HoSSSa! HoSSSa! HoSSSa!
Die russische Hochzeit hat das Fass letztlich zum Überlaufen gebracht.
Aber davor waren schon am Gemüsestand jene beiden, die bei jeder Stierherztomate und jedem Lollo Rosso genau überlegten, wie sie das zubereiten würden, gemeinsam natürlich, Schatz hier und Cherie da, ganz nah zusammen, damit auch jeder die Innigkeit der Beziehung dieser jungen Menschen erkennt, die rein äusserlich so adrett wie all die Parteileute sind, die einem vom Plakat nach der Photoshopbearbeitung anuntoten. Und da war auch der Mann mit dem Maorisymbol auf dem Oberarm und dem Drachen, der sich um sein nacktes, kurz behostes Bein wickelte, der Mann, der auf offener Strasse an seiner Frau besitzergreifend herumfingerte und das ganz offensichtlich für ein angemessenes Benehmen fand. Ich sehe das auch, aber ich ignoriere es. Neben mir jedoch war die I., und Ignorieren ist jetzt nicht gerade eine ihrer Kernqualifikationen.
Aber da schaute sie nur wenig begeistert. Gleich hinter dem Maoridrachenmann gingen wir in die Strasse zu meinem Jesuitenkolleg hinunter, dem die Kapuziner um 1720 ein noch üppigeres Gebäude vor die Nase setzten, und davor nun stand der M., der sich hier um besondere Anlässe kümmert. Russische Hochzeit, entschuldigte er sich, weil das gemeinhin laut wird und lang dauert, und man als Anwohner bitte nicht die Polizei rufen sollte, wenn es zu einer Schlägerei oder zu “Da sprach der alte Häuptling der Indianer” mit der Lautstärke eines startenden Jets kommt. Da reisen Hunderte an, jammerte der M., und von drinnen dröhnten schon Weisen heraus, die so klangen,wie man sich in Kiew vermutlich Hochzeiten in Hollywood vorstellt. Ich versprach, wie immer keine Klage zu führen, und drängelte mich weiter durch all die Gäste, die draussen rauchten. Manche vor meinem Hoftor, manche auch dahinter, wobei, geraucht haben sie nicht allein und es war insgesamt eine peinliche Situation, denn darf man solchen Leuten sagen, dass sie bitt’schön ihre Freundlichkeiten auf öffentlichem Grund oder auf der Toilette oder hinter Büschen… aber was sagt man, wenn sie sagen, sie müssen dazu leider eine Mauer haben, damit sie auf ihren Absätzen nicht umkippt… natürlich kann man da nichts sagen, also drückten wir uns grusslos vorbei, als hätten wir es nicht gesehen.
Für die I., die jetzt nicht ganz freiwillig Single ist, war das ein Spiessrutenlauf. Denn sie gibt sich nicht so spiessig-neobiedermeierlich wie das Gemüsepaar, sie hat weitaus bessere Manieren daheim und in der Öffentlichkeit als der Drachenmaorimann, und auf ihrer eigenen Hochzeit ging es formal und gesittet zu, und dennoch ist sie wieder Single. Die Vorführung, was alles möglich ist, wenn man sich nur daneben benimmt, tat da natürlich weh. In den Singleköpfen ist stets der Gedanke: Muss das sein? Wieso bin ich allein und die niczt? Besonders schlimm ist es, wenn ein vermeintlicher Prinz aus der Partnerschaftsbörse zur Realität 10 Zentimeter und 20000 Euro Jahreseinkommen dazu erfunden hat, seinen Benimmkurs noch nicht verinnerlichte, und in der Realität wie die männliche Antwort auf das zähnefletschende Etwas aussieht, was laut Wahlplakat eine bayerische Ministerin sein soll. Muss das alles sein?
Also, das Singledasein natürlich, nicht das pralle Grinsen, das unsereins schon zu oft bei den Münchner Party-E-xzessen unter anderen Rahmenbedingungen gesehen hat. Denn inzwischen ist das Singledasein auf dem Weg, die Norm zu werden, wohingegen die klassische Familie, aus der wir im bayerischen Westviertel alle zu stammen die Ehre haben, auf dem Rückzug ist; momentan herrscht Gleichstand, aber die Familie verliert. Es mag durchaus stimmen, dass wir ein Familienministerium haben, das uns zumeist – wenn es uns durch einen Fehler nicht um Leistungen beschummelt – mit Wohltaten überhäuft, wenn wir erst mal keine Singles mehr sind, eine dauerhafte Partnerschaft mit langfristigen Zielen und am Ende sogar noch Kinder haben. Aber das sind 3 Schritte weiter, als der normale Single zu kommen pflegt. Dafür gibt es viele Gründe, die Anonymität der grossen Städte, der Rückgang der Zwangsheiraten in bayerischen Gemeinden aufgrund der Einführung der Pille, die nachgerade erzwungene Berufstätigkeit nach dem Ende klassischer Rollenmodelle, das Fehlen von Zeit und Energie gerade in stressigen Berufen, und die schlechte Auswahl an passenden Partnern im beruflichen Umfeld (Sie glauben gar nicht, wie schwer es heute in dieser erfolgsorientierten Gesellschaft ist, eine vermögende Nichtstuerin zu finden). Das alles wird durch eine gestiegene Anspruchshaltung verschärft, denn nach unten möchte man sich eher nicht verbinden, lieber nach oben, es gibt viele Kriterien, die man in den Partnerschaftsbörsen und im echten Leben als unverzichtbar markieren kann – und so dünnt das mögliche Angebot aus. Manche sagen sich dann auch: Wenn ich schon scheitere, dann wenigstens an einem vollkommen unrealistischen Niveau, und nicht an der Normalität. Davon leben dann Onlineschuhläden und Massagetechniken, aber darunter darbt das Ministerium für (seltener werdende) Familie, (häufige) Senioren, (wegbrechende) Jugend und (einsame und frustrierte) Frauen. Weil es einen eklatanten Unterschied zwischen Realität und politischen Vorgaben gibt.
Oder anders gesagt, weil dieses Ministerium wie ein Landwirtschaftsministerium ist, das sich allein um Ernten und nicht um die Saat und den Boden kümmert. Oder ein Verkehrsministerium, das sein Geld für Verkehrskontrolle ausgibt, auch wenn die Strassen längst zu staubigen Schlaglochpisten wurden. Eigentlich, das hat sich die I. mit mir ausgedacht, als es zur russischen Version von “Summer of 69” kam, legt sich dieses ganze Ministerium um das Kernproblem herum und tritt erst dann in Aktion, wenn man es gar nicht mehr bräuchte. Man bräuchte das Ministerium für die blinden Flecken und gegen die Realitätsverweigerung, das Ministerium für Singles, Sex und gute Stimmung (MfSSS).
Denn hat man erst mal die Singles bei guter Stimmung, geht alles seinen natürlichen Gang. Natürlich ist es für liberal-konservative Menschen eine schwierige Vorstellung, bei der Anbahnung von Beziehungen zu unterstützen, die sich primär, sekundär und tertiäre einen feuchten Dreck um klassische Familienrollen scheren. Zuerst wären Feiern, Urlaubsangebote und Freistellungen für Kochkurse und andere sinnliche Unternehmen fast schon eine Belohnung für die Verhöhnung ernsthafter Absichten. Aber man muss das anders sehen: Wenn in meiner Altersstufe Singles in teuren Grossstädten dauerhaft zusammenfinden, werden sie vermutlich nicht jeder für sich 120 Quadratmeter in der Stadt und 60 in den bevorzugten Seelagen behalten, sondern eher eine ordentliche Villa kaufen, und damit sind dann wieder 240 Quadratmeter in den übervölkerten Städten frei. Wir am Tegernsee haben zum Beispiel so ein Einheimischenprogramm, wo die ärmsten Millionärskinder, wenn sie sich zusammentun, bevorzugt verbilligten Baugrund bekommen: da sieht man schon erste Ansätze für eine Partnerschaftsförderung, die durchaus Erfolg haben kann. Wenn der Anreiz und die Gelegenheit zum Partnerfinden nur gut genug ist – aber bitte nicht Urlaub an der Ostsee, ja? Oder nur für Maoridrachenmänner – werden schon mehr Menschen zueinander finden. Vielleicht nicht für immer, aber wie meine Oma schon zu sagen pflegte: Hauptsache, sie sind aufgeräumt. Und für so eine Aufgabe braucht man eben ein MfSSS, dessen MinisterIn vielleicht sogar beliebt werden könnte, wenn sich diese Person etwas geschickter als Frau Schröder anstellt.
In einem Land, das 500 Millionen für eine sinnlose Drohne verpulvert, mag der Aspekt der Wirtschaftlichkeit nicht sonderlich interessieren, aber ich möchte zu bedenken geben, dass all die teuren Massnahmen für Familien auch ihre Ursache darin haben, dass es in dieser Spätphase der Entwicklung zu wenige davon gibt. Würde man dagegen früher einsteigen, sagen wir mal durch Beziehungseinfädelungsurlaub, und dadurch die Zahl der Singles verkleinern, müsste man nachher vielleicht auch nicht mehr ganz so geldintensive Programme fahren. Frühphaseninvestment nennt man das in der Wirtschaft. Der Exit der Förderung kann dann um so früher erfolgen: Ist das Kind erst mal da, und ist es nichts Besonderes mehr, können sich die Ex-Singles ohnehin nicht mehr wehren, und hätten andere Sorgen.
Irgendwelche Privatsender sind dann sicher gerne bereit, ihre Programme in den Dienst der guten Sache zu stellen, und das alles publizistisch zu begleiten, und für gehobene Schichten empfehle ich einen Blick auf italienische Magazine wie “Sposa White” – das sind wirklich harte Versuchungen auch für Vermögende, man sieht Paläste, Parks und Kathedralen. Ein paar hartgesottene Libertins werden natürlich übrig bleiben, aber viele werden froh sein, wenn der Staat generös Möglichkeiten bietet, der Einsamkeit zu entgehen. Demstaatschefeinkindschenkungsprogramme sind zwar historisch etwas belastet, aber mit der richtigen Umgebung und fröhlicher Erscheinung muss das nicht weiter auffallen; daher ja auch der Name des Ministeriums, mit dem urbane Zielgruppen etwas anfangen können. Die nötige Infrastruktur für so ein Ministerium wäre, das ist uns dann bei “Over the rainbow” auf Russisch auch eingefallen, ohnehin schon vorhanden: Das komplexe Auswahlverfahren der besten Paare könnte das MfSSS dem BND, der NSA und der Schufa überlassen, die haben ohnehin schon alle Daten.
T.I.M. ha detto:
MfSSS = KdF + Lebensborn e.V. (!?)
Don Alphonso ha detto:
Schön gedacht!
donna laura ha detto:
„das zähnefletschende Etwas…“ – hahaha. sehr schön.
ein wenig anders scheint es übrigens auch zu gehen. so räumte die gattin eines meiner brüder – desselben jahrgangs wie mea parvitas – kürzlich den vogel ab: sie wurde in einem alter mit einem süssen enkelchen beschenkt, in dem andere gerade wohl ein wenig bedrückt die adresse der kinderwunschklinik in das navigationsgerät eintippen. nun, das kommt davon, wenn man leidenschaftliche kinderchen aufzieht; wohl mag es auch in der famille liegen und wie der vater, so der sohn: die äpfel liegen diesbezüglich alle in der nähe des stammes. die jüngste tante in spe unseres zweiges, an deren glücklicher entstehung man tatsächlich nicht unmassgeblich beteiligt war, wird am noch nicht festgelegten wurftag wohl die vorbereitenden kurse der grundschule noch nicht ganz angetreten haben, schätze ich, wenn ich die derzeitigen aktivitäten unseres ältesten und seiner lieben kleinen freundin korrekt interpretiere. und nein, es sind nicht besuche bei ikea. à dieu ne plaise! es ist vielmehr-
colorcraze ha detto:
Schön, daß Sie mal wieder von sich hören lassen.
Und die singuläre Trockenheit _so richtig_ konterkarieren.
Mi piace.
spaccato ha detto:
donna laura, je suis particulièrement heureux que vous êtes toujours là.
muscat ha detto:
Woher wissen Sie denn, lieber spaccato, dass donna IMMER da ist?
Aber auch ich freue mich, dass chère donna wieder mitkommentiert!
spaccato ha detto:
… toujours im Sinne von IMMER NOCH.
Don Alphonso ha detto:
Bei uns legt der Nachwuchs ja eher die Axt an den Fortpflanzungsstamm und ganz ehrlich, einer wie ich reicht ja auch.
Pascha50 ha detto:
PARSHIP – für Akademiker und Singles mit Niveau.
Abgesehen von der unlogischen Implikation in diesem Werbespot klingt “Single” ja tatsächlich besser als “Junggeselle”.
Leider entspricht die geistig-mentale Wirklichkeit der meisten Alleinlebenden nicht dem scheinbar rundum sorglosen happy-go-lucky Image, das sie in Kneipen und Biergärten verbreiten.
Wenn man nicht den passenden Partner findet, der gar nicht der Traummann/ die Traumfrau sein muss, dann zieht man es vor, lieber alleine zu leben.
Mit allen deprimierenden Konsequenzen.
Alleine, aber nicht einsam. Von wegen.
Don Alphonso ha detto:
Parship, die Powerpointpräsi mit Excelschnittstelle des Beziehungsmanagements. Da findet man vielleicht eine Zweckehe, was ein anderes Thema wäre.
fritz_ ha detto:
“Besonders schlimm ist es, wenn ein vermeintlicher Prinz aus der Partnerschaftsbörse zur Realität 10 Zentimeter und 20000 Euro Jahreseinkommen dazu erfunden hat,”
Sollte das ein Witz sein? Eine Null an der Zahl vergessen? Für 20T€ mehr als real wird er prinzenähnlich aus Sicht der Arztprolltochter? Um Hümmelswillen! Vulgär wie auch obszön!
(Interessehalber: welche 20T€ sollen das sein? Die zwischen 5 und 25? 50 und 70? 120 und 140? Hallo, jemand an Bord?
Falls es tatsächlich Frauen geben sollte, die sich an so etwas Läppischem hochziehen, mögen ihnen augenblicklich die überreifen Pfirsiche und Pflaumen auf dem Markt ranzig werden.)
Morgen ist Obsttag.
Don Alphonso ha detto:
Nun, für 20000 im Jahr, wurde mir gesagt, kann man zwei Poloponys halten, womit so eine Sache dann erst mal scheinbar in trockenen Tüchern wäre. Es kann natürlich auch mehr sein, aber 20.000 nette ist schon eine ganz hübsche Summe. Oder alle drei Jahre ein neuer Geländewagen.
donna laura ha detto:
man beachte, lieber fritz_, worauf sie ihr wertes augenmerk lenken – und worum nicht! kümmern sie sich nun so gar nicht um die schnöden fehlenden zehn zentimeter? nicht auszudenken, wo sie fehlen könnten. und wo sie besonders vermisst würden.
Don Alphonso ha detto:
Zuerst mal ist das eine Frage der Erscheinung (Frauen mögen keine kurzen Männer) und zuzweit kann man ja auch Nebenmänner haben
colorcraze ha detto:
Wobei die besagten “Demstaatschefeinkindschenkungsprogramme” auch mehr Gerücht als Wirklichkeit sind – eine meiner Urgroßmütter bekam tatsächlich ein “Mutterkreuz” umgehängt, wegen 7 Kindern, aber die waren alle vor 1918 geboren – also nichts mit “Demstaatschefeinkindschenken”.
Don Alphonso ha detto:
Naja, so ein Programm haben ist das eine und wirklich Vorteile gewähren das andere, und für viele reicht ja schon die Propaganda.
colorcraze ha detto:
Das würde ich gern mal untersucht haben (ist schwierig), wo es nur Propaganda (oder, genauer gesagt, Getöse und Geschwätz) ist und wo wirklich durch “Richtungsvorgaben” was bewirkt wurde (nicht nur für 33 ff., auch für 49 ff., von mir aus gern auch noch 200 Jahre davor).
Sich einfach nur hinstellen und sagen, es müsse nun so und so sein bzw. werden, bewirkt nach meinem Mißtrauen nämlich nichts, auch wenn die Reichweite weit größer ist als Speakers’ Corner.
Da müssen schon glaubhafte Verlockungen dazukommen, mindestens.
So in der Art, daß man die nächsten 30 Jahre (20 bis die Kinder “soweit sind”, 10, damit die sich berappeln und auch Kinder haben können) etwas zu gewinnen und nicht nur zu verlieren hat.
Hartmut ha detto:
Meine Tochter hat heute ihren 25 Geburtstag und auf die Frage wie denn so die Zukunft aussehen soll, kam zur Antwort : erstmal den Master machen danach sehen wir weiter.
Kann mann für dieses MFSSS keine Petition einbringen ?
Sonst wird das nichts mit dem Opa und so….
colorcraze ha detto:
Bah, machen Sie ihr klar, daß Master auch mit Enkel geht, weil sie den übernehmen, dann wird sie schon lockerer.
Rotwild ha detto:
Hab neulich eine Studentin kennengelernt, durch Zufall bei der Lektüre der FAS am See. Sie war durchaus hübsch anzusehen, aber als sie dann von Zukunftsangst gesprochen hat, habe ich mich gefragt, welche Auswirkungen das auf eine Gesellschaft haben wird. Zukunftsangst war uns während des Studiums vollkommen unbekannt. Wir hatten maximal Angst dass wir nicht genügend Augustiner kalt gestellt hatten oder dass wir beiden hübschesten Mädels nicht an den Start kommen.
spaccato ha detto:
War tatsächlich …dass wir beiden hübschesten Mädels nicht an den Start kommen gemeint?
Oder sollte es … dass wir bei den hübschesten Mädels nicht an den Start kommen heißen?
Fundamentaler Unterschied.
Aber schön mise au point.
The Great Artiste ha detto:
Schön, genau das habe ich auch gedacht, Rotwild ein Mädchen? Zwei? Manchmal geben Tippfehler nette Ideen frei.
Don Alphonso ha detto:
Karriere hat in einer Welt der gnadenlosen Aussiebung nun mal einen anderen Stellenwert, und wenn sich alle nur gegenseitig verrückt machen, klappt das auch gut. Was ist der Wert von 5 Auslandsaufenthalten, wenn die jeder hat?
Vielleicht hilft es, wenn man Kindern bedeutet, dass für sie und den Nachwuchs noch immer genug da sein wird.
Rotwild ha detto:
Tippfehler geben Raum für Spekulationen…Rotwild ist ein Mann und und gemeint war: bei den hübschesten Mädchen…
Hartmut ha detto:
Aber nur wenn sie einen Platz in Bayern bekommt….
Ich – nach Aachen – also wirklich…..
fritz_ ha detto:
Ah, jetzt, wo Sie es sagen, liebe donna laura! Mal unter uns Internatsmädchen: was nützten ein paar Zentimeter, wenn man nichts damit anzufangen wüsste?
HansMeier555 ha detto:
Korrekt heisste das: Hagestolz und Alte Jungfer. Und wohin man die aufgeräumt hat, weiss auch jeder.
.
Blieb das Problem der Witwen, v.a. der Witwen unter 30.
Don Alphonso ha detto:
Und der Geschiedenen natürlich.
Melursus ha detto:
Darf es hier her? Ein ernstes Thema haben Sie angesprochen und ich möchte den einen fehlenden Aspekt ergänzen. Die Pille hat ihren Anteil, die Glotze und der PC sicher auch einen, da ohne Gelegenheit keine Liebe. Aber die massive Abtreibungskultur ist sicher daran beteiligt, daß der Jahrgang 12 weniger als 50% des Jahrgangs 64 beträgt.
muscat ha detto:
Ich finde die schiere Anzahl der Abtreibungen auch problematisch, aber sie ist seit einigen Jahren deutlich rückläufig. “Abtreibungskultur” würde ich das auch nicht betiteln; die Frauen, die das aus Prinzip machen bzw. es als alternative Verhütungsmethode betrachten, sind vermutlich nur mit einem minimalen Prozentsatz vertreten.
Melursus ha detto:
Danke muscat, für die Korrektur.
Ich will auch nicht auf die Frauen losgehen. Mit dem falsch gewählten Ausdruck Kultur meine ich die Personen und Einrichtungen, die davon leben. Etwas, das in der Notlage sein Recht, seinen Ursprung hat, wurde zur Normalität. Auch weil etliche Menschen dort ihren Lebesunterhalt verdienen und ihre Aufgabe dort sehen.
T.I.M. ha detto:
Meinen Sie jetzt, es sei verwerflich mit einem in Ihren Augen unmoralischen Eingriff Geld zu verdienen, oder beklagen Sie indirekt, dass die existenten professionellen Strukturen Frauen die Entscheidung erleichtern (ganz radikal ausgedrueckt: Wer damit rechnen muss, beim “Engelmacher” zu krepieren, ueberlegt es sich zweimal)?
Don Alphonso ha detto:
Ich denke, die Verhütung klappt inzwischen auf beiden Seiten besser. Teilweise auch wegen AIDS, aber das ist dann nur eine Nebenwirkung einer traurigen Sache. Die jungen Leute sind heute einfach pragmatischer und gesundheitsbewusster, und besser aufgeklärt (auch dank Internet).
T.I.M. ha detto:
Sicher, aber man wundert sich doch, wie in Zeiten der “Pille danach” Abtreibungsquoten von ~14% zustandekommen.
Anstatt das zu beklagen koennte man aber auch die These aufstellen, dass die vermutlich geringe Zahl ungewollter Kinder nicht zuletzt eine der Hauptursachen fuer den dramatischen Rueckgang fast aller Arten von Kriminalitaet im Westen, der seit einigen Jahrzehnten zu beobachten ist, darstellt. Vielleicht ist das ja eine gewisse Vergreisung wert.
muscat ha detto:
Steile These; wie kommen Sie darauf?
T.I.M. ha detto:
Nun ja, die Kriminalitaetsraten in allen westlichen Laendern, in Europa aber, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, noch mehr als in Nordamerika, fallen seit Jahrzehnten, und eine richtig einleuchtende Erklaerung habe ich dafuer noch nicht gehoert.
Die Ungleichheit ist teilweise gestiegen; das kann nicht der Hauptgrund sein. Eine hoehere kognitive Intelligenz als Folge verbesserter Ausbildung und diverserer Umweltanreize koennte eine Rolle spielen.
Aber die (kuechen-)psychologische Erklaerung scheint mir der plausibelste Ansatz: Am ehesten werden Verbrechen von gesellschaftlichen Aussenseitern begangen. Ein ungewolltes Kind kann sich vermutlich eher zu einem solchen entwickeln (?). Nun ja, soweit mein Gedankengang,
colorcraze ha detto:
Nicht von vornherein abwegige These.
Man hat auch ein anderes Lebensgefühl, ob man Einzelkind war (und sich entsprechend immer einer “Elternübermacht” gegenüber sah), oder ob man Geschwister hat (zumindest zeitenweises “müpfen” und verbinden).
Wobei es mit den Einzelkindern von Einzelkindern gewiß besonders extrem ist – die werden gleich von 6 Älteren betuttelt, aber niemand ist mal vergleichbar in ähnlichem Alter.
T.I.M. ha detto:
Interessanter Punkt. Wissen Sie zufaellig, wieviele Einzelkinder es in westlichen Gesellschaften gibt. Im persoenlichen Umfeld seh ich eigentlich eher zwei oder gar keine Kinder. (Bzw.: Was macht die Kriminalitaetsstatistik in China?)
T.I.M. ha detto:
Da fehlt ein “?”. Der zweite Satz war als Frage gedacht.
muscat ha detto:
Auch das Nachlesen im ach so schlauen Netz brachte keine wesentliche Erhellung; es handelt sich anscheinend um eine von US-Ökonomen aufgestellte These aus Anfang der 2000er Jahre, die jedoch umstritten ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/The_Impact_of_Legalized_Abortion_on_Crime
Rotwild ha detto:
In Zeiten maßloser Bürokratie und einer überbordenden Verwaltung keine schlechte Idee. Die Grünen wollen uns ja schon vorschreiben, wann wir Fleisch essen sollen und wann nicht.
Noch schauen wir besorgt nach Nordkorea, aber wer weiß… Wenn die Deutschen sich weiter so dämlich verhalten sind wir schneller dort, wo wir nicht hin wollen. George Orwell war ein lustiger Märchenonkel, vergleicht man seine Erzählungen mit den möglichen Szenarien der Zukunft. Wir verlieren unsere Freiheit wenn wir nicht aufpassen. Und wir sollten dem Staat in der Tat einen Strich durch die Rechnung machen und Kinder zeugen wie es besser nicht geht. Warum sich ausnehmen lassen wie eine Weihnachtsgans obwohl wir kaum noch Chancen auf Wachstum haben?
Prinzip Hoffnung, ach ja, das kennen wir ja schon, war ja vor kurzem hier auch ein Thema!
muscat ha detto:
Einwanderung, so sie denn sinnvoll geregelt ist, wäre übrigens auch eine Methode, Demographieprobleme zu lösen. Ich mein ja nur.
colorcraze ha detto:
Man kriegt sie nur sinnvoll geregelt, wenn man allenfalls kleine bis winzige Demographieprobleme hat.
muscat ha detto:
Also weiter so wie bisher? Not really, oder?
muscat ha detto:
So ein Hunnenkönig ist doch auch fesch.
muscat ha detto:
Von mir aus auch Russen, wenn sie einen besseren Musikgeschmack haben als oben beschrieben.
astroklaus ha detto:
So sie denn, so sie denn diskutierwürdieg wär’
(Auf eine bekannte Melodie zu singen)
Das ist seit (mindestens) den 50er Jahren verkorkst: “Gastarbeiter”, “Asylantenschwemme” “unwürdiege Zustaände für Asylbewerber”, “Staatsbürgerschaft” (sofort für “Deutschstämmige”, schikanös für alle anderen) – und natürlich die Weigerung, so “herzlose” Bedarfslisten aufzustellen wie die USA, Kanada oder Australien.
Melursus ha detto:
Filmtip: Gangs of New York
Dort war es eher eine vorübergehende Erscheinung. Bei allen WASPen wollten die Zuwanderer mittelfristig in der Mittelschicht ankommen.
The Great Artiste ha detto:
Schön mal wieder von Ihnen zu lesen, donna laura, navi in kinderwunschklinik war eine schöne Formulierung…
Das Problem ist, dass wir uns alle schon selbst als Persönlichkeitspakete selbstverwirklicht haben, die sich dann nicht unter Wert verkaufen wollen. Und es gibt dann dazu noch tausend Heuhaufen aus denen man selbst als CEO, Topanwältin, Medienstar, Lungentransplantationschirurg oder Nobelpreisträgerin wählen muss, worin man sein wahres Selbst erkennen möchte: Beim Heavy Beting, Mountainbiken im Himalaya, Learjet-Kunstflug, 30 Meter Yacht Transoceanrennen.
Das kann aber auch NSU-Quickly-Mopeds restaurieren sein…
Wie kann man sich da dann noch für etwas so jämmerliches begeistern, wie einen anderen Menschen, der einem entweder vorführt, dass er/sie viel mehr erreicht hat als man selber, oder einfach in seiner Entwicklung hinterher bleibt.
Wir haben uns auseinandergelebt….
Nähe, Erotik, gemeinsame Projekte (ausser Hochleistungskindern) – Fehlanzeige. Man hat 50 Kochbücher, geht zu Weindekantierkursen und isst Instant-Pasta und Lieferpizza mit Durchschnittswein vom Discounter. Das Leben findet statt, wenn mal der Stress aufhört.
Meistens ist dann aber der Onkel Doktor das Thema. Die Jahre 70+ stehen seltener im Zeichen grandioser Erlebnisse ( schön, wenn sie es tun), sondern immer öfter im Herausfinden der besten Therapieformen für die Wehwehchen oder ernsten Probleme, die man sich dann eingefangen hat.
Man sollte ab und an mal ohne Coach und Fachzeitschrift innehalten, und sich übertegen, was denn wirklich glücklich macht, und was man sich nur eingeredet hat.
Ich würde die Liebe, die Heirat immer wieder als heissesten Tip empfehlen – es gibt nichts, was schönere Gefühle hervorruft, wenn man an gemeinsamen Jubiläen festsstellt, wieviel Weg man bis heute gemeinsam gegangen ist, und wenn es über steinige Abschnitte des Weges ging. Und jeder Morgen und Abend ist schön.
Man muss sich nur den richtigen aussuchen, dem aber dann auch zeigen, dass er/sie wichtiger ist als alles andere. Für einen hübsch, klug genug und zuverlässig, vor allem ein Mensch, der ein guter Freund/in sein kann, denn ich würde als beste Kennenlernbasis ansehen, jemanden zu treffen, mit dem man gerne Zeit verbringt, statt dass man ihn/sie immer nur beeindrucken muss, oder noch schlimmer, gerne in seiner Peer-Group vorzeigt.
Ganz schlimm, wenn man in dieser Peer-Group selbst nur gelernt hat, anzugeben und sich als Häuptling aufzuspielen.
Keiner kann damit leben,dass wir im Grunde alle nur Indianer sind…
Und dass, astroklaus, Muscat, was sie vorschlagen, durch Einwanderung die Demographie zu lösen, ist unlimitiert auch keine Lösung, so schön es wäre.
In gewisser Weise halte ich das Problem darin sogar begründet, dass in der globalen Wirtschaft die berlusconischen Menschen einfach immer gewinnen werden.
Da können dann nur Religionen dagegenhalten. Wenn man an die netten Hippie-Erlebnisse in Afghanistan in den 60ern zurückdenkt, und den Sauhaufen heute, oder im Irak, sieht – dann hören die rationalen Lösungen auf.
Kleinräumige Regierung kann meistens tolerantere Systeme hervorbringen, als wenn man mehrere Kulturen unter einen Hut zwingen muss.
Interessant, wie man in den Medien langsam die Taliban wieder als Verhandlungspartner vorbereiten, wie Asssad immer weniger als Teufel porträtiert wird, wie die Schuldenkrise mucksmäuschenstill vor sich hin krebst, (wehe, wenn die Zinsen 1-2% steigen) – wir sind mit unserem Latein ziemlich am Ende.
Umso wichtiger, gute Freunde zu haben, und einen Menschen, der etwas ganz Einzigartiges für einen ist.
dreamtimer ha detto:
und
Gibt es dafür irgendeine Evidenz oder ist das eine Vermutung auf der Basis der Tatsache, dass die großen Religionen aus einem früheren Stadium der Gesellschaft stammen, in denen Auflösungsenergien weit kleiner waren? Wo nimmt die Religion heute die Energie her, uns wieder zusammenzuleben? Ich sehe das offen gesagt nicht.
colorcraze ha detto:
Auflösungsenergien kleiner glaub ich nicht.
Eher Zwang stärker und Familienabhängigkeiten schicksalhafter.
Moritz ha detto:
Nur eine an Beziehung und an Kinder gebundene Existenz ist durch den Staat erpressbar. Das ergibt folgsame Bürger. Daran ist einem Staat sehr gelegen.
Religion war früher: der Staat. Also identisch. Also ist auch der Religion daran gelegen, dass eifrig Kinder kommen und die Paare sich binden. Solche fügen sich besser und leisten sich keine sonderkreativen Gedankengänge, welche durch kinderlosen Müßiggang in Gang kämen.
Flederhund ha detto:
Singapur hats schon versucht mit staatlichen Anbahnungshilfen:
Scheinbar waren vor allem die Wohnkosten im Weg:
Letztlich scheinen sie sich auf Einwanderung festgelegt zu haben, was nicht allen Singapurern gefaellt.
Flederhund ha detto:
oh, die youtube links sind nicht im Kommentar sichtbar.. das erste video ist betitelt: ‘do you think a dating campaign will work in Singapore’, das zweite: ‘most singles want to get married, have two or more children’
colorcraze ha detto:
So wirklich ist das doch eh keine Option – staatliche Eheanbahnung.
Wir reden nur spaßeshalber darüber.
Den oder die Richtige zu finden, müssen Schicksal und Zufall Händchen halten.
Sonst ist es nur ein Vernünftlerabkommen, das jederzeit auseinanderfällt.
spaccato ha detto:
Где-то за радугой
филоу летает.
где же он?
donna laura ha detto:
merci beaucoup für die lieben worte zur rentrée. nun, da war ich ja immer, und es wird wohl immer so bleiben – nur nicht hier.
lieber fritz_, hüstel. also, wenn sie es nicht wüssten, ich wüsste es.
vielleicht sollte man wieder mal in einer publikation, evtl. vom mfsss gefördert, nachlesen, was man damit außer erzwungenen besuchen auf dem hin und wieder gar nicht so stillen örtchen noch alles schönes machen kann. ausser waschen und piercen.
liebes rotwild, hey, “ich bin zwei mädchen”! glückwunsch! 😉
zuwanderung… nun, ich bin ja eingewandert und wieder ausgewandert, dann woanders hingewandert, zurückgewandert und abgewandert und so fort.
das wort erinnert recht verdächtig an aussagen vor ein paar jahren von einigen hochgestellten grünen politikern, die heute noch von plakaten herunter ihre zähne fletschen. man wollte gerne eigene wähler ins land bekommen, und wenn es mit absenken des wahlalters und nähren von schlechtem gewissen allein nicht ginge, so müsse es eben auf anderem wege geschehen, um mehr macht zu erlangen. jeder, was er kann. allerdings keimt der verdacht, dass sie als demnächstwähler gerne mal in das programm ihrer grünen partei hineinblicken möchten. hochinteressant, wenn man zwischen den zeilen liest. ich meine, man geht ja sonst nicht in horrorfilme, doch das ist die return of the killer windshield, aus perspektive einer fliege, pardon, stütze.
Mediensegler ha detto:
Es kann nur besser werden …
Ich habe mal die Kommentare der vorvorletzten vier Blogs
in mein Layoutprogramm eingegeben.
Da kann man suchen und ersetzen, Nebeneffekt ist, dass es auch zählt.
Absoluter Spitzenreiter:
ThorHa: 117
555 Meier: 110
Moritz: 70
Tyler: 58
Das waren die politischen …
.
Filou, den ich hier gerne gelesen habe, kam auf 33.
Natürlich ne Schnapszahl, hi hi.
Colorcraze als Frau ausser Konkurrenz.
Alle anderen unter 30.
.
Aber:
Donna Laura: 0
Vroni: 0
The Great Artist: 0
Der Tiger: 0 unter Heuse: 2
Mediensegler: auch 0
.
Drei sind jetzt wieder da.
.
Da haben ein paar die Schäufelchen der anderen geklaut,
und wundern sich jetzt,
dass keiner mehr mit Ihnen im Sand spielt.
.
Ich freue mich, dass Donna und der Artist wieder da sind.
Filou, maak die Fläsch op!
Beckmesser ha detto:
Sex sells.
Karola Kettenhemd ha detto:
@ Donna, ma chère, je suis ravi.
@ Mediensegler : Bei Ihrer geschätzen Aufstellung fühle ich mich an die Lottozahlen erinnert – nicht die Menge dürfte entscheidend sein, sondern die Qualität!
whatcrisis ha detto:
Qualität, Quantität – bei Nullen ist das einerlei. Egal wieviele, egal wie gute, in Summe bleibt das Ergebnis Null.
whatcrisis ha detto:
Anwesende und Wiederauferstandene selbstverständlich ausgenommen.
Mediensegler ha detto:
“Umso wichtiger, gute Freunde zu haben, und einen Menschen, der etwas ganz Einzigartiges für einen ist.”
.
Schön, so was hier mal wieder zu lesen.
Danke.
Mediensegler ha detto:
Liebe Donna Laura,
ich habe Sie vermisst.
Gerade sind Sie hier,
und schon diskutiert man über 10 cm.
😉
dreamtimer ha detto:
Kleine Anmerkung: ich würde das Ministerium MfS3 nennen.
Klar, GeWis und Juristen würden sich dadurch irritiert fühlen, aber selbst normale Leute imitierten heute Nerds, wie sie sich diese vorstellen.
dreamtimer ha detto:
Hmm, WordPress kann nicht wirklich HTML. Schämen sollte es sich. Hier ist das, was ich meinte
http://imgur.com/ZwIxO98
Folkher Braun ha detto:
Logisch wäre aber Mf3S.
dreamtimer ha detto:
Ja, während M43S wohl schon wieder zuviel des Guten wäre, wegen der Zahlen-Kollision.
Mf3S = Ministry For Singles, Sex and Sentiments.
Funktioniert also auch in der Sprache der Herren über Europa.
MathsGeek ha detto:
Vielleicht liegt’s am Bier, aber heute habe ich mich beim Lesen des DA-Blogs gut amuesiert: Lustige Formulierungen, klare Struktur. Vielen Dank an den Verfasser und die wunderbaren Kommentatoren.
Folkher Braun ha detto:
Ich schlage vor, das Ministeramt einem partei-, unterleibs- und alkoholfreien Literaten anzutragen. Das Ministerium wird in Ingolstadt installiert. Dadurch verkürzt sich die Strecke zur Abholung des Dienstwagens auf wenige 100 Meter. Als Staatssekretär wird HM555 angeworben wegen seinem direkten Draht nach oben. Für die gender- mainstreaming- Geschichte könnte ich mir für beide als Höchststrafe Frau Roth von der Grünen vorstellen. Zweithöchst wäre Frau Prof. Dr. Gesine Schwan.
HansMeier555 ha detto:
Man braucht auch einen Draht nach unten.
colorcraze ha detto:
Der Draht nach unten wird durch Putzpersonal einer Leihfirma (=Bundesstandard) hergestellt, das nur während der Bürozeiten tätig ist, da das Gebäude nachts abgeschlossen wird aus Energiespargründen.
spaccato ha detto:
Gern lässt man sich durch dröhnende Staubsauger zu einer Zwangspause verleiten.
(Macht von der Produktivität aber auch keinen Unterschied.)
Wenn die Mietsklaven dann auch noch gut gebaut sind, macht das Pausieren doppelt Sinn – unter besonderer Berücksichtigung des Namens des Ministeriums.
spaccato ha detto:
… zur Erhebung empirischer Daten.
dan cody ha detto:
Wunderschöner Artikel. Wie so häufig habe ich den Eindruck dass die gutbuegerliche Fangemeinde dem anarchischen Charakter des Haussherren nicht gerecht wird.
spaccato ha detto:
… aber auch schwer ist’s für die anarchischen Fans in Bezug auf den gutbürgerlichen Charakter.
Moritz ha detto:
Der ist kein echter Anarchist.
Der will nur spielen.
spaccato ha detto:
Wer jetzt?
Moritz ha detto:
Je nachdem. Beide.
spaccato ha detto:
Wenn man anarchisch denkt oder handelt, ist man noch lange kein Anarchist.
Moritz ha detto:
Sag ich doch.
spaccato ha detto:
[schneidend] Ja, was ist denn hier los? He?
[aufbrausend] Gar nix!
[wieder ruhiger werdend] Na, dann geh’ ich halt wieder.
Mediensegler ha detto:
[schnappatmung] Dann geh doch ,geh doch,
wenn dir hier gar nix gefällt.
Schnüff, ich habe auch immer noch kein Foto. Schnüff!
spaccato ha detto:
[jovial] Nun gut. Hier hast du eins.
Mediensegler ha detto:
[tieflufthol, naserümpf]
…
Der ist ja ab!
Das gültet nich.
Moritz ha detto:
Auf eine ziemlich einfache Lösung kommt von staatstragender Seite ja eh niemand:
Den Leuten einfach wieder eine Zukunft geben.
Dann klappts auch wieder mit dem Kindersegen.
How to:
Männern und Frauen ermöglichen, dass für die Zeit des Aufwachsens das Geld auch mal von einem allein reicht. Das tut es schon lange nicht mehr. Es reicht oft nicht einmal mehr recht, wenn beide nicht zuhause sind und voll durcharbeiten. Vergessen wir doch einmal das Luxusproblem der Karierrefrau um die 40, sich rechtzeitig zu endscheiden, das lenkt nur ab, um diese Fast-Prinzessinnen geht es nicht, denn die sind gar nicht so viele. Es sind die normalen leute, die nicht mehr mögen.
Da diese Erkenntnis aber viel zu einfach ist, langt auch die Regierung da nicht hin. Ihre “Fachleute” mögen es komplizierter, akademische Analysen und lieben komplizierte Konstrukte und komplizierte Stellschräubchen. Die leider nichts bringen. Nur damit ja von der Regierung nicht zugegeben werden muss, dass die Schieflage viel einfacheren, fast ordinären Urspürungs ist: Die Leute haben einfach keine Aussicht mehr, für länger jemanden anders versorgen zu können. Im Gegenteil: Sie müssen selber Angst haben, vorzeitig ausgesondert und zum Versorgungsfall zu werden. So jemand will schon aus Kinderliebe keine Kinder. Nicht so. Den Rest erledigt der Stolz, den mann (und frau) ja auch hat, sich nicht alles bieten zu lassen. Mit dem Mittel der Verweigerung.
dreamtimer ha detto:
Gewiss, nur trägt der Staat die Wirtschaft allenfalls noch insoweit, als er Anleger und Investoren zu beruhigen versucht. Ansonsten gehört der sozialdemokratisch abgefederte Kapitalismus mit Vollbeschäftigung und 3% Wachstum der Vergangenheit an, nicht der Zukunft. Die Blasenökonomie ist ja nicht viel mehr als der Versuch, den Schein aufrecht zu erhalten und zu hoffen, dass die Blase nicht platzt.
Ich würde sagen, wir können im Augenblick einmal gar nichts tun und das ist auch nicht so schlimm. In Deutschland sinkt die Geburtenrate und die Leute müssen länger arbeiten. Das ist alles und es ist, offen gesagt, kein großes Drama. Vielleicht tritt ja in 10 oder 20 Jahren eine Kehrtwende ein, wenn sich herausstellt, dass die Leute auch ohne Zukunft leben können, ohne die Skripte der Mittelklasse des 20ten Jahrhunderts und ohne den Staat der sich überall in die Lebensentscheidungen der Leute einmischt. Zwischendurch haben wir dann vielleicht mal ein Mf3S, um uns zu amüsieren, über uns selbst und die Politik.
Moritz ha detto:
@ dreamtimer
.. und die Leute müssen länger arbeiten.”
Das wird so gesagt. Klingt erstmal halbwergs vernünftig: “Ihr, die ihr keine euch ernährenden Kinder zuwege bringt, müsst im Ausgleich mehr arbeiten.” Gebongt. Nur die Arbeit dazu ist nicht da.
Alles einen vornehme calvinistisch-puritanische Lüge, die man zu vorschnell unterschreibt, während/weil die bürgerlichen Skripte im Hintergrund noch ticken..
In Wirklichkeit wissen die, dass es keine Jobs für Ältere bis 67 gibt. Nicht einmal bis 55. Das alles ist nur ein Rentenminderungstrick der Verschaukelungsgüteklasse.
Ohne die Skripte der Mittelklasse leb ich schon lang. Aber irgendwas zum Essen braucht man halt trotzdem. So derart skriptlos geht es nicht. Nicht einmal auf den Inseln, wo die Austeiger vor sich dahin fretten tun.
colorcraze ha detto:
Moritz, ich glaube auch, daß das ein entscheidender Punkt ist.
Die Aussicht auf eine nicht zu brutales Umschwenken erfordernde Zukunft.
Mit bescheideneren Aussichten kann man sich anfreunden, aber nicht mit völligen Katastrophen. In der Tat gibt erst die Ausssicht, daß 1 Einkommen zumindest zeitenweise reicht für ein Paar mit Kindern, die nötige Lässigkeit, Kinder in die Welt zu setzen.
Moritz ha detto:
So ist es, meine Teure.
Bescheidener reicht den meisten Leuten durchaus.
Völlige Katastrophen sind in einer herkömmlichen Erwerbs-Biografie aber leider bereits eingearbeitet. Man braucht nur in der falschen Gegend zur falschen Zeit wohnen, das muss gar nicht an der Ausbildung oder an den Leistungen liegen.
Leichtfertige Forderungen neoliberal druchtränkter Markt-Quatschköpfe: Dann zieht halt um, sind auch oft lustig. Erstens mal: zweimal umgezogen ist wie einmal abgebrannt. Da zieht dann einer wegen eines Briefträgerjobs nach München um … hust. Ich brauche jetzt hoffentlich nichts wegen der Wohnsituation sagen. Er/sie kann ja derweil im Männerwohnheit wohnen …
Dass man da lieber keine Kinder kreigt, muss klar sein. Nur nicht unseren Politikern.Ich weiß nicht, wss die statt Hirnmasse in ihrer Knochenschale haben.
Kaufe mal wieder die ZOIT, die hat diese Woche Dossiers über diese Themen. Außerdem knistert sie immer so schön, wenn man sich im Bett neben den Krümeln der Croissants drauf legt. Solche Zudlvugel-Bettromantik schafft ein nach Hause telefonierendes graues Plasikkästchen nie.
-/-
Im Grunde sehe ich nur eine Partei im Herbst, die das erkannt hat und umsetzen will. (Ob sie es kann und ob man sie von der Industrie her lassen würde, ist natürlich die andere Frage – ich vermute, der Zug ist längst abgefahren …)
Diese Partei gilt aber nach P€€r Steinbrück als nicht koalitionsfähig, da sie im Osten zwar anerkennenswerte kommunale Arbeit leiste, aber im Westen lauter Maoisten, Leninisten, Kommunisten …
ähm so Gesockshabe.Gesocks hat er zwar nicht gesagt, aber mimisch zitronig ausgeführt.
Und ich hab die Tante SPD mal gewählt.
(Schröder nicht, und seitdem die SPD auch nicht wieder.)
The Great Artiste ha detto:
Mir war das ähnlich aufgefallen wie Ihnen Mediensegler – irgendwas war auf der Kommentatorenseite verlorengegangen, was sonst immer den Reiz dieser Gespräche ausgemacht hatte, diese Freundlichkeit gerade über Meinungsgräben hinweg – Sie haben das schön formuliert, mit den geklauten Schäufelchen.
Solche Avatarprügeleien bis aufs letzte blutige byte machen keinen Spass.
Dreamtimer – ich meinte das mit den Religionen als so die letzte Instanz, die imstande ist, mit ihren Drohungen von jenseitigen Strafen den weltweiten Egoismus an die Leine zu nehmen.
Wenn man an die vielen Sattelitensexkanäle mit Telephonnummern in nie erwartete Regionen ansieht, kann man vermuten, dass einige Kulturen die moderne Medienwirklichkeit nicht verdauen können, und damit päpstlicher als jeder Papst werden müssen. Religion ist deswegen wieder so populär, weil sie die letzte Supraindividualität ist, die dem persönlichen Machtanspruch eine Gegenkraft entgegen setzt – um den Preis eines viel absoluteren Geltungsanspruch als Religionen je hatten.
Früher war es klar, dass andere Länder andere Sitten und Gebräuche hatten – heute will jeder den “US-Kapitalismus” besiegen.
Und Frauen hat jede “Kultur” zum schikanieren.
NIcht schön, wenn man sich nicht mehr “anders” sein lassen kann, sondern sich unbedingt über einander stellen muss. Dass ist vielleicht aber auch der Preis vom “Ende der Geschichte”.
Von wegen. Ich glaube, da geht ein völlig neuer Abschnitt los, wenn die Schuldenkrise irgendwann wirklich vor die Wand fährt.
Aber bis dahin sollte man im Durchwursteln einfach im Blick haben, dass z.B. bei dem unterirdischen Fernseh- und Kinoprogramm eine Investition in neue Super-Hardware völlig vergeigt wäre ( was ist das für eine doofe Optik in 3D) und es viel netter ist, Kontakte zu schliessen, Freundschaften zu pflegen, original Dinge zu erleben, und vor allem sich über die Menschen zu freuen, die ganz in der Nähe sind.
dreamtimer ha detto:
Ich zweifle nicht daran, dass die Religionen den Anspruch formulieren, den Egoismus zu überwinden, ich glaube nur nicht daran, dass sie wieder so populär sind, wie immer behauptet. Die Päpste sind dann mal Popstars. Na und?
So wie wir vermutlich ohne Zukunft leben können, können wir auch mit Egoismus und der Zufälligkeit des Beziehungslebens auskommen.
Wir haben im Grunde keine Lust psychischen und ökonomischen Druck auf andere auszuüben, eben weil dieser auf uns zurückwirkt und Widerstände erzeugt, die wiederum noch mehr Druck erfordern. Der “Single” ist zunächst einmal diejenige Figur, die das Soziale im Privaten suspendiert, um sich von all dem frei zu machen. Gewiss, kann er allerlei Sozialutopien formulieren, aber glauben tut er erst einmal das, was er erlebt hat und was er in seiner Umgebung beobachtet, Paare etwa, als deren einer Teil er sich nur ungern sehen würde. Ich glaube also nicht, dass es bei dem Niedergang der Familie nur um die Fabrikation von Bildern geht, die uns davon abhalten ganz gewöhnliche Menschen zu lieben. Das ist einfach nicht die richtige Dynamik.
T.I.M. ha detto:
Anders- oder im besten Fall Unglaeubige hinzumorden, um dann im Jenseits eine Wolke ganz vorne zu bekommen, ist doch ziemlich egoistisch, oder? Und darauf laeuft’s doch meistens hinaus, wenn Menschen Religion wirklich ernst nehmen.
colorcraze ha detto:
Im Idealfall macht ihnen die Religion ein so gutes Gewissen, daß sie revolutionär die Welt umkrempeln.
T.I.M. ha detto:
Bin mir gerade wirklich nicht sicher, ob das Sarkasmus oder ernst gemeint ist.
Moritz ha detto:
So ist es.
Mit Religion bin ich ebenfalls ganz vorsichtig.
-/-
Es gibt jetzt ein Buch auf den amerikanischen Bestsellerlisten, geschrieben von einem muslimischen Religionswissenschaftler. Nach dem der Prophet Jesus alles andere sei als ein friedliebender linke-Backe-rechte-Backe.
Die Amis lesen das grad wie verrückt.
(Meinereiner glaubt zumindest, dass einer, der erbost – vielleicht zu Recht – die Händlertische vor dem Tempel umhaut, durchaus von einer gewissen Energie getrieben ist. Wenn die Überlieferungen alle stimmen, die erst rund 60 jahre nach seinem Tod langsam aufgeschrieben wurden … Auf Deutsch: eher alles Fiktion, damit einem Tod posthum ein Sinn entlockt werden kann, der zur Nachfolge anreizt. Das darf man aber nicht sagen, wenn man den Taufschein hat. Der Taufschein: auch so eine Art Maulkorb. Das zum Thema Geschichtsforschung. Die nie etwas mit Religionsunterricht zu tun hat. Nie.
T.I.M. ha detto:
Der Autor hatte auch ein schoenes Interview auf Fox News 😉
Und gehen Sie den letzten Schritt vom Haeretiker zum Apostaten!
Das Elend zumindest mit den Katholiken ist ja, dass sie einen zwar exkommunizieren, aus dem “Taufbund” aber nie entlassen. Da kann man machen, was man will, da kann nicht mal der Papst persoenlich was tun.
colorcraze ha detto:
[Geschichtsforschung/Religion]
Oh ja, wir nähern uns den interessanteren Fragen.
Als da sind: welche Kulte werden eigentlich, wie getarnt auch immer, befolgt?
Wie wurden welche Überzeugungen im Laufe der Zeit wie angepaßt?
Was gehen Gründungen von Religionen vonstatten?
Usw. usf.
T.I.M. ha detto:
Zur letzten Frage wurde mir folgendes empfohlen:
http://en.wikipedia.org/wiki/The_Book_of_Mormon_%28musical%29
(Bin aber i.A. kein Anhaenger von Musicals)
colorcraze ha detto:
Naja, ob man die Mormonen als neue Religion bezeichnen kann, ist mir fraglich, weil sie mW durchaus sich auf die Bibel beziehen und nicht nur auf ihr eigenes Buch Mormon. Von daher sehe ich die eher als einen weiteren Ableger des protestantischen charismatischen Christentums.
Die wären mit ihrem Treck nach Westen und ihrer Vielweiberei übrigens für mich ein Beispiel für das, was ich agosto 7, 2013 alle 6:52 pm meinte (das war nicht sarkastisch gemeint, sondern als Feststellung, daß das eine Teilfunktion ist bzw, sein kann. Neben anderem.)
T.I.M. ha detto:
Nun ja, Jesus kommt schon vor bei den Mormonen, aber mit der christlichen Lehre hat die Religion aehnlich viel zu tun wie beispielsweise der Islam, in dem Jesus ja ebenfalls eine Rolle spielt, wenn auch nur als Prophet. Im Selbstverstaendnis sind die Mormonen aber tatsaechlich Christen.
HansMeier555 ha detto:
@T.I.M.
Glaube nicht, dass es darauf hinausläuft. Religion ist auch einfach das Flehen um Gesundheit, Büffel oder eine gute Ernte.
.
Man kann seine Religion auch so easy nehmen wie die alten Griechen und trotzdem dauernd Krieg führen um Silberminen und Sklaven.
HansMeier555 ha detto:
Oder anders gesagt: Wenn die Religion zu Krieg und Gewalt führt, dann stehen dahinter trotzdem immer noch andere Motive.
.
Genausogut könnte man Demokratie und Menschenrechte ablehnen, weil man auch mit diesen Werten Krieg und Gewalt begründen kann.
.
Aber können die Menschen aufhören, überhaupt irgendwas zu glauben oder irgendeinen Glauben ernst zu nehmen?
muscat ha detto:
Eben!
aristius fuscus ha detto:
Das ist aber genau das Problem: mit und ohne Religion werden um Silberminen und Sklaven Krieg geführt. Mit Religion kommen dann noch die ganzen Kriege um die richtige Auslegung der Dogmen oder die korrekte Durchführung der Rituale dazu -obendrauf, nicht anstatt. Eine friedliche Welt werden wir auch ohne Religion auf absehbare Zeit nicht bekommen, aber eine weniger kriegerische schon.
whatcrisis ha detto:
Das Wundervolle ist doch eigentlich, dass man mit allem und jedem Krieg, Raub und Gewalt begründen kann. Freilich also auch mit Religion. Aber eben nicht zwingenderweise – es ginge genausogut auch ohne, oder anders.
Ja, weitergehend noch: Begründungen sind so beliebig, dass man sogar ganz auf sie verzichten kann, ohne die geringsten Einschränkungen beim Unterdrücken, Plündern und Meucheln.
Es geht also völlig ohne Ideale, ohne Gründe, ohne Emotionen, ja, ich gehe sogar so weit zu behaupten, es ginge sogar ohne Geld, und noch weiter, es ginge sogar ohne jegliche Ursache und jeglichen Anlass, einfach so.
Solch tiefverwurzelte, essentiale Motive, diese machtvolle Urtriebe – sie brauchen keinerlei “kulturelles” schmückendes Beiwerk, kein Über-Ich, keine göttlichen oder priesterlichen Gebote und (Auf-)Forderungen, das geschähe auch ganz von selbst, so wie atmen oder andere Stoffwechselfunktionen. Im Grunde handelt es sich ja ohnehin bei allen Eigentums-, Verteilungs- und Gerechtigkeitsproblemen nur um sublimierte, gehobenere Stoffwechsel- und Verdauungsprobleme.
Pascha50 ha detto:
@ whatcrisis
” es geht also völlig ohne Ideale, ohne Gründe, ohne Emotionen …”
Die wichtigste aller philosophischen Fragen ist noch immer unbeantwortet, auch wenn die Wissenschaft angeblich bis auf 5 Sekunden an den Urknall herangekommen ist:
Sie lautet: “Warum ist überhaupt “etwas” und nicht vielmehr “nichts”?
Also steht amAnfang immer die Frage nach dem Grund!
Sie kennen das Gleichnis von Buridan’s Esel!
Da sich die Esel (sich) nicht entscheiden konnten, welchen Heuhaufen sie zuerst fressen sollten, mussten sie verhungern.
Nur ein Dummkopf lacht über die Dummheit der Esel.
Denken Sie mal die gesamte Weltgeschichte durch, whatcrisis, die Sie um ein Vielfaches besser kennen als ich, weshalb ich es mir untersage, Ihnen “Beispiele” zu geben.
Was wäre politisch-zivilisatorisch, künstlerisch-kulturell oder naturwissenschaftlich- innovativ jemals ohne Ideale, ohne Gründe, ohne Emotionen in Gang gekommen?
Selbst der machtvollste aller Urtriebe, sexus, plexus, nexus, brauchte von Anbeginn der Menschheit an eine Begründung:
Warum biss Adam in diesen Apfel und warum ist ein angebissener Apfel, selbst im 21. Jhr., immer noch das wichtigste Symbolobst?
whatcrisis ha detto:
Nicht so bescheiden, lieber pascha50, ich bin mir ganz sicher, dass Sie mir in jedem Felde und in jedem Wissensgebiet mindestens ebenbürtig sind, und überhaupt macht es mich nicht wenig verlegen, dass Sie das Gebiet der Vergleiche eröffnet haben, wie soll man da denn halbwegs manierlich darauf reagieren außer das dezent zu übersehen…
Was den Urknall betrifft, so habe ich mich zufälligerweise heute gefragt, ob nicht nur der Anfang von allem einen Knall haben müsste, sondern auch das Ende, eine Art Schlussknall oder finalen Akkord oder so. Das hätte jedenfalls was und wäre durchaus nach meinem Geschmack.
Zu Ihrer Frage “Was wäre politisch-zivilisatorisch, künstlerisch-kulturell oder naturwissenschaftlich- innovativ jemals ohne Ideale, ohne Gründe, ohne Emotionen in Gang gekommen?” gibt es natürlich nur eine einzige Antwort, und fast beschämt es mich, auf derart Naheliegendes und Offensichtliches hinweisen zu müssen, aber ich gestatte mir dennoch nicht, darauf zu verzichten: Die Antwort lautet selbstverständlich schlicht “alles”. Unter uns Wissenden und Eingeweihten geflüstert. Das ist doch eh ein offenes Geheimnis. Es brauchte noch nie irgendeinen Grund oder eine Ur-Sache. Wir hätten das nur gerne so. Weil es uns dann besser gefällt. Wir brauchen Euphemismen und Erklärungen: unsere böhmischen Dörfer und unsere dunklen Schokoladenseiten wollen wir schon im schönsten Licht gesehen wissen, das sind wir uns und unserer mindestens dreifach gekränkten Eitelkeit einfach schuldig.
T.I.M. ha detto:
Das Standardmodell ist schon wesentlich naeher am Urknall als fuenf Sekunden (man muss verdammt nahe kommen, damit man die vier Grundkraefte theoretisch vereinen kann). Das heisst aber nicht, dass das Modell auch die Realitaet wiedergibt. Es sind durchaus kosmologische Modelle ohne Urknall denkbar (nicht nur das: sie werden auch mathematisch formuliert); lediglich nach heutigem Kenntnisstand ist das Standardmodell das plausibelste.
Ein “Schlussknall”, werte whatcrisis, ist uebrigens auch nicht ausgeschlossen. Sollte sich herausstellen, dass sich das Universum irgendwann wieder zusammenzieht, waere dieser sogar wahrscheinlich. Was das jetzt fuer Beschreibungen wie “davor”, “danach” oder den Begriff der Singularitaet bedeutet, kann man in Hawkings populaerwissenschaftlich aber brillian formuliertem Klassiker “Eine kleine Geschichte der Zeit” nachlesen.
Werter Pascha50, bitte nicht wieder die Theodizee des ersten Bewegers. Die duerfte doch selbst fuer die inbruenstigsten Glaeubigen als primitiver Trick zu durchschauen sein. Wenn der erste Grund Gott ist, was ist dann der Grund fuer Gott? Und wenn Gott keinen Grund braucht, wieso braucht das Universum einen.
Ueberhaupt gibt es da eine populaerphilosophische Begriffsverwirrung zwischen “Grund” als Kausalitaet oder im Sinne von “Sinn/Absicht” (wie der “Sinn des Lebens”). Der “Sinn” zumindest ist eine menschliche Denkkategorie (meinetwegen will ich auch nicht ausschliessen, dass hoehere Tiere in gradueller Abstufung aehnliche Konzepte entwickeln koennen), ein Konstrukt unseres Denkapparates, vermutlich um soziale Zusammenhaenge schnell einordnen zu koennen. Die Anwendung des Sinnbegriffs auf die Kosmologie geht daher voellig ins Leere.
Wenn Sie tatsaechlich nur Kausalitaet meinen, dann gibt es verschiedene Ansaetze (z.B. Auftreten einer Singularitaet, die das “davor” prinzipiell unzugaenglich macht, Wahrscheinlichkeitsansaetze der Quantenmechanik etc.).
Leider bin ich nicht der richtige Ansprechpartner, diese Dinge im Detail nachzuvollziehen. Als Naturwissenschaftler kann ich aber besser damit leben, die momentane Beschraenktheit meines Wissens hinzunehmen, als diese Beschraenktheit durch den diffusen Begriff einer Gottheit zu ersetzen, deren “Wille” dann von irgendwelchen heiligen Schwaetzern als Tatsache in die Welt getragen wird.
Pascha50 ha detto:
@ whatcrisis
Danke für die Blumen, aber wenn ich lobe, meine ich es immer ernst, und nicht als billiges und durchsichtiges Schmeicheln, mit dem man sich selbst Streicheleinheiten erkaufen will.
( fällt mir gerade ein: Kennen Sie die Federzeichnung von Paul Klee mit dem Titel so in etwa: Zwei Personen, einander in höherer Position vermutend – die sich weigern, als erster durch eine Türe zu gehen…?
Ich hatte mit der Anerkennung von geistiger, rhetorischer, wissensmässiger Überlegenheit noch nie ein Problem.
Ich bin von Natur aus nicht neidisch!
Aber zurück zu unserem “Kausalproblem”
Ganz oft hatte ich in und bei Ihren ausführlichen Antworten den Eindruck, dass Sie mit Ihrer Analyse oder auch Synthese so recht hatten, dass ein sinnvoller Widerspruch dagegen nicht möglich war.
Das ist in Ihrer Antwort von 12:56 leider nicht der Fall.
Zusammengefasst lautet Ihre Antwort:
“Nein, wir (als Menschheit) brauche keinen Grund für unsere Handlungen!”
Adam? Buridan? Jobs?
Laut Kant beruht alles Unglück der Menschheit darauf, dass der Mensch nicht in der Lage ist, in seinem Zimmer zu bleiben.
Die dreifach gekränkte Eitelkeit der Menschheit, die Sie ansprechen, ist doch ein ganz hervorragendes Beispiel, dass es ohne Ideologie, und nur darum handelt es sich doch – es geht doch nicht um höhere Wahrheiten – in der Entwicklung von der Amöbe zur NSA-durchleuchteten Krone der Schöpfung nicht geht.
Ich stimme Ihrem letzten Satz 10:25 ohne Einschränkung zu!
Es geht nur um sublime Stoffwechsel- und Verdauungsprobleme.
Wir brauchen gar nicht in die große Welt zu schauen: Wieviele Kommentare werden hier abgesondert, nur weil einem Zeitgenossen ein Darmwind nicht entweichen möchte möchte…
Nichts geschieht ohne Grund.
P.S. Gefällt Ihnen Günther de Bruyn’s Roman: ” Buridan’ Esel” ?
muscat ha detto:
“Als Naturwissenschaftler kann ich aber besser damit leben, die momentane Beschraenktheit meines Wissens hinzunehmen, …”
Das ist doch schon mal ein Anfang – diese Aussage vermisse ich oft bei anderen Vertretern Ihrer Zunft (auch bei dem so oft gepriesenen Hawking); bei Atheisten sowieso.
whatcrisis ha detto:
Lieber Pascha50, Sie sind einfach zu bescheiden und zu gütig. Ich bin hin und her gerissen, ob es sich schickt, so viele Komplimente auf einmal überhaupt anzunehmen. In der hohen Kunst der Belehrsamkeit jedenfalls sehe ich sie auf den höchsten Gipfeln, und in der feinen Art des Komplimentierens sehe ich Sie mindestens einer donna laura gleichrangig und -wertig.
Kennen Sie übrigens den Film “Das Leben stinkt” von und mit Mel Brooks? Eine an sich unappetitliche Tatsache, und dennoch voller Chuzpe und mit liebevollem Biss und viel Gespür für den guten Geschmack des Publikums serviert.
Leider fühle ich mich bzgl. der Stoffwechselproblematik (“erst kommt das Fressen, dann die Moral”) von Ihnen gründlich missverstanden, aber das war sicher keine böse Absicht Ihrerseits.
Kants Bonmot (oder ists eher ein Maledictum?) finde ich etwas unpräzise und auch nicht weiterführend im Hinblick auf die Suche nach Lösungen aller sozialen Fragen. Erst im Kontakt und in der Geselligkeit ergeben sich ja nicht nur die Probleme guten Umgangs und richtigen Redens und Handelns, sondern überhaupt erst die Chance dazu, Probleme zu machen oder eben auch zu lösen. Da klingt mir Kant sozusagen zu schopenhauerisch-griesgrämig-hagestolz, und da ist mir ein Knigge mit seiner lebensfrohen und philanthropen Art bei weitem lieber und auch näher.
whatcrisis ha detto:
Im Grunde gehe ich ja nur einen winzigen Schritt weiter als Theodor Lessing, der alle Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen plausibel zu erklären verstand.
Was ich als besonders amüsant betrachte, dass man das Erklären des Grund- und Sinnlosen als sinnlos… erklärt. Das hat was von einem Hund, der den eigenen Schwanz jagt (oder – für alle Katzenfreunde – der Katze, die sich in denselbigen beißt).
Womit ja nicht gesagt sein soll, dass alle Kultur überflüssig wäre. Nichts ist unterhaltsamer und amüsanter als sinn- und zweckfreies Geschichtenerzählen und Spielen, nur da ist der Mensch ganz Mensch, wo er derart beschäftigt ist und somit vor Übeln und Grübeln geschützt… Und wir wollen ja auch eher Antworten als nur neue Fragen. Lieber ein gutes Märchen und eine hübsche Fantasie als diese schnöde öde Realitäten. Und deswegen haben wir Geschichtsschreibung, Kultur, Fabeln und Eseleien aller Arten. Hebt die Laune und vertreibt angenehm die Zeit, und was will man mehr.
colorcraze ha detto:
“Erst im Kontakt und in der Geselligkeit ergeben sich ja nicht nur die Probleme guten Umgangs und richtigen Redens und Handelns, sondern überhaupt erst die Chance dazu, Probleme zu machen oder eben auch zu lösen.”
Eben.
Und die Betrachtungen der Alleinstellungen sind deswegen nicht wirklich weiterführend. Es ergibt sich ja stets eine Dynamik zwischen mehreren, und stets auch ein gewisses Bedürfnis, mehrere zusammenzubringen – eine gemeinsame Sphäre zu erschaffen. Wie man dies tut, sehe ich jedenfalls auch als eine Art Kultur an.
donna laura ha detto:
lieber don / 2.54 u, naja, irgendwie hatten wir den plan des dagegenangebährens. nebenbei gesprochen sind die von ihnen fotographierten blumen herzzerreissend schön.
danke, lieber mediensegler, für die auch sehr hübschen blumen. mal sehen, wann die garstigen blumen des bösen zu spriessen wieder anfangen werden. dann verschwände man wohl zu zwecken des zeitvertreibs wie zuvor bereits in den recht weitläufigen garten, um ihn zu bestellen.
im übrigen ist auch das private politisch, denn wenn man sich frühzeitig auf einen anderen menschen einlassen mag, so kann dies auch daran liegen, dass man genehme vorbilder oder zu bekämpfende gegenbilder fand. genug, um sich daran zu bilden und ein mensch zu werden.
jedenfalls ist tga m.e. zuzustimmen, dass man auch das glück benötigt, den anderen zu finden, will sagen ihn als zu einem passend zu empfinden – und nicht etwa eine persönlichkeitskatalog abarbeiten glauben zu müssen, wo doch glück arbeit sei und perfect werden müsse, wie jede arbeit. ach ja.
wie auch immer, es ist eine geisteshaltung: weiss ich, wer ich bin und was und wen ich benötige, lasse ich mich ein, bin ich zuverlässig, konstruktiv, gutmütig, lässig, freundlich. will ich das auch sein. kant statt knigge, würde ich einmal sagen.
tatsächlich, ich glaube, dass man dazu den andern erkennen muss, und ihn dann wie seinen kostbarsten schatz zu hüten und zu schützen hat – auch vor den weniger begrüssenswerten anteilen von einem selbst* – und nicht etwa sich auf teufel komm heraus gegeneinander selbstverwirklicht, aufeinander herumhackt, wettbewerbe um dominanz austràgt, manipuliert und den partner als den metasündenbock für alle eigenen fehler herumschubst, bis er – schwupps: – konsterniert hinfort eilt.
aber dazu braucht es zwei, die sich einig sind und einfach machen. und ein paar idioten weniger (die mütter der idioten ist allerdings immer schwanger; schwierig, wenn ausgerechnet ich das sagen muss).
* ein kleines geschichtchen gefällig? ein kluger mann erzählte sie mir einst:
ein frosch und ein skorpion sitzen auf der einen seite des flusses.
sagt der skorpion zum frosch: du, ich muss auf die andere seite des flusses. komm, bring mich hinüber.
darauf der frosch: denkst du, ich sei bekloppt? wenn ich dich hinüberbringe, so stichst du mich und wir gehen unter. tot sind wir dann beide.
der skorpion: aber nein, das wird nicht passieren, ich verspreche es dir.
darauf der frosch: neinneinnein, ich bin doch nicht bekloppt? du stichst mich garantiert.
der skorpion: aber nein!
der frosch: doch!
der skorpion: aber nein!
der frosch: doch!
und so geht das eine ganze weile noch hin und her.
schliesslich und endlich lässt sich der frosch breit schlagen. es kommt, wie es kommen muss: der skorpion sticht mitten auf dem fluss zu.
der frosch, sterbend: wieso hast du das getan? du hast es versprochen.
der skorpion, untergehend: ich konnte nicht anders. es ist meine natur.
Mediensegler ha detto:
Liebe Donna, ist doch wirklich Seelenbalsam, dieser Plauderton,
wie hab ich den vermisst hier, wie die anderen Lebensentwürfe
einiger Kommentatoren, ohne Besserwisserei, oder schlimmer,
Rechthaberei. Ja, ja, Kant statt Knigge, manchmal, in gewisser
Umgebung, macht es Spaß, sich daneben zu benehmen,
obwohl man wüsste, was gerade “comme il faut” ist.
Und mein Garten ist nicht weitläufig, eher ein kleines Juwel,
aber pflegeintensiv, und da ich immer noch mit Nachlassverwaltung
beschäftigt bin, bei der es beileibe nicht nur um den schnöden Mammon geht,
habe ich die Gartenarbeit, die eigentlich nie eine war, im Moment in fremde Hände gegeben um den Kopf frei zu haben für Wichtigeres.
Z.B. die Pflege von Freundschaften und das Entrümpeln der eigenen Existenz,
das “Sichtrennenvondingen” kann sehr befreiend sein.
Den Frosch kannte ich schon, und zwei, die sich einig sind und einfach machen,
können wir, glaube ich, schon länger, ist auch nicht schwer, aber auch nicht einfach,
mit der besten aller Frauen. 😉
Schön, dass Sie wieder da sind,
meine Kommentare wie immer nur nachts, am Tag bin ich zu beschäftigt,
vielleicht habe ich im Herbst mehr Zeit.
Gruß an Gary.
Mediensegler ha detto:
Großer Artist, original Dinge zu erleben, ja, ja,
auf der Fähre im Urlaub nach Juist, ist eine Weile her,
und wurde jäh vom Tod, oder Leben, je nach Perspektive, unterbrochen,
saßen wir einer Familie gegenüber, Oberdeck, Aussicht grandios,
und alle vier starrten auf 4 Smartphones,
die haben sich nicht unterhalten, die Umgebung nicht wahrgenommen,
die haben das Virtuelle dem Echten vorgezogen,
auch eine Einstellung!
.
Und die Freundlichkeit ist durch die Anwesenheit und Abwesenheit
einiger Kommentatoren wie durch Zauberei wieder da.
It`s magic! Genießen Sie es.
Tyler Durden Volland ha detto:
@Mediensegler
(…bin gleich wieder weg, keine Angst, nur ein quickie…)
Haben Sie die Beiträge vor Ihren überlesen? Und dann kommen Sie mit so was:
„…saßen wir einer Familie gegenüber, Oberdeck, Aussicht grandios, und alle vier starrten auf 4 Smartphones…“
Was Sie beschreiben ist die Realität. Es sind jene 90% der Massenmenschen die in ihrer Funktion als „Mehrheit“ alle in ihre Mittelmass Gesellschaft zwingen, die sie allen Ernstes für demokratisch halten. Das Resultat ist die derzeitige Welt da draussen, mit all ihren heraufdämmernden Konsequenzen.
Ich weiss jetzt nicht mehr wer es war der weiter oben andeutete, dass sich wohl nichts Wirkliches ändern wird, bevor Dank jener „Masse“ der Bank-Crash sein konsequentes Ende erreicht.
Ist so simpel und wahr, dass es wohl von TGA stammt.
Und Sie mit so was! Hier geht es um heile Welt, ums Wohlfühlen.
Also: Pfui! Weg mit Ihnen! Ins Exil zu den Thor Has oder TDVs, oder jedem der versucht mit garstigem Herumdenken der Realität Eingang hier zu ermöglichen. Wenn Sie nichts absondern können, das schlicht und einfach in die Kategorie „nett“ fällt, sind Sie fehl am Platze.
Vier Zombies die auf vier Smartphones starren… wie degoutant! Sie sollten sich was schämen.
Mediensegler ha detto:
Sehen Sie Tyler, manche Dinge sehe ich vielleicht ähnlich wie Sie,
aber ich ziehe andere Schlüsse, und einige Texte hier zu überlesen,
die Freiheit nehme ich mir.
T.I.M. ha detto:
Wenn Plauderer bevorzugt darueber plaudern, dass ihnen der Plauderton gefalle, dann erinnert mich das leider an spiessig-verkrampfte “Narren” (Karneval, Fasching, Fastnacht), die in jedem zweiten Satz betonen, wie narrisch und lustig sie doch seien.
(Der Karneval ist auch die einzige Institution, die mir am Rheinland immer auf den Senkel ging, obschon ich den Rheinlaender “anfoersesch” fuer den angenehmeren Deutschen halte.)
whatcrisis ha detto:
*thumbsup*
Mediensegler ha detto:
Wenn der Rechthaber sich das Recht nimmt, recht zu haben,
dann lässt man ihn besser recht haben. Tätä, tätä, tätä.
muscat ha detto:
Lustig finde ich vor allem beleidigte Leberwürste.
homobulla ha detto:
“…und alle vier starrten auf 4 Smartphones,
die haben sich nicht unterhalten, die Umgebung nicht wahrgenommen,
die haben das Virtuelle dem Echten vorgezogen…”
Ich fürchte, wir alle hier starren auch just in diesem Moment auf einen Monitor…
Moritz ha detto:
Hands on: Dieses Blog jetzt ausdrucken.
-/-
Wenn Leute gesammelt in Bücher starren, wird nicht als unauthentisch unempfunden. Warum eigentlich?
HansMeier555 ha detto:
Bei gemeinsamen Mahlzeiten Bücher zu lesen — das ging nicht. So spannend der Karl May oder die Mickymausgeschichte auch immer war — beim Essen musste sie weggelegt werden. Da war die Erziehung unerbittlich.
Moritz ha detto:
Schon.
Die 4 Zombies waren aber nicht zu Tisch
(Sie zombten a so halt.)
„…saßen wir einer Familie gegenüber, Oberdeck, Aussicht grandios, und alle vier starrten auf 4 Smartphones…“
colorcraze ha detto:
Wenn man zum Xten mal mit der Fähre die gleiche Strecke fährt, finde ich es nicht abwegig, ins Wirrtuelle zu flüchten, ob gedruckt (Zeitung, Buch) oder liquide (Internet-Gadget). Das ist nun wirklich nicht ungehörig. Es besteht schließlich keine Pflicht für die Einheimischen, den fremden Zugelaufenen ständig Ahhh und Ohhh bei jeder Welle vorzumachen.
Und, eben: sie waren ja nicht zu Tisch. Sie saßen bloß wartend (!!!) herum.
Mediensegler ha detto:
Nö, colorcraze,
die waren zum ersten Mal auf der Insel.
Und Ah und oh haben wir auch nicht gerufen,
nur still genossen.
colorcraze ha detto:
Also doch reiseungewohnte Haustopfpflanzen, die ihr übliches Fensterformat brauchen. Oder sie halten das Eingedostwerden im Flugzeug für “Reisen”.
Hauptsache, die Geräte gaben nicht noch Laut.
Wenn man mal das Draußen genießen will, gehen einem die Häuslichkeitsgeräusche sehr auf den Wecker.
Folkher Braun ha detto:
@mediensegler: Kann ich bestätigen: die laufen auch wischenderweise vor einen Laternenpfahl.
HansMeier555 ha detto:
Auch privates Plaudern ist politisch.
Darum…
Pascha50 ha detto:
Hab mich über manchen Standpunkt / Kommentar / Nicht- Kommentar des von mir ob seiner rationalen Abstraktion bzw. abstrahierenden Rationalität hoch hochgeschätzten HM555 schon des Öfteren geärgert und gewundert, muss aber immer wieder neidvoll anerkennen, dass er seinem Motto: “Gleiches Unrecht für alle:-) 100pro treu bleibt!
Keine persönlichen Kommentare – zu nichts und zu niemandem!
Nicht einmal zu sich selbst!
( Letzteres finde ich persönlich schade, habe es aber inzwischen akzeptiert. )
Mithin unterscheidet er auch nicht zwischen ihm genehmen und nicht so genehmen KommantatorInnen.
Er weiß und bedenkt, was ein transitives Objekt ist. Nur dieses zählt.
Nicht das Subjekt.
Wenn das Subjekt doch eine Rolle spielt, wird es in ein transitives Objekt umgewandelt, aber nicht personalisiert analysiert, sondern objektiv rationalisiert.
Discours de la methode.
Auch privates Plaudern ist politisch.
In der gezielten Wiederholung dieser Banalität liegt der stilistische Kunstgriff.
ES HAT SICH ALSO DIE KRITIK DER KRITIK DER KRITIK ANZUNEHMEN.
astroklaus ha detto:
Obwohl: ist diese Realitätsverweigerung durch die Smartphones erst entstanden oder nur verstärkt worden? Schon in früheren Äonen (also etwa 1993) konnte man doch folgendes Schauspiel bewundern: beim Flanieren durch die Säle der Alhambra traf ich auf das archetypische deutsche Bildungsehepaar (Schlabbergewänder, Birkenstock: Lehrer?). Sie hakte die Liste der Sehenswürdigkeiten im Baedeker ab, er hatte sein Auge kontinuierlich am Okular der seiner Videokamera. Gesehen oder gar erlebt haben die beiden wohl nichts – aber im Gegensatz zu mir können sie mit den Aufnahmen ihre Bekannten “beglücken” (und ich könnte – oh Schreck! – ein erwähnenswertes Detail übersehen haben).
The Great Artiste ha detto:
T.I.M., Tyler: Was soll die Polemik gegen Plaudern , gegen eine Beobachtung, die ich sehr wohl für relevant halte.
Ich würde es als einen der ersten Schritte zu einer wie auch immer geartet besseren Welt ansehen, wenn genau diese aus dem Elfenbeinturm belächelten “90%” sich auf einmal angesprochen fühlen würden, ihr Smartphone zur Seite zu legen und mal ihre wirkliche Lebenssituation an sich rankommen zu lassen.
Wenn man jemand genau vor den Latz knallt, wie doof er ist, wirds nie was.
Und “die Kritik die Kritik der Kritik” bis man sich vor lauter Metaebenen verschluckt, das ist nicht der Ton, den ich gerne lese – und ich denke, eine Menge Leute die die höheren Weihen zelebraler Masturbationsfähigkeit nicht erkämpft haben, ebenso.
Ich nehme das echt als Kompliment, “Tyler: Ist so simpel und wahr, dass es wohl von TGA stammt.” Danke.
Nicht mit Fremdworten herumreden. Freundlich bleiben – jeder sieht eine Teilansicht des grossen Elefanten, weder nur ein Schwanz-, Säulenbein oder Rüsseltier.
Zuhören statt Maul stopfen bringt einen weiter.
Die Überlegungen zur Religion waren in diesem Sinn schön klar. Ist der Mensch der geborene Schädelspalter, der dafür nur eine gute Entschuldigung braucht?
Mein Hauptgedanke z.Zt. wäre die Vermutung, dass zu grosse und zu komplexe politisch-wirtschaftliche Gebilde zu grosse Disziplinierungskräfte brauchen, um dem Individuum Überlebensnischen zu lassen.
Da bleibt die Empathiefähigkeit des “anständigen Kaufmanns” auf der Strecke, wenn man Hosen aus Bangaldesh für 10 ct. kaufen kann und zu Tausenden für 5 € Retail weiter verkaufen kann.
Man ein “Markenhandy” für 10 $ bauen und für 399 $ weiter verkaufen kann, und das jedes Jahr. DIe armen Schweine in Afrika oder Asien, die dann das Gold und Palladium wieder rauskochen müssen – f… them.
Was ist eine der grössten Zerstörungskräfte der Wirtschaft in den “faulen” Südländern? Umweltnormen, neue Steuern, TÜV-Untersuchungen, um Neuwagen aus D und F und I zu verkaufen, statt die alten zu reparieren. USW.
All das, was mit EU Subventionen nur in die Taschen einer eher korrupten Oligarchie wandert, und die Weltbanken am Tropf hält, und eine Regulierungswut, die nur durch eine riesige Beamtenschaft durchgesetzt werden kann.
Wernn es zwölf Monate braucht, um eine Geschäftsidee umsetzen zu können, geht jedem der Drive aus. Auch der Drive, eine Revolution zu starten. Man resigniert.
Noch. Aber irgendwann könnte man mal richtig die Schnauze voll haben. Nordafrika und sogar Syrien galten lange als ziemlich stabil.
Wir sollten die Tage der stabilen Verhältnisse nutzen, uns Gedanken zu machen, Optionen zur Wahl stellen und nicht nach der Devise zu verfahren, Nein, Kindchen, Du hast keinen Wasserkopf! Da, nimm einen Keks!
So gross wie ein Kanaldeckel.
Auf dass nicht Globalisierung irgendwann auf Globalkrieg rausläuft. Zwei reichen.
T.I.M. ha detto:
Das war nur eine Polemik gegen das im Forum zu deisem Beitrag weit verbreitete “Metaplaudern”, werter grosser Artist, und dabei moechte ich es auch gerne belassen. Ihre in solchem Ton geschriebenen sonstigen Beitraege las und lese ich stets mit Vergnuegen und Gewinn.
Mediensegler ha detto:
Man ein “Markenhandy” für 399 $ kaufen
und für 10 $ drei Jahre später
weiter verkaufen kann, und das immer wieder.
DIe armen Schweine …
Tyler Durden Volland ha detto:
@TGA
Ich schätze Ihre Gedanken sonst, aber hier, sorry, denken sie meiner Meinung nach einfach zu kurz.
„…genau diese aus dem Elfenbeinturm belächelten “90%” sich auf einmal angesprochen fühlen würden, ihr Smartphone zur Seite zu legen und mal ihre wirkliche Lebenssituation an sich rankommen zu lassen.“
Es gibt sicher Leute die Smartphones „benutzen“, aber, nein, die hier Erwähnten, und man sieht ihre Zahl ja täglich, zeichnen sich nun mal dadurch aus, dass sie, umgekehrt, das Smartphone als ihren Schutzwall, ihre Mauer gegen jegliche „wirkliche Lebenssituation“ benutzen. Das Ge-simse und Ge-twittere ist lediglich deren Level beim Ersatz für das, was man bislang noch unter „Kommunikation“ verstand und das in deren Leben niemals wirklich existierte. Es ist das was man anstelle von Kommunikation konsumiert und Smartphones sind genau für diese Simulaten gedacht!
Ich bin natürlich nicht dagegen, denn es wäre völlig absurd dagegen zu sein, da ist zusammengewachsen, was zusammengehört.
Und hierbei sagt mir meine Erfahrung etwas anderes: „NUR, wenn man jemandem seine Dummheit vor den Latz knallt zeigt es Wirkung“. Was Sie damit wohl meinen wäre und wo Ihr Vorwurf ins Schwarze trifft, mea culpa, das ist, dass halt dies hier keine Encountergruppe ist, also dies nicht der richtige Platz dafür ist. Meine Persönlichkeit zeigt halt an der Grenze wo es jemandem „zu dumm“ wird (Vroni war so eine Grenze) andere spontane Reaktionen und dann wird halt eine Mini Katharsis retourniert. Ich finde, wer sich mit seinen Meinungen in den öffentlichen Raum begibt, und ein Blog ist nichts anderes, der verpflichtet sich meiner Meinung nach dadurch dazu dann auch mit dem Echo zu leben. Es ist etwas, das ich selber tue und wofür ich zB ThorHa immer respektiert habe.
Sie dürfen mir aber glauben, nach etlichen Jahrzehnten Erfahrung auf diesem Gebiet muss ich Ihnen sagen, dass es nahezu ausnahmslos „persönliche Angriffe“, also unangenehme direkte Erfahrungen sind, die einen „Blinden“ dazu zwingen endlich mal seine eigene, festgefahrene Meinung etwas genauer zu betrachten, um dann möglicherweise dazuzulernen, also mit dem „Blind-sein“ aufhören zu WOLLEN.
Negative, unangnehme und emotionale Erfahrung ist dabei, wie gesagt, im Grossen und Ganzen der einzig mögliche Anlass. Pavlovsche Konditionierung gäbs auch….. auch ein Keks gross wie ein Kanaldeckel bewirkt nichts!
Ihrer „Noch“-Prognose stimme ich gerne zu: „Aber irgendwann könnte man mal richtig die Schnauze voll haben. Nordafrika und Syrien galten lange als ziemlich stabil.“
Nur…. Um die Schnauze SOOO voll zu haben muss man, wie man sehen kann, Fundamentalist irgend einer Art sein. Ja, Osama bin Laden hatte die Schnauze voll. Sollten die nach gewonnener Wahl vom Militär abgesägten Muslimbrüder auch die Schanuze voll haben, wirds sicher lustig. Die sind konsequent.
Aber in DE? Wirklich? Ernsthaft? Trotz allem was wir heute darüber wissen sehe ich weder Frau Merk noch Herrn Nonnenmacher irgendwo baumeln.
An was hatten sie denn beim Schnauze-voll so gedacht, bei Bürgern denen so etwas noch problemlos als tolerierbar gilt? Glauben sie das es gegen Fracking WIRKSAME Proteste geben wird, wenn sich die Konzerne in DE dafür entscheiden? Glauben sie man wird Merkel nicht wiederwählen, sollte doch noch vor der Wahl dazu gezwungen sein zuzugeben, dass sie selbstverständlich seit dem allerersten Tage im Amt, über alles mit der NSA Zusammenhängende Bescheid wusste?
Ich befürchte Sie beschreiben die Lage schöner als sie tatsächlich ist. Wobei ich Ihnen keineswegs unterstelle, dass Sie die Lage nicht um einiges realistischer sehen…
Ob „die Globalisierung irgendwann auf einen Globalkrieg hinausläuft“, liegt einzig und allein an unseren „amerikanischen“ Freunden wie eigentlich auch der Letzte nach Snowden verstanden haben müsste. Und welche Optionen auch immer Ihnen einfallen, werden dabei in der realen Welt keinerlei Rolle spielen.
Wenn Sie die bisherige Erfahrung mit der US Aussenpolitik seit WWII als Muster heranziehen, sollten Sie da nicht allzu viel Hoffnung haben….
Moritz ha detto:
So gerne wie ich dem großen ARTisten immer zustimme>:
Globalisierung IST Krieg.
Krieg mit anderen Mitteln.
Genauso wie die Datengrabbscherei und Datenspionage schon immer Krieg ist.
Mit Globalisierung kann man einzelne Unternehmen und ganze Volkswirtschaften lahmlegen. Wenn man nicht genau aufpasst, mit Globalisierung auch die eigene.
Die technische Entwicklung der Drohne ist auch so ein Versuch.
Nicht mehr direkt vis à vis das Schwert zücken zu müssen und sich nicht mehr das eklige und peinvolle lange Sterben anschauen und anhören zu müssen, die eigenen Leute zu schonen. Das Röcheln dieser Purchen, das macht immer so furchtpare Geräusche … *schwul rumtu*
In zukünftigen Geschichtsbüchern wird vom technischen Wandel des Kriegführens die Rede sein. Vom König, der an der Spitze seines Heeres ritt bis zum feigen, paranoiden Taktiker, der sich im Bonker versteckte, weil es eng, sehr eng wurde – bis zu den Vereinigten Nationen, die sich gesamt zusammen mit Ihrem Präsidenten die Pfoten nicht mehr weltweit dreckig machen wollen. Nach den Irrgängen Vietnam, Irak (Bagdad, Übers.: die Gottesgabe) und Afghanistan und den Irrgängen, sich an üble Diktatoren anzuwanzen kann man das gut verstehen.
Man will in Zukunft “saubere Kriege” führen. Nur, es gibt keinen “sauberen Krieg”. Was sich bei allen diesen Kriegsformen nie geändert hat: Wie immer bei Kreig werden die unteren darunter leiden. Die anderen aber machen beste Geschäfte.
sambossa ha detto:
Schön, wie sich hier der Umgangston gerade wieder wandelt, mit alten und neuen Diskutant/innen. Ansichten, Meinungen und Weisheiten plaudernd auszubreiten, ist eine Kunst für sich und oftmals anregender als das Predigen des eigenen Standpunkts. Mit einem Lächeln den eigenen Gartenzaun erkennen und sich dann in anderen Vorgärten neugierig umzuschauen, das war und ist in Dons Stützenblog oftmals möglich.
Tja, diesmal wieder auf Spiekeroog: Smartphones wollen benutzt und vorgeführt werden. Dazu dann ausführliche Gespräche über die Vorzüge der jeweiligen Gerätschaften und ihrer Apps, sei es am Strand, im Cafe oder in der Night-Lounge. Doch das Schönste waren ausgedehnte Wanderungen barfuß im Sand bei südländischen Temperaturen – unmittelbares Erleben jenseits des ganzen Online-Gedöns.
HansMeier555 ha detto:
Fairerweise müsste man auch bedenken, dass die Religion auch für viele gute Taten (oder die Unteralssung von Bösen) eine Motivation bereitstellt.
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Atheisten, Agnostiker und Gleichgültige sind keineswegs die besseren (oder weniger gewaltaffinen) Menschen.
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Und ich glaube auch nicht, dass Kriege um Rohstoffe und Kriege um religiöse Dogmen wirklich zwei verschiedene Konfliktformen sind (wo die eine dann noch zur anderen dazukommt oder nicht), sondern dass da immer ein Mix aus Motiven (vorgeschobenen und echten) da sein muss. Da gibt es dann auch immer eine Koalition von Kriegswilligen, bestehend aus Parteien mit unterschiedlichen Präferenzen: Was für den einen nur Vorwand ist, ist dem anderen sein Ziel.
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Wenn Religion keinen Kriegsgrund mehr abgibt, dann kann man sich auch andere ausdenken (“Menschenrechte”). Auch die Absicht, Rohstoffvorkommen zu erobern, kann ein purer Vorwand für andere Ziele sein — obwohl sie ganz “rational” und kein bißchen “abergläubisch” daherkommt.
T.I.M. ha detto:
Die Religion mach nicht den einzelnen Menschen schlechter, sondern die Menschheit.
HansMeier555 ha detto:
Macht die Religion mit der Menschheit was, ist es nicht umgekehrt?
T.I.M. ha detto:
Ohne Menschheit keine Religion. Umgekehrt wuerde ich das nicht sagen. Aber wenn Sie moechten macht die Menschheit sich selbst schlechter dadurch dass sie Religion “macht”.
pascha50 ha detto:
Gott sei Dank bin ich Atheist !
Im Kapitalismus beutet der Mensch den Menschen aus.
Im Kommunismus ist es umgekehrt.
Man kann HM nur zustimmen:
Ob die Religion nur Mittel zum Zweck oder Selbstzweck ist, macht in der leib- und seelevernichtenden Wahl der Mittel keinen Unterschied:
Ob mit Feuer und Schwert, mit Beichte und Vergebung der Sünden oder mit telegenen Evangelikalen, die auf allen Registern der Psycho- und Persönlichkeitsklaviatur spielen- das Ergebnis ist immer das gleiche:
Der Mensch ist Mittelpunkt. > Der Mensch ist Mittel. Punkt.
Don Alphonso ha detto:
Ich höre gerade Valentin Rathgeber, denn auch der Katholizismus hat eine süsse Seite.
muscat ha detto:
Werter T.I.M., diese doch recht platte Aussage will so gar nicht zu den differenzierten Anmerkungen von 2:42 pm passen…
“Die Religion” (welche?) macht die Menschheit schlechter? Inwiefern?
RoRo ha detto:
Religion ? Opium fürs Volk. Für die Armen, damit sie ihr los geduldig ertragen und sich nicht wehren. Das jenseits ist so schön: Ich möchtetrotzdem nicht hin….
whatcrisis ha detto:
Ich fürchte, die Religion von der Demokratie und den Menschenrechten zählt auch hierzu, und sie hat die Menschheit noch schlimmer verheert und korrumpiert als all die alten Lehren von der Gottesgleichheit und Gottesgegebenheit der Herrschenden – waren jene das Opium fürs Volk, dann sind diese das Crack für die Massen.
Was bedeutete, dass die Wähler, die mehr Mitbestimmung, direktere Demokratie, häufigere Abstimmungen, die Absetzung von Verteidigungs- und Justizministern wollen, einfach nur abgewrackte Crackhuren wären, die eben – anders als die saturierteren Opiumraucher – öfter und in kürzeren Perioden ihren Schuss brauchen…
colorcraze ha detto:
“öfter und in kürzeren Perioden ihren Schuss brauchen…”
da ist durchaus was dran.
Die Nachfolgeregelungen sind ja stets der Dreh- und Angelpunkt.
4 Jahre sind nicht viel, ein Kompromiß aus ständigem “haut sie weg” und gerade mal so eingearbeitet sein.
T.I.M. ha detto:
Werte muscat, meine Aussage war eine kondensierte Antwort auf HansMeier, aber wenn auch unbelegt, so doch hoffentlich keine platte. Wie aristius fuscus weiter unten ausfuehrt, ging es mir darum, zu unterscheiden zwischen moeglichen guten Taten, die im Namen einer Religion ausgefuehrt werden moegen, und dem generellen Einfluss von (real existierender) Religion auf Gesellschaften.
Letzteres wurde von deutlich eloquenteren Menschen als mir schon haeufig en detail erlaeutert (beispielsweise vom leider viel zu frueh verstorbenen Christopher Hitchens), so dass ich dachte, diese Schlacht nicht hier noch einmal schlagen zu muessen.
muscat ha detto:
Dann kann ich nur empfehlen, sich neben Hitchens, Dawkins oder anderen Paradeatheisten auch mal mit Arnold Angenendts “Toleranz und Gewalt – das Christentum zwischen Bibel und Schwert” zu beschäftigten.
dreamtimer ha detto:
Versucht man ein Problem mit Hilfe der Religion zu lösen, hat man zwei Probleme.
Freilich, Belohnung und Strafe motivieren und eine Religion kann Verhalten auch ohne jedes praktische Verhältnis zur Handlung, sanktionieren. Moral wird, sozusagen, global geregelt, statt nur das Recht ohne Moral, wie in unseren Gesellschaften. Nun ist das aber letztlich auch nicht das, was wir wirklich wollen. Wir hätten lieber eine Art Virus, das uns alle freundlicher, heiterer, hilfsbereiter, verständiger usw. macht, d.h. unsere Gattung auf ein etwas höheres Niveau hebt und zwar einfach so, ohne jede weitere Begründung, auf dem Weg der Ansteckung, nicht der Kultur. Wir wollen keinen mühsamen Weg mehr zur Tugend passieren, keine Disziplin ausüben, nicht die Idee des Guten schauen, uns fragen, was die anderen, was höhere Wesen und weitere imaginäre Vorgesetzte über uns denken. Das Zusammenleben würde einfach gelingen, so wie wir sind, ohne jegliche Motivation so zu sein.
muscat ha detto:
Ha ha, ein schönes Wort zum Feierabend, vielen Dank!!
whatcrisis ha detto:
Cannabis soll ja die meisten der beschriebenen so sehnlich erwünschten Wirkungen haben. Vielleicht wäre ja doch ein Großversuch allgemeiner Freigabe weiterführend.
Mediensegler ha detto:
Lassen Sie das mal nicht den Filou lesen,
der sagt zu den Hanfrauchern immer “Kichererbsen”.
whatcrisis ha detto:
Oder, alternativ und anknüpfend an Kants Ansatz: Selber zu denken wagen und man selber zu sein wagen. Das macht auch ungemein zufrieden und ausgeglichen und verträglich (und hätte sogar eine bessere Stoffwechselbilanz…).
Freilich verlangte diese Alternative zwingend, dass man es zulässt, dass alle anderen selber denken und sie selbst sind – was bislang als unzumutbares und unkalkulierbares Risiko stets verworfen und nicht gestattet wurde.
Sire, gewähren Sie Erlaubnis, unangepasst und autonom zu sein!
Auch so ein Aberglaube übrigens, aber ein sehr hartnäckiger, die Überzeugung, man müsse dafür zuvor erst lang um Erlaubnis betteln.
Tyler Durden Volland ha detto:
Ich kann Ihnen da nicht folgen… Ist es nicht vielmehr so, dass das was Sie da als Ziel beschrieben schon längst existierte. Nur wegen der real existierenden Menschen in etwas unappetitlicheren Form?
“Sire, gewähren Sie Erlaubnis, unangepasst und autonom zu sein!”
Ein Musterbeispiel für die Gegenwart: “Merkel, Obama, Papst Franz, Ackermann&Co, gewähren Sie Erlaubnis, unangepasst und autonom zu sein!” Genau dort leben wir doch…
Sie schreiben es ja selber: unangepasst und autonom zu sein muss man sich nehmen!
Also: wie genau haben Sie vor Merkel-Wählende Zombies und und am Schiffsheck sitzende Smartphone Cyborgs dazu zu bewegen “sich zu nehmen”?
whatcrisis ha detto:
Ha, eine Fangfrage, Tyler, Sie Schlingel 😉
Das ist ja gerade das Elend, damit fängt es ja an, dass der Ausgang aus der selbstgewählten (!!) Unmündigkeit stets so gedacht wird, als müsste da ein Sehender einen Blinden führen – anstatt ihm zu zeigen, dass er durchaus selber sehen könnte, wozu er nur mal die Augen aufmachen müsste.
All die Eliza Dolittles, die je nach Gusto entweder auf den starken Ritter in strahlender Rüstung oder den professoralen Sugardaddy warten, um sich von ihm, dem Einzigen und Wahren HERRN, mal so richtig ordentlich
durchemanzipieren zu lassen…All die nicht weniger passiven Wähler, die ein Leben lang auf Mr. oder Mrs. Right warten, die sie zu völliger Hingabe bringende charismatische Führungspersönlichkeit, der sie dann ihr Leben und ihre Interessen bedenkenlos übertragen können…
Nein, wenn man es wirklich ernst meint mit der Selbstbestimmung, dann muss man die Wege dorthin jedem selbst überlassen und eben gerade keine Anleitung dafür geben wollen – das wäre ja völlig kontraproduktiv.
Lust und Leid sind ja eigentlich ganz zuverlässige Führer, mehr braucht es im Grunde ja nicht um zu erkennen, was man selber will und was nicht.
Und so finde ich, dass es einerseits not-wendig, andererseits aber auch ausreichend ist, wenn ein jeder die Folgen seiner Entscheidungen selber erleiden muss. Irgendwann kommt für jeden sein persönlicher Punkt, an dem der Leidens- und Veränderungsdruck groß genug wird, um tatsächlich dann Änderungen auszulösen. Alle, die aus eigenen Fehlern lernen und sich ändern können, sind an diesem Punkt dann im Vorteil, alle anderen leiden eben weiter an sich, und auch entmündigendes Aufklären und Anführen wird da nicht grundsätzlich helfen oder etwas ändern, fürchte ich, weshalb ich darauf verzichten würde (bringt eh nix).
colorcraze ha detto:
Ich muß Ihre Hoffnung enttäuschen. Cannabis macht läppisch.
Auch ohne Freigabe war das sehr verbreitet.
Der Großversuch fand in aller Stille bereits statt.
aristius fuscus ha detto:
Dass Atheisten die besseren Menschen sind würde ich auch nie behaupten (jedenfalls nicht in nüchternem Zustand). Umgekehrt habe ich das allerdings schon ein paarmal lesen dürfen, darunter auch von Leuten, denen ich niemals Trunkenheit unterstellen würde, katholischen Bischöfen zum Beispiel.
Worauf ich hinauswollte: Religion stellt neben Patriotismus, Rachsucht und simpler Gier eine hervorragende Motivation dar, um die im Menschen angelegte Blockade gegen das Abschlachten seiner Artgenossen auszuhebeln. Natürlich lassen sich die wenigsten Kriege auf nur eine Ursache zurückführen, aber bei den meisten nach der Antike hatte die Religion doch ihre Anteile. Siehe dazu auch: Karlheinz Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. 1-9.
whatcrisis ha detto:
Ein wenig Kultur bei all der Barbarei wurde eben schon immer für unverzichtbar gehalten. Ein wenig Weihrauch und Brimborium, ein wenig feierliche Liturgie wie zB die Einsegnung der Schlachtwerkzeuge, gemeinsames Beten für den Sieg und Lobgesang auf die eigene Sache macht das Ganze doch erst zu einer runden Sache und einem unvergesslichen Höhepunkt.
Kein Verbrechen ohne Zeremonien und Rituale, keine Verbrecher ohne dieses zutiefst menschliche Bedürfnis nach Glanz und Gloria, das weiß und lehrt auch jeder kundige Kriminalpsychologe.
Tyler Durden Volland ha detto:
Kein Verbrechen, so es denn straffrei bleiben soll…
Die Rolle der Kruzifixe im bayrischen Justizministerium?
HansMeier555 ha detto:
Immer dieses Stereotyp, Religion gleich mit Abschlachten in Verbindung zu bringen.
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Religion ist auch ein Motiv, das Abschlachten zu beenden.
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Und das Schlachtgetrommel und die Siegeshymnen wirken auch in der säkularen Version. Hitler, Lenin, Dschingis Khan — das waren alles keine Glaubenskrieger, jedenfalls nihct im Sinne einer klassischen Religion.
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Alle Vorwürfe gegen die Religion liessen sich ebensogut auf die Aufklärung und die Demokratie anwenden: Haben diese französischen Rokokophilosophen nicht die blutige Revolution herbeigeschrieben? Ertrank Europa nicht wegen dieser Revolution mit ihrem Gleichheitsgedöns dann in Blut? Haben diese Fanatiker nicht Marie Antoinette geköpft? Usw. usf….
whatcrisis ha detto:
Zur Rolle der Kruzifixe in bayerischen öffentlichen aber auch privaten Räumen hat Michael Mittermeier alles Nötige schön und kurz gesagt. Sinngemäß ging das etwa so: “Da, schau her, Bua, so gehts dir a, wennst net spurst!”
muscat ha detto:
HansMeier, so ist es. Siehe dazu auch weiter oben meine Buchempfehlung an T.I.M.
pascha50 ha detto:
Die Vorstellung, dass Religion “Opium des Volkes” ist, erscheint mir wesentlich sympathischer, menschlicher und akzeptabler- als die von K.M formulierte, leider wohl korrektere, weil realitätsbezogene Analyse, dass “Religion Opium für das Volk” sei.
T.I.M. ha detto:
Opium? Koks!
Don Alphonso ha detto:
Die NSA ist erfreut das zu hören.
T.I.M. ha detto:
Weil’s in Kolumbien mehr Internetanschluesse zum abhoeren gibt als in Afghanistan?
Moritz ha detto:
Ich hoffe, ich muss jetzt nicht jemanden ersetzen, der hier nicht mehr schreibt, doch ist es nicht so:
– Seit der Mensch ein Bewusstsein hat (also eine Idee davon hat, wer er ist und dass er endlich ist), hat er das Bestreben, sich die unbehagliche Erkenntnis, das Ding mit dem Tod, übernatürlich – also mit Klimbim – erklären zu wollen.
– Seit sie Gruppentiere sind, haben sie zudem das Bestreben, mit irgendeinem übergreifenden Gesülze zusätzlich zu dem “Wir müssen zusammenhalten und das Mummut kriegen, sonst verhungern wir” der Gruppe klarzumachen, dass sie zusammenbleiben müssen und die anderen die Doofen sind. Religion als Klebstoff und oberste Führungsrechtfertigung in schwierigen Zeiten und Zeiten des Mangels. Religion als Erklärungsmuster von Umweltkatastatophen, Vulkanausbruch, Sintfluten (“Gott zürnt”). Der strafende Gott im Alten Testament.
Anscheinend hat das Mammut nicht gereicht als Argumentationsbasis.
Was passt da besser als Religion. Kann man breit treten wie Quark, passt trotzdem immer.
Eine sehr heutige Religion ist Geld.
Auch wenn Fundamentalisten jedweder Kulör (Hinduismus, Brahmanismus, Islamismus, Katholizismus, sonstiges Christentum, Orthodoxe, hab ich wen vergessen) vorgeben, gegen die Religion Geld kämpfen: Sie frönen der Religion Geld oft heimlich zusätzlich. Kann ja nicht schaden. Auch nichts besonderes, zwei Religionen zu haben. Viel hilft viel.
Außerdem gibt es die berühmte Pascalsche Wette.
… es sei stets eine bessere „Wette“, an Gott zu glauben, weil der Erwartungswert des Gewinns, der durch Glauben an einen Gott erreicht werden könnte, stets größer sei als der Erwartungswert im Falle des Unglaubens.
Quelle Wikipedia was sonst.
Die Frage, ob Religion den Menschen schlechter macht, ist nicht die Frage. Die Frage ist eher, warum hat er heute noch eine.
Wo er doch – fast – alles inzwischen sicher weiß.
Dass die Erdkruste beweglich ist, ist da seine – und dass genau er es ist, der mit Fracking tektonische Beben auslöst, und dass sein Umleiten von Flüssen die Dürre auslöste, das andere. Das weiß er auch. Wozu noch Religion.
Um zu herrschen.
-/-
Übrigens: Heute ist der Tag der Katze. Schnurre und herrsche.
,,,^..^,,,
Don Alphonso ha detto:
Meiner geht es gut – Luxusspreise serviert, Katze zufrieden.
whatcrisis ha detto:
Sie haben tatsächlich wen vergessen, die Buddhisten. Eine weitere Enttäuschung, das brutale Regime des Dalai Lama, oder diese Luxusmönchsnutten.
Selbst auf die Frömmsten ist eben kein Verlass, oder halt, doch, auf ihren Fall und die Sündhaftigkeit schon, die sind eine ewige Konstante.
Letztlich siegt immer das System der Belohnungen. Der Mensch will (und muss) geschmiert werden, und Luxus auf Kosten anderer ist das Gleitmittel, dessen die Glückseligkeit einfach bedarf.
Tyler Durden Volland ha detto:
Ja, korrekt beschrieben Moritz… aber entweder Sie übersehen das, oder Sie glauben nicht daran? Die Evolution, den Darwinismus…
Die Ängste, die die Religionen logisch nach sich zogen, die können im Prinzip überwunden werden. Nur, was das Abwerfen der Religionen für Konsequenzen haben, sollte es nicht parallel zu einer ethischen Entwicklung laufen….
HansMeier555 ha detto:
Die Ängste sind auch schon immer da, und die Religion ist ja ein Mittel, mit ihnen fertigzuwerden.
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Nun könnte man vermuten: Je weniger Angst die Leute haben (müssen), umso bereitwilliger trennen sie sich von ihrer Religion.
.
Andererseits würde niemand mehr in einer Welt leben wollen, in der die Leute gar keinen Risiken mehr ausgesetzt sind. Ein wenig Ungewißheit, Abenteuer und Existenzkampf muß schon dabei sein. Und auch ein wenig Religion. Schon allein wegen der Architektur und all der Kunst, die den rationalen Agnostikern ja ebenfalls kein Bedürfnis zu sein scheint.
T.I.M. ha detto:
“Schon allein wegen der Architektur und all der Kunst, die den rationalen Agnostikern ja ebenfalls kein Bedürfnis zu sein scheint.”
Wie kommen Sie denn darauf?
Meinen Sie, es sei beispielsweise fuer die Schoenheit Mozarts “Exsultate, jubilate”-Motette von Bedeutung, ob der Komponist tatsaechlich an Gott geglaubt habe? Handel hat je nach Zeitgeist gleichermassen ergreifende religioese und hoechstweltliche Musik geschaffen.
(Wenn Sie jetzt argumentierten, dafuer beduerfe es zumindest eines Goetterfunkens, so hat der nichts mit Religion zu tun.)
HansMeier555 ha detto:
Ob er persönlich geglaubt hat, nicht zwingend.
Aber die Kirche war halt über viele Jahrunderte der wichtigste Auftraggeber für Kunst. Da ganze Musikkultur wäre nicht entstanden.
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Dann kamen noch Könige und Fürsten hinzu.
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Heute haben beide — die Kirche und der alte Adel — ihre Stellung eingebüßt und darum gibt es halt auch keine Kunst mehr.
.
Hollywood, Boeys und Jung von Matt können diese Lücke leider nicht ausfüllen.
aristius fuscus ha detto:
Es gibt keine Kunst mehr, die Sie als solche gelten lassen, das ist nicht das gleiche wie “es gibt keine Kunst mehr”. Schon Brahms, Dvorak oder Tschaikowsky (von Späteren wie Berg, Bartok oder Schostakowitsch ganz zu schweigen) haben sich nicht mehr über Kirche und Könige finanziert, und diese Musik fällt bei mir zumindest durchaus noch unter Kunst.
Wenn ich genauer drüber nachdenke: Ihre Behauptung stimmt noch nicht mal für frühere Zeiten. Der Grösste (Bach) hat von einer Beamtenstelle gelebt, auf die ihn ein bürgerlicher Rat gesetzt hat, Händel war Opern-Unternehmer und Mozart eine Ich-AG, der seine wichtigsten Einnahmen aus Konzerten generiert hat. Von der einen Ausnahme Haydn abgesehen, gibt es eigentlich keinen Künstler, der heute noch Bedeutung hat und als Angestellter eines Fürstenhofes sein Auskommen hatte. Das waren nur die heute zu Recht vergessenen Langweiler wie Boccherini, die Stamitz-Brüder oder Salieri.
HansMeier555 ha detto:
Religion, Opium, Volk — aber welches Opium für welches Volk? Marx dachte damals wohl an den segensreichen Freihandel mit China und nicht an Afghanistan.
HansMeier555 ha detto:
Opiate sind vielleicht zu stark — aber ein Bierchen am Abend wird man der M-heit doch nicht verwehren wollen?
C. von Egern ha detto:
Sic!
whatcrisis ha detto:
Noch ist das Bierchen am Abend legal. Aber… die Zeiten ändern sich und die Rechtsprechung mit ihnen. Schon das Zigarettchen danach könnte künftig als eine unzumutbare und somit unduldbare gesundheitliche Fremdgefährdung gelten, und hier schützen auch keine Kondome…
Und nachdem Sicherheit ja nunmehr ein Supergrundrecht ist, kann daraus nur folgen, dass der Sicherheitsgedanke sich weiter durchsetzt und nicht nur Fremd- sondern auch Eigengefährdung aller Art unterbunden wird.
Bedenkt man die bekannten Fakten zu den Gefahren des Alkoholkonsums, steht also auch das Bierchen auf der Abschussliste.
Die Prohibition war ja an sich schon eine gute Idee, man ist das damals nur falsch angegangen und hatte damals auch noch nicht die heutigen technischen und rechtlichen Möglichkeiten.
T.I.M. ha detto:
Schoener Gesang zum nuechternen Thema:
https://myspace.com/thomashampsonmusic/music/song/comrades-fill-no-glass-for-me-33904477
whatcrisis ha detto:
Achja, die Musik. Ebenso wie Lachen, Tanzen, Trinken in besseren Zeiten und Zivilisationen als der unseren Mittel zu Ausdruck und Steigerung von Lebensfreude und Glück.
Ist es nicht symptomatisch und sehr bezeichnend, wie sehr aktuelles Denken den Rausch, die Droge und das Vergnügen schlechthin obsessiv weitestgehend nur noch unter dem Aspekt des Unterdrückens, Dämpfens und Vergessenmachens von Frustration und Unglück sieht und diskutiert?
Anders gesagt: wären alle (oder zumindest die Mehrheit) mit der Gesamtsituation zufrieden, würden die Gespräche viel mehr ums Glück kreisen als sich ums Unglück zu drehen und zu winden.
colorcraze ha detto:
“würden die Gespräche viel mehr ums Glück kreisen”
Glaub ich nicht so ganz.
Glück ist meist ein rauschhafter Moment, weniger was dauerndes.
Von daher denke ich nicht, daß man da soviel drüber reden kann, wiewohl man ein Leben lang davon zehrt.
Ich glaube, es wurde wenn dann stets eher von Zufriedenheit (einige Stufen unter “Glück”) geredet in der Öffentlichkeit.
colorcraze ha detto:
Davon abgesehen gehört die abendländische Drogen-(hauptsächlich Alkohol-)Kultur zu den Kulten, die man gern übersieht (vgl. meinen Einwurf mit “die interessanteren Fragen”). Die haben eine jahrtausendelange Tradition.
whatcrisis ha detto:
Gäbe es denn noch ein spannenderes und bedeutenderes Thema als die Frage nach den Möglichkeiten und Bedingungen dauerhaften Glücks? Warum sollte man nur mit Zufriedenheit schon zufrieden sein? Weil das immer noch besser ist als gar nichts?
Ich finde, manchmal kann es auch ein Fehler sein, zu bescheiden zu sein, in manchen Fragen sollte es tatsächlich keine Selbstzensur und keine Denkverbote geben (das sagt sogar unsere Kanzlerin, was ich in ihrer Lage ausgesprochen mutig finde).
Bei der Stromversorgung, Arbeitslöhnen oder der Beschäftigung ist es ja auch so, dass es eine Grundversorgung/Grundlast geben muss, eine Konstanz, nicht nur immer neue Rekorde und Spitzen; die führen doch nur irgendwann zu Systemkollaps und/oder permanenten Versorgungsausfällen.
Und auch biologische Systeme wie Menschen erschöpft und überfordert jedes ausschließliche Streben nach kurzzeitigen Extremen – dieses stärker-schneller-weiter-mehr ist mMn ein Irrweg, sowohl in Alltag und Freizeit wie auch in Lebensläufen und Lebensentwürfen.
Ich las mal eine Kritik über einen Film über einen Sexsüchtigen, ansehen wollte ich mir das nach der Lektüre dann aber doch nicht mehr, zu elend eine solche Existenzweise, auf dem steten Sprung von Höhepunkt zu Höhepunkt, aber wohl sehr zeitgemäß.
colorcraze ha detto:
Die Frage nach dem dauerhaften Glück, nun ja, ich glaube, das wäre eine Art Dauerkick oder “-flow” (diese Beschreibung will ich nicht unterschlagen, weil ich sie für durchaus richtig halte), das wäre man dann ja außerstande, wahrzunehmen, mangels Kontrast, oder?
Moritz ha detto:
Das Supergrundrecht Sicherheit
Das Blöde ist, dass der Sonntagsredner am Rednerpult mit “Sicherheit!” die Sicherheit/Sicherung seiner Herrschaft meint – der Zuhörer unten aber denkt, dass seine Bürgersicherheit gemeint sei.
Alternativ für Panegyriker anwendbar auf “Wohlstand!”, “Freiheit!”, “Zukunft!”
Er muss ja nicht sagen wessen Zokonft, näch.
Grandios: Die Renten waren auch sicher.
colorcraze ha detto:
Sowas in der Art machte wohl auch Berlusconi so ungemein erfolgreich. Er redete von “reich werden”, und die Leute meinten, sie bekommen da auch was ab.
dreamtimer ha detto:
Wenn einen das Unglück trifft, so kommt die Frage auf “warum ich”? Bei der Hoffnung auf das Glück wird umgekehrt gefragt: “warum nicht ich”? Deswegen lässt es Millionen Spieler kalt, dass die Bank immer gewinnt.
Tyler Durden Volland ha detto:
@Moritz
Wie sehr ich mich doch immer wieder freue, wenn jemand das eigentliche Grundproblem so deutlich ausdrückt:
“Das Blöde ist, dass der Sonntagsredner am Rednerpult mit “Sicherheit!” die Sicherheit/Sicherung seiner Herrschaft meint – der Zuhörer unten aber denkt, dass seine Bürgersicherheit gemeint sei.”
Danke….
colorcraze ha detto:
Eines Tages wird man es verbieten, aus dem Bett zu steigen und herumzulaufen, weil das zu gefährlich ist.
Mediensegler ha detto:
Jetzt sind erstmal die Mentholzigaretten dran.
colorcraze ha detto:
Nicht vergessen, nach dem Tabak ist der Alkohol dran. Jedenfalls nach EU-Plan.
Auf daß Europa islamischer (=antialkoholischer) werde als Saudi Arabien.
Wahrscheinlich will man uns statt dessen dann Opium verkaufen, davon gibt es ja wieder so viel, und nur nach größer Nahost pumpen reicht als Konsumentenbasis einfach nicht aus.
whatcrisis ha detto:
Liebe colorcraze, zu Ihrer Frage, ob dauerhaftes Glück Kontraste benötige:
Ach, für die nötigen Kontraste sorgen doch die Wechselfälle des Lebens, die “Spiele der Erwachsenen” und die täglichen Nachrichten 😉
Im übrigen: Dann bräuchten die Kicks auch Kontraste, nicht wahr? Die Krise, der (System-)Crash, der Absturz, der bluescreen auf dem smartphone, das Funknetzloch also auch notwendige Bedingungen des Glücks… eigentlich ein charmanter und mir sympathischer Gedanke!
HansMeier555 ha detto:
Das alles nur als lange Einleitung für meinen Vorschlag, welche älteste Institution der Welt wohl am besten prädestiniert wäre, das, äh, bewußte Ministerium darzustellen…
whatcrisis ha detto:
Vestalinnen? Ishtartempeldienerinnen? Messdiener?
colorcraze ha detto:
Nö.
(Es ist Zeit, diesen “Konkubinenfantasien” mal einen deutlichen Strich durch die Rechnung zu machen)
Die sog. “älteste Institution” hatte eben seit jeher kein Verhältnis zu Fruchtbarkeit (wurde eher negativ betrachtet, und “ging oft genug schief”) bzw. Kinderaufzucht.
Da werden Sie und andere schon mit den guten alten Hausdrachen vorlieb nehmen müssen, die deutliche Ansprüche auf 1 Ehemann allein für sich anmelden.
whatcrisis ha detto:
Lustig, Hausdrache war ja auch mein erster Gedanke, aber dann dachte ich, es ist doch viel schöner, die Spannung noch ein wenig zu erhalten und nicht vorzeitig aufzulösen *räusper*
HansMeier555 ha detto:
Warm, Bruder, warm…
Moritz ha detto:
Ein eiskalter Hund, dieser Meier.
^^
whatcrisis ha detto:
Erst Moers und dann auch noch das. Abgründe.
whatcrisis ha detto:
Im postpostkommunistischen Russland gäbs Knast für solch zügelloses unsittliches Gerede.
colorcraze ha detto:
und mal [Meta]
im Guardian ziehen manche Artikel von Greenwald zu Snowden 4000+ Kommentare. Ob das noch händelbar ist? Und wie?
Folkher Braun ha detto:
Ist doch phantastisch. Als ich +/- 1962 lernte, den “Spiegel” zu lesen, war die beste Information gleich vorne, die Leserbriefe. Nirgendwo hat man mehr gelernt. Heute hat jeder die Möglichkeit, x – mal mehr zu einem Thema zu lernen, weil die Kommentatoren aus ihren ERfahrungen plaudern, besser, als es jede Totholzzeitung kann. Beispiel: In dem Quaalitätsmagazin aus Krankfurt ist gerade unter Technik ein Artikel über drei Produkte der Firma H. aus S.. Man merkt sofort, dass der Schurnalist die beschriebenen Teile nie selbst bedient hat. Denn der Text ist voller Fehler. Die Frage ist also: warum muss ein Schurnalist über Sachen berichten, wovon er keine Ahnung hat und warum lässt der Chefferedakter diesen Text auf die Leserschaft los? Glaubt er, unsereins wisse nicht, was eine McCulloch- von einer Husqvarna-, von einer Dolmar- von einer Stihl- Kettensäge unterscheidet? Er hält seine Leserschaft offenbar für blöd. Schon dafür darf der Laden gern pleite gehen.
Tyler Durden Volland ha detto:
Schön, wenn jemand derselben Generation dieselben Erfahrungen beschreibt, mit welchem Grauen würed der heutige Spiegel erst erfüllen, wenn man nicht wüsste, dass dessen NIveau das heute normale Nivea ist.
Aber am schluss haben Sie zu denken aufgehört, scheint mir?
“warum muss ein Schurnalist über Sachen berichten, wovon er keine Ahnung hat und warum lässt der Chefferedakter diesen Text auf die Leserschaft los?”
Weil BEIDE dafür bezahlt werden. Medien gehören Konzernen, deren Zweck im Erwirtschaften von Profiten besteht, nicht in der Aufklärung der Leser. Konzerne stehen auf der Seite der Konzerne!
“Glaubt er, unsereins wisse nicht, was eine McCulloch- von einer Husqvarna-, von einer Dolmar- von einer Stihl- Kettensäge unterscheidet?”
Ihrereins schon… das Markt-Segment seinerseins aber nicht….
Wovon gibt es mehr?
Von denen die den Unterschied kennen, oder den anderen?
“Er hält seine Leserschaft offenbar für blöd.”
Es ist leider völlig irrelevant ob Sie es sehen wollen oder nicht:
Er hat Recht! Und er weiss es!
whatcrisis ha detto:
Sinnvoller wäre es da wohl gewesen, einen leidenschaftlichen Kettensägensammler oder -nutzer einen Gastbeitrag schreiben zu lassen.
Ein wenig kann ich die Journalisten aber schon verstehen. All diese Produktproben und Testgeräte, wo soll das alles denn nachher hin? Im Archiv und im Keller ist eh schon kein Platz mehr, zuhause ist auch alles voller Gerümpel, Kinder und Gattin verdrehen nur noch genervt die Augen, und selbst die Nachbarn und Freunde winken schon von ferne dankend ab, wenn man wieder mit mehreren zu verteilenden Kettensägen ankommt…
tiberiat ha detto:
man merkt dass bald Wahlen sind;
(wird sich eh nix ändern, denn sonst wären sie ja verboten)
Folkher Braun ha detto:
Säge ist nur ein Beispiel, weil ich mich da zufällig auskenne. Bei den Teilen, wo ich micht nicht auskenne, das ist die Mehrheit, muss ich also auch annehmen, dummes Zeug erzählt zu bekommen. Also brauche ich das Blatt gar nicht mehr lesen.
pascha50 ha detto:
Geschätzter Folker Braun,
schütten Sie da nicht das Technikkind mit dem Pressebad aus?
Ich weiß zwar nicht, von welcher Zeitung / Testzeitschrift Sie sprechen und worin genau die Fehler bestanden.
Wenn Sie sie erkannt haben und offensichtlicher Unsinn geschrieben wurde, dann waren es auch gravierende techn. Mängel- denn wenn einer Verständnis von Technik und techn. Zusammenhängen hat, dann sind Sie es!
Auf Dauer kann sich doch eine Zeitschrift das gar nicht erlauben.
Von diesem speziellen Testbericht auf andere zu schließen, ist nicht ganz fair.
Haben Sie sich in der Wahl Ihrer Kamera, Ihres Navisystems, Ihres Laptops, um einmal drei beliebige Geräte zu nennen, denn vor dem Kauf schlecht informiert gefühlt?
Interessant wäre doch für Sie persönlich, weniger für die Kommentatoren hier, wie der bemitleidenswert-ahnungslose Schurnalist der o.g. Zeitung reagieren würde, wenn SIE ihm persönlich einige Fragen zu seinem Testurteil stellen…
“Wie kommen Sie darauf, Herr Müllermeierschmitt, zu behaupten, dass die Stihl-Motorsäge von einem 4-Takt Motor angetrieben wird”
Kleine Laienfrage am Rande:
Wissen Sie, Herr Braun, was man unter dem Begriff “zwölffach gehärterer Stahl” versteht?
Ich habe diesen Ausdruck schon öfter gehört ( bliebige Zahl einsetzbar ), weiß aber nicht, was das ” -fach gehärtet” bedeutet.
Vielleicht passt das sogar zum Thema Motorsägen.
C. von Egern ha detto:
Sie haben leider ganz schön recht. So platt wie wahr.
C. von Egern ha detto:
Ups, das war zu 10 Uhr 55 gedacht.
Folkher Braun ha detto:
Da muss ich mich erst bei SSAB und Ruukki schlau machen.
spaccato ha detto:
Interessantes Thema – kenne ich mich nicht mit aus, habe aber das hier gefunden:
Es wird wohl eine Kombination aus Härten und Anlassen sein, das Vergüten.
spaccato ha detto:
Es gab mal was auf 3sat zum Thema Samuraischwert.
Hier taucht auch das Härten auf. [bei 7:02]
pascha50 ha detto:
Ui, das ist ja hochinformativ. Danke spaccato!
Ich wollte Folkher Braun keinesfalls auf eine triviale Technik -Testfrage festnageln. Dass er solidestes Grund- und Aufbauwissen hat, hat er oft genug bewiesen.
Spaccato, Sie haben aber auch wirklich zu jedem Thema den passenden Youtube Clip parat.
muscat ha detto:
Alles nix im Vergleich zu valyrischem Stahl… 😉
bertholdIV ha detto:
@fb
danke für die namen ssab und ruukki. ich kannte hier im gastland nur die ehemaligen hermann göring werke und die böhler uddeholm