Hope
Wahlversprechen von Obama 2008
Ich hätte gern eine Geldanlage in Bestlage, Stadtmitte, nahe am Viktualienmarkt, an der Isar und mit bestem Freizeitangebot natürlich, sagte der Kunde zum Makler.
Und der Makler griff dann wohl lächelnd zum Computer, zeigte Bilder und Grundriss und sagte, das Objekt wäre fraglos ideal. Was er nicht sagte, war der kleine, aber nicht ganz unwichtige Umstand, dass ihm diese Wohnung nicht gehörte, und er auch keinerlei Auftrag hatte, sie an den Investor zu verkaufen. Ja, die Wohnung war noch nicht einmal verkäuflich. Sie wurde nur vor sechs Monaten privat vermietet. Von mir, für die Familie, ohne Maklerprovision, an einen netten Herrn, den ich gleich nach seiner Anfrage einbestellte und erfreut zur Kenntnis nahm, dass er jung, sympathisch, locker und keiner diesen Typen war, die einem gleich im ersten Satz sagen, dass sie über 4000 Euro im Monat verdienen, wichtige Jobs und deshalb genau diese AAA-Lage verdient haben. Natürlich ohne Maklerprovision.
Aber bis zum Abschluss per Handschlag waren meine Nummer, mein Name und das Exposee im Internet, und sie sind im Rahmen einer von mir nicht gewünschten Vorratsdatenspeicherung bei diesem Makler auf dem Rechnet gelandet. Und nun also, mitten im heissen Sommer, klingelte das Telefon, und der Makler teilte mir mit, dass er einen Kunden für das Objekt hätte, und ob ich es nicht verkaufen wollte. Über ihn natürlich. Er könnte mir für diese Toplage natürlich auch einen Toppreis garantieren, dem Kunden hätten die Bilder sehr zugesagt und das könnte ganz schnell über die Bühne gehen, würde ich nur Ja sagen. Ich sagte natürlich Nein, weil es weder meine Wohnung war, noch ist sie zu verkaufen – würde man das tun, müsste man das Geld wieder irgendwo unterbringen, und sich einreihen in die Schar derer, die verzweifelt nach guten Anlagen suchen, die andere, so hofft man, noch nicht gefunden haben.
Hätte er mich dazu mit einer Email belästigt, wäre meine Reaktion vermutlich harsch und unerfreulich gewesen, aber am Telefon habe ich zum Nachdenken wenig Zeit, und so verlief das Gespräch in einem freundlichen Klima, um nicht zu sagen, dass ich mich fast ein wenig habe einwickeln lassen. Immerhin weiss ich jetzt, wie aberwitzig teuer Innenstadtlagen in München sein können, dass das Geschäft in Zeiten des knappen Angebots für enorme Nachfrage halt so fadenscheinig läuft, und im Kern kann ich es auch nachvollziehen. Wo nichts da ist, was man braucht, greift man eben zu ungewöhnlichen Methoden, um es dennoch zu erschaffen. Trotzdem wäre meine schriftliche Antwort nicht frei von jenen Worten gewesen, mit denen man vor 100 Jahren einen betrügerischen Lehrling davongejagt hätte. Wie zum Teufel kann der es wagen, diese Wohnung anzubieten?
Aber da bin ich vielleicht etwas altmodisch, ja, vielleicht sogar nicht mehr fit für die Moderne, denn so einsam steht der Makler mit seinem Verhalten gar nicht da: Die gesamte Subprimekrise mit ihren in Derivaten neu verpackten Schulden war nichts anderes als der Handel mit Erwartungen und Hoffnungen über das Leben und die Finanzierung anderer Leute, die gar nicht verstanden haben, was sie da als Kredit angenommen haben. Die Einschätzungen, die Vorhersagen der Entwicklung, das war auch nur Wunschdenken wie das Abspeichern meiner Daten. Und all die Geschäfte des Cross Border Leasings, mit denen deutsche Stadtkämmerer üppige Gewinne einfahren wollten, waren auch nur Käufe von Hoffnung mit dem Geld anderer Leute, die weder ahnten noch verstehen konnten, was die Kämmerer da mit ihren Gebühren und Abgaben angeblich zugunsten der Gemeinschaft taten. Nicht immer muss das Geschäft mit der freudigen Erwartung scheitern; am Schönsten ist es natürlich, wenn man Solarbetriebe börsenreif fördern kann und auf Basis dieses Geschäfts mit anderer Leute Geld das eigene Vermögen mehrt: Das alles mag vollkommen irreal erscheinen, aber es sind echte Geschäfte, und die Realität des folgenden Zusammenbruchs kosten die Profiteure natürlich nichts, wenn sie rechtzeitig ausgestiegen sind.
Oder nehmen wir das Freihandelsabkommen der EU mit den USA, dessen Aushandlung gerade beginnt, und auf das die Gentechniker von Monsanto ebenso hoffen, wie die Datenkraken und ihre angeschlossenen Grundrechtsverletzer des amerikanischen Überwachungsregimes: Das Abkommen soll viele Milliarden jedes Jahr einsparen und Arbeitsplätze sichern, erzählt man uns. Was man uns aber nicht erklärt, ist Folgendes: Verschwinden werden die angeblichen Handelshemmnisse, die Geld kosten, also beispielsweise die Zulassung von amerikanischem Gengetreide oder Medikamenten in Europa, wo dann viele Leute nicht mehr Kosten verursachen, vulgo nicht mehr arbeiten. Die gehen dann wohin? Zu den profitierenden amerikanischen Firmen betteln, oder müssen das die Staaten zahlen? Etwa von den Zöllen, die sie dann mit dem Abkommen nicht mehr einnehmen? Sind vielleicht diese Einsparungen für die Firmen dann nichts anderes als Mehrkosten für die Steuerzahler, die sich nicht wie die Konzerne bei steigenden Erträgen durch das Abkommen dennoch vor dem Steuerzahlen drücken können? Eine Subvention durch die Hintertür? Es mag ja sein, dass mir “mein” Makler das Blaue vom Münchner Himmel heruntergelogen hat, und einen Idioten suchte, dem er eine Wohnung abdrücken könnte – aber das sind Petitessen gegen die Versprechungen des Segens solcher Abkommen, bei denen es angeblich immer nur Gewinner gibt.
Hoffnung und Erwartung haben als Handelswaren den entscheidenden Vorteil, dass ihre Herstellung in geförderten Studien billig ist, ihr Vertrieb wird zumeist kostenlos durch die nicht hinterfragenden Medien besorgt, sie benötigen keinen Stauraum und keine Logistik, sie sind einfach so lange da, bis sich die Verantwortlichen davon stehlen und andere neue Hoffnungen produzieren. Daran ändert kein Stuttgart21, keine Elbphilharmonie und kein BER etwas, und am Ende wurde Vermögen neu verteilt und manche sind reich. Zwar häufig nicht auf die Art und Weise, wie es in den Studien stand, aber doch so, wie sie es sich erhofft haben. Vermutlich ist die Hoffnung, etwas zu bekommen, in einer Welt des Rekordgelddruckens die einzig sinnvolle Massnahme, dieses Geld einzufangen, und weil Hoffnung auch kein Rechtsbegriff und kein einklagbarer Gegenstand ist, ist die Abwicklung derselben auch vergleichsweise einfach: Es ist das ideale Produkt für unsere Epoche und das beste aller möglichen Gegenstücke zu Geld, das mit Knopfdruck im Computer entsteht.
Und so wird der Makler dann andere angerufen haben und dem Kunden erzählen, dass dieses Objekt nun leider doch nicht verfügbar ist, und beim anderen werde er noch hingehalten, aber vielleicht hätte er da noch etwas – und so wird dann der Preisrahmen erweitert, bis dann wirklich jemand einwilligt, und in der Zeitung steht, dass 10.000 Euro jetzt schon fast die Untergrnze für den Quadratmeter sind, und wieder andere hoffen, jetzt vielleicht auf den letzten Drücker noch mitspielen zu können… meine Telefonnummer wird vermutlich auch noch bei anderen Maklern sein, und es macht nichts, wenn ich nicht verkaufe: So, wie ich bin, bin ich wenigstens die Hoffnung, doch noch etwas erwerben zu können. Und allein das ist schon viel wert.
Wie gesagt, vor hundert Jahren hätte man den Ochsenziemer genommen und solche Leute vom Hof…. aber wer hat so eine Peitsche heute noch und wenn man damit anfangen würde, hätte man viel zu tun. Ausserdem würde niemand mehr so eine antiquierte Haltung verstehen: Das System läuft nun mal mit Hoffnung, und sie ist erheblich schöner als die Realität, die, das muss man leider sagen, durch die Hoffnung erschaffen wurde, dass sich alle Eurostaaten an die Absprachen halten, keine Banken gerettet werden müssen, und nach der Wahl keinerlei Schuldenschnitte kommen.
Jeeves ha detto:
Doch, das will ich auch mal machen, dann ist’s ein für allemal getan: Erster!
(hoffentlich)
Don Alphonso ha detto:
Zweiter. Was man halt sonst so unter so einem langweiligen Geschreibsel tut.
Jeeves ha detto:
Sorry. War einmalig.
Der Artikel war keineswegs langweilig.
Don Alphonso ha detto:
Naja, eher so ein Notbehelf…
Thorsten Haupts ha detto:
Jeeves – Glückwunsch.
Don – Sie sollten aufhören, sich zu wirtschaftlichen Themen zu äussern, bei anderen kennen Sie sich deutlich besser aus. Freihandel zwischen ähnlich gut entwickelten Staaten war und bleibt für beide Seiten profitabel, darauf weisen seit mehr als einem Jahrhundert alle verfügbaren Daten hin. Nur bei einer Wirtschaft in absoluter Stasis wäre das anders, dann allerdings lebten wir auch alle noch unter den Bedingungen der Subsistenz-Landwirtschaft des Jahres 10.000 vor Christus.
Gruss,
Thorsten Haupts
Don Alphonso ha detto:
Das nennt sich dann zwar “Freihandel”, aber wie sich das dann mitunter auswirkt, sieht man doch auch in der EU, wo mittels der Osteuropäer die Löhne gedrückt werden, Dass die Firmen profitieren, will ich nicht bestreiten, aber dann Freihandel für alle von Vorteil ist, halte ich für eine glatte Lüge, Zujmal, wenn man sich anschaut, was da alles durch die Hintertür kommen soll.
mea_culpa ha detto:
@Jeeves: das Problem ist dass wir über den Teich hinweg “Produkte” aufgedrückt bekommen werden, die zumindest ich nicht will. Da hilft auch der freie Markt nicht, solange z.B. eine passende Kennzeichnung schlicht verboten wird. Es geht unter anderem darum dass die USA ihre massiv subventionierten Agrarprodukte hier auf den Markt drücken können. Gegen die dortigen Produktionsmethoden ist jeder Wiesenhofskandal ein laues Lüftchen.
Jeeves ha detto:
Danke, aber ich hatte Dons Beitrag schon verstanden.
Es hatte mich nur gejuckt…
melursus ha detto:
dum spiro spero
ich erinnere an die alte Frage ob Hoffnung eine gute Gabe der Götter ist. Sie war ganz unten in der Büchse der schönen Pandora, ganz unten zwischen Seuchen und Plagen.
In Sachen Freihandel schließe ich ich unserem Thorha an.
Ob schön auf Papier oder Lesegerät für umme: Adam Smith Wealth of nations.
Ich kann auf der Seiser Alm keine Kartoffeln bauen und nicht sehr gut im Inntal. Da lasse ich besser Tiere grasen und tausche (handele).
Da merkt man, daß unser Don zum Teil in Städten wie In, M, B sozialisiert wurde, die von Verwaltung, Armee, Staat leben und nicht in Venedig, Genua, Hamburg, Augsburg, Nürnberg wo gefertigt und gehandelt wird.
Don Alphonso ha detto:
IN lebt davon, dummen Chinesen deutsche Autos und davor Strickmaschinen anzudrehen. Staat gibt es hier seit 45 nicht mehr.
Flaneur ha detto:
Immer wieder putzig, wenn die Freihandelsjünger mit Kartoffeln oder Weintrauben ankommen.
Die T-Shirts werden also in Bangladesh genäht, weil die dort so gute Schneider haben, die Nähte so fein und fest gezogen werden können, dass ein Bangladesh-Shirt neben einem deutschen Shirt so prächtig anzusehen ist wie eine Weintraube aus Kalifornien sich neben einem verhuzelten Träubchen aus der Lüneburger Heide machen würde??
Darf ich das so verstehen? Das beleidigt meine Intelligenz und macht mich sehr böse.
Es geht doch nicht um bessere Agrarprodukte sondern um den Wettlauf um den niedrigsten Standard in Sachen Umweltschutz, Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz.
Diese Dinge können nunmal nur Staaten garantieren (oder Quasistaaten wie die EU).
Wenn es um Gensoja und Sklaven-T-Shirts geht, dann sprecht gefälligst davon und nicht von Kartoffeln aus dem Inntal!
T.I.M. ha detto:
Flaneur, soweit ich weiss, werden in den USA nicht allzu viele “Sklaven-T-Shirts” genaeht. Sogar die dafuer noetige Baumwolle wird heutzutage maschinell geerntet.
Don, von welchen Zoellen schreiben Sie? Exportzoelle zum Ausgleich der bundesdeutschen Leistungsbilanz sind mir nicht bekannt (Habe die Forderung auch noch nie gehoert), und das Geld fuer Importzoelle kann leichter durch Mehrwertsteuern eingenommen werden. Die traefe natuerlich auch “deutsche” Produkte (die Audis aus IN gehoeren da aber sicher nur bedingt zu), aber solange unsere eigene Industriestruktur so exportabhaengig ist, duerfte das die sicherere Variante sein.
Kennt sich eigentlich jemand mit der folgenden Frage aus? In grossen Freihandelszonen werden doch fuer gewoehnlich auch Normen vereinheitlicht. Gibt es irgendeine Chance, den Amerikanern endlich das metrische System als Industriestandard nahezubringen? Darauf nagte ich freudig einen Kolben Genmais!
aristius fuscus ha detto:
Vergessen Sie’s. Normen werden durch wirtschaftlichen Druck vereinheitlicht, nicht durch Gesetzgebung. Wer seine Kraftstoffe in die USA exportieren möchte, muss die nach US-Standards herstellen, das führt zur Vereinheitlichung. Kleinere Märkte müssen sich dann halt anpassen. Die einzige Ausnahme ist die EU, und da habe ich den begründeten Verdacht, dass die deutschen Normen von den anderen Staaten übernommen werden, damit sie keine eigenen machen müssen. Dass die Amis jemals das metrische System übernehmen, werden wir nicht erleben, dafür bräuchte es einen Durchbruch in der Kryogenik.
Don Alphonso ha detto:
In den privat betriebenen Gefängnissen ist es noch billiger als in Bangladesh.
Wo man tatsächlich deutsche Wertarbeit im Ausland schätzt, ist etwa das Zivilrecht, das haben wohl viele gern übernommen. Gerichtsstand USA dagegen ist, naja, nicht wirklich beliebt. Zumindest nicht bei Europäern.
astroklaus ha detto:
Das ist richtig – wir haben mal eine Staatenliste mit dem Kriterium “Rechtssicherheit” erstellt, etwas numerisch angehaucht, sprich: wenn ich meine, daß ich von Rechts wegen 100 bekommen müßte, was erwarte ich als durchschnittliches Nettoergebnis nach der Verhandlung.
Da waren die USA ganz unten: selbst wenn man den Prozeß gewinnt, bleibt nach Abzug der Anwaltskosten nicht mehr übrig….
Moritz ha detto:
Wunderbar, hab eine ähnliche Frage:
Gibt es eine Chance, das Ding mit der US Reverse Tax für ehrliche europäische Einkäufer einfacher zu händeln, dass sie nicht ausversehen das Finanzamt mit falschen Vorsteuerberechnungen betrügen?
Nur mal so.
Ansonsten immer skeptisch, wenn mir jemand allzu jubelnd die Vorteile von undurchsichtigem Handels-Zeugs andient. Da nicht für.
Den USA traut man seit gewissen Vorkommnissen nicht mehr so gern. Vertrauensverlust auf breiter Front, nicht nur wegen Mentalitätsunterschieden. Sie sind einfach (noch) skrupelloser (als wir).
Und halten sich damit auch noch für überlegen. Wie mich das ankotzt.
@ Torsten Haupts
Schön, dass doch immer ein Fachmann an Board ist. Bitte um Input.
-/-
Es geht bei wirtschaftlichen Dingen nicht ausschließlich um Wissen und die sogenannten Fakten. Es geht um so etwas Altmodisches wie Anstand, dessen verstaubte “Umsetzung” einst nicht ganz gewaltfrei war, aber eine deutliche Sprache sprach (Ochsenziemer).
Heute fehlt uns die deutliche Sprache, wir sitzen hilflos vor der Zeitung, lesen von Lügen, großen Versprechungen aus einem entfernten udn leider zu nahen Kontinent (“Change!”) und wissen nicht, was wir glauben und wie wir dem Ganzen Herr werden sollen.
Bei wirtschaftlichen Dingen geht es um Vertrauen. Das ist für Finanz-Spocks, US-Trader und V-Zeichen-Ackermanns so etwas “Unnötiges” wie: Gefühle. Da hilft es auch nicht, einem globalen Konstrukt wie der Deutschen Bank und sonstigen globalen Konstrukten nachträglich sowas wie “Integrität” als Corporate Identiy überzustülpen. Globales, für den Normalo undurchsichtiges Konstruktzeugs hat einfach keine Integrität. Wo soll sie denn herkommen?
pascha50 ha detto:
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod.
Sehr amüsante Urlaubslektüre!
Moritz ha detto:
Und däm Ackusadiv sainer ersd!
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Folkher Braun ha detto:
Nun, die Freihandelshausierer leben in der Hoffnung, die Industrie und die Sozialstandards des Wettbewerbers zu zernieten. So geschehen in Kanada Ende der 80er Jahre. Wir brauchen das hier auch noch. Denn nach wie vor gibt es Flächen- und Haustarifverträge. Wäre doch gelacht, ob wir nicht Wolfsburg und Ingolstadt auf Niveau Detroit bekommen.
Melursus ha detto:
Die Löhne in Detroit waren noch wesentlich höher, als in Wolfsburg. Wir wollen keine (industrie-)Arbeiter beneiden. Aber lesen Sie mal 50$. Pro Stunde. Prüfen Sie das nach und dann wissen Sie, warum BMW und Mercedes die US-Fertigung soweit weg wie möglich von Detroit aufbauten. Ingolstadt zahlt gut, Wolfsburg noch viel besser. Und ich bin alt genug, mich an die sieche VW vor Piech zu erinnern.
Önder Abdullahoglu ha detto:
Ich habe nichts gegen Gen-Mais, Monsanto und von Sklaven genähte T-Shirts. Ich konsumiere zwar solche Produkte nicht… aber ich kann mir beim besten Willen NICHT vorstellen, wie die Amerikaner KEINE Zölle auf europäische Produkte erheben wollen oder die Europäer allen Ernstes die aus historischen Gründen noch mitsubventionierten Wirtschaftsbereiche dem Risiko des Absterbens aussetzen. Bei der Suche nach fruchtbaren Absatzmärkten für die heimischen Industrien/Wirtschaften ist man mehr und mehr in chinesische Abhängigkeit geraten, aber eine Freihandelszone reduziert eine solche IMHO doch “kaum”.
Oder ?
p.s. ich finds zwar ein bisschen homo einfach aus Spaß mal eine andere Sprache zu benutzen… aber.. da ich ebenfalls sprachbegabt bin – ohne etwas dafür zu können – find ichs “trotzdem geil!!!” ^^ *ggg* Thx @ Alphonso
colorcraze ha detto:
“Ich habe nichts gegen Gen-Mais, Monsanto und von Sklaven genähte T-Shirts.” Ich schon, und ich bin dagegen, daß dieses großflächig nur noch angeboten wird – bei den T-Shirts ist es doch jetzt schon so, daß man fast keine anderen mehr kriegt.
Besonders beim Essen bin ich eigen, ich möchte gern gute, nicht überzüchtete Produkte. Und Pflanzen, die kein Saatgut mehr produzieren, will ich nicht.
Ansonsten haben Sie mMn recht damit, daß sich an der Abhängigkeit von China damit eh nichts ändert.
Thorsten Haupts ha detto:
Wir sollten unbedingt Mauern um Deutschland bauen, der Handel wird uns noch voellig ruinieren.
Das ist fuer ein Land wie Deutschland so albern, das es zum Weinen ist. Gottseidank scheint es nur so, als sei eine Mehrheit von Deutschen gegen Freihandel – Lipservice, wie die Amerikaner sagen. Der Deutsche weiss schon, wo Bartel den Most holt.
Gruss,
Thorsten Haupts
Tyler Durden Volland ha detto:
Werter ThorHa, wenn man die eingenommen Steuern sinnvoller und weniger korrupt einsetzenwürde, ich in sicher “unser” Wohlstand wäre auch bei etwas weniger Assenhandel zu halten, oder? Man sollte vor allem grössere Geldbeträge von Vollpfosten wie Maiziere fernhalten.
Halten sie es wirklich für das nun plus ultra den Schwachsinn der Politiker, die Verbrechen der Banker und die Profite von Apple, M$ und Google dadurch zu sichern, dass es mit den Steuergeldern der Bürger nicht allzu genau nimmt, und solche Ausgaben statt dessen doch lieber mit mehr Handel mit den Monsantos und Bangla Deshischen Textilunternehmen wieder hereinholt?
Mir ist es, wie sie wissen, ja egal. Ich muss nicht in DE leben und Steuern habe ich das letzte Mal vor der Einführung des Computers bezahlt….
Folkher Braun ha detto:
Quellenstudium: Michael Hand: From Wagon to Trailer. Brant Historical Society. Appendix 1. Brantford ON 1997 S. 151 ff.. Auf USA bezogen: Michael Belzer: Sweatshops on Wheels. 2000 Oxford Univ. Press S. 175 ff. Mal etwas aus der Praxis. Keine apodiktisch angelegte Jubelarie. Sind natürlich alles Kommunisten.
HansMeier555 ha detto:
Nix gegen professionelle Politiker. Die sind wie Schauspieler und wie Prostituierte und das gibt ihnen Würde: Dass sie Profis sind und wissen, dass sie da jetzt einen Job für Geld machen.
.
Und dass sie nicht wirklich jeden Sermon selber auch noch glauben, den sie auf der Pressekonferenz oder im Bundestag da runterleiern. Sondern weil das ihr verdammter Job ist und weil sie dafür bezahlt werden und weil die Kinder das Studium finanziert brauchen.
.
Das macht den Umgang mit Politikern menschlich erträglich. Schlimm sind die Dödelpraktikanten, die wirklich an den Müll glauben….
Thorsten Haupts ha detto:
Hundertprozentige Zustimmung. Diese Doedelpraktikanten sind eine echte Zumutung! Die meiern nur rum und haben von nichts eine Ahnung.
Amuesierte Gruesse,
Thorsten Haupts
Folkher Braun ha detto:
und die akademischen Mietmäuler.
HansMeier555 ha detto:
Ja. Mit so schlauen Karrierejesuiten kann man wenigstens privat mal über Papst und Dogmen lästern. Aber der Pfadfinder-Ministrant hält einem Vorträge und unterstellt einem, man hätte sein 12.Klasse-Schulbuchwissen nicht.
pascha50 ha detto:
Kleine Sticheleien erhalten die Feindschaft.
Süß!
Inzwischen sind aus Speeren Reißnägel geworden.
dreamtimer ha detto:
Wenn es ums Fracking geht, werden dann von den um sie werbenden Konzernen und Politikern wieder nationalistische Töne angestimmt: man müsse sich unabhängig machen von den anderen. Bei einer so kritischen Resource, wie Gas, dürfe man sich nicht auf wechselseitige wirtschaftliche Interessen verlassen, schließlich könnten die anderen doch einen unfairen Vorteil suchen und wir das Nachsehen haben.
Dieses Argument hat zumindest den Vorteil, dass der Egoismus und die Paranoia klarer zum Vorschein treten, als bei den Sonntagsreden um offene Märkte, gemeinsame Vorteile und all den schönen Dingen, für die es gar keine Gründe gibt, sie abzulehnen.
colorcraze ha detto:
Und wenn das nicht zieht, weil zuviele der Meinung sind, für gerade mal 30 Jahre Ausbeute lohnt sich die Komplettverseuchung des Grundwassers nicht, da kaufen wir lieber weiterhin, macht man ein Ballyhoo um tollen Freihandel, zurrt damit “Investorenschutz” fest, läßt das die Anderen machen und weist dann jegliche Kenntnis von sich, siehe NSA etc.
muscat ha detto:
Wer von Hoffnung lebt, stirbt an Verzweiflung.
Dieses italienische Sprichwort sollte 00Draghi eigentlich kennen.
Tyler Durden Volland ha detto:
Seit fast zwei Jahren nun erfüllt mich das Lesen konservativer Kommentatoren in einem Blog für gehobene Kreise, in einer angeblich respektablen konservativen Zeitung mit grossem Erstaunen. Wo man die Lobpreisungen der Kultur erwartet, so wie man sie hier früher ja auch hier immer wieder mal finden konnte, egal ob es Händel, Barockbrüste oder Petit Fours, meinetwegen auch der garstige Wagner war. Zitate in französich, spanisch, italienisch, lateinisch und an guten Tagen schon auch mal korrektes Griechisch waren zu finden, deren Sinn, ich gestehe es, auch ich trotz Hochschulbildung schon ein oder zweimal auf die Schnelle in Wikipedia erhellen musste… wo sind sie hin?
Wenn es hart auf hart kommt, wenn es ans Eingemachte geht, wenn es um Grundwerte schlechthin geht…. Dann hat beim rechten Spiesser immer wieder nur mehr die Habgier oberste Priorität. Oder wie man unter Gebildeten sagt, „die kurzfristige Profitmaximierung“. Ob die lang- oder mittelfristigen Folgen dieser Macht der Habgier ein paar hundert Tote Näherinnen sind, ein paar tausend sich selbstmordende Bauern in Indien jedes Jahr, wegen ihres Monsanto Saatgut Vertrages, oder Umweltzerstörung vom Golf von Mexiko bis zu dem des Niger, es ist der Wohlstand der wichtig ist, und der laut Adam Smith sich beim Reichen ansammelt und dann wie Brosamen in der Gesellschaft nach unten durchsickert, wo es dann bei jedem der sich redlich bemüht, wie wir in Deutschland ja derzeit sehen können, keinerlei Armut mehr möglich ist. In Krisenzeiten wie diesen, Bankenrisenzeiten meinte ich natürlich, kann es schon vorübergehend auch mal Engpässe geben, so, dass weniger Qualifizierte wie Lehrer und anderes Wertloses, das in der Jugend meinte seinen Neigungen folgend studieren zu müssen, wenn der Verdienst auch zweier gering bezahlter Jobs nicht mehr ausreicht, dann darf man halt nachts nicht so viel schlafen, irgendwo gibts da schon noch einen Dritt-Job.
So etwas ist und bleibt bei den ThorHas der Welt „für beide Seiten profitabel“ und wer dummerweise sein Leben an etwas anderes verschwendet hat, als sich zu bemühen zu eben einer dieser beiden Seiten zu gehören, der verdient es nicht anders. „Von meine Steuern meiner Arbeit und meiner Leistung“ in der sozialen Hängematte das Leben zu geniessen, das verhindern auf Volkes Wunsch Politiker der fünf Einheitsparteien.
In einer solchen Welt gerade von Maklern anderes zu erwarten als, dass sie mit allen nur denkbaren Mitteln den Reichtum mehren wollen, das ist bei dieser unappetitlichen Menschengruppe aus den Top Ten der Widerlichkeit nun wirklich keine Überraschung. Es ist ja nicht das erste Mal dass Don beschreibt wie er sein Wohnungen zu vergeben pflegt, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die überwältigende Mehrheit der Immobilien Besitzer Hand in Hand mit diesem Gesindel seine Profite maximiert.
@Moritz, wie so viele mokieren sie sich über Georg W Obamas Aussprüche, sein „Change“, oder gar sein „Yes, we can!“
Es ist nicht seine Schuld wenn Sie, wie auch aber-Millionen andere geglaubt haben, er meine mit dem: Yes, we can, etwas anderes als weltweites Abhören und „Freihandels“verträge in US Interesse.
Was steht am Schluss? Natürlich wie immer dasselbe. Ein Volk das in seiner grenzenlosen Dummheit seit dreissig Jahren immer wieder aufs Neue nicht in der Lage ist Politiker an die Regierung zu wählen die seine, des Volkes, Interessen vertreten, ja die verdienen solche Zustände selbstverständlich, da ist nichts Ungerechtes dran.
Und auch ein Don der, Ursache und Wirkung hier falsch einschätzend, (trotz allem unter meinem Beifall) zum Ochsenziemer greifen möchte, um den Planeten wenigstens um ein Schwein weniger zu verschönern, dem sollte man schon daran erinnern, dass er doch recht gut damit lebt, dass es immer mehr Leuten so dreckig geht?
Naja, manchmal sagt er das ja auch ehrlich….
PS: Da jenen Herren ja weiter oben jemand angesprochen hat, möchte ich ein Anekdötchen loswerden.
Bei der Pirate Bay wurde vor einem halben Jahr „The Wealth of Nations“ als Hörbuch angeboten. Nach schnellen Download ging ich also wie so oft durch den Wald spazieren und hatte diesmal Adam Smith im Ohr… Es ist zwar recht leer dort, aber ab und zu trifft man halt doch Entgegenkommende und alle sahen mich stirnerunzelnd an. Etwas, womit man in Japan sonst nur ein Todesurteil würdigt. Auf meine Nachfrage hin erklärte mir ein freundlicher älterer Herr, dass es im stillen Wald doch ganz erheblich störe, wenn man jemanden schon über grosse Distanz lauthals Lachen hört….
Ich hatte dies selber nicht mitbekommen, habe aber sofort auf ernstere Lektüre umgestellt und mir Meister Yodas Ende von Georg Schramm noch mal angetan.
Also verglichen mit Adam Smith? Kein Humor, dieser Schramm….
Thorsten Haupts ha detto:
“… erfüllt mich das Lesen konservativer Kommentatoren …”
Lach. Wo haben Sie DIE denn hier gesichtet? So ziemlich die einzige, auf die Ihre Beschreibung zutrifft, war die Rollenspielerin der “Donna Laura”. Strukturkonservative würden dieses Blog (zu recht) als Zeitverschwendung betrachten und weder mitlesen noch mitkommentieren.
Gruss,
Thorsten haupts
pascha50 ha detto:
Mit Verlaub, Herr Haupts, ich würde Sie und Ihre Kommentare im ehemals positiven Sinne als “konservativ” bezeichnen.
Nachdem so ziemlich alle polit-soziologischen Zuordnungen von “links” bis “rechts” und von “feudalistisch” über “liberal-demokratisch”bis “anarcho-idealistisch” mehrfach in der linguistisch-ideologischen Häckselmaschine geschreddert wurden, kann man sich auf gar keine (grobe) Richtungszuordnung mehr einigen, geschweige denn verlassen.
Daran ändern auch die wirklich hochkompetenten Beiträge zur Begriffsklärung der Kommentatoren in vergangenen Debatten nichts.
Je schärfer die neurologisch-linguistischen Seziermesser,
…um so feiner das Konfetti.
Aber nicht:
…um so klarer das Ergebnis.
Obwohl die gedanklichen Abstraktionsbemühungen von HM555 in verfahrenen Situationenen wirklich weiterhelfen. Find ich.
Manchmal passiert aber auch das Gegenteil.
Und zwar immer dann, wenn der (heimliche) Kapitän des Sprachgaleerenschiffes Wasserski fahren will:
Nachdem sogar die argumentativen Alpha-Auguren Don Alphonso und HM555 in ihren letzten Beiträgen von einem “Regime” in DE zu sprechen beliebten, muss man sich über das Begriffskonfetti in den hiesigen Salonräumen nicht wundern.
Es steht mir absolut nicht zu, den beiden genannten Bildungs- und Wissenskoryphäen irgendeine Belehrung zu erteilen.
Was zählt schon die Meinung eines Studienrädchens…?
Aber dennoch halte ich an meiner Ansicht fest, against all odds, dass die Verwendung des Begriffes “Regime” auf DE bezogen einer Verhöhnung der Opfer in wirklichen Staatsterror-Regimen gleichkommt.
In den Drogenkartellen Mexikos verschwinden die Menschen schneller als man sie zählen kann.
In Südamerika wird das Leben eines Oppositionellen ausgeknipst wie ein Lichtschalter.
Natürlich gibt es Justizskandale in Deutschland. Der Fall Mollath ist ein solcher.
Der Fall des Deutsch-Libanesen in Guantanamo ( Name ist mir grad entfallen) ist ein weiterer.
Die brutale Misshandlung von verbal renitenten Bürgern durch Polizeibeamte ist vll der größte Skandal in einem Rechtsstaat.
In einem Regime würde der Polizeichef von Rosenheim, der sich persönlich durch brutalste Attacken auf unbescholtene Bürger um Amt, Ansehen und Beamtenpension gebracht hat, sich mit Sicherheit noch in seiner Position befinden.
Der Begriff Regime ist daneben. Und zwar ziemlich weit.
Thorsten Haupts ha detto:
Lieber Pascha, “… als “konservativ” bezeichnen …”
ja und nein. Für ein “Ja” müsste man in eine ältere historische Schicht zurückgehen, das “Nein” bezieht sich auf meine für die “Konservativen” der letzten 30 Jahre erheblich zu neumodischen gesellschaftspolitischen und erheblich zu liberalen wirtschaftlichen Auffassungen. Und meinen Atheismus.
Aus wenigen Grundsätzen – strikter Achtung der Privatsphäre, einer Präferenz für so autonom wie möglich handelnde Subjekte, geringer Todesfurcht, dem Ekel vor Misshandlung von Menschen und der sicheren Überzeugung, alle Menschen seien zu gut und böse gleichermassen fähig – leiten sich erstaunlich weitreichende Schlussfolgerungen ab, die mich schon immer in Handgemenge mit allen politischen Richtungen des alten Deutschland (“Konservative”, “Sozialdemokraten”, “Liberale”) verwickelt haben.
Gruss,
Thorsten Haupts
Moritz ha detto:
“…Es ist nicht seine Schuld wenn Sie, wie auch aber-Millionen andere geglaubt haben, …”
Moment mal.
Ich liebe ja auch süffige Formulierungen, doch da möchte ich Sie in Ihrem Redefluss etwas bremsen.
Ich hatte Obamas “Change” noch nie getraut.
Schriftliche Beweise dafür gibt es sogar im Netz. Soll ich meine Fetzereien mit den üblichen Netz-Evangelistas ausbuddeln? Ich hoffe, Sie glauben mir das mal auch so. Der Geheimdienst hats schon.
menno
Frundsberg ha detto:
Gut gebrüllt, Löwe.
Folkher Braun ha detto:
Wealth of Nations bitte erst nach Theory of Moral Sentiments lesen. Wegen dem Verständnis vonz Janze.
Melursus ha detto:
auch sehr lesenswert, ohne Frage.
Smiths Hauptwerk dürfte dennoch das später entstandene sein. Ich habe auch mit Genuß gelesen:David Landes Wealth and Poverty of nations. Mittlerweile auch deutsch erhältlich.
Warum sind manche Länder reich und andre arm? dazu gibt es viele Thesen, Landes vertritt seine gut.
HansMeier555 ha detto:
Es stimmt auch nicht, dass Freihandel nur den entwickelten Ländern hilft.
.
Sonst wären die russischen Gutsbesitzer von Smith nicht so begeistert gewesen.
HansMeier555 ha detto:
In der offiziellen Propgandasprache von dem Niebel seinem Ministerium heißt Afrika übrigens “der Hoffnungskontinent”.
HansMeier555 ha detto:
Nach liberaler Standardtheorie müsste in China die Rechtssicherheit am größten sein.
.
Weil ja sonst so ein Wirtschaftswachstum niemals möglich gewesen wäre. Das Kapital würde doch niemals in ein Land strömen, wo keine Rechtssicherheit herrscht!
nico ha detto:
@Tyler Durden Volland, HM555, Ideologische Grundsätze finden eben keine Anwendung mehr, ist der Profit in Gefahr. Köstlich, wie Sie das beschreiben, auch wenn ich den am Ende zitierten Autor (noch) nicht kenne. Sehr schön kann man das momentan in der Solarbranche ablesen. Chinesische Module werden seit kurzem mit „Strafzöllen“ belegt – kurz bevor beim letzten großen dt. PV-Hersteller (Solarworld) das Licht ausgeht – darf man das schreiben? Eine Deutsche Bank muß ja wohl einen ähnlichen Satz teuer bezahlen -, weil die Asiaten auch hier alles drastisch billiger machen und der deutsche Stromkunde mit der EEG-Umlage die Asiaten subventioniert (70-80% aller Platten kommen mittlerweile aus Asien). Doch wegen der höheren Preise durch Zölle nun geht der Abverkauf merklich zurück, da auch die Vergütungen sukzessive zurückgefahren werden und damit die Rendite auch nicht mehr für die Energiewendefreunde zufriedenstellend ist. Die Branche in D sieht gar nun die Energiewende in Gefahr wegen mangelnden Zubaus, meint aber die fehlenden Aufträge für Handel und Handwerk. Noch vor Jahren beschimpfte man die Asiaten wegen schlechter Qualität. Und der Verbraucher, der mit Sonnenblumen und Kindern in einer zukünftig AKW-losen Welt angesprochen wurde, meint die Rendite.
.
Gab es nicht früher schon „Freihandel“ bspw. zwischen dt. Chemiebuden und dem fernen Südamerika, als in D verboten Pestizide u.ä. –sorry- outgesourct wurden und dann über Baccararosen wieder den Weg auf heimische Wochenmärkte und zu den bekannten Rosenverkäufern der Frankfurter Altstadt fanden. Oder waren in den 4Mark/Stück etwa Zoll enthalten? Leider zierten die Gewächse keine Bilder der mit Krebsgeschwüren besetzten Hände der Plantagenarbeiterinnen, so wie Zigarettenschachteln heute bedruckt sind. Und heute, was ist mit den leckeren „Büsumer Krabben“, die den Weg aus Asien mit allerlei wohlschmeckender, konservierender Chemie aufgezogen wurden, in Tümpelwasser, was nicht einmal für den geleasten Golf zum Felgenwaschen gebraucht würde. Doch hier darf der Handel mit Premium-Qualität ungestraft werben. Wo ist hier ein geprüfter Qualitätsbegriff? Die beiden großen Discounter haben ein geschätztes Privatvermögen von knapp 50 Mia. Mahlzeit!
Von appls premium-untertageprodukten und Foxconn-Freitoten ganz zu schweigen. Die hat natürlich keiner in Betrieb.
Tyler Durden Volland ha detto:
Georg Schramm ist Kabarettist, sollten sie eigentlich kennen?
Ich hab ihn als Beispiel benutzt um meiner Meinung Ausdruck zu verleihen, dass Adam Smith zu lesen ungefähr auf dem Niveau einer gauckschen Rede liegt. Lächerlich!
Was die Wirtschafts”wissenschaft” angeht ist man auch heute noch ungefähr so weit, wie es bei Aristoteles und Wissenschaft angeht. Letzterer behauptet steif und fest Frauen, da minderwertiger, hätten weniger Zähne als Männer! Er war verheiratet und hätte nur in Frau Aristoteles Mund schauen zu brauchen um zu lernen.
Aber so waren Wissenschaftler vor 3000 Jahren und daran hat sich nicht allzu viel geändert. In der Ökonomie ist das Problem allerdings ganz extrem, da diese Herren ja die Vorlage zu Habermas’ “Erkenntnis und Interesse” waren…
Der einzig bedeutende Wirtschafts”wissenschaftler” den man lesen sollte, war Marx. Seine Analysen sind wohl ausnahmslos korrekt, aber er hat seine Arbeit dadurch entwertet, dass er völlig ernsthaft solche Albernheiten, wie eine unvermeidbare Entwicklung der Menschheitsgeschichte zum Kommunismus hin prognostizierte, und dann auch noch allen vernünftigen Menschen damit drohte die Proletarier, also die Dümmsten der Dummen, würden zu Diktatoren werden. Als hätten wir mit dem was in DE Kanzler werden kann nicht schon genug Probleme….
HansMeier555 ha detto:
Nicht erst die Dicktortur des Proletariats war meschugge.
Auch die Idee, den Mehrwert gleichmäßig an die Arbeiter auszubezahlen fände ich nicht hilfreich.
Helmut Weiß ha detto:
@TDV:
Sie verwechseln “Proletarier” mit “Proleten”. Sollten Sie “abhängig beschäftigter Werktätiger” (gewesen) sein, müßten Sie sich nach Ihrer Sprachregelung auch zu den “Dümmsten der Dummen” rechnen.
nico ha detto:
@H.Weiß, stimmt.
@TDV, nun, Georg Schramm, lieber TDV, kenn ich nicht, aber Sie schreiben ja selbst, er habe keinen Humor. Warum nur sollte ich ihn dann kennen?
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Das Bemühen vergangener Epochen, gar Jahrtausende, ist, finde ich, auch nicht gerade erkenntnisreich. Die Menschen sind heute durch Werbung getriebene, voller Erwartung und Hoffnung, und darauf zielt alles Handeln aller Beteiligten ab.
Und die schlauen Chinesen haben statt Rechts- und Arbeitssicherheit und Umweltschutz in unserem Sinne Banken, die die dortigen Unternehmen günstig finanzieren. Ein Traum oder besser Trauma für unsere Unternehmen. Getragen allerdings wird dies einzig und allein durch die Gier und Naivität des Verbrauchers, denn der entscheidet “allein”, was er kauft, und ebnet somit den Weg in sein eigenes Verderben und das der hiesigen Industrie.
Saludos
HansMeier555 ha detto:
Einerseits hat in der freien Marktwirtschaft immer der Verbraucher schuld: Er trifft ja die Entscheidung, von der alles abhängt. Soll er sich halt informieren und die Produktinformationen genau studieren!
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Andrerseits geht es bei diesen “Freihandels”-Abkommen ja genau darum: Um das Recht, dem Verbraucher alle möglichen Informationen vorenthalten und das Zeug trotzdem verkaufen zu dürfen.
whatcrisis ha detto:
Naja, so nebenbei gehts auch darum, aber so wichtig sind die Endverbraucher ja nun auch wieder nicht, genausowenig übrigens die produzierenden human resources.
Worum es vor allem bei Freihandel geht, ist doch vielmehr, dass alle Seiten davon profitieren, so liest man es ja auch immer wieder. Und profitieren, das darf man durchaus wörtlich verstehen: da sollen Profite ermöglicht, gesichert und maximiert werden. Und das geht eben am besten, wenn man auf Handelshemmnisse verzichtet. Mindeststandards etwa bei der Qualität, bei den Personal-, Entwicklungs- und Stückkosten, bei den Unternehmenssteuern, Sicherheits-, Umweltverträglichkeits- oder Technikfolgenstandards. Das alles kostet ja schließlich Geld, erhöht mithin die Kosten und mindert den Gewinn. Dafür muss man schon Verständnis haben. Denn jedes Weniger vom maximalen Gewinn ist eine Bewegung hin auf Verlust, und jedes Unternehmen, das auch nur in den Verdacht gerät, sich dahin zu bewegen, ist auf freien Märkten mit ihrem freien Spiel der Kräfte verloren…
Qualität und Sicherheit sind also Handels-, Geschäfts-, Erfolgs- und Gewinngefahren, auf sie ist deswegen brutalstmöglich und weitestgehend zu verzichten. Noch die schlechteste, billigste und giftigste Handelsware ist besser als gar keine, noch der schädlichste Handelsverkehr ist besser als gar keiner. Wer das anders sieht, ist ein völlig realitätsferner idealistischer Tagträumer, und hat zudem von Wirtschaft und vom Geschäft keine Ahnung.
Moritz ha detto:
@ whatcrisis
Das, was Sie hier von sich geben, ist hoffentlich einfach nur die offizielle Lesart der Theorie des Freihandels. Mit dem viel gelobten freien Spiel der Kräfte auf freien Märkten.
Und hoffentlich nicht vollständig Ihre persönliche Sichtweise.
Wissen Sie, ich möchte höflich bleiben:
Man muss sich überlegen, ob das “freie Spiel der Kräfte” nicht in seinem Extremfall einfach brutalstmöglicher Darwinismus bedeutet. Mit der Idee des “survivcal of the fittest” beinhaltet es zwar die wunderschöne Hoffnung (da ist sie wieder die Hoffnung) auf die bestmögliche Entwicklung der bestmöglichen Marktteilnehmer mit den bestmöglichen Angeboten und Produkten.
Schwache Firmen-Marktteilnehmer sind nicht zu schützen und sollen verschwinden (“Marktbereinigung”). Die besten Firmen und die besten Angebote sollen gewinnen. Das ist der Theorie nach gut für Innovation und so weiter. (In der Praxis gewinnen damit häufig leider auch mieseste oder nur durchschnittliche Produkte und raffgierige Firmen mit der besten Anwaltskammerilla.)
Alles so weit schön und gut.
Doch es gibt auch den Normalmensch-Markteilnehmer. Der, der arbeitet und der die Güter kauft. Er hat im Normalfall nicht die Möglichkeiten, seine Arbeits- und Konsumkraft dauerhaft derart frei zu optimieren, dass er fortwährend im freien Spiel der Kräfte besteht und oben bleibt. Er wird ab und an krank, er braucht an und an Ausbildung, er hat Entwicklungsphasen, in denen er Schutz braucht (als Baby kann er kaum “aktiv am Markt teilnehmen”) er braucht ab und an Unterstützung. Er ist Mensch und kein Roboter, keine Maschine.
In einem wunderbaren “Freien Spiel der freien Kräfte” ist er leider das schwächste Glied, weil er keine Organisation und keine Maschine ist, welche beide ihre Arbeitskraft fast gegen unendlich potenzieren können.
Die Idee des Freihandels impliziert durch die Hoffnung “Das niedrigste und beste Angebot gewinnt” vollständig das niedrigstmögliche Ausnutzen des “Human Capitals”. Da sehe ich die Gefahr der Verunmenschlichung durch einen solchen freien Marktes. Um es mal vorsichtig zu sagen.
Zölle und Handelsbeschränkungen sind zwar lästig (manche auch richtig sinnlos oder Schikane, zugegeben). Oft fangen sie aber auch den eigenen Landesmarkt auf, der sonst im Gefälle von Kursen, Steuern, üblichen Löhnen abrupt über den Jordan geht. Und mit ihm die, die davon leben. Die Frage ist, wie frei macht der Freihandel den Menschen wirklich.
[Interessante Anekdote am Rand: Die angeblich freiheits- und freihandelsliebenden USA haben angeblich eine Handelschranke, Importbeschränkungen für Billigst-Socken aus China. 🙂 Um ihren eigenen Sockenmarkt zu schützen. Das zu den USA als “treibende Kräfte eines freien Handels. 😉
Für mich als alten Zyniker heißt das nur:
Überall da, wo die USA einen Vorteil wittern, werden sie das als toll propagieren.
Wenn die US-Staaten in 10 Jahren also den globalen Freihandel satt haben, weil er ihnen keine Vorteile mehr bringt, werden sie plötzlich einen “Individualisierten Handel” (oder was man sonst an wunderschönen New-Speek-Hoffnungs-Euphemismen als Adjektiv hinpappen kann) toll finden und ihn dann weltweit zum neuen Hoffnungs- und Glaubensangebot machen. Ein Schelm, wer …]
colorcraze ha detto:
Freihandel ist üblicherweise ideal für Seehandelsgroßkaufleute, Landhandel ist anders…
Filou ha detto:
“Schlechte Zeiten, Kamerad!”, sagt der sprechende Hund aus ‘Donald Duck und der sprechende Hund’ von Carl Barks (nicht zu verwechseln mit Karl Marx).
Filou ha detto:
Die Welt wartet immer noch auf “Versuch über das Faltboot” und “Meditationen am kalten See oder die Kunst sich auf einem Sonnenstrahl zu bewegen”.
(“Kühe in Halbtrauer” gibts ja schon.)
Folkher Braun ha detto:
Bester TDV,
der alte Karl hat sich nach meiner Erinnerung nie damit beschäftigt, wie der Mehrwert zukünftig verteilt werden sollte. Aktuell geht er an den Kapitalisten, aber nur partiell, weil um das Produktionssystem des Kapitals sich zahlreiche Schmarotzer in Stellung gebracht haben: Juristen, Produktentwickler, Politiker, Steuerberater, Diplom- Volkswirte und Unternehmensberater. Das , was Marx die “aufgezwungenen Services” bezeichnete. Volker Pispers hat vor Jahren anhand von Roland Berger und Co. aufgezeigt, wie überflüssig diese Berater, Analysten und Sonstwie- Dummschwätzer sind. Wir haben leider als Basiselemente der Gesellschaft (näher definiert: Steuerzahler) derzeit keine Handhabe, diese Charaktere produktiven Beschäftigungen zuzuführen. Dazu würde ich zählen: Kanalreinigen, Schienen verschrauben, Gelbe- Tonne- Säcke in den Müllkompressor werfen und dergleichen.
Die “innere Organisation der bürgerlichen Produktionsweise” bietet zahlreichen parasitären Subjekten große Entfaltungsmöglichkeiten. Weil das alles nicht kontrolliert wird.
Tyler Durden Volland ha detto:
@HM555
„Auch die Idee, den Mehrwert gleichmäßig an die Arbeiter auszubezahlen fände ich nicht hilfreich.“
Ja, solche Drohung soll schon mal ab und zu „weissen Terror“ auslösen. Ich finde ja wie gesagt nur Karlchens Analyse der Zustände zutreffend, aber sein Zukunfts Projektionen… da schaudert man. Ähnlich Bescheuertes findet man sonst nur noch bei Plato…
Aber auch ich finde, man könnte den Mehrwert doch eigentlich um des sozialen Friedens willen ein wenig gerechter verteilen. Aber gut solange die „Bahnsteigkartenkäufer der Revolution“ es sich von dem einen Prozent bieten lassen, warum soll man soviel Dummheit nicht gnadenlos abzocken?
Schliesslich ist man Banker oder ähnliches nicht deshalb geworden, weil man sich nächtelang schlaflos im Bett wälzt, von den eigenen Skrupeln gepeinigt. Ein etwas weniger verdummtes Volk hätte sicher schon 2007 an, ab und zu einen Verantwortlichen an einem Laternenpfahl hochgezogen…
@Helmut Weiss
„Sie verwechseln “Proletarier” mit “Proleten”. Sollten Sie “abhängig beschäftigter Werktätiger” (gewesen) sein, müßten Sie sich nach Ihrer Sprachregelung auch zu den “Dümmsten der Dummen” rechnen.“
Nicht zwischen Proletarier und Prolet liegt der Unterschied, sondern zwischen den Dümmsten der Dummen und den Lernfähigen. Ja, ich bin, bzw. war, Kfz Mechaniker Geselle, in den 60ern. Aber als Lernfähigem schien es mir nicht das non plus ultra eines erreichbaren Lebens zu sein nie mehr, zB, saubere Fingernägel zu haben. Ich habe also das Abitur nachgeholt und anschliessend meinen Interessen gemäss meine Studienfächer gewählt.
Als was würden sie denn den Urnenpöbel bezeichnen, wenn sie ausdrücken wollen, dass dieser seit 30 Jahren keinen Kanzler mehr gewählt hat, der seine Interessen vertritt, wenn nicht als die “Dümmsten der Dummen”? Bin schon gespannt und hoffe nur, sie werden mich nicht mit den üblichen politisch korrekten Ausreden langweilen…
@nico
Es ist schwer jemanden der behauptet Georg Schramm nicht zu kennen, nicht der Verarsche zu verdächtigen…
Fangen sie mal hier an (es gäbe hundert andere Möglichkeiten):
„Getragen allerdings wird dies einzig und allein durch die Gier und Naivität des Verbrauchers…“
Aaah! Da sieht man den kultivierteren Umgang mit der Masse… „Naivität“ sagt er, statt Dummheit. 😉
@Folker Braun
Ja, da haben sie kapitalistischen Strukturen der Post-Demokratie schön zusammengefasst. Sowas gab es natürlich immer, aber es begann auszuarten unter dem Fettsack aus Oggersheim, der mit dem Ehrenwort.
Viele derjenigen, die damals wie sie es nennen „Kanalreinigen, Schienen verschrauben, Gelbe- Tonne- Säcke in den Müllkompressor werfen und dergleichen“ hätten sollen, die lernten, dass es viel sinnvoller ist einfach nur irgendwo einen Spalt zu finden, durch den man seinen gierigen Fingerchen stecken kann und eine stetige Kleinigkeit des Geldflusses vom Konsumenten zum Produzenten aufs eigene Konto abzuzweigen. Das Geschäftsmodell der Banken für die Ich-AG. Heute beschränkt sich so jemandes Arbeitstag auf das Drücken von ein paar hundert Computertasten in der richtigen Reihenfolge und ein Tagwerk ehrlicher Arbeit eines Leistungsträgers ist getan.
Dies alles artete mit der Zeit aus. Auch politisch Gut-Meinende mussten einsehen, dass man gegen den Trend der Masse nicht ankommt (Kohl war 16 Jahre Kanzler), und als man die Schnauze vom Depp-Sein voll genug hatte, sprang man selber auf den Zug auf.
Die Spezies der Leistungsträger war geboren. Denn wie nicht anders zu erwarten störte die Blöden keineswegs die Abzockerei an sich, sondern nur, dass sie selber zu den Abgezockten, statt den Abzockern gehören….. Als mir das klar wurde, es war bei der Konferenz, bei der alle möglichen „Linken“ in Frankfurt beschlossen eine Partei zu gründen, um ihre Interessen fortan als Grüne zu vertreten. Die Realos setzten sich durch, Mittelmass ist immer die Mehrheit, und erreichten Ruhm als sie später dem deutschen Volk zum ersten Auslandseinsatz der Bundeswehr verhalfen, wenn das der Führer….. Verzeihung!
Voller Grausen wendete sich der Anarchist ab und zog in viele ferne Länder um an den Stränden der Welt das leben zu geniessen. „Etwas Besseres finden wir allemal“ sagten schon die Bremer Stadtmusikanten, und Recht haben sie noch heute….
dreamtimer ha detto:
Beides hängt aber doch zusammen. Bei Marx treffen die Bourgeoisie und das Proletariat direkt im Klassenkampf aufeinander, die Investoren-Abzocker und die Blöden. Was wir stattdessen erlebt haben ist die Evolution des Unternehmens hin zu seiner heutigen Gestalt, wo die großen unter ihnen Mini-Staaten gleichen, die differenzierter und besser organisiert sind, als es ganze Staaten zu Marx Zeiten waren. Freilich ohne Armee und Territorium. Klassen lösen sich deswegen nicht einfach auf, werden aber irrlevant: die Bourgeoisie und die Arbeiterklasse übernehmen den code civil der Unternehmen, der von Unternehmstechnokraten entworfen und mit der Spitze angestimmt wird.
Würde man heute eine Revolutionstheorie entwickeln, so wäre freilich auch nicht proletarisch, sondern bürgerlich-technokratisch. Die Technokraten würden sich dabei einer dekadenten Celebrity Ökonomie entledigen und den Einfluss von Eigentümern=Zockern entschärfen. Dabei tolerieren sie eine irrationale Management-Kultur – Manager mit magischen Händen – durchaus, wenn die Volksseele den Mythos denn braucht und die Oberschicht sich ansonsten im Sinne der Technokraten verhält. Sie handeln im Namen von “Systemrelevanz”, die sie recht großzügig auslegen.
Kapital wird dabei konsequent als makroökonomische Variable aufgefasst, die mikroökonomische Prozesse am zirkulieren hält. Das ist ihr großes Spiel und auch hier gilt: solange dies mit lächerlichem motivationspsychologischem Dressing im Rahmen einer individualistischen, kapitalistischen Eigentümerordnung geht, gibt es wenig Veranlassung zu intervenieren. Wenn dies nicht mehr der Fall ist, wird man umdenken müssen. Das ist aber eine ganz große Sache vor der sie sich noch fürchten und keiner will hier der first mover sein. Im Grunde hoffen alle, die Chinesen werden das im Falle einer hauseigenen Finanzkrise durch Versuch und Irrtum herausfinden. Zutrauen tut man es ihnen jedenfalls, nachdem was man in den letzten 30 Jahren so sehen konnte. Insofern wäre es auch ganz falsch, dort auf eine bürgerliche Demokratie im Stile des 20ten Jahrhunderts zu drängen. Für den Westen hängt viel davon ab, dass es wenigstens einen souveränen Nationalstaat mit intelligenter Führung gibt, die durchgreifen kann und sich nicht mit ständigem Theaterspielen verausgabt.
Noch ein Wort zu den Wirtschaftswissenschaften. Diese müssen nicht vor allem objektiv wahr, sondern hilfreich sein, d.h. den Technokraten für die Lösung ökonomisch-technischer Probleme zur Seite stehen. Insofern ist die Wissenschaftlichkeitskritik zwar begründet, läuft aber ins Leere. Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit anderen Wissenschaften, man denke etwa an die Informatik, die nicht einfach eine Welt unter dem Gesichtspunkt der Informationsverarbeitung erforscht und sich an ihr erfreut, wie das die Physik mit der materiellen Welt tut, sondern weitgehend normativ-technisch ist und deren Alleinstellungsmerkmal darin besteht, dass ihre ganze komplexe Sprache darauf zielt die Korrektheit von formalen Systemen und Algorithmen zu beweisen.
Tyler Durden Volland ha detto:
@Don
Bitte entschuldigen das mit dem Video, ich wusste nicht, dass da gleich die ganze Glotze statt des Links auftaucht…
wie macht man das denn korrekt?
Helmut Weiß ha detto:
@TDV:
Unsere Biographien sind offensichtlich zu ungleich, als daß wir miteinander ersprießlich diskutieren könnten. Mich als Wähler “Pöbel” oder “Blöder” zu nennen, finde ich schon deshalb ungerecht, weil der wahre Pöbel bekanntlich gar nicht mehr wählen geht. Die hier häufig verkündete These, daß der Staat versäumt habe, unsere Interessen zu vertreten, finde ich politisch unreif. Einem Liberalen wie mir genügt sogar nur der “Nachtwächterstaat”, man will möglichst von staatlichem Handeln unbehelligt bleiben und nimmt die Interessenvertetung selbst in die Hand. Wenn es meiner Interessenlage nützt, wähle ich in Brandenburg “rot”. Aber auch der uralte Slogan ” nur keine Experimente” hat für viele durchaus seinen Reiz.
Man mag unser politisches System als verkrustet, undemokratisch und uneffektiv schmähen, man kann aber auch die Stabilität positiv sehen. Als gut versorgter Pensionär und Eigentümer eines Forstbetriebes bin ich beruflich eher im 18.Jh. angesiedelt. Die Kritik daran überlasse ich nun im Alter den Berufspessimisten von der FAZ.
.
nico ha detto:
Lieber TDV, ich werde in Zukunft zunächst immer bei Youtube Ausschau halten, um mich über den Weltuntergang auf dem Laufendem zu halten. Und es ist natürlich unverzeihlich, Ihren Meister Schramm nicht zukennen – und die hier nicht näher bezeichneten weiteren 100 Möglichkeiten. Es besteht aber die Hoffnung für mich, eine davon in der Vergangenheit gewählt zu haben – bewußt oder unbewußt -, um mich Ihrer Deutungshoheit ansatzweise genähert zu haben.
Vielleicht aber haben Sie auch nur überlesen – in der Eile des Schreibens, daß mir Ihr Kommentar um 8.23 gar nicht so mißfiel. Auch diese Hoffnung besteht.
Letztlich sollte man nicht alle als die “Dümmsten der Dummen/Proleten” bezeichnen, die in einem System mitschwimmen und dies bedienen, und auf die erweckten Hoffnungen und Erwartungen setzen und vertrauen. “Naivität” ist doch oft eher zutreffend, wobei doch schon “Gier” der Dummheit, sich abstrafen zu wollen, nahe kommt.
Fazit: Gemach, gemach.
Flederhund ha detto:
VWL Grundstufe Lehrbuch sinngemäß: ‘You resist free trade as an employee – but how about as a consumer?’ Die kleine Lücke in diesem Argument ist, dass es sich ohne Einkommen schwieriger konsumieren lässt. Es sei denn Hypothekenfinanzierer und/oder Steuerzahler springen ein.
GuX ha detto:
@Colorcraze
Sie schreiben: “Besonders beim Essen bin ich eigen, ich möchte gern gute, nicht überzüchtete Produkte. Und Pflanzen, die kein Saatgut mehr produzieren, will ich nicht.” Beide Aussagen kann man so IMHO nicht stehen lassen.
Zu den überzüchteten Produkte: die Nahrungsmittel, die wir heute konsumieren, sind alle überzüchtet – zumindest, wenn man die ursprüngliche Form der Pflanzen zum Vergleich nimmt. Pflanzen wurden in den letzten Jahrtausenden immer weiter gezüchtet und dabei Methoden verwendet, die nach meiner Meinung deutlich risikoreicher sind als Gentechnik (nämlich willkürliche Mutation durch Strahlung oder andere Mutagene). An welcher Stelle ziehen Sie die Grenze, zwischen ge- und überzüchtet.
Zu dem Saatgut: man kann gentechnisch verändertes Saatgut auch so herstellen, daß es ganz normal wiederverwertet werden kann – Sterilität ist nicht zwingen. Abgesehen davon, daß die Sterilität auch zur Gewinnsteigerung verwendet werden kann, reduziert sie auch das Risiko der ungewollten Verbreitung (etwas, das Gentechnikgegner regelmäßig verlangen). Aber zum Beispiel der “Goldene Reis” ist soweit ich weiß nicht steril.
Ein genereller Kommentar: die Richtlinien zur Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit sind sicherlich unterschiedlich in der EU und den USA, aber man kann ganz sicher nicht einfach festlegen, daß sie in Europa besser sind. Viele Arzneimittelskandale wurden in den USA (u.a. von der FDA) aufgedeckt, und im Gegensatz zu zahlreichen europäischen Behörden arbeitet die FDA recht transparent. Die Lebensmittelauszeichnung in den USA ist erheblich umfangreicher und einfacher verständlich als in manchen europäischen Ländern (insbesondere Deutschland, das sich gegen verständliche Auszeichnungen erfolgreich wehrt).
pascha50 ha detto:
Sehr geehrter GuX!
Schön, dass Sie wieder an Bord sind!
Sie scheinen sich mit der Materie bio-chemisch veränderter / veänderbarer Lebensmittel sehr gut auszukennen!
Um so sonderbarer, ja besorgniserregender finde ich Ihre beschwichtigende Antwort
auf colorcraze’ Bedenken.
Sind Sie allen Ernstes der Überzeugung, dass das US-Lebensmittelrecht dem europäischen, resp. dem deutschen überlegen ist?
Können Sie eine – nur eine einzige- (halb)offizielle Veröffentlichung der maßgeblichen Lebensmittelüberwachungsstellen nennen, die sich kritisch mit den MONSANTO-Produkten bzw. – plänen auseinandersetzt?
Und noch eine abschließende Frage:
Erinnere ich mich recht, dass Sie vor vielen Monaten sehr angstbeschwichtigend und bedenkenzerstreuend im Zusammenhang mit Frackingplänen für Europa / DE argumentiert haben?
Sie sahen da überhaupt keine Probleme in Bezug auf mögliche Kontaminierung des Trinkwassers.
Intervenieren Ihres Wissens nach US-Lebensmittelbehörden bezüglich des Schwefelgeschmacks im Trinkwasser, das im Umkreis von Frackingbohrungen konsumiert wurde.
Trinkwasser kann man doch schon als Lebensmittel bezeichnen, oder?
Verwechsele ich Sie in diesem Zusammenhang?
Dann bitte ich um Entschuldigung.
Falls nicht, bitte ich um Information.
GuX ha detto:
Lieber Pascha50,
vielen Dank für Ihre Antwort und das Willkommen! Ich glaube, es ist schwer, von “überlegen” zu sprechen, da sich die Systeme zu sehr unterscheiden. Beide Seiten haben Stärken und Schwächen, wobei eine Stärke der Behörden in den USA in meinen Augen die Transparenz ist (es ist deutlich einfacher, staatlich erfasste Daten zu erhalten als in Europa).
Die Behörden auf beiden Seiten arbeiten schließlich nicht in einem Vakuum und müssen auch auf die Erwartungen der Bürger Rücksicht nehmen – und während man in Europa sich oft einen starken Staat wünscht, der den Bürger vor Dummheiten schützt, wünscht man sich in den USA oft die Freiheit, sich selbst zu schädigen (d.h. der Staat kann höchstens informieren).
Ich kenne mich in Sachen Trinkwasser zu wenig aus, um hierzu etwas zu schreiben. Allerdings denke ich noch immer, daß Fracking zu sehr verteufelt wird, um zu einer sinnvollen Lösung zu kommen – wenn beide Seiten nur noch emotional argumentieren, dann bleibt die Wahrheit auf der Strecke.
Nun zu gentechnischen Produkten: mir ist eigentlich keine zuverlässige Studie bekannt, die Risiken von gentechnisch veränderten Pflanzen auf die menschliche Gesundheit zeigen (wohlgemerkt solche, die zum Verzehr zugelassen sind). Die französische Studie hat sich hauptsächlich durch fachliche Fehler ausgezeichnet und damit wohl dem eigenen Ziel mehr geschadet als genutzt.
Für mich ist es schwer zu verstehen, weshalb Gentechnik als Technik schädlicher sein soll als die Methoden, die vorher verwendet wurden.
Letztendlich ist das natürlich auch ein Luxusproblem, denn wir können es uns Leisten, landwirtschaftliche Flächen brach liegen zu lassen oder Luxusgüter anzupflanzen – oder eben unter der Bezeichnung “bio” absichtlich einen geringeren Ertrag als möglich zu erzielen (“wir” können es uns schließlich leisten, bei Bedarf Nahrungsmittel zu höheren Preisen auf dem Weltmarkt zu kaufen – und diejenigen, die das nicht können, sind zum Glück weit weg).
pascha50 ha detto:
Sehr geehrter GuX,
Sie sind ein sehr sorgfältig abwägender Nat. wissenschaftler, der keinesfalls zu einem vorschnellen und/oder lobbygemäßen Urteil kommen möchte.
Und genau darin liegt das Problem- wenn man es als solches bezeichnen will:
Das äußerste an Eindeutigkeit, was von Ihnen zu erfahren ist, ist ein trotziges:
“Ich antworte mit einem entschiedenen ‘Vielleicht’!”
Die Erfahrungen der Amerikaner mit Fracking im eigenen Land führten doch zu kontaminiertem Trinkwasser, oder?
Wenn das mit Hochdruck in den Boden gepresste Wasser mit hochgiftigen Chemikalien versetzt ist, dann müssen sich diese doch irgendwo festsetzen, andocken, ablagern…
Wo erkennen Sie da eine auf beiden Seiten geführte “emotionale Argumentation”?
Einer Aussage in Bezug auf den Unterschied zwischen dt. und amerikanischem Lebensmittelrecht kann ich zustimmen: Die deutschen Behörden versuchen den Verbraucher vor nicht erkennbaren Schäden zu bewahren ( Nitrosamine, Rohöl im Olivenöl, Farbstoffe in Kinderspielzeug aus China ), während die Amerikaner offensichtlich darauf bestehen, sich selbst schädigen zu dürfen.
Das amerik. Verbraucherrecht scheint sehr verbraucherfreundlich zu sein, degradiert aber die Konsumenten zu unmündigen Käufern:
Auf der Microwelle muss zu lesen sein, dass man Haustiere nicht darin trocknen darf ( Tod eines gebadeten Pudels ging sehr negativ für die Firma aus)
Auf der Packung mit Murmeln muss stehen, dass Kleinkinder sie sich nicht in Mund und Nase stopfen dürfen.
Die Firma Hymer musste einen hohen Schadensersatz leisten, nachdem ein Wohnmobil auf einer scheinbar geraden Highwaystrecke mit festgezurrtem Lenkrad in den Graben fuhr, weil der “Fahrer” sich im hinteren Teil des Fahrzeugs einen Kaffee brühte.
Die Firma Audi musste Millionen zahlen, da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass tatsächlich die Automatik versagte, als mehrere ältere Amerikaner durch das geschlossenen Garagentor rauschten, weil sie de facto Bremse und Gas verwechselten.
Die letzten Beispiele haben zwar nichts mit Lebensmittelrecht zu tun, GuX, aber sie belegen doch auch, dass es mit der Aufklärung der Verbraucher bezügl. der eigenen Gesundheit in den USA nicht allzuweit her sein kann, wenn es zu solchen Gerichtsurteilen kommt.
Nochmals zum Ausgangsproblem:
Ob gentechnisch veränderte Pflanzensorten potentielle Gefahren in sich bergen, dazu kann ich als Philologe gar nichts sagen.
Da gibt es Zeitgenossen unter den Kommentatoren, die wirklich beschlagen sind.
Mein persönliches Fazit: Wenn das Lebensmittelrecht den nationalen(!) Wertschöpfungsindustriebetrieben untergeordnet ist, dann kann es mit dem Verbraucherschutz nicht allzuweit her sein.
GuX für ungut 🙂
GuX ha detto:
Pascha, meine Erfahrung lehrt mich, daß nichts unbeständig ist, als vermeintlich sichere Urteile. Insofern bin ich bei Themen, bei denen ich nur über ein solides Halbwissen verfüge, eher vorsichtig. Zum Thema Fracking hat T.I.M. weiter unten schon ganz gut eine Übersicht über die verwendeten Chemikalien geschrieben. Ob man diese Chemikalien unbedingt im Grundwasser haben will, ist wieder eine andere Frage – man könnte aber, statt Fracking per se abzulehnen, auch überlegen, wie man eine Verunreinigung vermeiden könnte.
Was die Lebensmittelbehörden angeht: hier bin ich gerne so naiv anzunehmen, daß die Behörden so gut arbeiten, wie möglich – es ist der Gesetzgeber, der die Vorgaben macht. Und hier kann ich nicht sagen, daß sich Deutschland mit Ruhm bekleckert: die amerikanische Lebensmittelaufsicht (FDA) veröffentlicht die Ergebnisse von Inspektionen in Restaurants und der Nahrungsmittelindustrie – in Deutschland werden diese Ergebnisse aus Angst vor wirtschaftlichem Schaden zurückgehalten. In den USA (aber auch in Dänemark oder dem UK) müssen Restaurants die Bewertung von Inspektionen öffentlich aushängen – in Deutschland ist das nicht der Fall. Daß sich die Risikobewertung von bestimmten Chemikalien unterscheidet, ist leicht nachvollziehbar – es geht hierbei ja idR nicht um akute Toxizität, sondern chronische Toxizität, und Grenzwerte lassen sich dabei viel schwieriger erfassen. Würden Sie zum Beispiel Rohmilchkäse essen? Oder würden Sie einer schwangeren Frau Rohmilchkäse empfehlen (den man in Deutschland ohne Probleme kaufen kann)? So einfach läßt sich das nicht vergleichen.
Die Beispiele aus Schadensersatzklagen liegen (auch) an einem anderen Rechtssystem, in dem Schadensersatz eben nicht nur den Geschädigten entschädigen soll, sondern auch zusätzlich noch eine Strafe darstellt, um eine Wiederholung zu vermeiden. Die zitierten Beispiele sind natürlich Auswüchse, die zum Teil wahrscheinlich auch auf übervorsichtigen Anwälten beruhen. Wenn man in Deutschland den Menschen die Möglichkeit gäbe, durch vorsätzliche Dummheit reich zu werden, würde man ziemlich sicher das gleiche Verhalten beobachten.
Zum letzten Punkt: damit beschreiben sie das europäische (und deutsche) Recht aber genauso gut. Im UK wurde vor einigen Jahren die Lebensmittelampel eingeführt, um Verbrauchern einen leichteren Überblick über die Inhaltsstoffe und den Nährwert von bestimmten Nahrungsmitteln zu geben. Das System ist erfolgreich, wird von den meisten britischen Firmen genutzt und vom Verbraucher geschätzt – und es führt dazu, daß bewußter eingekauft wird. Die EU wollte das Systema auch einführen, aber insbesondere Deutschland hat sich hartnäckig (und erfolgreich) dagegen gewehrt. Als nächster Schritt möchte man das System möglicherweise sogar im UK verbieten lassen, weil es gegen EU Richtlinien verstößt (Benachteiligung von Wettbewerbern aus anderen EU Staaten).
Pascha50 ha detto:
Lieber GUX!
Danke für die sehr umfangreiche Antwort, heute war letzter Schultag in BY, so dass ich etwas indisponiertnzum bloggen bin.
Ich komme aber demnächst auf Ihre Ausführungen zurück.
Lassen Sie sich von Profi Defätisten nicht beirren, da hat Tho Ha sehr recht.
colorcraze ha detto:
Das ist schon richtig, daß Sie auf die Brachialität mancher bisher durchaus verwendeter Züchtungsmethoden hinweisen (etwa Mutationen durch Radioaktivität), die ich auch für mindestens sehr grenzwertig, wenn nicht drüber, halte, aber mit Ihrer Umdefinition von “überzüchtet” als “der Wildform entfernt” bin ich nicht einverstanden.
Überzüchtet sind für mich überlange Dackel, deren Bauch am Boden schleift.
Mais ist wohl ein Grenzfall, der soll so stark domestiziert sein, daß er ohne Hilfe des Menschen nicht vermehrungsfähig ist – ob man das als Symbiose ähnlich den Blümchen und den Bienchen, nur halt zwischen Mensch und Pflanze, ansieht, oder eben als Überzüchtung (Murx), steht dahin. Ihr Argument, wenn das Zeug nur mit Menschenhilfe vermehrungsfähig ist, wuchert es nicht unbegrenzt, hat durchaus was für sich. Aber zuviel Pflegebedürftigkeit ist eben auch nicht gut, es könnte ja sein, daß mal einige Jahre die Pflege gering ist oder überhaupt ausfällt, und dann ist die ganze Kultur hin.
Womit wir nun beim Anbau wären.
Der Anbau von Nicht-Nahrungsmitteln und “Luxusgütern” war seit jeher üblich und ist auch sinnvoll (ich bin dagegen, daß die Menschheit sich nur noch in Kunststoff kleidet). Nur in völligen Notzeiten wie 45ff. werden an allen möglichen und unmöglichen Ecken Nahrungsmittel angebaut (und zwar unprofessionell als Erstversuch, was wieder zurück auf den letzten Satz des vorigen Absatzes verweist). Für eine gesunde Diversität ist einige “Wild”fläche, wo der Zufall ein wenig zum Zuge kommt und nicht nur volldomestizierte Pflanzen, womöglich auf großen Äckern ohne Abwechslung in Monokultur, durchaus gut.
Und im Sinne dieses Erhalts von Vielfalt ist eben auch die weltweite Vereinheitlichung von Nutzpflanzen nicht sinnvoll.
GuX ha detto:
Colorcraze, Luxusgüter sind für mich keine Faserpflanzen (oder meinetwegen auch Blumen), sondern Nahrungsmittel, die nicht benötigt und nur auf Grund von Subventionen angebaut werden (und zu diesen Subventionen zähle ich auch den Preise, den der Verbraucher für “bio” bezahlt).
HansMeier555 ha detto:
Die Preise, die der Käufer bezahlt, sind keine Subventionen, sondern Marktpreise.
HansMeier555 ha detto:
Klingt aber schon sehr nach Lobbyisten-Broschüre.
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“Wenn beide Seiten emotional argumentieren…”
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Und dann plötzlich die Sorge um die hundernden Negerkiknder, die sich deutsche Bioprodukte nicht leisten können und darum für mehr Freihandel beten….
t ha detto:
@GuX
„…während man in Europa sich oft einen starken Staat wünscht, der den Bürger vor Dummheiten schützt, wünscht man sich in den USA oft die Freiheit, sich selbst zu schädigen“
Ist es nur Zufall oder ist es schon Vorsatz dass sie die Dinge so verdrehen? Diejenigen „man“, die sich einen starken Wünschen sind nahezu ausnahmslos daran interessiert ANDERE vor sich selbst zu schützen, indem Schranken vor Drogen oder Sex aufbaut und Fahrradhelme zur Pflicht machen will. Die Konsequenzen sind dann natürlich jugendliche Komasäufer im Krankenhaus und Radfahrer die auf Gehwegen alles über den Haufen fahren, was nicht aufpasst. Wie völlig indiskutabel die USA sind, kann man gerade an dem Gesetz „Stand your Ground“ lernen. Ein Primitivling von Rassist, ein selbsternannter Hilfssheriff verfolgt und provoziert einen schwarzen Jugendlichen bis es diesem zu dumm wird. Also dieser sich dagegen zur Wehr setzt, erschiesst ihn der Latino.
Die Freiheit sich selbst zu schädigen… my ass! Es geht um die Freiheit um der eigenen Habgier Willen andere zu schädigen. Ersparen sie uns die Oberflächlichkeiten. Und um den Ganzen einen Gipfel aufzusetzen: „wenn (beim Fracking) beide Seiten nur noch emotional argumentieren,“ wo sehen sie denn die Energie Konzerne emotional zu argumentieren? Soll das ein Witz sein? Und wenn jemand in seiner Küche den Wasserhahn aufdreht und das Zeug das da rauskommt zwar untrinkbar ist, aber dafür angezündet werden kann, dann er kein Recht darauf emotional zu regieren?
Ihre Einwände scheinen mir ein übelste Demagogie zu sein….
@HM555
Ja: „Und dann plötzlich die Sorge um die hungernden Negerkinder, die sich deutsche Bioprodukte nicht leisten können und darum für mehr Freihandel beten….“
Genau so sieht die Realität für viele der FAZ Leser aus….
GuX ha detto:
Aha – wenn man keine richtigen Argumente hat, probiert man es ad hominem. Das ist insbesondere dann interessant, wenn es um emotionale Argumente geht …
Zum Thema Fracking habe ich bisher eigentlich nur wenig sachliche Argumente in der allgemeinen Diskussion gehört. Die Befürworter preisen die Unabhängigkeit und das billige Gas, die Gegner die explodierenden Wasserhähne und das verseuchte Trinkwasser – das sind sicher beides Folgen des Fracking, aber anhand von solchen Beispielen läßt sich kaum entscheiden, ob Fracking sinnvoll ist, oder nicht. Die Diskussion erinnert mich ein wenig an die Diskussion über Gentechnik oder auch die Nutzung von Kernenergie. Dabei haben alle Techniken ihre Vorteile und Risiken, und letztendlich ist es eine Abwägung von Kosten und Nutzen, die die Gesellschaft treffen sollte. Diese Abwägung sollte aber nicht einfach nur auf einem “unguten Gefühl” beruhen – wohin solche “Bauchentscheidungen” führen _können_ sieht man leider regelmäßig (die MMR Impfungen in England sind ein schönes Beispiel).
Ich kann leider nicht finden, wo ich etwas darüber geschrieben habe, daß man sich in Afrika deutsche Bioprodukte nicht leisten könne – darum ging es nämlich gar nicht. Es geht darum, daß wir Teile der landwirtschaftlichen Produktion in Länder auslagern, die die entsprechenden Flächen eigentlich für die eigene landwirtschaftliche Produktion bräuchten. Und auch darum, daß wir uns eine für Störungen anfällige Landwirtschaft (also mit wenigen Agrochemikalien etc) leisten können, weil wir im Bedarfsfall ohne Probleme die Ausfälle am Weltmarkt kompensieren können – das kann aber nicht jeder.
Und nun zum Thema persönliche Freiheit: ich kann das Beispiel mit dem Fahrradhelm und den auf Gehsteigen radelnden Radfahrern nicht ganz nachvollziehen – ebensowenig die Drogen und komasaufenden Jugendlichen: wo sehen Sie hier einen Gegensatz? Die USA sind jedoch seit der Gründung eigentlich darauf ausgelegt, den Bürgern die größtmögliche persönliche Freiheit zu geben (zumindest von Standpunkt der Bundesregierung aus). Die “Stand your ground” Regel ist dafür doch ein sehr gutes Beispiel, denn sie gibt dem Bürger die Freiheit, seinen eigenen Besitz selbst zu verteidigen (anstatt dieses Recht an den Staat abzutreten, der dann für den Schutz verantwortlich ist). Ob das richtig oder falsch ist, ist eine ganz andere Frage.
Thorsten Haupts ha detto:
@GuX:
“Aha – wenn man keine richtigen Argumente hat, probiert man es ad hominem.”
Gewöhnen Sie sich schon mal dran. Der eine machts über Gruppenzuweisung (“alle Angehörigen der Gruppe X würden Juden vergasen”) und will dann niemanden gemeint haben, der andere wird eben direkt persönlich.
In öffentlichen und halböffentlichen Debatten völlig normal. Es ist im Kern auch kein Argument, sondern ein Appell an Gleichgesinnte. Und setzt voraus, dass der persönlich Beleidigende annimmt, in einem bestimmten Umfeld schon eine “Mehrheit” zu haben. Dann ist der persönliche Angriff das Beschwören einer selbstverständlichen Ethik gegen einen Aussenseiter, eigentlich einen Kriminellen.
Bei fortgesetztem Interesse – nur nicht einschuechtern lassen.
Gruss,
Thorsten Haupts
colorcraze ha detto:
“daß wir Teile der landwirtschaftlichen Produktion in Länder auslagern, die die entsprechenden Flächen eigentlich für die eigene landwirtschaftliche Produktion bräuchten”
Ja, das ist so, und es ist nicht so wirklich fair, siehe das bekanntgewordene Beispiel mit den Hühnerflügeln, das aristius brachte.
Womit wir vielleicht zur Einsicht gelangen könnten, daß (fast?) jeglicher Handel eine imperialistische (ausgreifende, die bisherige Ordnung anderswo und ihr Wachsen hindernde) Komponente hat.
colorcraze ha detto:
Das ist mir aber eine recht eigenwillige Vorstellung von “Luxusgütern”.
Die täglich massierten Kühe für das extra marmorierte Steak laß ich mir als Luxusgut gelten, aber “Bio” ist etwas weniger brachial auf Maximalprofit getrimmt, das ist alles.
Woran machen Sie fest, daß die zuviel angebauten Nahrungsmittel nicht gebraucht werden? Weil sie keiner kauft? Aber liegt das nicht vielleicht an Handelsschwäche, d.h. schlechter Verteilung, weil es diejenigen, die es doch brauchen könnten, nicht erreicht?
Davon abgesehen: braucht Wirtschaftsentwicklung nicht immer einen “Luxuspol”, um sich zu orientieren? Autos waren auch mal spinniger Luxus gegenüber der hergebrachten Pferdekutsche. Zucker war mal so ein Luxus, daß Kriege um Sklaveninseln geführt wurden. Obst war mal Luxus (die ganzen 40er Jahre hindurch, erst um 1960 fing es an, wieder “normal” zu werden). Kaffee war Luxus (man trank Zichorie).
GuX ha detto:
Für mich sind viele Arten von “Bio” auch Luxusgüter, weil die Herstellungsmethode zwar teurer, aber nicht unbedingt besser (weder vom Geschmack, noch vom Inhalt oder der Auswirkung auf die Umwelt) ist. Die nicht gebrauchten Nahrungsmittel sind ein Ergebnis einer (meiner Meinung nach) verfehlten Argarpolitik der EU (oder auch der USA), die eine Produktion am (Verbraucher)markt vorbei fördert.
Den Luxus braucht es – ohne Zweifel. Allerdings ist die Frage, wieweit der Luxus subventioniert werden sollte.
aristius fuscus ha detto:
Hier sollte man aber nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Biosalat ist sicher grenzwertig (kommt bei mir auch nicht auf den Tisch), und wer gar Biowasser kauft, hat jedes Recht, seine Schule wegen Nichterbringung der Ausbildungsleistung zu verklagen. Biofleisch oder -eier auf der anderen Seite sind kein Luxus, es sei denn, man hat nichts gegen unindizierte Gabe von Antibiotika und hält Tierschutz für reinen Luxus von Industrienationen und somit überflüssig.
Es ist auch sicher nicht richtig, die erhöhten Preise für Bioprodukte als Subvention zu bezeichnen. Wenn Verbraucher diese Preise bezahlen, ist das zunächst mal reine Marktwirtschaft. Ebensogut könnte man dann behaupten, dass Bücher mit Hardcover-Einband subventioniert sind.
Eine kleine Überlegung am Rande: Deutschland ist auch in der Landwirtschaft mal wieder das Land der Extreme. Auf der einen Seite der Biohype, auf der anderen Seite eine beispiellose Massentierhaltung, die, bedingt durch den hochgelobten freien Handel, in der 3. Welt gewachsene und notwendige Strukturen zerstört. Der exzessive Export der Geflügelteile, die sich hier nicht verkaufen lassen, zerstört anderswo die Existenz von Hühnerfarmern -aber da verhindert man erfolgreich im Namen des freien Handels sinnvolle Schutzmassnahmen.
colorcraze ha detto:
Ich gebe zu, daß es so 100%ig nie paßt. Man erinnere sich der Butterberge in den 1970ern. Ein Stück weit muß es immer passend gemacht werden.
Ob “Bio” bereits soviel Auswuchs erzeugt, daß man da bremsen sollte, sehe ich noch nicht, aber Sie haben das Ohr vermutlich näher am Produzenten als ich derzeit.
Was Bio-Eier angeht, so ist es einfach so, daß sie gut schmecken (besser als die anderen Sorten), und mithin schon ihre 50 Cent wert sind, wenn man in der Woche nur 6 verzehrt. Wäre ich Konditor, wäre mir natürlich an sehr viel billigeren Eiern gelegen, weil ich viel davon brauche, und die müssen auch nicht so dollig schmecken für den Biskuit, denn der Gesamtgeschmack macht das dann schon wieder wett. Aber fürs wachsweiche Frühstücksei am Wochenend…
Positiv, wenn ich mir so die Fluren betrachte, erscheint mir durch die “Bio-Welle”, daß in Schleswig-Holstein die Knicks (Hecken, die die Äcker feucht halten) nicht weiter beseitigt worden sind, und daß z.B. in der Mark inzwischen wieder Kornblumen am Feldesrand zu sehen sind (nachdem das dort eine völlige Monokultur war).
Gewiß, eine Rückkehr zur Dreifelderwirtschaft wäre grober Unfug, aber es gibt eben nicht nur mechanische Industrialisierung.
Es gibt so eine Art Ideal in der Landwirtschaft, das einerseits die Existenz ermöglicht, andernseits auch über eine gewisse Ästhetik Wildviecher und -pflanzen und so einiges “Zusätzliches, Luxuriöses” eher nebenbei am Leben erhält.
Was den Erlös angeht, so ist der ein auf und ab und hängt auch um einiges vom Wetter ab, also von Unwägbarkeiten.
Millionenbauern, die das letzte Mal die 4. Feldfrucht, nämlich Häuser, anpflanzen, gibt es nicht mehr so viel, da die Bevölkerungsentwicklung eher rückläufig ist und die -verschiebung auch nicht mehr so arg.
Es wird so einige geben, die nicht mehr rausbekommen, was sie eingesetzt haben.
Sie sollten nicht so stark gekniffen werden, daß sie nicht mehr weiter über die Runden kommen. Indes, daß sie wohlständig werden, ist auch zuviel verlangt.
Flederhund ha detto:
Und zur Praxis: Ein “Freihandelsabkommen” spiegelt nie einfach nur gesamtwirtschaftliche Vernunfterwägungen sondern immer auch Partikularinteressen einzelner Unternehmen, Industrien und Gruppen. Sowie natürlich die relative Machtpositionen der verhandelnden Staaten. Für die USA ist ein chaotisches, halbbankrottes, abgehörtes Europa ein gefundenes Fressen. Welche Güter am Ende wie frei gehandelt werden ist gar nicht abzusehen und soll wohl auch spät oder nie bekannt werden.
Helmut Weiß ha detto:
@dreamtimer:
Die NSDAP war bekanntlich u.a. antikommunistisch und antikapitalistisch. Schaut man sich das 25-Punkte-Programm der Partei von 1920 an, stellt man fest, daß auch die Bezeichnung “kleinbürgerliche Protestbewegung” für den Nationalsozialismus zutreffend ist. Ihre Formulierung “Investoren-Abzocker vs. Blöde” empfinde ich als Hauch von Weimar. Und das in der FAZ.
dreamtimer ha detto:
Ja, Weimar und Hitlers Aufstieg, das war wenigstens eine starke Geschichte. So müssen wir uns endlos auf sie beziehen, da wir in der BRD ja selbst keine mythischen Referenzen mehr hervorgebracht haben, ausser vielleicht die von 68, an der hier aber nur noch TorHa festhält, um sie unverdrossen zu bekämpfen. Eine “kleinbürgerliche Protestbewegung” haben wir übrigens schon. Sie wird repräsentiert durch die AfD, und die ist ( oder war? ) ein ganz heißer Feger unter den FAZ-Lesern, die um ihre Ersparnisse bangen – wer tut das nicht? – und nun die Immobilienpreise in die Höhe treiben.
Das alles ist mir noch zu theatralisch-demokratisch. Ich fürchte keinen Aufstand der Funktionseliten, die einen Volkstribun hervorbringen, den sie als Rattenfänger auf die Strasse schicken. Ich habe überhaupt keine derartige Phantasie. Was die Funktionseliten verbindet, so meine Idee, ist der Glaube daran, dass Kapital und Märkte Werkzeuge sind, um mikroökomische Prozesse am laufen zu halten, nicht mehr und nicht weniger. Sie vereint der Glaube an Systemrelevanz. Technokraten betrachten Völker und ihre Leidenschaften eher kühl, Zahlen und (Sozial-)technologie hingegen mit gehobenem Interesse. Durchaus denkbar, dass die Revolution nicht nur auf Taubenfüßen kommt, sondern sich in der Krise als Rettungsmaßnahme vollzieht, ausgeführt von der gerade gewählten Regierungspartei. Es ist dabei vollkommen gleichgültig wer gewählt wird, denn Alternativlosigkeit gilt für sie alle.
colorcraze ha detto:
“in der Krise als Rettungsmaßnahme, … von der gerade gewählten Regierungspartei” – so schätze ich das auch ein, wobei “Brüssel” und “die Hauptstädte” die sichtbaren Hebelchen sein werden.
Godwin’s Law führt eher zum Schnarchen.
Nichts gegen Komparatistik 20.-21. Jhdt., aber die Brachialumbrüche in der ersten Hälfte des 20. durch Hyperinflation und die Weltkriege sind einfach ganz ein anderes Kaliber als alles, was Europa seit 55 erlebt hat.
Weswegen ich ja immer finde, man sollte unbedingt auch das 19. Jhdt. zur Komparatistik heranziehen.
Thorsten Haupts ha detto:
“Es ist dabei vollkommen gleichgültig wer gewählt wird, denn Alternativlosigkeit gilt für sie alle.”
In gewisser Weise ja. Etwas genauer – “… der Glaube daran, dass Kapital und Märkte Werkzeuge sind, um mikroökomische Prozesse am laufen zu halten …” kommt ja nicht von ungefähr, sondern ist eine funktionale Schlussfolgerung aus gescheiterten wie aus funktionierenden Experimenten der Vergangenheit.
Ganz egal, was alles einem an den existierenden Wirtschaftsprozessen nicht gefällt, der Leidensdruck ist keinesfalls hoch genug, um einen radikalen Systemwechsel zu befürworten oder herbeizuführen. Für ein derartiges Grossexperiment mit einem ungewissen und gegebenenfalls katastrophalen Ausgang haben die Völker der Welt momentan wenig Appetit, das beschränkt sich nicht nur auf ihre Fuktionseliten.
Gruss,
Thorsten Haupts
Folkher Braun ha detto:
@Colorcraze: vor 1900 ging es aber auch recht unfriedlich zur Sache. Der Unterschied zu 1914 aufwärts ist nur, dass ab 14 die Militärs sich ihre Industriealisierungsfortschritte gegenseitig präsentierten. So wie dreimal in Ieper (Ypern): 200 Meter vor, 200 Meter zurück, anschließend sind, bei der 3. Ausgabe, rund 600.000 Soldaten tot oder verwundet. Nun konnten die Verantwortlichen gar nicht abwarten, bis es in die nächste Runde ging. Wenn ich mir ansehe, wie viele Patente in den 20er Jahren für die Steuerung und Lenkung von Gleiskettenfahrzeugen (u.a. Panzer) erteilt wurden: da konnten ein paar Leute die nächste Auseinandersetzung gar nicht schnell genug bekommen. Deswegen haben wir ja nur noch begrenzte Mordserien wie in Vietnam, denn, würden alle ihr Zerstörungspotential auspacken, ginge es auch an die assets von Goldman Sucks und Carlyle.
Thorsten Haupts ha detto:
@Tyler:
Einige wirklich interessante Bücher zum Wirtschaftsgeschehen, die man lesen könnte, wenn man Interesse an etwas vor oder nach Marx hätte:
David Landes, Wohlstand und Armut der Nationen
Acemoglu/Robinson, Why Nations fail
Und da die Literatur zur Finanzkrise 2008 ebenso unübersehbar wie in 90% der Fälle untauglich ist, hier noch eine äusserst finanzinstitutionskritische Monographie zum Thema:
Joseh Stiglitz, Im freien Fall: Vom Versagen der Märkte zur Neuordnung der Weltwirtschaft
Gruss,
Thorsten Haupts
Tyler Durden Volland ha detto:
@ThorHa Danke für die Tips….
Den Stiglitz kenne ich natürlich, denn wirklich interessierte mich die Ökonmie ja erst seit 2007. Ich wollte verstehen wie es möglich ist, dass Politik, Finanzwelt und Medien es schaffen, die Blöden in dem Glauben zu halten es handle sich um eine Staatsschulden Krise, wo doch eigentlich relativ offen zu sehen war, dass es eine reine Bankenkrise war. Ausgelöst durch Habgier und fehlgeschlagene Spekulationen inkompetenter Bankster, die nun ihre Verluste durch den Steuerzahler ausgeglichen haben wollten. Und alles das durch dumme, korrupte Politiker-Darsteller. Es war atemberaubend zu sehen wie die Bagage damit durchkam… Die HRE war die Spitze eines Eisberges und der Berg wäre problemlos zerplatzt, hätte man sie einfach Pleite gehen lassen. Aber die Lügen Schäubles und Merkels, und die Dummheit und Angst der Blöden brachten die Deutschen und Europäer auf einen Weg, der uns bis heute terrorisiert. Lassen Sie mich vorgreifen:
Würden Sie sagen, dass DE ein failed state ist, weil der politische Kampf gegen Privilegien nicht in der Lage war die seit 2007 erfolgten Ungeheuerlichkeiten zu verhindern? Das Buch von A&R jedenfalls tut es, wenn auch nur impliziert….
Schon der Titel “Why states fail” deutet an, dass der Inhalt an der Frage die ich habe, vorbeigeht. Dass “states fail” ist ja für einen Anarchisten keine gerade neue Einsicht und die Frage ist wohl mehr “wann” ein Staat tatsächlich am Ende ist. Man sah ja an Griechenland, dass die Staatengemeinschaft keinen Staat so einfach fallen lassen kann, solange (nur als Beispiel) die Deutsche Bank dort einige Milliarden, in bewusst vergebenen faulen Krediten hängen hat, die sie erst mal vom Steuerzahler erstattet haben wollte.
Aber um failed states geht es in dem Buch ja auch gar nicht. Es geht um den üblichen US Grössenwahn. Die These des Buchs scheint zu sein: „Die Grundlage allen Wohlstandes ist der politische Kampf gegen Privilegien“ und um das klar zu stellen, sie ist natürlich korrekt. Und das Musterbeispiel für ein Land in dem das so sei, ist natürlich die USA… die immer und weltweit für die Freiheit aller kämpfen, und wenn dabei Millionen in die Gefängnisse kommen.
Leider wird das daraus folgende Problem im Buch nur angedeutet, nämlich, dass es in der Realität immer darauf hinausläuft, dass diejenigen die durch den politischen Kampf selber zu Privilegien gekommen sind, im Normalfall stets kurz danach die Seite wechseln. Denn hierfür wären die US auch das Musterbeispiel, bzw in DE ein gewisser Herr Schröder, ein ehemaliger, so genannter Linker, den das Leben mit teuren Zigarren, Rotwein und Klammotten, schon mal bei dem einem oder anderen lupenreinen Demokraten ein Auge zudrücken liess.
Wenn man diese sich selber in den Schwanz beissende Logik von aussen betrachtet, dann bedeutet es, dass das Entscheidende Kriterium auf den ersten Blick die Bildung ist. Aber am Beispiel der USA zeigt sich, dass es auch ohne Bildung geht, wenn man als Alternative nur den grösserer Knüppel hat. Ein Rezept, das seit der Steinzeit funktioniert hat. Die USA verdanken ihren ökonomisches Erfolg, und dessen Fortdauern einzig und allein einer Raubritter und Strassenräuber Aussen-Politik, deren Erfolg sie ausschliesslich ihrer Inkasso AG, die man US Army nennt, verdankt.
Es ist also die typisch amerikanische Lüge es sei der politische Kampf, wo es doch ein viel banalerer Kampf ist, einer auf US Niveau eben. Die Droh-Manöver, direkt vor der chinesischen Küste, sprechen eine deutliche Sprache
Das Buch drückt sich vor allem bei einer Frage:
Was genau soll denn ein failed state sein?
Einer an dem die not-yet-failed states nichts mehr verdienen können? Im Iraq ist es ein wenig chaotisch, aber failed? Da läuft doch alles irgendwie, und sterben müssen wir ja sowieso alle mal. Agypten? Nur weil die Bevölkerung nachgewiesen hat, dass sie für die Demokratie noch nicht reif ist, weil sie gegen unsere Interessen und für ihre eigenen (mehrheitlich) abgestimmt haben? Macht doch nichts, man lernt ja. So ein Militärputsch war ja genau genommen noch nie per Definition was Schlechtes…. kommt immer drauf an, wen man dabei beseitigt…
Der Kongo wird als Beispiel genommen. Auch hier zeigt die Geschichte etwas anderes. Belgien, der Kolonialherr, also ein Land in dem der Theorie zu Folge der politische Kampf gegen Privilegien zu Wohlstand und einem non-failed State verhalf, benutzte in der Realität, aber die effizienteren amerikanischen Mittel um den Kongo an solcher Entwicklung zu hindern. König Leopold, von dem man problemlos sagen kann er steht einem Hitler in nichts nach, unterdrückte jegliche Form politischen Widerstandes gegen die Kolonialmacht durch das so simpel wie effektive Mittel, 100.000den Kongolesen, meist Kindern, die Hände anhacken zu lassen, wenn sie sich weigerten diese dazu zu benutzen für die Schatulle des Königs, aus dem non-failed state Belgien, zu raffen.
Das Buch hat den falschen Titel, es geht dort nämlich um die Frage: warum sind manche Staaten reicher als andere. Und darauf ist die gegebene Antwort korrekt „Die Grundlage allen Wohlstandes ist der politische Kampf gegen Privilegien“. Leider bedarf es dazu aber erst mal der Bildung des nachwuchses, und die „Privilegierten“ wissen das und verhindern es wo sie nur können. In DE haben wir deshalb Diskussionen darüber ob wir wirklich so viele Abiturienten brauchen, und ob es nicht besser ist Unis zu privatisieren, damit die von solchen „inklusiven Instititionen“ produzierte Elite eben „keinen politischen Kampf gegen Privilegien“ (wie Ihre geliebten 68er) mehr führen wird. Der soeben aufgedeckte Skandal mit den „verbesserten“ Abi Noten so mancher Bayern (aus politisch zuverlässigen Familien) ist ein perfekt passendes Beispiel.
Sehen Sie?
Jetzt haben Sie gleich eine Facette meiner These bekommen, warum ich stets darauf bestehe, dass es „die Dummheit“ ist, die das eigentliche Problem ist…
Das Landes Buch werd ich mir mal antun, wenn Sie meinen ich könnte davon lernen. Trotz meines apodiktischen Gehabes lerne ich nämlich gern, da mir Dummheit als die einzige Sünde scheint.
Thorsten Haupts ha detto:
A&Rs Buch ist deshalb so anregend, weil sie viele der auch unter Linken weitverbreiteten Thesen mit einem weiten Spektrum historischer Beispiele widerlegen, die Rasse, Kultur oder Religion als Erklärung dafür heranziehen, warum selbst bei nahezu identisch guten oder schlechten Ausgangsvorausetzungen vor 200 Jahren manche nationen Massenwohlstand schafften und andere in Massenarmt verharrten.
Was Deutschland angeht … Ich vertrete seit mehreren Jahrzehnten zwei Thesen entschlossen, die mir in eigentlich keinem politischen Lager viele Freunde machen: Wir bräuchten oberhalb bestimmter Freibeträge massive Erbschaftssteuern (um die Verfestigung von Schichten zu behindern) und massive vorschulische Förderung von Kindern aus bildungsfernen Schichten (weil das den massivsten Einfluss auf Schulerfolg hat, die gesamte Gesamtschuldebatte der letzten 30 Jahre war ein ziemlich irrelevanter Nebenkriegsschauplatz). Gerade als überzeugter Wirtschaftsliberaler bin ich ein Gegner der de facto Vererbung von Privilegien in Deutschland nicht kalt, aber damit stand ich zu meiner kurzen aktiven politischen zeit auf verlorenem Posten.
Landes können Sie lesen, wenn Sie das “wie” und “warum” in systematisierter Form interessiert. Landes ist persönlich überzeugter Wirtschaftsliberaler, sein Fokus liegt aber neben den politischen, strukturellen, Rahmenbedingungen auf Produktions- und Handelsprozessen. Sein Ansatz, den Blitzaufstieg Europas schon vor der Industrialisierung zumindest partiell über Uhren, Gewichte und Masse zu erklären, war für mich persönlich gewinnbringend.
“… da mir Dummheit als die einzige Sünde scheint …”
Willkommen im Club. Es ist die Ursünde, wenn es denn eine gibt. Vor allem, wenn sie selbstgewählt, also vermeidbar, ist.
Gruss,
Thorsten Haupts
colorcraze ha detto:
“Sein Ansatz, den Blitzaufstieg Europas schon vor der Industrialisierung zumindest partiell über Uhren, Gewichte und Masse zu erklären, war für mich persönlich gewinnbringend.” – Soso. Die Hoffnung Kohls & Co. war dann wohl, mit dem Euro wieder mal einen solchen Grundstandardisierungsgewinn einzufahren?
Thorsten Haupts ha detto:
Nein. Die Hoffnung Kohls war die vieler überzeugter Europäer (damals auch meine eigene), dass die bekannten Schwächen der Eurokonstruktion eine weitere Vertiefung der Einigung Europas praktisch erzwingen würde.
Gruss,
Thorsten Haupts
colorcraze ha detto:
Ja aber war/ist das nicht eine Hoffnung auf den “Wiederaufstieg Europas”
Thorsten Haupts ha detto:
So gesehen ja. Ein geeintes Europa könnte ein echtes Schwergewicht mit erheblichem positiven Einfluss in der Welt sein, nur bevorzugen die meisten Europäer den Schweizer Lokalchauvinismus. Ohne zu beachten, dass sich die Schweiz den nur im Schatten grösserer Brüder überhaupt leisten kann.
Gruss,
Thorsten Haupts
Thorsten Haupts ha detto:
Die Schweiz ist hier wie Tyler – sie fährt gut in einer Nische und im Windschatten, beides wäre zuende, gäbe es in Europa nur Schweizen oder in Japan nur Tylers.
Gruss,
Thorsten Haupts
Tyler Durden Volland ha detto:
Wie wahr THorHa,
nur, wenn ich eines wirklich weiss, dann das, dass sich mit Sicherheit NICHTS Wesentliches ändern wird. Mein Nischendasein bis zum Ende ist garantiert. Früher später wirds vom strahlenden Japan ins angenehmere Austarlien gehen.
Aber Sie wissen ja, wie das ist, die Familie, die Familie…..
“Ich vertrete seit mehreren Jahrzehnten zwei Thesen entschlossen, die mir in eigentlich keinem politischen Lager viele Freunde machen: Wir bräuchten oberhalb bestimmter Freibeträge massive Erbschaftssteuern (um die Verfestigung von Schichten zu behindern) und massive vorschulische Förderung von Kindern aus bildungsfernen Schichten (weil das den massivsten Einfluss auf Schulerfolg hat, die gesamte Gesamtschuldebatte der letzten 30 Jahre war ein ziemlich irrelevanter Nebenkriegsschauplatz).”
Nun, dagegen lässt sich nichts einwenden (wenn man nicht selber zu den Erben gehört). Aber ich befürchte nichts davon wird sich umsetzen lassen, denn der “politische Kampf gegen Privilegien” passt nicht mehr ins 21. Jahrhundert.
Der “normale” Deutsche hat nichts gegen Privilegien. Er rechnet fest damit selber mal welche zu bekommen, selbst der Hartz 4 Bezieher.
Mit dem Landes bin ich so weit wie ich ihn interessant finde. Riesnarbeit, aber an meinem Thema vorbei…
Kommentar folgt bald…. leider auf peinliche Grösse angewachsen…
colorcraze ha detto:
“Verfestigung von Schichten zu behindern” – das Gegenteil zu stillschweigender weitgehender Kastenreproduktion (Bäcker in der 5. Generation u.ä.) ist das Herrschen der homines novi, und das erschaudert denn doch so ziemlich jeden.
Thorsten Haupts ha detto:
Alles hat einen Preis. Verfestigte Schichten bedeuten gesellschaftliche Stasis und werden irgendwann von einer Revolution hinweggefegt, erkaufen also Ruhe bestenfall für wenige Generationen. Wenn Sie als Erbe in eine der ruhigen Phasen geraten, ist Ihre Haltung individuell verständlich. Nur darf und kann gute Politik auf das Befinden spezifischer Individuen keine Rücksicht nehmen.
Gruss,
Thorsten Haupts
astroklaus ha detto:
Wer mal ein paar “schöne” Beispiele für die Verantwortlichen der Rahmenbedingungen lesen will, sollte B. Tuchmans “Die Torheit der Regierenden” probieren. Manches ist bei nüchternem Verstand nicht nachzuvollziehen, geschweige denn zu verstehen: wie sich beispielsweise die Amerikaner selbst in den Vietnam”krieg” hineingelogen haben (die Gänsefüßchen deswegen, weil es nie eine Kriegserklärung gegeben hat).
Noch unfaßbarer wird das, wenn man berücksichtigt, daß es keine überhastete Entscheidung ohne ausreichende Informationsgrundlage war – nein, der Karren wurde sehenden Auges nach der Lektüre der Gebrauchsanleitung gegen die Wand gefahren – und nach dem Rückprall noch einmal mit Vollgas.
Tyler Durden Volland ha detto:
Ich kenn das Buch zwar nicht, aber den Vietnam Krieg. So banal es klingen mag, es war die Domino Theorie die die Amerikaner “alternativlos” in den Krieg zwang. Wie das mit dieser Theorie weiterging konnte man nach der Niederlage in dem Krieg ja sehen.
Man log, wie beim Golf von Tonking, genauso wie man heute bei den WMD des Iraqs lügt oder bei Osama bin Laden. Es diente ja der guten Sache, der Freiheit oder den Kampf gegen den Terrorismus.
Die heute existierenden technischen Möglichkeiten machen allerdings das Erwischt-werden möglicher. Wenn man ein wenig recherchiert, findet man recht schnell eindeutioge Aussagen der Entscheider in den USA, die seit langer Zeit die Freiheit des Internets als die grösste Gefahr für die US Vorherrschaft sehen, die es unter allen Umständen einzuschränken gilt.
War da nicht gerade war mit Kontrolle ds INternets und so?
HansMeier555 ha detto:
Man führt so Kriege ja nicht um sie zu “gewinnen”, sondern um fit zu bleiben.
.
Keinen Kriegseinsatz am laufen zu haben ist das Schlimmste, was sich die Kriminellen vorstellen können.
colorcraze ha detto:
Fefe meldete, daß Cameron bei Huawei “Begrenzungssoftware” einkaufen will.
colorcraze ha detto:
Man sollte nicht immer nur auf die USA und Israel starren.
colorcraze ha detto:
Wenn man “sehenden Auges gegen die Wand fährt”, dann erscheint mir das mit Torheit bzw. Dummheit NICHT ausreichend erklärt. Denn der Weg von Auge zu Großhirn ist so weit ja nicht.
Ich würde dann eher ein Erklärungsmodell suchen, in dem auch eine Niederlage zu einem Gewinn (für wenimmer von wasimmer) führt.
astroklaus ha detto:
Um einigermaßen im Bild zu bleiben: die USA haben die “Wand” nicht gesehen, weil sie Angst vor dem “Loch neben der Straße” gehabt haben – daß nämlich auch noch ganz Asien vom Kommunismus verschluckt würde.
Daß es dann nicht gelang, den Konflikt zu stoppen, wird wohl eher an Denkblockaden oder der Angst vor Gesichtsverlust gelegen haben. Es war für das US-Militär nicht denkbar, bei so offensichtlicher Überlegenheit aufgeben zu müssen.
colorcraze ha detto:
Hm, überzeugt mich jetzt nicht so.
“daß nämlich auch noch ganz Asien vom Kommunismus verschluckt würde” ja nun, ist doch worden, zumindest nominell, oder etwa nicht? (Was sind schon Taiwan und Thailand gegen 2 Mrd Rotchinesen-Sowjetbürger-plus-Kleinrepublikrotfähnler).
Was mir so vorschwebt, ist die Idee eines Menschen oder einer Handvoll, die es “richtig verstanden” haben. Ich halte es für möglich, daß es so einen Menschen gibt, der sich das alles (oder, das alles wäre vielleicht ein bißchen viel, also sagen wir mal, die Grundzüge) über 30 Jahre einigermaßen vorhersieht, speziell was das “Gewicht” und den “Impakt” (“Stoßkraft”) von Organisationen und Staaten in bestimmten Weltgegenden angeht.
Um auf Ihre Beschreibung zurückzukommen.
Es gibt gewiß einige, vielleicht auch viele oder sehr viele, die so empfanden.
Aber das sind nicht die Beweger, meine ich.
Mich interessieren die Motive der Beweger und derer, die sich mit “der richtigen Idee” durchschlängeln. Also die, die einen Unterschied machen.
Normalos, die sich nur erschrecken, kenne ich genug und bin ich selbst genug, und die “Wutschwätzer” finde ich auch nicht sonderlich interessant.
Die, die wirklich was bewegen – und nicht nur verwalten oder ermöglichen – und schätzungsweise sehr im Hintergrund stehen, das sind mE die Leute, die wirklich Impakt haben.
Thorsten Haupts ha detto:
Ich schätze Tuchmans Buch ausserordentlich, es nimmt neben allen ihren anderen Werken bei mir im Bücherregal einen Ehrenplatz ein.
Ich bin nur nicht der Auffassung, dass alle von ihr genannten Beispiele wirklich “unausweichlich” und eindeutig erkennbar Fehler waren. Das prominenteste Gegenbeispiel ist die amerikanische Revolution – hätte GB sie wirklich ernst genommen und ernsthaft zu verhindern gesucht, wären die USA heute vermutlich ein erst in den letzten 50 Jahren zu Unabhängigkeit gekommenes Mitglied des Commonwealth.
Ich bin inzwischen extrem vorsichtig mit wirklich historischen Prognosen. Genauso, wie mit entsprechenden Bedenken. Vor geschätzt 80% von dem, was in den letzten 30 Jahren politisch beschlossen wird, warn(t)en viele, viele intelligente Leute. Mit eigener Agenda, als Lobbyisten, als Bundesbedenkenträger. Und dann kommt es doch immer anders, als man denkt. Sowojl anders, als die Entscheider mal dachten oder wollten. Aber eben auch anders, als die Kritiker vorhersagten.
Gruss,
Thorsten Haupts
Filou ha detto:
Ich Ahnungsloser überlege gerade was wohl mit der Welt hätte geschehen können, wenn Karl Marx beim ‘Trierer Volksfreund’ bis zum Lebensende Redaktör geblieben und Friedrich Engels bei der Philosophie wäre.
HansMeier555 ha detto:
Meine Prognose ist die, dass, vorbehaltlich irgendwelcher Meteoriteneinschläge oder Vulkanausbrüche oder sonstiger höher kosmischer Gewalt, die Menschheit noch Millionen Jahre bestehen kann (mindestens) und folglich gerade erst die Morgenröte der Schriftkultur angebrochen ist.
.
Alles, was bisher geschah, wird man dann in dünnen Büchlein von Herodotepigonen nachlesen und im Lernstoff der 5. Klasse unterbringen.
HansMeier555 ha detto:
Der Mensch ist schlecht, schlecht, schlecht!
Anwesende ausgenommen. Abwesende dürfen gerne Verleumdungsklage gegen Herrn Hobbes einreichen. “Bin doch kein Wolf sondern ein ….”
.
Wie die Zeit vergeht. Kann mich gut an die Verstörung der Eltern erinnern, als die Erstklässler in Mathe nicht mehr 2+2 lernen mussten, sondern auf einmal diese komischen Ostereier malen. Und extra Schablonen gab es dafür: Mengenlehre! Wenn die erst gewußt hätten, welch absurden Gebrauch man davon machen kann, hätten sie sich erst recht die Haare gerauft.
Thorsten Haupts ha detto:
Hat ja auch prompt gewirkt. Heute haben wir nicht nur jede Menge mathematischer Analphabeten. Nope, die sind auch noch stolz drauf. Und das in einem Zeitalter von Statistiken, Verteilungen und Algorithmen.
Hmmm. War die Mengenlehre vielleicht ein Komplott des Kapitals? Hinter der Maske wohlmeinender, progressiver Paedagogen? Das wird jetzt entschlossen aufgedeckt! TYLER …
Gruss,
Thorsten Haupts
Tyler Durden Volland ha detto:
Was gibts da aufzudecken?
Natürlich ist die Verdummung der Menschen im Interesse der Privilegierten. Funktioniert ja auch ganz reibungslos.
Nächster Nachweis? Die Bundestagswahlen….
Folkher Braun ha detto:
Unsinn. Ich kann mich noch erinnern, wie Vektor- und Mengenlehre durch die Schulen gejagt wurden, wo Differential- und Integralrechnung für die Praxis wichtiger gewesen wäre. Meine Schulkollegen, die in technische Fächer an den Unis eingestiegen sind, hatten alle Probleme mit der Mathematik. O.k.: wir waren die Kinder der zwei “Kurzschuljahre”, und waren deswegen nach 8 1/2 Jahren “hochschulreif.” Es war kein Komplott von Pädagogen, der kam erst in der Rechtscheib- Reform, es war die Panik vor der besseren Ingenieursausbildung in den sozialistischen Staaten. Deswegen gab es ja im Grundstudium für Ingenieure in Alt- West Lehrbücher von Alt- Ost.
Tyler Durden Volland ha detto:
Für ernsthaft an ökonomischen Einsichten Interessierte, am besten das dritte Video von oben mit dem Titel:
Merchant Banker
http://blogs.worldbank.org/publicsphere/monty-python-guide-aid-and-development-part-two-economics
HansMeier555 ha detto:
Das mit der Mengenlehre ab Klasse 1 war wohl mehr so ein pädagogischer Kulturkampf ohne ideologischen Inhalt.
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Glaub ja nicht, dass das sonst große Auswirkungen hat. Das Einmaleins haben die Kinder in den 70ern trotzdem noch gelernt.
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Das war einfach, um wieder mal was “ganz anders” zu machen als bisher, um für sich selber Fortschrittsillusion zu erzeugen.
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Jeder weiss ja, mit welcher Hysterie Eltern die Einschulung ihrer Kinder verfolgen. Wie obsessisv sie ihm bei den Hausaufgaben “helfen” wollen etc. damit ihr Kind “mitkommt” oder gar “zu den Bestgen<" gehört. Und dann kommen diese komischen Ostereier und diese widersinnigen "Leeren Mengen", von denen die Eltern in ihrer eigenen Schulzeit nie was gehört hatten und dann sie fühlen sich gleich selber wieder so hilflos und so überfordert und unterdrückt und gedemütigt wie damals, als sie selber noch Schulkinder waren.
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Vielleicht war es genau das, was den Pädagogen an der ganzen Unternehmung so gut gefiel: Den Eltern mal beizubringen, dass Grundschulmathe eben viel viel mehr ist als nur das kliene Einmaleins und dass man, um Sechsjährige zu unterrichten, eben sehr wohl an der Uni oder PH richtig studiert haben muss.
colorcraze ha detto:
“was den Pädagogen an der ganzen Unternehmung so gut gefiel” – hahaha, DAS halte ich für eine mögliche Erklärung.
astroklaus ha detto:
Die Pädagogik-Professoren müssen doch auch immer wieder mal zeigen, daß sie auch etwas Neues können (obwohl – so manche “Reformpädagogik” ist nur ein Wiedergänger aus vergangenen, mehr oder weniger amüsanten Zeiten).
Der Physik-Nobelpreisträger Feynman meinte dazu einmal ganz trocken, wenn die Pädagogik tatsächlich eine Wissenschaft wäre und es dort Erkenntnisgewinne gäbe, sollte man doch eine Verbesserung der Schulergebnisse bemerken können….
(conjunctivus irrealis…)
colorcraze ha detto:
ich sag mal so aus der hohlen Hand: alle 500 Jahre mag es in der Pädagogik einen kleinen Fortschritt geben, aber im großen und ganzen ist Pädagogik eben Anpassung der Jüngeren an die herrschenden Verhältnisse, weswegen aus logischen Gründen die Bewertungsskala immer gleich bleibt, während der Lehrstoff ständig wechselt.
HansMeier555 ha detto:
Das Erstaunlichste aber an der Mengenlehre war, dass sie schon zu einem Zeitpunkt gelehrt wurde, als die Deutschen die Kollektivschuldthese noch vehement ablehnten und noch noch keiner ahnen konnte, dass man auf sie zurückkkommen würde, um mit ihr den Einsatz militärischer Gewalt gegen fremde Zivilgesellschaften zu rechtfertigen, und die Drohnencomputeralgorithmen fürs optimierte Kollektivschuldassessment eben die MEngenlehre benötigen würden.
HansMeier555 ha detto:
…”Kinder ausgenommen” …
T.I.M. ha detto:
Man erlaube mir, hier einmal quer ueber die Themenfelder zu galoppieren.
1. GuX, schoen wieder von Ihnen hier zu lesen. Das ausgelagerte Blog ist in letzter Zeit doch etwas ideologisch-langweilig und zu vorhersehbar geworden.
2. Fracking: Wir hatten die Diskussion um Fracking schon vor einigen Monaten in einem anderen FAZ-Blog (ich nehme an Deus Ex…, aber ich mag nicht danach suchen). Tatsache ist, dass die meisten der “hochgiftgen” Chemikalien relativ harmlos sind. Das Problem in Deutschland ist aber die extrem hohe Besiedlungsdichte. Anders als in vielen US-Staaten kann hier nicht einfach eine komplette Kleinstadt ein paar dutzend Kilometer entfernt umgesiedelt werden. Und dass die geologischen und auch die Grundwasserrisiken nicht gleich null sind, das scheint evident.
Allerdings sind die Risiken wohl bei keiner Technik vollstaendig vernachlaessigbar (und die “Ewigkeitskosten”, z.B., duerften nicht annaehrend mit denen des Kohle-Untertagebaus vergleichbar sein). Auch das Fracking wuerde ich nicht grundsaetzlich und fuer alle Zeiten ad acta legen. Klug waere es aber, die weitere technische Entwicklung in dem Bereich abzuwarten und dann in einigen Jahren/Jahrzehnten eine neue Risiko-Nutzen-Analyse durchzufuehren.
3. Gentechnik: Kontrollierte Gentechnik, d.h. gezielte Veraenderungen im Genom auf Grundlage vorhergehender Erkenntnis der biologischen Funktionsweise, ist nicht nur der unkontrollierten “Gentechnik” (zufaellige Mutationen als Folge von Bestrahlung etc.) grundsaetzlich ueberlegen, sondern verheisst in anderem Zusammenhang, naemlich der Energieproblematik, noch weit groessere Chancen (auch Gefahren). Bakterielle und enzymatische Umsetzung/Katalyse scheint mir eine der zukunftstraechtigsten Moeglichkeiten, viele unserer Probleme in den Griff zu kriegen (Beispiele: Photosynthese, Hydrolyse, Umsetzung von Wasserstoff zu brauchbaren Kraftstoffen, …). Dass wir die kuehnsten Plaene dabei nahezu kampflos (im wissenschaftlichen Sinne) grenzwahnsinnig anmutenden Milliardaeren wie Craig Venter ueberlassen steht wieder auf einem anderen Blatt.
Und, um hier auch ein Wort zum vielgescholtenen Konzern Monsato fallen zu lassen. Das grosse Problemn sind imho nicht dessen Produkte, sondern die anfaelligkeit demokratischer Regierungsformen fuer Lobbyismus. Sowohl die (teilweise angedachte, teilweise schon realisierte) Moeglichkeit, Gensequenzen zu patentieren, als auch Bestrebungen, beispielsweise alte Obstsorten gesetzlich vom Markt zu draengen, sind auesserts besorgniserregend. An diesen Stellen ist differenzierte Kritik an unseren Juristenparlamenten angebracht. Radikal-ideologische Fundamentalopposition im Sinne gruenen Kulturpessimismus hilft uns aber nicht weiter. Die Welt ist zu komplex geworden, um reine Bauchentscheidungen zur Grundlage der zukuenftigen wirtschaftlichen Entwicklng eines Volks zu machen.
4. “Wirtschaftswissenschaften”… nun ja. Ich habe noch keinen BWLer getroffen, der den Anspruch der Wissenschaftlichkeit ernsthaft erhoebe. Die VWL dagegen hat schon extreme Anleihen in der Philosophie und kann, wie im angefuehrten Beispiel Marxens, komplett in dieser aufgehen. Die Mathematisierung der VWL hat sicherlich zu einer besseren Vergleichbarkeit von Vorhersagen und tatsaechlichem Wirtschaftsgeschehen gefuehrt – und letztlich ist es ja genau ihre Aufgabe, Handlungsempfehlungen auf Grundlage unterschiedlicher Modelle auszusprechen. Man darf sich nur durch die Mathematisierung nicht dahingehend blenden lassen, dass die Wirtschaftswissenschaften eine Art “Physik des Geldes” waeren, denn das sind sie nicht. Ist dieses Grundmissverstaendnis erst einmal ausgeraeumt, laesst sich viel unideologischer auch mit Rueckgriff auf oekonomische Theorien diskutieren. (an alle Marx- und Smith-Verehrer in diesem Blog)
Tyler Durden Volland ha detto:
Was denkt man sich denn so, wenn man allen Ernstes so einen Satz vom Stapel lässt:
“Tatsache ist, dass die meisten der “hochgiftgen” Chemikalien relativ harmlos sind. ”
Es gibt ja einige Lernbegierihge hier, also in deren Namen die Frage:
Wenn die meisten also (ihrer intensiven Recherche nach?) “realtiv harmlos” sind, wieviele der verbleibenden, tatsächlich hochgiftigen halten sei denn für zumutbar?
colorcraze ha detto:
ist da denn auch lecker Benzol dabei?
T.I.M. ha detto:
Tyler, wie gesagt, diese Diskussion gab es schon an anderer Stelle, und ich wollte mir Wiederholungen sparen.
Ausserdem gehe ich davon aus, dass Sie selbst gelegentlich auf die ein oder andere Weise einen Verbrennungsmotor in Anspruch nehmen, elektrische Geraete (die, soweit ich weiss, in Ihrer Wahlheimat vorzugsweise mit Atomkraft betrieben werden), Sie verwenden offensichtlich moderne Elektronik, fuer die eine Reihe von Metallen unter fragwuerdigen Umstaenden aus der Erde geholt werden muessen etc. etc. Desweiteren sind Sie informiert genug, um zu wissen, dass all dieses seinerseits geringe (oder auch groessere) Mengen “hochgiftiger” Stoffe freisetzt. Trotzdem verzichten Sie nicht vollstaendig!
Was ich damit sagen moechte: Selbstverstaendlich bin ich dafuer, eine Risikoabwaegung durchzufuehren und gegebenfalls mit Belastungen unterhalb konservativ festgesetzter Grenzwerte zu leben, wenn die Risiko-Nutzen-Rechnung stark dafuer spricht. Natuerlich hat der Souveraen nicht nur das Recht sondern auch die Verpflichtung, diese Rechnung im eigenen Sinne durchzufuehren und nicht von den profitierenden Konzernen durchfuehren zu lassen.
Aber meinetwegen nochmal zum Fracking. Gehen wir der Einfachheit halber doch die Wikipedia-Liste durch (“harmlos” ist immer in niedriger Konzentration gemeint):
Stuetzmittel – Sand – harmlos
Gele – Cellulosederivate, Guargummi – harmlos
Schaumbildner – CO2, N2 – harmlos (Luft!)
Ablagerungshemmer – Ammoniumchlorid – harmlos
Korrosionsschutzmittel – Methanol, Isopropanol – verduennt harmlos
Kettenbrecher – Peroxodisulfate (=Radikalbildner) – instabil, Abbauprodukte harmlos
Biozide – vermutlich nicht komplett harmlos, wir kippen das Zeug aber auch auf unsere Felder
Fluid-Loss-Additive – bin mir nicht sicher, was verwedet wird, tippe aber auf kurzkettige Polymere, z.B. PEG (Shampoos etc. – harmlos)
Reibungsminderer – Latexpolymere, Polyacrylamid, hydrogenisierte leichte Erdöldestillate – Polymere harmlos, das Oel nicht unbedingt
pH-Puffer – Saeure/Base/Salz-Gemische – harmlos
Tonstabilisatoren – Kaliumsalze – harmlos
Tenside (=Seife) – ethoxylierte Alkylalkohole – harmlos (Bsp.: SDS in Zahnpasta)
Saeuren – HCl – harmlos
Schwefelwasserstofffänger – aromatische Aldehyde – evtl. problematisch
Quervernetzer – ueberwiegend Borate – relativ harmlos
Loesungsmittel – u.a. Propanol – harmlos
Temperaturstabilisator – Natriumthiosulfat – harmlos
Eisenfällungskontrolle – Zitronensäure, Ethylendiamintetraacetat – harmlos
Okay, jetzt nochmal zur Klarstellung. Die meisten dieser Bestandteile waeren alles andere als gesund wenn sie ploetzlich (!) in grossen Mengen ins Trinkwasser gelangten. In sehr geringen Mengen sind die anorganischen Bestandteile aber harmlos (Natrium-, Kalium- und Borsalze sind sowieso hauptbestandteil vieler Gesteine), und die Zerfallsprodukte der meisten organischen Bestandteile auch. Die eingesetzten Biozide mag ich nicht beurteilen, aber ich ernaehre mich von Produkten der konventionellen Landwirtschaft und lebe immer noch.
T.I.M. ha detto:
Colorcraze, ich denke nein, aber bei den Schwefelwasserstofffaengern gibt es aromatische Derivate. Sicher nicht ganz unproblematisch.
colorcraze ha detto:
Hm, ja, das meiste ist wirklich harmlos. Aber Biozide in der Grundwasserschicht sind halt nochmal was anderes als Biozide auf der Erdschicht, und bei Aromaten ist das ebenso. In der Erdschicht baut sich das organische Zeugs ja ab, aber im Wasser? Hm…
Tyler Durden Volland ha detto:
@ T.I.M.
Zwei Dinge, zuerst das Wichtigste: da sie anscheinend bei dem Thema Bescheid wissen heisst das, DASS SIE LÜGEN!
Sie wissen genauso gut wie ich, dass die entscheidenden, benutzten Chemikalen der Geheimhaltung unterliegen. Hier so zu tun als wüssten sie das nicht ist ein wenig beleidigend. Sie sollten andere nicht für blöd verkaufen wollen.
Und mal so ganz nebenbei, es ist mir völlig ob gefrackt wird oder nicht, wer aus habgier seine Umgebung vergiften will, der das von mir aus. Meine Grundeinsicht ist, dass die Menschen sowohl die Regierungen als auch natürlich auch die Umwelt verdienen, die sie haben. Ich selber pack in solcher lage einfach wieder meine Koffer, wenn mir die Verbrecher zu nahe kommen. Die Welt ist gross und wunderschön…
Mein grundsätzlicher Einwand ist das stete Missverständnis was meine Motivation angeht… Ich bin weder Moralist noch habe ich Interesse an Weltverbesserung.
Ich hasse halt Verlogenheit und Heuchelei, da die kontinuierliche Manipulation der Menschen mit diesen beiden Tricks, das eigentliche Problem dieser Welt, der Dummheit, weiter ungehindert ermöglicht wird ihre Macht auszuüben.
colorcraze ha detto:
Ja daß man Bakterien für vielerlei Aufgaben heranziehen könnte, finde ich auch seit Jahren. Eigentlich seit ich mal von den braunen Schleimpopelbakterien gelesen habe (und ich glaube, ich habe solche auch schonmal gesehen, in der Adria), die mutmaßlich das von den Geologen so genannte “große Oxidationsereignis”, von dem noch die ganzen roten Erden und der rotleuchtende Ayers Rock künden, erzeugt haben sollen. Die könnten Sauerstoff machen, z.B. (natürlich darf die Luft nicht zuviel Sauerstoff enthalten, denn sonst brennt uns ständig irgendwas ab. Aber so stellenweise könnte man es sicher verwenden.)
astroklaus ha detto:
Für mich ist die “Mathematisierung” der VWL das zentrale Problem. Hier dazu nur eine Beobachtung, die mich als Physiker stets neu verblüfft: obwohl sich die Meisten bewußt sind, daß die Modelle unrealistische Annahmen benötigen, extrem vereinfachen und wesentliche Teile ignorieren, werden die Ergebnisse als “richtig” behandelt. Insbesondere fehlt praktisch immer eine Bereichsangabe. In der Physik würde man etwa angeben: das Ergebnis ist 100, mit einem systematischen Fehler von +10 – 5 und einem statistischen Fehler von +- 8. In der VWL heißt es: die Prognose für das BIP in 2016 ist 100.
Diese Scheingenauigkeit versteckt nebenbei natürlich auch elegant das Problem, daß der Fehler oft größer ist als die Meßgröße und daß das “Restrisiko” ein “Schwarzer Schwan” sein kann.
Thorsten Haupts ha detto:
Studien enthalten diese Informationen meistens doch. Im statistischen Anhang. Den aber will und kann keiner lesen.
Unabhängig davon gebe ich Ihnen uneingeschränkt Recht, wenn es um den Auftritt von “Wirtschaftsexperten” geht. Mit welcher Chuzpe die Wünschelrutengänger der Wirtschaftsentwicklung ihre persönlichen Präferenzen zu allgemeingültigen Erkenntnissen erklären, ist atemberaubend. Noch atemberaubender ist, dass die Medien sie wieder und wieder fragen, auch nach der zehnten Vorhersagepleite.
Gruss,
Thorsten Haupts
astroklaus ha detto:
Die Originalartikel sind meist schon “sauber”, das stimmt. Aber man hat oft den Eindruck, daß auch die Autoren ihren eigenen Anhang nicht ernstgenommen haben – Stichwort LTCM (Wikipedia).
Ich habe auch einmal ein WiMa-Seminar “genossen”, in dem ausführlich die Effekte der Kreuzkorrelation gaußverteilter Variablen behandelt wurden – leider zeigt aber keine der wesentlichen Variablen in der Ökonomie eine Gaußverteilung…
Das funktioniert nur nach der Methode “wir wissen, daß es falsch ist, aber so können wir immerhin rechnen…”
dreamtimer ha detto:
Das ist natürlich nicht nur für die WiWis charakteristisch. Andere Wissenschaften hatten einfach etwas mehr Glück darin, dass die Fehler in den “unrealistischen Modellen” klein waren. “Wir vernachlässigen jetzt die Terme höherer Ordnung … “. Ach ja, warum? Nun, weil das richtige rauskommt. Die Physiker wissen auch nicht, dass es keine Schwarzen Schwäne gibt, bis einer auftaucht.
All das wurde in der Wissenschaftstheorie vor langer Zeit durchgednudelt. Was wir nun sehen ist, dass es keine Ultima Ratio gibt. Zeigt sich, dass ein Modell falsche Ergebnisse liefert und hat niemand ein besseres, dann wird weiter gearbeitet, wie zuvor.
T.I.M. ha detto:
Genau das meinte ich. Andererseits sehe ich aber auch keine Alternative zur prinzipiellen Mathematisierung. Wie anders sollen unterschiedliche Denkansaetze um die Deutungshoheit wetteifern als im Rahmen ihrer Quantifizierbarkeit. Das eigentliche Problem, wie Sie korrekt beschrieben haben, ist ein teilweise ein erkenntnistheoretisches, weitestgehend eines der intellektuellen Redlichkeit, aber vermutlich keines der Methodik. Eine Malaise die uebrigens die meisten Gesellschaftswissenschaften in ihrer modernen Form teilen.
Tyler Durden Volland ha detto:
Die sogeannnte Mathematisierung soll halt Wissenschftlichkeit assozieren.
Je unwissenschaftlicher eine Disziplin eigentlich ist, gnaz oben ist da nun mal die Ökonomie, umso mehr sieht sie sich gezwungen wneigstens den Eindruck der Wissenschaftlichkeit zum wecken.
Wie ich herausgefunden habe ist es einer grössten Vorwürfe die man Landes macht, dass er an entscheidenden Stellen keinerlei Belege mathematischer Art anbringt. Was bei einigen seiner Thesen aaber auch nicht gross verwundert
Thorsten Haupts ha detto:
@Tyler:
Nur ganz kurz eine Grundsatzantwort zu Ihrem running gag “Die Wähler sind dumm.”: Es ist kein Zeichen von Dummheit, wenn man mangels glaubwürdiger politischer Alternativen so weiter macht, wie in der Vergangenheit. Wird der Leidensdruck hoch genug, werden auch die Wähler reagieren (sie tun es ja bereits).
Und mit freundlichem Verlaub – was Sie eigentlich meinen, scheint mir etwas anderes zu sein:
“Die Menschen sind in ihrer grossen Mehrheit leider auch korrupt, gierig und egoistisch, obwohl ich vorgestern noch dachte, das beschränke sich auf deren kleine führende Schicht.”
Für einen Moralisten wie Sie ist das natürlich ein zutiefst deprimierender Gedanke.
Gruss,
Thorsten Haupts
Tyler Durden Volland ha detto:
Die Dummheit besteht darin, dass nicht begreift, dass Korruption Habgier und Egoismus (in materiellen Dingen) nur dann sinnvoll sind, wenn man auch die Macht hat aus diesen tatsächlichen Gewinn (nicht nur materieller Art) zu ziehen.
Ein wunderbares beispiel waren bei der letzten Bundestagswahl all jen die FDP gewählt hatten und nach der wahl erst begriffen, dass sie ja gar kein Hotel besitzen dessen MWSt sie einsparen können.
Ich behaupte ja nicht, dass zB Die Linke nach einer Wahl das umsetzen würde, das in ihrem Programm steht. Teilweise wäre es aber ganz sicher möglich. Nur, wegen dieser Zwioefel parteien zu wählöen von denen man WEISS, dass sie die eigenen INterssen nicht vertreten, das ist eindeutig Dummheit. Gerade Habgier zB ist nicht das Problem sondern lediglich Symptom…
Ich habs in DE untersucht und ich habs in Japan untersucht, weder München noch Tokyo gehören zu billigen Gegenden und man kann in beiden Städten vom Hartz 4 Satz ein ausgezeichnetes Leben führen.
Wer eine 100 Euro Smartphone Rechnung jeden hat, dre kann das natürlich nicht, und das fällt nun mal unter meine Definition von Dummheit. Sie kennen ja meinen Spruch, dass mich Ausreden nicht interessieren. Wer meint, wenn es um seinen Lebensstil geht, dann habe er dabei auf die Realität keine Rücksicht zu nehmen…. aber dann jammert, when the shit hits the fan, sorry, der ist schlicht und einfach dumm. Das wäre kein Problem, wenn dieser Typus nicht die Mehrheit darstellen würde, und deshalb in Demokratien dem Rest vorschreibt wie der zu leben hat. Das zweithäufigste Wort in meinemLebensbuch ist wie sie wissen ja “Spiesser”, also jene deren Lebensziel es ist allen anderen ebenfalls das Leben zu verbieten.
Da ist mir der Feudalstaat Japan lieber, in dem kaum einer ernsthaft behauptet dieses Land habe irgendetwas mit einer Demokratie zu tun . Wahlbeteiligung bei Parlamentswahl soeben unter einem Drittel.
Aber dafür versucht auch keiner einem in sein Privatleben reinzuleben….
T.I.M. ha detto:
Das mit den Hotels war ziemlich sicher Seehofers Coup.
Thorsten Haupts ha detto:
“Die Dummheit besteht darin, dass nicht begreift, dass Korruption Habgier und Egoismus (in materiellen Dingen) …”
Ich halte die nichtmateriellen Varianten im Zweifelsfalle für schlimmer, aber sei´s drum.
“… von denen man WEISS, dass sie die eigenen INterssen nicht vertreten …”
Manchmal unterschätzen Sie ihre Mitmenschen. Die meisten wissen das. Ist ihnen aber wurscht, solange ihre Interessen durch diese Parteien nicht gefährdet werden.
“Spiesser”
Ach, den Vorwurf habe ich mir schon deshalb zugezogen, weil ich nicht jeden alternativen Lebensstil staatlich unterstützt wissen wollte. Ihre Definition ist selten, beruhigt mich aber – ich bin also kein Spiesser.
“Aber dafür versucht auch keiner einem in sein Privatleben reinzuleben….”
(Lach) Wussten Sie eigentlich, dass das den Kern des ursprünglichen Konservatismus beschreibt? Jeder echte Adelige hätte Sie zum Duell gefordert, wenn Sie sein selbstverständliches Recht in Frage gestellt hätten, nach seinen (und nur nach seinen) Regeln zu leben. Ich würd´s heute noch tun, wenn´s nicht sinnloserweise verboten wäre.
Gruss,
Thorsten Haupts
Tyler Durden Volland ha detto:
Ich weiss. Im Grunde sind Anarchisten Wertkonservative.
Sie und ich sind nicht die ersten, die das gemerkt haben.
Man trifft nur so selten Menschen die das begreifen können und so behalt ich es lieber für mich.
Ein Anarchist bestreitet schlicht und einfach der Mehrheit das Recht über sein Verhalten zu bestimmen.
Ein Anarchist wäre nie Bombenwerfer, es sei denn es handle sich um Notwehr. Bombenwerfen wäre ein Eingreifen in das Leben eines anderen Menschen. Die Frage ist nur, wo die Notwehr beginnt…..
Ich persönlich sah es fast als Pflicht an, mich Lebensumständen zu entziehen, die mich zum Nachdenken über diese Frage zwingen. Mein Leben ist mir zu wertvoll um es zu riskieren. Denn viele der Umstände in DE sind in meinem Verständnis bereits weit jenseits der Notwehr Grenze.
Wie man die Deutschen in diesem Zusammenhang verdummt, ging mir früh auf. Kleist ist dort ein Held, bei mir ist ein ein Depp. Selbstmord ist sowieso meist ein Anzeichen grosser Dummheit. (Gunther Sachs ist da die Ausnahme).
Kleist legt allen Ernstes nahe, dass ein Kohlhaas zu jeglicher Reaktion Handlung nicht jedes Recht der Welt hätte. Sein zu Kreuze kriechen war wohl das Ärgerlichste, das ich je lesen musste….
T.I.M. ha detto:
Guter Kommentar zum Thema Freihandel und der amerikanischen Sicht darauf:
http://www.nytimes.com/2013/07/28/opinion/sunday/want-world-domination-size-matters.html?hp&_r=1&
Tyler Durden Volland ha detto:
@ThorHa
(Lassen Sie mich bitte wissen, ob Sie dies in diesem alten Thread noch sehen….)
Bei ökonomischen Fragen ist es wie bei der Meteorologie oder der Kernphysik, man kommt an den Punkt wo man erkennt, dass die Systeme so komplex geworden sind, dass sich die gestellten Fragen nicht mal mehr mit den besten Rechenkapazitäten ermitteln lassen, von menschlichen Gehirnen ganz zu schweigen. Wie wir alle wissen ist es nicht möglich das Wetter für länger als im günstigsten Fall 3 Tage korrekt vorherzusagen. In der Kernphysik gibt es ein Standard Modell mit seinen 18 Atombausteinchen, eines davon hat man noch gar nicht gefunden, aber selbst wenn mit Milliarden Aufwand am CERN gelingt seine Existenz zu „beweisen“, so erfasst dieses Standardmodell noch nicht mal die Schwerkraft, eine grundlegende Kraft unseres Universums.
Ich habe so weit ausgeholt, weil mein eigentliches Interesse, weder der Meteorologie, noch der Kernphysik (der noch am ehesten) und ganz bestimmt nicht der Ökonomie gilt. Ich bin an Erkenntnistheorie interessiert, bzw. daran ob es Erkenntnis überhaupt gibt und geben kann, und was die negative Antwort darauf für uns eigentlich bedeuten müsste.
Ich will Landes Einsichten in dem überzeugenden Buch nicht bestreiten, aber ich erkenne keinen Sinn in ihnen der über Kaffeetisch Konversation hinausreichen würde. Ja, die Ungleichheit kann so entstanden sein und aus den Details hat er nett zu Lesendes gemacht, nur…
Genau zu welcher der Fragen die die Weltwirtschaft heute bewegen hat eine auch nur einen Gedanken? Es ist meine Erfahrung, dass es genau diese Art von völlig nutzlosem Wissen ist, die von sesselfurzenden Professoren an Unis verwaltet wird, die dann in Talkshows damit ihre völlige Ahnungslosigkeit überspielen, wenn es zu den wichtigen Fragen kommt.
Verglichen mit den schon fast verbrecherischen Lügnern wie Herrn Sinn sind die Alten aber wenigstes unterhaltend, und sie lügen nicht so oft, weil sie ja nicht von Interessenverbänden (wie Sinn) bezahlt werden, sondern verbeamtet sind.
Wie Sie sicher wissen machten weder Adam Smith noch andere, zB Ricardo, irgendwelche Erfahrungen mit der industriellen Revolution, da sie da bereits tot waren. Was uns solche „Fachleute“ also erzählen, muss am Thema vorbeigehen. Deswegen fand ich The Wealth of Nations auch so lächerlich. Was wir wissen wollen, dazu haben Smith&Co nichts zu sagen und das wozu sie schreiben existiert seit Jahrhunderten nicht mehr.
Da ist mir Landes lieber der wenigstens zugibt, das es in erster Linie die Qualität der Kanonen war, die wegen ihrer Zielgenauigkeit Europa den Vorteil verschafften. Auch die besten Kanonen helfen aber nicht, wenn man nicht die nötigen Leute hat, die zu jedem Massenmord und jeder Schlächterei bereit sind, um anderen das wegzunehmen, was den eigenen Reichtum steigern könnte.
Denn erst langsam begriff man ja, dass erpresserischer Handel und Übervorteilung des anderen wesentlich dauerhafter und profitabler sind. Der Fortschritt ermöglicht heute sogar noch „Besseres“. Denn sowohl unsere Langstrecken Raketen als auch unsere Lan Kabel ermöglichen es direkt in Sekundenschnelle in anderen Ländern Reaktionen auszulösen. Etwas, dass zur Zeit der industriellen Revolution Wochen, Monate oder Jahre dauerte.
Es ist ein qualitativer Unterschied ob ich meinen Imperialismus mittels Zündnadelgewehr oder in Schützengräben durchsetzen muss, oder, ob ich dazu mit Drogen (wie Ritalin) manipulierte, primitive Unterschichten Amerikaner, vor Computer Bildschirmen, von einem Videospiel nicht mehr zu unterscheidende Massenmorde, auch an Kindern, durch simplen Knopfdruck aus 13.000km Entfernung ausführen lassen kann. Jeder denkende Mensch muss Wikileaks dankbar dafür sein, dass Assange diese Wahrheit allen zugänglich gemacht hat. Dass dies völlig ohne jegliche Konsequenzen blieb, ist der üblichen unsäglichen Dummheit der Massen zuzuschreiben.
Die endogenen Unterschiede die in verschiedenen Ländern, Kulturen und Religion zu unterschiedlichem Reichtum geführt haben, haben wie das Wetter und der Atomkern unzählige „Ursachen“ von denen wir die wenigsten kennen. Traurigerweise leben wir in Zeiten in denen man es Wissenschaft nennt, diejenigen „Fakten“ heraus zu sortieren, die sich an eine bestimmte Klientel verkaufen lassen.
Die Unterschiede im Reichtum entstanden durch unzählige Ursachen, nur die wenigsten davon erfreulich, und nichts ist dabei, das uns hilft zu verstehen wie und warum man, vorneweg die USA, diesen Zustand mit allen Mitteln aufrecht zu erhalten versuchen.
Dass wir nicht wissen, wie wir die ökonomischen Probleme lösen ist nicht das Problem sondern, dass Bürger Regierungen wählen die daran auch gar kein Interesse haben und lediglich die Forderungen ihrer Klientel durchsetzen.
Trotz des auch hier wieder entstehenden Eindrucks, bin ich alles andere als ein Moralist. Denn ich sehe keinen Grund dieses System, primitiv und amerikanisch, als illegitim zu bezeichnen. Ich bin lediglich gegen die damit verbundene Beschönigung und Heuchelei, dies habe irgendetwas Freiheit, oder gar Gerechtigkeit zu tun.
Eine solche Gesellschaftsordnung beruht auf Gewalt, Unterdrückung, Ausbeutung, Lug und Trug und dem Ausnützen der unvermeidlichen Dummheit der Massen.
Japan ist ein passend aburdes Beispiel, das beide, Landes und A&R, widerlegt. Dort gibt es Reichtum, und zwar ohne jeglichen Freiheitskampf nach 1635.
Der Reichtum der USA beruht auf nackter Gewalt und dem Terror den der Einfall seiner Armee in getroffenen Ländern auslöst.
Was Bodenschätze angeht, so sind auch diese kein wirklicher Hinweis auf kommende Entwicklung. Warum sind die Emirate unermesslich reich (noch), während Nigerias Menschen, mit mehr Öl im Boden, im völligen Elend und einem zerstörten Land krepieren?
Es gibt keine Wissenschaft der Ökonomie, es gibt nur Ideen die ausnahmslos von Interessen zum eigenen Vorteil geformt worden sind und egoistischen Zwecken dienen sollen. Hier ein Beispiel:
„Economic success requires a government that is, as people used to say, an executive committee for managing the affairs of the bourgeoisie–a government that is responsive to and concerned for the well-being of a business class, a class who have a strong and conscious interest in rapid economic growth. A government not beholden to those who have an interest in economic growth is likely to soon turn into nothing more than a redistribution-oriented protection racket, usually with a very short time horizon.“
Dies ist eine Behauptung, die in der Vergangenheit oder bei Thomas Buddenbrook den Tatsachen entsprochen haben mag, aber es ist kein Argument. Wie blind muss man sein um dies auf unsere heutige Welt anzuwenden, in der am Tag nach einer Wahl der nächste Wahlkampf beginnt, weil es nur mehr Einheitsparteien gibt? Und man sich auf das Verhalten einer Schafherde verlassen kann, wenns ans Wählen geht. Landes glaubt am Projekt Utopia zu arbeiten, selbst wenn er schreibt „No miracles. No perfection. No millennium. No apocalypse. We must cultivate a skeptical faith, avoid dogma, listen and watch well…“ und für ihn und seine Fans ist es natürlich schwer zu akzeptieren, dass leider mit den realen Menschen und solchen Ratschlägen kein Fortschritt herauskommen wird….
Was es heute gibt, und was für die heutigen Zustände verantwortlich ist, das sind lächerliche, habgierige und korrupte Politiker, die von der blöden Masse gewählt werden.
Und obwohl für alle sichtbar die von solch demokratisch gewählten Regierungen gemachte Politik nichts, aber auch gar nicht mit dem Interessen der allermeisten Wähler zu tun hat, wählen sich die Schafe stets dieselben Metzger immer wieder.
Ich will keine bessere Welt, ich will einen Staat dessen Regierung das Machbare macht, statt Partikular Interessen zu vertreten. Die das Volk aufklärt statt belügt, und sich von drohendem Machtverlust nicht irritieren lässt.
DIES sind unsere Probleme. Zu keinem hat von Adam Smith bis David Landes auch nur ein einziger etwas zu sagen!
Dies dürfte allen Interessierten gefallen. Landes spricht eine Stunde über sein Buch:
http://www.c-spanvideo.org/program/Wealt&showFullAbstract=1
Thorsten Haupts ha detto:
@Tyler:
Oha, so viele Fässer zur selben Zeit. Ich werde meine Antworten auf einige Themenkomplexe beschränken.
Komplexität und Unvorhersehbarkeit der Welt:
Sie machen einen für mich unerklärlichen Fehler – sie verwechseln die (technische, prozesshafte, sich lebend entwickelte) Komplexität mit prinzipieller Unvorhersagbarkeit und prinzipieller Unsteuerbarkeit.
Konkret – geben Sie mir einige aussagefähige Indikatoren über Eigentumsschutz, Korruptionslevel, Unabhängigkeit und Ausbildung der Justiz und den prozentualen Anteil staatlich preisregulierter Produkte und Dienstleistungen am Bruttosozialprodukt und ich sage Ihnen grob, welches Wohlstandsniveau ein Land haben dürfte.
Das Zauberwort ist Komplexitätsreduktion auf die wesentlichen Grundregeln, andernfalls wären hochkomplexe Grossprojekte (A 380 Entwicklung, mein Tätigkeitsbereich, Flughäfen) weder steuerbar noch jemals erfolgreich. Negativbeispiele, die es gibt, ändern an der grundsätzlichen Richtigkeit dieser Aussage nichts.
USA:
Hier haben Sie für sich selbst Komplexität schon maximal reduziert. Sie schliessen aus dem Vorhandensein einer Welthegemonialmacht (früher China oder Grossbritannien, heute noch die USA) darauf, dass diese für alle Übel der Welt verantwortlich ist. Als Axiom. Das scheint mir wenig intelligent zu sein und überzeugt auch nicht.
Nur ein Beispiel – pars pro toto: Sie lehnen, wie viele andere, Menschenrechtsinterventionen in kriegerischer Form ab. Um das vor sich selbst zu rechtfertigen, unterstellen Sie praktisch allen Menschenrechtsinterventionisten entweder perfide ökonomische Absichten oder Naivität, andernfalls müsste Ihnen der in Syrien auch wegen unterbliebener rechtzeitiger Intervention wachsende Leichenberg auf den Magen schlagen.
Nach meiner Lebenserfahrung haben fast alle handelnden Menschen immer ein ganzes Bündel an Motiven für ihr Handeln. Die positiven Motive einfach zu leugnen, weil sie nicht ins Weltbild passen, macht Kritik seltsam blutleer und könnte zu den Ursachen gehören, warum sie bei so vielen Menschen ins Leere läuft.
Dumme Menschen und habgierige Politiker:
Ich gehe wohl nicht völlig fehl, wenn ich beobachte, dass Sie mit zunehmendem Alter (10 bis 15 älter als ich, würde ich schätzen) eine zunehmende Verzweiflung dran umtreibt, dass die Menschen sich partout nicht enstprechend Ihren (hohen) Grundsätzen verhalten wolllen. Selbst da nicht, wo sie das ohne Gefährdung ihrer materiellen Existenz könnten. Und das ist wohl auch, was uns am stärksten trennt – ich hatte nach sorgfältiger Beobachtung nie besondere Erwartungen an andere wie an mich selbst, mir genügt ein gewisser Anstand und der Versuch, sich nicht vorsätzlich schädigend zu verhalten, als Ausweis für einen akzeptablen Menschen.
“ich will einen Staat dessen Regierung das Machbare macht, statt Partikular Interessen zu vertreten. Die das Volk aufklärt statt belügt, und sich von drohendem Machtverlust nicht irritieren lässt.”
Das wird jede Regierung tun, wenn es sich für die an ihr beteiligten Menschen lohnt. Menschen reagieren in in ihrer grossen Mehrheit aber exakr genauso, wie viele Spitzenmanager oder -politiker: Sie wollen die Wahrheit gar nicht wissen, wenn das in der Konsequenz zu unangenehmem Wissen (Ge-Wissen) oder gar zu unbequemen Handlungen führen würde.
Also wird das von Ihnen geforderte Verhalten keineswegs belohnt, sondern bestraft. Warum erwarten Sie von Menschen aus der Mitte der Gesellschaft (gewählte Politiker in Demokratien) ein Verhalten, das im Ergebnis selbstschädigend wäre?
Gruss,
Thorsten Haupts
Tyler Durden Volland ha detto:
“Oha, so viele Fässer zur selben Zeit. ”
Ich weiss, ich weiss, was soll man machen. Ich versuche halt stets andere Beispiele zu finden die Sie endlich dazu bewegen, das zu Lesen was da steht: Ich bin KEIN Moralist!
Ich denke ausserhalb dieses Blogs kaum noch über philosophische Fragen nach. Ebenfalls unzählige Male hab ich geschrieben, dass es NICHT zu meinen Lebenszielen gehört andere, oder gar die Welt, zu verbessern. Das einzige was ich von anderen will ist, dass sie sich gefälligst aus meinem Space raushalten….
Ich habe keines der Ziele, die Sie mir immer wieder unterstellen.
„Komplexität und Unvorhersehbarkeit der Welt:“
Deswegen das Beispiel der Meteorologie. Da haben sie wirklich mal viele Fässer.
Was dazu kommt ist, dass diese Systeme nicht statisch sondern dynamisch sind, wenn sie bei 10 von 100.000 Details mal up to date haben sich schon längst wieder 20 andere geändert.
Kernpysik, mein Hobby, ist in dieser Beziehung sehr lehrreich
„Sie schliessen aus dem Vorhandensein einer Welthegemonialmacht (früher China oder Grossbritannien, heute noch die USA) darauf, dass diese für alle Übel der Welt verantwortlich ist.“
Bitte ein klein wenig mehr bei den meinen Worten bleiben? Könnten Sie damit bitte endlich mal anfangen?
Es gibt keinen Staat der keinen Dreck am Stecken hat. Zu sagen unter all den 210 Staaten der Welt seien die USA das Land mit dem meiste Dreck, ist eine ganz andere Aussage als das was sie mir unterschieben! Man kann nur diskutieren wenn man auf das antwortet was der andere tatsächlich meint und schreibt.
Und selbst da muss noch differenzieren, zwischen Politik nach Aussen und nach Innen. Wenn die chinesische Regierung sein eigenes Volk terrorisiert, dann ist es Aufgabe des chinesischen Volkes das zu ändern, wenn es ihm nicht passt.
Was schlagen sie denn vor, was die Araber machen sollen, wenn die USA mal einen Kleinbus mit Kindern drin, vom Hubschrauber aus explodieren lassen, oder gar per Video Drohne?
„Sie lehnen, wie viele andere, Menschenrechtsinterventionen in kriegerischer Form ab..“
Interessant… Sie wissen also wer in Syrien „die Guten“ sind? Ich war zu Assad Vaters Zeiten ein Dutzend Mal in Syrien. Ein widerliches Land, aber keinen Deut widerlicher als unsere guten Freunde in Ägypten oder Libyen. Von Israel will ich gar nicht erst anfangen.
Oder, man muss nicht allzu viel in der Geschichte zB von Afrika herum stochern um zu merken, dass das was uns Politiker und Medien zu Mobutu erzählen erstunken und erlogen ist.
Die CIA hatte von Anfang an 40 Leute in Bengazi am Boden, in Bahrain und Saudi Arabien bekommt man eine guten Öl Preis, also macht man da eine Ausnahme…
Man siehts bei den Amis halt besser, weil Länder die von Wegelagerei und STrassenräubertum leben dies nicht zu Hause machen
Nennen Sie uns doch mal „Menschenrechtsinterventionen in kriegerischer Form“ die nicht aus ökonomischen und egoistischen Interessen durchgeführt wurden und den „Guten“ zur Macht verhalfen, während die Zahl der dabei angefallenen Kollateralschäden ein akzeptable Ausmass behielten?
Frundsberg ha detto:
Ich bin immer wieder fasziniert ob des Ideenreichtums mancher Leute, wie man mit Dingen, die man gar nicht besitzt, Geld macht. Optionen und Swaps sollen ja auch in diese Kategorie fallen. Nun denn, Euer Liebden, so wundert Euch nicht, wenn demnächst so ein Klinkenputzer vor Euch steht und einen garantiert unbewohnten Planeten im Andromeda-Nebel zu verhökern versucht; selbstverständlich frei von Bedenkenträgern, Lutheranern und anderen Scientology-Feinden.
Thorsten Haupts ha detto:
Tyler, danke für die Antwort. Aber ich habe gestern abend meinen Rückzug aus dem Blog angekündigt und werde das heute umsetzen, deshalb werde ich hier nicht mehr antworten.
Moin, moin allerseits.
Dem Don besten Dank für viele Texte Kurzweil. Dem Blog und seiner Leserschaft wie seinem Kommentariat wünsche ich ein erneutes Aufblühen zu früherer Grösse und Schönheit.
Wer mich noch erreichen möchte, um abgebrochene Debatten weiterzuführen oder neue Lästereien einzuführen:
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oder
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Gruss,
Thorsten Haupts