdings ist eine Betrachtung der Dinge nur unter diesen Gesichtspunkten eine eingeschraenkte. Freihandel fuehrt zwar idealerweise zu einem Abbau der Handelshemmnisse ueber den blossen Wegfall von Zollschranken hinaus, verlangt aber keineswegs, dass einzelne Mitglieder einer Freihandelszone ihre lokalen Gesetze auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner “vereinfachen”. Selbstverstaendlich werden alle Arten von Lobbyisten versuchen, solche ausbleibenden “Vereinfachungen” als vertragswidrigen Protektionismus zu brandmarken; verschaerfte Skeptik, wie hier in den Kommentaren vorgetragen, ist absolut angebracht. Wer allerdings ein Freihandelsabkommen nur deshalb prinzipiell ablehnt, weil in der Folge falsche politische Entscheidungen getroffen werden koennten, schuettet mal wieder das Kind mit dem Bade aus.
achwas ha detto:
Kann das neue Freihandelsabkommen nicht auch als Wirtschaftskriegserklärung gegen China verstanden werden?
Ob das so schlau ist?
T.I.M. ha detto:
Wuerden Sie ein (fiktives und momentan voellig unrealistisches) Freihandelsabkommen zwischen China und Japan als Wirtschaftskriegserklaerung gegen Deutschland verstehen?
Es ist ja nicht so als dass die Chinesen wirklich nach Freihandel strebten (hoechstens als Einbahnstrasse) und wir (=der Westen) ihnen das versagten.
Tyler Durden Volland ha detto:
Wollen sie uns zum Lachen bringen, indem sie hier so tun, als seien die Missbräuche der Freihandelsabkommen reine Nebenerscheinungen?
Freihandelsabkommen, werden von der Verhandlungsführern AUSSCHLIESSLICH mit dem Ziel geführt für die eigene Seite soviel Schlupflöcher wie möglich durchzuboxen.
Etwas anderes waren Ferihandelsabkommen nie. Sie waren immer schon nichts anderes als Versuche die eigene Seite auf Kosten anderer zu bevorteilen. Ein gutes Abkommen ist eines, bei dem sich Vor- und Nachteile die Waage halten. Eines, dass irgendwas mit gutem Willen zu tun hat, hat es nie gegeben und wird es auch nie geben!
T.I.M. ha detto:
Falsch! In idealen Freihandel unter Gleichen gibt es keine “Schlupfloecher”. Andersherum wird ein Schuh daraus: Bei den Verhandlungen zu einem solchen Abkommen versuchen alle Seiten, so viel (teilweise (!) gerechtfertigten) Protektionismus wie moeglich fuer ihre Seite zu bewahren.
“Ein gutes Abkommen ist eines, bei dem sich Vor- und Nachteile die Waage halten” – so etwas nennt man gemeinhin (fauler) Kompromiss. Ein wirklich gutes Abkommen hingegen ist eines, in dem beide (bzw. alle) Teilnehmer mehr Vorteile als Nachteile haben.
Dass der Vorteil bspw. fuer die Niederlande als Volk und Volkswirtschaft nicht unbedingt auch einen Vorteil fuer jeden einzelnen Niederlaender bedeutet, liegt auf der Hand. Dass Sie, Tyler, in Ihrer Abwaegung dabei zweifellos zu einem anderen Ergebnis kommen als viele andere Buerger inkl. einiger Politiker, die gewaehlt wurden, um solche Abwaegungen durchzufuehren, ist offensichtlich, heisst aber noch lange nicht, dass Ihre Auffassung die allein selig machende oder auch nur die richtige ist.
whatcrisis ha detto:
Die allein richtige und selig machende Auffassung über Freihandel, Abkommen und Vor- und Nachteile ist natürlich die derer, die nach Abschluss die frohe Botschaft verkünden, wieviel alles nun besser als zuvor geworden ist.
Und dabei kommen dann so putzige Phrasen heraus wie “alle haben nun mehr Vorteile als Nachteile” – bis auf die, die das vollkommen unverständlicherweise einfach nicht begreifen wollen, wo für sie die Vorteile liegen. Dieses ungläubige Pack.
Sieht einfach nicht ein, dass Wunder geschehen können, wenn man nur inbrünstig genug will und auch mal an ein Wunder glauben kann (Bern! Maastricht! Königgrätz! Sedan! Das Maiwunder von Berlin…).
T.I.M. ha detto:
Hallelujah!
Dass ALLE mehr Vorteile haetten ist natuerlich Unfug, das wollen Sie mir hoffentlich nicht in den Mund legen! (Genaugenommen habe ich sogar EXPLIZIT das Gegenteil geschrieben.)
Es ist durchaus moeglich, dass eine Handlung (beispielsweise!) zum Vorteil der BRD aber zum Nachteil von whatcrisis sein kann. Die Abwaegung dazu ist reiner Utilitarismus ohne den Politik oder das Zusammenleben in komplexen Gesellschaften ueberhaupt absolut unmoeglich wird.
Tyler Durden Volland ha detto:
Wenn schon falsch: “Falsch! In idealen Freihandel unter Gleichen gibt es keine “Schlupfloecher”…..” dann aber richtig????
Auf welchem Planeten gibt es denn “idealen Freihandel”?
Was soll so ein hanebüchener Unsinn, muss ich da schon mal fragen….
T.I.M. ha detto:
Innerhalb der EU funktioniert die Sache doch schon ganz gut und selbst innerhalb der USA kann man in gewisser Weise von Freihandel sprechen (Wer schon einmal seine State Tax “gefiled” hat und dort MwSt fuer in anderen US-Staaten gekaufte Ware zahlen musste, der wird bestreitet, dass Handel innerhalb der USA astreiner Binnenhandel waere). Es ging mir aber um grundsaetzliche Ueberlegungen.
Im Uebrigen koennen Sie die rhetorischen Provokationen auch sein lassen (“Wollen Sie uns zum lachen bringen”, “wenn schon falsch dann aber richtig????(sic!)”, “hanebuechener Unsinn”, “Absurdes. wie sowas”…) und sich stattdessen fragen, ob nicht eine andere Sichtweise als die Ihre – selbst wenn sie zu den gleichen Schluessen fuehren sollte – eventuell gerechtfertigt sein koennte.
Wenn Sie meinen Post nochmal lesen moechten, dann werden Sie sehen, dass ich mit Ihnen uebereinstimme, dass in der Realitaet jeder versucht, moeglichst viel fuer die eigene Seite herauszuschlagen ohne dafuer dem anderen etwas geben zu muessen (das, nur mal so nebenbei, ist der Sinn einer Verhandlung). Was mich aber an Ihrer urspruenglichen Bemerkung so gestoert hat, war, dass Sie mit Ihren “Schlupfloechern” die Grundpraemisse des Freihandels ad absurdum fuehren.
In einem “perfekt protektionistischen” (d.i. komplett abgeschotteten) System bedarf es tatsaechlich solcher Schlupfloecher, um Warenverkehr (in Ihrem Beispiel fuer Monsato) zu ermoeglichen. In einem “vollstaendigen Freihandel” kann es per definitionem keine Schlupfloecher geben, weil es keine protektionistischen Mauern gibt, durch die man schluepfen koennte.
Derart “perfekt frei” waere ein Abkommen zwischen USA und EU natuerlich nicht, sondern anstelle von Schlupfloechern versuchen beide Seiten, bestimmte protektionistische Mauern (EU: Landwirtschaft, USA: Ruestung) einzuziehen. Das ist aber genau der umgekehrte Prozess!
Ich habe damit keinerlei Meinung fuer oder gegen ein solches Abkommen bezogen, sondern nur einen unlogischen Kommentar korrigiert (obwohl Sie sicher schon erraten haben: Ich bin prinzipiell fuer Freihandel (auch mit der Dritten Welt!) mitsamt dem Rattenschwanz der Abschaffung der diversen EU-Subventionen).
Ich lese Ihre Kommentare eigentlich immer ganz gerne, auch wenn ich nur vereinzelt mit Ihnen uebereinstimme; was ich aber nicht leiden kann ist, wenn Sie, ohne auf die Logik des Kommentars einzugehen, andere (z.B. mich) intellektuell zu diskreditieren suchen. Ich hoffe, Ihnen nun die Sinnhaftigkeit meines gar nicht so “hanebuechenen” Einwands verstaendlich gemacht zu haben. Wenn dem so ist, dann nichts fuer ungut!
Plindos ha detto:
Zu überbevorteilen. Für einen guten Zweck, z. B. der Klientele Farmer oder der EU-Bauernschaft.
Thorsten haupts ha detto:
“Freihandelsabkommen, werden von der Verhandlungsführern AUSSCHLIESSLICH mit dem Ziel geführt für die eigene Seite soviel Schlupflöcher wie möglich durchzuboxen.”
Sehr wahrscheinlich. Und? Wer in Verhandlungen bereits mit Angeboten hineingeht, die die Interessen der anderen Seite fair berücksichtigt, kommt als über den Tisch gezogener wieder heraus.
Kompromisse ergeben sich IN Verhandlungen, nicht davor.
Gruss,
Thorsten Haupts
Tyler Durden Volland ha detto:
TH, natürlich haben sie Recht. Es ging in meiner Replik ausschliesslich daum die gegenteilige Behauptung TIMs anzuprangern.
Selbstverständlich sind alle solche Abkommen wie sie sie beschreibenn und können sogar mir zur Vorteil gereichen…. mir geht es um Absurdes. wie sowas:
“In idealen Freihandel unter Gleichen gibt es keine “Schlupfloecher”.”
Thorsten haupts ha detto:
Ein Freihandelsabkommen als Kriegserklärung. Und als Kapitulation vor Monsanto.
Der Verzicht auf das Freihandelsabkommen also als Kapitulation vor der alt-neuen fernöstlichen Grossmacht. Und als Kriegserklärung an Monsanto?
Die Totalität der Lebenszusammenhänge (TM Horkheimer) oder alles hängt mit allem zusammen (TM Popper) …
Gruss,
Thorsten Haupts
Tyler Durden Volland ha detto:
Die “alt-neuen fernöstlichen Grossmacht” hat weder mir in meinem Leben geschadet, noch auch nur einen einzigen jener Kriege angezettelt, wie die Amis das regelmässig tun.
Monsanto hat hingegen, um nur mal ein Beispiel zu geben, aus reiner Habgier mit seinem Saatgut TAUSENDE indischer Kleinbauern ruiniert und in den Sebstmnord getrieben.
Dazu kommt, dass gegen China kein Gegenmittel parat steht, es hingegen die Aufgabe von Politikern wäre, auch deutschen, ihre Bürger gegen eine Verbrecherfirma wie Monsanto zu schützen….
achwas ha detto:
Im Moment importieren wir außergewöhnlich viel aus China.
(Vielleicht zu viel, was auch die Qualität anbelangt)
Wozu zusätzliche Importe aus den Staaten?
Unser Markt ist gesättigt.
Die Verkehrswege sind überfrequentiert.
.
Wem es nützt, ist ein wichtiger Aspekt.
Aber wem es schadet,
das ist in unseren vernetzten Zeiten besonders zu beachten,
glaube ich.
.
Außenhandelsverbände sehen es anders als die Politik,
manche befürchten eine Art Wirtschafts-Nato..
.
Politik agiert nicht nachhaltig.
Thorsten haupts ha detto:
Freihandel zwischen annähernd gleich starken Partnern oder sehr unterschiedlich spezialisierten Partnern nützt beiden. Es gibt keine gesättigten Märkte in dem Sinne, das A verliert, was B gewinnt.
Einmauern hat langfristig immer denselben Effekt – Tod durch Erstarrung.
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Aber aber, nicht doch! Eine gut aufgestellte Mauer verhindert zuverlässig Freistoß-Tore!
Und – so ein paar Regeln sind doch nicht gleich der Tod des Spiels. Wenn bei Fouls abgepfiffen wird, so gibts nur eine kurze Unterbrechung, gelegentlich wenn nötig mahnende Worte, auch mal natürlich gelbe oder rote Karten, gar zu unsportlich im Wettbewerb, da hilft dann eben nur noch der Platzverweis, aber Tod durch Erstarrung – nein. Das ist nun wirklich wieder mal vollkommen übertrieben, Materazzi-Rhetorik.
dreamtimer ha detto:
Eine Mannschaft, die sich einseitig auf das bilden von Freistoß-Mauern spezialisiert hat, ist meines Wissens noch nie Meister geworden. Würden Trainer auf Wirtschaftswissenschaftler hören, so würden solche Versuche allerdings häufiger beobachtet werden.
whatcrisis ha detto:
Ich habe doch eigentlich nur die Gegenwart und Realität beschrieben, im Bemühen, mal etwas realitätsnäher (sic!) zu werden…
Statt mit irrelevanten Idealen, realitätsfernen Konzepten und rein ideologischen aber faktisch realitätslosen Konstrukten lange sinnlos herumzumachen, mal präzis und empirisch den Ball eng am Fuß geführt:
Was wir doch tagtäglich machen, ist weder Protektionismus noch Freihandel, sondern beides und keins davon zugleich. Oder anders gesagt: wir machen, was und wie wir wollen, je nach Laune, Tagesform und Möglichkeiten. Fußball ist, wenn wir am Ende gewinnen. Allein darum gehts.
Konzeptions- und kompasslos, man könnte auch sagen planlos, ja sogar weitgehend regel-los, aber insoweit immerhin doch wirklichkeitsnah, als dass wir ganz pragmatisch – so wie alle anderen auch – dafür beten und arbeiten, dass wir auch morgen noch kraftvoll zubeißen und unser täglich Brot und Vorteil erhalten können. Wir merkeln sozusagen so vor uns hin. Und fahren ja auch ganz gut damit.
Ein bisschen Monsanto, ein bisschen Bio, ein bisschen Klima, ein bisschen Wachstum, ein bisschen Krise, ein bisschen Aufschwung, ein bisschen Verschuldung, ein bisschen Austerität – so drehen sich die Gebetsmühlen im Wind, ohn Unterlass.
… und wie beruhigend das doch ist, die meisten können sich dabei doch tatsächlich bestens entspannen und darüber meditieren, ob man sich nicht noch ein Stück Torte mehr, ein paar Krümel Freihandel oder Atommüll mehr, oder auch mal eine Öl-Strom-Wasser-Brot-Boden-Preis-oder-Steuer-Erhöhung mehr gönnen sollte, mal etwas wagen sollte oder einfach nur spielen, mit dem Geld anderer Leute (vulgo dumme Steuerzahler) oder mit der Steuerfahndung – hach, nie war Spielen so schön wie heute.
whatcrisis ha detto:
Anders gesagt, wenn ich einmal milde ungnädig gestimmt bin, wünsche ich allen Freunden idealen totalen freien Handels, dass für sie ihre Wünsche mal in Erfüllung gehen mögen.
Die Ozeane, der Indische z.B., sind ja voller Schätze, die nur gehoben und geborgen werden müssen, gegen geringe Aufwandsentschädigung, praktisch herrenlos und freie Güter – und wer da nicht zugriffe, der wäre kein Geschäftsmann.
colorcraze ha detto:
Und billigere Ware aus sonstwo hat auch immer den gleichen Effekt, heimische Produktion weg.
Weswegen ich da schon für sehr spitze Finger bin.
whatcrisis ha detto:
Ich würde da sogar noch weitergehen und Hütchenspielern eins auf ihre begehrlichen Langfinger geben, auf dass sie ihre Wettspielchen bei sich zuhause spielen und nicht am hellichten Tage mitten auf dem Marktplatz, der für anständige Leute da ist und nicht für Diebsgesindel.
colorcraze ha detto:
Ah, die Hütchenspieler sind allüberall…
Das erste Mal habe ich sie 1980 in Manhattan vor einem Kaufhaus gesehen. Als nach amerikanischen Maßstäben Minderjährige (nicht mal Bier für Unter-20-jährige) und Provinzkind (nach DACH-Maßstäben) war mir auf Anhieb klar: Glücksspiel, Verarsche. Die Beteiligung war aber dennoch rege, wenn auch nicht von mir.
Das nächste auffällige Mal war um 1990 die Jagd der Hütchenspielen um den Alex durch die Polizei, darüber habe ich nur in der Zeitung gelesen, weil ich ja kein Tourist bin, der sich vorzugsweise am Alex orientiert.
Seither habe ich eigentlich nichts mehr von ihnen vernommen.
Wo sind sie jetzt?
Thorsten haupts ha detto:
Hmmm ja, wir können also nur so richtig froh sein, dass Grossbritannien nach 1850 sich dieser Logik nicht angeschlossen hat. Sonst wäre es mit der deutschen, französischen, italienischen, spanischen, amerikanischen und japanischen Industrialisierung etwas schwierig geworden.
Heute kann man sich ja mal den Zusammenhang zwischen dem Grad an Freihandel und dem Bruttosozialprodukt bzw. dessen Entwicklung in den letzten Jahrzehnten ansehen. Bisher hat Freihandel die daran beteiligten Länder insgesamt deutlich reicher gemacht.
Die 100% Alternative zu Freihandel buchstabiert gerade Nordkorea aus. Keine Importe, keine Exporte. Manchmalknapp Hunger vermeiden kann man auch mit dem System …
Gruss,
Thorsten Haupts
colorcraze ha detto:
So extrem wie Nordkorea muß mans ja nicht betreiben. Aber ich bin schon dafür, daß man VORHER mit _kühlem Kopf_ AUSWÄHLT, welche Bereiche, und nicht einfach eine Bresche reißt. Die zivilisiertere Art, mit Tür und Fenster, ist mir durchaus lieber. Und da heißt es auch mal “nein”. Weiters bin ich auch nicht der Meinung, man muß unbedingt mit der aufgedrückten Mode gehen (die “Alternativlosigkeit”, mit der “Freihandel” hier dargestellt wird, geht mir gegen den Strich) – die Japaner haben das im 19. Jhdt. eigentlich ganz gut gekonnt.
Mit Handel kann man viele beschäftigen, siehe Braudel. Wenn nicht en gros, dann en détail.
Aber in der Herstellung gewisser Dinge liegt das Produktionswissen. Und das sollte man nicht verkommen lassen.
Das Problem ist mMn, das noch nicht raus ist, was die nächste industrielle “Welle” wird. Oder nächste digitale Welle. Jedenfalls das, was die Lebensweise bestimmt. Das macht einer vor, und exportiert das dann. Schließlich machen es alle. Was den Zwang verstärkt, daß jemand mit was anderem kommt.
(Nordkoreanische Programmierer – gibt es wohl – seien übrigens sehr gesucht für Spieleprogrammierung, las ich vor vielleicht einem Jahr mal)
Folkher Braun ha detto:
Und wo bleibt das Lumpenproletariat mit seinen Brot- und Spiele- Auftritten? – Wer schreibt denn die Soziologie der in der Produktion nicht verwendbaren Dumpfbacken? Warum dürfen deren Brüll- und Zeter- Auftritte nicht eingezäunt werden? Zitat RP (5.5.): “Um 2:20 ging der 18- jährige Düsseldorfer durch den Hanielpark an der Grafenberger Allee/ Hans- Sachs- Straße, um zur Haltestelle Engerstraße zu gelangen. In Höhe des Spielplatzes traf er dann auf drei Personen, von denen ihn plötzlich einer von hinten in den “Schwitzkasten” nahm. Von diesem wurde er anschließend zu Boden gestoßen. Ein weiterer Täter sprühte ihm Tränengas in die Augen…”
Ich wohne seit 17 Jahren auf der anderen Seite der Grafenberger Allee, 20 Meter Luftlinie vom Hanielpark. Solche Typen haben wir schon länger. Schade, dass die mir nicht begegnet sind. Wir Hundebesitzer hier sind nämlich schon länger “bestens ausgerüstet.”
Tyler Durden Volland ha detto:
„Eine kleine, laute Gruppe Ultras kann einen ganzen Platz frei von freundlichen Menschen räumen: Fussball mag ihr Leben sein, aber für andere ist es eine Belästigung und ein Beitrag zum Niedergang Europas.“
Keine Frage, die Einschätzung am Ende ist richtig.
Was mir fehlt ist der analysierende Zusatz, dass es sich hierbei um ein Phänomen handelt das eindeutige Ursachen hat. Es ist die Welt der Finanzen, der Ökonomie, „vieler Banksterherren“, die keine Gebildeten oder gar selber denkenden Individuen gebrauchen kann, sondern primitve Deppen die sich mit Brot und Spielen zufrieden geben. Schon Ihr Benutzen des Wortes „Bodensatz“ weist ja daraufhin, dass jener nicht für sich allein exitieren könnte sondern, dass sich da etwas sammelt, dass sich sonst im Allgemeinen befindet und NUR durch dieses existieren kann. In einer früheren Welt in der noch nicht die Berlusconis und Ackermanns die ganze Macht besassen, gab es keine Ultras. Es gibt nämlich die Ochlokratie nicht nur bei den Ultras, sondern auch in der Oligarchie. Jemand der den Sinn des Lebens im Krawall sieht, der steht auf derselben Stufe wie der, der ihn in der Habgier findet
Man kann die Entwicklung, dass solche Leute die Etablierten zB beim hier ja erwünschten Salon-haften Plaudern zu stören beginnen, durchaus auch für erfreulich betrachten. Ihr Konjunktiv „wären“ in diesem Satz: „Es wären vermutlich genug kräftige Bergradler auf dem Platz“ beschreibt das heutige Europa ja ziemlich treffend. Entweder alles dort degeneriert Richtung Dummheit und Gewalttätigkeit, oder man richtet sich mit qualitativ gleichen Mitteln dagegen.
„Weit haben es solche 20 im öffentlichen Raum schon gebracht, und wenn man ihnen weiter Raum gibt, werden sie es in ein paar Jahren noch weiter bringen.“
Die unverblümte Doppeldeutigkeit solcher Einschätzungen ist es, was ich am „Stützen“ Autor so schätze.
@Sambossa
Herr Hoeness ist kein gewählter Politiker der andere Interessen als nur die seiner Firma und seiner eigenen Habgier zu vertreten hat. Warum ein öffentliches Interesse an seinem Ausscheiden beim FCB bestehen sollte, konnte ich bisher noch nirgends erklärt bekommen. Der einzige Grund der mich einleuchten würdem wäre, das man unter allen Umständen vermeiden will, dass die Einsicht sich breit macht, dass sein Verhalten die normalste Sache der Welt ist. Irgendwie muss ja die gesellschaftsweite Verlogenheit und Heuchelei aufrecht erhalten werden. Hoeness hat sich der Besteuerung einiger Gewinne schuldig gemacht und wird dafür bestraft werden, weil gegen seine Methode gesetze existieren. Dagegen, dass apple & Co nur 1,9% Steuern, auf in DE erwirtschaftete Profite bezahlen, gibt es Dank der Merkels dieser Welt keine Gesetze. Ich habe noch keine Entrüszung darüber von ihrer Seite hier lesen können….
Hoeness leitet einen Fussballverein und er scheint dabei der Beste seines Fachs zu sein, wenn man den Medien glauben darf.
Bei Politikern muss man anderes erwarten. Richtiger wäre: Müsste, statt muss….. aber Hoeness und Fussball, man kann folgenlos „daran Anstoss nehmen“.
Bei Politikern denen man zu verdanken hat, dass Steuerprüfer entlassen werden, oder Mollaths beim Versuch des Aufdeckens des tatsächlichen Zustände in eine Klapse gesperrt wird, die sind für die Eigeninteressen der FAZ Klasse lebensnotwendig.
Ultras und die Gesellschafts Klasse die sie erschafft. Da findet lediglich zusammen, was zusammen gehört.
Gott segne die Dialektik der realen Welt.
@achwas
“Ist es denn für einen Liebhaber des guten Essens wurscht
ob das Gemüse mittels Pestizide so “lecker” geworden ist?
Sollte man sowas in seinem Testament erwähnen, damit man
als Sondermüll-Lager eine Spezial-Entsorgung erfährt.
Verbrennen? Hmmm…Womöglich explodiert der Ofen…“
Man weiss halt nie, ob jene Pestizide nicht die Chance auf Krebs erhöhen? Oder am Bienensterben Schuld sind? In Japan gibt’s übrigens überhaupt keine Regulierung was Pestizide angeht. Da wird fröhlich gesprüht was das Zeug hält, Hauptsache es sieht ganz, ganz toll aus und kann teuer verkauft werden.
Und, falls sie die Szene nicht kennen, suchen sie mal auf YouTube: Lisa Fitz in Hildebrands Scheibenwischer in den 70ern, zur Entsorgung des Opas als Sondermüll, den man am Tag nach Tschernobyl aus Versehen mit seinem Rollstuhl im Regen stehen liess…
Sowas war mal ein Riesenskandal, wie gut, dass wir uns „weiter“entwickelt haben.
achwas ha detto:
Ha! Das war am 22.5.1986 Ein Historischer Tag!
Dieser Scheibenwischer – mit L.Fitz und dem verstrahlten Großvater
wurde nämlich in Bayern nicht gesendet!
Gespenstisch:
Es hört sich wie eine Gebrauchsanweisung für Fukushima an.
http://www.youtube.com/watch?v=_8cISt6apoc
.
Tja, solche Sendungen mag man.
Da wird (analog zum Fußball) dem Bürger
ein Angebot zur “Wutabfuhr” geboten.
Man lacht hochpolitisch har har
und geht dann brav sein Bier trinken.
.
Der Scheibenwischer schont sozusagen die Scheiben der Banken
Tyler Durden Volland ha detto:
Wenn Ihr Umgang aus Leuten besteht die dann ein Bierchen trinken gehen, sollten Sie vielleicht mal drüber nachdenken ob sie nicht vielleicht doch selber Teil des Probelms sind?
sambossa ha detto:
@Tyler Durden Volland
“Hoeness leitet einen Fussballverein und er scheint dabei der Beste seines Fachs zu sein, wenn man den Medien glauben darf.”
Wenn er sich dort allerdings als Anstandswauwau und ehrliche Haut präsentieren lässt, sozusagen als politisches Vorbild, dann dürfen auch kritische Betrachtungen zum gemeinsamen Medienspiel erlaubt sein.
Rummenigge: „Du bist die Seele unseres Klubs. Der FC Bayern und Du sind alles – nur nicht seelenlos und langweilig.” Und weiter: „Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee (Hoeneß Wohnsitz, d. Red.), der Nelson Mandela von der Säbener Straße (Bayerns Klub-Sitz, d. Red.) und die Mutter aller Manager.” Textzitat aus bild.de/sport
Wer so als Fußballgott in den bayerischen Himmel gelobt wird, kann sich auf seine Unterstützer verlassen. Da darf dann auch ein bisschen gezockt werden, denn mit Spielgeld arbeiten wir doch alle, oder? Der Sieger bestimmt das Spiel und seine Regeln, die Medien bekommen ihren Content, der Schiedsrichter allerdings: ist ratlos und vergibt keine Karten.
Tyler Durden Volland ha detto:
Es bürgert sich hier merh und mehr ein nicht auf das zu antworten, was ein Forist schreibt, sondern auf das was man selber hineininterpretiert.
Ich schrieb: “Hoeness hat sich der Besteuerung einiger Gewinne schuldig gemacht und wird dafür bestraft werden, weil gegen seine Methode gesetze existieren.”
Was gefällt IHenne denn daran nicht? Und warum kommen sie mir mit Phrasen aus BILD? Haben sie keine besseren Argumente anzubieten?
Oder sowas: “„Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee (Hoeneß Wohnsitz, d. Red.)”
Fragen sie mal bei Vereinen wie Borussia Dortmund, St.Pauli, Aachen und einigen anderen nach, die dem Vater Theresa ihre Existenz verdanken als die Pleite drohte.
(Mutter Theresa war übrigens eine sehr christliche Dame, die “ihre” Armen elendiglich ohne Schmerzmittel verrecken liess, weil es sie meinte es sei Gottes Wille…. verglichen mit der perversen Tante ist Hoeness ein Gut-Mensch)
Tyler Durden Volland ha detto:
@Sambossa
Nachtrag zu Google: Wer an den Dateils interessiert ist, wie das legale Steuersystem so funktioniert, der wird hier fündig:
Jeeves ha detto:
Auch in dem Videoblog vom Dieter Hildebrand ist in “Episode 3” (Die Herren der Welt) ein schöner kleiner animierter Film drin, in dem die Steuervorteilverschiebungen nett erklärt werden: http://www.stoersender.tv
achwas ha detto:
Danke für den Link.
Das Lachen gefriert, weil es einem kalt den Rücken runter läuft.
sambossa ha detto:
Dank für den Link, gute Infos zum Gebaren von Google, Amazon, eBay und weiteren Steuervermeidern in deutschen Landen.
whatcrisis ha detto:
Zu blühenden Landschaften und der Vielfalt der Natur habe ich gestern etwas gelesen. So wie es vegetationsarme oder gar -lose Zeiten und Gebiete gibt, so wie es gefühlt jahrelang kommende Winter gibt, so beschenkt uns die unverständliche Schöpfung auch wieder mit Frühlingen und Sommern, mit Früchten und Blüten der Mühen in den Gärten der Herren, oder auch mal mit einem must have der seltenen, alten, vergessenen oder künftig wegfallenden Nutzpflanzensorten. Ein bisschen zu dick und zu schwer für coffee tables in vip lounges, auch wohl zu sperrig neben der Klangschale und dem bengalischen Räucherstäbchen-Buddha auf dem Teetischchen, aber eine Zierde für jedes von Hand geschreinerte Bücherregal aus knorrig vielen Zeiten gewachsenem massivem Hartholz.
Den letzten Winteräpfeln lag ein Tütchen Saatgut bei, das man ausstreuen darf, wohin Zufall und Laune einen treiben; ich trage es nun bei mir und erfreue mich am Gedanken, dass ich nun noch etwas in petto habe, nah beim Herzen.
HansMeier555 ha detto:
Der Skandal ist die soziale Aufwertung, die der Sport-Zirkus in den letzten 30 Jahren erfahren hat.
.
Dass das alles vom Staat mit Steuergeldern und Rundfurzgebühren so offensichtlich gefördert wird.
Statt den Rummel in die Schmuddelnische zu schieben, wo er hingehört.
pascha50 ha detto:
…panem et circenses eben, geschätzter HM555, was soll sich da seit Neros Zeiten geändert haben?
Immerhin werden keine Christen mehr den Löwen zum Fraß vorgeworfen!
Die metaphorische Schlachtung von Spielern und Trainern findet jeden Tag in dem Presseorgan statt, welches die meiste rote Farbe dafür verbraucht…
Ich bin alles andere als Fußballfan oder gar -liebhaber.
Aber was mir absolut nicht einleuchtet, ist, wie und warum Sie eine milliardenschwere Geschäftsidee, nämlich die Vermarktung von Fußballspielen, als “Rummel” bezeichnen, der in die “Schmuddelnische” gehöre…
Noch nicht einmal Doping kann in die Schmuddelecke verbannt werden.
( Bewährungsstrafe für Fuentes- hahaha )
Kapitalistischen Vermarktungsstrategien sportlicher Aktivitäten kann sich kann einziges Land auf der Welt entziehen. Eine Binse.
Aktuelles Beispiel: Die Propaganda für die Sportanlagen in Südafrika VOR der WM- und der Verfall der Fußballstadien NACH der Weltmeisterschaft!
Was hat England von der Olympiade finanziell profitiert? Wer will und kann darüber ehrlicherweise Zahlen vorlegen?
Überall ist Sport ein hocheinträgliches Geschäft- und kein sportlicher Wettbewerb der Nationen. Nur die Fans glauben, dass es noch um Sport gehe.
Vielleicht war das sogar schon in Sparta und Athen so…
whatcrisis ha detto:
Sport für die Massen ist schon nötig – gesund fürs Wettgewerb.
Schließlich wollen Schmuddelkinder ja nur spielen, und raus aus den Schmuddelecken vereint Wirtschaftsförderung und Resozialisierung doch aufs Geschmeidigste, was könnte man also schon dagegen haben?
pascha50 ha detto:
Leider etwas deplatzierte Ironie, lieber whatcrisis!
Ich rechtfertige doch nicht die Totalvermarktung unter dem Feigenblatt der sportlichen Betätigung als unabwendbar und moralisch in Ordnung.
Was im Bereich des Hochleitungssports passiert/e hat weder körperlich noch mental mit Sport irgendetwas zu tun.
Was ich nur nicht verstehe, ist, warum diese bestgeölte kapitalistische Hochleistungsmaschine ein Schmuddelimage haben solle.
FC Bayern AG und “Schmuddelecke”, “Rummel”…das passt nicht zusammen.
ephemeridenzeit ha detto:
@whatcrisis: Obacht! So ein Samentütchen kann Ihnen in der brave new freien Handelswelt einst schwerste Kalamitäten bereiten… nicht jedes unschuldige Pflänzchen ist erlaubt. Das gilt zwar heute schon (auch jahrhundertalte Sorten müssen ‘zugelassen’ sein), aber wehewehe, wenn ich auf das Ende sehe. Dann steht man als unfreiwilliger Freihandelsabkommensteilnehmer mit seinen Nichtmonsanto-Stiefmütterchen oder Frühlingszwiebeln schnell mal mit einem Bein im Gefängnis. Also schnell hinfort mit dem Teufelssaatgut und lieber Steuern hinterziehen – das ist gesellschaftlich anerkannter…
whatcrisis ha detto:
http://www.youtube.com/watch?v=__obh4w6tD8
Altes aber Gutes vom kleinen Nick – der mit den bad seeds.
ephemeridenzeit ha detto:
@HansMeier, jaaa, uns armen Nichtbekehrten ist so ein Belustigungstralala viele Millionen Euro allein für aus öffentlichen Geldern finanzierten Polizeieinsätzen wert. Jedes Wochenende in der ‘Saison’. Und weil’s so ist – wieso muss dann der Waldundwiesendiscobetreiber den Türsteher eigentlich noch selbst bezahlen? Na, der saubere und ach so gute Herr Hoeneß wird vielleicht eine Antwort darauf haben. Aber ob hier Würstelbudenbesitzer mit kommentieren?
achwas ha detto:
Da Uli hot gsogt, dass er von den depperten Hooligans überhaupt koa Geld wui.
Und die Überhöhung des Fußballs findet er nämlich auch nicht gut!
Amen.
http://www.youtube.com/watch?v=wyBK0_9eCSI
achwas ha detto:
Aber wie behält man bloß den Überblick,
wer jetzt die Kriminellen sind ?
http://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2013/februar/lauter-kriminelle-einzelfaelle
colorcraze ha detto:
Der Waldundwiesendiscobesitzer muß seinen Türsteher schon selbst bezahlen, aber er könnte in der Logik der öffentlichkeitsrelevanten Fußballspiele halbstündliche örtliche Shuttlebusse verlangen. Hülfe ja auch gegen eingerannte Köpfe!
Tyler Durden Volland ha detto:
Warum beschweren sich hier alle möglichen “Fachleute” permanent über Hoeness? All diese mehr als fragwürdigen Regulierungen und Gesetze werden von Politikern gemacht, und nicht vonn Hoeness. Beschweren sie sich bei den korrupten Volksvertretern die mit sowas (erfolgreich) Wahlkampf bei den Dummen machen, oder noch besser: beim verblödeten Urnenpöbel, der dieses Gesindel wieder- und wiederwählt!
Thorsten haupts ha detto:
Mit der geltenden rechtslage meinen Sie wohl die Möglichkeit zur strafbefreienden Selbstanzeige?
Man kann (und wird jetzt wohl auch) Steuerhinterziehung zu einem voll strafbaren Tatbestand machen und die Selbstbefreiung durch Selbstanzeige abschaffen. Das befriedigt das Gemüt.
Mein unangenehm aktiver Verstand allerdings sagt mir zweierlei:
1) Sind Steuerhinterzieher damit ganz normale Angeklagte und dürfen sich jeder Zusammenarbeit mit den Steuerbehörden verweigern
2) Haben Steuerhinterzieher damit keinen Anreiz mehr, ihr Fehlverhalten zu korrigieren und dafür jeden, ihr Fehlverhalten um jeden Preis zu decken
Aber wenn´s dem allgemeinen Gerechtigkeitsgefühl dient, muss man manchmal auch mit Ergebnisverschlechterungen leben. Auch gut.
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Ein kleiner Prinz sagte mal beim Anblick von Erbsen auf seinem Teller zu uns: “Die könnt ihr behalten und selber essen.”
achwas ha detto:
Der große Teil der Bürger wünscht sich ein friedliches Fußballfest.
Und die Grundidee des Fußballspiels ist perfekt.
Auch dicke Kinder rennen dem Ball hinter her.
Früher konnte man mit Kind und Kegel hingehen.
Aus aus aus!
.
Es gab damals noch keine globalen Wettmanipulationen.
Das Fußball-Spiel war noch nicht “dem Markt” in den
Rachen geworfen worden.
Heute heizen „Fußballeltern“ ihre Kinder an,
dass es sogar dem Trainer graust.
.
Dass die Füße eines schnellen Stürmers zertreten werden,
gehört zum “Spiel”.
Apropo zertretene Füße: Wayne Rooney will zum FC Bayern. :–)
.
Es ist kein Spiel.
Die “Spieler” und erst recht deren “Berater” betreiben ein knallhartes Geschäft.
„Profiradsport“ ist eine Tautologie.
Plindos ha detto:
Apropos Berater. Wieso konnte eigentlich so eine Superlusche und ein, mit Verlaub, Riesenarschloch wie der Joschka Fischer, ein Nonvaleur und arbeitsscheuer Lump, so weit hochkommen und ist zur Zeit noch eine Nummer im, von ihm so vehement bekämpften, Kapitalismus? Mir schwante immer all die Jahre, er sei von interessierter Seite als bezahlter agent provocateur (in der Putzkolonne) eingesetzt worden, der sich immer weiter hoch(an)diente, um schließlich sogar ohne Abi und ohne Studium, Prof. einer bestrenommierten US-Universität zu werden. Hic et nunc: The best friend of Mrs. Albright,
pascha50 ha detto:
Genau, Plindos, das habe ich mich auch schon oft gefragt:
Wie konnte es der Kellner zum Restaurant(ketten)besitzer bringen…?
Hornhaut auf der Seele und Alphawerwolfgehabe mal vorausgesetzt – spätestens die jüdischen Interessenverbände in New York hätten ihn bei seinen zahlreichen glänzenden Auftritten zerlegt, wenn er nicht Authentizität und Integrität ausgestrahlt hätte.
Charisma und Rhetorik sind wohl eine unwiderstehliche Kombination…
ALLE Rattenfänger sind authentisch.
Thorsten haupts ha detto:
Das muss man eigentlich auch dringend verbieten, dass der Kellner etwa Restaurantbesitzer wird. Man sehe sich doch einmal an, was in den Jahrhunderten daraus geworden ist, als das letzte Mal eine herrschende Schicht nicht mehr die Nerven hatte, Möchtegernaufsteiger einfach niederzukartätschen.
Seitdem baut man statt Kathedralen Sportstadien, und die meisten davon kommen auch noch ohne die vielen Toten aus der Kellnerschicht aus, die beim Kathedralenbau zuverlässig für die Dezimierung der Nichtsnutze “da unten” sorgten.
Nein, das kann und darf man nicht schon wieder zulassen. Jemand ohne Doktortitel in einerleitenden Funktion?
Aber die Rettung ist ganz nah. Die Gewerkschaften arbeiten mit der Politik seit Jahrzehnten hart daran, Aufstiege und Seiteneinsteiger schlicht unmöglich zu machen. Mittels Zertifikatsanforderungen, das nächste Ziel ist der mehrfach diplomierte, bestens ausgebildete Gebäudepfleger als Ersatz für diese Haderlumpen von unqualifizierten Putzkräften.
Wir versprechen Ihnen – das kriegen wir hin, dass Kellner nicht mehr Restaurantbesitzer werden. Dass Leute mit dem falschen oder gar keinem Diplom/Doktortitel/meister auf dem Arbeitsmarkt gar nicht mehr auftauchen (was haben sie da auch zu suchen?). Versprochen.
Gruss,
Thorsten Haupts
pascha50 ha detto:
Über’s hermeneutische Ziel hinauszuschießen, indem man nicht erkennt, wo die rhetorische Ackerfurche zu Ende ist, kann auch sinnstiftende Dauerbeschäftigung werden.
Es ging um die von G. Schröder erfundene Metapher vom “Koch” und vom “Kellner”.
Keinem realen Kellner sollen die Aufstiegschancen zum R-besitzer genommen werden.
Muss ich jetzt wirklich Butter bei die Fische tun, Herr Haupts?
Was vielen Zeitgenossen Kopfschmerzen durch ergebnisloses Nachdenken verursacht, ist die Tatsache, dass ein Angehöriger der Frankfurter PUTZtruppe, der zum Gründungsmitglied der Grünen wurde ( was vollkommen in Ordnung war ) und sich jahrelang für idealistische Ziele im Umweltschutz einsetzte, dass solch ein charismatischer Politiker zum superkapitalistischen Geschäftsmann mutiert.
Lesen Sie mal den Spiegelartikel: “Die grüne Raupe Nimmersatt.”
Thorsten haupts ha detto:
Plindos hatte nicht danach gefragt, wie Fischer zum Kapitalismusnutzniesser mutieren konnte. Sondern wie “einer wie er” überhaupt Minister werden konnte.
Darauf bezog sich eigentlich meine Replik, ich hatte Ihre Kellner – Restaurantbesitzer Metapher nur als besseren Startpunkt aufgegriffen.
Für mich hat die Frage, wie es jemand mit der fehlenden Voraussetzung X schaffen kann, aufzusteigen, einen Geschmack. Sie setzt nämlich voraus, dass man nur mit der Voraussetzung X aufsteigen kann oder aufsteigen darf. Da (nicht) “Aufsteigen kann” empirisch hundertfach wiederlegt ist, bleibt also nur (nicht) “Aufsteigen darf”?
Die Überschätzung formaler Qualifizierung lässt sich offenkundig nicht ausrotten, obwohl deren Bedeutung für praktische Fähigkeit sehr gering ist. Auch Churchill war ein extrem schlechter Schüler und hatte kein Diplom …
Gruss,
Thorsten Haupts
pascha50 ha detto:
Da haben wir wiedermal haarscharf aneinander vorbei argumentiert, geschätzter THoHa.
In Ihrem Kernanliegen, dass die fehlende formale Qualifikation nichts über die Befähigung, sich auf der Karriereleiter nach oben zu bewegen, aussagt, stimme ich Ihnen voll zu.
sambossa ha detto:
Ach, die Neue Frankfurter Schule erkannte es doch schon lange: Die schärfsten Kritiker der Elche werden selber welche. Ist doch menschlich, äährlich.
Tyler Durden Volland ha detto:
“Apropo zertretene Füße: Wayne Rooney will zum FC Bayern. :–)”
Wir nehmen keinen dicken älteren Herren.
dreamtimer ha detto:
1. Juli 2012. Ich lande Abends in Florenz für einen 5-tägigen Konferenzbesuch. Es ist schwierig ein Taxi zu bekommen. Es ist der Abend des Endspiels zwischen Italien und Spanien. Ich erwarte nichts Gutes.
Unweit der Uffizien, auf der Piazza della Signoria, stehen zwei Fernseher vor einem Lokal. Der Ton wurde so weit runter gedreht, dass er kaum zu hören ist. Die Touristen sollen schließlich nicht gestört werden und auch sonst niemand. Vor den Fernsehern steht eine Traube von vielleicht 30 Menschen, lauter Zivilisten, und guckt sich das Trauerspiel der italienischen Manschaft an, die im Halbfinale noch glorreich die Deutschen abgeschossen hatte. Ich verbringe den Abend mit einer schweizer Künstlerin. Wir trinken Wein und unterhalten uns bis in den späten Abend hinein. Auch lange nachdem das Spiel vorbei ist, sieht man nicht einen Betrunkenen durch die Straßen ziehen – ausser uns vielleicht, aber wirklich betrunken waren wir auch nicht.
Glück gehabt? Vielleicht. In jedem Falle betrachte ich die mühsam errungene deutsche Normalität, diesen ganzen Fußball-Patrio-Tribalismus, mit Bemalung, Fähnchen, Fangesängen und Hektolitern Bier je Person, wieder sehr viel skeptischer.
Filou ha detto:
Das war keine Gluecksfrage, Dreamtimer. 2006, zur Zeit eines Endspiels hielten wir uns in Rom auf. Wir wohnten ganz in der Naehe der Piazza del Popolo. Italien hatte gewonnen und viel Volk stroemte zu diesem Platz, wir auch. Es war laut und lustig ohne weitere Vorkommnisse.
Andertags berichtete uns ein Bekannter von den Feierlichkeiten am Circus Maximus. Auch dort war es nicht anders.
Die Italiener sind halt so. 20 Vandalen machen noch kein Fussballvolk.
In meinen spaeten Kindertagen (lang her) war ich mal Zigarettenverkaeufer bei einem Spiel des FC-Koeln gegen irgendwas aus England. Da war es im Stadion ziemlich ungemuetlich, besonders bei den Briten, wo ich meine schmachvolle Arbeit zu verrichten hatte.
Von der hoellaendischen Fanunkultur schweige ich ueberhaupt. Das ist schon auf Regionalligaebene furchtbar.
ephemeridenzeit ha detto:
@achwas: Nunja, was der Uli sagt und was er denkt und tut, das muss ja nicht immer deckungsgleich sein. Hat die Vergangenheit nun leider deutlichgrell gezeigt. Aber manch einer sieht ihn ja als armes Opfer des jakobinischen Medienpöbels und leistet gutdeutschbürgerlich Abbitte vor ihrem bemitleidenswerten, beschädigten Gott. Interessant das alles, zumal ja kaum über die Petitesse von 20 Millionen DM Spielgeld aus den Händen eines kurz danach erlauchten Sponsors und Anteilseigners gesprochen wird. Zum Beispiel: Ist das Geld eigentlich aus privater Hand oder aus der Firmenkasse der Adilettenhersteller geflossen?
Plindos ha detto:
Die tiefere, ja praktische Frage stellt sich doch, wie bekommt man 20 Mio € unbemerkt vom Finanzamt, den Wirtschaftsprüfern aus der Bilanz (noregarded entity)
oder aus der Privatschatulle geschmuggelt? Für sachdienliche Hinweise besten Dank im voraus.
Thorsten haupts ha detto:
?????? Wo und warum bitte soll es ein legales Problem damit geben, 20 Millionen versteuertes Vermögen einem andern als Kredit zur Verfügung zu stellen? Und warum sollte man das irgendwie “schmuggeln” müssen?
Gruss,
Thorsten Haupts
colorcraze ha detto:
Banken fragen schon nach, wenn plötzlich höhere Beträge auf dem Konto auftauchen, die nicht von ihnen sind.
HansMeier555 ha detto:
Das Problem hat, wer 20 Millionen plötzlich erhält.
Dass das keine versteuerungspflichtigen “Einnahmen” sind, sondern nur ein rückzahlungspflichtiger Kredit, muss dann schon nachgewiesen werden.
colorcraze ha detto:
Darüber sollte es mal einen launigen Artikel geben, so wie über den Schwarzgeldschmuggel in die Schweiz.
achwas ha detto:
Das Video zeigt die Spirale der Überhöhung, in die Höneß geriet.
Dass ihm das nicht zuwider war?
Bah!
Geht es Joschka Fischer nicht ähnlich?
Der glaubt auch den Sch…. den er verzapft.
Die reden sich in einen Rausch,
dadurch werden sie zu “nützlichen Idioten”.
.
I.d.T könnte bei Höneß Korruption eine Rolle spielen.
Aber bis “wir” etwas erfahren, das könnte sich hinziehen.
.
So stellt sich die Frage, wie gut es ist „alles“ zu wissen?
colorcraze ha detto:
Und wenn er wirklich von “seiner Connection” einfach ein paar Millionen Spielgeld zur Verfügung bekam, was dann? Bleibt doch höchstens Nichtausfüllen der Anlage KAP.
whatcrisis ha detto:
So stellt sich die Frage, wie gut es ist „alles“ zu wissen?
Ich mag immer gern alles wissen. Und von den Besten lernen auch.
achwas ha detto:
Oh, ich schwanke manchmal zwischen Nichtwissenwollen –
der guten Laune wegen und dem Bedarf nach Information
und einhergehender leichter Verzweiflung.
.
Lernen mag ich auch, ich schätze z.B. Alexander Kluge und
seine kleinen dctp-Filme. (youtube)
Manchmal läßt A.Kluge sein Gegenüber kaum zu Wort kommen.
So sieht man den Befragten oft nur ja, ja sagen, heftigst nickend,
während Kluge im Hintergrund begeistert die Welt erklärt.
Ich mag das sehr – seine Begeisterung ist ansteckend.
Und: *hüstel* Ihre ruhige Art zu kommentieren, tut gut.
whatcrisis ha detto:
Ach, danke, dass wenigstens mal einer mich für meine Zurückhaltung lobt; es wird ja viel zu wenig gelobt.
Freiwillig Tempo 130 – kaum einer kann nachvollziehen, wie anstrengend das sein kann, wenn man keinen Tempomat hat, aber einen tank full of gasoline und die Straße, die Berge und die Tempo-30-Schilder locken.
Plindos ha detto:
Feuerwerk
###
Fern ein Feuerwerk
leuchtet auf, verlischt, und dann-
Dunkel wie zuvor……..
(Terada Torahiko, 1878-1935)
ephemeridenzeit ha detto:
@Plindos: Wer Kriege befürwortet und möglich macht, wird zur rechten Zeit und von entsprechender Stelle belohnt. Das war schon immer so. Dass dem werten Joschka von seinem Chef später -aus rein wahltaktischen Gründen – die militärische Begeisterung verboten wurde, hat der Sache keinen Abbruch getan. Getreue Diener werden nicht vergessen…
pascha50 ha detto:
Einverstanden, ephemeridenzeit, mit kleiner Satzumstellung:
…wer zur richtigen Zeit die richtigen Kriege unterstützt…
colorcraze ha detto:
Nüchtern betrachtet, ist es wohl so.
whatcrisis ha detto:
Mancher wurde vielleicht auch nicht ganz freiwillig zum Getreuen. Vielleicht gab es auch ein Angebot, das man nicht ablehnen konnte. Sizilianische Eröffnung eines Lehensverhältnisses. Das wäre mein Tipp in dieser causa. Denn ich bitte Sie: so gut sah Madeleine Albright nun auch nicht aus, und möge sie noch so ein heißes stilles Wässerchen sein.
whatcrisis ha detto:
Aus rein wahltaktischen Gründen? Übersehen und übergehen wir da nicht etwas, zwei Petitessen namens Völkerrecht und Menschenrechte? Sich anzuschließen wäre ein Kriegsverbrechen gewesen, Blair und Bush können zwar nicht deswegen verurteilt werden, weil man diesbezüglich sich völkerrechtlicher Verantwortung vor Gericht verweigert und entzieht – die Tatbestände sind aber nichtsdestotrotz erfüllt; Schröder und Fischer hingegen darf man wg. Iraq II nicht ungestraft Kriegsverbrecher nennen.
HansMeier555 ha detto:
Ein klassische Form der Oligoochlokratie: Früher die Studenten in Auerbachs Keller, erst recht die korporierten.
.
Statt 20 Bergradlern kann auch ein Mephisto das Problem schnell fixen.
achwas ha detto:
Nur so:
Ernst Volland (alter ego von Tyler Durden?) bloggt in der taz:
http://blogs.taz.de/vollandsblog/2013/04/21/uli-hoe/
Tyler Durden Volland ha detto:
Ich muss Sie enttäuschen, auch Volland ist literarisches Geschöpf,. suchen sie mal in russischer Literatur nach. (Alter Ego? das wäre eine Kompliment…)
In der taz ist TDV natürlich wegen Mangel an politischer Korrektheit voll gesperrt. Dort gibt es ganz, ganz selten mal eine wirklich lesenswerten Artikel, ansonstes: Linkes Spiessertum… wie die nachdenkseiten zB.
Plindos ha detto:
Anfang der Neunziger hatte ich mal mit einem freihändigen Bar-Kredit mit einem Geschäftspartner über 20 TDM für einige Tage auf dem Firmenkonto gehandelt. Da bekam ich ernsthaft Probleme
mit der Bank, weil damit das zulässige formalbürokratische Limit überschritten sei.
Schnell gelangt man so in den Ruch entweder mit Drogengeld oder mit Steuerhinterziehung zu arbeiten. Naivität gehört bestraft.
Bei der Gelegenheit darf ich an den Fußballkrieg zwischen Honduras und San Salvador
1969 erinnern, der der Ausdruck für einen ganz anders gelagerten Konflikt abbildete. aber nur hundert Stunden insgesamt dauerte, dafür 2100 Menschen das Leben kostete.
Vooelligbaff ha detto:
Kann auch bestätigen: es wird deutlich(!) geprüft:
Vor zwei Jahrzehnten schloss ich wegen Verärgerung mein Konto bei der Deutschen Bank und ließ mir den Kontostand (ca. 48.000 Mark) bar auszahlen. Ging dann zur Dresdner und eröffnete dort ein Konto. Beim Einzahlen des Bargelds rief die Frau hinter’m Schalter laut zu einer Kollegin am anderen Ende der (vollen) Bank: “Hey, Erna, wo sind denn die Formulare für Schwarzgeld?”
Als dann zwei Wochen später auch noch eine Überweisung falsch ausgeführt wurde, hab ich die Bank erneut gewechselt.
colorcraze ha detto:
Tja, vor 20 Jahren, da herrschte noch der Dienstleistungsgedanke – blickig sofort das Bedürfnis des Kunden verstehen.
ephemeridenzeit ha detto:
@Herr Haupts, deshalb fragte ich ja. Wenn es vom Unternehmen Adidas selbst kam, das – würg – Spielgeld, wie wird so etwas legal in den Büchern geführt? Und warum fragt man als Buchprüfer dann nicht mal nach? Denn, ganz tief auch in Ihrer Seele, wissen wir alle, wie verdammt arg das jedem damals schon als Bestechung in der Nase müffeln musste. Anders sieht es natürlich zunächst einmal aus, wenn das Geld von Adidas damaligem Oberhäuptling wirklich aus privat-warmer Hand stammte. Dann bleibt die Erbärmlichkeit der Bestechung immer noch im Raume stehen, aber die Tarnung wäre besser gewesen. Was jedoch – mit heutigem Wissensstand – konsequenterweise zur nächsten Frage führen muss: Wieso hat sich der heutige Adidas-Chef dann bei der Gesellschafterversammlung nicht wenigstens seiner Stimme enthalten, als es um die Entscheidung ging, wie mit Herrn Hoeneß weiter umzugehen sei? Glaubt Herr Hainer sich aller Moral und allen Anstands (neudeutsch Corporate Governance) entbunden, nur weil es noch Zweifel an der Nichtanstößigkeit gibt? Und, werter Herr Haupts, beachten Sie: Ich plädiere nicht für eine Vorverurteilung des Herrn Hoeneß in Sachen der Bestechlichkeit. Jedoch erwarte ich, dass der Frage juristisch nachgegangen wird. Und sich der Adidas-Chef, so lange es da noch keine Antwort gibt, besser jeglicher Meinungsbildung enthalten hätte. Ich hoffe, ihm fällt diese abgehobene Attitüde, nicht eines Tages nicht noch auf die Füße.
whatcrisis ha detto:
Wie wohl das Timing war. Ich gerate da ins Grübeln und Spekulieren. Möglicherweise so. Erst war das Zocken, dann kam ein kleiner Engpass, verdribbelt, drohender Ballverlust – und dann kam durch glücklichen Zufall Adidas ins Spiel, der Beginn einer wundervollen Freundschaft; fürderhin half man sich immer mal wieder aus.
Plindos ha detto:
Sehr verehrter Herr Haupts, Sie besitzen wirklich eine faszinierende Fähigkeit, nämlich einen ganz, ganz alt und dumm aussehen zu lassen. Und haarscharf an dem angeschnittenen Sachverhalt/Thema vorbei zu argumentieren, wo man wirklich nicht hin wollte. Ihre diesbezügliche, belehrende Stetigkeit hat was-wie immer-man lernt durch Sie fürs Leben in der besten aller nur möglichen Welten.
Den Chapeau gelüftet und artiger Gruß.
ephemeridenzeit ha detto:
@achwas: Zu Ihren Stichworten ‘Spirale der Überhöhung’ und ‘Korruption’ wäre es einmal interessant zu wissen, inwieweit sich der gute Herr Hoeneß nicht auch bei anderweitigen Geschäften an die geübte Praxis der Illegalität gehalten hat – einfach so aus Gewohnheit. Zum Beispiel bei seinem Wurstdeal mit einer großen Burgerbraterei. Wird nun das gesamte Geschäftsgebahren genauer beleuchtet von der Staatsanwaltschaft, oder belässt man es bei der selbst angezeigten Steuerhinterziehung? Beim Wulff jedenfalls haben sich die vier Springer-Buchstaben deutlich mehr ins Zeug gelegt, möglichst viele Unappetitlichkeiten ans Tageslicht zu bringen…
ephemeridenzeit ha detto:
ähem, ‘Gebaren’ muss es heißen! Die Bahren kommen erst später…
ephemeridenzeit ha detto:
@Plindos, Sie haben es gerade in viel prägnanterer Form zusammen gefasst als ich mit meinem langen Erklärungs/Fragen-Konvolut an Herrn Haupts. Dankeschön!
Thorsten haupts ha detto:
@Ephemeridenzeit:
Plindos stellte die Frage “Die tiefere, ja praktische Frage stellt sich doch, wie bekommt man 20 Mio € unbemerkt vom Finanzamt, den Wirtschaftsprüfern aus der Bilanz (noregarded entity) oder aus der Privatschatulle geschmuggelt?”
Auf die bin ich eingegangen.
Ihre Frage zielt auf mögliche Bestechung. Berechtigte Frage, sobald und wenn klar ist, dass und wieviel Geld Hoeness von wem erhalten hat. Bis jetzt habe ich exakt nichts gesehen ausser gedruckten Gerüchten.
Nur ist das eine völlig andere Frage als die von Plindios.
Gruss,
Thorsten Haupts
Jeeves ha detto:
“mögliche Bestechung. Berechtigte Frage, sobald und wenn klar ist, dass und wieviel Geld Hoeness von wem erhalten hat. Bis jetzt habe ich exakt nichts gesehen ausser gedruckten Gerüchten.”
.
Gesunder (also nicht-juristischer) Menschenverstand und ein paar Jahre Lebenserfahrung sind auch was wert.
Thorsten haupts ha detto:
Ist das der gesunde Menschenverstand, der dazu geführt hat, dass die Staatsanwaltschaft Christian Wulff jetzt noch wegen 700 Euro geldwerter Vorteile anklagt, nach der wohl aufwendigsten Korruptionsuntersuchung, die es in Deutschland jemals gegeben hat?
Dann warte ich wohl doch lieber auf Belastbares.
Gruss,
Thorsten Haupts
Thorsten haupts ha detto:
@Plindos ha detto maggio 9, 2013 alle 6:40 pm:
Vielen Dank für dieses in bester Absicht und mit reinem Herzen vorgetragene Kompliment.
Gruss,
Thorsten Haupts
Lisbeth Heuse ha detto:
Ehrlich gesagt, verstehe ich die Überlegungen nicht. Wenn heute jemand ein Konto in der Schweiz öffnet und kriegt kurz danach eine 20M Überweisung, würde UBS oder Credit Suisse oder Julius der Bär wahrscheinlich fragen. Aber der Fußballkönig bekam seine – heute – als Kredit definierten 20M “Spielgeld” zu Zeiten, als die Schweizer Banken mit ihren Nummernkonten noch für ein allgemein akzeptiertes Businessmodel stand. Nicht zu fragen, galt in diesem Rahmen als angemessen diskret.
.
Was die Herren und ihre Firmen des Fußball Aufsichtsrat betrifft, die Hoeneß nicht abserviert haben, ist der Grund leicht zu durchschauen. Die haben selbst Dreck am Stecken, von dem Hoeneß weiß, die Allgemeinheit aber nicht.
T.I.M. ha detto:
Selbst wenn die Banken fragen: Das Geld war ja in Deutschland versteuert und vermutlich ganz offiziell in die Schweiz ueberwiesen worden. Ein solcher Vorgang muss, soweit ich weiss, dem Finanzamt nicht angezeigt werden (lasse mich da aber gerne Belehren. Falls es eine Anzeigepflicht innerhalb des Schengenraums gibt: Seit wann?) . Haette man das Geld auf dem Konto zinslos ruhen lassen, waere das auch weiter nicht steuerrelevant gewesen. Allerdings wurden auf dem Konto stattdessen Kapitalertraege realisiert. Hier ist es nicht Pflicht der schweizer Bank, das deutsche Finanzamt davon zu informieren. Die Beteiligten haben offenbar ebenfalls darauf verzichtet, daher ist es Steuerhinterziehung, aber kein offenkundig rechtswidriges oder grob fahrlaessiges Versaeumnis einer anderen Institution.
azur ha detto:
Lieber Don,
danke sehr, dass Sie auf ein wesentliches Problem aufmerksam machen: Warum können Einige das Leben von Mehrheiten so beieinflussen?
Vermutlich, weil sie es können.
Es nervt unendlich, wenn Rücksichtslosigkeit gewinnt. Nicht nur mich nerven die sogenannten Biker, die einen Höllernlärm ausstrahlen müssen. Nur, damit sie ihr Lebensgefühl mit Motor-“Sound” paaren können, erlauben sie sich mit größter Selbstverständlichkeit das Leben sehr Vieler zu belasten. Laut muss es sein. Bässe haben, der durch Häuserwänder geht, in denen unser Baby ruhen will.
Niemand fordert, dass das endet. Geschweige denn, dass jemand einschreitet. Das gilt sicher, wie bei den erwähnten Fussballnarren als “uncool”. Es ist scheinbar insgesamt “uncool” zu zeigen, dass etwas nervt (z. B. das zunehmende schlechte und unsinnige Benehmen, Aussteigenden keinen Platz zu machen). Wer etwas dazu sagt, stört andere scheinabr oft mehr, als die “Störer” (so heißen sie tatsächlich nach Polizeirecht). Klar, dann müssen sie sich positionieren. Sehen sich einer eine Aufforderung zum denken, entscheiden, äußern und handeln ausgesetzt. Und das wollen sie nicht, denn das kostet ja “Einsatz”, oder Energie. Und es hat auch keiner Erfahrung damit.
So mutmaße ich.
Fakt ist, dass früher eher die Zecher die Ruhestörer waren. Das war aber Nachts (es gibt da viele schöne Klagen in der Historie – vor allem über Studenten). Huete wird nachts auch immer hemmungs- (und hirn-) loser gelärmt.
Lärmen ist nervig. Warum ist das so schwer zu verstehen.
Fussball ist aber auch ein Teil der Lärmtradition, wie Kirchenglocken (die immerhin lange Zeit praktisch die Zeitansage waren). Darauf stellt man sich ein, wie auf Prozessionen oder Umzügler aller Art (Herrentag, Grünkohl, Fassenacht – what ever).
Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt und weitere gute Themen!
(Lernte gerade von einer französich-schweizer Regiseurin, dass ein Plot im Französichen Intrige hieße… Sehr schön. Ist auch die Ring-Intrige wirklich so schlimm, oder nur die Arien? Finde eigentlich das Beziehungsgeflecht im Ring genial. Warum will wer etwas von wem. Da klappert nirgends die Logik. Der Plot ist meiner bescheidenen Meinung nach, großartig. Aber ich kann mich natürlich irren).
T.I.M. ha detto:
Welche Arien?
azur ha detto:
Entshculdigung – ich vergaß leider zu illustrieren: Eines schönen Sommertages, liegen wir auf einer Sommerwiese, ganz weit draußen. Um uns ist ein Kradfahrer mit seinem viel zu lauten Gefährt unterwegs. Es müssen Kilometer um Kilometer sein – kein Problem für ihn: Man hört ihn auch weit, und daher lang. Es muss eine ca. halbmondförmige Route um uns sein. Es dauert über eine frappierende halbe Stunde, ehe man die Nervensäge nicht mehr vernimmt.
Kreissägen sind im Ländlichen, wie Häcksler und Rasenmäher, ein akustisches Problem, aber das fügt sich ein. Diese depperten lauten Motorräder, fügen sich nirgends ein.
Warum hört man so wenige Klagen. Wenn man selbst klagt, bekommt man vorsichtig Zustimmung. Aber wo es noch nirgends “thematisiert” wurde, gibt es für viele auch keine Ausgangsposition.
Fakt ist, dass die sogenannten Tachoquäler, nicht eben unvermögend sind.
Das sind Fahrer von Autos zwar nicht durchweg, aber die sind inzwischen alle recht leise. Nur diese Zweiräder sollen, zur Freude ihrer Fahrer, ordentlich lärmen. Rücksichtslose Ignoranten!
T.I.M. ha detto:
uebrigens: Voellig unvorsichtige Zustimmung!
Tyler Durden Volland ha detto:
@HM555
„Der Skandal ist die soziale Aufwertung, die der Sport-Zirkus in den letzten 30 Jahren erfahren hat.
Dass das alles vom Staat mit Steuergeldern und Rundfurzgebühren so offensichtlich gefördert wird.“
Bringen sie nicht was durcheinander? Was ist an dem Sport Zirkus denn ein Skandal? Dass Politiker wie Merkel & Co den Wählern in den Allerwertesten kriechen um sich das zunutze zu machen, und zwar auch mit Steuergeldern, das ist möglicherweise ein Skandal. Wenn ich persönlich auch eher der Meinung bin mit solchem Geld des Volkes Krieg in Afghanistan zu führen oder Banken Spekulationsverluste zu ersetzen, sei ein ungleich grösserer Skandal…. Und mit Verlaub:
@Pascha50
„Aktuelles Beispiel: Die Propaganda für die Sportanlagen in Südafrika VOR der WM- und der Verfall der Fußballstadien NACH der Weltmeisterschaft!“
Was genau hat dies mit Fussball zu tun?
Absolut gar nichts, oder?
Fussball ist das, was auf dem Rasen passiert wenn der Schiedsrichter anpfeift.
Wer glaubt, dass die Blatters, Beckenbauers, Dons Ultras oder gar der Medienzirkus Fussball seien, der darf das.
Das kümmert jemanden der den Sport mag wenig. Ich bin jetzt 65 und spiele noch jede Woche dreimal….
Ernsthaft: Was die Gründung „der Grünen“ betrifft, so gab es sowas eigentlich nie, ich war damals nämlich in Ff dabei. Da aber wurde nur eine Partei gegründet die sich diesen Namen anmasste.
Viele von uns, bekannt auch unter dem berüchtigten Namen Fundis, die solche Fischer Karrieren voraussahen, waren genau deshalb gegen die Gründung einer politischen Partei.
Damit war aber dann auch schon ein beträchtlicher Teil der tatsächlich Grünen bereits draussen. Nach der Parteigründung kam dann der Fügelkampf den die Realos gegen die restlichen Fundis gewannen. Sie erinnern sich an einen Grünen wie Schily? Wer danach noch überblieb, der nannte sich zwar Grün, aber im Grunde zeichnete sich damals schon deutlich ab, dass hier eine Partei entsteht die irgendwann mal nichts als eine FDP sein wird, die halt auch fürs Dosenpfand ist.
Besserverdienende halt, die ihre Privilegien verteidigen… in einer der fünf Einheitsparteien Deutschlands.
@Plindos
„Mir schwante immer all die Jahre, er sei von interessierter Seite als bezahlter agent provocateur (in der Putzkolonne)“
Nein, war er nicht, auch Cohn Bendit nicht. Man war damals, wie man das heute nennt: vernetzt und kannte sich ein wenig. Die Batschkapp war immer voll. Fischer schien der Prototyp des klobigen Radikalen zu sein, der jeder ML Gruppierung die nur laut genug plärrte eine Zeit lang ideologisch folgte, und die ihn am Morgen über den weg gelaufen war. Man muss natürlich berücksichtigen, dass es damals keinerlei wirkliche Informationen gab und alles in den Medien gleichgeschaltet und politisch korrekt zensiert war. (Plus ca change….)
Cohn Bendit hingegen hat ein qualitattiv (für damalige Zeiten) hochwertiges Magazin herausgegeben, den Pflasterstrand. Allein dafür kann man ihm alle späteren Sünden verzeihen und sieht sogar seine Pensionsbezüge mit Wohlwollen.
Haben sie mal C-B mit Dutschke in der legendären Club 2 Sendung gesehen, in der sie zwei dumme Spiesser wie Sontheimer und BILD-Walden völlig lächerlich machten? Münchner waren damals privilegiert, man konnte sowas natürlich nur im Österreichischen TV sehen…
Ach, die goldenen 70er… man wird ganz nostalgisch, keine Computer in denen man erfasst war, keine Drohnen…
@ephemeridenzeit
„Aber manch einer sieht ihn ja als armes Opfer des jakobinischen Medienpöbels und leistet gutdeutschbürgerlich Abbitte vor ihrem bemitleidenswerten, beschädigten Gott.“
Es wäre schön wenn sie ehrlicherweise hinzufügen würden WER dies tut.
Irgendwer ausserhalb der bayrischen Staatspartei?
„Zum Beispiel: Ist das Geld eigentlich aus privater Hand oder aus der Firmenkasse der Adilettenhersteller geflossen?“
Richtig, da wir ausser Spekulation in Medien nichts wirklich wissen, ist eine Meinungsbildung zur ganzen Causa Hoeness momentan noch völlig unangebracht, oder?
Dafür dass er in der Schweiz gemachte Gewinne nicht versteuert hat, wird er bestarft werden.
Sonst noch was?
Zu Fischer haben Sie allerdings recht… verglichen mit dem ist Hoeness wohl tatsächlich Mandela… 😉
@colorcraze
Immer wieder für einen Lacher gut:
„Banken fragen schon nach, wenn plötzlich höhere Beträge auf dem Konto auftauchen, die nicht von ihnen sind.“
Schweizer Banken fragen nach?
Plindos ha detto:
Dank für Ihren Aufklärungsversuch, das mit dem Mythos der Batschkapp und dem
Pflasterstrand ist mir noch in großen Zügen erinnerlich…. nur glaub ich nach wie vor nicht dass er so eine makellose Anarchisten/ Sozialistenhaut war Doppelt gefinkelt hielt hält besser. Zugegeben, ich kann nur von Vermutungen ausgehen. Der blitzsaubere DCB ist dagegen eine extra Nummer.
Rhetorische Blindstellen und Verrenkungen geben mir persönlich immer zu Vermutungen über Untiefen Anlass. Die Zeit bringt früher oder später alles an den Tag.
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Tyler Durden Volland ha detto:
Grundkurs Philosophie 101
»Sag’, Sokrates, ist dir gänzlich nun dieser Hund dort durchaus aufgefallen?«
»Freilich fürwahr, mein lieber Kynaios! Wie denn auch anders gar, da dieser Hund doch in allen Farben schillert?«
»Es ist der Hund des Alkibiades, des Herumtreibers.«
»Vollends! Und willst nicht auch du dich in die Reihen derer stellen, Kynaios, die es als sehr wohlgeordnet empfinden, weil doch der bunte Hund einem bunten Hund gehört?«
»Mindestens nur dieses! Es erscheint mir nur folgerichtig und aufs beste bestellt, beim Zeus!«
»So sagst du also, liebster Kynaios, vom Alkibiades wie von seinem Hund, daß sie bunt seien, obwohl gleich nur einer der beiden wirklich farbig ist. Und doch, oder täusche ich mich, wird Hund und Herrn aber wohl niemand verwechseln, sondern die Bunt- und Hundheit als wesentlich verschieden empfinden?«
»Dies ist die Ansicht aller.«
»Nun sage frisch, schöner Kynaios: Weiß der Hund um sein Sein? Ist ihm sein Hundsein wie sein Buntsein offensichtlich?«
»Beides nun dennoch auf keinen Fall, da der Hund sich selbst doch nicht ansieht.«
»Wie aber nun wohl, lieber Kynaios? Kann der Hund doch seine Buntheit durchaus errraten, sofern er sich dreht, um sein Hinterteil zu beschnuppern.«
»Hierin muß dir jeder Vernünftige Zuspruch zollen, gar fürwahr hurra.«
»Nun sehen Hunde, töricht-schöner Kynaios, aber keine Farben, und noch der bunteste Hund ist an und für sich so grau wie nächtens die Katztiere. Hättest du hierauf nicht eigentlich also selber kommen können?«
»War das jetzt eine rhetorische Frage?«
»Füglich obschon schier! Wollen wir dich in deiner Erkenntnisgier, süßer Kynaios, dem Hund vergleichen, der sein eigenes Hundsein hinterrücks erkennen will? Und eingestehen, daß du, der du, ungleich ihm, zwar Farben, nicht jedoch dein Hinterteil sehen kannst – alsgar obdoch nunzwar! – eines Helfers bedürftig bist, der es für dich betrachtet?«
»Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob – «
»Ach, halt schon die Klappe und zieh’ dich endlich aus.«
(Dank an Titanic)
Plindos ha detto:
Traun fürwahr! So kam der Mensch zum Κυνισμός. Und rätselt immer noch wie es um seinen Rücken zwischen den Schulterblättern bestellt ist. Sag an, ist es nicht so um ihn bestellt oder vermagst Du anderes mir zu künden, mein Bester?.Mich dünkt hier versagt die doppelte Verneinung.
HansMeier555 ha detto:
Lieber TDV,
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gegen Schul-, Breiten und Freizeitsport hab ich nix, und da darf auch ruhig ein wenig Ehrgeiz dabei sein.
Und wenn auch schon die Regionalliga ein wenig Rummel produziert, sei’s drum.
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Wirklich schlimm ist, dass sich so Ereignisse wie Olympia oder Championsleage einen festen Platz in der politischen Kultur erobert haben, sozusagen als Teil des diplomatischen Zeremoniells.
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Das alles läuft darauf hinaus (nur leicht übertrieben), dass die Mafia sich da jetzt einen völkerrechtlichen Status und rechtliche IMmunität erschlichen hat, und jetzt demokratische Gemeinwesen vor sich hertreiben kann.
Tyler Durden Volland ha detto:
Naja, einerseits natürlich bedenklich, aber andererseits?
Warum sollte die Mafia nicht dasselbe Recht haben wie die Banken?
HansMeier555 ha detto:
Prügeleien rund um den Fussball gab es auch schon vor 50 oder 80 Jahren, vermutlich noch weitaus heftiger.
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Aber damals geschah das alles irgendwo am Stadtrand im Arbeiterviertel und die Rudelführer waren keine plausiblen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten.
Jeeves ha detto:
@HM555, “damals”, “vermutlich”:
Vor 50 bis 60 Jahren war ich in dem Alter um mich für Fußball zu interessieren. und tat es auch. Mir sind “Prügeleien” nicht in Erinnerung; nur einmal eine keifende Dame, weil wir auf öffentlicher Weise mit dem Ball rumrannten.
Disclosure: Ich stamme aus dem und lebte damals natürlich im Arbeiterviertel.
(Mein Interesse an Musik überwog dann allerdings, zu meinem geistigen wie finanziellen Vorteil.)
ephemeridenzeit ha detto:
@azur: Motorräder? Die Pest! Der Schalltrichter, den sie hinter sich herziehen, ist immens. Tatsächlich sind sie – gerade hochtourig gefahren – über bis zu 10 km weit zu hören. Man lege sich nur mal ins Isartal, eine akustische Zumutung im Sommer, wenn die Freizeitgouchos rudelweise vorbeikommen. Der Tegernsee? Vergiftet! Die Berge, in deren Tälern ach so schöne Rennstrecken zu finden sind (vulgo Straßen), für den Frieden und die Erholung vernichtet! Flächendeckend. Ich sage Ihnen, mir sind manchmal regennasse Wochenenden lieber als sonnige, weil dann die nervenzerreißende Belastung etwas zurückgeht. Dagegen sind ein paar grölende Idioten geradezu zum Knutschen…
Jeeves ha detto:
“eine akustische Zumutung im Sommer, wenn die Freizeitgouchos rudelweise vorbeikommen.”
Da ich jeden Sommer in einer Pension am Jaufenpass wohne, kann ich das bestätigen: man möchte dicke Stolpersteine auf die Passstraße werfen, damit die sich alle das Genick brechen (träumen darf man ja), zumal Tempo 30 am Ortseingang ausgeschildert ist – wegen der Hotelsausgänge zur Straße – und sich KEINER dran hält.
Zum Glück (und wohl wegen des Lärms, den diese schwarzgekleideten Jungseinwollenden verursachen, ist der Pass ab 19 bis zum nächsten Morgen für diese Zweiräder gesperrt.
ephemeridenzeit ha detto:
@TDV: Ich füge wunschgemäß – zu meiner Ulihoeneß-Opferrollen-Behauptung – hinzu, wer ihn zum Opfer stilisiert: Lesen Sie bitte nur die Leser-Kommentare in der FAZ-Online-Ausgabe. Da wird Ihnen angst und bange. Und in der Bild noch ängster und bänger.
@TDV: Naja, wer nicht sucht, der nicht findet. Das Geld kam ja von Adidas, entweder vom damaligen Chef oder vom Unternehmen. Das ist ja keine Verläumdung, sondern zunächst einmal Fakt. Entscheidend bleibt dann die Frage, warum das Geld hergegeben wurde, denn dahinter steckt die durchaus strafrechtlich relevante Frage der Korruption – jenseits der Steuerhinterziehung. Und meines Wissens gehört es schon zur Pflicht der Staatsanwaltschaft, so etwas zu untersuchen. Und erst Recht zur Verantwortung von Adidas im Sinne ihrer eigenen CG-Regeln, da für Transparenz zu sorgen. Sonst können sie sich nämlich ihre ganze social responsibility in die Haare, äh Schuhe schmieren.
Thorsten haupts ha detto:
Wenn es sich um einen marktüblich verzinsten Kredit handelt, wird die Staatsanwaltschaft nicht einmal Ermittlungen anstellen. Damit ist nämlich Bestechung qua Definition ausgeschlossen.
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Ja, so allmählich frage ich mich ja schon: Warum – in Gottes Namen nur – ermittelt da überhaupt eine Staatsanwaltschaft? in Bayern? gegen einen Bayern (aber nicht irgendeinen, sondern einen von DEN Bayern)? Ja sind die denn alle toll geworden? Ist der Hl. Geist in sie gefahren? Ist Bayern denn noch Bayern? Ist da ein Wunder geschehen?
Schon die Verfahren gegen Wulff… was glauben St
runzaatsanwalt? Wie tollgewordene freilaufende Hunde. Wohin soll all das noch führen. Herrgottsakrament, HerrimHimmel hilf.Begründeter dringender Tatverdacht. Ts. Da könnte ja jeder kommen. Nein, die Unschuldsvermutung gilt nicht für Steuerprüfer, Rechnungshöfe und Staatsanwaltschaften. Das sind Schw**e, bösartiger Abschaum, Jakobiner.
Noch schlimmer die italienischen oder die ägyptischen Staatsanwälte und Richter. Ehrenwerteste Stützen haben die schon mit Dreck beworfen. Einen Premier inhaftieren!! Ja gehts noch.
Die sollten sich mal lieber an belastbare Fakten halten, jawollja!
Heutzutage darf man, wenn man ein wenig Geld hat, nicht mal mehr Freunde
haben einladen besuchenunterstützen. Das ist Terror! So lässt man selbst Hunde nicht leben! Das Edelste im Mensch, Freundschaft, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft – Staatsanwälte ziehen das in den Dreck, Pfui!Thorsten haupts ha detto:
Hochinteressante Polemik. Weiss zwar nicht so ganz genau, gegen wen oder was sie sich richtet, aber das weiss dann wohl der Verfasser? Weitermachen :-).
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Gut, dann mach ich mal eben weiter!
Ein wenig unkomplizierter vielleicht, dann wirds vielleicht noch verständlicher.
Staatsanwälte wissen natürlich überhaupt nicht was sie tun, und deswegen müssen mutige Aufklärer (wie Sie) hier und überall die Stimme erheben und dies auch mal verkünden, sonst verbreitet sich am Ende noch dieser Aberglaube der Laien, es gehe nach Recht und Gesetz zu und bedürfe eines hinreichenden und dringenden Tatverdachts, damit eine StA überhaupt ein Ermittlungsverfahren gegen natürlich völlig unschuldig Verfolgte eröffnet.
Deshalb braucht es Wissende, die diese ganz verdrehte Sicht der Dinge wieder auf den Kopf und richtig stellen. Und was stören besser Wissende in solch hehrer aber auch heikler Mission noch Selbstanzeigen und (Teil-)Geständnisse, öffentliche Erklärungen, kurz Informationen und Fakten, nicht wahr?
Realitätsnähe, verkorkt und abgezapft, nur echt vom Original. Faszinierend. Wenn es das nicht gäbe, müsste man es fast erfinden.
Thorsten haupts ha detto:
Nicht, dass ich Ihrem absurden theater nicht gerne folge. Nur sehe ich den Zusammenhang mit der Causa Hoeness oder einer Bemerkung von mit immer weniger?
Ach egal, unterhaltsam ist´s ja allemal.
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Ach, wissen Sie, Ihre demonstrative Begriffsstutzigkeit ist auch irgendwie ganz putzig 🙂
Zum absurden Theater: Nicht bange werden, Ihr nächster Auftritt kommt bestimmt in Kürze 😉
Thorsten haupts ha detto:
“Sonst können sie sich nämlich ihre ganze social responsibility in die Haare …”
Den habe ich übersehen. Sie nehmen irgendwelche Konzernslogans zu irgendeiner Art ethischer Verpflichtung tatsächlich ernst???
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Man sollte keine dieser Selbstverpflichtungen ernst nehmen, da haben Sie recht. Mit nichts kann man sich lächerlicher machen.
Nur Gesetze, die sollten ernst genommen werden. Zumindest wurden Rechtsnormen in vergangener Zeit einmal so definiert, dass sie verbindlich und für alle gleichermaßen gelten. Damals dachte man lächerlicherweise noch, dass das Recht Primat habe und Rechtsstaatlichkeit keine Schlupflöcher zulassen dürfe.
Thorsten haupts ha detto:
Äh – ja. Deshalb wird Hoeness für Steuerhinterziehung bestraft werden, wenn seine Selbstanzeige nicht umfassend war. Und wer hat sonst noch gegen geltendes Recht verstossen?
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Noch so ein Märchen, Herr Haupts. Von wegen er wird bestraft werden. Ja lesen Sie als so Rechtskundiger denn gar keine Artikel über BVerfG-Urteile?
Seit das Strafrecht kupiert und mit Maulkorb versehen, äh Deals zugelassen worden sind, sind strafmildernde oder -befreiende Bußaktionen doch obsolet geworden.
Ach, was man alles erklären muss. Seufz.
Thorsten haupts ha detto:
Hat das Bundesverfassungsgericht diesmal gegen Ihre private Rechtsauffassung verstossen? Gewöhnen Sie sich dran – das erlebe ich auch ab und zu. Bin am Ende des Tages froh, dass die Richter darauf keine Rücksicht nehmen.
Und pssst, mal ganz unter uns – Sie haben tatsächlich mal geglaubt, es gebe irgendein menschengemachtes System, dass alle gleich behandelt und in dem es keine Schlupflöcher geben kann? Oder es könne eines geben?
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Sie werden lachen, aber von einem Rechtsstaat erwarte ich tatsächlich genau das. Sie nicht? Erwarten Sie etwa nicht, das Hoeness und Wulff nicht schlechter als andere behandelt werden? Ich bin verwirrt und erstaunt.
Erklären Sie mir die Konsistenz Ihrer Ansichten, denn ich kann keine erkennen.
Thorsten haupts ha detto:
Ich in Ihren auch keine. Denn Rechtsnormen waren – vielleicht – das letzte Mal im alten Preussen für alle gleichermassen verbindlich. Danach wurden mildernde Umstände, schwierige Jugend und schwache Nerven eingeführt. Mit dem Resultat, dass Sie als junger Mann für Mord mit 2 1/2 Jahren auf Bewährung “bestraft” werden.
Ich wusste gar nicht, dass Sie sich das alte Preussen zurückwünschen. Wollen wir einen Verein aufmachen?
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Potzblitz! Rechtsnormen das letzte Mal im alten Preußen für alle gleichermaßen verbindlich. Sie sollten Vorlesungen halten! Seminare! Schwierige Jugend und schwache Nerven und das deutsche Strafrecht, darüber hat noch keiner publiziert, glaube ich.
whatcrisis ha detto:
Wir könnten aber auch ein wenig über BVerfG, 2 BvR 2628/10 vom 19.3.2013 und vermeintliche wie tatsächliche Gesetzesanwendungsdefizite in deutschen Strafverfahren plaudern.
Thorsten haupts ha detto:
Fangen Sie schon mal an. Ihre Schreibbereitschaft reicht heute auch für 3.
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Tja, bei mir war das heute halt so, und bei Ihnen ist das immer so. Etwas zu sagen zu haben, ist eine Gnade und ein Fluch, und die Götter haben diese Gabe höchst unterschiedlich verteilt. Wie auch immer, ich kann damit gut leben.
Lisbeth Heuse ha detto:
@whatcrisis – Jakobiner? Meinen Sie damit, dass heute jedermann mal weg ist, um ein bisschen auf dem Pfad des Heiligen Jakob zu pilgern? Das wäre allerdings eine interessante Lösung: Hoeness und seine Mitstreiter machen eine große öffentliche Abbitte indem sie vor der geballten deutschen TV Öffentlichkeit ein paar lange km in Portugal laufen und dann ihr Erspieltes in den Opferstock der Kathedrale von Santiago de Compostella stecken.
.
@BertholdIV – was halten Sie davon?
whatcrisis ha detto:
Und nun zum Bio- und Gartenwetter. Der heurige Frühling belastet Feinunzenallergiker besonders stark, vereinzelt kommt es zu Sprühregen und Feinnebel, teilweise begleitet von gewittrigen Heißluftböen. Während des gesamten Tagesverlaufs ist mit von Westen her durchziehenden Drohnen und Fußballfans zu rechnen, weswegen Zivilisten, Kindern, Alten, Schwangeren und Sensiblen geraten wird, tagsüber das Haus nicht zu verlassen und Anstrengungen sowie auffällige Bewegungsmuster möglichst zu meiden.
Warnung: Für die Jahreszeit zu starke Temperaturwechsel und Einschläge haben das Gedankenunkraut ungewöhnlich hochschießen lassen, trotz Schneckenplage kommen die Systemgärtner dieser Plage kaum hinterher, es ist jedoch im weiteren Verlauf wieder mit nachlassender Aktivität zu rechnen, und so könnte es noch ein schöner Sommer und ein goldiger Herbst werden. Kommen Sie gut durch den Tag, machen Sie das Beste draus, und loben Sie mal wieder Ihre Gattin oder Ihren Hund.
whatcrisis ha detto:
Wir bitten um Verzeihung, wir hatten von einer Schneckenplage berichtet. Es handelt sich dabei um ein Versehen aufgrund technischer Probleme im System. Es handelt sich vielmehr um eine Heuschnupf
schneckenplage.HansMeier555 ha detto:
Und dann gibt es noch die Formel 1.
colorcraze ha detto:
whatcrisis, wenn es Sie weiter so reitet, ist Ihr Gesicht bald auf stoersender.tv gefragt…
pascha50 ha detto:
Right you are, colorcraze!
I wonder what the heck what crisis whatcrisis suffers from…!
From: most sophisticated commentator to: his own odd alter ego sidekick…
Back to the roots, dear whatcrisis: We appreciate you being a serious anchorman in the deep blue sea of lacking knowledge.
Nothing for ungood 🙂
whatcrisis ha detto:
Sie haben recht, colorcraze, über das Reiten in der Manege können andere viel besser als ich, und deswegen lasse ich denen dann auch nunmehr gern den Vortritt.
colorcraze ha detto:
Also ich wollte Ihnen jetzt keine Schreibhemmung aufschwatzen. Das Extempore war durchaus gelungen. Wenn es Sie wieder mal anwandelt, geben Sie der Anwandlung ruhig nach.
Lisbeth Heuse ha detto:
@colorcraze – es gibt sicherlich ein Gesicht, das die TV Leute furchtbar gerne in ihre Shows eingeladen hätten, ganz besonders die öffentlich-rechtlichen, Talksshows mit Quoten auf dem weißen Sofa der Anne Will. Nur haben die sich verrechnet. Was sie für ein armes Opfer eines bösen alten Italieners hielten, ist ein sehr berechnender Tiger zu dem der alte, mit allen Wassern gewaschene Italiener seinerzeit sagte: ‘You decide, Madame!’
achwas ha detto:
Lärmbelästigung in Friedrichshain.
.
Messungen haben ergeben, dass Nachtigallen derart laut feiern,
dass sie gegen EU-Richtlinien der Lärmbelästigung verstoßen.
http://www.youtube.com/watch?v=QCGj0qQIXJY
Lisbeth Heuse ha detto:
“Wer die Nachtigall stört”, war der Titel eines Buches in meiner Jugend. Darin ging es um die Diskriminierung der Schwarzen in den Südstaaten der USA. Jetzt wird die USA von einem Schwarzen regiert und der Tiger ist schon sehr darauf gespannt, diesem Schwarzen eines Tages gegenüber zu treten und zu fragen: ‘Was nutzt es der amerikanischen Bevölkerung – und der Menschheit – wenn ein amerikanischer Präsident davon träumt, dass die Atombomben in dreißig Jahren abgeschafft werden? Hatten sie vor, solange zu regieren?’
Tyler Durden Volland ha detto:
@ThorHa
Auch wenns viel Platz einnimmt, will ich Sie doch komplett zitieren:
„Mit der geltenden rechtslage meinen Sie wohl die Möglichkeit zur strafbefreienden Selbstanzeige?
Man kann (und wird jetzt wohl auch) Steuerhinterziehung zu einem voll strafbaren Tatbestand machen und die Selbstbefreiung durch Selbstanzeige abschaffen. Das befriedigt das Gemüt.
Mein unangenehm aktiver Verstand allerdings sagt mir zweierlei:
1) Sind Steuerhinterzieher damit ganz normale Angeklagte und dürfen sich jeder Zusammenarbeit mit den Steuerbehörden verweigern
2) Haben Steuerhinterzieher damit keinen Anreiz mehr, ihr Fehlverhalten zu korrigieren und dafür jeden, ihr Fehlverhalten um jeden Preis zu decken
Aber wenn´s dem allgemeinen Gerechtigkeitsgefühl dient, muss man manchmal auch mit Ergebnisverschlechterungen leben. Auch gut.„
Genau das habe einen Beitrag weiter oben schon mal an Ihnen kritisiert. Sie antworten nicht auf das was ich schreibe, sondern ihre Interpretation.
Jeder der will (also sie natürlich nicht) versteht, dass ich damit Schäubles durch und durch korruptes Schweiz Abkommen meinte, das ja auch nur deshalb gescheitert ist, weil gerade Wahlkampf ist.
Ihre beiden “Argumente” sind peinlich durchschaubar.
Die Beträge die durch angemesenen Strafverfolgung hereinkommen würden, sind um ein vielfaches höher als die Einnahmen durch Selbstanzeige, die sowieso JEDER nur dann macht, wenn er Grund hat anzunehmen, dass er in absehbarer Zeit wohl auffliegen wird, und es dann um einiges teurer würde. Genau das trifft übrigens zu 100% auf Hoeness zu.
Schauen sie mal ganz einfach hier nach:
http://de.statista.com/themen/383/steuereinnahmen/infografik/1061/steuerpruefung-und-steuerhinterziehung-in-deutschland/
Gegen ihr erstes Argument gibt es ja Computer und anscheinend hat sich Welt dahingehend weiterentwickelt, dass die Finanzämter mittlerweile auch gewillt sind diese zu nutzen. Die von Ihnen angeführte „Zusammenarbeit mit den Steuerbehörden“ darf sich künftig also gerne darauf beschränken Steuerschuld, plus Geldstrafe bezahlen, und auf den pünktlichen Antritt der Gefängnisstrafe.
Ab 1 Million wenn ich mich nicht irre.
Was 2. angeht, so scheinen sie dabei übersehen zu haben, dass das ja keinerlei Unterscheid zum derzeitigen System macht, oder? Ich bin übrigens sicher, wenn man den hiervon betroffenen, ausnahmslos guten Staatsbürger ein entsprechendes Angebot zur Strafreduzierung macht, dann wird das Denunziantentum eine ganz neue Blüte erleben….
@whatcrisis
Hoeness… Adidas… Steuerabkommen…
Vergessen sie einfach nicht, dass gerade Wahlkampf ist, dann gibt’s da nichts, was nicht sofort einleuchtet.
Und ob man Gesetze ernst nehmen sollte oder nicht, das liegt ganz allein daran wieviel tatsächliche Macht man in so einem „Rechtsstaat“ hat. Wenn also eine Hypo Bank gemeinsam mit einer bayrischen Staatsregierung gegen einen Mollath antritt, dann muss man das Resultat halt akzeptieren, oder, wie ThorHa das wohl rationalisieren würde, gesamtgesellschaftlich ans Grosse und Ganze denken. Deshalb spricht er auch stets vom „geltenden Recht“ im Uterschied zur “Gerechtigkeit” die es bekanntlich nur im Himmel gibt. Und das Prinzip des „geltenden Rechtes“, hat ja in DE bekannterweise seit 80 Jahren grosse Tradition, wie uns Filbinger &Co gezeigt haben.
Wo ich Ihnen allerdings nicht folgen kann ist, dass sie von einem Rechtsstaat erwarten, dass er gefälligst „alle gleich behandelt“ und dass es in ihm „keine Schlupflöcher geben kann“. Auch unsere Ur-Enkel werden sowas garantiert niemals erleben, ich persönlich wäre ja schon zufrieden, wenn es als Ausgleich etwas mehr Vigilantentum gäbe.
@colorcraze
(und @Lisbeth Heuse, über einem wichtigeren Talkshow-Verweigerer)
Für Freunde des Störsenders, oder generell intelligenter Äusserungen habe ich was Lesenswertes:
http://www.neopresse.com/gesellschaft/georg-schramm-im-interview-gegen-jauch-wurde-ich-zur-bundesprasidentenwahl-antreten/
Was Mr Change angeht, so gebe ich zu, dass ich mich über mich selber gewundert habe, weil ich nämlich tatsächlich davon überrascht worden bin, dass ein bekanntermassen am untersten Ende der Intelligenzskala angesiedeltes Volk wie die Amerikaner nicht durchschauen würden, dass dieser Herr nichts anderes als Bush 2.0 ist…
Der langsame, aber stetige Abstieg der USA ist eines der wenigen erfreulichen Schauspiele dieser heutigen Welt.
Um ThorHa den Einwand zu ersparen, nein, das heisst nicht, dass etwas besser werden wird, sondern bedeutet nur, dass ich nachtragend bin und alles was ein fröhliches Grinsen auf mein Gesicht zaubert für erfreulich halte, einverstanden?
HansMeier555 ha detto:
Abstieg, Aufstieg, Play-Off:
.
Kulturell sehe ich überall nur Abstieg.
Und die Kultur ist letztlich der einzig relevante Parameter.
.
In den USA gibt es immerhin noch eine ernstzunehmende Literatur, Roth und Franzen und so. Da bin ich als deutscher Muttersprachler neidisch.
.
Das Kino scheint mir (geistig) ziemlich tot zu sein, und das weltweit.
Zur Musik muss ich nix sagen.
Das Theater … o je.
.
Kurz gesagt, die KUltur heisst heute Olympia, Fussball, Formel 1.
.
Aber auch dort geht es am Ende immer nur ums Rating, genau wie an der Börse. Auf welchem Platz D-land im Medaillenspiegel liegt. Die Sportarten selber interessieren KEINEN. Es geht nur darum, dass dieses nette Mädel jetzt für Deutschland Gold holt, und dass ist dann der große Glücksmoment.
Ebenso Fussball: Am Ende hat man im WM-Endspiel 120 Minuten hin- und hergekicke, und ein ödes Elfmeterschiessen.
Und der Rummel hat es den Leuten einzureden verstanden, das sei jetzt spannend und dramatisch.
achwas ha detto:
“Kulturell sehe ich überall nur Abstieg”
.
Hat es nicht auch mit dem Alter zu tun?
Ab 50 “sieht” man halt mit dem Hintergrund eines langen Lebens.
.
Gut tut es Jugendliche und Kinder in der Familie zu haben.
HansMeier555 ha detto:
Nein, es hat nichts mit dem Alter zu tun.
Sondern mit der Unmöglichkeit, für die Gegenthese irgendein plausibles Argument zu finden.
achwas ha detto:
? Aber – wenn man jung ist entdeckt man doch immer neues und begeistert sich.
Gegenthesen erkennen – ist eine nicht eine Fähigkeit, die durch das Leben (und der Bildung, die einem zugestanden wurde, denn Mädchen brauchen sowas nicht, hieß es ja früher.) erst später zum Tragen kommt?
.
Spielen Sie mit ihren oder den Nachbarskindern Tischtennis.
Großer Erkenntnisgewinn für beide.
Gemeinsames Lachen ist eine Brücke zu jedermann.
( Ich bitte das jetzt nicht als Respektlosigkeit zu werten, es soll nur ein
Beispiel sein)
Thorsten haupts ha detto:
Durchaus möglich, dass Sie Recht haben. Aber noch keineswegs zwingend. Zum einen dampfen im Rückblick Jahrhunderte auf Augenblicke zusammen, was die “kulturlosen” Zeiten zuverlässig überdeckt. Und zum anderen waren Zeitgenossen schon immer grottenschlecht darin, das wahrzunehmen, was ihre nachkommen dann unter Kultur einordneten.
Nur als Nebenbemerkung – die Aussage, es gebe kein “Kino” mehr, ist schlicht unzutreffend. Es kommen noch immer zuverlässig Filme auf den Markt, die verstören, aufregen, beeindrucken oder nachdenklich machen. Nicht mehr mit dem Holzhammer der siebziger Jahre, das ist sicher richtig.
Gruss,
Thorsten Haupts
pascha50 ha detto:
…”und die Kultur ist letztlich der einzig relevante Parameter.”
Nein, ist sie nicht!
Erst kommt das Fressen, dann die Moral, dann die Kultur!
achwas ha detto:
Läßt sich so der jeweilige “Aufstieg” der Nachkriegsgeneration beobachten?
Oder ist es nicht “alles” immer ein Kuddelmuddel, das man täglich neu
zu sortieren hat?
Harmlose Beispiel zu: Fressen, Moral, Kultur.
Ich habe damals zu meiner Tochter gesagt, als ihr Deutschlehrer,
der während ihres Gedichtvortrages seine Stulle “fraß”,
er sei womöglich zuckerkrank.
.
Ich war aber zu feige, weil es ein peinliches Thema war,
weil ich wußte, dass der mich in Grund und Boden reden könnte, außerdem meine Tochter Nachteile zu erwarten hätte,
zum Direktor gehen und “petzen” ging auch nicht.
.
Hinterher haben wir darüber gesprochen und kamen
zum gemeinsamen Ergebnis, dass die Grenzen zum handeln,
immer da ist wo ein anderer zu Schaden kommt.
.
Heute zweifle ich daran, weil man eh nicht weiß –
wer ist ich und wer der andere.
Und warum? :–)
.
So – jetzt wird geradelt und Löwenzahnwiesen bewundert,
bevor sie zu Pusteblumen werden… der Sommer rast viel
zu schnell!
Jeeves ha detto:
Wenn man jung ist, ist man noch recht doof. Mehr ist da nicht.
achwas ha detto:
Einerseits – ja – / und das ist auch gut so :–)
Andrerseits – nein – in dieser Zeit lernt man u.U. Sensationelles,
das einen ein Leben lang prägt.
z.B. Hanns-Josef Ortheil erzählt in seinen Büchern,
dass er erst mit 7 Jahren sprach.
Als sensibles Kind, schwieg er,
weil seine Mutter schwieg…
http://www.wdr3.de/literatur/ortheil100.html
pascha50 ha detto:
“Die Kultur heißt heute Olympia, Fußball, Formel 1”
Das ist das Grundprinzip jeder Dialektik:
Jede Fußballmannschaft ist nur so stark, wie die Gegenmannschaft sie spielen lässt!
Also ist jede Kultur nur so stark, attraktiv etc., wie die Gegenkultur sie sein lässt.
Jede Kultur hat ihren Tempel. Was den einen die Elbphilharmonie ( Wird 10x so teuer wie geplant…) ist den anderen der Nürburgring.
Was dem einen sein Bayreuth, ist dem anderen sein Bierzelt.
Ganz provokant-realitisch gefragt: Wieviel Prozent der Bevölkerung frequentieren die Opernhäuser…? 3%…5%…7%…?
Das Prekariat hat auch sein Recht auf Unterhaltung. Brot und Spiele eben…
NATÜRLICH kann man die Entwicklung bedauern, muss man die finanziellen Verflechtungen und Interessen offenlegen, aber die Formel 1 kann nichts dazu, dass die Kultur in DE nicht anspruchsvoller ist.
Hätte Hoeness auch noch für Bayreuth spenden sollen…?
Was soll die kulturelle Larmoyanz?
Es gab mal eine Zeit, da hat man den Tod der Literatur verkündet, da waren angeblich keine Gedichte mehr nach Ausschwitz möglich.
Durs Grünbein sieht das zum Glück ganz anderes.
Ich kann es leidvoll bestätigen: Trotz intensiver Leseförderung lesen Jugendliche nicht mehr. Nichts zu machen.
Sättigungsgrad erreicht.
Weder Druck noch Wärme können ihn erhöhen.
Die Jugend heute will spielen…und nicht das Lesevollkornbrot unserer Jugendzeit kauen.
Wii vs. Winnetou!
Vor 50, 60, 70 Jahren gab es halt keine Ablenkung durch Multimedia.
Ich liebe John Updike über alles, ich schätze Ph. Roth, ich lese Franzen.
Kann man das dem deutschen Schriftstellerverband vorwerfen, dass es nur die deutschen Großschriftsteller Grass, Walser, Handke, Lenz gibt…?
Achwas hat schon Recht: Es hat mit dem Alter zu tun.
HansMeier555 ha detto:
Die Opernhäuser spielen noch, aber gibt es noch Opern?
Die jünger sind als 100 Jahre und trotzdem jemand hören will?
Es gibt keine Musik mehr. Das ist das Problem. Und nicht dass 90 Prozent nie in die Oper gehen.
.
Adornos Spruch ist ja für sich genommen blöd. Aber gegen Durs Grünbein hätte er wohl nix gehabt.
Thorsten haupts ha detto:
Man kann eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass es keine Musik mehr gibt (nicht nur “keine Opern mehr”), wenn man Depeche Mode, Kraftwerk oder Kate Bush nicht kennt oder nicht ernst nmmt.
Gruss,
Thorsten Haupts
Filou ha detto:
180-Sekunden-Erlebnisse. Fuer mehr ist keine Zeit.
aristius fuscus ha detto:
Klar gibt es die: Katarina Ismailowa, die Nase, Wozzeck, Lulu, Mathis der Maler, Billy Budd, Peter Grimes, Dreigroschenoper, Mahagonny, Boulevard Solitude, König Hirsch, Phaedra, König Lear, die Liebe zu den drei Orangen, Dantons Tod, Die Kluge. Das war jetzt nur mal so aus der hohlen Hand ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Also kein Grund, den Untergang des Abendlandes herbeizufabulieren.
dreamtimer ha detto:
Es ist bemerkenswert, dass Sie sich an Adorno abarbeiten, der seit 44 Jahren tot ist. Gewiss, für ihn waren ästhetische Fragen immer solche ums Ganze, er war Gatekeeper der Avantgarde und trat für die lebendige Kunst seiner Zeit eintrat, die er, im Gegensatz zu fast allem anderen, dass sich mit ihm schmückte, mit einem Fortschrittspfeil versah. Ich kann verstehen, dass man das alles ablehnt, wie der Don, der seine Präferenzen klar macht, sie dann aber auch bewusst realisiert. Dagegen gibt es von ihnen nicht viel mehr als kulturpessimistisches Lamento und es ist nicht klar ersichtlich, was Ihnen eigentlich fehlt, was Sie gerne realisiert sehen möchten und vermissen. Moderne Musik, die so klingt wie vor 250 Jahren und die Ihnen von einem gespiegelten Adorno als Große Kunst vorgestellt wird?
Filou z.B. scheinen Barockopern nicht zu fehlen, denn er kann sie jederzeit hören. Er hat Zugang zu seinen Drogen. Bei ihm habe ich den Eindruck, es geht ihm wirklich um sie und nicht um die Bedeutung, die ihnen beigemessen wird, also die Möglichkeit durch sie an Status zu gewinnen. Natürlich kann man das auch wollen und dann ist es v.a. das, was man genießt und einem verwehrt wird durch professionelle Kunstkritik, Semiotik, Verwissenschaftlichung usw. Es ist dann wie bei den erregten und mit Hass erfüllten Leserbriefschreibern der FAZ, Leuten mit echtem oder gefaketem Doktor-Titel, die wie trotzige Kinder aufstampfen und “dann bin ich eben Banause!” hinschreiben, womit sie ihr Überich bestrafen wollen oder es zumindest zu provozieren versuchen und natürlich passiert nichts. Das Überich meldet sich nicht, der spekulative Kunstmarkt auch nicht. Niemand wird sie trösten oder auch nur korrigieren. Freilich ist auch Adorno so ein Überich und er wird sich auch nicht melden.
HansMeier555 ha detto:
@aristius fuscus
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Sind aber alle zusammen nicht halb so populär und wie eine x-beliebige Mozartoper und auch schon alle über 50 Jahre alt.
Was 1960 kam, ist nur noch Esoterikern bekannt.
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Die Unterhaltungsmusik hat leider genau denselben Niedergang erlebt: Vergleichen Sie mal Johann Strauss mit den heutigen Musicals und behaupten dann im Ernst, da gäbe es keinen Niedergang.
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Das Allertraurigste ist, dass keiner den völlig offensichtlichen Befund wahrhaben will.
Diese unfassbare Bedürnislosigkeit, die dahinter zu tage tritt: “Uns fehlt nichts”.
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Mir schon! Ich muss nur einmal oberflächlich in irgendeine x-beliebige Epoche zwischen 1400 und 1900 hineinlinsen und spüre sofort, dass heute was fehlt.
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Ich finde es lustig, wie man da gleich persönlich wird: Wer die Gegenwartskunst nicht anerkennt, ist zu alt, hat zuwenig Kontakt mit Jugendlichen, ist larmoyant, und so weiter.
Da könnte ich umgekehrt ebensogut fragen, welche Eigenschaften dafür verantwortlich sein könnten, dass die Betriebsangehörigen den offesnichtlichen Befund leugnen. Da habe ich für Klimaskeptiker noch mehr Verständnis.
Thorsten haupts ha detto:
“den offesnichtlichen Befund leugnen”.
Scheint nicht offensichtlich zu sein, das beweist Ihre Einzigartigkeit.
Gruss,
Thorsten Haupts
Filou ha detto:
Und dann nicht zu vergessen “Nixon in China”, “Der Kniefall von Warschau”, Trittbrettfahreropern mit verkrampfter Suche nach politischer Relevanz, die zu der Zeit ueberall gefordert wurde.
Mal ‘ ne Frage: Welcher Komponist des 20ten Jhdt. wurde mit aehnlich grossem Pomp begraben wie seinerzeit Haendel?
Ich fuerchte sehr, dass diese Noeltuete A.L. Webber und die bebrillte Kitschbacke Elton John vom Volk gross betrauert werden.
Aber das Volk konnte sich auch an einer verspulten Adelsschnatze das Herz waermen.
Wie sagte mal eine, von mir nicht sonderlich geschaetzte Comedytante: “Ihr Linken traeumt von der Diktatur des Proletariats. Dat haben wir doch laengst!”
Fuer solche Leute ist eben auch John Lennon ein Intellektueller.
Nachbarin, gebt mir einen Roten von Eurem Flaeschchen. Prost!
aristius fuscus ha detto:
@HM555: Ich wüsste zwar nícht, wo ich in meiner Replik persönlich geworden wäre, entschuldige mich aber trotzdem sicherheitshalber. Dass das alles über 50 Jahre alt ist stimmt übrigens nicht, könig Lear hat ca. 35 Jahre auf dem Buckel, Phaedra ist 2007 uraufgeführt worden.
Der Befund ist für mich alles andere als offensichtlich, das kann natürlich an meiner Begriffsstutzigkeit liegen, aber vielleicht ja auch daran, dass ich anderen Hörerlebnissen gegenüber etwas aufgeschlossener bin? Lassen wir das mal offen, zumal ich die Begriffsstutzigkeit auch nicht ausschliessen kann.
Wenn wir uns aber die anderen Epochen anschauen: zumindest gegenüber den Barockopern haben wir doch qualitativ erheblich zugelegt. Die wirken von wenigen Ausnahmen abgesehen wie am Reissbrett entworfen und am Fliessband produziert, ein konsequent durchgearbeitetes Meisterwerk wie Phaedra hinterlässt demgegenüber Eindrücke, die noch jahrelang nachwirken. Barockopern hat man schon wieder vergessen, wenn man an der Garderobe seinen Mantel abgeholt hat. Das gleiche gilt auch für den Grossteil der italienischen Opernproduktion des 18. und 19. Jahrhunderts (Verdi ist die grosse Ausnahme). Recht geben kann ich Ihnen nur was die in der Tat traurige Zeit des Serialismus von ca. 1965-1985 angeht, seither hat das Musikschaffen eine Dynamik und Lebendigkeit angenommen, auf die Zeitgenossen anderer Epochen wohl mit Neid geblickt hätten.
HansMeier555 ha detto:
Lieber aristus fuscus,
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das nehm ich nicht persönlich und weiss gar nicht mehr von wem es kam: Aber es gibt schon so ein Argument: Wer zeitgenössische Musik nicht mag, ist alt und verstockt. Und solche Rhetorik finde ich blöd, egal von wem sie kommt und wer damit gemeint ist.
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Die Dynamik und Lebendigkeit des Musiklebens seit 1985 ist mir leider verschlossen geblieben. MUss zugeben, dass ich mich auch nicht besonders bemüht habe. Bin wohl zwischen 1965 und 1985 (hahaha) dermassen vergrault worden, dass ich jetzt gar keine Lust mehr habe, Zeit und Energie darauf zu verwenden, mich diesen Geräuschen “zu öffnen”.
Wissen Sie, das ist ja das Schöne an der klassischen Musik: Sie kommt von sich aus zu einem, sie wirbt für sich, sie zeigt sich von der attraktiven Seite, sie will nicht jahrelang “enträtselt” werden um einem hinterher zu sagen, dass man halt zu blöd ist, wenn man nicht draufkommt.
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Sehen Sie die Musik des 16. oder 17. Jahrhunderts entschliesst sich auch nicht leicht und Gregorianik klingt erstmal nur monoton, aber am Ende kann man sie sich doch erschliessen und Genuss daran haben. Beid der sog. Neuen Musik gelang mir das nie.
Und warum sollte ich? Wenn mir langweilig ist, dann probiere ich alles mögliche aus, aber nicht das.
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Dank an Filou und volle Zustimmung.
Thorsten haupts ha detto:
@Pascha50:
ich würde bezüglich Literatur einmal einen Blick über den typischen E-Tellerrand hinaus empfehlen. Es gibt viele hochspannende Werke im Bereich Science Fiction, den konventionelle Romankritiker und -leser nicht einmal kennen, weil sie ihre Unkenntnis mit der Gleichsetzung von Science Fiction = Perry Rhodan zum betonharten Urteil verdichtet haben und alle “Gebildeten” ihnen das nachplappern.
Gruss,
Thorsten Haupts
pascha50 ha detto:
Herr Haupts, wenn Sie argumentativ – inhaltlich – sachlogisch auf dem Kommunikationshighway unterwegs sind, können nur noch wenige mithalten.
Das ist ein Axiom, das der Überprüfung in der Realität standhält!
Manchmal entwickeln Sie aber einen Furor, der Sie dazu veranlasst, in alles zu beißen, was sich bewegt.
“You can’t see for looking”, sagt man in GB.
Auf gut Deutsch: Eine Lösung haben Sie, aber die passt nicht zum Problem!
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HM555 beklagt, dass die hohe Kultur einen gewissen Niedergang erlebt.
Zu dieser Aussage kann man ihm nur zustimmen.
Meine Antwort ging auf die Relativierung von E- und U- Kultur ein und vor allem darauf, dass man den Niedergang von E nicht U anlasten kann.
Auf HM555s Klage, dass es keine gute Musik mehr gäbe und vor allem keine Opern (Ob man das beklagt und bedauert, ist eine völlig andere Frage!), antworten Sie mit
“Depeche Mode” und “Kraftwerk”.
Filous richtige Antwort: 180 Sekunden Erlebnisse.
Ich würde ergänzen: Akustische Quickies.
Kraftwerk : Tannhäuser = Simpsons : Faust
Sie stellen allen Ernstes eine Einzelperson ( Kate Bush) dem Niedergang einer Musikgattung (Opern) gegenüber…?
E = U ??? Das haben die Deutschen noch nie akzeptiert und werden es auch nicht tun.
Auf der Musikebene kann ich nicht mitreden. Da kloppen Sie sich mit anderen, bitte.
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Aber was der ironische Hinweis auf Science Fiction soll, verstehe ich im Zusammenhang mit meiner Argumentation, “Formel 1 und Megasportshows sind nicht für den Niedergang im E-Bereich verantwortlich zu machen”, überhaupt nicht.
Genausowenig, wie RTL etwas für die Unfähigkeit von ARD und ZDF kann, gute Unterhaltung zu bieten. Bei einem Etat von mehr als 8 Milliarden €…
“Rundfurzgebühren”- sehr passender Neologismus, HM555!
Ich kenne Stanilaw Lem und halte das natürlich für gute Literatur. Warum Sie sich aber überhaupt als Ehrenretter von Science Fiction in die Bresche werfen, bleibt Ihr Geheimnis.
Ich beklage doch nicht den Niedergang der Literatur- wenn Sie bitte nochmals nachlesen.
Ich habe auch Jack Kerouac mit großem Vergnügen gelesen.
Aber Roth bleibt up dike…
Böser Verdacht:
Sie schlagen den Paschasack und meinen den Meieresel…
P.S. Ich mag und schätze ThHa ohne Furor. Und ohne Kleinkleintaktik.
Thorsten haupts ha detto:
Können wir kurz machen – falscher Adressat, sorry. HM555 war gemeint, auch wenn seine Klage bezüglich Literatur etwas älter ist (aber perfekt zum Kontext passt).
Zur Science Fiction (durch Lem getriggert, weil schon sehr alt):
Versuchen Sie´s mal mit David Brin (“Sternenflut”), Dave Simmons (“Die Hyperion Gesänge”), Vernor Vinge (“Eine Tiefe am Himmel”), China Mieville (alles), Greg Bear (“Blutmusik”). Da ist alles drin, was Romane angeblich “relevant” macht, gute Literatur ist es obendrein.
Gruss,
Thorsten Haupts
achwas ha detto:
Narziss schaut in den Spiegel und wundert sich jeden Morgen,
wie es die andern nur ertragen können, nicht so zu sein wie er.
achwas ha detto:
hoppala, das galt TDV den Flickflack-Großmeister.
achwas ha detto:
Es muss natürlich heißen: “dem” ….
Und hier – Georg Schramm, ganz leise
http://www.youtube.com/watch?v=aod4i8HP4OY
Tyler Durden Volland ha detto:
Wer etwas zeitlichen Aufwand nicht scheut für den gibt es eine hörenswerte UNterhaltung, u.a. mit Frank Schirramcher unter der Überschrift “über die Manipulation unserer Weltbilder am Beispiel der Idee, dass unsere Gesellschaft immer egoistischer werde. ” hier:
http://alternativlos.org/29/
Thorsten haupts ha detto:
Ich habe eine halbe Stunde lang aufmerksam zugehört. Und leider nichts erfahren, was ich nicht schon wusste. Trotzdem danke für den Tip – die Spieltheorien samt deren empirische Überprüfungen in zuerst sehr einfachen, mittlerweile sehr viel komplexeren Feldexperimenten sind ein hochspannendes Thema.
Und liefern eine Antwort darauf, ob der Mensch ein altruistisches oder ein egoistisches Wesen ist. Wie erwartet lautet die Antwort: “Kommt drauf an”.
Abgesehen davon habe ich Schirrmachers Buch aufmerksam gelesen. Seine gesamte Argumentation steht und fällt mit einem Axiom, das ich für mich einmal so zusammenfasse: “Das Kernproblem der Finaninstitutionen sind Softwareprogramme und Modelle, die nach Annahmen der Spieltheorie auf deren Stand im Kalten Krieg geschrieben wurden und das Handeln der Finanzinstitutionen mittlerweile fast vollständig beherrschen”.
Das Axiom hält seiner Überprüfung in der Realität nicht stand. Und damit die darauf aufbauende Argumentation auch nicht.
Gruss,
Thorsten Haupts
dreamtimer ha detto:
Wie geht die Widerlegung?
pascha50 ha detto:
Die Division einer Zahl durch Null ist nicht erlaubt.
Das ist ein Axiom.
Whl der Frage: Wie geht die Widerlegung…?
Thorsten haupts ha detto:
@Dreamtimer:
Ebenfalls ziemlich einfach. Liest man die Werke der relevanten Fachleute (Stiglitz, Roubini et al.) und streicht moralische und Nebenüberlegungen ist die Ursache der Finanzkrise relativ simpel:
1) Man stattet Banken über geringe Eigenkapitalanforderungen und Derivate mit einem viel zu langen Hebel zur Spekulation aus (1 Euro eigenes zu 100 oder 1000 Euro Spielgeld)
2) Also wurden viele dieser Spekulationen über Kredite (im weitesten Sinne, Fremdkapital) finanziert
3) Als die Werthaltigkeit der Spekulationen wie ihrer Sicherungen fraglich wurde und die erste grössere Bank (Lehman) pleite ging, trauten Banken sich gegenseitig nicht mehr (weil niemand wusste, wieviele faule Spekulationen der andere in seinen Bilanzen verbarg)
4) Als Folge trocknete der Kredithandel zuerst zwischen den Banken und danach von den Banken in die Realwirtschaft aus (DARIN lag die eigentliche “Systemrelevanz”)
Nichts davon ist ursächlich auf Algorithmen oder Software zurückzuführen, es war ein simples Spiel falscher Anreize und schlecht gesetzter (gesetzlicher) Grenzen.
Gruss,
Thorsten Haupts
Thorsten haupts ha detto:
@Pascha:
In der Mathematik ist das theoretisch richtig, in der Physik nicht.
Eine Widerlegung ist auch in der Mathematik möglich, allerdings nur indirekt, indem man betrachtet, welche Folgen das Zulassen der Division durch Null hätte (unter der Annahme, die anderen Axiome der Mathematik blieben gültig).
Gruss,
Thorsten Haupts
georgi ha detto:
Axiom…
Ein Axiom kann per Definition nicht widerlegt werden. Und: Axiome gibt es in der Physik nicht, nur in der Mathematik. Axiome sind Grundannahmen eines mathematischen Modells, die an den Anfang der Deduktionskette gestellt werden, damit aus ihnen Lemmata, Corollare und Theoreme gefolgert werden, alles das, was die Menschheit “Mathe” nennt. Axiome sind soetwas wie die Hausordnung der PiratinnenKon; ziemlich willkürlich also. Deren Regeln kann man nicht widerlegen sondern nur für unbrauchbar befinden. Da meinten die Mathematiker, es sei gut & richtig so, nicht zu erklären, was das Ergebnis bei der Division durch 0 ist. Irgendein Quotient bei Division durch 0 ist nie berücksichtigt worden bei der ganzen Mathematik und so erhält man immer mal wieder falsche Resultate, wenn man durch 0 dividiert. Das ist wie Software, die für einen bestimmten Testfall nicht funktioniert. Deswegen heißt es: “Du sollst nicht durch 0 dividieren!!!” Das muß man acceptieren, wie einen unbegründeten Rauswurf bei der PiratinnenKon.
georgi ha detto:
Thorsten Haupts (Systemrelevanz)
Deine Erklärung erklärt nicht, warum Banken unter allen Umständen überleben müssen, warum die Realwirtschaft auf dem Trockenen sitzt, wenn sich die Banken gegenseitig nicht vertrauen oder pleitegehen. Investitionen kommen doch nicht zustande, nur weil es Banken gibt, sondern weil Kapital sich verwerten will. Und wenn es überhaupt keine Banken mehr gäbe, die den Mittelstand finanzieren, dann machen die Gewinner der Finanzkrise, die es geben muß, weil die ganze Derivatewirtschaft ein Nullsummenspiel ist, halt Banken auf, die die Pleitebanken ersetzen.
dreamtimer ha detto:
Wer ist eigentlich dieses “man”, dass die Banken mit Kapital ausstattet, “falsche Anreize” setzt und schlussendlich gegen ihre eigenen Produkte Wetten abschließen lässt, von denen die Akteure ja auch wussten, dass sie nichts taugten? Wer stattet sie denn jetzt stattdessen mit Kapital aus, setzt Anreize und weiß was sie tun?
Thorsten haupts ha detto:
Das “man” sind wir, vertreten durch unsere Parlamente.
Und das “man” reagiert jetzt, über Eigenkapitalanforderungen, die um 300% erhöht wurden, über Finanztransaktionssteuern, bankeninterne Abwicklungsplanvorschriften, europaweite Bankensicherungsfonds etc.
Was ich mir noch wünsche ist eine Beschränkung der Derivate und Derivat-Derivate. Wenn etwas zu 1% nützlich und zu 99% potentiell gefährliche Spekulation ist, liegt eine Einschränkung nahe.
Gruss,
Thorsten Haupts
georgi ha detto:
Noch besser wäre es, man regelt es so, daß ein Untergang einer Bank keine gravierende Folgen hätte, so daß sie in Ruhe urplötzlich in einem Loch in der Erde verschwinden könnte. Bei Holzmann war es ja auch kein Problem.
Thorsten haupts ha detto:
Genau darauf laufen alle Reparaturmassnahmen im Kern hinaus – eine beliebige Bank wieder in Ruhe pleite gehen lassen können, nachdem sie erfolgreich die neuen Hürden beim Pleitemachen überwunden hat.
Gruss,
Thorsten Haupts
Thorsten haupts ha detto:
@Tyler:
“… sondern ihre Interpretation.”
Weshalb ich sie explizit vorausgeschickt habe. Danke für die Klärung.
“Die von Ihnen angeführte „Zusammenarbeit mit den Steuerbehörden“ darf sich künftig also gerne darauf beschränken Steuerschuld, plus Geldstrafe bezahlen, und auf den pünktlichen Antritt der Gefängnisstrafe.”
Nur sind Fachleute sowohl aus den Finanzgerichten als auch aus den Steuerfahndungsbehörden entgegengesetzter Auffassung. Was für mich schwerer wiegt als Ihre Meinung.
Gruss,
Thorsten Haupts
Plindos ha detto:
Schaun Sie, Fußball!!!
Ein weites Feld tut sich auf. Schon im 3. Jhdt. v. Chr kannte man diesen Sport, der sich unter der Zhou-Dynastie weiter ausbreitete. Auch in Mesoamerika, bei den Mayas kannte man das Ballspiel zum Vergnügen aber auch
für rituelle Zwecke.
Der “richtige” Fußball entwickelte sich im England des 19. Jhdt.
bei den Proletariern derboomenden Industriealisierung als repräsentatives Massenvergnügen.. In seinen Anfängen ging es eher nichr gesittet, sondern brutal und unfair zu. Aufgrund von Verboten durch die Krone kamen doch schließlich Reglements auf.
Damit leite ich über zu dem Grüppchen der 20 Fans. Man sollte doch Toleranz (und sei es repressive) walten lassen, Schliesslich werden hierbei aktionistische uralte Atavismen freigesetz und spielerisch erprobt, Ggf. als Ersatz für kriegerische Handlungen. Seinen wir doch mal ehrlich, wo kann ein junger Mensch so voller Inbrunst in Gefahr und Spiel ergeben? Zumal die Schule der Nation, das Militär mit der Wehrpflicht, einer öden Berufsarmee weichen muß.
Die jungen Menschenkönnen im öffentlich gehegten Raum (Piazza) soziodarwinistische Muster (Patterns) durchdeklinieren. Der Lernprozess für diese aufgeweckten jungen Fans, homo homini ludens, und ihr Tun ist von immenser, nicht zu unterschätzender Bedeutung. Spielerisch erproben sie coram publico wie man als Minoritätengruppe gegenüber der Majorität sich Raum und Beachtung verschaffen kann. Einübung in Demokratieund Berufsleben par excellence.Was bedeuten uns da schon einige Kollateralschäden? Das muß in Kauf genommen werden damit dieses ausgezeichnete Kulturgut weiterhin der Menschheit zum Nutz und Frommen, und zur Refexion darüber, dienen möge.
pascha50 ha detto:
DAS ist Sportsoziologie in Kürze- aber am Hochreck!
Gratulation, Plindos.
Auf diese zwingend-einleuchtende Argumentation lässt sich sogar der Fußballverächter pascha50 ein, der als Schüler, wie alle unsportlichen Flaschen ohne Ehrgeiz, ins Tor gestellt wurde, weil er dort am wenigsten Schaden anrichtete.
Ich habe den Alphawölfen im Sport und bei den attraktivsten Schülerinnen immer das Feld überlassen.
Den Grund dafür hat mir mein dt. Lieblingsautor, Martin Walser, erst 40 Jahre später als Meßmers alter ego geliefert:
” Es gibt ein Glück des Unterlegenen, von dem der Überlegene keine Ahnung hat.”
Lisbeth Heuse ha detto:
Tyler Durden Volland – was die Finanzsoftware betrifft, glaube ich, dass es da Möglichkeiten gibt, die keiner auf den Tisch zu legen wagt. Software enthält immer Fehler. Man kann auch bewusst Fehler einbauen. Mit etwas Hackererfahrung kann man selbst during runtime seine Finger reinstecken und die Variablen für kurze Zeit ein bisschen variieren. Mit etwas Phantasie kann man sich ausmalen, was böse Buben (Hacker sind meistens männlich) alles anstellen können – oder beauftragt werden können, anzustellen. Wer garantiert, dass die Banker mit ihrem Spieltrieb sich mit S/W austoben, die wirklich das tut, was sie zu tun scheint?
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Die diskutierten Basler und sonstigen Vorschriften a la Schäuble und Steinbrück betreffen nichts von dem: Quality and Security Control in der S/W Entwicklung und Anwendung.
.
Mir sind schon sehr amüsante S/W Fehler über den Weg gekommen. Mein erster richtiger Vertrag betraf genau das Thema. Das mathematische Institut in St. Augustin hatte für die Bundesanstalt für Raumordnung in Bad Godesberg das deutsche Eisenbahnnetz digitalisiert. Aber die Schienen der Mathematiker passten einfach nicht auf deren Karte der Raumanstalt mit Ländergrenzen, Strassen und Flüssen. Schuld war ein klitzekleiner Denkfehler, den man mit 10 Zeilen Fortran Code korrigieren konnte. Den promovierten Herren im mathematischen Institut war das sehr peinlich. Zuerst wollten sie mir (einer Frau!) nicht glauben. Die Raumordner aber bezahlten mir vertragsmäßig sex tausend DM für die Lösung.
Filou ha detto:
“sex tausend”? Vergleichsweise billig. Andere muessen tausend sex echt loehnen.
Plindos ha detto:
Treffen sich zwei “Damen” in einer Eckkneipein Balin
Na, wieviel machst Du denn so für einmal, frägt die Erstere. Tja, sexhundert, so die Antwort.
Und Du?
Sex Nummern in der Baubude aufm Tisch und sex Splitter im Po fürs gleiche Geld. Zusammnengenommen.
Lisbeth Heuse ha detto:
Ich hatte da mal ein S/W Project von dem mein kleiner Bruder, der eine Firma auf dem Gebiet hat, sagte: “Das kriegst du nie hin, das dauert 5 Jahre und kostet 20 Millionen” ….. Um die werte Leserschaft nicht zu langweilen, werde ich das Ergebnis verschweigen und nichts mehr schreiben.
Filou ha detto:
Oooch, doch nicht immer gleich die beleidigte Leberwurst geben. Wir lieben Sie doch alle. Darum neckt man sich.
pascha50 ha detto:
Gnade, Frau Heuse, Gnade:
Bitte, posten Sie EINEN, nur EINEN einzigen Kommentar OHNE Eigenlob, ohne die detaillierteste Darstellung, dass SIE die Größte, Schlauste, Beste von allen waren…
Waren die sex(sic!) tausend DM Teil der 27%igen Gehaltserhöhung, die Sie bekamen oder ging das extra…?
Dass Sie auf Grund EINER einzigen Zugfahrt, während der Sie das private soziale Geräusch von 2 Frauen nicht ertrugen, da Sie verboserweise nicht integriert wurden,nicht mehr mit der Deutschen Bahn fahren wollen, wie Sie in der FAZ verraten haben, findet die Oberbahndirektion, deren Schienennetz Sie dankenswerterweise digitalisierten, sicher sehr bedauerlich.
Vielleicht bekommen Sie ja auf Antrag eine Bahn Card 100…?
DER STÜTZENSALON IST EIN ICE, soz. ein Salonzug! q.e.d.
Lisbeth Heuse ha detto:
Für die nächste Tour habe ich mir längst Flugkarten gekauft.
Plindos ha detto:
Sie haben mit Sokrates recht. Er hat in seinem raffinierten, scheinbar naiven und impertinenten Fragen mt der Stilfigur Litota λιτότης gearbeitet. Es zierte ihn die scheinbare Bescheidenheit mittels der doppelten Verneinung. Der Schwächere
gegenüber dem Stärkeren erweist sich mittels seiner Schwäche als der Stärker.
Die Deutschen z. B. gewannen im WW II die meisten der großen Schlachten—nur eben die letzten nicht.
Lisbeth Heuse ha detto:
Es zwingt Sie ja niemand meine Kommentare zu lesen. Ich hätte da übrigens noch viel bessere S/W bugs in petto. Aber 6.000 DM für 10 Zeilen Code habe ich nur einmal gekriegt (man musste halt nur auf die Lösung kommen). Vom Verdienst dieser S/W bugs und ähnlichem kann ich mir jetzt einen Rechtsfall gegen die deutsche Regierung leisten (eines dicken legal bugs auf deren Seite wegen) – was Sie wahrscheinlich auch wieder als Eigenlob klassifizieren werden.
pascha50 ha detto:
Frau Heuse, es liegt mir völlig fern, irgendwem irgendetwas vorzuschreiben, worüber er / sie schreibt oder plaudert oder schimpft.
ALLES ist willkommen.
Was mir nur unangenehm aufgefallen ist, das ist die Doppelmoral, mit der Sie sich über die 2 Frauen im Zugabteil erheben- und hier in dem Salonzug GENAU das Gleiche machen.
Bis auf den i-Punkt identisch: private, persönliche, detaillierte Lobeshymnen.
Dass Sie aufgrund EINER für Sie unangenehmen Kommunikationssituation im Zug schwören, nie mehr mit der DB zu fahren…spricht für sich.
pascha50 ha detto:
…es gibt natürlich auch ein Glück des Überlegenen, von dem die Dummen keine Ahnung haben, aber leider wohnt der in Japan…
Altruistischerweise bietet die Springerpresse eine Lösung an
( siehe: homepage “Welt”):
JAPAN LIEGT NÄHER ALS SIE GLAUBEN.
DIE RICHTIGE ZEIT. DER RICHTIGE ORT.
Air France 679.-€
Tyler, wir kommen zum Tee. Holen Sie uns am Flughafen Tokio ab…:)
Filou ha detto:
Und stellen’se schon mal den Calvados warm.
colorcraze ha detto:
Ich nehm erstmal mit Miso-Suppe, Algensalat, Sashimi, Sushi (viel Gari, bitte) und grünem Tee vorlieb; würde dann aber gern zu Pflaumenwein und Sake übergehen und am nächsten Tag einen Ausflug zu so einem Thermalbad machen wollen, in dem man die Sakekästchen lustig schwimmen läßt.
Am übernächsten Tag geht dann die Essenssuche nach Gebäck, speziell Süßem und warmem Essen jenseits der Nudelsuppe los.
Tyler Durden Volland ha detto:
Also… wie viel denn nun? Drei?
Pascha, von meinem Haus sind es 2,5 Stunden mit der S-Bahn und kostet 30 Euro hin und 30 zurück. Ich beschreib Ihnen wie sie allein herkommen.
Filou, sorry, kein Calvados, sie müssen mit Courvoisier XO vorlieb nehmen.
Colorcraze, haben wir alles im Hasue ausser Sashimi, das wir vorbestellen müssen, Sushi wird innerhalb 30 Minuten geliefert.
Sake ist immer da (meine LIeblingssorte) und den Ume-shu macht meine 85jährige Schwiegermutter jedes Jahr von den Pflaumen im eigenen Garten….
Widerlich süsses Gebäck, da sind sie in Japan richtig. Ich esse lieber selber Gebackenes.
Bitte. Guten Käse mitbringen, mindestens Schweizer Emmentaler und echten Parmesan… dazu Kräutertee und eine Kilopackung Darjeeeling von der Teekampagne.
Kommt ihr alle drei zusammen oder nacheinander ?
colorcraze ha detto:
Käse wär keinerlei Problem (echten Parmesan gab es bisher in jedem Lebensmittelgeschäft hier in der Nähe, Emmentaler meist nur nichtschweizerische Imitationen, aber bei Rogacki und Kaiser’s gibts bestimmt auch den echten schweizerischen. Aber ich würde ja eher den guten Rohmilch-Greyerzer nehmen. Der hat richtig Geschmack.), weil fußläufig im Radius von unter 1 km zu besorgen, ob sich der Teekampagnen-Darjeeling noch auftreiben läßt, müßte ich erst sehen, für Kräutertee (allerdings nur in nicht so ansprechender Qualität; ansonsten kuvertierte Mischungen in sämtlichen Läden) gäbs ebenfalls einen Laden in besagter Nähe.
Aber was wird der Zoll dazu sagen? Zwar ließen mir New Yorker und Melbourner Zöllner augenschließend schon meine mitgebrachten Äpfel, Brote und Würste, zumal es eine in 1 Tag aufzuessende Menge war, aber wie es mit Käsepaketen so ist, weiß ich nicht. Hat da wer Erfahrungen?
(Keine Angst, ich rücke Ihnen nicht auf die Pelle, dazu ist die Reisekasse zu mager.)
Tyler Durden Volland ha detto:
Ich kann sie beruhigen, der japanische Zoll lässt mich nach DE besuchen stets einen ganze Koffer voller Lebensmittel einführen.
In Australien sollten sie das lieber nicht probieren….
colorcraze ha detto:
Aber das abartig süße Gebäck interessiert mich, das bekommt man bei hier gastronomisch tätigen Japanern nämlich nicht. Hat das auch noch ein bißchen Geschmack (Frucht, Nuß, Honig z.B.), oder ist das eher wie das türkische Massenbaklava so fad-süß?
Tyler Durden Volland ha detto:
Es ist Creme und Sahne. Ein putziges Stück Erdbeertorte besteht zu 90% Creme/Sahne und eine (EINE) Erdbeere oben drauf.
Ein Becher Sahne in der in DE erhältlichen Grüsse ist in Japan nicht auf dem Markt weil unbezahlbar. Saure Sahne gibts in einer Art Fingerhutgrösse zu vier euro.
Nein, mit Baklava hat das aber nichts zu tun, sehr zu meinem Leidwesen mit Frucht auch ganz, ganz selten. Wenn man hier Photos reinstellen könnte, würde ich mal die Auslage in Obstläden hier veröffentlichen. Wenn ich die Preise der über und über mit Pestiziden versauten Früchte hier reinschreibe, glaubt das wieder keine Sau.
Eine schöne Wassermelone, im richtigen Laden, kann sie schon mal um über 100 Euro erleichtern.
Ich mich aufs eigene Kuchen und Brot Backen verlegt.
Ich wusste nicht, dass Sauerteig letztlich so einfach ist….
Bleiben sie bei Australien, bessere Lebensqualität finden sie nirgends,,,,
Filou ha detto:
Tyler, Fotos hochladen geht hier: http://www.fotos-hochladen.net/
Will Sahnetoertchen gucken.
Filou ha detto:
dreamtimer (maggio 11, 2013 alle 2:07 pm), Barockopern sind mir keine Droge, vielmehr die Freude an stimmiger Aesthetik, dem liebevoll kunstreich Gearbeiteten. Ich sitze dabei, immer am Rand, ich gehoere nicht in diese Welt, ich betrachte sie nur.
Es ist eine Welt, die dem Sinnvollem, auch Effizienten, immer etwas ueberfluessig scheinendes Schoenes hinzufuegt. Das macht das Praktische ertraeglich.
Was uns heutzutage zu fehlen scheint, ist der Wille harsche Zustaende mit Kunst zu sabotieren. So hintenrum, dass es direkt keiner merkt. Statt dessen praktiziert man heute den anklagenden direct approach mit untauglichen Mitteln. So wird aber kein Herz und kein Hirn beruehrt sondern nur das Ressentiment.
Plindos ha detto:
Werter Maître Filou. Sie habenS getroffen. Dazu gehört aber auch die Ästhetik einer
schonungslosen und gründlichen Revision zu unterziehen. Seit über einhundert Jährchen plappert der Betrieb immer wieder aufs Neue von der Avantgarde, welche aber entweder schon längst verblichen oder aber unter schwerster Demenz leidend umme Ecke verschwunden ist. Fröhlich sei der Mensch und gerissen.
pascha50 ha detto:
“Was uns heutzutage zu fehlen scheint, ist der Wille, harsche Zustände mit Kunst zu sabotieren.”
Richtig, Filou, das fehlt.
Aber Hegels Erkenntnis, dass die Moderne durch ein “unglückliches Bewusstsein” gekennzeichnet ist, lässt sich nicht einfach so / so einfach aufheben.
Moderne Helden sind zu allem Höheren unfähige, in die Umstände eingeklemmte, banale, mit sich selbst uneins seiende “Dutzendfiguren”.
Die moderne Romanfigur ist eine geängstigte, geplagte, extrem stumpfe, extrem gespaltene oder extrem intellektuelle Kreatur. ( vgl. P.K.Kurz )
Die “transzendentale Obdachlosigkeit der Welt” ( G. Lukacs ) kann doch nur ein unglückliches Bewusstsein hervorrufen, das auch nicht durch die von Bloch geforderte “Umgestaltung der Welt zur Heimat” aufgehoben werden kann.
Die Religion wurde von der Literatur abgelöst- um den Preis der Aufgabe affirmativer und / oder positivistischer Inhalte und Gehalte.
Außerdem würde / wird jeder, aber auch wirklich jeder Versuch eines bildenden Künstlers oder Schriftstellers, affirmative Kunst zu produzieren, von den Kunstkritikern und Rezipienten in der Luft zerrissen…
Aber das Bedürfnis, dass Herz und Hirn berührt werden mögen, das bleibt.
Es ist ein seelischer Phantomschmerz.
Es gibt keine Seele, aber ihre Abwesenheit tut dennoch weh.
Die Psyche im Hirn ersetzt keine Seele. Alas.
Filou ha detto:
“Die moderne Romanfigur ist eine geängstigte, geplagte, extrem stumpfe, extrem gespaltene oder extrem intellektuelle Kreatur..”
Jau! Das verdanken wir unserer Nachkriegsliteratur, deren Verleger mangels Alternativen solche Boells, die unter anderen Umstaenden wahrscheinlich Heimatdichter geworden waeren, in die Schulbuecher hievten.
Thorsten haupts ha detto:
Dafür danke!
pascha50 ha detto:
Ooch, Filou, da sitzen Sie argumentativ aber am GANZ kurzen Hebel…
Und Sie fallen definitiv auf den Hinterkopf.
Auf Böll kann ich zum Belegen o.g. These, die sich ja nicht EIN spleeniger verstaubter Germanistikprof ausgedacht hat, gerne verzichten.
Wieviele moderne Romane soll / muss ich aufzählen…?
Welche erkennen Sie an…?
Mann, Tod in Venedig ?
Flaubert, Madame Bovary ?
Fontane, Effi Briest ?
A. Döblin, Berlin Alexanderplatz ?
W. Koeppen, Tauben im Gras ?
M. Walser, Halbzeit ?
Ph. Roth, Portnoy’s complaints ?
J. Updike, Ehepaare ?
Kundera, Unerträgliche Leichtigkeit des Seins?
P.S. Was haben Sie denn gegen Bölls Roman “Ansichten eines Clowns” als
Belegnachweis für die These der extrem stumpfen, gespaltenen, intellektuellen
Kreatur…?
Hans Schnier hat für gewaltige Aufregung in den 60ern gesorgt!
Besser als Kurz und Frenzel die Befindlichkeit des modernen Menschen
zusammengefasst haben, kann man es nicht darstellen.
Es sei denn, Sie halten alle Germanisten für Idioten…!?
Bitte um EIN Gegenbeispiel eines modernen Romans,
für den die o.g. Theorie Ihrer Kenntnis der mod Literatur nach nicht stimmt…!
( J.M. Simmel, ” Liebe ist nur ein Wort” akzeptiere ich nicht…)
Filou ha detto:
Nachkriegsliteratur, bester Pascha. Nachkriegsliteratur meinte ich. Und nur die deutsche.
Boells Clown, ich las ihn freiwillig, erregte Aufsehen wegen der Kritik am katholischen Muffismus der Rheinischen (explizit) Adenauerzeit. Wegen einer Freundin (was man sich alles antut!) las ich mich durch den geballten Boell. Was fuer eine Freude war danach ‘Eine kleine Stadt in Deutschland’ von…Sie wissen schon.
pascha50 ha detto:
O.K., geschätzter Filou, dann war es ein Missverständnis.
Aber die ” Moderne” beginnt nicht mit der Nachkriegsliteratur, sondern zu Beginn des 20. Jhrds.
Wenn Sie mit “Kunstdünger” für literarischen “Wildwuchs” den ganzen Hype um Heißluftblender wie Stuckrad-Barre, Florian Illies und ähnliche Eintagsfliegen meinen, kann ich Ihnen nur bedingungslos zustimmen.
Aber auch zuviel Böll bekommt Hirn oder Herz nicht gut. Bölll hat mehr als kritischer Katholik gewirkt, denn als überzeugender Schriftsteller.
Ich bin mit Nietzsche, Sartre, Camus, Freud als Student zum Denken gekommen.
Obwohl ich an einer durch und durch “roten” Uni war, obwohl ich die wichtigsten Marx/ Engels Bände zuhause hatte, obwohl ich von eloquenten Kommilitonen und
-innen umgeben war- erreicht haben mich die klassenkämpferischen Schriften mitnichten. Im Gegenteil.
Ein Germanistikkommilitone hatte auf seine teure NIKON F1 ein vom Asta gestempeltes Schildchen geklebt, auf dem “Arbeiterphotographie” zu lesen war…
P.S. Ein lesenswertes Buch der Nachkriegsliteratur…?
Außer John le Carré.
Thorsten haupts ha detto:
Geehrter Pascha,
“Die moderne Romanfigur ist eine geängstigte, geplagte, extrem stumpfe, extrem gespaltene oder extrem intellektuelle Kreatur.”
das istdurchaus mit meiner Wahrnehmung von Teilen der hochgelobten deutschen Nachkriegsliteratur kompatibel.
Und ist eine vernichtende Kritik an ihrer Armseligkeit und Eindimensionalität.
Gruss,
Thorsten Haupts
pascha50 ha detto:
Lieber Herr Haupts,
ich bitte höflich um Ihre Lektüre meines Beitrags von 6.58 pm., da ich mich sonst nochmals wiederholen müsste.
Die literarische “Moderne” beginnt mit dem 20. Jhrd., nicht mit der Nachkriegsliteratur.
Für welche der genannten Werke glauben Sie, dass die These von der dreifachen Extremität nicht zutrifft?
Welche Beispiele für “Armseligkeit” und “Eindimensionalität” in Nachkriegsromanen könnten Sie nennen?
Halten Sie Grass und Walser ( “Halbzeit” ) für “Umerzogene”…?
Schade, dass ich hier allein auf weiter Flur zu stehen scheine, der die neuere dt. Literatur in ihrer Welthaltigkeit und immanenten Sinnhaftigkeit verteidigen muss…
Typisch für den modernen(!) Roman ist der dreifache Abschied:
a) Der Abschied vom Helden, d.h. es gibt nur noch Antihelden.
b) Der Abschied von der Fabel, d.h. man kann den plot nicht mehr erzählen
c) Der Abschied vom olympischen Erzähler , d.h. man kann keinen Erzähler mehr
erkennen. Das führt zu:
d) Der Verkomplizierung des Erzählens, d.h. verschiedene Zeitschichten werden
ineinander geschoben.
WAS IST MIT DEN ROMANEN VON MAX FRISCH, z. B. HOMO FABER…( 1957 )
eindimensional…? armselig…?
Warum eilt mir Donna Laura nicht zu Hilfe…?
colorcraze ha detto:
Aber Pascha, Ihre a), b), c) (d vielleicht nicht so) sind doch genau das, was Filou so furchtbar findet (und ich meistens auch).
Und ja, ich fand Homo Faber entsetzlich … eindimensional. Ein Langweiler, der auf den Geist geht in seiner Banalität.
pascha50 ha detto:
Tja,liebe colorcraze, langsam werde ich eingezingelt:)
Wenn ich jetzt noch mit dem Begriff “Widerspiegelungstheorie” ankomme, dann fliegen mir gleich ein paar faule Äpfel aus dem apple entgegen…
Warum, Wieso, Weshalb identifizieren eigentlich alle bisherigen Kommentatoren die genannten Schriftsteller mit den Figuren, die sie darstellen, im Verhältnis 1:1 ?
O.K.ich gebe zu, Homo Faber ist etwas holzschnittartig. Frisch selbst nennt es ja auch”Bericht”, nicht “Roman”. Aber “Stiller…”?
Aber warum man sich an Wolfgang Koeppens Trilogie “Tod in Rom”, “Das Treibhaus” und vor allem “Tauben im Gras” nicht ästhetisch-stilistisch-inhaltlich erfreuen und belehren und informieren lassen soll, bleibt mir einfach unerklärlich.
Nehmen wir mal “Tauben im Gras” als Referenzroman her,
a,b,c,d treffen hier 100% zu.
Koeppen spiegelt doch “nur” seine Sichtweise der Gesellschaft, in der er lebt!
Der Querschnitt durch die Nachkriegsgesellschaft im München der 50er Jahre, das Gewusel auf den Straßen, die vollen Kneipen, die Fräuleins, die GIs, die , der erfolglose Schriftsteller Philipp, die Rolle der Sexualität, der verarmte Adel, die überlaufenen Pfandhäuser, die Orgien im Haus des Schauspielers Alexander, die versagende Lautsprecheranlage beim Vortrag des Dichterphilosophen Mr. Edwin…
Egal, jetzt geht es zu sehr ins Detail.
Gegenfrage an alle:
Würde man denn auch Picasso vorwerfen, dass er das Frauenbild seiner Zeit zum Negativen hin verändert?
Machogehabe ohne Ende: Frauen mit Stieren…! Zerstückelte Frauen…!
Analog zu hier herrschenden Ablehnung aller von mir genannten Romane müsste man fragen:
Ist Picasso denn nicht in der Lage, schöne, vollständige, weibliche Frauen zu malen?
Armselige und eindimensionale Darstellung des Menschen ist das! Jawohl!
Würde man Th. Mann vorwerfen, dass er das Morbide und Laszive fördert, das Bild vom Künstler entweiht…? Hanno Buddenbrook als degenerierter Sprössling?
Ich komme mir fast vor, als ob ich entartete Kunst verteidigen müsste…
Wo liegt das / mein Missverständnis ?
Ich bitte die verehrte Lesegemeinde um EIN Beispiel eines modernen Romans, auf den die o.g. Kriterien a, b, c, d NICHT zutreffen und was man trotzdem als gelungenen Roman bezeichnen kann…!
Thorsten haupts ha detto:
verehrter Pascha,
ich kann Ihnen nur eine Teilantwort liefern. Ich habe nach Lektüre von Böll, Grass, Koeppen, M. Walser und Enzensberger beschlossen, Empfehlungen von Kritikern, die diese Autoren lobten, als Negativempfehlungen für mich zu benutzen.
Warum? Ich war es einfach leid, von kaputten und traurigen Typen in weitgehend kaputten Lebenszusammenhängen, endlosen Selbstbespiegelungen, resignierter Hinnahme angeblich unvermeidbaren Leidensdruckes bösartiger Umgebung und düster-grauen Regentagen zu lesen.
Was hätten diese Literaten aus Oscar Schindler gemacht? Ein Lebemann, Glücksritter, Opportunist, Spieler und lange Zeit vermutlich trotzdem glücklicher Mann, den Zufall, Haltung und Umstände zu einer höchst gefährlichen Massenrettung von Juden führte? Nichts. Er hätte nicht in ihr Schema gepasst.
Oder was hätten sie aus monomanischen, getriebenen Unternehmergewinnern gemacht, dem Typ Jobs, Gates, Zuckerberg (pars po toto auch für unbekanntere deutsche Klein- und Mittelunternehmer)? Wieder nichts. Sie hätten nicht in ihr Schema gepasst, das sich getriebene Gewinner nur als Mittelding aus SS-Obersturmbannführer und sadistischem Psychopathen vorstellen konnte.
Usw. etc. Und das nenne ich armselig und eindimensional. Sich wiederholende Glücksmomente nicht vorgesehen, innere Zufriedenheit ebensowenig, nichts als Öde, Traurigkeit und Melancholie. Furchtbar, aber angeblich relevante Literatur.
Gruss,
Thorsten Haupts
colorcraze ha detto:
Werter PaScha, daß sie mit dem Koeppen ein wenig zum dort vorkommenden Personal abgeschweift sind, ist eine gute Sache, denn ich kenne dessen Bücher nicht, aber wenn solche Personen drin vorkommen, sind die möglicherweise interessant zu lesen. Wenn sie mir mal unterkommen, sind sie auf der Liste jetzt mit “zugreifen” markiert.
sambossa ha detto:
@Filou
Herz und Hirn, treffende Beschreibungen von ihnen. Musikalische Sphären können persönliche Freiräume öffnen und entziehen sich dem zweckoptimierten Alltagsgeschehen. Die Rezeption, Gewichtung und Bewertung hängt dabei auch von prägenden Einflüssen der Kindheit (Elternhaus, Sozialer Stand, Hörpraxis) ab.
Es ist also hilfreich und redlich, diese dann bei einem Meinungsaustausch z.B. über Bach, Bartok und Beatles als Urteilsbegründung mit zu benennen. Durch die Musik der Beatles fand ich zu indischen Sitarklängen, zu afrikanischen Rhythmen und später auch zur klassischen arabischen Musik. Die Welt ist voller Klänge und Neugier stets ein guter Begleiter für spannende Hörabenteuer. Nie war es so einfach, all diese Töne ins traute Heim zu holen oder auf Festivals zu hören, ein wirklicher Fort-schritt. Also, nicht immer diese westeuropäischen Klagelieder anstimmen!
Filou ha detto:
Ich gebe gerne zu, dass ich eine beschraenkte Sicht und beschraenkte Interessen habe. Ausserdem bin ich voller Vorurteile und ein vorurteilsvoller Mitteleuropaeer (in irgendeiner Weise muss man man wohl einen Zentralpunkt finden).
Praegende Einfluesse waren bei mir wohl mehr die Marschmusik beim schulischen Fahnenappel (nicht Nazi-sondern DDR-Zeit), die Hoerpraxis waren die “grossen Jungs”, die mit Entenarsch gekaemmten Haaren auf der Friedhofsmauer Peter Kraus hoerten, und Bach war etwas das auf dem verstimmten Harmonium des Religionslehrers (Religion war fakultativ) jegliche Freude an irgendwas mit jedem Pedaltritt vernichtete (der Mann muss im Krieg Garnisongeistlicher gewesen sein).
Kurz gesagt: Man wird skeptisch beim Umgang mit verordneten Kultureinfluessen. Es ist keineswegs verwunderlich, dass in der spaeten Nachkriegszeit als Folge einer kulturellen Verheerung (im wahrsten Sinne des Wortes) man sich lieber in fernen Welten umhoerte, in der Hoffnung wieder Fuss zu fassen.
Das kann nur gelingen, wenn man sich intellektuell darum bemueht. Aber es bleibt bei der Bemuehung, weil es Klaenge aus fremden Welten sind, einer Welt die mit der unseren garnichts gemein hat.
Ich moechte nicht explizit das Gleichnis von der Busse bis ins 7te Glied anfuehren. Was ab 1914 mit und in diesem Land geschah, hat auch Einfluss auf unsere eigene Kulturgestaltung.
Wir sind ein bisschen verwahrlost. Weil unsere Grossvaeter und Vaeter auf dem Feld der Ehre verwurstet wurden.
Thorsten haupts ha detto:
Und leider nicht nur auf dem Feld der Ehre. Ansonsten uneingeschränkte Zustimmung, das direkte und indirekte Verheizen der deutschen Eliten hatte natürlich Folgen.
Gruss,
Thorsten Haupts
sambossa ha detto:
Arabische Musik ist uns durch ihren maurisch-andalusischen Einfluß auf Lauten/Gitarrenmusik nicht allzu fremd, jedenfalls spricht sie mich emotional unmittelbar an.
Ansonsten Zustimmung, Filou, schön wäre manchmal etwas mehr Zurückhaltung bei der Beurteilung fremd erscheinender kultureller Ausdrucksformen, wenn sie nicht sofort behagen. Kann mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, hier einer Tagung des Lametta-Clubs beizuwohnen 😉
sambossa ha detto:
Hier noch ein Tipp zum Anhören: Amina Alaoui – Arco Iris
Die klassisch-marokkanische Sängerin mit ihrem Streifzug durch andalusische Gefilde (Fardo, Flamenco, arabische Musik) in makelloser ECM-Klangqualität.
“http://player.ecmrecords.com/alaoui/music”
HansMeier555 ha detto:
“Außerdem würde / wird jeder, aber auch wirklich jeder Versuch eines bildenden Künstlers oder Schriftstellers, affirmative Kunst zu produzieren, von den Kunstkritikern und Rezipienten in der Luft zerrissen…”
.
Ach was. Genau das ist der Irrtum!
.
Affirmative Kunst ist das, was eigentlich gefragt wäre.
Nach der affirmativen Kunst sehnt sich die Welt wie das staubige Land nach dem Regen.
.
Eine Kunst, die die Leistungen der Leistungsträger verherrlicht.
.
“Kritiker”, ach was.
Filou ha detto:
Bazon Brock und die Verherrlichung des Affirmativen (1967, Streit-Zeitschrift, Adam Seide).
So endet man in einer Wuppertaler Professur.
Filou ha detto:
Wuppertal!
colorcraze ha detto:
… ist gar nicht so schlecht, gelle.
pascha50 ha detto:
Bitte um EIN Beispiel für Ihrer Ansicht nach gelungene affirmative, nicht kritische Kunst, darstellend, bildend, gedruckt, vertont…!
Kann ich aus der Verwendung des Konjunktivs ” eigentlich gefragt wäre” schließen, HM555, dass es ein solches Werk noch nicht gibt…?
Dann hat / hätte Filou doch mit seiner These der unerfüllten Sehnsucht Recht…
Ist der Lukacs’sche Begriff von der “transzendentalen Obdachlosigkeit” Ihrer Ansicht nach denn kein zentraler Terminus, an dem wir uns abzuarbeiten haben…?
colorcraze ha detto:
Bin zwar nicht gefragt, sag aber trotzdem mal “nö”, weil ich die Funktion von Literatur nicht nur im Leiden und Abarbeiten sehe, sondern auch im Geist, Fantasie und Lebensfreude anregen.
colorcraze ha detto:
Äh, richtiger: … im Geist-, Fantasie- und Lebensfreude-Anregen.
pascha50 ha detto:
Ich will bewusst nicht ironisch antworten, colorcraze, wenn ich höre “Anregung von Fantasie und Lebensfreude.”
Bitte geben doch ein Beispiel für anspruchsvolle Literatur.
Ich habe keine Ahnung, in welcher Richtung ich raten soll, was Sie meinen.
Sie meinen nicht Amelie Fried oder Gaby Hauptmann…?
colorcraze ha detto:
Lebensfreude: bei allen Scheußlichkeiten trotzdem der Simplicissimus. (Nachkriegsliteratur von vor Jahrhunderten)
Filou ha detto:
Barock eben!
dreamtimer ha detto:
Das sagt mir alles gar nichts.
Wenn ich nachher spazieren gehe, komme ich vermutlich an einem Kirchturm vorbei. Wenn man sich dann auf das Glockengeläute konzentriert, passiert so etwas wie eine mentale Defokussierung: die Klänge bewegen sich ständig ausser Phase oder klingen zufällig zusammen. In den großen Glockentürmen überlagern sich z.T. bis zu 6 Klängen, mit einem Bass, der einen ganzen Platz zum schwingen bringen kann. Besonders eindrucksvoll ist das, wenn es sich konstrastiert mit der fraktalen Geometrie einer gotischen Kathedrale.
O.K. das alles ist keine wirkliche Musik, eher eine Art industrial-ambient-noise des Mittelalters, mit seinen Drones, der Konzentration auf den Klang und der Aleatorik. Zudem ist es noch funktional, d.h. Teil einer rituellen Handlung und eine Signalgabe. In der Kirche selbst kann man dann vom Absoluten wieder Abstand nehmen und zurückkehren zur humanistischen Sentimentalität von Geschichten, Predigten, Kunst, Musik usw. Interessiert mich alles nicht sonderlich, jedenfalls nicht mehr als meine sonstigen alltäglichen Belange und ich würde auch nicht erwarten, dass man darin noch ein transzendentales Odachlosenasyl findet.
achwas ha detto:
Nur so:
Wenn Herbert Marcuse 1965 ! über “Repressive Toleranz”
nachfolgendes erkannt hat, und die „Welt“ trotzdem
so geworden ist, wie wir sie erleben, dann haben entweder
die “Intellektuellen” nicht zugehört oder dem Erkannten
kein konsequentes Handeln folgen lassen.
Oder?
Ist es dann nicht unfair, andere subtil als “Blödis” darzustellen,
und somit seine Hände in Unschuld zu waschen?
Oder sehe ich da was falsch ?
.
Zitat: […]
Der Verfasser ist sich dessen voll bewußt, daß gegenwärtig keine Macht, Autorität oder Regierung vorhanden ist, die eine befreiende Toleranz in Praxis übersetzen würde, doch er meint, daß es Aufgabe und Pflicht des Intellektuellen ist, an geschichtliche Möglichkeiten, die zu utopischen geworden zu sein scheinen, zu erinnern und sie zu bewahren – daß es seine Aufgabe ist, die unmittelbare Konkretheit der Unterdrückung zu durchbrechen, um die Gesellschaft als das zu erkennen, was sie ist und tut.
Toleranz ist ein Selbstzweck. Daß die Gewalt beseitigt und die Unterdrückung so weit verringert wird, als erforderlich ist, um Mensch und Tier vor Grausamkeit und Aggression zu schützen, sind die Vorbedingungen einer humanen Gesellschaft. Eine solche Gesellschaft existiert noch nicht; mehr denn je wird heute der Fortschritt zu ihr hin aufgehalten durch Gewalt und Unterdrückung.
http://www.marcuse.org/herbert/pubs/60spubs/65reprtoleranzdt.htm
Filou ha detto:
Die wirklichen Intellektuellen sind in den Jahren 1933-45 irgendwie verschunden. Die Aufzucht guten Geistes braucht viel Zeit. Was wir jetzt erleben, ist mit Kunstduenger aufgeschossener Wildwuchs.
achwas ha detto:
Verschunden = geschunden und verschwunden.
So ist es.
.
So lesen wir ihre Bücher, aber was hilft das schon.
.
http://www.youtube.com/watch?v=QwgXcppTGes
whatcrisis ha detto:
Aufzucht guten Geistes. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Am deutschen Wesen muss der Geist genesen – oder er soll untergehen, harrrr.
achwas, wie recht Sie haben. Gegen Unkraut ist kein Buch gewachsen.
colorcraze ha detto:
Ja, die 60er, da waren die Leute noch so überzeugt. Z.B. davon, daß Toleranz ein Selbstzweck sei. Oder daß man Toleranz sogar noch aufteilen könne in “repressive” und “befreiende”.
Große Geste, Käptn Kirk.
Marineblaue Faltenröcke und weiße Kniestrümpfe.
Es war mir stets ein Lebensgefühl anderer, nicht meins.
pascha50 ha detto:
DAS ist ja ein interessantes Missverständnis, colorcraze.
Wer hat denn in den 60ern oder später oder überhaupt jemals behauptet, dass Toleranz ein “Selbstzweck” sei…?
Diese hohe Tugend, die man nicht mit Gleichgültigkeit gegenüber Missständen verwechseln sollte, ist ein wichtiger Schlüsselbegriff in einer repressiven Gesellschaft, wie man sie in der dt. Nachkriegsgesellschaft flächendeckend erlebte.
Repressive Toleranz zu erkennen, zu benennen und abzubauen halte ich für ein halbwegs gesundes Selbstbewusstsein für unabdingbar.
Wer es nicht erlebt hat, weiß nicht was repressive Sexualmoral in den 60ern war.
colorcraze ha detto:
Äh, wie jetzt, achwas hat doch oben gerade den Marcuse Herbert mit “Toleranz ist ein Selbstzweck.” zitiert, aus einem Buch von 65. Nicht daß ich das jetzt überprüft hätte (bin ich zu faul für, hier ist für mich Hobbywiese, nicht Arbeitsfeld), aber wenn das so wörtlich dasteht, dann haben das damals doch wohl viele Leute gelesen und davon bestimmt auch einige zugestimmt.
Ich selbst war in den 60ern Kind, und haßte die weißen Kniestrümpfe.
Pascha50 ha detto:
Sie haben recht, colorcraze, so steht es in dem von Achwas angeführten Marcusezitat. Aber ich fürchte, da hat er ein Eigentor geschossen. Wenn man nämlich den nächsten Satz liest, kann man sich nur noch darüber streiten, ob das konsekutiv oder final gemeint ist. Also alles, aber kein Selbstzweck. Die Toleranz, wie M. sie hier völlig nachvollziehbar definiert, ist Mittel zum Zweck und eben kein Selbstzweck. Ich mag solche sprachlogischen Widerhaken. Habe mich neulich mit einem Kollegen darüber äh, unterhalten, ob man den den Ausdruck “Der Weg ist das Ziel” auch auf einen (Hobby) Marathonlauf beziehen kann. Was glauben Sie, colorcraze, welche Position ich bezogen habe?
colorcraze ha detto:
Ja das sagen Sie jetzt, daß Toleranz kein Selbstzweck ist (wobei Ihnen sicherlich die allermeisten Kommentatoren hier zustimmen, auch ich), aber wenn sich einer hinstellt und das eben einfach so behauptet, dann nehme ich das eben mal als “seine Position”. Und eine eigene Position billige ich so ziemlich jedem zu, auch wenn es Quatsch ist.
(Für mich ist nicht der Weg das Ziel, sondern das Wirtshaus am Weg, wo ich mich erlaben kann – ich fand den Spruch immer gekünstelt asiatioisierend)
Thorsten haupts ha detto:
Wenn die Gesellschaft in den sechzigern so furchtbar repressiv war, wie konnte daraus eigentlich eine Bewegung wie die 68er samt Mitläufern und Nebenströmungen entstehen? Und binnen weniger Jahre öffentliche Dominanz gewinnen?
Neugierig …
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Die 68er waren – hören Sie und staunen Sie – ein US-Import, Reedukation, zweiter Versuch.
Was wären wir nur ohne die Atlantikbrücke und unsere Freunde. Ich zB wäre vermutlich Nichtraucher.
whatcrisis ha detto:
pascha50, Sie haben wiederholt – und erfolglos – um Beispiele gebeten, dabei hatten Sie solche doch buchstäblich vor Augen, vermute ich.
Das Spätwerk Walsers möchte ich daher erwähnen. Muttersohn und Über Rechtfertigung. Das fasst es doch auf Trefflichste zusammen. Da haben wir eindimensionale Sehnsüchte – nach Wagnerscher Erlösung und charismatischen Heldenfiguren mit Künstlerhintergrund und Auslöschung in ekstatisch-hedonistischer pueriler Demenz -; des weiteren repressive Toleranz in Fragen des Geschmacks, der Tischsitten und Herzenserziehung; senile Verzückung, Verklärung und Renaissance der guten alten Zeiten – je nach Gusto – und natürlich senile Erotik in all ihren Fascetten, an dieser Stelle sei als Wegbereiter MRR gedankt, Sex im Alter als Thema der deutschen Literatur geschenkt und uns zumindest insoweit aus dem Joch und Muff von tausend Jahren befreit zu haben.
All diese Gebrechen wahrlich gute Gründe für Larmoyanz, und an zahlreichen Beispielen für Spiegelungen fehlte es auch nicht.
Thorsten haupts ha detto:
“Wenn Herbert Marcuse 1965 ! über “Repressive Toleranz” nachfolgendes erkannt hat, und die „Welt“ trotzdem so geworden ist, wie wir sie erleben …”
In dem “wir” möchte ich ausdrücklich nicht eingeschlossen werden. Ich werde die implizite Schlussfolgerung weder für Deutschland noch für die Welt anerkennen, die Welt sei repressiver geworden oder gleich repressiv geblieben.
Gruss,
Thorsten Haupts
achwas ha detto:
Ich habe „mentale“ Schwierigkeiten , Ihrer Betrachtungsweise zu folgen.
Theoretisch mag es so sein, dass +/- ihre These stimmt.
Ich glaube aber, dass man durch rationale Zahlentüftelei übersieht,
wie aus einer Hoffnung auf ein besseres Leben für alle,
eine gigantische Verschwendungsorgie geworden ist.
.
Wir befinden uns in einer Zwickmühle, mehr Wachstum
frisst den Lebensraum, reduziertes Wachstum die Wirtschaft.
Den letzten beissen die Hunde.
whatcrisis ha detto:
Es wird eben enger und ungemütlicher im Rattenkäfig, und deswegen zwangsläufig auch bissiger. Die Repressivität des Faktischen. Es bedarf gar keiner Repression, der Gang der Dinge als solcher genügt vollauf. Man könnte sich also entspannt zurücklehnen und die Geschichte ihren Lauf nehmen lassen und müsste sich gar nicht ereifern. Aber irgendwas muss man ja tun, damit die Zeit vergeht.
Thorsten haupts ha detto:
Beste achwas,
reden wir über Repression und Toleranz oder über die Grenzen des Wachstums?
Für mich sind das nicht dieselben Debatten und ich würde sie auch nur getrennt führen wollen.
Gesellschaftlich alles in allem toleranter geworden ist die Welt in den letzten 50 Jahren nach meinem Dafürhalten ganz sicher.
Gruss,
Thorsten Haupts
achwas ha detto:
Im Text gehört das zusammen. Seis drum.
Getrennte Debatten – erleichtern vieles.
.
Da ich im Bauwesen tätig war, bin ich gewohnt “überall hin zu denken” – ich musste zwar wissen, dass höherwertiger Stahl den minderwertigen frisst, aber zum Glück nicht die Schrauben zählen. :–)
whatcrisis ha detto:
In der Tat tolerieren die meisten was sie kaputt macht oder machen wird viel mehr als unsere Ahnen, gegen die sie armselige schwachbrüstige Hannos und eine Schande für den eigenen Stammbaum sind.
Sie tolerieren den eigenen Untergang, Tag für Tag. Selbstrepression, Selbstzensur, selbstschädigendes Verhalten. Alles sehr neurotisch und morbid. Abendländer, die selbstverliebt den eigenen Abgang zelebrieren. Man beklagt wortreich die eigene Einmauerung bei lebendigem
GeistLeibe, die man jedoch tatreich eifrig weitertreibt. Man konsultiert beste und klassische Diagnostiker, ist jedoch bedauerlicherweise therapieresistent. Weltschmerz in the kindergarten.Ich lese die Stützen als eine Art Fortsetzungsroman. Eine Art Zauberberg in vielen kleinen Tortenstückchen, ein Gezwitscher aus den Bunkern und Festungen der Einsamkeit, auch ein wenig tandaradey, und Heldengesänge, orphisch, einmal Hölle – und zurück, bitte -, und bringen Sie doch ein Stück Torte oder Gral mit, wenn wir uns wiedersehen.
Thorsten haupts ha detto:
Ohne Sie bei Ihren kindlichen psychohygienischen Dominanzübungen unterbrechen zu wollen – aber Stützen im klassischen Sinne dürften Sie hier nur wenige finden. Ich z.B. gehöre ganz sicher nicht dazu.
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Nein, Sie gehören natürlich nirgends dazu. Wir sind ja schließlich alle Individuen und lassen uns nicht vereinnahmen.
Neulich eine Bekannte: “Ach, der ist wohl auch so ein Blog-Follower.” Ich wies das natürlich sofort zurück und stellte das richtig, dass das alles geborene Leader und nicht Follower sind. Ts.
Wir sind alle frei geboren, haben einen freien Willy und sind ganz furchtbar unberechenbar. Nur Herr Schirrmacher und google und ein paar andere Unbedeutende glauben das – völlig unverständlicher- und unbeweisbarer Weise – nicht und halten uns für sehr berechenbar.
Und wenn ich Sie so lese, Herr Haupts, halte ich den Beweis auch für erbracht.
Thorsten haupts ha detto:
Diskussionen mit Ihnen würden erheblich mehr Spass machen, wenn Sie Ihrem Diskussionspartner nicht laufend Dinge unterjubeln würden, die der nicht gesagt hat.
Ich gehöre nach der Definition dieses Blogs und der gängigen Definition in der Öffentlichkeit nicht zu den “Stützen der Gesellschaft”. Dass Ihre Antwort zu dieser Behauptung exakt keinen Bezug hat, ist Ihnen aber schon klar, ja? Fein.
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Diskussionen mit Ihnen würden erheblich mehr Spass machen, wenn Sie Ihrem Diskussionspartner nicht laufend Dinge unterjubeln würden, die der nicht gesagt hat.
Gelungene Wiederspiegelung, Gratulation.
whatcrisis ha detto:
Im übrigen weiß ich ja nicht, wo Sie das herhaben, ob Sie zu den Stützen der Gesellschaft gehören oder nicht. Von mir jedenfalls nicht. Haben Sie sich da vielleicht versehentlich selbst was untergejubelt? Pardon, das wäre dann aber nicht mein Fehler.
colorcraze ha detto:
“..aber ich gehöre nicht dazu.”
Hm, warum nicht? Liegts daran, daß Ihre Wohnung auch nicht die vorgeschriebenen 3 Zimmer hat?
dreamtimer ha detto:
Das haben Sie selbst sehr schön gedichtet.
Es ist übrigens auch nicht so toll, ohne Neurosen zu sein. Im 20ten Jahrhundert waren sie das was das bürgerliche Individuum, also Leute wie uns, interessant gemacht hat, all diese Narben, die Stauungen der energetischen Flüsse, die Träume, die verdrängtes Material an die Oberfläche beförderten, über das sich der Analytiker wie über archäologische Funde beugt, zusammen mit der Utopie sich von allem zu befreien. Was haben wir jetzt? Ich leide ja nicht einmal am Kapitalismus und seinem riesigen Angebot an kulturellen Artefakten, die für denen einen erst einmal ordentlich gefiltert werden müssen, damit Orientierung herrscht, während sie für den anderen viel zu klein ist, als das er in ihnen Bedürfnisbefriedigung findet.
achwas ha detto:
Buchtipp: H.M. Enzensberger:
Die große Wanderung/33 Markierungen
(von 1992)
Vom Verhalten im Eisenbahnabteil – bis zu –
Über einige Besonderheiten bei der Menschenjagd – alles aktuell geblieben.
achwas ha detto:
Monika Maron: Stille Zeile 6 / Flugasche.
Lisbeth Heuse ha detto:
Sehr verehrte Blogkommilitonen! Leider hatte ich heute Abend keine Zeit, auf irgendwelche Ihrer Kommentare einzugehen. Stattdessen trank ich fabelhaften sizilianischen Wein in angenehmer Gesellschaft. Also fasse ich mich kurz:
.
(1)Ich schreibe über Geld und dass ich es habe, damit kein Mensch auf die Idee kommt, ich wäre ein armes Schwein und auf Almosen angewiesen oder empfänglich für Erpressung. Ich habe genug für meine relativ bescheidenen Bedürfnisse … auch wenn ich den Rechtsfall gegen Frau Merkel verlieren sollte.
.
(2)Ich schreibe über reale Erlebnisse, die man mit ein bisschen Nachforschung verifizieren kann. Auch in der FAZ Version dieses Blog schreibe ich über reale Erlebnisse, nur das ich da das Pseudonym „Der Tiger“ benutze, denn gewisse Leute versuchen sich aus ihren Problemen zu mogeln indem sie behaupten, meine Geschichte sei Literatur, erfunden und nicht wahr. Ich sei, wie Don, eine Kunstfigur. Es gäbe mich überhaupt nicht. Schließlich gibt es weder eine deutsche Steuernummer von mir, noch bin ich in der Bezahlkartei des öffentlich- rechtlichen Fernsehen der Bundesrepublik Deutschland.
.
(3) Natürlich weiß ich, dass Richter auch nur Menschen sind. Ein guter Freund von mir, selbst pensionierter Richter, hat mir mal gesagt: „Nur 80% der Gerichtsentscheidungen sind korrekt, weswegen es Berufungsgerichte geben muss.“
.
(4) Wenn es sich aber um eine Klage am BVG handelt, gibt es kein Berufungsgericht. Man ist einsam den Mächten ausgeliefert – wie auf hoher See.
.
(5) Für diesen Fall hat mir mein Arzt, Professor der Medizin an der Universität Leiden schon vor Jahren empfohlen: ‘Stay relaxed. Never take your case personnel. If you lose, all Europe will lose.’ …… Deswegen ziehe ich es vor, sizilianischen Wein zu trinken anstatt mich von 50 Paschas ärgern zu lassen.
Filou ha detto:
pascha50ha detto:maggio 11, 2013 alle 9:45 pm, in der Oper (youtube.com/watch?v=YG_QUTkWUMQ) wurde gerade der 2te Akt beendet. Zeit fuer ein Glaeschen und eine kleine frecher Bemerkung aus der Erfahrung eines ehemaligen Schuelers:
Es ist aeusserst schwierig gegen einen Germanisten, der zugleich Lehrer ist, anzulaufen. Viele Germanisten studieren Germanistik auf Lehramt. Ob das immer etwas mit der Liebe zur Literatur zu tun hat, ist jedem gewesenen Gymnasiasten ein ewiger Zweifel.
Ihre weiter oben vorgestellte Leseliste deucht mich der Bildungskanon einer westdeutschen Schule zu sein. Alles bekannte Namen, die meisten sind beruehmte Langweiler, die spaeter den Auswendiggelernthabenden zum Namedropping und damit als Ausweis ihrer Bildung dienen. Der besseren Kreise Stammtischliteratur. Sowas kann unser Buchhalter zwischen zwei Salden aufsagen. Auch der ist stolz auf sein Abi.
Sehnse, in der Liste vermisst man deutschsprachige Autoren der Zeit vor dem 2ten Weltkrieg. Man vermisst Polgar, Kisch, Koestler, Tucholsky kam auch nicht vor. Was ist mit Kaestners Fabian? Man vermisst Autoren, die nicht zu Unrecht in der DDR (durchaus vom Regime kritisch gesehen) hoch geachtet wurden. Ach, ach und ach.
Nun gut, ich begebe mich auf ein Gebiet, das nicht wirklich meins ist. Bei der Literaturkenntnis, die immer schon in buergerlichen Kreisen als Ersatz fuer Materielles gegenhalten musste, weil man ausser einem Vertiko und dem abzustotternden Brockhaus darauf nicht viel zu bieten hatte (ausser einer huebschen Tochter, aber die war bereits von einem charmanten Hilfsarbeiter auf der Kirmes ordentlich versaut worden), muss ich passen.
So, die Pause ist vorbei. Am Ende des 3ten Aktes werde ich mich ordentlich betrinken, denn es wird dann kommen der Marsch, den ich als “Let us take the road, i can hear the of coaches…” kenne. Etwas fuer Anarchisten.
pascha50 ha detto:
Ich danke Ihnen trotzdem für die ehrliche und umfangreiche Antwort, Filou, die auch im ersten=ironischen Teil ,cum grano salis, richtige Aussagen enthält, denen ich zähneknirschend zustimmen muss ( Kisch, Tucholsky!! )
Mittelschwere déformation professionelle gibt es halt auch im Lehrerstand…
Wünsche Ihnen weiterhin ästhetischen-sinnlichen Hörgenuss.
Filou ha detto:
Danke, danke. Sie nehmen mir sicherlich nicht uebel, dass ich ein wenig auf ihren Berufsstand einpruegelte. Zwei Dinge stoerten mich auf der Penne: meine doofen Mitschueler und manche Lehrer, besonders das Rindvieh mit den Faechern Sport und Biologie. Ich sehe ihn just im Elysium wo dreissig Regenwuermer seinen Leib mit scharfen kleinen Messerchen sezieren.
Sie kennen sicher den Spruch: ‘Wer seine Schulen seelisch unbeschadet uebersteht, ist entweder ein Ochse oder ein mental stabiles Menschenkind. Beide haben Zukunft.’
PS: Es ist eine Maerchenoper mit sehr gelungenen tschechischen Saengerinnen. Singen koennen sie auch. Nicht unwichtig.
Herzliche und unironische Gruese.
HansMeier555 ha detto:
Kunst wollte meistens affirmativ sein.
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Aber das ist nicht leicht: Denn wer für etwas ist, ist ja immer auch zugleich gegen etwas.
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Der Zwang zur Pose des Dagegenseinmüssens aber hat die Kunst austrocknen lassen.
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Jetzt rächt sich der Gesamtzusammanhang in Form von Werbung.
Werbefuzzis nennen sich heute “Kreative”.
HansMeier555 ha detto:
Oder noch simpler:
Vor dem Hintergrund, dass 2/3 der US-Bevölkerung (oder so) den Irak-Krieg unterstützt haben, ist es schon erstaunlich, dass es keine Oper (oder sonstwelche Kunstformen gibt), die diesen Krieg verherrlichen.
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Doch, sagen Sie, gibt es doch: Hier den Armeefotografen X und dort den Werdokumentarfilmer Y.
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Zählt aber alles nicht. Gemessen daran, dass Militär und Kriegspartei in den USA eine so dominante Position einnimmt, müsste auch diese Kunst eben “hegemonial” sein. Da müsste dafür gesorgt werden, dass die besten Künstler eben auch wirklich für die relevantesten Aufttraggeber arbeiten.
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Gilt alles auch so ähnlich für die Banken: Warum gibt es keine Oper, die das Wirken von Goldman Sachs verherrlicht? Warum gibt es keinen Roman, wo so ein Banker als Held dargestellt wird, der sich gegen Konkurrenten, Politiker und die neidische Masse zugleich behaupten muss?
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Warum gibt es das alles nicht? Am Geld kann’s nicht liegen.
whatcrisis ha detto:
Die affirmativen, äh verherrlichenden Kunstformen gibt es doch. Was uns rückständigen alten Europäern die Oper, sind dem Amerika, das es besser hat und sich nicht tagelang mit dem Herrn der Ringe zu Tode langweilen muss, das ganz große Kino (und TV Serien).
Und das meine ich ganz unironisch. Die guten amerikanischen Serienautoren bieten bessere und bissigere Dialoge und Erzählkunst als alle vergleichbaren deutschen. Hierzulande reichts nur für Billigkopien. Man darf mich aber gerne eines Besseren belehren.
whatcrisis ha detto:
Dionysier meinen, über Dekadenz müsse man nicht trauern. Man könne sich ja auch freudig bejahend belachen.
whatcrisis ha detto:
sie, nicht sich. Aber sich belachen – geht auch. Besser als sich betrinken.
Pascha50 ha detto:
Mmh, wer’s kann, darüber zu lachen, der möge schon mal tief Luft holen… Was ist der Unterschied zwischen dionysischem und sardonischem Lachen?
Ob das Lachen immer und überall besser ist, als sich zu betrinken, hängt von vielen Faktoren ab, whatcrisis. Vielleicht ist ja das eine auch die Fortsetzung des anderen mit verschiedenen Mitteln…
Pascha50 ha detto:
Ist das nicht ein Paradebeispiel für eine contradictio in adjecto, whatcrisis? …ein antialkoholischer Dionysier?
whatcrisis ha detto:
Die einen brauchen eben Substanzen um lachen zu können, anderen genügt schon eine geringe Dosis Substanz.
Aber Sie haben recht: Das Leben, die Welt und der Mensch sind voller Widersprüche, wie kann das nur sein.
whatcrisis ha detto:
Davon abgesehen, es gibt doch einen Unterschied zwischen Trinken und sich Betrinken. Nicht jeder, der sich nicht ins Nirvana säuft ist gleich ein Abstinenzler oder, schlimmer noch, einer mit Würde – der gern würde, wenn er nur dürfte.
pascha50 ha detto:
Ich habe mir nur die Atmosphäre während der komoi ( Ist das richtig?), der bacchantischen Umzüge mit Bocksgesang vorgestellt.
Standen nicht die dionysischen Feste, im Gegensatz zu den Apolitischen, bei denen wir beide uns sicher wohler gefühlt hätten, im Zeichen ekstatisch-irrational-rauschhaft Erlebens ?
pascha50 ha detto:
…”zu den Apolitischen…” o weiowei. T9 Wortergänzungen sind ja was Tolles, wenn man es richtig kann..
“Apollinischen” meinte ich natürlich.
colorcraze ha detto:
Apropos Geld, die Jelinek hat doch wohl vor ein paar Jahren ein Theaterstück dieses Namens geschrieben. Über die Kritik habe ich mich kringlig gelacht, scheint schön absurd zu sein.
Thorsten haupts ha detto:
Der Zeitgeist ist seit vielen Jahren Verherrlichungsgegner, weshalb man das Verlangen sublimiert und es nur in Filmen wie “Top Gun” auslebt.
Das Geld wäre da, nur die angeblich so subversiven und individuellen künstler sind natürlich in der Mehrheit genauso zeitgeisthörig wie wir alle. Und fürchten die Verachtung ihrer Zeitgenossen und Kriitiker mehr, als sie Geld und Selbstdarstellung lieben.
Es hält sich hartnäckig der Mythos, Kritik und Dekonstruktion seien noch immer ein Akt des Widerstandes. Die Mythenträger haben nicht bemerkt, dass es keinen Widerstand mehr gibt. Den Inhabern von “Macht” ist nämlich aufgefallen, dass Beliebigkeitstoleranz die tödlichste Vernichtungsform für kritische Kunst darstellt :-).
Gruss,
Thorsten Haupts
pascha50 ha detto:
“Den Inhabern von Macht ist nämlich aufgefallen, dass Beliebigkeitstoleranz die tödlichste Vernichtungsform für kritische Kunst darstellt.”
Nein, Herr Haupts, das kann man so nicht stehen lassen.
Das würde nämlich ein Bewusstsein der Mächtigen auf der Meta-Metaebene voraussetzen, das sie aber nicht haben können.
Den gesamtgesellschaftlichen Über- und Durchblick haben weder die Wirtschaftsbosse, noch die Politiker noch die Intellektuellen.
Dann gäbe es nämlich nicht so viele gegenläufige Expertenmeinungen, z.B. zur Eurorettung.
Wenn die Mächtigen nur wüssten und die Machtlosen nur könnten…
Das kapitalistische System hat es, ohne bewusstes Zutun von Mächtigen, geschafft, sogar die Kritik am Kapitalismus zu vermarkten.
Das ist der Grund für die Wirkungslosigkeit von Kritik und Widerstand.
Das Verwertungs = Verwurstungsinteresse nimmt überhaupt keine differenzierten Inhalte mehr wahr.
Wenn sich “Ich bin gegen den Kapitalismus” – Sticker gut verkaufen, werden sie produziert…
P.S. Was ist der Sinn des smileys speziell hinter dieser Ihrer Aussage…?
Thorsten haupts ha detto:
Smiley = Die “Kapitalismus”- und “System”gegner der siebziger haben genau das, was sie immer gefordert haben. Grenzenlose Toleranz. Mich amüsiert das.
Gruss,
Thorsten Haupts
achwas ha detto:
@ pascha50 ha detto: maggio 11, 2013 alle 9:45 pm
Sie sagen es:
„Wenn ich jetzt noch mit dem Begriff “Widerspiegelungstheorie” ankomme…“
.
Der Unterschied zum Bild (picasso o.ä.) liegt meiner An-Sicht (haha)
nach – im Ansprechen der verschieden Sinne:
Beim Betrachten eines Bildes wird zuerst der Seh-Sinn angesprochen.
Sehen ist eine Spiegelung.
Beim Bild geht man einfach weiter, es sei denn –
in einem ist bereits ein Anknüpfungspunkt vorhanden.
Erst dann wird es zur Vorstellung im Kopf.
(ich mag Cy Twombley – vor seinen Bildern ist immer Platz)
Andere sagen “Krikelkrakel” und gehen weiter.
.
LESEN dagegen, kommt – wenn man sich darauf EINLÄSST –
dem Hören nah, denn da erzählt uns einer eine Geschichte,
die man aufnimmt.
Hören ist rezeptiv: aufnehmend, empfangend.
Nun – man kann das Buch weglegen,
dem Lärm hingegen ist man ausgeliefert.
.
Informativ + unterhaltsam: Der einarmige Pianist von Oliver Sacks.
http://www.zeit.de/2008/23/SM-Sacks-NL
.
Dass man einen Tinnitus nicht “hört” weiß wohl jeder.
Der Lärm hockt im Gehirn.
dreamtimer ha detto:
Öffentliche Verkehrsmittel gehören zu den wenigen Orten, an denen ich Musik höre ( keine Sorge, meine Kopfhörer sind gut genug, so dass der Schall mein Trommelfell erreicht, statt die akustische Umwelt noch weiter zu verpesten ).
Eines Tages hatte ich mein iPod vergessen und machte ein kleines Experiment. Ich wollte alles hören, was sich in meiner Umgebung abspielte, die Gespräche der Leute neben mir, die der älteren Leute schräg gegenüber auf der andere Seite, die Lautsprecherdurchsagen, den Motor, die An- und Abfahrten, die Fahrgeräusche. All das sollte zu einem Gesamteindruck integriert werden. Nach etwa 3-4 Minuten verlor mein Bewusstsein vollends den Faden. Die Meditation war beendet und ich fing an zu dösen.
Offenbar war mein geistiger Muskel einfach nicht trainiert, so viel Information auf einmal aufzunehmen und ich frage mich, was wohl passiert, wenn er wachsen und kräftiger werden würde? Vielleicht ist das Gefühl “ausgeliefert zu sein” einfach eine Art Muskelschwäche, wobei es bei jedem individuelle Grenzen gibt, wie es sicher auch eine Gattungsgrenze gibt, die niemand übersteigen kann.
colorcraze ha detto:
Hm, ob das geht, “Parallelhören”? Wäre so eine Art Multitasking des Ohres; man müßte dann gleichzeitig mehrere Foki haben.
Bei mir reichts immer nur für eine Sammlung diverser Fragmente.
Thorsten haupts ha detto:
Doch, das geht sehr gut. Deshalb liebe ich kleine Grossraumbüros, als Informationsjunkie kann ich niemals genug Informationen bekommen.
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Manche machen sogar einen einkömmlichen Beruf aus solchen Neigungen.
Schlappohren, dazu passend gern Schlapphüte.
dreamtimer ha detto:
Ich vermute, es gibt eine Art Unschärferelation: man kann bewusst nicht gleichzeitig präzise und umfassend hören. Präzise zu hören, zu lesen und zu arbeiten, ist das kulturelle Paradigma, in dem ich aufgewachsen bin und für das ich trainiert wurde. Anders als TorHa reagiere ich extrem sensibel auf Störungen meiner Umwelt, wenn ich mich in diesem Modus befinde. Im Großraumbüro nebenan gibt es einen Kollegen, der immer laut ist, der gar nicht anders als laut sein kann. Ich schließe oft die Tür.
Seit einiger Zeit experimentiere ich nun mit dem Gegenteil, aber Defokussierung um eine Umwelt, die von vornherein multithreaded ist, als Ganzes wahrzunehmen, fällt mir sichtlich schwer.
whatcrisis ha detto:
Ach, man kann Daten doch gleichzeitig aufsaugen und filtern, ganz nach Wunsch. Moderne Technik machts möglich.
Wer mag schon Reizüberflutung und Lärm, den man nicht abstellen kann, die wenigsten, denke ich. Es ist wie mit Opern. Was für den einen Lärm ist, ist für den anderen höchster Genuss und regt sogar zu Eigenkreationen an.
So mancher Berufslauscher verdient sich Fleißboni dadurch, dass er selbst mitlärmt (dadurch fallen sie übrigens am ehesten auf).
dreamtimer ha detto:
Dazu muss man sein Erkenntnisinteresse aber von vornherein festlegen und den Filter einstellen, etwas um das es in diesem Gesprächssubthread gerade nicht geht. Die Phantasien von Schlapphüten, Voyeuren usw. fallen daher auch ein wenig aus dem Rahmen.
whatcrisis ha detto:
Bah, andere belauschen. Voyeurismus der unauffälligen Art. Gaffen mit den Ohren. Nein danke, nichts für ungut.
colorcraze ha detto:
Naja, nicht unbedingt das – denken Sie doch mal an jemand, der eine Gästeschar in einem Gespräch halten will.
Pascha50 ha detto:
Genau aus dieser geistigen Muskelschwäche heraus entsteht Kunst. Sobald sie aber diesen Muskel stärken und trainieren, vergeht die Fähigkeit, Kunst zu produzieren wieder.
Kunst und Literatur ist die Antwort auf einen Mangel in uns.
Recht hat er, der Walser.
Paradebeispiel: alle Romane von Franz Kafka.
Entschuldigung an die Lesegemeinde, wenn ich den Begriff “transzendentale Obdachlosigkeit der Welt” nochmal verwende, aber Kafka überträgt genau diesen “Weltschmerz” oder besser Schmerz an der Welt in literarische Texte.
Nach eigener Aussage verwendet er Literatur “wie einen Pickel für das gefrorene Eis in uns.”
Es mag halt nicht jeder Eis, wenn es nicht von Möwenpick kommt…
Dass Kafka nicht nur zur lobenswerten, sondern auch zur lesenswerten Weltliteratur gehört, obwohl es moderne (!) Romane sind, auf die die Germ. Literaturtheorie voll zutrifft, möge, bitte, nicht erneut in Zweifel gezogen werden…:)
Wer ihn mag, liest ihn, wer ihn als zu bedrohlich für sich empfindet, lässt es bleiben.
Dennoch habe ich die kontroverse Diskussion am Samstag Abend als lustvoll-anregend-friedlich erlebt. Macht riesigen Spaß, dank der pull down Menüs auf einzelne Kommentatoren näher eingehen zu können.
Habe eine ganze Menge neuer Eindrücke über die einzelnen Kommentatoren bekommen, die allesamt dazu führen, dass ich mich viel empathischer mit den personalen Puzzleteilchen beschäftigen kann.
Das hat nichts mit Voyeurismus oder Stalkertum zu tun, sondern mit echtem Interesse an interessanten Menschen.
Wer nichts von sich erzählen mag, braucht dies ja nichts zu tun.
Besonders gefreut habe ich mich darüber , dass tabula rasa-Tyler so ernsthaft-humorvoll auf mein Besuchsangebot in Japan eingegangen ist…und sogar einige nitty-gritty Details aus seinem Leben in Japan erzählt hat. Alles dank Air France…
Ein Problem wird allerdings immer größer:
Der DA-Blog hat inzwischen für mich Suchtpotential bekommen.
Aber woher die Zeit nehmen, ohne Altersteilzeit beim Kumi zu beantragen…?
Wie machen das die anderen communication – drug addicts ?
dreamtimer ha detto:
Ich sehe es eher so, dass wir einen bestimmten Muskel einseitig trainiert haben, denjenigen, mit dem wir einem einzigen thread of execution konzentriert folgen, während alles andere atrophiert ist. Daher auch die bildungsbürgerliche Forderung, die oft zu hören ist, sich die Kunst und besonders die Musik, konzentriert zu erarbeiten.
Tyler Durden Volland ha detto:
Ich habe es akzeptiert, dass man meine Radikalität oder Ablehnung jeglicher Heuchelei öfters für persönliche Angriffe hält, und habe aufgehört es zu erklären. Dass ich dumme Menschen nicht mag, ist allerdings wahr. Meine Beiträge, wenn sie denn Antworten sind, beziehen sich immer und ausschleisslich auf den Beitrag auf den ich Antworte. Für ThorHa zB scheint dies selbstverständlich zu sein, es geht also, wenn man will.
Aber Ihrem Kafka muss ich widersprechen, und ich finde ihn keineswegs bedrohlich, sondern nur banal neurotisch, und deshalb langweilig.
Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht so ist er von einem Vater terrorisiert worden und hat es Zeit seines lebens auch nicht ein einziges Mal gewagt zu diesem ein lautes “Nein” auszusprechen.
Wenn er es gesagt hätte und die Konsequenzen akzeptiert hätte er sich sein ganzes Oeuvre erpart…. Ich kenne einige wenige Kafkafans und die bestätigen mir mit ihrer Art zu Leben diese Sicht.
ALLE funktionieren aus Angst und sind unfähig aus ihrem akzeptierten Gefängis heraus zu kommen. Jeder verteidigt halt die eigene Neurose so gut es geht.
(Ich will damit nicht behaupten, dass alle Kafkafans so sind, sondern dass ich aus dem Angst-Trip ausgestiegen bin.)
Ich ziehe Autoren vor, die “normale” Menschen beschreiben. Philip Roth und John Updike stehen da ganz oben.
Z.Zt. lese ich Christopher Hitchens, Richard Feynman und David Foster Wallace. Vom Letzteren weiss ich nach wie vor nicht, was ich halten soll.
achwas ha detto:
Knopf im Ohr, abwesender Blick, entspanntes Lächeln: Musikhören unterwegs ist dank Smartphone und iPod völlig selbstverständlich geworden. Die Boombox im Gehörgang hat allerdings auch Gegner – Hals-Nasen-Ohrenärzte fürchten Hörschäden bis zur Taubheit.
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/hoerschaeden-durch-laute-musik-kopfhoerer-sind-gefaehrlich-a-876857.html
.
Kinder lernen u.a. auch schlechter, weil in den Schulen die Akustik so miseabel ist.
Weil ich viel über “Hören” las, habe ich auf der Baustelle einer Schule
verhindern können, wie ein Subunternehmer die genauestens geplanten Akustikmaßnahmen wegfallen lassen wollte.
Über den Kindern müssen schallschluckende Elemente sein.
Über dem Lehrer verstärkendes hartes Material.
In jeder Phiharmonie selbstverständlich!
Das ist ein kompliziertes teures Unterfangen. Sehr interessantes Thema.
In der Stadt schaukelt sich der Schall hoch.
.
Und ich habe einen Vater beobachted, wie er seinem Kind, als die
Feuerwehr vorbei fuhr, die Ohren zuhielt.
(Ich mache das auch, es tut mir weh)
Der fürsorgliche Papa war ein Musiker.
.
Bauen Sie in ihrem zu lauten Büro weiche Schallschlucker ein.
Und: bereits schwerhörende sind immer zu laut.
Bauarbeiter und die Oma brüllen, was das Zeug hält.
Campino ist nun im Alter :–) auch schwerhörig.
Tyler Durden Volland ha detto:
Meine Erfahrung, nach 50 jahren lauter Rock und Klassik Musik, laut und über Kopfhörer, ist mein Gehör nach wie vor erstklassig, wie mir vor zwei Jahren ein Hörtest an der Münchner Uni-klinik bestätigt hat.
Ich möchte meine Musik und vor allem meine Hörbücher (und den japanisch Kurs) bei Spaziergängen nicht missen, welch eine grossartige Erfindung…
Da ich einen hochwertigen Kopfhörer benutze, habe ich mir sogar noch einen Kleinstverstärker zugelegt, den man zwischen mp3-player und Headphone stecken kann.
Pascha50 ha detto:
Danke für die Erklärung, liebe achwas, aber ich glaube Sie nehmen den Begriff W. Zu wörtlich. Das ist ein Terminus aus der materialistischen Kunsttheorie, den wir uns als Studenten immer um die Ohren gehauen haben. Insofern kann man keinen Unterschied zwischen Literatur und darstellender Kunst bzw. zwischen sehen und hören machen. , Grob gesagt bedeutet W., dass nichts in den Sinnen ist, was nicht irgendwie dorthin gelangt ist.
achwas ha detto:
Ich finde es höchst interessant, wie Menschen durch ihr “Umfeld” geprägt werden.
Ich bin da sehr neugierig.
Das ist für mich “Lernen” von einander, indem man seine Sichtweise erläutert.
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Ich beschäftige mich mit “den Sinnen” aus einem praktischen Grund.
Mein Sohn leidet an Schwerhörigkeit UND Retinitis pigmentosa.
Nö, leiden ist falsch – er setzt sich damit auseinander.
(ich im Hintergrund, sozusagen mit einem Pflaster für Notfälle in der Hand)
.
Er FREUT sich jetzt wie wild auf ein Hörimplantat,
weil er endlich wieder Musik hören kann.
Er ist musikalisch – obwohl extrem schwer hörend geboren.
Keiner weiß wie der andere hört.
Neu hören lernen ist erstmal Folter.
Den Krach muss das Gehirn neu sortieren.
.
Und er hat REAL einen “Tunnelblick” -( wie viele “Fachleute” auch)
Er sieht anderes und ist für seine Freunde eine Bereicherung.
Sie “spiegeln” ihn als einen der ihren.
.
Dies nur als Hinweis und als kleine Empfehlung zum Genuss des Lebens
achwas ha detto:
Schonen Sie ihre Ohren!
Wenn so ein “Hörhärchen” abknickt, i.d.R. durch Lärm, ist es tot,
da läuft nichts mehr mit Regeneration!
Im Orchestergraben, dieser Schlangengrube,
macht der Trompeter alle fertig.
Tyler Durden Volland ha detto:
das ist ja grauenhaft… Ohne Musik leben zu müssen, welche eine Horrorvorstellung, ich wünsche ihm alles Glück, dass es klappt.
Ich hätte meine Jugend ohne Musik kaum überlebt… mein Vater war zwar Dirigent, aber eben leider auch Faschist. “Solange du deine Füsse unter meinen Tisch steckst….”
Er war sozusagen Problem und Lösung in einer Person….
donna laura ha detto:
der geist, den pascha50 gestern rief, eilt herbei; wohl nicht aber zu hülfe vermutlich (nun ist man doch einigermassen verwundert, dass mich, nun, mich ein lehrer – ausgerechnet! – herbeiruft. in der tat ein seltenes ereignis, darauf einen dujardin. mais bon).
sowie weitere ad literatur: HansMeier555, colorcraze, Filou, ThorHa
nur ganz kurz, denn zeit ist ein knappes gut.
ganz zu anfang möchte ich sehr gerne die wieder anregend zu lesende diskussion hervorheben: placet.
sten nadolny wäre ein tipp für alle leser, die schlichtweg ein angenehm und nicht sperrig, dabei erfrischend zu lesendes und bereicherndes – jetzt hätte ich doch glatt: ‘bereiherndes’ getippt – buch wünschen.
rainald goetz’ johann holtrop aus dem jahr 2012 der nächste hinweis, von kritikern teilweise als holzschnittartig verschrien, aber ich finde den roman so übel nicht. deutlicher erzähler, ironisch, bissig, lustig.
und sein irre. klassisches triptychon.viele perspektivierungen, intellektuell sehr anregend, aber man sollte es aushalten wollen.
bei risiken und nebenwirkungen: dies sind tipps von jemandem, der auch d.f. wallaces infinite yeast, ein nicht eben ungeschwätziges buch, empfehlen würde, wenn ihn jemand fragte, falls er sich dies traute.
im übrigen gibt es ganz viele erzählpositionen, an denen man sich orientieren kann, und, glauben sie es, in jedem, wirklich jedem buch gibt es mindestens einen erzähler. immer.
affirmative kunst findet man in diktaturen nicht furchtbar selten.
kunst in freiheit, was immer das sei – es gibt auch geistige gefängnisse -, geht m.e. stets vom negieren aus, da für den erstimpuls fruchtbarer. wo sie dann endet, sieht man, wenn sie fertiggestellt scheint.
lieber HansMeier555/6.28 u, vorletzter abs.:
weil diese kunst publikumsorientiert ist; die verherrlichende oper zu goldman und zum banker gibt es vielleicht bereits, und wird vielleicht dereinst aufgeführt werden, aber noch nicht. aber man kann ja noch darauf warten. man muss es nur wollen.
aber wie wäre es mit goethes faust? auch nachkriegsliteratur, wenn man zum bleistift die bauernkriege ansetzt.
Plindos ha detto:
Sehr geschätzter Effendi pascha (mit oder ohne Harem oder Latifundien?), Ihre kenntnisreiche und skruplöse Analyse der literarischen Moderne ist stupend. Zumal Sie auch noch eine Lnze für Koeppen gebrochen haben. Aber ein Hinweis sei gestattet: Sind den nicht Goethes “Werther” und Georg Büchners Erzählung “Lenz”
“Es war ihm alles so kein, so nahe, so naß, er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen”; “Es war als ginge ihm was nach”; “Es war ihm als sei er blind”; “Es war ihm als müsse er sich auflösen” die wahren Vorläufer des an sich selbst leidenden Antihelden? Dieser Typus des “solipsitischen” Grämlers. Der Herr K. hätte in dem Schloß einfach mal ein brennendes Streichholz an den Brandmelder halten sollen.
Letztens war in der FAZ eine ganze Seite zum Briefwechsel zwischen W. Brandt und
G. Grass geopfert, nen, freigehalten worden. Der Ranschmeisser Grass hatte im Letzten nicht kapiert, dass Macht tragen und ausüben etwas anderes ist als literarische Fiktio oderWahlkampagne durchziehenn. Zwischen beiden Sphären klafft ein Hiatus.
Wenn nun “Kunst” im wahrsten Sinne des Wortes subversiv und im Einen Konstruktiv sein soll und der Macht Feuer unter den Arsch machen will, dann muß sie mehr bringen (* Filou) als sssteifen Platonismus. Andernfalls isinkt sie nur zur beliebigen Kulisse herab (so ich Th. Haupts richtig vertanden)..
Tyler Durden Volland ha detto:
“Dieser Typus des “solipsitischen” Grämlers. Der Herr K. hätte in dem Schloß einfach mal ein brennendes Streichholz an den Brandmelder halten sollen.”
Hierfür liebe ich Sie…..
donna laura ha detto:
oh, erst wagner, dann walser? nun, auch simmel sei literatur; suum cuique.
wobei man doch nach der angstblüte aufhören musste, nachdem einem schon nicht nur das fliehende pferd, sondern auch der tod eines kritikers als recht unbekömmlich im magen lagen – um noch einmal auf meinen beinahe-schreibfehler im vorigen kommentar – das zu bereihernde buch – abzuheben.
so lässt es sich wahrlich streiten über geschmack.
dreamtimer ha detto:
Romanleser sind wirklich nicht zu beneiden. Ich hatte stets Verständnis für die Leute, die nur die Bibel oder den Koran kennen. Gute Bücher, wie man sagt. Ich bin heute froh, dass ich bis Mitte 20 so viel gelesen habe. Danach wurde mein Interesse schwächer, was partiell sicherlich auch auf meinen Umzug in die Turing-Galaxie zurückzuführen ist. Ich kehre nur noch gelegentlich in die alte Welt der Romane zurück, so wie für Ballard vor zwei Jahren.
pascha50 ha detto:
Sicher, suum cuique ist ein gutes Motto, aber nicht unbedingt ein Zeichen von Toleranz…
Wer, werte donna laura, hat hier insinuiert, dass Simmel auch Literatur sei?
Ich zumindest habe es als ex negativo Beispiel angeführt.
So weit, so einfach.
Jetzt KANN es lang und interessant werden, obwohl ich unbedingt an meine D-Korrekturen der Erörterungsaufsätze vonFrischs “Andorra” müsste…
Sie haben in mir einen 100%igen Walserliebhaber und -verteidiger vor sich, der seinen Autor gegen alle ernstgemeinten Vorwürfe in Schutz nehmen würde…
Wussten Sie, dass MRR im lit. Quartett “Das fliehende Pferd” wörtlich als das bezeichnete “was von einem Jahrhundert an Literatur übrigbleiben könnte”…?
Wenn Sie der Meinung sind, dass man nach dem Fl.. Pferd oder nach dem Tod e. K., spätestens aber nach der Angstblüte aufhören müsste, Walser zu lesen, dann, tja, dann gefällt er Ihnen halt einfach nicht…
Ich habe den “Muttersohn” Wort für Wort und Zeile für Zeile genossen, mit einem weichen 2B Bleistift alles markierend, was mir gefiel.
So lese ich: Immer mit dem Bleistift in der Hand. Unf freue mich wie ein Kind, wenn ich nach Jahren früher gelesene Bücher aus dem Regal nehme und versonnen blättere.
( Während einer Kur auf Norderney habe ich John Updikes “Selfconsciouness” nicht gelesen, sondern verschlungen. Gestern habe ich die Anmerkungen wie einen neuen Text dazu wieder gelesen…)
In der gestrigen Diskussion ging es um kritische vs. affirmative Literatur. Dass Walser als Apologet des, wie soll ich sagen, Numinos – Transzendentalen auftritt, macht ihn leider bei den affirmativen Sinnsuchern auch nicht beliebter.
Ich glaube, an Walser scheiden sich die belletristischen Geister mehr als an jedem anderen zeitgenössischen Autor. Burn or just.
Vielleicht haben Sie die unselige Diskussion um Walsers angeblichen Antisemitismus verfolgt. Weil er Bob Dylan mal in einem Studio als “dahergelaufenen Israeliten ” bezeichnet hat, dreht man ihm, mit vielen anderen Pseudobelegstellen, einen Rassismusstrick…
Frage nach Ihrer Befindlichkeit nach der Walserlektüre:
Was, bitte, meinen Sie mit …”recht unbekömmlich im Magen gelegen…”?
pascha50 ha detto:
Burn or bust, natürlich!
donna laura ha detto:
wen ich wirklich bewundere, sind die übersetzer von finnegan’s wake. auch wenn schon das original nicht zu übertreffen, aber auch nicht wirklich zu lesen ist.
pascha50 ha detto:
Donna Laura, Sie scheinen mit dem Fernrohr im Land umher zu blicken…
Erst den Walser entdeckt, jetzt ausgerechnet das Buch, das keinen Meter von mir entfernt steht und das ich gerne wieder loswerden würde.
Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass es das einzige Buch ist, dessen Erwerb ich jemals bereut habe.
99.- DM hat es mal bei 2001 gekostet:
James Joyce
“FINNEGANS WEHG”
Kainnäh ÜbelSätzZung
des Wehrkeß fun Schämes Scheuß
von
Dieter H. Stündel
Ja, bewundern kann oder muss man den Übersetzer dieses per se unleserlichen Wehrkeß schon, aber ein Buch, das man nur besitzen und nicht lesen kann…?
Ich bin halt ein begeisterter Nutzleser, kein bibliophiler Jäger und Sammler.
Ein Buch ist ein Acker, den man umpflügt, der Nahrungsmittel zum Überleben spendet, wenn man sich um ihn bemüht. Aber das ist Arbeit.
Laut gedacht:
Lesen kann / darf keine leichtere Arbeit sein, als es das Schreiben für den Autor gewesen ist.
Deshalb bleibe ich bei meiner Wortwahl: “sich an einem Buch abarbeiten”
Locker-leicht-luftige Strand- und Urlaubslektüre ist halt reine U-literatur.
Wenn Sie Finnegans Wehg wollen, ich schenke es Ihnen.
627Seiten, links Englisch, rechts Deutsch, in Leinen gebunden…
Nein, wir tauschen. ( Es geht mir nicht um den Gegenwert, sondern um die Geste…)
Ich würde um ein Buch von D.F. Wallace bitten, dessen Werk ich gar nicht kenne.
Warum nur hat er sich umgebracht…?
P.S.1 Keine Angst vor Aufhebung der Anonymität. Sie geben ohne Ihren Namen
neutrale Postlager-Adresse o.ä. an. Oder Alias Adresse in e. Institut.
P.S.2 Am Anfang hat es mich etwas gestört, weil ich es für eine Attitüde hielt,
inzwischen warte ich regelrecht auf Ihre nächsten Litotes:
…”ein nicht eben ungeschwätziges Buch…”
…”enthält einige nicht unrichtige Aussagen…”
P.S.3 ad: “…in jedem Roman kommt ein Erzähler vor. Mindestens einer.
Sehe etwas anders. Aber der innere SH ruft mich zu den Schulaufgaben.
Plindos ha detto:
Myszellen.
Seine bisher so nackte Brust wurde mit dem großen Verdienstorden verziert.
Gestern kaufte ich mir eine Flasche alkoholfreinen Fusel “Zeitgeist”
Kreativität erlernt man heutzutage in jedem Friseurfortbildungsseminar.
Lesen Sie die Bibel NT mit anderen Augen: Jesus ein humorvoller Ironiker.
cito, tuto, jucende hier werden SdG problemlos mit Schäumchen rasiert.
Anlässlich der Vernissage des Künstlers, der Künstlerin, wurde ein ordentliches Buffet mit Orangensaft hergerichtet.
All die angepriesenen und ausgerufenen (angesagten), anschliessend vergessenen Jahhundertromane.
Thorsten haupts ha detto:
Das vorausgeschickt – ich verstehe nichts von Literaturtheorie.
Aber für mich ganz persönlich ist Kunst im allgemeinen und Literatur im besonderen dann gut, wenn eine Variation über die Menschheit begleitende Themen (Liebe, Tod, Macht, Schmerz, Glück etc.) in guter Sprache eine lesenswerte Geschichte gepackt wird.
Meine künstlerische Referenz beim Theater z.B. ist Shakespeare. Mir fiele auf Anhieb kein Stück von ihm ein, das in dem Sinne veraltet wäre, sein Thema nur verstehen zu können, wenn man die Zeitumstände seiner Entstehung kennt. Also ganz grosse Kunst.
Beim von mir gelesenen Teil der als “gut” oder “relevant” eingestuften deutschen Nachkriegsliteratur fiel mir auf, wie sehr sie sich auf den an sich selbst und den Lebensumständen leidenden Antihelden verengt. Der an einem Furunkel am Hintern leidende Kleinbürger, der diesen mit einer schwärenden Wunde verwechselt und sich einbildet, darunter ganz furchtbar zu leiden. Eindimensional, schlimmer, kleinteilig eindimensional.
Moral, ethische Reflexionen, Einstellungen des Autors werden dann noch häufig mit dem Hartholzhammer verteilt, anstatt nebenbei und hintergründig vermittelt zu werden. Für mich gute Autoren verpacken ihre “Message” so, dass man sie bei Bedarf auch vollsändig ignorieren kann und das Werk trotzdem noch immer geniessen, als gute und gut geschriebene Geschichte.
Just my 5 cents in der Literaturdebatte. Und völlig theoriefrei.
Gruss,
Thorsten Haupts
C. von Egern ha detto:
Ich sach nur Moliere. Zeitlos.
pascha50 ha detto:
Ich glaube nicht, verehrter ThoHa, dass wir unsere gemeinsame literarisch-ästhetische Schnittmenge noch vergrößern können…
vgl. Ihre Aussage vom 11.5. / 7.36:
…” das ist durchaus mit meiner Wahrnehmung von Teilen der hochgelobten dt. Nachkriegsliteratur kompatibel – und ist eine vernichtende Kritik an ihrer Armseligkeit und Eindimensionalität.”
Vielleicht haben Sie einen Satzteil vergessen, aber ich erkenne da einen logischen Bruch zwischen dem ersten und dem zweiten Satz:
Der 1. Satz ergibt in Bezug auf die leicht zu belegende These der Lit.theorie, dass der moderne Held eine 3-fach extreme Gestalt bleibt, nämlich extrem stumpf, gespalten und/ oder intellektuell verständlich und nachvollziehbar.
Aber im 2. Teil Ihrer Aussage fehlt das Subjekt: Wer oder was ist eine vernichtende Kritik an der Armseligkeit und Eindimensionalität??? – Doch nicht die Theorie selbst!
Nochmal; Die Theorie kann nicht die Kritik an ihrem Untersuchungsgegenstand sui generis sein.
Ganz sicher kennen Sie die inzwischen triviale These vom dreifachen Verlust des Menschen:
– Universum: Erde ist ein Staubkorn, nicht das Zentrum des Weltalls
– Geist / Gehirn /Unterbewusstsein: Der Geist ist nicht mehr Herr im eigenen Haus
– Evolution: Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung.
Wir wurden nicht als fertige Menschen geschaffen. Wir haben erkannt,
dass wir als Menschen nie fertig werden und irgendwann wieder gehen
müssen.
Aus dieser 3-fachen Niederlage, wenn Sie so wollen, entsteht natürlich auch ein neues Bewusstsein für Kunst und von Kunst.
In modernen Romanen- man muss sie ja nicht mögen und auch nicht mit allem übereinstimmen- geht es hauptsächlich um die neuronalen Prozesse, um die literarische Bewusstmachung des Unbewussten.
DAS ist für mich das Hauptlesevergnügen bei Ph. Roth und John Updike.
Nicht der Plot, der ist trivial.
Walser hat es so formuliert:
“Wer ist das eigentlich, der in uns ‘ICH’ sagt?”
Von allen Stimmen, die aus uns sprechen, ist meine die leiseste.
Dass Sie diese Beschäftigung mit dem Fluoreszieren im Gehirn eines Wesens, das nicht weiß, wo es herkommt, wo es hingeht, was der Sinn dieses “Geworfenseins” ins Leben eigentlich sein soll, als “Furunkel am Hintern des Kleinbürgers” bezeichnen, dieses Bewusstsein, Herr Haupts lässt sich, glaube ich, auch nicht mit dem Besuch von noch so vielen Shakespearedramen heilen.
Thorsten haupts ha detto:
“Dass Sie diese Beschäftigung mit dem Fluoreszieren im Gehirn eines Wesens, das nicht weiß, wo es herkommt, wo es hingeht, was der Sinn dieses “Geworfenseins” ins Leben eigentlich sein soll, als “Furunkel am Hintern des Kleinbürgers” bezeichnen …”
Ich betrachte Ihre Beschreibung des Unbehagens am Sein schon als Überhöhung.
Unabhängig davon – das Leiden an der Vergänglichkeit und Bedeutungslosigkeit des Einzelnen ist für mich ganz persönlich eine infantile Reaktion auf eine verzerrte Wahrnehmung. Weshalb ich nicht erkennen kann, was da geheilt werden müsse.
Gruss,
Thorsten Haupts
pascha50 ha detto:
Ohne Besserwisserei oder Rechthaberei oder Ironie eine abschließende Einschätzung:
SIe sind mir in Bezug auf enzyklopädisches Wissen, Rhetorik und Eloquenz um ein Vielfaches überlegen, Herr Haupts. Völlig Ernst gemeint!
Ich persönlich schätze dagegen meine empathischen Fähigkeiten etwas höher ein…
Deshalb glaube ich zu erkennen, wo an dieser Stelle der bisherigen( sehr friedlichen und angenehmen! ) Auseinandersetzung über mod. Literatur sich die Zylinder langsam festfressen und der Kommunikationsmotor – wie bei anderen Themen mit anderen Kommentatoren- ins Stocken gerät.
Habe ich bei Ihrem letzten Kommentar schon geschluckt, so komme ich bei diesem Satz nicht mehr aus dem ungläubigenStaunen heraus:
…” das Leiden an der Vergänglichkeit und Bedeutungslosigkeit des Einzelnen ist für mich ganz persönlich eine infantile Reaktion auf eine verzerrte Wahrnehmung.”
Stellen Sie damit nicht alle Künstler auf die Ebene von Kindern?
“Verzerrte Wahrnehmung” nach welcher optischen Richtbank skaliert?
Dann müssten Sie konsequenterweise auch den ersten Satz jeglichen philosophischen Denkens mit Vehemenz zurückweisen, der da lautet:
“Die Grundfrage jeder Philosophie ist, wieso überhaupt etwas ist- und nicht vielmehr nichts.”
An der Aphorismen- und Gedankenwand hinter mir hängt ein verblichener Zettel mit einem anonymen Spruch.
So kann man das Leben natürlich, kunsttheoretisch, auch sehen:
THE MAIN FACTS IN HUMAN LIFE ARE FIVE:
BIRTH
FOOD
SLEEP
LOVE
DEATH
Klappe zu. Affe tot.
Tyler Durden Volland ha detto:
@Pascha50
“Die Grundfrage jeder Philosophie ist, wieso überhaupt etwas ist- und nicht vielmehr nichts.”
Ich gebe zu, es ist natürlich fraglich wie sinnvoll es ist sich selbst als Philosophen zu bezeichnen.
Aber dies ist nun mal keineswegs eine Grundfrage der Philosphie, es ist lediglich eine der Fragen am Anfang des Philosophierens und wie man sie beantwortet zeigt lediglich welcher Philospophie man anhängt.
Die Frage lässt sich ganz, ganz einfach beantworten WENN MAN WILL!
Die ehrliche Antwort ist: wir wissen es nicht, werden es nicht wissen und wir können es auch nicht wissen.
Die nächste Frage ist dann nätürlich, wird man diese Antwort akzeptieren, oder, baut man lieber enorme Geisteskonstrukte um die Unwichtigkeit des Menschen, und damit auch seiner selbst, nicht akzeptieren zu müssen. Gerade Anhänger von (monotheistischen) Religionen ziehen diesen Ausweg vor und disqualifizieren sich als Denker deshalb bereits, was aber einer Karriere im üblichen gesellschaftlichen Mittelmass nur förderlich ist wie man überall sehen kann.
Eine wesentlich wichtigere, und deshalb auch wesentlich unbeliebtere Frage ist:
Was können wir denn mit dem Instrument, das uns dafür zur Verfügung steht, also unserem Verstand, überhaupt wissen?
Wenn sie diese Frage ehrlich beantworten, dürfen sie weiter philosophiern.
Aber, intellektuell redliche Philosphen…. wo kämen wir da hin, gell?
dreamtimer ha detto:
@Tyler, TorHa. Es ist allerdings nicht ganz von der Hand zu weisen, dass Leute großen Gefallen daran gefunden haben, die “metaphysischen Kränkungen” in Herabsetzungen zu verwandeln, die man auch persönlich nehmen kann, einfach weil man das soll. Dazu muss man gar keine inflationierte Selbstwahrnehmung voraussetzen. Es ist übrigens auch Thema des Podcasts mit Schirrmacher, Fefe und Rieger, bei dem es nur unter anderem um Wirtschaftsthemen geht. Dabei steht freilich nicht so sehr die Herabsetzung der Person im Fordergrund, sondern die der sozialen Interaktion die in geeigneter Weise modelliert wird, damit man es mit lauter Gegnern zu tun hat, gegen die man spielt.
Man könnte ein ganzes Lexikon füllen mit irgendwelchen Reduktionen und Eliminationen und dieses Lexikon würde dann natürlich das erste Objekt sein, dass von sich behauptet, es würde nicht existieren, denn es gibt ja nur Elementarteilchen, die allerdings auch nur indirekt nachgewiesen sind und somit vielleicht nur in unseren Gehirnen existieren, die allerdings aus denselben Gründen nicht existieren usw. In Bulgakovs Roman hatte Volland, wenn ich mich richtig erinnere, auch schon über den Eliminativismus des eitlen Schriftstellerpaares lustig gemacht. Für den einen ging die Erstbegegnung nicht gerade gut aus.
muscat ha detto:
“Gerade Anhänger von (monotheistischen) Religionen ziehen diesen Ausweg vor und disqualifizieren sich als Denker deshalb bereits, was aber einer Karriere im üblichen gesellschaftlichen Mittelmass nur förderlich ist wie man überall sehen kann.”
Falls es Ihnen entgangen sein sollte, werte Mitkommentatoren: Was einen Denker als solchen qualifiziert, bestimmt immer noch Tyler Durden Volland.
colorcraze ha detto:
Kringel, kicher, Voltenschlag – „Die Frage lässt sich ganz, ganz einfach beantworten WENN MAN WILL!“ – ja eben, wer will das schon. Und wer ist so mit sich im Reinen, daß er weiß, was er will. (Ich verweise nur auf das Buch aus den 1920ern, das ich mal ausgegraben hatte, in dem einer dieSinnlosigkeit der „Willensstärkung“ nachwies. Zu recht.)
„baut man lieber enorme Geisteskonstrukte um die Unwichtigkeit des Menschen,“ ja sowieso, das ist ein Hauptantrieb des abendländischen Menschen – die ganzen gesellschaftlichen Konstrukte, ob religiös oder politisch, die mehrere Generationen halten, sind auch Geisteskonstrukte. Was soll man denn sonst einziehen als derart Geländer, damit nicht allzuviele abstürzen. Issich doch auch n Kulturgut.
„Anhänger von (monotheistischen) Religionen ziehen diesen Ausweg vor“ really? Beispiele, bitte. Warum sollten sie, und Anhänger polytheistischer Religionen sowie Atheisten nicht?
„disqualifizieren sich als Denker deshalb bereits, was aber einer Karriere im üblichen gesellschaftlichen Mittelmass nur förderlich ist“ ja sicher, entweder für 5 Jahre sicherer Job oder Tiefenbohrung, beides zusammen funktioniert selten (siehe meine längere Ausführung vor einiger Zeit darüber, wie sich anerkannte Philosophen über Wasser hielten).
Tyler, Sie bringen mich mit Ihrer großen Geste des großmäuligen Privatheldentums immerhin ab und an zum Lachen.
Ab und an finde ich die Links, die Sie beibringen, ganz gut, darum mal einen von mir für Sie, auch wenn ich nicht weiß, ob Sie das auch so interessant finden wie ich, denn er hat mir Indien (ich gehöre zur „bloß nicht Indien“-Fraktion der genetisch eingepegelten Fleischfresser) etwas verständlicher gemacht:
http://dikigoros.tripod.com/indien.htm
colorcraze ha detto:
@dreamtimer: tja, den alten Griechen war das auch schon klar, aber sie nahmen es mit Humor, siehe die Geschichte von Prometheus und Epimetheus.
Thorsten Haupts ha detto:
@Tyler:
Danke, erspart mit die Antwort.
Wie Sie so schön sagten – die Uebereinstimmungen mit Ihnen erschrecken mich täglich aufs Neue :-).
Gruß,
Thorsten Haupts
HansMeier555 ha detto:
Was heisst eigentlich “bräsig”?
Wie kann man das umschreiben? Hatte das gar nicht in meinem aktiven Wortschaft.
pascha50 ha detto:
Ich würde sagen selbstgefällig und selbstherrlich.
Ein sich Hinfläzen der Seele.
Hat Hellmuth Karasek ( lange bevor er in der Berliner Party Szene um Kader Loth versumpft ist…) in einem brillianten SPIEGEL-Artikel über Helmut Kohl mal verwendet.
Titel des Artikels: “Der sprachlose Schwätzer”
Filou ha detto:
Spiegel, letztes Oktoberheft 1982?
spaccato ha detto:
Eine schöne Erklärung ist auch hier zu finden.
Zitat:
bräsich sowohl das Substantiv als auch das Adverb stehen für faul, antriebslos:
Der liegt da wie Bräsig auf dem Sofa.
Ich liech den ganzen Tach schon bräsich inne Ecke.
Die hät äver ne bräsigen Aasch! (breiter Hintern).
Neuerdings auch für “dumm, blöd”
Der Duden übersetzt:
nicht imstande, willens, sich auf jemanden, etwas einzustellen; dickfellig
… und zur Herkunft:
aus dem Niederdeutschen, eigentlich = kräftig, wohlgenährt
spaccato ha detto:
Wat hab ich denn nu mit die Links wieder falsch jemacht?
colorcraze ha detto:
Wahrscheinlich nicht < code>http://www.link.mobi</code> drumrum gesetzt. –
bräsig/bräsich ist “nooddeutsch”. Von kräftig, wohlgenährt, gemütlich changierte es zu bewegungsfaul, faul, bis zu denkfaul. Es bezieht sich auf einen relativ dicken, sich langsam bewegenden Menschen.
spaccato ha detto:
Mönsch, colorcraze – ich tu doch eigentlich wissen, wie das geht.
Da war ich wohl a bissl bräsich, ne wahr?
Hoppla. Ein hysteron proteron!
colorcraze ha detto:
Eigentlich weiß mans meistens. –
Was ist denn ein “hysteron proteron”?
(Bin leider des [Alt]griechischen nicht mächtig)
spaccato ha detto:
Es ist ‘ne rhetorische Figur.
Wenn der Link jetzt nicht klappt, geh ich schlafen.
Wenn doch, auch – muss morgen früh raus.
καληνύχτα.
colorcraze ha detto:
Ah, danke.
Wünsche eine erholsame Nacht.
Thorsten haupts ha detto:
Dickfellig und grob ignorant.
Gruss,
Thorsten Haupts
Plindos ha detto:
Es ja noch niemand hier etwas zu dem Käfig Ezra Pounds gesagt. Als GIs des US-Army-Expeditions-Corps ihren Landsmann von seiner Liaison mit dem Mussolini-Faschismus
befreiten, ging man danach nicht gerade sanft mit ihm um. Der Todesstrafe, angeklagt wg. Kollaboration mit dem Feind in den USA, entging er nur durch eine ihm attestierte Geisteskrankheit.
Die Nähe zur Macht suchend kann für den Künstler duchaus tödliche Risiken implizieren. Darauf singen wir einen canto.
Tyler Durden Volland ha detto:
Nun, gibt es einen besseren Beweis einer Gesiteskrankheit?
“Die Geldpolitik der italienischen Bank “Monte dei Paschi” in Siena: “Die Das Grundkapital wurde mit 5 Prozent Zinsen aufgenommen und zu 5 1/2 Prozent ausgeliehen. Die Unkosten wurden auf ein Mindestmaß beschränkt, ebenso die Gehälter. Der überschüssige Gewinn kam den Krankenhäusern der Stadt oder Arbeiten zum Wohle der Bevölkerung von Siena zugute. Das war in den ersten Jahren des siebzehnten Jahrhunderts, und die Bank besteht heute noch.””
Sowas kann nur ein völlig Irrer von sich geben…. 😉
(Ansosnten hab ich keine Meinung zu Pound, da ich ausser dieser Aussage nichts von ihm kenne)
Plindos ha detto:
Ezra Pond: »Wenn der Leser nicht weiß, was ein Elefant ist, dann ist das Wort undurchsichtig.«
achwas ha detto:
DICHTER / POUND: Verse im Käfig,
schwer beeindruckend:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41761371.html
achwas ha detto:
“Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden.” (
Uli HoeneßNick Hornby)Plindos ha detto:
Sprache und ihr innewohnendes Ausdrucksvermögen
: : :
Zäher, gelber Eiter war in seinem Auswurf enthalten.
Schwefelgelb überzog sich der Himmel mit den trägen Abgaswolken.
Blutrot.
Digitalis, ach ja das ist ja wörtlich gemeint, der giftige, so violett aussehende Fingerhut.
Prekariat-hört sich ungeheuer wichtig an-wird auf all Jene angewandt, die etwas erbitten müssen. Somit der demokratisch verbrämte Gnadenak für Randständige.
Plindos ha detto:
Dann ehmen wir doch mal den Fall des allergrößten Gatsby von F. Scott Fitzgerald, Der Plot hat doch Schmackes. Großhirm (neo cortex) kollidiert mit Stammhirn (mesencephalon etc.) mit allen Folgen die sich aus den weiteren Ingredenzien wie Großvilla, Geld, mittelalte Jugend, Party, Sekt und was nicht noch alles ergeben. Da ist das Sein in seine beschwingte (swinging) upperclass geworfen:
.> “…was unternehmen wir nach dem Dinner?” fragte Daisy, und morgen und für die nächsten dreissig Jahre?”<
Es sollen auch drei, schlußendlich, Tote vom dahinschmelzen alles Fleischlichen in der Handlung künden. So iss Läbän.
C. von Egern ha detto:
“Gatsby glaubte an das grüne Licht, die rauschende Zukunft, die Jahr um Jahr vor uns zurückweicht.” Hach.
Plindos ha detto:
Ce grand malheur, de ne pouvoir être seul.
La Bruyère.
Blaise Pascal hatte einen ähnlichen Aphorismus geschrieben.
Frundsberg ha detto:
Unerfreulich viele Abschweifungen vom eigentlichen Thema. Es befand ja auch keiner der ewigen Schöngeister zusammen mit Euch auf der Piazza, Euer Liebden. Nun denn, die Geschichte wiederholt sich bekanntlich.
Das Auftreten dieser kleinen SA-Trupps gehört – wie eh und je – zum Einschüchtern der lethargischen Mittelschicht dazu. Logischer Weise fehlt denn auch in solchen Fällen das zügige Eingreifen der ‘Ordnungskräfte’. Von der geschilderten mangelnden Zivilcourage der gaffenden Freizeitathleten ganz zu schweigen …
Zum ‘Glück’ erlaubt es unsere feste Konjunktur, auf die Zuweisung der Schuld auf bestimmte Bevölkerungsgruppen fürs Erste zu verzichten.
colorcraze ha detto:
Nicht gleich panisch werden, wenn Jugendliche Grüppchen bilden. Das tun sie, wenn sie gesund sind, immer.
Nur wenn sie instrumentalisiert werden, ist Gefahr im Verzug.
Frundsberg ha detto:
Was machen dann die ‘kranken’ Jugendlichen? Ich habe meinen Ernst von Salomon gelesen …
colorcraze ha detto:
Sich zu sehr instrumentalisieren lassen, oder auf die Seite gekickt Trübsal blasen.
Frundsberg ha detto:
Von dort ist es bis zum ‘unbedingten Vernichtungswillen’ nicht sehr weit …
colorcraze ha detto:
Wie kommen Sie denn darauf? Ich halte das, ehrlich gesagt, für pessimistisches Geschwätz. Für “Vernichtungswillen” muß schon einiges zusammenkommen. Bloßes Bürgerärgern reicht da mit Sicherheit nicht aus.
(Darf ich an das Gespräch unter den Trödlern ums Eck erinnern?
“Ich habe immer gesagt, wer Bücher verbrennt, verbrennt auch Menschen… aber ich weiß nicht, wohin mit den Büchern, die mir bei den Wohnungsauflösungen zukommen. Ich habs mit Flohmarkt und anderem probiert, bin jetzt alle Möglichkeiten durch. Jetzt hab ich doch wieder einen Packen zur BSR geben müssen zum Verbrennen…”)
Frundsberg ha detto:
Nun ja, dann lassen Sie die ‘lieben Kleinen’ mal abziehen, nach ihrer kleinen launigen Grölparty. Das zittrige Schweigen der Schlappmänner (und -frauen), wie es der Don beschrieb, hat in diesem Fall nur das Rudelverhalten gekräftigt. Man nennt so etwas auch ‘konkludentes Schweigen’. Mit Pessimismus hat das nichts zu tun.
Bücher zu verbrennen finde ich auch extrem widerlich.
Filou ha detto:
Stimmt. Klaviere brennen besser. Wir hatten zu Madammes Vegnuegen so eins im Hause. Hatten!
Filou ha detto:
Ein “m” kann weg. Schlechter Tastaturpuffer.
colorcraze ha detto:
Wenn man in der Stadt wohnt, muß man auf gewisse Widerwärtigkeiten gefaßt sein.
Krematorien neben Kleingärten.
Flecken von Verstorbenen auf der Decke.
Weggeschmissene Bücher.
Ich rede von Friedenszeiten.
Man muß nicht alles und jedes gleich als Krieg auffassen.
Frundsberg ha detto:
Ein ‘vegnuegter’ Klavierbrenner. Sauber, die Verpuffungen. Man sieht mal wieder, Alkohol ist doch eine Lösung.
Filou ha detto:
Klavier verpufft nicht, es knistert still vor sich hin. Problem waren die schaedlichen Daempfe des Lacks.
Ausserdem verbrennt es nicht voellig rueckstandsfrei. Die uebergebliebenen Metallteile lohnten damals nicht den Verkauf. Heute wohl.
Frundsberg ha detto:
Auf dem Lande zu wohnen, hat auch seine Vorzüge. Dort ist die Welt noch in Ordnung und man wählt mittlerweile – nach einem kleinen unbedeutenden nationalsozialistischen Intermezzo – wieder den Hindenburg, auch wenn der keine Pickelhaube mehr trägt, und – je nach Dioptrie – entweder von der SPD oder der CDU gestellt wird.
Aber deshalb muss ich mich beim Besuch in der urbs misera nicht von zukünftigen Uniformtunten belästigen lassen; sei’s dahin gestellt, ob sie Bücher verbrennen oder nur einen ‘Bierulk’ verbreiten.
colorcraze ha detto:
Welcher Hindenburg? Welche Schwulen?
Filou ha detto:
Das Landleben ist tatsaechlich noch in Ordung. Traditionen werden hier immer noch gepflegt. Menschen mit 6 Fingern an der Hand gelten nicht als ungewoehnlich, fuenfbeinige Kaelber werden in der Presse nicht erwaehnt, die Verwandtschaftsverhaeltnisse sind einfach: jeder ist hier jedes Onkel.
Den Pfarrer allerdings hat man aus dem Dorf vertrieben. Er konnte lesen. Das geht nicht.
Tyler Durden Volland ha detto:
@Colorcraze
Danke für den Indien Link… wenns mal wieder regnet werde ich ihn komplett lesen. Bisher: viel Richtiges, viel Oberflächliches… Wissen Sie von wann das ist? Scheint mir recht alt zu sein…
Ich kenne Indien seit den 60ern und habe insgesamt 15 Jahre dort verbracht. Dass man dort kein Englisch spricht ist einfach nur falsch, ich bin niemals irgendwo gewesen, wo ich keine Menschen gefunden hätte die die Sprache nicht wenigstens einigermassen sprechen.
Das Problem ist vielmehr, dass Inder die Angwohnheit haben auf Fragen das zu antworten, von dem sie meinen ihr Gegenüber wolle dies oder jenes als Antwort hören….
Wussten Sie, dass es in Japan dagegen tatsächlich kaum jemand gibt der englisch versteht und spricht?
Um Agnostiker zu werden bedarf es übrigens keineswegs eines „großmäuligen Privatheldentums“. Ein klein wenig Intelligenz, Selber-Denken, gepaart mit etwas Mut um zu eigenen Überzeugungen zu stehen, egal wen man mit ihnen vergrault, das reicht schon.
Versuchen sie es mal selber. Vielleicht im nächsten Leben?
@Plindos
Was Ihren Gatsby angeht, hatte ich gerade eine interessante Diskussion wegen der Neuverfilmung in einem US Forum.
Zu Gatsby:
„I struggle to read Gatsby as anything but a noir novel in which the crimes at the heart of American wealth creation are simply taken for granted–rather than supplying the mechanics of the plot–and the misery and emptiness that genocide, avaricious industrialization, and the pursuit of AmericanNESS–in which all white America participated, happily disavowing its past and in the process history itself–instead provide the content. But these facts are so obvious to the thinking reader/viewer at this stage–indeed, so contrarily celebrated–that it is hard to imagine the film, revisited, offering much more than empty spectacle. On a certain level, Fitzgerald’s novel fails because hollowness simply isn’t tragedy; you have to have character for that, and Gatsby can supply little of it. There’s just not much to forgive or feel sorry for in the saga of white America.“
Das scheint es mir ziemlich zu treffen, Oder?
colorcraze ha detto:
Das muß wohl so 10, 15 Jahre alt sein, weil zu der Zeit Tripod im Schwange war. Er hat aber ab und an neuere Ergänzungen, die nur ein paar Jahre alt sind. –
Indien bzw. der Hinduismus waren mir bis dato ein schwer begreifliches Durcheinander, mit dem, was der schreibt, ordnet sich das für mich ein wenig zu überschaubareren Mustern.
Was das “Englischsprechen/nicht englisch sprechen” angeht, so denke ich, daß Sie und er einfach mit unterschiedlichen Leuten zu tun hatten. Sicher wird es viele geben, die Englisch sprechen, mutmaßlich kommt man durchaus als Tourist durch das ganze Land mit Englisch (war noch nie dort, und wenn die Reisekasse fett wäre, wäre das auch nicht das erste, was ich besuchen wollte) aber die fand er einfach nicht so interessant, er wollte wohl “stärker eintauchen” (schreibt auch irgendwo, daß er sich einem Schiwatempel angeschlossen hat), drum hat er Hindi gelernt.
Tyler Durden Volland ha detto:
Habs mal weiter gelesen, aber irgendwann wurd es uninteressant.
Aber Sie haben recht, für jemand der Indien hauptsächlich aus dem FAZ Reiseteil kennt, ist das schon fast eine Erleuchtung.
Ich beschreib das real existierende Indien seit 30 Jahren, aber in deutschen Medien wurde sowas immer zensiert, erst seitdem man den Deckel nicht mehr wirklich draufhalten kann, schreiben es plötzlich alle, wie brutal und pervers dumm, dort leider vieles ist.
Manchmal werd ich von dort eingeladen, sogar das Flugticket würde bezahlt, aber: Indien, nein danke.
Ist halt alles so schön bunt dort… dsa ist zumindest wahr. O.K., in den Tempeln verfüttert man den Weizen sackweise an heilige Ratten, und drei Häuser weiter verhungern die Kinder? Hach, ist das alles exotische und aufregend hier….
Was Kommentar angeht, so geht es mir jetzt mit Japan genauso. Ein allzu oft ahnungsloser FAZ Korrespondent schreibt seinen, seinem Auftraggeber angemessenen mehr oder weniger Unsinn, abweichende Kommentare werden zensiert. Nur “when the shit hits the fan” dann kommen plötzlich die grossen Einsichten, wie damals nach Fukushima.
Wie schön, dass man sich an vieles gewöhnt und lernt sich weniger zu ärgern.
Filou ha detto:
Paris Saint-Germain ist am Sonntag franzoesischer Meister geworden.
http://www.leparisien.fr/psg-foot-paris-saint-germain/en-images-psg-des-centaines-de-casseurs-provoquent-le-chaos-a-paris-14-05-2013-2801681.php?pic=2#infoBulles1
colorcraze ha detto:
Machen die das öfter so, oder ist das neu?
spaccato ha detto:
Es scheint wohl international üblich zu werden, dass die Hemmschwelle für Gewalt teilweise gar nicht mehr wahrnehmbar ist.
Gewisse Werte und Normen würden noch nicht mal ein Achselzucken hervorrufen – und wenn doch, dann nur verbunden mit einer blutigen Nase.
Schade eigentlich.
Filou ha detto:
Scheint in der Form neu zu sein. Wenn man die Fotos genauer anschaut, glaubt man Leute aus den Zone-Urbaine-Sensible (ZUS), den Vorstaedten zu erkennen.
Der steigende Unmut ueber die Regierung Hollande, der sich beim Normalbuerger noch als Groll aeussert, koennte sich hier unpolitisch als erstes gewaltsames Signal zeigen. Wenn die Abgehaengten aus den Plattenbauten der Randstaedte nach Paris draengen, dann wird das etwas anders, als die durchaus gewaltsamen Exzesse von CRS und Demonstranten vom Mai 1968. Dann wird es ein Gemetzel [1] von drei sehr unterschiedlich motivierten Parteien: Verwahrloste Vorstadt, unzufriedenes Buergertum und Staatsmacht. Alle Drei gegeneinander.
Es brodelt.
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Paris_1961
spaccato ha detto:
Filou,
sans parler de 2005!
colorcraze ha detto:
Krachte es da auch schon am Trocadero?
Mir scheint das eher wie das Entwischen der Kreuzberger 1.Mai-Krawaller nach Mitte (sehr viel harmloser, was die Schäden angeht) was Neues.
Thorsten Haupts ha detto:
Das Ende von 30 Jahren Realitätsverweigerung hat in Deutschland 2004 auch nicht zu Straßenschlachten geführt.
Gruß,
Thorsten Haupts
colorcraze ha detto:
??? Was war 2004 so besonderes?
spaccato ha detto:
Meinte er die EU-Osterweiterung? Oder die Agenda 2010 und Demos dagegen?
Spannung.
Filou ha detto:
Und dann:… 30 Jahre Realitätsverweigerung.
Stehe voll auffem Schlauch.
spaccato ha detto:
1974: Ölkrise / Wirtschaftswunder Adieu / steigende Inflation / Versuch des Gegensteuerns … etc.
Schmidt, Kohl, Schröder … Alles nicht real. Alles nur eine Illusion. Ommm.
Pascha50 ha detto:
May speech be with you, Mr. Haupts !
Pascha50 ha detto:
In der Wirklichkeit ist die Realität ganz anders, Herr Haupts! Wessen Realität wurde vom wem geleugnet?
Bevor es zu wilden Spekulationen kommt, erklären Sie uns bitte die wirkliche Wirklichkeit !
Filou ha detto:
Das spielte sich damals in den Banlieus ab. Nun ist es in der Innenstadt. Im XVI Arrd. Das ist schon mal eine andere Dimension.
Plindos ha detto:
Ein Geschäft, wie jedes andere auch, welches in neue neue Dimensionen expandiert.
Bei den Gagen, die Fußballer heutzutage erhalten, samt Trainern und den Präsis der Vereine resp. Aktiengesellschaften, für die sie tätig sind, muß man diese unbedingt zu den neueingezogenen SdG rechnen.Herr Beckenbauer blickt da schon gewissermaßen auf eine stolze Traditionslinie bei der Pflege seinerr Eigenmarke.
Fans sind die lautstarke, notwendige Begleiterscheinung in all ihren Variationen.
Wer will, kann darüber zeitnahe, avantgardistische Literatur schreiben mit allem Pipapo.
sekt deutschland ha detto:
Bei jener Milchwirtschaft kommt jenes weiteres spezifisches Problem hinzu: Im Lauf der Hugo Cocktail Hugo
Sekt kette wird auch nämlich Milch unterschiedlicher Herkunft immer
wieder vermischt. Als in dem Jahr 1400 von den Landesherren Hugo Hugo
Sekt Sekt zölle und sogar Abgaben eingetrieben haben,
löste dies auch bei den Hugo Sekt bauern große
Verärgerung aus, da diese fuer die Erzeugung hart arbeiten mussten.
Zu lange mit Innovationen auch in jener IT zu
lange warten, bedeutet automatisch verpasste Chancen für Kosten- und Fehlerreduktion.