Wenn Sie denken: Der hat doch sicher einen fiesen Text über die Thatcher geschrieben und ist jetzt nur zu feige, um den zu bringen – dann haben Sie leider recht.
Früher waren die jungen Leute beim Studieren auch nicht vermögender als heute; im Gegenteil, man blieb meist an der Uni, an der man begann, in der Stube, die man gemietet hatte, und für Flausen wie drei Studiengangwechsel und jedes Jahr eine neue internationale Station war einfach kein Geld da. Man füllte billige Ordner mit Papier, man rief mit dem Festnetz an und war froh, nicht zu den Armen zu gehören, die jeden Tag von ihren Kinderzimmern aus pendeln zu müssen. Zum See fuhr man mit dem Rad oder der S-Bahn oder, aber das war ganz selten, mit einem Käfer Cabrio, zweifarbig und wie ein Aquarium, wenn es regnete. Trotzdem sind die Geschichten, die man so vom Studenten-Allotria vergangener Tage hört, immer recht erbaulich. Die Seidenstrumpfhosen mögen nur gemalt gewesen sein, und die Zigarettenspitzen halfen, mit einer Zigarette pseudorauchend durch den Tag zu kommen: Aber lustig ist es gewesen. Und danach begann das Leben, das eigene Einkommen, und alles wurde gut.
Mir ist das in den Sinn gekommen, weil sich so ein guter, satter und erfreulicher Kreis der Generationen gerade in mir schliessen wollte: Solchen Familien geht es nämlich irgendwann zu gut, dann ziehen sie ihr Kinder aseptisch rein und fern alles Schmutzpartikel auf, woraufhin die natürlich allergisch werden, und dann bekommen sie auch noch einen allergischen Schock vom falsch dosierten Waschmittel. Ja so kann es gehen. Daraufhin bekommen sie Cortison, auf das sie – hoppla! – nun ebenfalls allergisch reagieren, und obendrein von Spray eine Rachen- und Mandelentzündung bekommen. Kann das möglich sein, fragt man den Arzt entsetzt, und der sagt: Ja. Das gibt es. Und wenn die Lunge zu ist, die Bronchien röcheln, das Schlucken nur dann wie Feuer schmerzt, wenn das Wasser genau richtig lauwarm ist und nicht wie Schwefelsäure, sollte es etwa zu kalt oder zu heiß sein, und sich die Entzündung dann das auch noch im ganzen Kopf ausbreiten, dann denkt man so bei sich: Naja, an irgendwas muss unsereins auch aussterben, und wenn es schon dank der familiären Zuwendungen nicht der Rentenbetrug oder ein Leben ohne Seezugang oder Bergblick ist, dann halt Waschmittel und Cortison.
Wie man weiss, hat sich das Schicksal mit einem lauten Ding Dong anders und für eine andere entschieden, und mir ging es eigentlich zu gut zum Sterben, denn ich hatte nebenbei viel warme Torte. Und „Hunnen und Rebellen“, die Autobiographie von Jessica Mitford. Eine Schwester namens Nancy war die berühmte Autorin, zwei andere, Diana und Unity, waren berüchtigte Nazianhängerinnen, und Jessica war die Kommunistin (und obendrein das Vorbild für die kleine Schwester von Sebastian Flyte in Evelyn Waughs „Brideshead revisited“). Das Buch, bei Berenberg erschienen, ist ein famoser Spass, und ich kann es wirklich nur empfehlen, beim stationären Buchhandel, beim Internetversand wünsche ich eine Cortisonallergie dass es kra. Diese ganze Clique von jungen, sorglosen, vermögenden, leicht schrägen und enorm talentierten Leuten hiess damals „bright young things“. Und man weiss, wie sie lebten: Finanziell von den Familien kurz gehalten, sorglos am Monatsanfang und schlank am Ende, ohne Credit, aber so lustig, wie es eben ging, weil der Ernst des Lebens noch kommen würde, und die Freiheit draussen in der Nacht war, oder beim Wachteleieressen in der Landschaft vor Oxford. Auch die Wachteleier hatte Frau Mama geschickt, und als Nancy Mitford – damals schon bekannte Autorin – doch einmal ausreissen wollte, kam sie bald voller Reue zurück: Ohne ihre Nanny war sie nach zwei Wochen knietief in der ungewaschenen Kleidung gestanden.
Literarisch sind solche Zwangsbeziehungen natürlich ein Glücksfall, denn damit lässt sich jeder Generationenkonflikt, jedes Treffen von Personen, jeder Streit und jede schlimme Notlüge ganz einfach erklären: Sobald das Geld weg ist, muss man sich wieder treffen, reden, speisen, in den Gärten sitzen und reden; wie im richtigen Leben verdickt sich dann die Handlung, und kein armer Dichter muss nach Ausreden suchen, warum ausgerechnet jetzt Tante P. mit dem Amerikaner im Schlepptau auftaucht. Jeder völlig absurde Zufall lässt sich konstruieren, jede Bekanntschaft kann erklärt werden, jede alte Geschichte kann plötzlich zur Sprache kommen, und zwar genau dann, wenn man sie für die Handlung braucht. Und vor allem weiss doch jeder, wie das ist, wenn man pleite heimfährt und überlegt, was man alles plündern muss, um bis zum nächsten Ersten durchzukommen, und welche Studienfortschritte, die man das letzte mal erfunden hat, jetzt weiterdichtet. So werden Bücher geistreich und voller Esprit und grotesker Gestalten, so entstehen Clans und Geschichten, und der Leser wandert mit dem Helden mal hinein und mal hinaus in die weite Welt, bis das Materielle zur Heimkehr zwingt.
Heute wäre so etwas vollkommen unrealistisch, denn mit dem Geld der Eltern kommt auch der Überziehungskredit und die Kreditkarte, und damit ist der Freiraum sehr viel grösser, wie auch der Abstand zur Familie enorm gewachsen ist. Aufgrund der Entfernung ist man nicht mehr so oft daheim, Telefon reicht, und aufgrund der finanziellen Flexibilität ist es auch nicht wichtig. Es sind doch nur ein paar hundert Euro Dispo, bald ist wieder der Erste. Und bis zu dem Tag, da man sich vor dem Geldautomaten fürchtet, vergehen schon gut zwei Jahre, denn der Weg in die Hölle ist lang und mit vielen Rückzahlungsvorsätzen und Caipigläsern gepflastert. So, wie früher alle nach drei Wochen daheim den Kühlschrank ausräumten, reduzieren jetzt alle ab dem dritten Wochenende die Ausgaben, und am vierten Wochenende sind die Pfandflaschen dran und das alte Modem wandert zu Ebay. Jetzt nach Hause wäre ein Alptraum; Studienerfolge erfinden ist ja noch lustig, aber was sagt man, wenn die Eltern fürsorglich fragen, ob man denn mit dem Geld auskommt? Die Wahrheit, dass man seit einem Jahr von den Zinsen aufgefressen wird und das Geld von der Tante K. auch restlos weg ist? Oder lügt man tapfer Lebensbeherrschung, die nicht da ist? Oder findet man einen Mittelweg mit zusätzlichen Ausgaben, für die man Geld braucht, das dann in die Tilgung gehen soll, aber nur soweit es nach dem nächsten Wochenende noch da ist? Schliesslich will man doch auch mal wieder feiern, die Leute reden ja schon, dass man nur noch Geschnorrte raucht und ein Bier pro Abend trinkt. Dispokredit ist nicht nur kein Geld, sondern auch keine Herzensbildung.
Und so bestimmen nicht mehr die Eltern, in welchem Umfang sie welche Geschichten glauben möchten, sondern die Kundenberater der Kreditinstitute. Sie entscheiden, wie die Geschichten unter welchen Auflagen weitergehen, und natürlich haben die Dramen auch Vorteile: Es ist vergleichsweise anonym, man kann sich lange, sehr lange mit einem geschlossenen Briefkasten beruhigen, und bis es in Deutschland unerträglich, wirklich unerträglich wird, muss schon recht viel passieren. Das System will ja weiterhin keine Geständnisse, sondern genau so viel Luft lassen, dass horrende Zinsen bezahlt werden können. Keine Generalbeichte ist nötig, keine Frage, warum man denn nichts gesagt habe, muss gehört werden: Man zahlt die Zinsen nicht nur auf die Schulden, sondern auch auf die Befreiung vom Zwang, einer Familie Rechenschaft ablegen zu müssen. Und insgesamt ist es, wenn ich das den Blogs diverser Berliner richtig entnehme, immer noch angenehmer, als eine langwierige Erklärung, warum das alles schon seit Jahren schief gelaufen ist. So vermeidet man natürlich Konflikte. Und so fad ist dann auch diese Verzweiflung.
Dabei darf man den Familiengeschichten meistens durchaus entnehmen, dass Eltern mit einem gewissen Schuldenstand rechnen und obendrein vermutlich lieber einmal die Kinder richtig entschulden würden, als all die Folgen auf Jahre weiter zu finanzieren. Denn während so eine Apanage ein schwindender Besitz ist, der einen aber mobil und wendig hält, sind Schulden etwas, das jede Entscheidung erschweren. Am Ende des Monats kann man einfach nicht zu einem Vorstellungsgespräch durch das Land reisen, und am Anfang des Monats muss man Angst haben, dass die Firma die Kosten zu langsam erstattet. Wird die Wohnung zu teuer, muss die nächste billiger werden, und die Kaution darf auch nicht mehr kosten. Das Dispolimit ist dann das Limit des gesamten Lebens, und sorgt so für noch ein wenig mehr Entfremdung, die dann wiederum im Internet durch Klagen unter Gleichangespannten kompensiert wird. Wenn am Ende die Frage, ob man den Umzugswagen rechtzeitig zurückbringt, entscheidet, ob man durchkommt oder ist, ist nur noch für die Betrachter aus der Ferne und in intakten Familien die Frage offensichtlich: Was hat das noch mit bright young things zu tun?
Nichts. Es ist wie so oft, die Moderne klingt mit ihren Möglichkeiten viel besser als der Zwangsurlaub daheim und die dicken Tantenküsse, aber die Freiheit hat nicht nur ihren Preis, sondern auch ihre Zinsen und Zinseszinsen. So feiert man sich in ein Umfeld, in dem es allen schlecht geht, so schreibt man Romanentwürfe über Verlierer, so verschwindet die echte Familie mit den alten Möglichkeiten, und irgendwann, wenn andere längst funkelten und leuchteten, fallen sie, mit der Bierflasche in der Hand, aus dem Club. Nicht fallen lassen! Das sind als Pfand zwei Schrippen und vielleicht genug Kohlehydrate bis zur nächsten Überweisung. Aber so ist das nun mal mit der Ironie: Den einen bringt das Waschmittel um, und der andere versteht nicht, dass der alte, enge Weg an der Familie eigentlich gar nicht so schlecht war. Man kann sich natürlich auch über unseren niedrigen Vermögensmedian in Deutschland erregen, oder über die Methoden der Banken und ihr Verständnis von Menschen:
Aber diese Literatur, diese junge, deutsche, die dabei herauskommt, die ist wirklich schlimm. Das Dispolimit ist kein gutes Lektorat, man merkt es immer wieder. Zum Glück kann man Waugh und die Mitfords öfters lesen.
Filou ha detto:
Dass Sie nichts ueber Maggie bringen, finde ich prima, denn erstens liebe ich Frauen, noch mehr liebe ich rothaarige Frauen. Garnicht mehr steigerungsfaehig ist meine Liebe zu rothaarigen Frauen mit Haaren auf den Zaehnen, die den anderen zeigen wo der Hammer haengt.
Filou ha detto:
Wo ist uebrigens Der Tiger?
Vroni ha detto:
[1] Filou, du bist schwer abnorm.
,-)
[2] Der Don hüte sich bitte auch vor Diclofenac. Dreckszeug. Als Tabletten und als Gel. Gehört eh verboten, geht mördermäßig auf Leber, Nieren inklusive Allergie. (Selbst betroffen)
[3] Die Theorie mit der zu großen wohlstandsbürgerlichen Sauberkeit ist nur eine von vielen Hypothesen.
Manchmal ist es etwas ganz anderes: Stress + Psyche + dann überschießendes Immunsystem kommen nicht allzu selten vor.
Gez. Ihre Hobbymedizinerin von der Titanic, habe solche Spezialfälle in der Familie, allesamt “dreckig” aufgewachsen, dennoch.
[4] Mit Apanage-gestützter Jeunesse dorée kann ich nicht aufwarten und mitreden. Und melde mich aus diesem Thema dahr auch gleich wieder ab.
Ich musste sogar um ein Minimum an BaFöG kämpfen. Der Drecksack im Studentenwerk sagte, nachdem ich meine Minikröten von 200 Mack monatlich nach einem halben Jahr vom Werk immer noch nicht überwiesen bekam und vorstellig wurde: “Sehen Sie, Sie sind immer noch nicht verhungert.” Kriegt man eigentlich mildernde Umstände, wenn man so eine wohlstandssatte Ärmelschoner-Ratte aus dem Affekt mit dem zufällig vorbeigebrachten Samurai-Schwert …, meinjanur.
Arbeitet in der Industrie an der Drehabank, um die Horror-Schulden vor und nach jedem Semester abzubauen. Das Studieren war daher alles ander als lustig. Zusätzlich habe ich meine Professoren entnervt – bis auf einen – als erotomane Studentinnen-jagende, faule, unfähige Lumpenbande* empfunden. War froh, als ich nach nur 8 Semestern mein Diplom machen konnte und weg und fort.
*Was sie wohl auch waren, bekam von befreundeten Kolleginnen (kein Binnen-I verdammt) die gleichen Rückmeldungen über andere FHs, Kunst- und Werkkunstschulen. Sodom und Gomorrha.
[5] Eine Thatcher wäre dennoch nie aus mir geworden, trotz als Fröschlein aus keinen Verhältnissen aus Milch bis zur festen Butter hochgestrampelt. Dank Leuten wie Thatcher und Schröder wurde nämlich aus der halbwegs fest gewähnten Butter wieder stinkende Buttersäure. Danke Massas. Habe Kohl,Thatcher und Schröder aus vollem herzen gehasst. Auf deren Grab kann man nur noch die Hwanagila – freut euch Brüder – aus dem Gettoblaster aufdrehen.
Danke fürs Zuhören, gez. Lisbeth Salander.
Bereite mich jetzt auf eine alternativlose Hacker-Karriere vor.
Don Alphonso ha detto:
Ich mach was all gemeines.
prince Matecki ha detto:
Wobei der gute E Waugh ja auch nicht auf Rosen gebettet war, aber als die finanzielle Lage schwierig wurde, kamen die Hunnen, auf die ist halt Verlass! Und da die königlich englische Armee in solchen Notzeiten Offizierstellen über familiäre Kontakte vergibt (wenn auch nur per “temporary rank”) war sein Auskommen bis Sommer 1945 gesichert. Wenngleich es manchmal etwas knapp war mit dem Entkommen, so auf Kreta, und der Partisanenkrieg auf dem Balkan unübersichtlich. Kann man in einer hübschen Triolgie nachlesen:
Men At Arms, Officers and Gentlemen und Unconditional Surrender.
Zwar Romane, aber offenkundig recht autobiographisch gefärbt.
Und HM555 würde sich freuen, war Evelyn Waugh doch zum Katholizismus konvertiert, was einen Teil seiner gesellschaftlichen und finanziellen Probleme in den späten 30ern mit erzeugt hatte.
muscat ha detto:
Bei mir gab´s für die Mietzahlung während des Studiums immer nur den monatlichen Scheck – beim Papa persönlich abzuholen. Die Alten waren halt nicht doof.
Don Alphonso ha detto:
Mein Vater hatte Einfluss bei der Bank und hat dafür gesorgt, dass es keinen Dispo gab. Wir fanden das richtig so,
muscat ha detto:
Dispo bzw. Vorschuss gab es nur vom Papa himself – gegen Maloche im Büro. Schönfelder einsortieren usw.
War nervig, aber ja – richtig.
Don Alphonso ha detto:
Es gab eine monatliche Variable, ab und zu, je nach Notwenidigkeit. Damals musste man ja noch Bücher kaufen.
hansgeier333 ha detto:
Das seitenweise Umdrehen von zwei Pfund Dünnpapier als Maloche zu bezeichnen ist schon ein starkes Stück!
Don Alphonso ha detto:
Hier darf man!
T.I.M. ha detto:
Welche Bank vergibt ueberhaupt Dispokredite an mittellose Studenten? Bank of Cyprus?
Don Alphonso ha detto:
Heute bürgen die Elterrn für sowas, höre ich. Und die Kreditkarte ist bei den Studenten heute auch normal.
Filou ha detto:
Keine Dispokredite, aber es gab da immer Moeglichkeiten. Erzaehle ich spaeter, denn ich muss jetzt erstmal mein nur maessig domestiziertes Raubtier fuettern.
T.I.M. ha detto:
“Buergen heisst Wuergen” haetten mir meine Eltern gesagt. Aber ich war zugegeben auch einer der Gluecklichen, die einiges an Bafoeg bekommen haben (dank juengerer Geschwister – manchmal zahlt es sich doch aus, der Aelteste zu sein). In der hessischen Provinz reichte das fast schon zum Ueberleben, den Rest kann man sich dazuverdienen.
Thorsten haupts ha detto:
Eltern bürgen für so was???? Okay, ich ziehe alle noch gehegten Vorbehalte gegen den nanny-Staat zurück. Wenn Eltern bereits massenweise soooo bescheuert sind, geht´s nicht mehr anders.
Gruss,
Thorsten Haupts
Don Alphonso ha detto:
Diese Flatrateverträge mit iphoneIV, die haben die 10-Jährigen ja auch nicht aus dem Kaugummiautomaten.
HansMeier555 ha detto:
Die Geschichte vom verlorenen Sohn.
.
Nachdem die Universität schon erfunden war, konnte der Dispo auch nimmer viel Schaden anrichten.
HansMeier555 ha detto:
Oxford wurde angeblich gegründet, damit die jungen Leute nicht alle immer nach Paris fahren mussten.
.
Heutige Eltern haben es insofern leichter, als Bologna- und Hartzreformen manche Erziehungsdefizite schon noch ausgleichen.
jean-jacques ha detto:
Werter Don, Immer her mit dem Maggie-Verriss! Sonst könnten böse Zungen unterstellen, man habe Sie 2009 mit Silberkannen unter Materialpreis… Immerhin, so namhafte Tagesschau-Chronisten, war der Finanzcrash 2009 auch das politische Ende der Iron Lady (spricht sich wie Iyon Mäiden).
Don Alphonso ha detto:
Samstag, nach den Krawallen, wenn’s denn sein muss. Eine historische Einordnung.
Thorsten haupts ha detto:
Bitte nicht. Das gibt nur wieder Keilerei …
Gruss,
Thorsten Haupts
jean-jacques ha detto:
Gracie, mille gracie.
*
Wo ist denn hier in der Kommentar-Login-Maske eigentlich das Feld “Titel”?
*
Uhahahahahahahaaaaaaaaaaaaaaa! Die alte Tante FAZ…
Don Alphonso ha detto:
Das ist FAZ-Eigen äh entwicklung.
Savall ha detto:
Mangels apanagierender Eltern entzieht sich der Sachverhalt meiner Kenntnis und ich kann nicht beurteilen, wie es sich damit verhält. Allein, es ist ein erhellender Einblick. Allerdings zweifellos wahr ist die äußerste Freigiebigkeit der Banken. Deren Eile, eine erzwungene lebenslange Kundenbindung aufzubauen kennt keine Grenzen. Wenn ich mir anschaue, welchen Kreditrahmen ich ohne weitere Nachfrage über meine ganz normalen Zahlungsträger mobilisieren könnte, dann wird mir leicht übel. Der einzige Begriff, der mir dazu einfällt ist “sittenwidrig”. Übrigens ist das kein neues Phänomen. Bei mir wettert gerade im Jahre 1903 Karl Kraus gegen eine Beamten-Kreditkasse, die jedem Kreditnehmer eine völlig unnütze Lebensversicherung zwangsweise aufdrängt. Aber das wirklich Bedauerliche ist natürlich der mangelnde ästhetische Ertrag des Dispokredits. Immerhin las ich letztens die Memoiren der Ada Blitzkrieg, die recht amüsant waren. Allerdings beschlich mich das dumpfe Gefühl, daß die besonders satirischen Stellen eventuell ernst gemeint waren.
.
Ich werde morgen die Probe aufs Exempel beim stationären Buchhandel machen, Don Alphonso. Ich bin ja mal gespannt, ob die Auskunft anders lautet als “Das können wir Ihnen bestellen.”
Don Alphonso ha detto:
Also MEIN Buchhändler hatte das natürlich unter Neuerscheinungen. Bestellen muss der eher Bestsellerlisten.
Savall ha detto:
Ich werde keinen unlauteren Wettbewerb veranstalten. Ich gehe zu einem adäquaten Buchhändler (den einzigen wirklich guten, den es hier nocht gibt.) Ich bin selbst gespannt.
whatcrisis ha detto:
Ihr Glücklichen, dass ihr noch eine solche Infrastruktur in Wohnortnähe habt.
Wenn der nächste gute Buchladen aber erst einmal 200 km entfernt ist … aber das ist eben Landlust. Immerhin, bei dem provinziellen Hugendubel-Thalia-Weltbild Angebot hier konnte ich Hannah Arendt und Kierkegaard finden. A bisserl was geht no, aber nimmer vui.
Lisbeth Heuse ha detto:
@Filou – Der Tiger las amüsiert von Ihrer Liebe zu Frauen mit Haaren auf den Zähnen. Es erinnert ihn daran, dass vor Jahren der Projektleiter eines Schweizer Raumtechnikunternehmens über ihn zu seinem Chef gesagt hat: “Das Gerücht, dass die Dame nicht Haare sondern Stacheldraht auf den Zähnen hat, stammt nicht von mir.”
.
@Don – Herrlicher Artikel. Ich habe allerdings den Tigerbabies nie eine Bankgarantie gegeben. Wenn sie mehr Geld brauchen als sie haben, müssen sie bei Mama antreten und sich von Fall zu Fall verteidigen. Dann zahle ich (großzügig).
Filou ha detto:
Zahnbehaarte Frauen an die Front!
Filou ha detto:
Also denn doch: Haarbezahnte Frauen an die Front.
whatcrisis ha detto:
suum cuique.
Karola Kettenhemd ha detto:
Wozu gibt es Zahnseide?
C. von Egern ha detto:
Gern gelesen, sehr gern.
Melursus ha detto:
Herr Steltzner hat etwas Staub aufgewirbelt. Erregen konnte ich mich bei der Presseschau des BR 2 heute morgen. Überbezahlte öffentlich rechtliche talkten auch über den FAZ Artikel und meinten, die deutschen Rentenansprüche hätten die Armen im Süden nicht. Als ob über die Beitragszahler und rentenbezieher hinweg ein anderer Vermögenswert als Null herauskäme.
Es steht zu fürchten, daß es bald an die “stützen” gehen wird. In diesem Blog vor mittlerer zeit schon angekündigt.
whatcrisis ha detto:
Dispokredit ist nicht nur kein Geld, sondern auch keine Herzensbildung.
Das beschreibt treffend, wo die europäische Idee und die von Gauck beschworenen europäischen Werte aktuell stehen.
Das System will ja weiterhin keine Geständnisse, sondern genau so viel Luft lassen, dass horrende Zinsen bezahlt werden können.
Und das ließe sich genauso gut über die finanzmathematisch voll pubertierende Eurozone feststellen. Weswegen George Soros den Eurostaaten auch empfiehlt, sich weiter fleißig auf
DispoEurobonds durchzuschnorren. Der ist mit 82 bald so alt wie die Thatcher und hat immer noch nicht genug auf sein persönlichesGewissenKonto geladen.Don Alphonso ha detto:
Ja, man müsste das mal entsprechend skalieren: Wer jetzt erwartet, dass die Griechen auch noch gut gelaunt sind, wird sich wundern.
HansMeier555 ha detto:
Einmal hatte ich ein Kartenkonto, bei dem man auf den Auszügen den eigentlichen Kontostand kaum noch erkennen konnte — fett gedruckt war immer nur die Summe, die einem bis zur Ausschöpfung des Dispo noch zur Verfügung stand.
Filou ha detto:
“Die Seidenstrumpfhosen mögen nur gemalt gewesen sein….”
Tut mir leid, aber die Freundinnen jener Tage waren zwar arm wie ich (ich war immer aermer), aber ‘gemalt’ ?, das weiss ich ganz genau, gemalt waren die nicht. Ueberhaupt nicht. Die sassen stramm und klamm am Koerper und es erforderte die Fingerfertigkeit eines tunesischen Krabbenpuhlers, das zarte Weiss aus der Pelle zu ziehen.
Mediensegler ha detto:
Das hatte aber doch was, oder?
Der 7.Sinn empfahl in den 70ern
die Dinger sogar als Keilriemenersatz.
Don Alphonso ha detto:
Jene Tage waren 20er Jahre, da hat von uns keiner gepullt, nehme ich an.
Mediensegler ha detto:
Nee, wat iss dat schön hier.
Es menschelt wieder,
lauter so echte Geschichten.
Kein Kader-Kauderwelsch.
Und sogar der Tiger macht wieder mit.
Und Zigarettenspitzen beim Don.
Vroni mit Calvados.
Kann mein Glück gar nicht fassen.
Vroni ha detto:
Calvados muss ja.
Vertrag seit der Diclofenac-Sache keinen Roten mehr.
Zuviel Hustamiene.
Mediensegler ha detto:
Trinke gerade einen Spanischen,
vertrage die weißen meist nicht.
Prost, schön, dass Sie wieder mitmachen.
Mediensegler ha detto:
Habe gestern Fußball geschaut.
Bin zwischendurch eingenickt.
Irgendwann so gegen eins
gab es dann eine Doku
über legalen Steuerbetrug,
auch über Holland,
fand ich sehr interessant,
wollte heute nachschauen was das war,
stand nicht in meiner Fernsehzeitung,
die senden das nach 1 Uhr
und kündigen es nicht mal an, ?
http://www.zdf.de/ZDFzoom/Flucht-in-die-Karibik-26322778.html
Don Alphonso ha detto:
Da kommt noch mehr, keine Sorge.
HansMeier555 ha detto:
Solange der Keilriemen nicht den Strumpf ersetzt
Don Alphonso ha detto:
Fetischismus kennt viele Spielarten.
Tyler Durden Volland ha detto:
“Wenn Sie denken: Der hat doch sicher einen fiesen Text über die Thatcher geschrieben und ist jetzt nur zu feige, um den zu bringen – dann haben Sie leider recht.”
Den schönsten fand ich hier:
http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2012/jan/04/margaret-thatcher-state-funeral-protests
“The Tory prime minister wasn’t a great leader. She was the most socially destructive British politician of our times […]
Not only in former mining communities and industrial areas laid waste by her government, but across Britain Thatcher is still hated for the damage she inflicted – and for her political legacy of rampant inequality and greed, privatisation and social breakdown. Now protests are taking the form of satirical e-petitions for the funeral to be privatised: if it goes ahead, there are likely to be protests and demonstrations.
This is a politician, after all, who never won the votes of more than a third of the electorate; destroyed communities; created mass unemployment; deindustrialised Britain; redistributed from poor to rich; and, by her deregulation of the City, laid the basis for the crisis that has engulfed us 25 years later.
Thatcher was a prime minister who denounced Nelson Mandela as a terrorist, defended the Chilean fascist dictator Augusto Pinochet, ratcheted up the cold war, and unleashed militarised police on trade unionists and black communities alike. She was Britain’s first woman prime minister, but her policies hit women hardest, like Cameron’s today.”
What a happy day…..
Don Alphonso ha detto:
Bei mir geht es um de Frage, was ich als Vetreter des altren Europas tun darf, wenn ein mir verhasster Politiker tot ist. Da gibt es nämlich ein paar Fehleinschätzungen.
Tyler Durden Volland ha detto:
Naja, da hab ich einen Tip: Keinen ehrlichen Kommentar zu einen FAZ Artikel zum Thema schreiben.
Dabei wollte ich nur anmerken, dass in England am Tage nach ihrem Tod “Ding, Dong, the witch ist Dead” aus dem Wizzard of Oz, die #1 der dortigen Hitparade war. (Stimmt wirklich! Sowas kann man nicht erfinden)
GuX ha detto:
TVD – darf ich anmerken: laut Daily Mail (Berufslektüre) ist es Platz vier und die BBC (diese Vaterlandsverräter!) werden es wohl in der Hitparade spielen. Angenehmer Nebeneffekt: heute gab es keinen Artikel darüber, wie die EU mit illegalen Einwanderern das NHS ausbeutet und die Hauspreise drückt.
colorcraze ha detto:
@Tyler: “keinen ehrlichen Kommentar schreiben” – schwierig. “If you tell a lie, stick to it” heißt es, und das ist eben die Schwierigkeit, man muß dann eine Rolle voll durchziehen.
@GuX: Sie befinden sich aux Angleterres?
GuX ha detto:
@Colorcraze – ich habe in der Tat meinen Lebensmittelpunkt, wie es so schön heißt, dort und muß gestehen, daß es mir gefällt. Allerdings halte ich mich aus diesem Grund auch mit Kommentaren zu MT zurück – als Gast hält man sich aus innerfamiliären Angelegenheiten heraus (außerdem hat fast jeder, den ich kenne, sehr extreme Ansichten zu ihr – sowohl positiv als auch negativ).
Aber eine Sache scheinen sowohl Freunde als auch Gegner anzuerkennen: sie war davon überzeugt, das richtige zu tun, und hat nicht nur einfach getan, was populär war (wie es manche heutige Politiker tun).
Die Reaktionen auf MT sind sehr emotional, und während ich das bei manchen Menschen (i.e. denen, die sie erlebt haben) durchaus verstehen kann, finde ich das bei erheblich jüngeren ein wenig merkwürdig. Blair und New Labour haben viele Dinge munter fortgeführt, obwohl sie die Gelegenheit gehabt hätten, es anders zu machen.
Was in diesem Zusammenhang interessant wäre, wäre ein Vergleich von Kohl und Thatcher. Beide waren zur gleichen Zeit Kanzler bzw PM, und beide waren nicht unbedingt sehr beliebt.
randfigur ha detto:
@GuX. ja, sicher, c’est different. Ihre Befremdung über emotionale Reaktionen von Jüngeren kann ich nachvollziehen – ist ja nun schon eine Weile her.
Kohl und Thatcher waren zwar gleichzeitig, aber sind im Naturell recht verschieden. Kohl wirkte immer schläfrig und handaufhaltend, Thatcher stellte sich auf die Hinterbeine.
colorcraze ha detto:
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Tyler Durden Volland ha detto:
Interessante Studien Geschichten, wie verschieden man die Welt doch erlebt….
Diclofenac? Da mein Knie die unangenehme Eingenart hat alle paar Jahre regelmässig für einige Monate anzuschwellen, war Diclofenac damals, also schon vor der Zwei-Klassen-Medizin, das Mittel der Wahl. Es blieb dies auch und zwar genau bis zu dem Morgen an dem ich mich wieder vom Sitz erhob, mich umdrehte um die Spälung zu betätigen und mein Blick auf ein wunderschön karminrotes Häuflein in der Schüssel fiel und mein Blutdruck sich seitdem weigert, von jenen da zum ersten mal erklimmten Höhen wieder herabzuklettern. Der Arzt klärte mich über den Magenblutungen verhindernden Fortschritt zu Vioxx oder Celebrex auf, ihrerseits mit dem wunderbaren neuen Wirkstoff celecoxib, der aber leider, leider Herzinfarkte verursachen kann und in den USA in jenen Tag wieder vom Markt genommen wurde. In Australien sah man das damals lockerer. Und auch fast 20 Jahre später, ein oder zweimal ungefähr 10 Pillen davon im Jahr haben mich noch nicht umgebracht. Und was die Wirkung angeht, Respekt, guter Stoff, solange man nichts für täglich braucht.
Ich begann erst mit hochbetagten 26 mein Studium, Medizin hätte 1,6 benötigt, ich jedoch hatte nur 1,9, also hab ich mir gestattet meinem Hobby Philosophie zu frönen. Und Politik und Musik dazu. Wenn schon Spasstudium, dann richtig und als Altersbonus gabs von Anfang an voll BaföG dafür. Zwei Nächte als Discjockey in Schwabing dazu sorgten für finanziell, sexuell und bildunsgmässig erfüllte Jahre. Das ganze mit der (damaligen Version der) Postbank. Auch heute 40 Jahre später bin ich was Kredite, Dispo oder andere, immer noch Jungfrau. Man gibt mir 4% für Einlagen und kassiert 15% fürs ausleihen? Bitte, wer für sowas dumm genug ist… (wie immer: Ausreden interessieren mich nicht)
Don Alphonso ha detto:
Naja, wer heute zweitstudieren will, der macht das nicht mehr so locker wie früher, weil: Lebenslauf! Was sollen nur die Arbeitgeber von mir denken!
Die Angst vor dem Automaten ist auch nur ein Teil der Angst vor der Zukunft.
Yog Sothoth, Esq. ha detto:
Gibt es auch Beispiel für die schlechten überziehungskreditgetriebenen Bücher? Bin da nicht so auf dem laufenden.
Don Alphonso ha detto:
gab es doch jüngst diesen Film “About a Boy”. Und dann noch die diversen Bücher von Kirsten Fuchs:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kirsten_Fuchs
Die Berliner ganz toll finden und ich ganz furchtbar.
Oder Antonia Baum:
http://www.perlentaucher.de/buch/antonia-baum/vollkommen-leblos-bestenfalls-tot.html
Und das geht nun schon seit Jahren so. Niemals fahren reiche, gut gekleidete Menschen irgendwohin, wo es schön ist, und unterhalten sich angemessen, immer sind es diese kaputten Figuren mit ihrem Egomüll.
spaccato ha detto:
Don, Don – wenn jüngst zehn oder elf Jahre sind …
Herr Graf sollten sich vor dem Tageslicht in Acht nehmen.
Don Alphonso ha detto:
Ups – ich meinte Oh Boy von 2012.
spaccato ha detto:
… das passt ja auch eher zum hiesigen Sujet …
Don Alphonso ha detto:
Ich habe es einfach nicht mit Filmen, wenn sie nicht aus Italien oder Frankreich kommen.
spaccato ha detto:
Da kann einem aber schon die eine oder andere Perle entgehen.
Jeeves ha detto:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kirsten_Fuchs
Die Berliner ganz toll finden.
.
Bin Berliner und Vielleser und kenn’ das nicht.
homobulla ha detto:
Innerhalb des Dispo-Rahmens? Und das als Student? Nie! Immer noch darüberhinaus. Die spannende Frage war doch nicht, spuckt der Automat noch 50 Mark AUS, sondern ob die Karte EINgezogen wird. Das waren allerdings auch die einzigen kurzen Momente, in denen ich über so etwas Blödes wie Geld nachdachte.
Tanken für 10 Mark, dazu eine Bifi, eine Schachtel Marlboro – und die ganze Welt gehörte mir!
F*ck. Was ist bloß aus mir geworden.
Don Alphonso ha detto:
Das kenne ich von der Heimreise von Tongeren in Belgien. Da wollte ich mein Kontoglück nicht strapazieren und bis dann mit tempo 90 Lastwagen nachgeschlichen, Damit hat die Barchetta weniger als 5 Liter auf 100 KM verbraucht! Daheim habe ich dann aber gemerkt, dass schon noch was auf dem Konto war, trotz zweiter Barockgemälde, eines Kronleichters, zweier Spiegel und der Schwanenapliken im Esszimmer.
homobulla ha detto:
Ach was, die gnadenlose Meldung “dagelijkse limiet overschreden, geen uitbetaling mogelijk” an den Geldautomaten in Tongeren kennen Sie auch? Nach 500,- ist dort Schluss, egal, was das Konto theoretisch noch hergäbe. Und keine Gnade dem, der das gerade entdeckte, langersehnte Sammlerglückstück mit blutendem Herzen stehenlassen muss …
Aber was Sie alles in eine Barchetta kriegen …
Ich möchte gar nicht wissen, wieviele Freundinnen (bzw. Ex-Freundinnen) wohl schon von Tongeren nach Hause trampen mussten…
Don Alphonso ha detto:
Das ist so hinterfotzig, ich habe mir damals nicht mal mehr belgische Pommes leisten können! Wenn ich da nochmal hinfahre, dann nur mit 2k Spielgeld. Zum Glück war ich allein dort, mir ist es ja immer furchtbar peinlich zugegen zu müssen, wenn ich auf Null bin. Das ist auch einer dieser Alpträume: Irgendwas icht zahlen zu können. In Tongeren habe ich halt solang verhandelt, bis es gerade noch ins Budget passte.
homobulla ha detto:
Apropos bar: Haben Sie mal nach einer Auktion bar bezahlt und waren nach einem Teppichhänder dran? Respekt. Was so eine abgerissene Type mit schiefgelatschten Schuhen, von dem Sie annahmen, er würde sich in den Auktionsräumen nur aufwärmen kommen, so an Bündeln in der Jackentasche hat… und nein, keine 100er.
HansMeier555 ha detto:
Wer immer Kredit hat, lernt nie vernünftig zu verhandeln.
homobulla ha detto:
So ist es. Ich habe in solchen Tongeren-Momenten gelernt, dass doch manch ein Händler auch mit der Hälfte des Preises einverstanden ist. Na sowas. Diese Halsabschneider. Also ehrlich.
Kleiner Scherz: Woran erkennt man, dass ein Antiquitätenhändler lügt? Er bewegt die Lippen.
🙂
Don Alphonso ha detto:
Naja, man muss halt die Grenzen kennen. Im Gemäldebereich sind sie meist doch recht klar fixiert, da kommen wenige Händler auf wenige Kunden.
Don Alphonso ha detto:
Haha! Ich bin da der reinste Raubmörder, ich liebe das.
johannmaynard ha detto:
Oma richtete ein auf den Namen der Enkelin ausgestelltes Sparkonto für “später” ein. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen wurde der Betrag durch die Großmutter immer schön erhöht und die Enkelin nach der weisen Erkenntnis “Man kann nur ausgeben, was man hat” erzogen. Als eines schönen Tages die Bank der 12 jährigen Enkelin ein Girokonto mit Dispo einrichten wollte, wäre es um die Erziehung verantwortungsvollen Konsumverhaltens geschehen gewesen. Volksbank heißt eben nicht volksnah …
colorcraze ha detto:
Volksbank gehört inzwischen (mindestens zuliefermäßig) zu Inghilterra, wie mich ein nicht allzu entferntes Gespräch deuchte. Also guggen, wie es dort weitergeht, 60er-Jahre-Bauwut ist nicht mehr ausschlaggebend.
astroklaus ha detto:
Hach, da gibt es viele Varianten!
Eine Bekannte von mir (Typ braves fleißiges Mädel) hatte ein Girokonto eingerichtet bekommen, für das Papa versprochen hatte, es immer auf dem gleichen Stand zu halten. Mit ihr konnte er es machen (andere hätten vielleicht gleich den Dispo bis an den Anschlag gezogen) – und er hatte gleichzeitig eine lückenlose Überwachung, was sein Töchterchen so ausgab.
Ich fand die Methode sehr perfide, bei Zahlungen direkt mit der Karte sah er ja sogar noch im Detail, wann und wo.
colorcraze ha detto:
Weibsen leben immer unter sozialer Kontrolle bis zum Anschlag. Is so.
Ding ha detto:
Ich mag Keilereien.
HansMeier555 ha detto:
In einer Kolonie lebt es sich genausogut wie in der Metropole eines Weltreiches.
Solange man der parasitären Kaste angehört.
.
Diese Entdeckung sollte schon ein Staatsbegräbnis wert sein.
colorcraze ha detto:
Naja, im Sinne der Verstorbenen wäre schon das _billigste_ Staatsbegräbnis, nicht?
Savall ha detto:
Der Feldversuch in Sachen Jessica Mitford, Don Alphonso, scheiterte leider wie vorhergesehen. Wobei die Präferenzbuchhandlung keine Schnelldreherverteilzentrale ist. Immerhin verhalf es mir zur Kenntnis, daß diese Buchhandlung mittlerweile ein ganzes Regal mit Verlagen der Kurt-Wolff-Stiftung bestückt hat. Da werd ich sicher wieder mal öfter vorbeischauen. Mit dem verschrieenen Internethändler mag es ja sein wie es will. Aber wenn ich jetzt bestellen würde, dann bekäme ich das Buch morgen Vormittag und könnte zudem zwischen deutscher und englischer Ausgabe wählen. Ich werde es natürlich beim Verlag bestellen, aber warum kriegt der deutsche Buchhandel so eine Plattform nicht hin?
Filou ha detto:
Hatte er mal, Saval, zumindest beim Buchhaendler im nahen Deutschland. Man tippte die Bestellnummer in ein primitives Geraet ein, nachts wurde es von Lingenbrinck telefonisch ausgelesen und am uebernaechsten (!) Tag konnte man das Buch beim Haendler abholen. Die LiBri-Kataloge waren mehrbaendig und ziemlich dick.
Filou ha detto:
Ah hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Libri
Savall ha detto:
Jetzt wollen Sie mich wieder necken, Filou. Übrigens fand ich Libri seinerzeit recht langsam. Ich erschrak immer schon, wenn der Buchhändler den gelben Libri-Bestellzettelblock herausholte. KNO war da viel fixer. Da wir aber gerade bei den alten Zeiten sind und es auch zum Thema paßt, kann ich noch ein paar Anmerkungen zur Verschiebung vom Apanage-Zeitalter zum Plastikgeld-Zeitalter machen. In jener Zeit, als die Bestellzettel noch von Hand ausgefüllt wurden und man sich durch den Schlagwortteil des KNO-Katalogs wälzen mußte, da hatte unsere Firma ihren Sitz zentrumsnah und ich ging wenigstens drei- oder viermal nach Feierabend in meine Lieblingsbuchhandlung. Mittlerweile sitzt meine Firma in einem Gewerbegebiet am Rande der Stadt und die Buchhandlung existiert nicht mehr. (Die Buchhandlung mußte übrigens aus vielfältigen Gründen schließen, A. gehörte nicht dazu.) Wäre die Lage noch wie vor 15 Jahren hätte ich heute selbstverständlich bestellt, wäre am Montag in die Buchhandlung gewandert, hätte festgestellt, daß das Buch noch nicht da ist und wäre am Dienstag noch einmal hingegangen. Kein Problem. Doch halt! Ich hätte ja den Berenberg Verlag (oder ein Äquivalent) gar nicht gekannt, hätte von Jessica Mitford nichts gewußt. (Höchstens von Nancy, aber von der hätte ich kein Buch haben wollen.) Wär’s also wieder nichts gewesen. Ich denke, jeder für sich sollte die Vorzüge und Nachteile von einst und jetzt vorsichtig abwägen. Ja, es gibt kaum noch Buchhandlungen vor Ort, in denen man stöbern und schmökern kann. Aber es gibt dafür nahezu unbegrenzt Zugriff auf Backlists und Verlage jenseits des Mainstreams. Dazu noch jede Menge Tips, Hinweise und Ratschläge zu guten Büchern, die es nie auf die Rezensionsseiten der Presse geschafft hätten. Ich will das Thema hier nicht ungebührlich vertiefen. Ich jedenfalls empfinde die heutige Situation insgesamt als deutliche Verbesserung. Daß der deutsche Buchhandel daraus offensichtlich keinen Vorteil ziehen will ist bedauerlich, aber auch ziemlich selbstverschuldet.
spaccato ha detto:
Immer flexibel bleiben …
prince Matecki ha detto:
Ach, verehrter Monsieur Savall, als wir noch im Koch Neff Öttinger wühlten….
Ich sehe das A – Problem ja sonst durchaus ähnlich wie Sie. Zu meiner Zeit an der Jade war ich Zentrums – nah dienstlich tätig, bin also auch oft in der Mittagspause in die Buchhandlung gegangen. Das wäre jetzt in Berlin gar nicht darstellbar, da bleibt nur der Samstags – Raid ins Kulturkaufhaus D (inklusive Musikabteilung).
colorcraze ha detto:
In der Friedrichstraße, im Touristenrummel? Grusel.
Kennen Sie das Antiquariat Nähe Märkisches Museum? Wenige Schritte von einem, naja ziemlich ostigen, aber doch die Lage krönenden, Café an der Spree (“Café Re”)? Dort ist es doch viel gemütlicher.
Filou ha detto:
Jaja, ist schon klar Savall. Hier in der tiefsten Provinz war es so wie geschildert. Dass die olle Frau S. (die Buchhaendlerin) in ihren dreifachen Schieberegalen interessante Ladenhueter zum Abenteuern stehen hatte, vergass ich zu erwaehnen.
Und ihre ewigen Klagen uebers Personal auch nicht; “Man arbeitet sie ein, die Weibsen, dann werden sie schwanger-und weg sind sie.”
Manche waren so reizend, so nett, so huebsch, die haetten nicht heiraten muessen. Die haetten sollen zu meiner Freude mir Buecher bestellen und Lieferscheine schreiben. Lieferschein-Einkaeufe waren meine Rettung in klammen Zeiten.
Eine Fundgrube war uebrigens auch der Ludwigsche Taschenbuchkeller im Koelner Hauptbahnhof. Was der so alles fuer kleines Geld rumstehen hatte. Manchmal traf ich dort beim freitagnaechtlichen Einkauf einen sympathischen Irren mit grossem Durst.
Filou ha detto:
Dann wurden mehr als drei Bier getrunken, getarnt als Gutes Gespraech.
Savall ha detto:
Ja, den Kiepert kannte sogar ich, spaccato, im Tal der Ahnungslosen. Aber man sieht eben auch, daß das Desaster nicht mit A. begann, sondern mit Weltbild, Thalia und Hugendubel, denen Bücher eine Art Zahnpasta mit höherem Wertschöpfungsanteil waren. Es stimmt eben, prince Matecki, einstmals hatte man seinen lokalen Favoriten wie die Vorväter ihre Eckkneipe, aber das gibt es eben nicht mehr. Traurig, aber wahr. Es hat mir aber bis heute niemand erklären können, warum ich nicht z.B. bei KNV (buchkatalog.de) quasi im Namen einer von mir gewählten Buchhandlung und mit ein bißchen Trackingkontrolle Direktbestellungen aufgeben kann. Ob das einen Tag früher oder später ankommt ist mir weitgehend gleichgültig. Aber nein, ich habe in der Buchhandlung anzutanzen, ohne zu wissen, ob das Buch wirklich da ist. Das ist doch albern.
Solche leicht vermufften Stöberbuchhandlungen sind natürlich mein ganzes Hoffen und Streben, Filou. Ich kenne leider nur noch eine einzige davon, die für mich so entlegen ist, daß ich mich quasi zu einer Südpolexpedition ausrüsten muß. Sehr schade das alles. Aber dann schau ich mir meine Bestellhistorie bei A. an und sehe z.B., daß ich Karen Duves wunderbares “Grrrimm”-Buch dreimal an nette Menschen verschenkt habe, ohne sie ansonsten weiter molestieren zu müssen. Buchhandel? Echo? Ist da wer? Hört ihr mich?
colorcraze ha detto:
Sie kannten Kiepert, ach was. Damit hätte ich nun nicht gerechnet.
Savall ha detto:
Naja, war nicht so einfach, behind the wall. Aber es gab ein paar gute TV-Sendungen. ttt und so.
colorcraze ha detto:
Ach, und da drin kam das vor? Hätte ich nicht gedacht. Aber ich hab das auch nie geguckt. Haben Sie auch ZAK mitbekommen? Das war unser Leib- und Magenprogramm. Das war echt 80ies.
Sonst erfreuten wir uns an Schnitzlers “Schwarzem Kanal”. Wir lachten uns scheckig über die in schwerst gesuchten Nischen vorgefundenen Bilder. Einmal Arbeitsamt Wedding, eine Straße mit einem alten deutschen Blumenladen. Ich kannte die Ecke, wohnte nicht arg weit davon entfernt, und wußte, daß um die Ecke eine türkische Ladenstraße war. Das zeigte er nicht. Überhaupt zeigten sie nie die Folgen der Einwanderungswellen seit den 60ern. Die BRD war immer auf 50er frisiert. Eben das erheiterte uns daran ungemein. Weil es so völlig alltagsfremd war.
colorcraze ha detto:
Aber Kiepert, ja, den Laden habe ich geliebt. Lag ja sozusagen am Weg, U-Bhf. Ernst-Reuter-Platz, wo ich täglich ausstieg. Ach, was war das schön, durch die abteilungen mit den vielen fachbüchern zu gehen, und der Stöberecke, und den Klassikern, und der Eso-Abteilung… es machte wirklich Freude. Die Auswahl war sehr groß und es war nicht so die seichte Ex-und-Hopp-Literatur wie bei Hugendubel/Thalia etc.
(Das Ende war schlimm, der Inhaber wurde dann noch entführt oder bedroht oder was, jedenfalls richtig übel.)
Und die Buchhandlung am Zoo, vor dem Umbau, sozusagen noch im Christiane F.-Ambiente. Bis an die Decke Stapel zum stöbern. Dort habe ich die Braudel- und -ach, wie heißt der Ehrenbrasilianer, der Designmensch – Bücher her.
Savall ha detto:
Entschuldigung, ich weiß nicht, in welches Fettnäpfchen ich gerade wieder getreten bin. Ich meinte nur, daß mir der Name “Kiepert” als Buchhändler geläufig war und ich vermutete in meinem schlichten Gemüt, daß ich ihn bei ttt oder einer adäquaten Buchmessesendung gehört hätte. Ist Kiepert etwa irgendwie negativ konnotiert? Und warum?
colorcraze ha detto:
Neinnein, keinerlei Fettnäpfchen, im Gegenteil, da ist absolut keinerlei negative Konnotation dabei, im Gegenteil, sie wecken Jugendschwärmereien, studentische.
colorcraze ha detto:
Und daß Sie das mit dem Schnitzler nicht in den falschen Hals bekommen – ich habe von Ostler-Bekannten schon gehört, daß man sich dort über ihn sehr empörte – auch wenn es schwer zu sehen ist: für uns BRD/Westberlin-Bewohner sprang an Schnitzler das völlig Artifizielle ins Auge, und eben das amüsierte enorm. So etwa wie der Müller-Lüdenscheidt in der badewanne bei Loriot. Das ist ja auch eine völlig lebensfremde Situation. So in der Art, auch wenn das für Ostler schwer anzunehmen ist, war Schnitzler für uns.
Savall ha detto:
Ja, ich hab auch noch mal nachgelesen. Klassisches Mißverständnis. Also, ich hatte in der DDR keine andere Ahnung von der westdeutschen Buchbranche als Titel-Thesen-Temperamente. So eine Sendung gab es in der DDR natürlich nicht. Ich meine mich erinnern zu können, daß Kiepert dort einmal vorgestellt wurde. Das war der Anknüpfungspunkt.
spaccato ha detto:
Gerhard Löwenthal war aber auch erheiternd, manchmal.
colorcraze ha detto:
Bei Löwenthal änderte sich die Rezeption. Ich erinnere mich, daß man gegen den eine Zeitlang Vorbehalte als Ideologe hatte, also den Verdacht, daß er nicht wirklich wirklichkeitsgemäß berichtet. Und etwas später gab es eine Phase, in der er als Realsatire wahrgenommen wurde, ähnlich wie Schnitzler.
Ich meine, das war in den Spät-80ern.
Die ästhetische Inszenierung wurde auf einmal durchsichtig, und die Ideologien standen sozusagen nackt da.
Savall ha detto:
Ich hoffe, es hört uns ja sonst keiner zu, weil sonst alle vor Langeweile einschlafen würden, aber den “Frühschoppen” fand ich ätzend. Was mich so richtig interessierte war die “Presseschau” und der “Weltspiegel”. Mag sein, daß sie für sich genommen tendenziös waren. Aber allein das Gefühl, man schaut über den Zaun, war unbezahlbar.
spaccato ha detto:
Um an den letzten Thread anzuknüpfen:
Dieter Hildebrandt spricht Gerhard Löwenthal.
spaccato ha detto:
chhr – zzz – chhr – zzz. *aufschreck*
Weltspiegel habe ich auch immer gerne gesehen.
Frühschoppen: war doch irgendwie “kultig”, wie da immer geschlotet und Viertele geschlotzt wurden …
colorcraze ha detto:
Es war überhaupt recht eigenartig mit der Fernseh-Rezeption.
Wenn man den geschlossenen Benutzerkreis “BRD” betrachtet, änderte sich die Rezeption über die Zeit, wie an Löwenthal dargetan.
Auf der anderen Seite gab es das Phänomen der BRD-fernsehgewohnten DDR-Bürger, die dann meinten, sie wüßten viel über die BRD, weil sie ja das Fernsehen sehen könnten. Aber, wie sich im Gespräch herausstellte, vom Alltag hatten sie keine Ahnung.
Letzteres war genau dasselbe wie mit all den Leuten in der Welt, die amerikanische Fernsehserien sehen, und meinen, sie hätten Ahnung von den USA.
Das Leben dort ist völlig anders als fernsehen (wie mir anläßlich meines Besuches Anfang der 80er dort eindringlich bewußt wurde).
Fernsehen ist eine Art Eigensphäre, die Images verbreitet, die die Interaktion befördern (“ach, weißt Du noch, der Durbridge…”), aber wenig mit dem Alltagsleben und auch mit der wirklichen Machtsphäre zu tun hat.
Savall ha detto:
Allein dieses geniale Interview mit Desmond Tutu, irgendwann vor 25 Jahren oder so, war jegliche Ausgabe für den “Weltspiegel” wert. Aber wie auch immer, ich muß jetzt erstmal den Rest von “The Wire” anschauen. Die Relität ist schon wirklich kompliziert.
colorcraze ha detto:
Savall, ja, “Weltspiegel” habe ich auch immer gern gesehen, schon als Kind. Weil da auch mal so Sachen wie 15 Minuten über irgendein afrikanisches Land vorkamen, und es nicht so arg “gekämmt” war (auf Linie gebracht).
Bei Frühschoppen, spaccato, kann ich schlicht nicht mitreden, das habe ich mein Leben nie angesehen.
Presseschau auch nicht.
Schon komisch wie man im nachhinein merkt, wie ganze Generationen (zuvörderst die eigene) durch das gemeinsame Fernsehen geprägt wurden.
colorcraze ha detto:
Ach, und die Musikvideos in den 80ern auf MTV waren auch _sehr gut_… aber… verweht, vorbei. Das war eine richtige Kunstform. Hat sich schnell wieder verdröselt.
colorcraze ha detto:
Spaccato, bzw. chrrr…zzz…aufschreck: gehören Sie etwa auch zu den Testbildtestern? Und S-Bahn-Strecken-Beschauern?
spaccato ha detto:
Moin, colorcraze und Savall.
Nö, das chrr – zzz – bezog sich auf Savalls Ich hoffe, es hört uns ja sonst keiner zu, weil sonst alle vor Langeweile einschlafen würden
Das echte Leben gestern Abend verhinderte weiteres Plaudern an dieser Stelle und es folgte auch später – wie zu erwarten – ein reales chrr – zzz –.
Den Bahnstrecken sind wohl die Space Nights vorzuziehen …
spaccato ha detto:
Einer, der es wissen muss – Markus Conrad, heute Tchibo-Chef, früher Geschäftsführer bei Libri – hatte vor fast zwei Jahren ein Interview zum Thema gegeben.
Filou ha detto:
Ich war mal eine gewisse Zeit uniformiert unter des geteilten Deutschland Fahne taetig. Das war in einer Garnison von Regimentsstaerke im trostlosesten Norden.
Aber in diesem aeusserst uebersichtlich bewohnten Loch gab es zwei Buchhandlungen [1], davon eine sehr interessant sortierte.
Dort trifft man zufaellig (der Haendler wollte es so) auf einen seltenen Vogel wie Adam Seide, dessen Streit-Zeitschrift dort auslag. Zwei davon liegen noch bei mir im Regal.
[1] Man behaupte nicht, dass die Angehoerigen der bewaffneten Streitkraeft NUR aus Analphabeten bestehen. Die paar Alphabeten finanzierten immerhin die zwei Laeden.
colorcraze ha detto:
Von den 2 Personen, die ich aus diesem Lebenskreis überhaupt je kennengelernt habe, hatte der eine einen Hang zu Horrorfilmen und der andere las sämtliche Klassiker, deren er habhaft werden konnte – was ich sonst an den vielen Zivilpersonen, die ich kenne, bei niemand beobachtet habe. Von daher erscheint mir das schon glaubhaft, daß eine Garnison tatsächlich 2 Buchläden zu erhalten in der Lage ist.
Tyler Durden Volland ha detto:
Lassen sie mich raten…
Das war in Zeiten bevor es die Porno-Maschine Internet gab?
Thorsten haupts ha detto:
Sie sind ja ein noch armeres Würstchen, als ich bisher schon vermutete.
Deshalb mit besonders mitleidigem gruss,
Thorsten Haupts
Thorsten haupts ha detto:
Psssst. Lasst doch den Soldaten bitte das Image des totalverdummten schiesswütigen Irren. Das passt bestens zum Weltbild des deutschen Durchschnitts-Bequemlichkeitspazifisten und sorgt dafür, dass das deutsche Restmilitär seine Ruhe hat.
Gruss,
Thorsten Haupts
Filou ha detto:
Unten war der Wehrpflichtige, der sich privat seine Uniform massschneidern liess (nicht ich), weiter oben der Reserveleutnant zur Wehruebung, ab Oberstleutnant (lebenslang) wurde es ertraeglich. Ueber den Mittelbau lasse ich mich aus kameradschaftlichen Gruenden nicht aus. Auch nicht ueber die Portepee-Traeger im Stab, wo ich mich vor der Verantwortung drueckte.
Filou ha detto:
Haaette ich eigentlich eingangs erwaehnen sollen: Ein guetiges Schicksal versetzte mich in den Regimentstab.
colorcraze ha detto:
Die haben ihre Ruhe dadurch, Ehrenwort?
Filou ha detto:
?
colorcraze ha detto:
Das war eine Antwort auf ThorHa.
colorcraze ha detto:
@Filou: Mittelbau, haha… das Wort kenne ich nur von der Uni, und dort kam ich gerade an, als diesem jede Handhabe entwunden und neuerliche Professorenklientelitis installiert wurde. (Bourgeoise feudalherrschaft. HM555, übernehmen sie bitte. Zumal Sie ja mit der Konkubinitis völlig auf Linie liegen. [Oder gelegen haben, denn inzwischen mögen noch 2, 3 mehr Umdrehungen stattgefunden haben, über die Virtualisierung – Guttenberg, Schavan – hinweg bis, ja, bis wohin? Leider bin ich über den gegenwärtigen Stand nicht informiert.])
Filou ha detto:
Thora war vermutlich in der Nachwendezeit im Dienst. ich dagegen vor der Wende. Daraus ergeben sich Unterschiede in der Berufsauffassung.
Zuzeiten des Kalten Krieges war die Bundeswehr mehr ein Hort der buergerlichen Besorgtheit [1], denn, so war die verbreitete Ansicht, man wird durch die Alliierten beschuetzt, und wir, die deutschen Uniformtraeger, duerfen hoechstens mal boese gucken. Man tat so, als waere man noch das alte Preussen. Ich fuerchte, dass in den NATO-Staeben ein wenig darueber gelaechelt wurde.
Das wirkliche, stiefelkrachende Preussen fand auf der anderen Seite der Mauer statt.
Man muss sich vergewaertigen, dass die Volksarmee ernsthaft in einem staendigen Alarmzustand war. Eigentlich haette sie wissen muessen, das die Bundesrepublik ab jedem Freitag und ab 16.00 Uhr eine vom deutschen Militaer entsorgte Zone war. Die Jungs machten Wochenendurlaub. Das Einzige, was einer erfolgreichen Invasion des Warschauer Paktes im Wege haette stehen koennen, waren die Verkehrsstaus, verursacht durch heimfahrende Wehrpflichtige.
Das Thema hat was von einer tragigkomischen Farce. Deshalb endet hier mein Ausflug.
[1] Angst vor Versetzung, was ist mit den Kinder in der Schule eines anderen Bundeslandes, hier ist es doch schoen bequem, etc.
colorcraze ha detto:
Ja damals, zu Wehrpflichtzeiten, als der Iwan noch hinter der Mauer stand und auch keiner wirklich auf die NVA schießen wollte, also eigentlich die ganze Situation eine einzige Realsatire war… da war noch echter Beamtengeist mit Versetzungsgefahr in ein anderes Bundesland.
Wenn man das heute so hört.
Wirklich eine längst verflossene Zeit, diese 70er.
Filou ha detto:
Zur nicht wirklich witzigen Realsatire gehoert die Paranoia der Volksarmee, wirklich fest daran zu glauben, dass der Westen tatsaechlich Gewehr bei Fuss stehe, um die Errungenschaften des Sozialismus zu zerstoeren.
Die Besatzungsmaechte sahen das anders. Sie hatten aus Erfahrung Grund genug, Gewehr bei Fuss zu stehen und den Osten, sowie den alliierten Bundesdeutschen scharf zu beobachten. Sehr verstaendlich.
Tyler Durden Volland ha detto:
Sie haben Recht lediglich die “die Paranoia der Volksarmee” ist Satire.
Im Westen hingegen stand jahrzehntelang “der Russe” vor der Tür, so wie heute Osama bin Ladens Nachfolger.
Und um das noch zu ergänzen: “Lasst doch den Soldaten bitte das Image des totalverdummten schiesswütigen Irren.”
Keine Angst, das bleibt denen, und bei den meisten passt es ja auch perfekt.
Was mir übrigens erst in diesem Thread auffällt, und was sehr vieles erklärt ist, dass es hier im Blog wohl etliche Ossies gibt?
Das ist schön zu wissen, denn es wird mir künftig viel Zeit ersparen. Sie wissen ja, aus Höflichkeit nahm ich bisher nahezu jeden Beitrag ernst….
HansMeier555 ha detto:
Mal eine Frage: Konnte jemand der Generation Thatcher innerlich wirklich davon überzeugt sein, dass Deindustrialisierung etwas Gutes ist?
colorcraze ha detto:
Hat das denn irgendeiner so wirklich begriffen, daß es darauf hinausläuft?
HansMeier555 ha detto:
Und wenn sie es schon 1983 begriffen hätten — hätten sie dann irgendwas anders gemacht?
Filou ha detto:
Eine subventionierter Erhalt defizitaerer Staatsindustrie waere der Volkswirtschaft ganz sicher nuetzlicher gewesen.
colorcraze ha detto:
Ein bißchen was, zumindest ein bißcfhen was hätten sie doch retten können.
GuX ha detto:
Aber wären es auch die damit verbundenen Gewerkschaften gewesen?
colorcraze ha detto:
Wer Guilds in der City hat, sollte doch auch ein Eckchen für neumodische Gewerkschaften haben können.
GuX ha detto:
Die Guilds haben aber weder zur drei-Tage-Woche, noch zum Winter of Discontent geführt. Im Vergleich zu den britischen Gewerkschaften sind die deutschen ja doch recht zahm.
colorcraze ha detto:
HM555/Filou: wie ich Ihren Anmerkungen entnehme, Thatcher matters. Sie war offenbar diejenige, die den Schalter umlegte auf Privatisierung, Deindustrialisierung, Finanz”industrie” und das, was man großkotzig “Dienstleistungsgesellschaft” (wir schneiden uns gegenseitig die Haare) nannte. Mitbekommen habe ich nur, daß die englischen Arbeitslosen auf dem Kontinent Lohn und Brot suchten. Im Nachhinein betrachtet, war es wohl der Startschuß zu dem, was dann in abgewandelter Form auch in der EU vor sich ging – privatisierte Staatsbetriebe wurden gegeneinander losgelassen. Wobei “die deutschen” (nach der Privatisierung und der Telekomaktienpleite dürften die das wohl so lange nicht mehr gewesen sein) scheints einen gewissen “Monopolisierungsvorsprung” erarbeiten konnten.
GuX ha detto:
Die Frage ist, ob das an Thatcher lag, oder Thatcher einfach nur zur entsprechenden Zeit PM war. Es war ja nicht so, daß Thatcher ein funktionierendes Land übernommen und zu Grunde gerichtet hat – das UK hatte in den 70er Jahren ernsthafte Probleme. Und die Frage, was mit unrentablem Bergbau geschehen soll, gab es auch in anderen Ländern.
Filou ha detto:
Das Leben ist nicht gerecht. Maggi ging es um GB im Ganzen. Es gab schon britischeMerkwuerdigkeiten, die auf dem Kontinent an der Realitaet vorbei ironisch wahrgenommen wurden.
Die Gewerkschaften, so notwendig sie auch seien, waren eine rechte und maechtige Plage. Zusammengefasst (und argumentativ eng durch die Kurve gefahren) waren sie ein veritables Kulturhindernis. Dies nur als Beispiel.
Thorsten haupts ha detto:
@colorcraze:
Thatcher war, wie sie war. Sie war übrigens auch jemand, der umfassend an die Freiheit glaubte, wirtschaftliche wie politische. Sie war nie eine Konservative (nach britischen Masstäben), eher – für die britische Klassengesellschaft – das Gegenteil. Politisch war sie mindestens ebenso wirkungsmächtig wie wirtschaftlich.
Lustigerweise wird sie nie angegriffen für das, was sie auch getan hat: dem Westen seine Selbstachtung und seine Fähigkeit zurückzugeben, sich denen entgegenzustellen, die (damals unter der Fahne des “Sozialismus”) sich anschickten, alles in den Orkus der Geschichte zu schmeissen, was der Entwicklung des “neuen Menschen” im Wege stand. So lästige Dinge wie Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Rechtsstaat oder Eigentumssicherheit. Ihr Falklandkrieg wurde in der NATO damals (heimlich) gefeiert – sie hatte bewiesen, dass der Westen noch immer bereit war, notfalls auch unter hohem Risiko zu kämpfen. Für das Ende des Ostblocks war sie vermutlich ebenso wichtig wie Reagan oder der damalige polnische Papst.
Deshalb hassen Linke aller Länder sie inbrünstig. Nicht wegen ihrer Privatisierungspolitik.
Gruss,
Thorsten Haupts
Tyler Durden Volland ha detto:
Aber sicher doch, ja doch.
Könnt ihr Reaktionäre euch vielleicht mal einigen? Wie war das denn nun damals? Stand der Russe nun vor der Tür, oder nicht?
Beides in einem Thread zu behaupten könnte unvoreingenommene Leser nachdenklich stimmen.
Aktuell siehts in GB zum Thema der “Dame” übrigens so aus:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/thatcher-tod-bbc-zoegert-ding-dong-the-witch-is-dead-zu-spielen-a-894014.html
Wenn jetzt auch noch Kissinger stirbt, am besten genauso elendiglich wie Thatcher, und der wird ja dieses Jahr neunzig, dann könnte 2013 ein erfreuliches Jahre werden.
Folkher Braun ha detto:
Bester ThorHa:
Sie waren offenbar in den ersten Jahren der Thatcher- Politik nicht auf der Insel. Diese Frau hat den Pensionären des WK II den letzten Rest des finanziellen Rückhalts genommen, den jungen Arbeitern die grundlegenden Tarife zum Schutz gegen Verarmung und dafür wurden die Bankster hofiert ohne Ende. Wenn sie mal seinerzeit bei Great Yarmouth durch die Straßen gefahren sind, liefen Hunderte Leute mit selbstgebastelten Papier- Pickern herum, deren “Ladungen” sie später in der Papierfabrik ablieferten, die unsereins dann gepresst als Eierverpackung in´s Oldenburgische gefahren hat. Die Frau hat England arm gemacht. Ihre Erfolge gegen die Kohleminen- Gewerkschaften waren ein Krieg gegen alte Formen der Industrie. Neue hat sie nie geschaffen.
Tyler Durden Volland ha detto:
Es gibt Neues zur Dame:
http://www.der-postillon.com/2013/04/margaret-thatcher-privatisiert-holle.html
T.I.M. ha detto:
Ohne Ihm in der Sache grundsaetzlich widersprechen zu wollen (auch nicht zustimmen, dafuer ist meine Kenntnis britischer Innenpolitik der 70er Jahre zu rudimentaer), ist es doch interessant, wie viel Wirkmacht einer einzelnen Person von unserem Ein-Mann-anti(krypto)faschistischen Schutzwall zugeschrieben wird.
Normalerweise zitiert die Linke doch in aehnlichen Faellen gerne Brechts Fragen eines lesenden Arbeiters. Oder wie es der groesste lebende deutsche Stammtischphilosoph ausdrueckte: “A democrat always needs a majority!” Ueber das Fuer und Wider des Mehrheitswahlrechts laesst sich zwar streiten, aber eine demokratische Mehrheit hatte sie, das sollte man bei der Bewertung nicht ausser Acht lassen.
HansMeier555 ha detto:
Thatcher als Verteidigerin von Menschenrechten?
.
Was die Briten auf den Falklandinseln verteidigt haben, war eher das Völkerrecht. Und zwar das Völkerrecht in genau derjenigen klassischen Form (Unverletzlichkeit von ankerkannten Grenzen), die Thatchers politische Nachfolger heute so mutwillig zerstören. (Dass Thatcher die Rückgabe von Hongkong an China einleitete, könnte ein Beleg sein, dass sie das klassische Völkerrecht tatsächlich ernst nahm. Hätte sie “Demokratie-und-Menschenrechten” die unbedingte Priorität eingeräumt (wie das manche hirnlose Eiferer heute ja tun), dann hätte sie Hongkong behalten müssen.
.
Aber das mal beiseite
.
Ansonsten möchte ich meine Frage wiederholen: Konnte jemand, der in den 1920er Jahren geboren ist, Deindustrialisierung für einen normalen oder gar wünschenswerten und ökonomisch sinnvollen Prozess halten? Es geht mir gar nicht darum, was genau man hätte besser machen können. Mich interessiert eher die psychologische Seite. Musste nicht gerade jemand, der sonst immer so instinktiv konservativ und nationalistisch empfand wie Maggie und ganz in den Kategorien des 19. Jh. dachte — musste so jemand sich selber nicht als jämmerlicher Versager vorkommen, wenn er das Verschwinden der Industrie nicht aufhalten konnte?
GuX ha detto:
HansMeier, die Deindustrialisierung war doch eher die Konsequenz einer Politik, die unrentable Unternehmen nicht mehr weiter unterstützt hat. Die britische Automobilindustrie war nicht mehr lebensfähig (und hat dementsprechend zum größten Teil nicht überlebt), und auch die Schwerindustrie war es zum größten Teil. Da Thatcher im Gegensatz zu anderen Politikern diese Firmen auch nicht Medienwirksam gerettet hat, sind sie verschwunden – und mit ihnen natürlich auch die Industrie.
Allerdings ist de Deindustrialisierung des UK weniger extrem als man meint – Frankreich (ohne Thatcher) steht angeblich ähnlich da (wenn man GDP als Massstab nimmt).
HansMeier555 ha detto:
Lieber GuX,
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die Frage ist doch, ob man als Staatsmann so einen Prozess unter rein betriebswirtschaftlichen oder fiskalen Aspekten betrachten darf.
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Wenn es der Autoindustrie schlecht geht, dann müsste ein ehrgeiziger Politiker (insbesondere ein Konservativer) sich doch überlegen, was er tun kann, sie eben mittel- und langfristig wieder wettbewerbsfähig zu machen.
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Und an diese Möglichkeit muss er schon glauben!
Erstens, weil er ja als Patriot (im besten Sinne) seinen Landsleuten zutrauen muss, dass “sie es schaffen”, und zweitens, weil er als ehrgeiziger Politiker sich selber zutrauen muss, die richtigen Mittel und Wege zu finden, die ihn dort hinführen.
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Das neue postmoderne Credo — dass eine gesunde Volkswirtschaft eigentlich auch ohne verarbeitende Industrie allein mit “Dienstleistungen” auskommen kann — das passt absolut nicht zu dem, was irgendjemand zur Zeit von Frau Thatchers Jugend für verantwortungsbewußt, konservativ, patriotisch oder staatstragend gehalten hätte. Die ganze Welt war fest davon überzeugt, dass eine vollwertige prosperierende Nation auch über eine starke Industrie verfügen muss.
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Jetzt würde mich schon interessieren, ob und wie und wann sich unsere Maggie von dieser Überzeugung gelöst hat — obwohl sie doch an so vielen andern alten Vorstellungen krampfhaft festhielt.
Eine Frage, die sich natürlich auch in Bezug auf die britische Upper Class ingesamt stellt.
whatcrisis ha detto:
Sie hasste eben alles Linke, wie Reagan und Kohl auch. Da war weniger Verstand als viel mehr Instinkt und Ressentiment am Werk. Emotionen. Ein Anti-Kommunismus, der bereit war, für die gerechte Sache und den Sieg sogar zu sterben.
Die Gewerkschaften und jede Opposition kaputtzumachen, das war eben auch das Opfer der nationalen Industrie wert. Sie war eben nicht zimperlich und bereit da über Leichen zu gehen.
GuX ha detto:
Thatcher war konservativ eher im Sinne der viktorianischen Zeit. Man gibt den Menschen wirtschaftliche Freiheit – und zwar sowohl, um erfolgreich zu sein, als auch um zu scheitern. Warum soll man eine Industrie unterstützen, die nicht selbst überleben kann? Subventionen (oder andere Hilfen) führen letztendlich zur Abhängigkeit und fehlender Innovation – und sie behindern diejenigen, die neue Ideen haben. Diese Ansicht widerspricht eigentlich in keiner Weise der Tatsache, daß Thatcher auch ein Patriot war – eher im Gegenteil.
Thatcher war nie upper class – höchstens nach ihrer Amtszeit, als sie geadelt wurde, aber selbst darüber könnte man streiten. Sie selbst ist wohl eher middle class, und sie sah sich auch so; mit ihrer Politik ist sie ja auch in der upper class angeeckt, denn sie hat ja auch dort für einige Veränderungen gesorgt. Auf jeden Fall hat sie mit ihrer Politik das Klassensystem durcheinander geworfen, und es gab plötzlich Aufsteiger (den beliebten Essex man), die plötzlich mit Geld (aber ohne die geeignete Bildung) in die Mittelklasse kamen.
Allerdings weiß ich nicht, ob man ihr alleine die Verantwortung für die Entwicklung in den letzten 30 Jahren geben darf – im UK ist sie seit über 20 Jahren (davon über zehn Jahre Labour!) nicht mehr an der Macht, und trotzdem wirkt ihre Politik fort. Es war eine Labour-Regierung, die Studiengebühren eingeführt und die Eisenbahnprivatisierung vollendet hat. Und es war eine Labour-Regierung, die Betriebsrenten durch ihre Steuerpolitik nachhaltig geschädigt hat.
Sie ist durch ihre Art natürlich eine ideale Gallionsfigur – sowohl für die Linken als auch die Rechten, und vielleicht ist das auch gut so, denn es lenkt von den wirklichen Problemen ab.
dreamtimer ha detto:
Wegen des Know How Verlusts, der Entwertung der gesammelten Erfahrung. Es geht nicht um irgendein Allgemeinwissen, dass man aus Büchern erwerben kann, sondern um sehr spezifisches, oftmals implizites Wissen über Technik und Märkte. Ich bin sicher, würden die Deutschen die Autoindustrie aufgeben, weil mit dem Verkauf von Autos gerade mal keine guten Gewinne erzielt werden können, dann wären sie in diesem Segment weg vom Fenster und zwar für immer. Es bilden sich auch nur dort neue Industrien wo schon alte existiert haben, es sei denn über Preiskampf und geschickte Industriepolitik werden diese in sog. Schwellenländern hochgezogen und wettbewerbsfähig gemacht. Auch das dauert Jahrzehnte und passiert nur dort wo die Wachstumserwartungen entsprechend groß sind.
Natürlich kann auch Know How entwertet werden, aber dies nur durch technologischen Fortschritt und nicht durch marktwirtschaftliche Praxis und selbst da wäre ich vorsichtig und würde immer nach Nischen fragen, in denen es überleben und sich weiterentwickeln kann.
GuX ha detto:
Dreamtimer – das stimmt, es geht natürlich Wissen und Erfahrung verloren; aber ist es Wissen, das auch noch gebraucht wird? Und um welchen Preis soll man dieses Wissen erhalten? Und wenn das Wissen und die Erfahrung durch Subventionen erhalten wird – gibt es dann überhaupt noch einen Ansporn zur Weiterentwicklung. Und die Regierung weigert sich recht konsequent, erfolglose Unternehmen zu Retten – eine Rettungsaktion nach Schroeder-Art gibt es nicht und wird auch nicht gefordert; die Banken waren hier eine Ausnahme, und das war meiner Meinung nach ein Fehler
Ihr letzter Absatz widerspricht sich in meinen Augen, denn wie wirkt sich der technologische Fortschritt auf eine Industrie aus, wenn nicht durch marktwirtschaftlichen Erfolg? Es gibt genug Beispiele für technisch überlegene Produkte, die sich nicht am Markt durchsetzten und wider verloren gingen.
whatcrisis ha detto:
Es litt und leidet ja nicht nur die Industrie. Im Ergebnis haben sich doch alle volkswirtschaftlichen Indikatoren verschlechtert und alle Sektoren/Branchen wurden geschwächt. Eigenkapital, Rücklagen, Betriebsvermögen nähern sich Null (oder lägen bei Bilanzehrlichkeit sogar im Minus), man produziert auf Pump mit fremdem Geld und auf fremder Leute Gnaden während die Buchgeldmenge wächst und so all die geliehene Stärke nur eine nominale, faktisch aber ein Schwinden der Kräfte ist…
Ein effektiveres Anti-Wachstumsprogramm als dieser real-existierende und real-praktizierte Neoliberalismus ist mir jedenfalls nicht bekannt. So kurzsichtig, und so undurchdacht (ich unterstelle mal, dass sie nur nicht wissen was sie tun, weil ich ja grundsätzlich maßvoll und milde urteilen möchte; was freilich nicht ausschließt, dass sie aber in Wahrheit genau wissen und vorsätzlich wollen, was sie tun).
Wäre ich ein Ökotugendterrorist, könnte ich derartigen Konservatismus sogar schon wieder gut finden: Verelendete Massen haben notgedrungenermaßen weniger Ressourcenverbrauch, und durch je weniger man eine begrenzte Ressourcenmenge (ver-)teilen muss, desto höher der Ressourcen”gewinn” für die Gewinner.
Die richtige Verteilung machts. Malthus. Sperrt man Ratten in einen Käfig und verknappt das Futter gen Null, zeigen sich alsbald unappetitliche Verteilungskonflikte. Nur – warum sollte man das tun? Warum tut man das? HansMeier555s Frage finde ich nur allzu berechtigt.
HansMeier555 ha detto:
Und was ThorHa als “Selbstachtung des Westens” bezeichnet, ist wohl eher das Ergebnis erfolgreicher politischer Umerziehung.
.
Für die nichtlinken Deutschen der Nachkriegsjarzehnte standen ihre nationale Selbstachtung im Vordergrund, darunter natürlich v.a. ihr Recht auf “nationale Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit”.
.
Wie Thatcher über dieses Recht dachte, wissen wir inzwischen gut genug. Da lag sie doch mit Honecker und Mielke ganz auf einer Linie.
achwas ha detto:
Hören Sie Mr. Elvis Costello zu:
http://www.youtube.com/watch?v=K-BZIWSI5UQ
…
Billy Bragg mahnt, dies sei keine Zeit zu feiern. “Der Tod von Margaret Thatcher ist nichts weiter als eine hervorstechende Erinnerung, wie Großbritannien in die Schweinerei geraten ist, in der wir uns heute befinden.”
http://www.n-tv.de/panorama/Brixton-feiert-Thatchers-Tod-article10436126.html
Savall ha detto:
Schade, daß die Diskussion jetzt schon losbricht. Don Alphonso hatte einen Beitrag dazu für heute angekündigt. Sei’s drum. Mich erstaunt, welche Emotionen Maggies Tod allenthalben hervorruft. Es ist mir etwas unkommod, sich über den Tod eines Menschen zu freuen. Das schickt sich nicht. Davon abgesehen hab ich auch nur grauslige Erinnerungen an sie. Ich hab sie ja in ihrer Wirkungszeit technisch bedingt nur in einseitiger Darstellung kennengelernt (eigentlich nur durch die ARD, Tagessschau und Weltspiegel vor allem). Deshalb traue ich mir kein Urteil zu. Was ich erlebt habe war das Wirken eines Gottseibeiuns. Was bleibt? Der Bergarbeiterstreik, “I want my money back!”, ein Nachfolger, wie er peinlicher nicht sein konnte. Daß sie gegen die Wiedervereinigung war, nehme ich ihr nicht übel. Das war aus britischer Sicht Staatsräson. Konservativ war sie durchaus nicht, da stimme ich HM555 zu. Über die Motive könnte ich nur spekulieren.
Kennt übrigens jemand dieses wundervolle TV-Serie?
http://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Kartenhaus
Köstlich ha detto:
http://barrique.sanpatrignano.org/en
Hierher schicken die Italiener ihr -mit zu viel Speed- aus der Bahn geworfenes Jungvolk.
.
Und es kommt auch noch was schickes dabei raus!
Köstlich ha detto:
http://barrique.sanpatrignano.org/en
.
Hierher schicken die Italiener ihr -wegen zu viel Speed- aus der Bahn geworfenes Jungvolk.
.
Und es kommt auch noch was schickes bei raus!
HansMeier555 ha detto:
Und was hat eigentlich ihr Sohn getrieben?
Und wer hatte den so erzogen?
HansMeier555 ha detto:
Das führt uns ja direkt zurück zum eigentlichen Thema des Artikels.
Savall ha detto:
Es ist wohl etwas mißlich, politische Leistungen und Fehlleistungen an persönlichen Eigenheiten festzumachen. Allein in diesem Falle mag das durchaus hingehen. Schließlich sind Politiker auch nur Menschen. Wenn mich nicht alles täuscht, dann hat Maggie tatsächlich ihre Kindheitserfahrungen auf ihre Politik übertragen. Dieses knickrige Pennyrechnen, mein Konkurrent ist mein Feind, die Familie über alles, alles Nazis außer Papi. Das ist eine Haltung, die ich ihr durchaus unterstelle. Die Wirkungen waren dann entsprechend. In der heutigen Print-Ausgabe war übrigens ein Artikel über ihre Freundschaft mit Pinochet. Es ist wieder mal Zeit, Liebermann zu zitieren.
HansMeier555 ha detto:
Apropos: Wie geht es eigentlich dem Sunbeam-selig?
Thorsten haupts ha detto:
“Und was ThorHa als “Selbstachtung des Westens” bezeichnet, ist wohl eher das Ergebnis erfolgreicher politischer Umerziehung.”
Aha. Ich bin über 50 und denke seit mehr als 30 Jahren so. Und kenne da auch noch einige andere.
“Und was hat eigentlich ihr Sohn getrieben?”
ICH habe ja mal gelernt, dass man als Eltern Kinder nur an den Start bringen kann, danach sind sie als Erwachsene für sich selbst verantwortlich? Mann, Mann, zu welch ekelhaften Angriffen Hass einen führen kann …
Gruss,
Thorsten Haupts
Thorsten haupts ha detto:
“Eine Frage, die sich natürlich auch in Bezug auf die britische Upper Class ingesamt stellt.”
Thatcher war “Upper Class”? Hmmm, sehr viel Ahnung vom Grossbritannien vor Thatcher haben Sie nicht, nein?
Gruss,
Thorsten Haupts
Vroni ha detto:
Thatcher und Schröder – auch der Jockel Grünspan – sind für mich Beispiele dafür, was passieren kann, lässt man jemanden von ganz unten nach fast ganz oben. Um dort oben dann was zu sagen zu haben. Sie sind kompromisslos, sie sind Basta!-Leute, kleine Generäle, oftmals auch gefühlt in der falschen Partei.
Die Betonung liegt auf kann.
Es ist nicht gesagt, dass ein Oberklassenschwindling nicht das gleiche gemacht hätte wie sie:
Den gleichen Inhalt verfolgt. Halt mit weniger Emphase oder Verve, da Gelassenheit für die ein unabdingbarer Habitus ist. Einem von unten wie Basta!-Schröder oder der Handtaschen-schleudernden Thatcher kommt Gelassenheit vermutlich immer eher wie Lahmarschigkeit vor.
(Was es vermutlich in Wirklichkeit auch ist.)
HansMeier555 ha detto:
Umerziehung oder Nichterziehung, das lässt sich hinterher nicht immer so genau sagen.
sambossa ha detto:
“Mal eine Frage: Konnte jemand der Generation Thatcher innerlich wirklich davon überzeugt sein, dass Deindustrialisierung etwas Gutes ist?” HansMeier 555 (aprile 12, 2013 alle 10:14 pm)
Und schon ist das angesprochene Thema auf die Blog-Agenda gesetzt. Kommt ein Meier geflogen, ist auch Thorsten haupts meist nicht fern 🙂
Filou ha detto:
Der Junge aus der 6b ist mal wieder gelangweilt. Unsere Klasse spielt heut Abend gegen die Rugby.
Savall ha detto:
Achje, Filou, seit wir vom Salon geradewegs auf die Wiese gewechselt sind ist doch Rugby geradezu Pflicht. Ich jedenfalls verfolge geradezu fasziniert den Praxisbeweis, daß Typographie einen eminenten Einfluß auf den Inhalt hat. Von wegen Text ist Text und die Präsentation wäre völlig gleichgültig. *lach*
Filou ha detto:
Bei der Siegerehrung werde ich die schoene “Ballade von der Niedertraechtigkeit” von Filou F. Filou vortragen. Her mit dem Lorbeerkranz! Und im Entmuedungsbad will ich nur leichtbekleidete Musen sehen. Musen! Keine Fussballernutten!
Filou ha detto:
Und wenn ich Musen meine, dann nicht solche anaemischen Jugendstilgerippe.
Filou ha detto:
Sackerlbetongnochomo!
T.I.M. ha detto:
Musen? Was wollen Sie denn mit Musen? (Bzw. wie interpretieren Sie Euterpes Floetenspiel?) Der deutsche Recke erwartet “Wunschmaedchen”!
Savall ha detto:
Ich bin ja bekanntermaßen derzeit mit Karl Kraus zugange. Eben erst hat er Oscar Wilde vor diversen Press-Schweinigeleien in Schutz nehmen müssen. Insofern präferiere ich die “Ballade vom Zuchthaus zu Reading”. (Man faßt es ja nicht, aber die haben damals tatsächlich “Salome” verrissen. Hohlköpfe. Kraus war selbstredend anderer Meinung. Also nixda von wegen, daß man es später besser wissen würde.) Aber ansonsten stimmt, was Sie sagen.
Filou ha detto:
Salome nicht gelesen und nicht gesehen. Aber die schoenen Zeichnungen von Aubrey Beardsley sind mir mehr als wohlbekannt. Damit dekorierte ich das Schlafzimmer eines Freundes, der gerade-und diesmal endgueltig-von seiner Frau verlassen wurde. Erst spaeter begriff er das segensreiche dieser vermeintlichen Katastrophe-da kam das dekadent umgebaute Schlafzimmer gerade recht.
Es hielt 4 Jahre. Dann kam eine Entschlossene, nahm ihn fest (heiratete) ihn. Im Porzer Moebelcenter wurde ein neues Schlafzimmer bestellt. Der Rest ist Schweigen. Und drei Kinder. Und Ferien im Sauerland.
Sauerland!
HansMeier555 ha detto:
Mein Versuch mich zum Hauptthema zurückzuplaudern wurde leider nicht allzu positiv aufgenommen.
.
Jedenfalls hatte der Herr Thatcher Jr. eindeutig zu früh zu viel Kredit, und das dürfte könnte möglicherweise mit dem Beruf seiner Eltern zu tun gehabt haben.
.
Als Rallyebruchpilot in der Wüste “englischer Patient” zu spielen oder als Warlord in Burkina Faso eingelocht zu werden hatte natürlich trotzdem mehr Stil als in Berliner Sozialämtern rumzuhängen.
Vroni ha detto:
“Mein Versuch mich zum Hauptthema zurückzuplaudern wurde leider nicht allzu positiv aufgenommen.”
Meiner auch nicht. Eher ignoriert.
Oprtimierungsvorschlag (fast so gut wie der für die Optimierung eines Flötenkonzerts)
Arbeitssersparnis für Don:
Wenn sowieso nach dem 10. Post ganz anneres geschnackt wird: Vielleicht kann Don sich ja in Zukunft seine durchaus mit Fleiß und nicht ganz ohne Eloquenz produzierten Einstiegsartikel gänzlich sparen und lediglich
Reizähm Stichwörter vorgeben:Thatcher!
Jugend!
Erben!
Geld!
Schreibt Ihr Schweine!– – –
*Nicht hauen* Bin gegen die Prügelstrafe. Vor allem, wenn sie mich trifft.
Bitte meinen Sarkasmus heut verzeihn: Bin grade mal wieder mit der Anfrage eines Startups konfrontiert worden. Wie immer Idee aus den US, von der es gefühlt in EU oder D schon mindestens 5 Copycats gibbet.
Der E-Mial-Diskurs dazu wird ungefähr so wirr laufen:
“Mojsche, was soll eigentlich das ‘P’ im Namen Haman?” –
“Im Namen Haman ist doch gar kein ‘P’ drin!” – “Wieso ist kein ‘P’ im Namen Haman?” –
“Was soll denn ein ‘P’ im Namen Haman!?” – “Das frag ich doch!”
Gez.
Die Rächerin der Entnervten
achwas ha detto:
Für Vroni noch ein “dada”-Gedicht:
von
Schwitters, Kurt 1887-1948
Cigarren [elementar]
Cigarren
Ci
garr
ren
Ce
i
ge
err
err
e
en
Ce
CeI
CeIGe
CeIGeA
CeIGeAErr
CeIGeAErrEr
CeIGeAErrErr
CeIGeAErrErr
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EEn
En
Ce
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ge
a
err
err
e
en
CI
garr
ren
Cigarren (Der letzte Vers wird gesungen.)
Vroni ha detto:
Ich verzichte jetzt an dieser Stelle auf ‘mein’ Grashüpfergedicht von E. ‘Ieh! Halbnazi’ E. Cummings
Savall ha detto:
Schreibt, Ihr Schweine!
Diesen Eindruck hab ich auch manchmal, Vroni. Vermutlich hat D.A. mit uns schon manchen vergnüglichen Nachmittag erlebt. Allein, man kommt irgendwie nicht davon los, nicht wahr? Im übrigen sollte man das alles nicht so ernst nehmen. (Wenn ich aber mal etwas meckern dürfte: es gibt mir hier zu wenig Donna Laura.)
Filou ha detto:
Eine reicht.
Savall ha detto:
Wohl wahr. Aber wo ist sie?
Vroni ha detto:
Zu wenig Spitzendeckchen?
Zu wenig Jagdthemen?
Vielleicht mit rumkettensägen im Wald beschäftigt. (Ich darf ja offiziell nicht mithelfen. Hab keinen Kettensägenschein; aber den verbalen schon wieder.)
Lasst euch doch was einfallen.
Der Vroni-Tag geht. Donna Laura kommt.
achwas ha detto:
Kaum freut man(n) sich, dass Vroni wieder da ist,
da wird schon wieder nach anderen Musen gejammert…
Savall ha detto:
Von Musen kann man gar nicht genug haben. Man konsultiere des Peter Hacksens gleichnamige Drama.
Vroni ha detto:
Zu Recht:
Man kann ja nie wissen, wann die eine, die grade mal da ist, auch wieder abgängig wird. Das ist so mit den doofen Musen: Nie sindse dann, wenn man sie wirklich braucht.
Man braucht ständig Ersatz. Auch sind sie leicht vergrault, wenn man sie nicht krault.
HansMeier555 ha detto:
Und doch, ich glaube in vollem Ernst, dass das ERscheinungsbild von Kindern immer sehr viel über ihre Eltern aussagt.
.
Das ist so eine stockkonservative Grundüberzeugung von mir.
HansMeier555 ha detto:
Im übrigen kann ich nichts dafür, wenn sich manche Leute von jeder Bemerkung, die nicht ihrem eigenen Weltbild entspricht, immer gleich so reagieren, als hätte ich sie persönlich angreifen wollen.
Savall ha detto:
Richard Strauss konveniert Ihnen nicht, Filou? Schade eigentlich. Der Schleiertanz dürfte Ihnen gefallen.
.
Eltern und ihre schäbigen Kinder, tja. Ein weites Feld, möchte ich meinen. Wie weit reicht Erziehung und wann driftet sie ins Gegenteil? Nehmen wir den armen August Goethe. Scheitern vorgezeichnet. Er hatte das Kainsmal schon mit seiner Geburt aufgedrückt bekommen. Ich würde unter den befremdlichen Handlungen der Maggie ein Erziehungsdefizit nicht unter ihre größten Sünden einreihen. Als pars pro toto mag es immerhin stehenbleiben.
Filou ha detto:
Richard Strauss, oh Herr, ich hab die Salome in einer vorzueglichen Auffuehrung als Vinyle auf dem Dachboden. Ich hab’s probiert. Der und ich kommen nicht zusammen. Musik endet bei mir kurz hinter Offenbach (nicht das Vorkaff von Ffm.).
Meine Seele schwingt mit der Harmonie des 17ten und 18 Jhtd. An dem Tag, an dem Peruecken, Spitzenjabots und galante Gestik wieder Mode werden, bin ich bereit, mich fuer die dazu passende Bekleidung vollstaendig zu ruinieren.
Ich seh’ mich schon auf einem gelaesten Ross hoch sitzend, begleitet von einer Battaglia Charpentiers durch unser Dorf reiten.
(Frage des Dirigenten der Vereinigung “Kunst naar arbeid” (klingt nach DDR, gell?): ‘Hae. Baddaljia, Scharpengwas? De Koningswals mag je wel hebben!’)
Vroni ha detto:
“An dem Tag, an dem Peruecken, Spitzenjabots und galante Gestik wieder Mode werden, …”
Einer muss ja mal den Anfang machen. Warum so unmutig.
Wenn ich sehe, woraus manche andere ihren Ganzjahresfasching so machen: mit Caprihosen!!! ….
Mitmachen: Mein Mann bestellt grade für Interessenten mit in UK Rüschenhemden aus dem 18.Jahrhundert – nur für echte Mannsbilder. Grund für die ‘einer für alle’-Musketier-Sammelbestellung: Mien geliebter
KatteGeizekragen will Royal Mail sparen.Filou ha detto:
Dunkel erinnere ich Lagerfelden dazu.
Ich bin schon mutig, aber nicht Todesmutig [1]. In Koeln kaeme ich derartig angezogen relativ unbeschadet ueber die Strasse. Aber hier?
[1] Vorhin erhielt ich einen Anruf meines Fuehrungsoffiziers vom Mossad. Ob ich nicht waehrend einer Dienstreise unschuldige Moslemkinder fangen wolle, die man dann in Rafi’s Matzenbaeckerei zu sauerteigfreien Gebaeck verarbeiten koenne. Nicht wahr, Herr Meier?
Filou ha detto:
Die Fabrik steht in Petah-Tikwa und ist bekannt fuer ihre Qualitaetsprodukte.
Vroni ha detto:
Nein, nicht in Israel..
Dümpeln irgendwo im Pazifischen Raum:
http://www.gentlemansemporium.com/gentlemans.php
Gute Site!
Lagerfeld holt sich da seine Vatermörderideen.
Vroni ha detto:
Der hier für unsere Brainies hier:
http://www.gentlemansemporium.com/store/vict_mens_47.php
Filou ha detto:
Ist mir nicht alt genug. Erinnert mich an Jack the Ripper (Guter Mann uebrigens. Es haetten aber nicht Frauen sein muessen.) oder den schwulen Sherlock.
Ausserdem ist es englisch.
Ich bin so furchtbar frankophil. Eine Liebe, die nicht wirklich auf Gegenseitigkeit beruht.
Vroni ha detto:
Schade. Dachte irrtümlich, diese Richtung passt und reicht zumindest zum Pferdestall Ausmisten:
http://www.gentlemansemporium.com/store/003659.php
Man kann diesem intelligent-ridicule Jabot-Hemdchen das Französich-Parlieren noch beibringen, n’est-ce pas?
Filou ha detto:
Also jetzt, ich bin gefangen. Bloss, wo soll ich das tragen? Zu meinen eternal jeans?
Gibst da nicht eine auschweifende Jacke und eine einzwaengende (aua) Hose?
Und Struempfchen und Schuechen?
Filou ha detto:
Vroni, haetten Sie mal direkt richtig verlinkt. Jetzt bin ich bei Korsetts angekommen. Das ist doch mal was.
Morning exercise: Madame einschnueren. Frueher hatte die eine Taille, da konnte ich sie mit meinen zwei kleinen Kuenstlerhaenden umfassen. Nun brauche ich vier. Bei acht gebe ich mir die Kugel (Rochet). Oder ihr (Blei).
Savall ha detto:
Nein, nein, Filou, nicht hören, sondern sehen! Aber ich sehe Ihren point of view. Allein, ich bin ein hoffnungsloser Romantiker. Wenn ich diesen Satz höre: “Sieh die Mondscheibe, wie sie seltsam aussieht. Wie eine Frau, die aufsteigt aus dem Grab.”, dann bin ich rettungslos verloren.
Rüschenhemden sind mir auf jeden Fall gefälliger, Vroni, als die Scheußlichkeiten, die mich im künftigen Sommer erwarten werden. (Manche Leute habe keine Selbstachtung oder gucken RTL.)
Filou ha detto:
Sehen, hui. Auf der Suche nach einem ‘Saul’ von Haendel auf DuRohr kam mir vorgestern eine Auffuehrung aus Mainz vor meine traenentrueben Augen.
Also neee! In Deutschland ist es nicht mehr moeglich, die SaengerInnen auf ein Stuehlchen zu setzen-und wenn’s soweeit ist, aufstehen zu lassen, schoen zu toenen…
…Sie wissen schon was ich meine.
Diesmal wieder nicht. Da musste ein Dramaturg ein “szenisches Oratorium” auf die Buehne stellen. Da wurden Haende in Blut getaucht, ein Ballett musste irre rumzappeln, Saenger in lustigen Posen minutenlang erstarren.
Dirigiert wurde von einer Frau (Quote?), die machte das frisch und lustig. Hei da ging die Post ab.
Musik: Prima.
Der Rest: Kokolores.
T.I.M. ha detto:
Als ich noch in Mainz wohnte, war eine Frau sogar Chefdirigentin – Catherine Rückwardt. Vielleicht hat sie ja auch Ihre Auffuehrung dirigiert.
Filou ha detto:
Genau DIE meine ich.
T.I.M. ha detto:
Nun ja, hab ein paar passable Dirigate von ihr gehoert (u.a. eine furchtbare Inszenierung von Madama Butterfly von Katharina Wagner). Den Abstand zu richtig gut habe ich aber immer eher beim mittelpraechtigen Orchester vermutet.
(Grandiose deutsche Kleinstaatlichkeit: Mainz und Wiesbaden halten sich jeweils ein mittelpraechtiges Opernorchester, statt zussamen ein wirklich gutes auf die Beine zu stellen. Von dem “Rest” koennte man noch ein ansprechendes Kammerorchester bauen ohne insgesamt Mehrkosten zu haben.)
Filou ha detto:
So ein feinsinniger Schmecklecker bin ich ja nicht. Ich fand den Saul richtig gut. Man musste nur die Augen vom Schirm nehmen.
Man sollte sowieso moderne deutsche Opernregisseure nach Sibieren ins Umerziehungslager schicken.
Und den Huskys zum Frass vorwerfen.
Filou ha detto:
“Sieh die Mondscheibe, wie sie seltsam aussieht. Wie eine Frau, die aufsteigt aus dem Grab.”
Moensch, Savall, ich habe mich jetzt stundenlang um dieses Zitat gekringelt. Ich stellte mir vor, ich schroebe sowas (dazu bin ich durchaus faehig), was wuerde mir wohl am naechsten Morgen, wenn der Rausch vergezogen und keine Aspirin zur Hand sind, wohl dazu noch einfallen?
Klar, voller Selbstironie taete ich mir in der neachsten Kneipe erstmal ein Stuetzbier einpfeifen. Oder auch zwei. Und dann, nach ausreichender Hopfenkur wuerde mir die verkurzte Fassung eines Wiener Dichters einfallen:
“Der Mond is oin nakkerder Oarsch”.
Savall ha detto:
Ich sagte ja, daß ich ein sentimentaler Idiot bin. Lassens mir einfach meine Illusionen, Filou. 🙂
Filou ha detto:
Nix fuer unjut.
Filou ha detto:
Was waere die deutschsprachige Literatur ohne Oesterreich.
HansMeier555 ha detto:
Und was Oscar Wilde betrifft, so muss man halt auch sehen, dass jede Zeit ihre eigenen Wertmaßstäbe hat.
.
Die viktorianische Epoche war eben noch nicht homosexuell aufgeklärt. Das wusste man damals einfach nicht so genau, ob das nun eine fixe Veranlagung ist oder womöglich eine ansteckende Krankheit? Jedenfalls hatten da manche Eltern ganz real die Angst, dass so ein Perverser ihre bis dahin kerngesundne Sprösslinge “verführen” und “schwul machen” könnte. Wir heute lachen darüber, aber mit welchem Recht eigentlich? Woher hätten denn die armen viktorianischen Zeitgenossen wissen sollen, dass das das alles irgendwie anders miteinander zusammenhängt?
.
Sie haben Oscar Wilde ziemlich genau so beurteilt wie wir heute die Lehrer auf der Odenwaldschule.
.
Natürlich kann man auch wieder einwenden, dass so was einen Tag vor dem 18. Geburtstag ganz ganz anders beurteilt werden müsse als einen Tag danach.
.
pascha50 ha detto:
“Oscar was Wilde, but Thornton was Wilder”
Thorsten haupts ha detto:
@HansMeier555:
Nein, Sie können nie was dafür, wenn man Ihre Giftspitzen ernst nimmt. Nichterziehung?
Gruss,
Thorsten Haupts
Savall ha detto:
Das ist durchaus zeitabhängig, da stimme ich Ihnen zu HM555. Aber ein Kunstwerk anhand einer wie auch immer gearteten Verfehlung zu beurteilen ist albern. Vollends schäbig wird es, wenn man mit den Vorurteilen des Publikums spielt. Und Kraus hat beides, die künstlerische Präponderanz Wildes und die Schäbigkeit des Rezensenten eben schon damals erkannt.
Nachzulesen hier:
http://corpus1.aac.ac.at/fackel/
Nr. 150 v. 23.12.1903. (Die Anmeldung ist kostenlos, es braucht nur eine gültige Mailadresse.)
HansMeier555 ha detto:
Lieber Thorsten Haupts,
.
darin besteht ja die gute Erziehung: Die eigene Meinung so zu formulieren, dass sich niemand über eine Verletzung der äußeren Form beschweren kann.
Filou ha detto:
Zitat; “…aber es muss auch Loser geben. Nicht wahr Rosinante?” (Oktober 2010)
HansMeier555 ha detto:
Die englische Aristokratie definiert sich über den Sport, d.h. über die Fähigkeit, mit Anstand verlieren zu können. Wenn nicht im wirklichken Leben, dann doch zumindest im Spiel.
Thorsten haupts ha detto:
Ja, das habe ich auch mal geglaubt. Bis ich begriffen habe, dass es die ideale Tarnung für Feiglinge ist – weil man einen anderen (und dessen Meinung) nicht direkt angreifen möchte, tut man es auf Umwegen.
Seitdem bin ich für die Wiedereinführung des Duellrechtes.
Übrigens gehört zu diesen von Ihnen eingeforderten Umgangsformen auch, andere nicht über ihre Verwandten nierderzumachen, sich mit Namen anzureden und Toten keinen Dreck hinterherzuwerfen. Wenn Sie schon auf Umgangsformen bestehen, dann bitte der ganze Kanon. Rosinenpicken ist doch, lieber “HansMeier555”, etwas für Bankster, nicht wahr?
Gruss,
Thorsten Haupts
Vroni ha detto:
“Seitdem bin ich für die Wiedereinführung des Duellrechtes.”
Vae victis.
Da Duellrecht wurde zu Recht abgeschafft, weil dem Kaiser die Männer ausgingen. Das Offizierstum dezimierte sich mit Fleiß. Dabei hätt das gar nicht sein müssen, die Pistolenzen dieser Kurzsichtigen schossen doch eh 5 m daneben.
Thorsten haupts ha detto:
Verehrte Vroni, ich demonstriere Ihnen gerne einmal die Treffgenauigkeit einer guten Schwarzpulver-Duellpistole auf 20 oder 50 Schritt (näherungsweise 8-10 bzw. 20-25 Meter).
Gruss,
Thorsten Haupts
Vroni ha detto:
Aber net bei Nebel früh um fünf.
Und net beim Schüsseles-Staa bei Fischbach
Da werd mit Schwarzwälderkitsch-Torten geworfen, verstängans.
Pulver, tss.
Filou ha detto:
Aber auch beleidigte Dichter pflegten sich zu schiessen.
Das soll die Literatur um einiges ertraeglicher gemacht haben.
Aber weiss man, welcher Spaetvollendeter vor Erreichen seiner Reife von uns getragen wurde?
Vroni ha detto:
Versuchsweise bei Starbloggers wieder einführen.
Filou ha detto:
Die treiben sich doch gegenseitig in den Selbstmord.
Ist auch heroisch.
Kleist.
Berlin.
Musser halt dorthin.
HansMeier555 ha detto:
Lieber ThorHa,
.
es ist wirklich nicht meine Schuld, dass Sie sich immer so echauffieren und dann auch gleich persönlich beleidigend werden müssen.
.
(Vielleicht ist das Ihr Dilemma: Angemessene Mittel zur Selbstbehauptung stehen Ihnen nicht zur Verfügung, und darum müssen Sie halt zu unangemessenen greifen. Und fühlen sich dabei auch voll im Recht, vermutlich so im Sinne von “legitimer Notwehr”? Nicht gewinnbare Konflikte einfach zu vermeiden scheint ja für Sie keine Option zu sein.)
.
Was die Familie betrifft, so hat nicht mal Thatcher ihre Bedeutung bestritten.
Ihrem berühmten Zitat, “there is no such thing as society” soll sie ja schnell den Satz nachgeschoben haben: “but there are families”!
.
Einer Frau, die immerhin in den erblichen Adelsstand erhoben wurde, darf man das wohl nachsehen.
Thorsten haupts ha detto:
Lieber “HansMeier555”,
belehren lasse ich mich gerne von klügeren oder besser erzogenen Leuten, Sie gehören nicht dazu.
Dass Sie mit keinem Wort auf meine Replik zum Thema “Benehmen” eingegangen sind, passt ins Bild – Sie weichen lieber auf einen neuen persönlichen Angriff aus.
Warum Sie sich für persönlich überlegen halten, weiss ich nicht, aber das ist wahrscheinlich Ihr Dilemma: Unbegründete Arroganz, ungenügende Mittel zu deren Unterhalt.
Gruss,
Thorsten Haupts
HansMeier555 ha detto:
Lieber Thorsten Haupts,
.
worauf soll ich denn da noch “eingehen”, nachdem Sie mich schon einen “Feigling” genannt und sozsagen schon zum Duell gefordert haben?
.
Sie glauben wirklich, dass ich Ihnen jetzt immer noch “Argumente” schuldig bin?
Thorsten haupts ha detto:
Verehrtester “HansMeier555”,
ich verstehe Sie nicht? Ich habe doch gar nicht SIE einen Feigling genannt, sondern nur alle, die sich hinter von ihnen selbst beliebig verletzten Umgangsformen verschanzen? Das ist doch nach Ihrer eigenen Definition die völlig akzeptable, höfliche, Methode, seine eigene Meinung auszudrücken?
Vollkommen verblüfft,
Thorsten Haupts
HansMeier555 ha detto:
Ansonsten kann ich mich gar nicht erinnern, dass ich Sie heute auch nur ein einziges Mal persönlich angegriffen hätte.
Vielleicht geben Sie mir einen Hinweis, durch welche Äußerung Sie sich beleidigt fühlten?
Nur interessehalber.
HansMeier555 ha detto:
Lieber Thorsten Haupts,
.
haha, das war eine schöne Retourkutsche!
HansMeier555 ha detto:
Aber egal: Ich schreib das ja nur um Ihnen verständlich zu machen, warum ich wenig motiviert bin, mit Ihnen “vernünftig” zu diskutieren.
.
(Tatsächlich bin ich sogar auf Ihr Familienargument eingegangen (6:22, untere Abschnitte) und Sie haben es nur nicht gemerkt…)
Thorsten haupts ha detto:
Aber mein verehrter Chefironiker,
ich habe niemals irgendeine Form von Familienargument bemüht? Sondern lediglich darauf hingewiesen, dass die Verwendung der Schandtaten irgendwelcher Verwandter nach den von Ihnen so hochgehaltenen Umgangsformen nun einfach gar nicht geht?
Immer verblüffter,
Thorsten Haupts
HansMeier555 ha detto:
Und ob das geht!
Gerade in einer Gesellschaft, in welcher es ein Königshaus, ein Oberhaus und den erblichen Adel noch gibt.
Thorsten haupts ha detto:
“Ansonsten kann ich mich gar nicht erinnern,”
Sehen Sie, da geht´s Ihnen wie mir. Ich hatte lediglich ganz allgemein bemerkt “Mann, Mann, zu welch ekelhaften Angriffen Hass einen führen kann … Und das war doch ausreichend allgemein, dass SIE sich unmöglich gemeint gefühlt haben können?
Mit noch immer wachsender Verwunderung,
Thorsten Haupts
HansMeier555 ha detto:
Sehen Sie mal: Das Ehepaar Thatcher wurde in den Erbadel erhoben. Aufgrund ihrer großen Verdienste. Was eben bedeutet, dass der besagte Sohn den Titel und einen gesellschaftlichen Status erben wird.
.
Und da soll es nicht erlaubt sein, darüber zu reden?
.
Und das noch in einem Land, wo sich die Thatcherpartei und die Murdockpresse stets gegenseitig untersützt haben?
HansMeier555 ha detto:
Lieber Thorsten Haupts,
.
leider habe ich den Eindruck, dass zu viel persönliche Kabbelei anderen Mitlesenden heftig auf die Nerven geht.
.
Wenn Sie sich vorgenommen haben, Ihre Polemik künftig etwas “indirekter” und “ironischer” zu formulieren, dann begrüsse ich das sehr und möchte Ihnen auch zu Ihren ersten Anfangserfolgen gratulieren, auf die Sie zu Recht stolz sind.
Weiter so!
dreamtimer ha detto:
Nun kann man Thatcher ja als Radikale sui generis betrachten, die die Grunderzählung der Moderne fortsetzte, derzufolge die Geschichte gelegentlich in den Orkus geschmissen werden muss, um einem neuen Menschentypus die Bühne zu bereiten. Man kann sie als bedeutendste politische Avantgardistin der letzten 50 Jahre würdigen, auch wenn man ihren Kurs nicht schätzt. Andererseits kann man ihn natürlich auch mögen, einfach weil man durch ihn Zugang zum Genuss von politischem Radikalismus hatte, einem Radikalismus, der sich konservativ camouflierte, womit er nicht mit jenem des linken Erzfeinds verwechselt werden konnte, der immer reichlich davon besaß.
Die grauselige Parodie dieses Krisskross der Ideologien und ihrem großen Spiel konnten wir dann in den Nuller Jahren bei Bush und seinen Neocons erleben, in der kurzen Zeit des amerikanischen “Unilateralismus” und dem “Ende der Geschichte”, die sich in eine Art undefinierbare Krisenzeit verwandelt hat, von der nicht klar ist, was sie eigentlich bestimmt und was sie überwinden könnte.
Thorsten haupts ha detto:
Völlig richtige Einschätzung – Thatcher war (wie Reagan) radikal. Ich habe beide immer so verstanden – als generische Antwort von Teilen des “rechten” Lagers auf die Radikalität des linken Vorstosses in den Jahrzehnten zuvor. Neurechte, keine Traditionsrechten, für die Vronis Einschätzung durchaus nicht falsch ist.
Das wird sich wohl nie beweisen lassen – aber ich bin davon überzeugt, das erklärt einen Gutteil des Hasses ihrer Gegner. Radikalität war für Linke reserviert. Kurzes historisches Gedächtnis, schon der Faschismus und der Nationalsozialismus waren ja auf ihre je eigene Weise radikal, revolutionär (und
eben nicht die Verlängerung bzw. das logische Ende des Kapitalismus).
Gruss,
Thorsten Haupts
colorcraze ha detto:
“Radikal” trifft es mE ganz gut. Nach den Jahren der Subventionsverteilungskämpfe kam sie mit etwas ganz anderem: keine Subventionen. Und erreichte damit soviel Glaubwürdigkeit, daß sie mit resolutem Handtasche-auf-den-Tisch-Stellen und der Ansage “I want my money back” tatsächlich einen Berg Geld zurückbekam.
Ihre Durchsetzungsfähigkeit während ihrer Amtszeit kann man nur als grandios bezeichnen.
Waren nicht auch die Steueroasen-Inseln ihre Idee? Bzw. daß sie den Inseln dies als Geschäftsmodell anempfahl.
Sonst, mit der Industrie, sehe ich das genauso wie Sie, dreamtimer: wenn man das Erfahrungswissen nicht mindestens als Kern erhält, sorgt man für Verwüstung schwerster Art. Das heißt nicht, daß man jede große Firmenpleite mit lautstarken “Rettungsversuchen”, die, wie man inzwischen schon Xmal gesehen hat, meist nichts bewirken, begleiten muß, aber man muß einen Blick für die strategisch notwendigen Kerne haben, und im Idealfall – aber das ist der sehr schwierige Part – eine tragfähige Idee, wie es in verkleinerter Form damit weitergehen könnte.
In welchem Maße das Thatcher klar war oder nicht, weiß ich schlicht nicht, da ja wohl die Regierungen nach ihr anscheinend nur weiter in die Richtung trabten, in die sie das Denken über den Staat umgewendet hatte (ich kenne mich mit den englischen Spezifika nicht so aus).
pascha50 ha detto:
Apropos Steueroasen-Inseln:
“Der Rubel rollt nicht, er schwimmt- von Insel zu Insel.”
whatcrisis ha detto:
Die spannende Frage ist doch, wie man zu große labile Strukturen, ob nun eine nicht mehr konkurrenzfähiges Industrieunternehmen oder konkursreife Banken oder Staatshaushalte, sozial- und gemeinverträglich rückbildet, ohne dass das den großen Bränden Roms oder Londons gleicht.
Wie man möglichst frühzeitig Warnsignale erkennen und gegensteuern könnte. Aufsicht weniger im Sinne einer Bevormundung als vielmehr im Sinne vorbeugenden Katastrophenschutzes. Regulation im Sinne von Selbstregulation eines Organismus bzw. Systems, Hilfe zur Selbstheilung sozusagen.
Im Nachhinein Notoperieren, cutting als Amputationen am Lebendigen, oder wild wütendes Zerschlagen des Porzellans und Einschmelzen des Tafelsilbers – das kann doch nicht wirklich das Einzige und Beste sein, was dazu einfällt.
HansMeier555 ha detto:
Wenn ich mich über Thatcher oder ihre ideologischen Anhänger lustig mache, dann doch nicht, weil ich ThorHa oder Filou ärgern will. Sondern einfach nur so. Weil das hier ein freier Blog in einem freien Land ist.
Wenn die gar nicht da wären und nicht mitlesen würden, würde ich genauso schreiben.
Ansonsten rede ich immer gerne mit Leuten, die klüger sind als ich und lerne gerne von ihnen dazu.
Savall ha detto:
Irgendwie ist Wikipedia einfach schlauer als ich:
“Um die bei der Konversation zwangsläufig entstehenden Emotionen zu bewältigen, wurden die bereits im Mittelalter an den Höfen entstandenen Umgangsformen (siehe auch Höflichkeit) weiter ausgebildet.”
Wir waren doch einstmals so sehr viel weiter, was verträgliche Umgangsformen betrifft.
Filou ha detto:
Und dann wurde es sportlich. Man setzte sich auf den Zossen, nahm die Lanze untern Arm und ritt froehlich drauflos. Der Gewinner durfte der Dame seines Herzens ein Lied dichten.
pascha50 ha detto:
Sie wollen mit Ihrem letzten Satz doch nicht etwa insinuieren, verehrter Savall, dass hier unverträgliche ( oder gar unerträgliche? ) Umgangsformen herrschen…?
Es fliegen hier keinerlei justitiable Verbalinjurien oder auch nur ehrenrührige Beleidigungen durch den virtuellen Chatroom.
Dass es im Mittelalter oder im Altertum rhetorisch zivilisierter zuging, glaube ich zunächst einmal nicht.
Vgl. den berühmten Schlegelsatz aus dem Athenäumsfragment 113:
“Die Antike nach unserer Vorstellung gab es gar nicht. Das Auge und die Anschauung bringen sie erst hervor.”
Oder vgl. die anthropologische Geschichtsklitterung der engl. Forscherin Margaret Mead über die ach so friedlichen Naturstämme in der Südsee, die angeblich alles ausdiskutieren. Alles Lug und Trug.
Einzig die Bonobos, die machen es uns vor, wie man friedlich aktiv ist und bleibt…Aber das geht hier schlecht…
Dass sich Hans und Thorsten auf hohem akademischen Diskursniveau in die Haare bekommen,
dass Vroni und Tyler sich immer wieder im- für beide schmerzhaften- rhetorischen Ringkampf befinden,
dass pascha50 mit seinen Trinkwasserthesen dafür heftige Prügel bezieht, dass er der grazilen colourcraze einen dicken Hals beschert, der vielleicht durch ihr vom solar plexus aufsteigendes schlechtes Gewissen verursacht wird…
So what?
Bei jedem neuen Don Alphonsotext fangen ALLE immer wieder bei Null an.
Wenn sich im Laufe der Zeit Animositäten eingeschliffen haben, so weiß man halt, aus welchem Lager welche Pfeile kommen.
Texthermeneutisch informativ, aufschlussreich und ergiebig ist die Lektüre aller Kommentare mMn auf jeden Fall.
Bloß keinen antiseptisch sterilen Gedankenaustausch, zu dem Don Alphonso vielleicht auch noch das SAGROTAN anliefern darf…
…und Don Alphonso betrachtete sein Werk…und sah, dass es gut war.
Vroni ha detto:
Schamlos übertrieben.
Nur wenn mir richtig langweilig ist.
pascha50 ha detto:
Mag sein, Vroni, aber ich habe als rhetorisches Sensibelchen Ihren, Pardon, Seelenschmerz, verursacht durch Tylers äußerst unfaire Schulterwürfe, anders in Erinnerung…
Tyler will und kann weh tun! Da ist er wohl unbelehrbar.
Immer, wenn man sich in Sicherheit wägt, schleicht er sich an, schlägt wie ein kathartischer Kamikazekämpfer von hinten zu.
Außer seinem blinden Hass auf die dummen, verdummten Deutschen und die gleichgeschaltete Presse schreibt er ja keinen Unsinn.
Hochgebildet, aber idealistischer Guerillakämpfer. Tyler gegen den Rest der Welt.
So what?
Auch solche Zeitgenossen gehören zum Diskurs.
Wenn Sie das für “schamlos übertrieben” halten, dann frage ich offen nach dem missing link:
Was war der Grund für Ihren Ausstieg ( Ich habe das Türenknallen noch in den Ohren…)
und warum haben Sie, zur Freude der meisten Kommentatoren, auch meiner Person, wieder begonnen, aus Ihrem interessanten Leben zu erzählen…?
Natürlich müssen Sie darauf nicht antworten…aber was genau ist dann die Übertreibung, die charmlose…?
Arabella ha detto:
Wer war denn das, Thatcher?
pascha50 ha detto:
Hallo Arabella?
Etwa Kiesbauer…?
“Wer war denn das,Thatcher?”
Leisten Sie hier einen intellektuell-medienpolitischen Offenbarungseid, oder was?
Sind Sie zu jung, zu uninformiert, zu uninteressiert, oder was?
“Wer war denn das, Thatcher?”
Unglaublich.
Nee, find ich nicht lustig …
hansgeier333 ha detto:
Irgendeine spätberufene Suffragette, die ihre Senkrechtstarter einsetzte, um die königlich-südatlantischen Schafweiden aus dem Würgegriff der Gauchos zu befreien. Besonders sehenswert die Explosion auf der HMS Sheffield nach einem Volltreffer durch eine französische Exocet-Rakete. (1:38) Quasi ein Duell auf hoher See.
T.I.M. ha detto:
Filou, Rueschenhemden, Perruecke, “galante” Gestik – heisst das in Koeln nicht Prinzengarde? Und wenn es “Mariesche danz!” heisst, bekommen SIe sogar regelmaessig Offenbach zu hoeren 😉
PS: Samstagmittaghintergrundmusik: Straussens Daphne
Filou ha detto:
Galante Gestik? Prinzengarde?
Au weia. Merke auf mein Sohn: Du sollst nicht der WIRKLICHEN Kunst laestern, sonst wirst Du Major im Karnevalsverein.
Und wirst bestraft nicht unter 40 Keolsch.
T.I.M. ha detto:
Die Frevelei war mir wohlbewusst, daher der eigentlich infantile Smiley.
Als einziger in der Familie liess ich den Karnevalskelch an mir voruebergehen. Aber gleich 40 Koelsch (knapp 8 bayerische Bierglaeser)? … Auf Sion hochgegruendet…
Filou ha detto:
Auf Sion hochgegruendet…
…bei Paeffgen auf Knien gemuendet.
Jedes Jahr aufs Neue hab ich Karneval gehasst. Und jedes Jahr aufs Neue war ich mittendrin.
Als ich einen Studentenjob beim WDR hatte, wars am Schoensten.
Ich hatte meine Bude am Eigelstein. Man wird zum Misanthropen wenn Weiberfastnachmorgen die ‘Negerkoepp’ um 6 Uhr mit der Trommel vor dem Fenster stehen.
Filou ha detto:
Der Augenduebler (Karnevalsheini) hat es wirklich geschafft, sich beim Erwerb seiner Neureichenwohnung im Koelner Hafen (Kranhaus) vom WDR filmen zu lassen.
Zu meiner Zeit waere das …
…achwas.
Savall ha detto:
Himmel, was bin ich sentimental heute. (“Hobbit” gesehen, sorry):
How many roads must a man walk down, before you can call him a man?
Yes’n how many seas must a white dove sail, before she sleeps in the sand?
Yes’n how many times must the cannon balls fly, before they’re forever banned?
The answer, my friend, is blowin’ in the wind;
The answer is blowin’ in the wind.
Filou ha detto:
Bob Dylon hats bei Honecker nicht gegeben?
prince Matecki ha detto:
Wie schön ist doch Musik, wie schön erst wenn sie verklungen! ( Schlussmonolog des Sir Morosus aus “Die Schweigsame Frau” von Strauss) (Die Ironie ist einkomponiert, hören Sie sich das gern mit Fischer-Dieskau an…)
Das ist dann doch als Spätwerk ein anderes Kaliber als Elektra oder Salome.
Und wer Rüschenhemd braucht -> Rosenkavalier. Man besetze Donna Laura als Feldmarschallin Fürüstin Werdenberg!
Filou ha detto:
Steh’ ich vorm Haus und biete mein Abonnement billigst an.
Savall ha detto:
Guter Hinweis, prince Matecki. Die “Schweigsame Frau” habe ich noch nicht gehört. Ich gebe aber gern zu, daß mir eine gesprächige Frau sehr viel lieber ist. Wenn ich unbescheidenerweise einen diesbezüglichen Vorschlag machen darf: Sina Hawk. Ich machte ihre Bekannschaft beim Indiebookday. Bemerkenswerte Dame.
http://sina-hawk.com/
Filou ha detto:
Wie waers mit einer Kahlen Saengerin?
Savall ha detto:
Aber immer doch. Mir schwebt folgendes vor:
Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse.
Zeitlos, aber immer wahr. Der Herr Kafka flößt mir manchmal Angst ein: so gut sollte man das Menschengeschlecht nicht kennen. Es ist quasi sündhaft und die Rache jenes höheren Wesens, das wir verehren wird nicht lange auf sich warten lassen. Ecco.
Filou ha detto:
Jetzt hammse mich ueberholt. Keine Schande fuer mich.
Savall ha detto:
Ich bekenne mich schuldig. 🙂
prince Matecki ha detto:
Sorry Fürstin Werdenberg, leider “springt” die Textzeile hier ab und an beim Editieren. Diese späten Strauss – Sachen sind zwar lang aber doch szenisch ganz witzig und musikalisch erträglich bis gut anhörbar. “Man töte die Prinzessin Salome” habe ich mir einmal im Opernhaus angetan und eine Aufnahme hier irgendwo bei den Raritäten, während ich Rosenkavalier dreinmal live gesehen habe und fünf oder 6 Aufnahmen davon habe, allein zweimal mit Frau Schwartzkopf (mutatis mutandis war die Marschallin die “Rolle ihres Lebens”)
Tyler Durden Volland ha detto:
Ich glaube nicht dass irgend jemand hier überrascht ist, dass ihnen der Rosenkavalier besser gefällt als die Salome….
HansMeier555 ha detto:
Heute sind ja angeblich alle “kahl”, die gerne Sängerin wären…
Filou ha detto:
Ist das Spiel eigentlich schon angepfiffen?
Savall ha detto:
Macht nix, prince Matecki, wir sind ja technische Unzulänglichkeiten gewohnt. 🙂
Was die “Salome” betrifft, da ist mir der Charakter wichtiger als die künstlerische Umsetzung. Kraus ging es ja auch eher um die unwürdige Besudelung eines Genies, als um das Kunstwerk selbst. Strauß ist als ein “Letzter” einer Tradition natürlich ein problematisches Ereignis. Diesem Problem hat er sich meiner Meinung nach übrigens weitgehend würdevoll gestellt. Mit den Ariern war es freilich einigermaßen problematisch. (Weil wir gerade bei 1903 sind: Sie sollten sich bei Gelegenheit mal anschauen, was sich die damalige Presse gegenüber Hugo Wolf und Mahler herausgenommen hat. Nein, früher war nicht alles besser.)
Filou ha detto:
Ist das nicht raffiniert? Da kuendigt der Blockmeister einen Text zur verehrten (von mir) Frau Thatcher an, und vorauseilend regen wir uns darueber auf.
Der Blog kommt nicht wirklich ohne DA aus. Aber, dessen muessen wir uns bewusst sein: Ohne uns ist der Blog ein Nichts. Siehe FAZ.
pascha50 ha detto:
Vergleich Herbert Wehner, keifend, keuchend, cholerisch im Bundestag am Rednerpult:
“Sie, Sie, Sie sind ein Nullum. Ein Barzel. ein Nichts.”
HansMeier555 ha detto:
Diese Art von Rhetorik finde ich bescheuert und habe nie den Ehrgeiz gehabt, andere dabei zu übertrumpfen.
.
Aber wenn meine Kritik an Thatcher Reaktionen auslöst wie die von 2:06 und 2:08, dann kann ich da einfach nichts dafür. Da kann sich jeder der Mitlesenden selber davon überzeugen, von wem hier die Agression ausgeht. Egal ob man “versteckte” Gemeinheiten mitberücksichtigt oder nicht. Das Ergebnis ist in jedem Falle eindeutig.
pascha50 ha detto:
Sorry, HansMeier555, Wehners Diskussionsstil habe ich doch nicht auf Sie bezogen, sondern auf das Nichts, den horror vaccui, der übrigbleibt, wenn die Kommentatoren weg sind…
Ob Sie Wehners Debattenstil mögen oder nicht, ist hier völlig unerheblich.
Was verschiedene Kommentatoren, z.B. der von mir ebenfalls geschätzte, weil im Prinzip sachlich argumentierende Thorsten Haupts in letzter Zeit mit Ihrer Person für einen Streit vom Zaun brechen, kann ich nicht im Geringsten nachvollziehen.
Es geht um inhaltlich gegensächliche Positionen, die zu vertreten das absolute Recht jedes Kommentators ist.
Hier haben sich aber anscheinend persönliche Animositäten aufgeschaukelt, die mit dem Kern der jeweiligen Ansicht zu einem Thema nicht zu tun haben…
Vgl. meinen Beitrag von 6.42 Uhr
Um es nochmals eindeutig zu sagen:
KEINER DER KOMMUNIKATIV-VERSIERTEN, UMFASSEND INFORMIERTEN STAMMKOMMENTATOREN ARGUMENTIERT SACHLICHER, POINTENREICHER, ABSTRAHIERENDER UND LOGISCH-NACHVOLLZIEHBARER ALS HANSMEIER 555.
Ich habe eine Zeit in Erinnerung, da war HM555 so etwas wie der spiritus rector, der primus inter pares der DA- community.
Warum hat sich das geändert…?
Savall ha detto:
Pascha50, die letzten beiden Absätze möchte ich gern doppelt unterstreichen. Es ist etwas faul im Staate Dänemark. Wohin sind die schönen Tage von Aranjuez? Sehr wohl gemeint _mit _ HM555 und ThorHa. Aber gewissermaßen: Niggers with attidude.
Thorsten haupts ha detto:
Verehrter “HansMeier555”,
ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage. Kann nur mildernde Umstände anführen – ich wurde hier von Ihnen auf wehnersche Weise bereits als dämlich, dumm, unerzogen, ungebildet etc. tituliert. Direkt. Und zwar auch dann, wenn – wie beim Sklavereistreit – dem keinerlei persönliche Angriffe meinerseits vorangegangen waren. Einfach deshalb, weil Sie meine Position völlig daneben fanden.
Jetzt haben Sie seit einiger Zeit – wohl erstmalig hier im Blog – jemanden, dem das mit Ihrer Position genauso geht. Und der nicht bereit ist, Ihre Position als moralisch höherwertig anzuerkennen.
Darf ich deshalb einfach vorschlagen, dass wir beide auf jeden persönlichen Angriff in Zukunft einfach verzichten? Auch auf indirekte der Art “Wer X glaubt, ist Y”, wenn jemand schon die Position X vertreten hat? Das wird vielen Blogdauergästen das Leben versüssen.
Und da ich das auch beruflich muss – ja, ich kann garantieren, dass ich das kann.
Gruss,
Thorsten Haupts
pascha50 ha detto:
Lieber Thorsten Haupts,
ich will Sie und Ihre Position/en auf KEINEN Fall gegen die von HM555 ausspielen. Ich, persönlich, erlebe Sie aber in letzter Zeit mehr als ad personam denn als ad rem Argumentierenden als HM555…
Ihre Sachargumente sind mindestens so stichhaltig, kenntnisreich, gewichtig und überzeugend wie die von HM555, aber Sie werden persönlicher als HM555…
VORSICHT mit dem Versprechen, nicht mehr die Position “Wer X glaubt, ist Y”… ( Übrigens, tolle Abstraktion, da macht Ihnen keiner was vor…! Das kann ich als D, E-Lehrer beurteilen…! )
Auf diesem Axiom beruht doch unsere gesamte Argumentation: “Wer X vertritt, ist…konservativ, reaktionär, amerikahörig, presseunkritisch, feministisch, europafeindlich,total verblödet, gleichgeschaltet, nicht auf dem neuesten Stand, feministisch undundund.
Diese Schlussfolgerungen sind doch unser tägliches Kommunikationsbrot, von dem wir leben. Gebend und nehmend…
Ja, so sehe ich das.
Bitte, geschätzter ThH, nicht in die Schmollecke zurückziehen.
Sie sind eine tragende Säule…
spaccato ha detto:
Kippende Säulen können eine Illusion sein.
Und noch ein Mark-Twain-Zitat für den E-Lehrer – einfach so:
Never argue with a fool, onlookers may not be able to tell the difference.
Don Alphonso ha detto:
Da ist man mal einen Abend feiern und dann fliegen hier gleich die Fetzen. Bitte, liebe Gäste: Ich will niemandem Vorschriften machen, abwe ginge es nicht auch gemässigt?
HansMeier555 ha detto:
Lieber ThorHa
Tut mir leid, wenn ich Sie irgendwann mal beleidigt haben sollte.
Thorsten haupts ha detto:
Ich bitte ebenfalls um Verzeihung für beleidigende Äusserungen.
Gruss,
Thorsten Haupts
pascha50 ha detto:
Völlig unwichtig, geschätzter, mit der richtigen Portion Mutterwitz gesegneter Filou, aber es interessiert mich trotzdem:
Warum schreiben Sie keine Umlaute: ä – ö – ü, sondern ae, oe ue?
Indiskrete Frage: Schreiben Sie aus dem Ausland mit nichtdeutscher Tastatur ?
P.S. Den Rheinländer spürt, fühlt, ahnt man aus jedem Ihrer amüsant-kenntnisreichen Beiträge, egal, zu welchem Thema.
Außerdem haben Sie einen, wie soll ich sagen, harmonisch-kontroversen Diskussionsstil, den man vorbildlich nennen kann.
Sie vertreten jede Ihrer Positionen, ohne Groll oder massiven Widerspruch zu erregen.
Das gefällt mir und das wollte ich Ihnen die ganze Zeit schon mal sagen!
Bleiben nur noch die Umlaute…
Filou ha detto:
So ist es: Klapprechner mit englischen Tasten. Ich lebe in den Niederlanden. Die Niederlaender achte und verachte ich gleichermassen. Sie tun desgleichen. Die Konten sind deshalb immer ausgeglichen.
Ansonsten bin ich ein Odysseus auf weiten flachen Gewaessern. Tiefe Ozeane meide ich. Flachwassersegeln ist eine Kunst fuer sich. Man kommt so der Kueste an fast jedem Punkt sehr nahe.
Lisbeth Heuse ha detto:
Sehr geehrter Prinz Matecki! Dafür dass jetzt endlich der Frühling zu kommen scheint – uns hat man hier in den Niederlanden für morgen 20 Grad angesagt – machen Sie auf mich einen etwas zu depressiven Eindruck. Wenn Sie mir einen Ratschlag erlauben, ich bin sicher, Sie würden auch die schweigsame Frau zum Lächeln und Reden bringen. Versuchen Sie es einfach mal (muss ja nicht gleich morgen sein).
Savall ha detto:
Naja, D.A. hat gesundheitliche Gründe geltend gemacht. Aber wie dem auch sei, ich bin ja durchaus verständnissvoll, aber einer so massiven Akündigung sollten auch Taten folgne.
Savall ha detto:
Ja, und ein wenig Rechtschreibung sollte dem auch folgen. Bitte um Entschuldigung.
prince Matecki ha detto:
Strauß war der deutsche Komponist, der versucht hat Rechte der Texter und Komponisten gegen die Musikverlage durchzusetzen, ein früher Vorkämpfer des Urheberrechts, und zwar gerade nicht der Verwerter sondern der Hervorbringer! Über Bote & Bock (in Berlin) hat er sich so geärgert, dass er eine Schmähschrift verfasst hat, “Der Bote ging zum Bock”. Insofern erschien ihm die Reichsmusikkammer vielleicht gar nicht so verkehrt….
Als es genug in Scherben gefallen war, war er steinalt, kränkelnd noch geschäftstüchtig genug, die “4 letzten Lieder” an Bosey & Hawkes zu geben.
Was sind wir wanderns müde…. ist das vielleicht der Tod? (mit dem Selbstzitat aus “Tod und Verklärung”).
Und was redselige (singende) Frauen angeht, soll er es mit seiner ( Pauline de Ahna) auch nicht immer einfach gehabt haben.
Vielleicht fand er den Schlussmonolog deswegen durchaus interessant(s.o.)
Savall ha detto:
Strauss ist ein komplexer Charakter, prince Matecki. Danke, daß sie es so differenziert ausgedrückt haben. Aber es bleibt ein Geschmäckle. Es war nicht einfach in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts und ich neide niemandem die schwierigen Entscheidungen. Es ging mir einfach nur darum, daß eine souveräne Persönlichkeit wie Kraus eben über ein überzeitliches Gespür verfügte. In ästhetischen Sachen findet sich bei ihm nicht das geringste Fehlurteil. Bemerkenswert.
prince Matecki ha detto:
Ansonsten ist meine Stimmungslage durch die Grippe getriggert, wobei ich gerade an den alten Orchesterwitz zu “Tod und Verklärung” denken muss, das läuft unter Musikern gern als “Tod und Verkühlung”. Keine Sorge, ich werde keine Bratscherwitze erzählen.
Savall ha detto:
Achja, mich hat der Virus auch erwischt. Ist ein Elend. Zur Erheiterung noch ein Kraus-Zitat:
“In den Jahren 1884—87 war Hugo Wolf Musikkritiker des ‚Wiener Salonblatt‘, Kollege jenes Max Schlesinger, dessen Genie als Ballreporter von den Kennern viel früher gewürdigt wurde als das Genie des Liederkomponisten Hugo Wolf. Es gibt spezifische Wiener Ereignisse und Wiener Tatsachen. Nicht für Wolf, für dieses im Pressdienst heillos versaute Wien war’s beschämend, daß ein Musikheros sein Leben von den Groschen eines den gemeinsamen Angelegenheiten der Aristokratie und des Balletts dienenden Schmutzblättchens fristen mußte. Aber bei uns könnte ja auch Beethoven Klavierspieler beim Brady sein.”
sambossa ha detto:
@ prince Matecki, Savall, Filou
Ihre musikalisch-literarischen Plaudereien bereiten mir stets großes Lesevergnügen, ein sonniges Dankeschön dafür. Und was wäre diese Runde ohne die Damen Donna, Der Tiger und Vroni, auch ihnen gilt mein heutiger Dank. Versönliche Worte jetzt von Maier555 und Thorsten haupts, das sind doch wirklich erfreuliche Töne! Das widerlegt einmal mehr die Honnecker-Erkenntnis: Den Blogger in seinem Lauf, halten weder Ochs …
damals ha detto:
(Jetzt ganz ohne Rücksicht auf die lange diskussion, die ich hier wohl schon verpasst habe:) Das war ein schöner, sehr anregender Text, werter Don Alphonso. Er zeigte sehr schön, wie sich die Machtkonstellationen verschieben: Weg von der Macht des pater familias (sowie dessen immer etwas albern wirkenden Nachahmer, Vater Staat) hin zur Macht der Banken. Früher war der Vater großzügig, heute die Bank. Wenn die heutige, per Dispokredit finanzierte Literatur schlechter ist als die von Ihnen geschätzte, dann vermutlich nur deshalb, weil sie sich zu ihrer Abhängigkeit (anders als Jessica Mitford) nicht bekennt, oder?
Übrigens: Ich kenne auch geleugnete Abhängigkeit vom Geld des Vaters. Nicht weniger ätzend.
Don Alphonso ha detto:
Danke, das wäre auch die Debatte gewesen, die ich gern geführt hätte. Aber ich fürchte, das passt generell zu dem Verschwinden der alten Strukturen: Im Garten steht der Buddha statt dem Herrgottswinkel, Das Netzwerk ersetzt die Grossfamilie, die Parrnervermittlung die kuppelnde Tante. Es ist alles so wie immer, und im Zentrum all dessen steht die Selbstversicherung auf dem Kontoauszug. Insofern wäre Zerschlagen dieser Dinger schon mal ein Anfang,
whatcrisis ha detto:
Sich per Dispokredit finanzieren scheint mir oft so, als wenn man den zweiten oder dritten Schritt vor dem ersten machen würde, und so kann man zielsicher ins Straucheln geraten oder gar fallen.
Die Familie Albrecht fing mit Backwarenhandel an und nicht als startup mit fundraising und voreiliger Börsennotierung.
Man macht es sich womöglich allzu leicht, und mit fremdem Geld und fremden Interessen holt man sich Dauergäste ins eigene Haus, die sich dann als problematischer aber nur schwer loszuwerdender Besuch erweisen.
Wer ist eigentlich noch unabhängig von anderer Seite Geld? Gab es nicht einst Zeiten, in denen es selbstverständlich und guter Ton wie gute Kaufmannssitte war, höchstens in größter Not Kredit aufzunehmen? Wo man tatsächlich noch mit seinem guten Namen anschreiben lassen konnte – weil da tatsächlich Werte und Sicherheiten waren?
Analog zum slow food würde ich mir mehr slow growth wünschen, fundierteres, nachhaltigeres und damit zugleich weniger labiles “Wirtschaften”. Ökonomie im Sinne von solidem Haushalten. Was wäre von einer Hauswirtschafterin zu halten, die sämtliche Mittel schon zu Jahresanfang verprasst und den Rest des Jahres gäbe es dann nur noch Schonkost? Die bekäme Freigang, schlechte Referenzen und eine ungünstige Sozialprognose, denke ich.
Thorsten haupts ha detto:
Ein start-up mit fundraising ist für kapitalintensive Branchen die einzige Chance, es nur mit einer Idee und dem Willen zu deren Realisierung zu schaffen. So charmant die Idee des organischen Wachstums auch sein mag – damit überlässt man Firmengründung denen, die geerbt haben.
Ich sehe auch den unmittelbaren Zusammenhang zu Dons Artikel nicht. Bei dem ging es im Kern, so deucht mir, um das Verschwinden traditioneller Familienstrukturen und deren aus seiner Sicht unzureichenden Ersatz durch Institutionen.
Gruss,
Thorsten Haupts
colorcraze ha detto:
@DA: und im Ortsbild macht sich das buntscheckig-kleinteilig-zerrupfte ebenso bemerkbar, oder ist da noch ein Ort ohne Chinarestaurant und Moschee, nur mal so als Beispiel für sichtbare Änderungen? Analog zum anonymen Dispo die Einkaufszentren, keine Läden in der Nähe mehr, wo eingekauft wird und die Kassiererin einen zumindest vom Sehen her kennt.
Folkher Braun ha detto:
Als Studiosus von 69 bis 73 an der Flüchtigen Universität Berlin möchte ich bemerken: wir hatten keine EC- Karten und Geld von der Familie gab es auch nicht. Man ging in den Semesterferien arbeiten. Arbeit gab es genug, weil Berliner definitionsgemäß nicht arbeiten (im Marxschen Sinne: Umwandlung von Naturstoff) können, sondern höchstens sich selbst verwalten (im Marxschen Sinne: aufgezwungene Services erfinden). Ich war in der Zeit 10 mal Betriebsarbeiter beim RAW Gd (Reichsbahn Ausbesserungswerk Grunewald). In den Abteilungen Waggonreparatur (Meisterei 23) und Streckendienst (Meisterei 13 Bäumefällen). Habe dort gute Kommunisten kennengelernt, die sich als Schüler Anfang der 30er Jahre noch mit den Nazis geprügelt hatten. Von denen habe ich viel gelernt. Nicht nur in Sachen Handwerk, sondern auch zur Einschätzung politischer Systeme. RAW Gd war ja DDR- Betrieb in West- Berlin.
C. von Egern ha detto:
Schön!!!
Don Alphonso ha detto:
Und ich war in der Audi am Band. Hat mir in jeder Hinsicht gut getan!
Köstlich ha detto:
Ich hatte nie einen Dispo. Bevor ich reisen wollte musste ich auch jeweils am Fliessband stehen.
.
Dort gab es dann neben uns Schülern die Stammbelegschaft, die stets aufpassen musste, dass es der sehr amüsante Soziologiestudent nicht zu wild trieb mit der “kleinen Sabotage” um das Band zum Halten zu zwingen. Ich fand das Sabotage-Prinzip nicht gut, freute mich aber doch über die Pause und verpfiff natürlich auch nicht den Saboteur.
Köstlich ha detto:
Die 40 KM hin und zurück zur Fabrik hat mich nur selten (Gewitter) Mutti gefahren. Das wurde mit dem Rad gestrampelt (es war idR in den Sommerferien). Um 21:00 los und um 07:00 wieder zu hause.
.
Mein Antrieb ? – Sonn-/ und Nachtschichtzulage!
.
Ich bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht beim Anblick der Lohnabrechnung. Der Grenznutzen jeder weiteren DM war unendlich!
achwas ha detto:
Da wird über vornehme „Erziehung“ und „Bildung“ diskutiert
und gleichzeitig dem „Nächsten“ auf den virtuellen Kopf geschlagen.
.
Somit das bestes Beispiel für die überschätzten Bemühungen des Elternhauses .
„Lebenslänglich“ für Mama ist ungerecht.
.
All ihr klugen Köpfe … lest mal (wieder) „Alte Meister“ von Thomas Bernhard .
Es darf gelacht werden.
whatcrisis ha detto:
Melde gehorsamst, hab ich schon.
Auch in der Fassung als graphic novel wundervoll!
achwas ha detto:
Nett! Danke für Ihre Replik!
Und mit einem Lächeln gehe ich nun ´raus
in die Sonne und verteile es hin und wieder…
(auf das es weiter wachse und gedeihe…)
Servus!
GuX ha detto:
Vroni, haben Sie ihre Probleme mit Diclofenac eigentlich weiterverfolgt? Abgesehen von einer allergischen Reaktion auf Diclofenac ist das Auslösen von Allergien eigentlich keine Nebenwirkung von Diclofenac (sie sprachen wohl nicht von Asthma, wenn ich das richtig verstehe). Wenn Sie es nicht getan haben, sollten sie das über Ihren Arzt oder Apotheker an die entsprechende Aufsichtsbehörde weiterleiten – selbst wenn es eine seltene Nebenwirkung ist, so sind solche Informationen wichtig.
Vroni ha detto:
Diese Diclofenac-Wirkungen sind doch breit bekannt.
Mit denen reden? Ägyptn? Prgel? Oktern?
Allzuviel Vertrauen in “Erschlagen Sie den Arsch Ihren Apotheker” sollte man nicht haben, allgemein nicht in die Pharmazie. Meine allergischen Reaktionen waren jedenfalls ausreichend ^^, wünschen nicht wiederholt zu werden und müssen nicht öffentlich ermüdend beschrieben werden.
Auf fränkisch: Es langte fett.
@ Auch hier: Gruppentherapeut Pascha, Ihre Fragen
Neugierde zügeln stünde Ihnen nicht schlecht an. Gerade wenn man als (für meine Begriffe zu) neugieriger Frager selbsterweise ein anonymes Nick hat und der andere sein Scheunentor eh schon weit offen stehen hat. Muss man dann dem anderen nicht noch hinterher gokern.
Danke für Ihr Verständnis!
Bitte weiter in der nun wieder freundlichen Diskussion.
Meine Person ist dabei absolut uninteressant.
pascha50 ha detto:
Sie haben Recht, Vroni, man darf es mit der laienhaften Gruppentherapie nicht übertreiben. Sorry, soll nicht wieder vorkommen.
Dennoch bleibt das ursprüngliche Problem, auf das ich aufmerksam machen wollte, bestehen:
Warum schlägt ein bislang harter, aber fairer, sachlicher Diskurs zwischen bestimmten Kommentatoren plötzlich in eine feindselige persönliche Attacke um…?
P.S. ad: anonymer nick:
Deutsch- / Englischlehrer (63), Hobbypsychologe mit zu viel Empathie..
Vroni ha detto:
Hm.
Mein Vater pflegte zurückzufragen: “Warum ist die Banane krumm?” – und sich gleich selbst die Antwort zu geben: “Wenn sie nicht krumm wär, keine Banane wär.”
Mir fälllt nur – ‘jewish’-Style – ein, die Gegenfrage zu starten:
“Warum nieecht?”
Hart schlägt halt mal gern in feindselig um. Wenn man gerne an der Grenze herumklettert, muss man sich nicht wundern, wenn man von ihr erschlagen wird.
—
“Ambiguity is the way of life.” War glaube ich James Joyce, der alte Seitenvollschreiber.
Mediensegler ha detto:
Das übliche Schummeln im Netz:
Man nennt sich 50 und verschweigt 13 Jahre. 😉
Mediensegler ha detto:
Scheuentor?
Dafür mag ich Ihre Kommentare.
Bei einigen hier ist das nicht mal ein Mauseloch.
Mediensegler ha detto:
Dass man so wie ich, schon einen Ausbildungsberuf hatte,
bevor man studierte, scheint hier äußerst selten zu sein.
Der zweite Bildungsweg hatte hinsichtlich Geldverdienen
aber durchaus seine Vorteile.
Urlaubsansprüche der Stammbelegschaft
und meine Semesterferien harmonierten perfekt, so gut,
dass Firmen bei mir immer schon die nächsten Ferien anfragten.
Und wenn man die Samstage und Sonntage dazu nahm,
gab es auch Zuschläge.
Mediensegler ha detto:
Zu Dons Buddhas im Vorgarten:
Hier bei uns stehen immer häufiger
diese langgezogenen Köpfe
der Osterinseln.
Da wünsche ich mir auch die Tradition zurück.
Müssen ja nicht gleich Holzkreuze sein.
Gartenzwerge tun es auch . 😉
T.I.M. ha detto:
Zum Thema Osterinseln und der Ressourcendiskussion vom letzten mal, hier noch ein Buchtipp (nicht gerade ein Geheimtipp und auch schon ein paar Jahre alt, aber ich habe es letzte Woche erst zuenden gelesen und kann es empfehlen):
J. Diamond: Collapse – How Societies Choose to Fail or Succeed
Mediensegler ha detto:
Zum Thema Osterinseln.
Gnihihi, der war trocken und gut.
Mediensegler ha detto:
Englisch lesen ist mir
in meiner Freizeit zu anstrengend.
Mediensegler ha detto:
Habe inzwischen gegurgelt,
auf deutsch hört sich das interessant an, danke.
colorcraze ha detto:
Und davor “guns, germs and steel”, so als Rundumschlag auf schon fast soziobiologischer Ebene. Hab ich seinerzeit in Australien gekauft und gelesen, da paßte es gut zu den gaaaanz aalten verwitterten Bergen. Für Europa wirkt es etwas zu grobschlächtig, denn das Kapitel über den Gesellschaftsaufbau (“alles Kleptokraten”) ist das schwächste. Aber man erfährt ein paar Neuigkeiten, etwa über Neuseeland (die Maoris hatten Kolonien).
astroklaus ha detto:
Wer meint, daß Maggie zu viel falsch gemacht hätte, kann ja “spaßeshalber” mal “Die Torheit der Regierenden” (“The March of Folly”) von Barbara Tuchman lesen. Und wenn man so gesehen hat, welche Selbsttäuschung und Gruppenpsychose die USA in den Vietnam-Krieg geleitet hat – das Buch ist 1984 erschienen und man kann fast auf die schräge Idee kommen, George W. hätte es als Anleitung mißverstanden, als das Stichwort Irak fiel…
Thorsten Haupts ha detto:
@astroklaus:
Eines meiner meistgelesenen Bücher (wie alles von Tuchman). Ich sehe nur die Verbindung zu Thatcher nicht – der Falklndkrieg war sowohl richtig als auch erfolgreich?
Gruss,
Thorsten Haupts
astroklaus ha detto:
Inhaltlich gewiß nicht (außer zur Not bei den Beispielen, die sie für Verhalten anführt, das vielleicht im Nachhinein nicht als übertrieben gelungen bewertet wird, das aber zum gegebenen Zeitpunkt schlüssig war). Das war eher als Gegenpol gemeint und Hinweis auf Dinge, die prinzipiell und fundamental falsch laufen – egal, von welcher Seite man es betrachtet.
Passsen würde bei meinem Hinweis natürlich wesentlich eher ihr Nach-Nachfolger…
Thorsten Haupts ha detto:
Etwas verspätet noch einmal zu diesem Seitenthema:
Was mich bei Tuchmans Buch schon lange stört, ist ihr Beharren darauf, dass man aus sehr starken Bedenken zur Zeit einer Entscheidung eine Automatik des Scheiterns ableiten kann.
An den Beispielen Falklandkrieg – amerikanischer Revolutionskrieg gegen Grossbritannien: Beide wurden von erheblichen Bedenken relevanter Kreise begleitet, der britische Erfolg im Falklandkrieg war für alle miltärischen Laien sogar eine Riesenüberraschung. Wäre Falkland schiefgegangen, hätte dieser Krieg ein fast ideales Beispiel für Tuchmans Buch liefern können (eine schon zu ihrer Zeit hochumstrittene Entscheidung, die von vielen gewichtigen Warnungen begleitet wurden).
Aber das Scheitern des amerikanischen Revolutionskrieges war (aus meiner Sicht) keineswegs zwangsläufig. Hätte Grossbritannien den Krieg tatkräftig und mit vollem Einsatz geführt, ist durchaus vorstellbar, dass dieser erste Vorstoss zur amerikanischen Unabhängigkeit hätte unterdrückt werden können
philgeland ha detto:
Davon, dass zu Wohlstand gekommene Familien “ihre Kinder aseptisch rein und fern aller Schmutzpartikel aufziehen”, könnte ich aus eigener Erfahrung ein Lied singen und zwar ein brasilianisches. Vor allem die sogenannte “gehobene Mittelklase”, hier in São Paulo, scheint mir eben genau dies zu tun: kindliches Leben als konsumorientierte, wohlbehütete Zoo-Landschaft. Mit dem Auto zur Schule und wieder zurück nach Hause. Nachmittags mit dem Babysitter im Hof der Wohnanlage ein wenig herumtollen und später dann zu einer, natürlich bezahlten, Freizeit-Aktiviät. Am Wochenende mit Papa und Mama zum Shopping-Center ihrer Wahl. Kindergeburtstage feiern in animateurverseuchtem Ambiente. Und Allergien, die sich dann von Seiten des Nachwuchses einstellen, sind dann irgendwann nicht nur ein Fall für den gut bezahlten Onkel Doktor, mit freudig verschriebenen Antibiotika lassen die sich nicht immer aus der Welt schaffen. Die “Heranzucht” des einen oder anderen Soziopathen scheint unvermeidlich.