Seit der Mensch Inhalte produziert, möchte er wissen, wie damit wenigstens sein täglich Brot erwirtschaftet. Die Suche nach Antworten war noch nie leicht, die Handschriftenwerkstätten in den Niederlanden beschäftigten zur Reduktion der Kosten Frauen, Gutenberg ging mit seiner Erfindung pleite, und der erste Wiegendruck war noch nicht trocken, da sinnierte man auch schon auf Raubdrucke und Schmutz und Schund im Sinne einer Produktdiversikation. Mit den modernen Zeitungen und Büchern hatte man dann ein System gefunden, das allen ihr Auskommen zu gewähren schien, und dann kam das Internet. Und seitdem sucht man unter vielen insolventen Gutenbergs der New Economy nach einem, der wie der Messias aussieht.
Bis zu dieser Woche hätte man vielleicht sagen könne, der Messias sähe aus wie Mathias Müller von Blumencron, der Chefredakteur von Spiegel Online und Schöpfer des deutschen Marktführers. Zumal Blumencron auch klug genug war, jeder übereilten „Pay Content“-Strategie die Stirn zu bieten. Damit setzte er sich klar von der Springer-Strategie ab, möglichst viele zahlende Kunden zu gewinnen, auch wenn es Reichweite und Leser kostet. Wie sinnvoll Pläne sind, den Nutzern für nicht sonderlich exklusive Inhalte, die er zumeist überall findet, plötzlich nur noch gegen Bezahlung und dennoch werbungsverseucht zu liefern, ist jedoch angesichts der jüngsten Entwicklungen nur noch eine akademische Frage: Blumencron wird auf seinem Posten vermutlich abgelöst. Und damit ist das wichtigste Bollwerk gegen die versuchte Totalverwertung der Kunden weg. „Die New York Times macht das aber auch“, wird dann einer der Entscheider in den Verlagen sagen, der nicht versteht, dass es in Deutschland kein Onlineangebot wie die NYT gibt. Sondern hauptsächlich Versuche, die nicht sonderlich weit gediehen sind.
So hatte man früher die Idee, Zeitungen in einem dynamischen Medium ohne Links und Kommentare in E-Paper umzusetzen, und dann genau so zu verkaufen. Dann kam man auf die Idee, der normale Internetnutzer sei vielleicht wirklich zu geizig, aber all die schönen Trendanalysen zeigten unzweifelhaft auf, dass Mobilnutzer erheblich mehr zu zahlen bereit sind, um ihr Spielzeug herzuzeigen. Das Ergebnis dieser Neuausrichtung war die Entwicklung enorm teurer Apps, mit denen man sich in die Abhängigkeit von Apple und deren Preispolitik begab, und diese ernüchternde Erfahrung als hilfloser Zulieferer von Apple war dann auch schon wieder das Ende der Begeisterung für das Thema. Insofern wird man auch Hern Döpfner von Springer, der solche Ideen gern und laut propagierte, vielleicht nicht mehr zwingend als das Gesicht des journalistischen Onlinegeschäfts betrachten wollen.
Es ist eine feine Ironie der Geschichte, dass es nun, nach all den Rückschlägen und Fehlentwicklungen, inzwischen doch jemanden gibt, dessen Erfolg man entsprechend herausstellen könnte, wäre es nicht für all die Berater und Produktentwickler so peinlich: Der Mann ist 85 Jahre alt, Rentner, kommt vom Fernsehen und hat sich damit auch gleich ans schwierigste aller Formate gemacht: Pay-TV im Netz. Und er hat nicht erst kostenlos geliefert und danach per Kostenpflicht kassiert. Das ganze Projekt haben die Nutzer vorfinanziert. Einfach so. 125.000 Euro wären nötig gewesen, über 150.000 sind zusammen gekommen. Das schafft kein Dieckmann und kein Döpfner, das kann kein Blumencron und keine WAZ oder SZ, die Videocasts mal für das grosse Ding gehalten haben. Das schafft der Kabarettist Dieter Hildebrandt. Und es lohnt sich zu überlegen, warum er das kann. Und andere nicht.
Denn die Idee „Dann mache ich halt im Netz weiter“ ist unter nicht mehr ganz taufrischen TV-Grössen gar nicht mal selten anzutreffen. Dazu zählen eher skurrile Versuche wie jener der damaligen Eva Herman, nach dem Ende der Karriere als Tagesschau-Moderatorin eine Nachrichtensendung beim Kopp-Verlag zu machen, die im Internet mitsamt kruden Verschwörungstheorien verbreitet wurde. Aber auch andere Berühmtheiten gaben nicht einfach so auf: Tita von Hardenberg führte das 2008 eingestellte Lifestyle-Magazin Polylux noch einige Jahre im Netz als Polylog.tv weiter. Und auch die geschasste Literaturkritikerin Elke Heidenreich war zuversichtlich, ihre Sendung im Internet erfolgreich weiterführen zu können. Nach anfänglich passablen Zahlen kippte das Projekt innerhalb eines Jahren in die Bedeutungslosigkeit, und wurde eingestellt – nicht ohne die Ankündigung, man hielte sich diese Option weiterhin offen.
Nun ist das Subskriptionsmodell gerade wieder als Crowdfunding ein Modethema im Netz; es wirkt sozial, frei von der Beeinflussung durch wirtschaftliche Interessen, und zudem hoch effektiv: Während die Umsätze klassischer Medien weitgehend durch die Verlagsstrukturen wie Abowerbung und Anzeigengeschäft entstehen, und entsprechend wenig bei der Redaktion ankommt, verspricht Crowdfunding eine direkte Finanzierung der Autoren durch den Leser. Und offensichtlich ist der Wunsch, Hildebrandt ohne zwischengeschaltete Landesmedienanstalten zu sehen, nur dem Betrachter verpflichtet und daher unplugged, attraktiv genug. Es gibt ein Angebot des grossen, alten Mannes, es gibt eine Nachfrage, eine Plattform, auf der das abgewickelt wird, ohne GEZ-Zwang oder Auswahl zwischen 25 Sendern, die sich weitgehend angeglichen haben: Das läuft. In diesem einem Fall.
Nun ist Dieter Hildebrandt sicher in der erfreulichen Lebenslage, dass er das machen kann, aber nicht mehr machen müsste. Bei anderen, die sich momentan mit der Entwicklung geschäftigen, ist es dagegen eine pure Notwendigkeit, die Leserschaft zu kapitalisieren, ohne die Ochsentour über den Verkauf von Werbung – nicht gerade ein einfaches Geschäft – oder die Abhängigkeit von grossen Medienhäusern zu erdulden. Aber von wenigen erfolgreichen Beispielen abgesehen ist das Netz wie so oft voll mit Geschichten des Scheiterns: Sei es nun ein gross angekündigter Verlag mit Subskriptionsmodellen, dessen Start mehr und mehr nach hinten geschobem wird, oder echte Killerthemen wie ein Buch über den Untergang des Journalismus mit Finanzierung durch die im Internet zu werbenden Leser: Da ist zwar die Idee und der Wunsch nach Geld da, aber nicht die Hartknäckigkeit, das auch durchzusetzen.
Natürlich fühlt man als Blogger mit einer gewissen Bekanntheit auch, dass es eine Unterstützung durch die Leser gibt. Die Vorstellung so eines Modells hat seine Verlockungen, aber es garantiert einem keiner, dass man daraus mit regelmässigen Einnahmen rechnen kann, und ob man alle paar Monate, wie es früher die taz getan hat, mit dem Klingelbeutel herumgehen will, muss man auch erst einmal überlegen. Man tauscht die Abhängigkeit vom Verlag gegen die Abhängigkeit von den Lesern ein, und wer weiss, ob die auch mal eine längere Krankheit finanzieren. Man geht einen Pakt ein, man muss liefern. Oder man muss es sich leisten können, es nicht zu tun, wie man das über all die Jahre bei den führenden deutschen Blogs und ihren gescheiterten Bestrebungen, Geld zu verdienen, mit anschauen musste. Aber der leichtere Weg wird vermutlich der sein, den jetzt schon diverse “freie” Auto-, Tech- und Modeblogger gehen: Schleichwerbung, Gewinnspiele, Einladungen, freundliche Berichterstattung. Auch hier sind die Wege zwischen Autor und Kunden kurz, und die Risiken einer juristischen Auseinandersetzung, wie sie einem beim kritischen Journalismus immer wieder befürchten muss, gering. Regensburg Digital ist so ein Fall. Kritisch, unabhängig, immer wieder in Prozesse verwickelt, und bei den Nutzern heiß geliebt. Ein leichter Weg ist das freilich nicht.
T.I.M. ha detto:
Nun ja, Kabarett ist vergleichweise billig, da bedarf es keiner allzu grossen Reichweite, um sich zu armotisieren. Trotzdem schoener Erfolg.
Blumencrons Kuendigung war lange ueberfaellig. Selbst wenn SPON relativ erfolgreich laeuft, so beschaedigt die miserable journalistische Qualitaet, die dort oft geboten wird, zweifellos die Dachmarke. Dabei waere der Spiegel vermutlich das einzige Magazin in Deutschland, dass noch die journalistischen Ressourcen haette, auch hinter einer Paywall im Internet erfolgreich sein zu koennen (eher Economist als NYT).
Die NYT hat zweifellos eine Ausnahmestellung. Wenig Konkurrenz auf vergleichbarem Niveau und eine potentiell (und real) weltweite Leserschaft. Zumindest letzteres bleibt einer deutschsprachigen Publikation zwangslaeufig verwehrt. Aber im Grunde ist das Geschaeftsmodell der NYT ja auch nichts anderes, als einfach die gedruckte Zeitung ins Internet zu kopieren. Oder sind mir da grundsaetzliche “Features” entgangen?
Lutz ha detto:
Beschädigt die Dachmarke? Das kann man so sehen, muß man aber nicht…
T.I.M. ha detto:
Der Klingelbeutel, werter Don, wird zumindest in diesem Blog wohl nicht so gut funktionieren. Er wuerde die Kunstfigur ad absurdum fuehren.
HansMeier555 ha detto:
Dieses dumme Gefühl, ausser der FAZ eigentlich keine der traditionellen deutschen Q-Zeitungen zu benötigen.
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SPON ist greller Boulevard, wo man “lesen kann, was los ist”.
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Wenn die FAZ eine ERgänzung braucht, dann am ehesten Formate wie fefe oder den Spiegelfechter.
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Vielleicht verschwindet mit der traditionellen Zeitungslandschaft auch die politische Konsensillusion?
Don Alphonso ha detto:
Wenn ich den titel des nächsten Spiegels sehe – Kim Jong Bumm – muss ich sagen; Denen geht es noch viel zu gut.
HansMeier555 ha detto:
Andererseits sehe ich da viel viel Platz für ein seriöses Zahlformat.
Wenn es dann wirklich seriös ist.
Die Nachfrage nach intelligenten Analysen und Recherchen besteht zweifellos, und sie ist auch zahlungskräftig.
Lutz ha detto:
D’accord, die Nachfrage ist da.
Aber für intelligente Analysen und Recherchen braucht man Kenntnisse der Materie, Hintergrundwissen, Scharfsinn und Zeit. Das fehlt in vielen Redaktionen völlig.
Da müssen andere Leute ran – aber mit so einem Background kann man in den meisten Branchen auf andere Weise mehr Geld verdienen.
Deshalb haben wir die Journalisten und Zeitungen, die wir bereit sind zu bezahlen. Und weil diese überleben wollen, sehe in den nächsten Jahre leider kein seriöses Zahlformat in Dtld.
Als Vergleich, wenn auch auf einer anderen Ebene, fällt mir immer Wikipedia ein. Das Projekt tritt auch auf der Stelle, weil bestimmte Berufsgruppen als Autoren schlicht nicht mitmachen. Die Artikel z. B. zum Gesundheitswesen sind durchweg eine Katastrophe. Stattdessen kann man alles über Schlagerfuzzis und die Halbprofis der Fußballverbandsliga Südbaden lesen.
HansMeier555 ha detto:
Aber das würde einen radikalen Bruch mit der bestehenden journalistischen (Un)Kultur voraussetzen.
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Im sozialen Umfeld der jetzt noch existierenden Redaktionen kann so was einfach nicht entstehen.
Savall ha detto:
Ich muß zugeben, daß ich ein kleines Verständnisproblem habe. Geht es um den Wandel der klassischen Printmedien in eine neue Form oder um alternative Angebote jenseits davon? Den Verweis, Don Alphonso, auf die Gutenberg-Zeit halte ich für zutreffend. Das ist es, was wir derzeit erleben. Es wird kein Untergang sein, sondern eine Transformation. In solchen Transformationsphasen herrscht natürlich Unsicherheit. Es wird vieles ausprobiert, manches Untaugliche darunter. Irgendwann wird sich der Nebel lichten und es werden sich neue Formen herausgebildet haben. Wie die aussehen werden weiß ich auch nicht, aber es wird sie geben. Derzeit sind die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage in der Phase des Übertragens der bisherigen Form in ein neues Medium, das anderen Gesetzen gehorcht. Dieses 1:1-Übertragen wird scheitern. Ich kann den Verlagen nur raten, möglichst viele Modelle nach dem trial-and-error-Prinzip auszuprobieren. Noch ist es wirtschaftlich möglich, auch mal Geld für ein gescheitertes Projekt zu versenken. Aber der Spielraum wird zunehmend kleiner werden. Aussitzen hilft da nicht.
Was alternative Angebote betrifft, so ist es natürlich schwierig. Das größte Problem ist dabei, daß erst Qualität hergestellt werden muß, bevor es sich auch wirtschaftlich trägt. Die Bezahlform ist dabei nicht entscheidend. Entscheidend ist, daß das Produkt stimmt. Ein-Mann-Unternehmen dürften es dabei schwer haben. Mir ist nur ein Projekt bekannt, wo das vernünftig funktionierte und das ist die “Fackel” von Karl Kraus. Aber auch Kraus war wirtschaftlich unabhängig. Nur von der “Fackel” hätte er zumindest in den ersten Jahren nicht leben können. Allerdings zeigt sich an Kraus auch, daß ein Periodikum, das ohne Rücksichten, nicht einmal Rücksicht auf den Leser, veröffentlicht wird, nicht nur äußerst erfolgreich sein kann, sondern förmlich zum überzeitlichen Kunstwerk wird. Aber auch da hat das Produkt eben gestimmt. Preis 20 Heller.
HansMeier555 ha detto:
Sagen Sie lieber Berthold IV,
Wie würden Sie nun Schavans Einstellung gegenüber der GEmeinsamen ERklärung zur Rechtfertigungslehrer (’99) einschätzen?
BertholdIV ha detto:
lieber herr m555, ich war leider am vorherigen artikel und habe mich schon gewundert, dass auf faz nichts erschien und dann anfangs dieser woche im krankenhaus….
hat frau dr. schavan sich dazu geäußert? muss mal lesen
ich wundere mich über die neue vorsitzende bei g+j…und die hymnen auf faz dazu
@DA: Danke für den Link auf regensburg digital
colorcraze ha detto:
“Man tauscht die Abhängigkeit vom Verlag gegen die Abhängigkeit von den Lesern ein” – jaja. Das ist so wie mit dem Angestelltendasein und der Selbständigkeit – entweder man ist vom Chef abhängig oder von den Kunden. Richtig Spaß macht es nur, wenn das Geschäft gut läuft, so daß man entweder dem Chef entlaufen kann oder nicht alle Kunden beknien muß.
Mediensegler ha detto:
Wie wahr, colorcraze. Aber:
Wenn man beiden, Chef oder Kunden,
(kenne beides)
glaubhaft das Gefühl vermittelt,
“Ich muss das nicht machen”
läuft die eigene Sache doch meist viel besser, oder?
colorcraze ha detto:
Savall, das mit der Fackel ist ein interessantes Beispiel.
Ansonsten, HM555, sehe ich eine ähnliche Ausdünnung wie halt schon im 19.Jhdt.
RoRo ha detto:
Ich kann nur sagen, dass der SPIEGEL und S-online für mich nach wie vor das Basismedium Nr.1 in Deutschland ist. Natürlich ist alles verbesserungswürdig…
Aber es gibt zu wenig Menschen, die hohe Qualität – was das auch immer ist – wollen und bezahlen. Denn Qualität hat seinen Preis. Und wie sieht die Realität aus? Alles muss billig sein oder möglichst kostenlos – und in jeden Falle ohne die blöde Werbung. Das funktioniert halt nicht! Ich war über 30 Jahre für Zeitungs- und Zeitschriften-Verlage als Marketing- und Werbeberater tätig und kenne viele Marktuntersuchungen und Leserbefragungen: Die Leser wollen höchste Leistung, aber es darf nicht mehr kosten! Wo wird das hinführen?
Tyler Durden Volland ha detto:
“… S-online für mich nach wie vor das Basismedium Nr.1 in Deutschland ist. Natürlich ist alles verbesserungswürdig…”
Danke, der ist gut… Selten so gelacht!
Mediensegler ha detto:
Zu Pferdefleisch in der Lasagne.
Helmut Weiß ha detto:
Die grausame Wahrheit ist, daß Journalisten täglich für die Tonne schreiben. Spätestens am Abend wandern mein “Tagesspiegel” und die “Märkische” in den Müll. Am nächsten Morgen surfe ich ich dann wieder kostenlos durchs Netz auf der Suche nach brühwarmen Nachrichten. Auch sprachlich erbärmliches Getwitter lese ich oft mit Gewinn. Was ist also Qualitätsjournalismus? Ein Wegwerfartikel, genauso wie schlechter. Ja, es gibt viele berühmte Ausnahmen, ich lese gerade meinen Fontane, auch hin- und wieder Kleists “Abendblättern”, Schirrmachers “Ego” habe ich nach den ersten Seiten empört zur Seite gelegt…(in der Buchhandlung natürlich).
HansMeier555 ha detto:
Das Problem ist eben, dass die immer alle Mainstream sein wollen.
Die wollen den Konsens abbilden.
Aber genau dafür will ich docht nichts zahlen.
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Ich fände ein Medium gut, dessen Redakteure ide Wahrheit schreiben wollen — und nicht die Vorurteile des Publikums bedienen.
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Vielleicht hilft ein historisches Beispiel. Man stelle sich vor, was gewesen wäre, wenn Rudolf Augstein 1947 kein anderes Ziel gehabt hätte, als in seinem Spiegel in etwa die politische Meinung des Milieus abzubilden, das ihn dann gelesen hat.
T.I.M. ha detto:
Was bitte soll das denn sein, “die Wahrheit”?
whatcrisis ha detto:
Das, was man zur Zeit nicht in den Medien findet. Themen und Fakten, über die man nicht schreibt und nicht spricht. Das zwischen den Zeilen und hinter dem Berichteten. Solche Sachen halt.
T.I.M. ha detto:
Das ist mal konkret. Jetzt fuehl ich mich schlauer!
whatcrisis ha detto:
Immerhin eine Antwort. Und das auf eine solche Frage!
Aber manchmal, wenn mich einer fragt was ich denn nun will, fällt mir spontan nichts Gescheiteres und Konkreteres ein als zunächst eine Aufzählung all dessen, das ich nicht (mehr) will, und das ist immerhin schon einmal ein Anfang 😉
achwas ha detto:
Interessant finde ich es rückblickend den Weg der „Wahrheit“ am Beispiel des „Simplicissimus“ diesem ehemaligen (Künstler- und) Satireblatt zu verfolgen.
Kriegspropaganda und Hurrageschrei erfasste auch dieses gesellschaftskritische Blatt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Simplicissimus
Jeeves ha detto:
“Ich fände ein Medium gut, dessen Redakteure die Wahrheit schreiben wollen”
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Sowas haben wir ja zuhauf. Nur das “wollen” muss nur noch weg.
whatcrisis ha detto:
Der Mainstream ist der Tod aller kulturellen Innovation. Politisch kreist und dreht sich alles um eine imaginäre “Mitte”, journalistisch kriecht man sich selbst zensierend vor einer ebenso imaginären schweigenden aber zahlenden “Mehrheit” – und alles wohin das führt ist Stillstand und Ödnis.
Keine Experimente! Das ist das Credo aller, die sich an alte Zeiten und ihre einstigen Besitzstände klammern und dabei nur noch die Reste von Glanz und Gloria ihrer Ahnen aufzehren.
Anstatt auf annehmbare Angebote des Establishments zu warten (die wird es nicht geben), könnten Autoren auch zu Innovatoren und Gründern werden, man muss sich nicht von Verlegern (ein)kaufen lassen, man kann auch selber Gründervater werden. Sogar noch mit 85. Das sollte eigentlich so manchem die Schamesröte ins Gesicht treiben.
Crowdfunding, Genossenschaftsgedanke wie bei der faz, Begeisterung und Leidenschaft für das was man zu tun gedenkt, ein Funken Geist, auch Unternehmergeist und Unternehmenslust – nun ja. Keine Experimente ist halt bequemer und fühlt sich auch nicht so riskant an. Das Risiko des Erfolgs lässt sich jedenfalls erfolgreich vermeiden – man muss das nur wollen.
T.I.M. ha detto:
Wenn Sie Wahrheit fuer das halten, ueber das nicht berichtet wird, ist dann das, uber das geschrieben wird, fuer Sie alles Luege? Das waere mir dann doch zu kulturpessimistisch.
Auch “kulturelle Innovation” erwarte ich nicht von Journalismus, mit der kritischen und informierten Begleitung derselben waere ich schon zufrieden.
Selbst gegenueber Ihrem Mainstream-Argument waere ich kritisch. Die deutsche Journaille ist doch eindeutig “gruen-links” (salon-links?) der gesellschaftlichen Mitte einzuordnen. Gerade das ist ja das Alleinstellungsmerkmal der FAZ, dass insbesondere die Herausgeber in Ihren Leitartikeln die letzten Verantwortlichen eines deutschen Leitmediums sind, die liberal-konservative Werte hochhalten.
Im Uebrigen eines der DInge, die man dem SPIEGEL zugute halten muss: Er hat sich in den letzten Jahrzehnten selten konsistent ideologisch vereinnahmen lassen. Man kann das Fehlen eines konsequenten roten (SZ), gruenen (Zeit) oder schwarzen Fadens (Welt) als Beliebigkeit oder Opportunismus deuten, ich wuerde mich dem aber nicht anschliessen.
HansMeier555 ha detto:
Ich weiss nicht, wo die “gesellschaftliche Mitte” ist.
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Aber dass die Journaille “grün-links” sein soll, will mir partout nicht in den Kopf.
Die “ZEIT” ist “grün”? Soweit ich es mitbekommen habe, betreibt sie wie andere Holtzbrinck-Medien eine agressive bellizistische Propaganda und hat so eine Folterdebatte auch schon mal ergebnisoffen geführt.
Die SZ lese ich so gut wie nie, wohne ja nicht in München. SPON ist, wie gesagt, ein Boulevardmedium, die Druckausgabe schreibt offenbar vor allem über Themen wie Gesundheit oder Psychoblabla. Zu Springer brauchen wir nix sagen. Taz und “Freitag” sind nix als Wischiwaschi. Der Mainstream, der Wert darauf legt, seine Meinungslosigkeit “links der Mitte” verorten zu dürfen.
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Ansonsten ist das eben genau die falsche Denkweise: Immer erst zu fragen, wo die “gesellschaftliche Mitte” steht, um sich dann an ihr auszurichen.
Stattdessen müsste man sich zuerst fragen, was man eigentlich selber für wahr hält und warum, und dann könnte womöglich guter Journalismus herauskommen.
Tyler Durden Volland ha detto:
@TIM
Danke auch dies ein herrlich lustiger Beitrag….
“Die deutsche Journaille ist doch eindeutig “gruen-links” “, sie sind ein Gross-Meister der Ironie, gell?
Und dann:
“Wenn Sie Wahrheit fuer das halten, ueber das nicht berichtet wird, ist dann das, uber das geschrieben wird, fuer Sie alles Luege? Das waere mir dann doch zu kulturpessimistisch. ”
Lassen sie mich raten, wenn etwas drinsteht, das sie für richtig halten, dann ist es keine Lüge? Und auch zum Begriff “kulturpessimistisch” haben sie die Deutungshoheit?
Ich habe heute morgen weder in SZ, Spon oder auch FAZ auch nur einen Artikel zu einem bedeutendem Thema finden können, der nicht eine Lüge zum Zwecke der Meinungsmache oder Manipulation der Leser darstellte!
Um ein offensichtliches Beipiel zu geben, das mir täglich den Atem verschlägt, weil es in meiner Nachbarschaft abläuft, wäre Nord Korea.
Man kann keine Zeitung oder Webseite aufmachen ohne, dass einem das Wort von der ungeheuren Provokation entgegenspringt.
Das ist zwar sicher ein Land voller ganz armer Schweine, mit einem lächerlichen Schwachkopf an seiner Spitze seit Generationen, aber selbst das ist nur eine von der US Aussenpolitik geschaffene Situation.
Seit Wochen sind es die USA, die vor vor der NK Küste mit ihrer halben Marine manövrieren, aber NK ist es, das provoziert? Man stelle sich mal vor die chinesische Marine veranstalte ein Manöver vor San Franzisco.
Finden sie diesen banqlen gdanken in auch nur einer Zeitung? Nein. 80 Millionen Deutsche, von denen nicht ein einziger Ahnung von NK hat, stimmen begeistert in die These von der Bedrohung ein, denn wenn Bush 2.0 das sagt, dann muss es so sein.
Denn mit ihrem: “Gerade das ist ja das Alleinstellungsmerkmal der FAZ, dass (sie) die liberal-konservative Werte hochhalten.”, da haben sie Recht
Ja, diese Werte sind Verlogenheit, Heuchelei, Verdummung und Manipulation. Ausser Schirrmacher und Don und ab und zu etwas anderem, gibts da gar nichts.
T.I.M. ha detto:
Tyler, wie Sie bin ich ja als Expat haeufiger Konsument der Onlineangebote als der eigentlichen Zeitungen (ich hoffe, das ist jetzt keine falsche Unterstellung, ansonsten bitte ich um Entschuldigung). Was ich dort in den letzten Jahren (und in denen davor auch in den gedruckten Erzeugnissen) lesen konnte, geht tatsaechlich in die genannte Richtung.
Das “links” in beliebig vielen Anfuehrungszeichen koennen Sie gerne streichen, inwiefern ich “gruen” in dem Zusammenhang verstehe, habe ich in meiner Antwort an HansMeier ja verdeutlicht. Wollen SIe etwa nicht mitbekommen haben, dass letztes Jahr (oder schon vorletztes?) quasi alle Medien versucht haben, mit aller Macht Schwarz-Gruen als wuenschenswertes Zukunftsprojekt hochzuschreiben? Oder die irrationale Anti-AKW-Berichterstattung nach Fukushima
Der einzige, der etwas, was nicht seiner Meinung entspricht, hier per se als Luege bezeichnet, sind Sie! Wenn es um Meinungen geht (also nicht NK, da geht es um falsche Berichterstattung) lese ich sogar sehr gerne und mit grossem Gewinn Argumente, die meinen Ansichten zuwiderlaufen; gerne auch Ihre Kommentare.
“Ja, diese Werte sind Verlogenheit, Heuchelei, Verdummung und Manipulation”
q.e.d. – Alle anderen sind nicht nur dumm oder verblendet, nein, sie sind Verbrecher! Genau das ist die Pathologisierung anderer Meinungen, die ich hier immer wieder als antiliberal (nicht anti-neoliberal) geissele. Den Anspruch auf Deutungshoheit, den Sie mir unterstellen, stellen Sie selbst. (Und ein Satz, der mit “Das waere mir…” beginnt, ist doch eindeutig als eine persoenliche Meinungsaeusserung zu erkennen, oder?)
whatcrisis ha detto:
“…irrationale Anti-AKW-Berichterstattung nach Fukushima…”
T.I.M., was wäre denn rationale Berichterstattung zu Fukushima und Atomkraft?
Für mich etwas wie das hier:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1698160/
Und: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/interview/1699577/
[Frage]: Wie lange wird die Sanierung dauern, oder zumindest, bis man das gesichert hat – wenn man das so sagen will?
[Antwort]: Das wird sehr, sehr, sehr lange dauern, weil man kann ja ganz grob auch nach Tschernobyl hinüberblicken. Dieses Unglück in der Ukraine ist jetzt 26 Jahre her, dort arbeitet auch die weltweite Atomindustrie zusammen, um diesem Störfall Herr zu werden. Im Moment wird dort ein neuer Sarkophag gebaut, weil es gibt derzeit keine Methoden, wie man den verteilten Kernbrennstoff einsammeln könnte. Und das gleiche Bild hat man hier auch in Fukushima, es gibt derzeit keine Lösung, wie man tatsächlich an den zerstörten Kernbrennstoff herankommt und den irgendwie sicher verpacken könnte.
Tyler Durden Volland ha detto:
@TIM
Lassen sie es mich mal so sagen…
„Wollen Sie etwa nicht mitbekommen haben, dass letztes Jahr (oder schon vorletztes?) quasi alle Medien versucht haben, mit aller Macht Schwarz-Gruen als wuenschenswertes Zukunftsprojekt hochzuschreiben?“
Als einer der damals bei der Gründung dabei war sage ich ihnen klipp und klar, dass diese Partei sich zwar immer noch Die Grünen nennt, aber mit Grünen für die allermeisten Leute schon lange nichts mehr zu tun hat. Spätestens seit ein Primitivling wie Fischer sogar den Serbienkrieg toll fand.
Schon vor langer Zeit hat es mal jemand deutlich ausgedrückt: „Die Grünen sind eine FDP die auch fürs Dosenpfand ist.“
Es gibt in DE fünf völlig gleichgeschaltete Einheitsparteien, auch als Nicht Wähler muss ich der Linken doch bestätigen, dass sie die einzige Partei ist, die sich tatsächlich unterscheidet. Dass sie bei einem verblödeten und manipulierten Wahlvolk keine Chance hat, versteht sich.
Ich habe vor einiger Zeit schon mal klargestellt, was ich von Leuten halte die sich einen Dreck dafür interessieren, dass „auf diesem Planeten alle eineinhalb Sekunden ein Kind von unter vier Jahren krepieren muss, weil Pfennige für sauberes Trinkwasser und Basisimpfungen fehlen.“
Sie dürfen gerne anderer Meinung sein, aber das wird mich nicht daran hindern meine eigene hier unmissverständlich auszudrücken. Dieser Blog erscheint zuerst mal in einer Zeitung deren ungeheuerliche Verlogenheit (ausserhalb der Feuilletons) manchmal erschütternd ist, wenn es um die nackte Habgier und die finanziellen Interessen der eigenen Klientel geht. Was sich zB Hank stets wieder leistet ist ungeheuerlich, aber für die Blöden reichts ja um die Habgier zu rationalisieren. Das Geld das für jene Kinder fehlt wäre nämlich vorhanden:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/nach-offshore-leaks-hatz-auf-reiche-12139563.html
Wenn Don Alphonso meint meine Meinungsäusserungen seien in seinem Blog nicht tragbar, so kann er mich jederzeit aussperren, das steht ihm zu und ich würda das selbstverstädnlich alzeptieren.
Aber die Vorstellungen von Mitglieder ihrer Kaste, über das was akzeptabel sei, sind für mich seit Jahrzehnten völlig bedeutungslos.
Was Fukushima angeht sollten sie vielleicht mal hier nachlesen, zu dem Thema wird nämlich nach wie vor aus allen Richtungen gelogen was das Zeug hält:
http://www.japantimes.co.jp/community/2013/04/09/voices/rosy-fukushima-health-report-faulted-by-experts/
colorcraze ha detto:
Und ich kann das Geschwätz von den armen ungeimpften Kindern nicht mehr hören. Das wird doch nur besser, wenn die Erwachsenen Ruhe haben, Trinkwasserleitungen zu bauen. Also organisierte Strukturen (man nannte es mal Gemeinden), die in der Lage sind, an Ort und Stelle Versorgung zu gewährleisten. Das ist das Gegenteil von ständigem In-den-Wald-Flüchten und Improvisieren.
Mediensegler ha detto:
Mit 18, jung und blöd, habe ich mir ein Zeit-Abo an der Tür andrehen lassen, mehr als zehn Jahre nicht gekündigt, mich irritiert heute,
Helmut Schmidt und solche eher dunkelgrünen Artikel.
http://www.zeit.de/2013/15/pornografie-frauen
Zitat vom Zitat:
Oder wie es der Komiker Richard Jeni in einem Sketch ausdrückte: “Das Internet bringt die Leute zusammen – egal, was für ein sexueller Mutant du bist, du hast da draußen Millionen Kollegen. Wenn man im Internet nach ›Sex mit brennenden Ziegen‹ sucht, antwortet der Computer: Welche Ziegenrasse?”
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Nicht, dass ich die Farbe grün schön fände,
aber vielleicht kommt Donna jetzt mal wieder vorbei. 😉
colorcraze ha detto:
@DA: hm, scheint wohl so zu sein, daß Online-Abo das nächste Ding ist, das versucht wird.
colorcraze ha detto:
Sonst – alles schön und gut mit “Mainstream” und “Underground”, nur, wer will für was zahlen und und was lesen. “Guter Journalismus” gedeiht eher nicht in mönchischer Zuversicht auf den Klingelbeutel. Es ist ja auch eine Frage der Kontinuität. Ein Projektchen ist schnell mal hochgezogen und beendet, es kommt darauf an, eine “Institution” zu werden.
HansMeier555 ha detto:
Le Canard enchanté
T.I.M. ha detto:
Werter HansMeier, auch mir ist egal, was die “Mitte” ist, aber wenn man von Umfragen unter deutschen politischen Journalisten liest, in denen sich selbst fast 70% als den Gruenen nahestehend bezeichenen, dieselbe Partei aber bei den meisten Wahlen unter 20% der Stimmen erhaelt, dann liegt doch eine Einordnung ”gruen der gesellschaftlichen Mehrheitsmeinung” nahe. Das “gruen-links” habe ich schon im ersten Post in Anfuehrungszeichen gesetzt, weil links/rechts/Mitte in den meisten Debatten kaum klar definierbar scheinen.
Und die Zeit ist sowas von gruen. Nicht 80er-Jahre-Strickpullover-gruen, sondern Goering-Eckardt-Oberstudienraete-die-sich-links-buergerlich-fuehlen-wollen – gruen! Bellizismus kann sein, aber muss ich sie daran erinnern, welcher Partei der Aussenminister angehoerte, der mit unsaeglichen Auschwitzvergleichen die BRD in ihren ersten voelkerrechtswidrigen Krieg gefuehrt hat?
Was den Spiegel anbelangt, so gebe ich Ihnen insofern recht, als dass die Auswahl der Titelgeschichten unter den letzten beiden Chefredakteuren katastrophal ins Unpolitische abdriftete. Offenbar war man der Meinung, mit Wellness/Psycho-Mist bessere Auflagen erreichen zu koennen. Trotz der Aufmachung ist der Spiegel aber meiner Meinung nach noch immer weitestgehend konkurrenzlos in der politischen Berichterstattung / Reportage. Was ich mir (von jeder politischen Publikation) erhoffen wuerde, waeren wesentlich bessere Hintergrundinformationen. (Beispielsweise bei der Bankenkrise: Entwicklung des Notenbanksystems, verschiedene Geldtheorien und deren Konsequenzen fuer die Politik – jeweils konkret bezogen auf die aktuelle Berichterstattung. Das ganze aber gerne von wirklichen Experten. Wenn stattdessen auf volkswirtschaftlicher Ebene ein aehnlicher Unfug herauskaeme wie in den sog. Wissenschaftsredaktionen selbst renommierter Publikationen, such ich mir diese Information auch anderswo zusammen.)
T.I.M. ha detto:
ich korrigiere mich: …-OberstudienraetInnen-… (sic!)
HansMeier555 ha detto:
@TIM
So gesehen haben Sie leider recht.
Folkher Braun ha detto:
Bester T.I.M.:
Des Rätsels Lösung ist ganz einfach: die Verleger investieren nicht in ihre Leute. Die wollen nur billig. Ich bin ja als kleiner freier Journalist ein einem kleinen Bereich der Fahrzeugtechnik tätig. Um da mithalten zu können, muss ich regelmäßig auf Lehrgänge, um eine Lizenz zu erneuern. Sonst kann ich mit den Geräten (z.B. Bremsanlagen) nicht mehr umgehen. Jeder Lehrgangstag kostet bei Firmen wie Haldex, Knorr- Bremse oder WABCO gut 180 Euro pro Tag. Plus Reise, plus Hotel, plus Verdienstausfall. Wenn man direkt aus dem “Maschinenraum” berichten will, muss man know- how und Gerätschaft kaufen. Das gilt genau so für die Kollegen in Wirtschafts- oder Politikredaktionen. Woher bekommen die denn ihre “updates”? Und glauben die alle, ihre VWL- Kenntnisse von annodunnemal wären heute noch aktuell?- Man sieht es schon auf “Herdentrieb”, wie hausbacken die Erläuterungen von DW, RvH und MS streckenweise sind. Und das Kommentariat lehrt sie, wo es lang geht.
T.I.M. ha detto:
Natuerlich, die Frage ist, welche Kunden fuer welchen Mehraufwand (bessere Qualitaet) wieviel zu zahlen bereit waeren, bzw. wie sich ein solches Engagement in Leserzahlen ausdrueckte.
Gerade beim Spiegel sind die Mitarbeiter ja selbst der Verleger und in einer hinreichend grossen Redaktion sollten doch die Lohnkosten fuer einige Spezialisten beinahe marginal sein (Ich meine bspw. renommierte Wirtschaftsprofessoren, die laengerfristig an das Magazin gebunden werden – wie z.B. Krugmann bei der NYT [von dem man im uebrigen halten kann, was man moechte]).
Vielleicht will sich auch einfach die Wirtschaftsredaktion (pars pro toto) nicht in ihre vermeintliche Kernkompetenz reinreden lassen.
colorcraze ha detto:
Professoren, na ich weiß nicht… ich würde mich da eher an Leute aus der Praxis halten wollen, mehrere, um zu Überblick, Vergleich und “Beurteilung der Lebenstauglichkeit” zu kommen. So wie ich Professoren kenne, sind sie spezialisiert und theoretisieren und experimentieren gern, sind aber fern jeder Geschäftsrealität. Für den “Wissenschaft+Forschung”-Teil sind die sicher zu gebrauchen, aber für die Verfolgung von auch wirtschaftlich relevanten Neuentwicklungen meiner Ansicht nach nicht.
Tyler Durden Volland ha detto:
Gestern Abend durfte Friedrich Nietzsche mal wieder im Öffentlich Rechtlichen feststellen, dass Professoren die Affen sind, die im Baum der Erkenntnis herumklettern….
Daran hat sich in den letzten 140 Jahren seitdem nichts geändert.
Tyler Durden Volland ha detto:
„„Die New York Times macht das aber auch“, wird dann einer der Entscheider in den Verlagen sagen, der nicht versteht, dass es in Deutschland kein Onlineangebot wie die NYT gibt.“
Die NYT hat sich aber auch in den letzten Jahren NICHT mal auf ihrer Webseite zu einem Blatt peinlichster Praktikanten und einem Volontärs Spielplatz zurück entwickelt, wie das der Spiegel gemacht hat, oder einen völlig perversen Schwung zum Neo-Liberalismus wie die Süddeutsche absolviert.
Das SZ Aushängeschild Heribert Prantl lässt sich derzeit sogar dazu missbrauchen, die Weigerung der SZ die Steueroasen Daten an die Justiz weiterzugeben, zu rationalisieren. Es sind nun mal die Daten der heutigen durch und durch verlogenen Mainstream Medien Klientel, und auch Prantl macht damit ja nicht zum ersten Mal auf seine fortgeschrittene Korrumpiertheit aufmerksam.
Die Idee, dass viele normale Menschen für diesen Mist im Internet Geld ausgeben würde ist tatsächlich bestenfalls lustig.
„Das schafft der Kabarettist Dieter Hildebrandt“, und: „Das läuft. In diesem einem Fall.“
Die Antwort ist natürlich einfach und entspricht sogar dem Marktprinzip: Es ist eine Marktlücke! Es gibt NICHTS auf dem Medienmarkt, das intelligenten Zeitgenossen, die an Einsichten, banalen Wahrheiten und ehrlicher Kritik, an den seit längerem widerwärtigen Zuständen der Republik interessiert sind, zum Kauf angeboten wird.
Das Schlüsselwort ist nämlich Glaubwürdigkeit. D.H. ist einer der ganz wenigen, an einer Hand abzählbaren Deutschen, die überhaupt jemals bei einer Wahl meine Stimme erhalten hätten, zB bei einer tatsächlich demokratischen Wahl zum Bundespräsidenten. (Keiner von denen kandidierte natürlich jemals)
Seit letzter Woche freue ich mich darüber, dass ich mit meinem eigenen Geld dabei geholfen habe, so etwas in die Welt zu setzen.
Aber man sollte sich keinen Illusionen hingeben. Crowdfunding wird auch in Zukunft nur Einzelfällen funktionieren und wird vor allem niemals langfristig Sicherheit für Blogger bieten.
@HM555
„Das Problem ist eben, dass die immer alle Mainstream sein wollen.“
Alle diese Medien Produkte sind heute im Besitz von Konzernen, deren Aufgabe es ja eben nicht ist Qualitätsprodukte herzustellen, oder gar eine Politik zu kritisieren, die ihre eigene Abzocker Mentalität ja so profitabel macht, sondern die Aufgabe der Führung dieser Konzerne ist einzig und allein Profit, oder präziser: kurzfristige Profitmaximierung. Dafür, und NUR dafür, gibt es Boni und Vertragsverlängerungen
Wo findet man in der Medienwelt das grösste Marktsegment? Beim Mainstream, oder, wie man zu intelligenteren, bzw ehrlicheren Zeiten noch sagte, beim Mittelmass.
Die Resultate dieser Entwicklung gibt’s an jedem Kiosk… noch.
T.I.M. ha detto:
“Alle diese Medien Produkte sind heute im Besitz von Konzernen”…
Also die Fazit-Stiftung verwendet Ertraege ausschliesslich fuer gemeinnuetzige Zwecke. Der Spiegel-Verlag gehoert zu >50% seinen Mitarbeitern.
whatcrisis ha detto:
Gibt es eigentlich schon Theorien darüber, wer hinter offshore-leaks steckt? Deutsche Journalisten vermutlich nicht, aber – wer hätte die Mittel und die Möglichkeiten (und ein Interesse daran), so etwas zu veranlassen? Ob sich das die an dieser Aktion beteiligten Jouralisten wohl gefragt haben? Ob sie dahingehend auch mal recherchiert haben oder recherchieren werden? Denn sonst wären sie doch nichts weiter als Erfüllungsgehilfen, Werkzeuge in unsichtbaren Händen… nur so ein Gedanke.
Keine Atempause, Geschichte wird gemacht… nur, von wem?
Ach, es gibt sovieles, das ich gerne mal wissen würde. Aber die Welt bleibt ein schamhaftes Weib und lüftet die letzten Schleier einfach nicht.
stefanolix ha detto:
Man könnte einwenden, dass Dieter Hildebrandt und der Springer-Konzern unterschiedliche Zielgruppen haben. Am Crowdfunding für den Roten Kanal haben sich wohl vorwiegend Menschen beteiligt, die ihre Meinung bestätigt haben wollen.
Dieter Hildebrandts Reputation als Kabarettist und seine Verdienste um das politische Kabarett haben beim Geldeinsammeln natürlich eine große Rolle gespielt. Ob sich Dieter Hildebrandt damit einen Gefallen getan hat, wird die Zeit zeigen. Er ist nicht mehr in der Form der 1980er und 1990er Jahre.
Den Inhalt der ersten Sendung könnte man ohne wesentlichen Verlust auf wenige Seiten reduzieren und in wenigen Minuten lesen. Ich wage die Vorhersage, dass sich das Interesse in Zukunft in engen Grenzen halten wird, wenn stoersender.tv auf diesem Niveau bleibt.
Ein Crowdfunding für die BILD würde sich wohl kaum jemand antun. Die BILD wird gekauft, weil bestimmten Lesergruppen einen Nutzen bringt. Gäbe es die BILD morgen nicht mehr, würde eben eine andere Boulevardzeitung gekauft. Die sind doch austauschbar.
PS: Im ersten Absatz des Artikels sollte es »Produktdiversifikation« heißen?
whatcrisis ha detto:
Reizwort credibility: Tyler Durden Volland, darüber bin ich auch ins Grübeln geraten. Ob man tatsächlich an das glaubt, was man verbreitet. Ob man davon selber überzeugt sein sollte, oder ob man das gerade eben besser nicht sollte.
Wenn man jemandem etwas verkaufen will, dann muss man doch entweder etwas anbieten, das Käufer haben wollen, oder man muss sie davon überzeugen und motivieren, das kaufen zu wollen, was es eben gibt. Umgesetzt auf Medien heisst das doch nichts anderes, als dass man das schreiben oder reden muss, was die Kunden lesen oder hören wollen. Oder das man ein Produkt, eine Marke entwirft, Inhalte bietet, die zum Kauf verführen.
Ob Verkaufen bzw. Einnahmen und Gewinne erzielen und credibility prinzipiell überhaupt miteinander vereinbar sind? Womöglich nur und bestenfalls kompromissweise, in einem dynamischen mal so, mal so.
Wer nur über das schreibt, was er wirklich weiß und wovon er wirklich überzeugt ist, der reitet auch gewissermaßen nur sein eigenes Steckenpferd, und selten wird man damit die gleichen Interessen hegen wie ein breiteres Publikum.
Noch so ein Problem – neben der Glaubwürdigkeit – ist also das des Paradoxes, dass man zugleich Spezialist und Universalist sein müsste: Flexibel und interessiert genug, um sich grundsätzlich für jedes Thema interessieren und darin kundig machen zu können, kompetent genug, um die nötige Wissens- und Faktentiefe erbringen zu können. Das ist für Ein-Mann-Betriebe schon zuviel, und selbst Kollektive und gute Redaktionen zeigen da ihre Grenzen. Was tun, wie löst man das? Modular vielleicht, indem sich projektbezogen zusammenfindet, was ein gutes Ergebnis verspricht…
Aber dann wäre da noch das Problem der Dauer. Für die Beteiligten müsste ja auf Dauer ein vernünftiges Einkommen erzielt werden, es wäre unzumutbar zu verlangen, man möge sich doch bitteschön von Projekt zu Projekt so durchwursteln oder von einem seriösen Haupterwerb leben. Ob die Zukunft der Presse in Kollektiven nebenberuflicher Journalisten liegt?
Immer wieder der Punkt auch, dass man schon finanziell unabhängig sein sollte, bevor man anfängt, unabhängig zu schreiben und zu publizieren.
Ich bin nur lesender Laie, deswegen pardon, falls ich mit längst und alt Bekanntem langweile, aber das wären so meine Überlegungen. Als Laie vermutet man ja auch immer, dass die Profis und Experten schon wissen was sie tun und sich dabei auch schon etwas gedacht haben.
colorcraze ha detto:
“Ob man tatsächlich an das glaubt, was man verbreitet” – zumindest im Augenblick, da sie es aussprechen, müssen Sie es, denn wie sollte ihnen sonst irgendwer Glauben schenken. Manche können sich geradezu besoffenquatschen, hab ich beim Studentenstreik mal erlebt. Ein einigermaßen gesunder Mensch wird aber große Schwierigkeiten haben, zwischen völlig gegensätzlichen Rollen und Meinungen komplett umzuschalten.
Timm Esser ha detto:
Gesucht werden neue Köpfe, nicht neue Knöpfe.
Immer wieder erstaunlich, wie Medien die Rechnung ohne das Publikum machen.
Lesern und Zuschauern hängt der neue Technologie-Firlefanz mit immer neuen Bedienungsknöpfen zum Hals raus, während die Inhalte immer überflüssiger werden: Konsumreklame und Politpropaganda, dumm und dreist wie nie zuvor.
Das ungeschätzte (weil unterschätzte) Publikum sucht das Gegenteil:
Neue Köpfe wie die alten Simplicissimus-Autoren und Bertolt-Brecht-Kollegen, Tagesschau-Sprecher und Bundestags-Redner in Gestalt von Georg Schramm und Désirée Nick. Zum Beispiel.
Ob solche Genüsse im Zeitungsladen, am PC- oder am Handy-Bildschirm zu haben sind, geht den Menschen an der Backe vorbei. Das Publikum leidet unter Intellekt-Entzug und ist stinksauer! 😉
HansMeier555 ha detto:
Als Nichtjournalist sehe ich den Zusammenbruch der Branche eher gelassen.
Was da verschwindet ist nur eine Scheinvielfalt. Und je weniger Pseudoqualitätsblätter es gibt und je dünner sie sind, umso mehr Aufmerksamkeit warden diejenigen engagierten Schreiber finden, die wirklich mal was zu sagen haben.
HansMeier555 ha detto:
Und was spricht eigentlich gegen bezahlten Auftragsjournalismus, wenn er gut gemacht ist?
HansMeier555 ha detto:
Es ist doch realitätsfremd, immer darauf zu warten, dass irgendeine ominöse anonyme “unabhängige” Öffentlichkeit irgendeinen Skandal aufgreift.
Da ist es doch viel einfacher, selber jemanden anzuheuern, der das dann mal wirksam verbreitet.
Alle relevanten Player machen das ja schon längst so.
achwas ha detto:
Eine Idee ist ein Kind der Freiheit.
.
Das Dilemma der Unterstützung:
Die Freiheit ist dahin.
Vor allem:
Man kann sich seine Unterstützer nicht aussuchen.
whatcrisis ha detto:
Es bräuchte die List eines Odysseus, die Kraft eines Herkules und die Ausdauer eines Prometheus, Ideen unters Publikum aka das gemeine Volk zu bringen.
Die Aufklärer bedienten sich der P0rnographie. Wenn man mal vom Raubdruckproblem absieht, an sich ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell.
achwas ha detto:
Man streitet sich ja bereits um den Ideenbegriff an sich.
.
Und was ist aus der “europäischen Idee“ geworden. (heul)
.
Odysseus – Herkules – Prometheus wären heute
alles Angestellte von Goldman Sachs
Nur Kassandra nicht.
Joey Calderano ha detto:
O nein!
.
Wäre Oysseus heute bei Goldman Sachs, so hätte er Kassandra eingestellt. Als Analystin für Rückversicherungswetten.
T.I.M. ha detto:
“Dein Orakel zu verkünden,
Warum warfest du mich hin
In die Stadt der ewig Blinden
Mit dem aufgeschloßnen Sinn?
Warum gabst du mir zu sehen,
Was ich doch nicht wenden kann?
Das Verhängte muß geschehen,
Das Gefürchtete muß nahn.
[…]
Nimmer mit dem Schmuck der Bräute,
Kränzt’ ich mir das duft’ge Haar,
Seit ich deinem Dienst mich weihte
An dem traurigen Altar.”
(Schiller, “Kassandra” – passt auch zur Goldman-Sachs Analystin)
achwas ha detto:
Odysseus taucht aber viel zu viel in Kassandras Büro auf und macht sich wichtig.
Überdies sei sie von ihm nach einer Firmenparty sexuell belästigt worden.
Kassandra heiratet einen Sozialdemokraten
und schreibt ein Buch.
Joey Calderano ha detto:
achwas T.I.M.,
.
O ja!
.
Kassandra und Peer? Das wäre einfach überirdisch, halbgöttlich gewissermassen. Wenn ich da an den Vorgänger im Geiste denke… gnihihihi
HansMeier555 ha detto:
Nochmal zum Bedenken: Wer hätte 1947 vorhersehen können, dass es in D eine enorme Nachfrage nach einem Produkt wie dem “Spiegel” geben könnte?
.
Das Teil wurde zum größten Teil von Leuten goutiert, die eigentlich weitaus konservativer eingestellt waren. Aber eben trotzdem gerne mal ein bissel subversive Hintergrundinformationen in bissiger Darstellung lesen wollten. Spiegel- und FAZ-leser waren ja identisch.
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Wenn die Leserschaft wirklich so rettunglos dumm und blöd ware, wie heute alle sagen, dann hätte man im 19. Jh. oder in der DDR ja nicht so viel Zensur ausüben müssen.
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Ich kann das nicht mehr hören, dieses dumme Mantra, dass die Welt so dumm sei. Das sind diese Dummbacken, die ihr Publikum dummschreiben und sich dann wundern, dass es so dumm ist.
.
Man müsste genau umgekehrt vorgehen: Mal ganz fest davon ausgehen, dass es da draussen eine unbefriedigte Nachfrage nach intelligentem JOurnalismus gibt und sich genau auf diese konzentrieren.
colorcraze ha detto:
@HM555 8:30: vor allem zum zweitletzten Abschnitt volle Zustimmung.
Ansonsten erscheint mir “Mainstream” nicht so ganz die richtige Beschreibung der Vorgänge. Das ist das Ergebnis, aber man muß das ja erst herstellen.
Es ist doch auch so, daß – wie Tyler am Beispiel Nordkorea zeigt – die Presse eine Art Vorfeldkommunikation der Regierung ist. Wenn man “Regierung” mal nicht nur als die ins Rampenlicht gestellten Managementpersonen auffasst, sondern den ganzen Steuerungsapparat aus verdeckter Diplomatie und Machtmitteln, der sich auf die Medien durch seine Kraft, Ereignisse setzen zu können, auswirkt.
Savall ha detto:
Die Nachfrage nach intelligentem Journalismus gibt es schon. Es müßte sich aber jemand finden, der diese Kräfte bündeln kann. Die eher gelungenen Beispiele aus dem vorigen Jahrhundert, “Zukunft” und “Weltbühne” hatten eben in Harden und Jacobsohn ein Gravitationszentrum von Graden. (Und Jacobsohn hatte natürlich mit Tucholsky einen absoluten Glückstreffer.) Solche Charismatiker sind eben schwer zu finden. Und reich werden kann man dabei auch nicht.
HansMeier555 ha detto:
Ja, aber man muss erst einmal nach ihnen suchen.
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Und was haben die stattdessen getan? Sie schreiben im Fahrwasser des Privat-TV (das Weltgeschehen als Seifenoper) und würzen den faden Einheitsbrei dann mit einer Dosis Edelhetze “was auch mal gesagt werden dürfen muss”.
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So was zieht dann halt auch solche Leute an.
spaccato ha detto:
Gerade im DRradio Wissen gehört:
In Frankreich gibts eine Reportage-Zeitschrift mit Namen XXI (Revue 21)
Klingt interessant.
colorcraze ha detto:
Ach, Zeitschriften. Wird immer mal versucht. Aber Kinder, das ist doch Print first. Das Thema ist aber, wie man ein funktionierendes Geschäftsmodell mit Internet aufzieht.
spaccato ha detto:
Immer wenn ich die Anrede “Kinder” höre (bzw. lese), muss ich an Filme aus den 50ern denken, bei denen noch extra darauf hingewiesen wurde, dass die Farbe von Technicolor kam. Es scheint immer die Sonne, alles ist quietschbunt. Und wenn es mal lauter wird, dröhnt der Ton.
Hat jetzt nix mit dem Thema zu tun – wollte ich nur mal erwähnen.
Ungefähr so: “Kinder! Ist das nicht herrrrlich?
colorcraze ha detto:
Nun, meine Assoziationen gehen da mehr in die Richtung von “ich helf Dir gleich!”.
colorcraze ha detto:
Bzw. “raus aus den Löchern, Ihr Straußenvögel!”
Savall ha detto:
Es ist ja die Krux, Colorcraze, das noch keiner eine Vorstellung von einem funktionierenden Modell hat. Die Zeitschriften waren nur ein Beispiel, wie man ein auch langfristig angelegtes Projekt schaffen könnte, für das die Leute dann auch bezahlen wollen. Vielleicht noch mal als Beispiel Karl Kraus. Er ist gerade für die gegenwärtige Zeit ein interessantes Modell. Er hat sich zwar damals aus inhaltlichen und nicht wirtschaftlichen Gründen gegen die Tagespresse gestellt, aber ansonsten ist die Situation nicht unähnlich. Übrigens gleicht die „Fackel“ in ihrem Aufbau sehr einem heutigen Blog, inklusive Kommentaren. Allerdings fielen die Kommentare damals aus technischen Gründen einseitig aus, aber das Prinzip stimmt. Kraus also stellt sich ziemlich multimedial auf. Neben der dreimal im Monat erscheinenden „Fackel“ gibt es thematische Sammelbände in einem eigens gegründeten Verlag („Untergang der Welt durch schwarze Magie“, „Sittlichkeit und Kriminalität“ u.a.) Dann hält er die legendären Vorlesungen, bei denen er mitunter ganze Theaterstücke vorträgt. Auch Schallplatten hat er besprochen. Er benutzte also alle Vertriebskanäle, die ihm zur Verfügung standen. Dazu kommt, daß sich recht schnell rund um die „Fackel“ ein Netzwerk bildet. Das sind nicht nur die treuen Leser, sondern auch Gastautoren und „Einsender“. Recht bald wird nämlich deutlich, daß Kraus die Informationen diskret behandelt, genau recherchiert und keine Angst hat, sich mit Gott und der Welt anzulegen. Dazu macht er das stilistisch brillant und erzielt Wirkung. Das hat jahrzehntelang funktioniert. Die „Fackel“ war eine Institution und hat sich abzüglich der Anlaufphase auch immer wirtschaftlich getragen. Der Nachteil war natürlich, daß es dazu einer eisernen Konstitution, Nerven aus Drahtseilen und unbändigen Fleiß brauchte. Naja,und um ehrlich zu sein war Kraus auch ein bißchen eitel, besserwisserisch und manchmal etwas gaga. Aber das gehört wohl dazu.
colorcraze ha detto:
“daß es dazu einer eisernen Konstitution, Nerven aus Drahtseilen und unbändigen Fleiß brauchte” – das nun erscheint mir immer noch gültig, daß das für solche selbständige Arbeitsweise unerläßlich ist.
Mediensegler ha detto:
Und ein bisschen gaga auch.
prince Matecki ha detto:
Mein Deutschlehrer ließ kurz vor dem Abi das schöne Apercu fallen:
“Es stand in der Zeitung. Trotzdem könnte es wahr sein!”
Ansonsten gerade schwer vergrippt grüß ihr
pM
C. von Egern ha detto:
Happy Margaret Thatcher day to everybody!
colorcraze ha detto:
Nun, immerhin mit den Falklands hatte sie recht, dort wurde wirklich Öl gefunden.
colorcraze ha detto:
@pm: gute Besserung, ach, jetzt im Frühling sollte man doch allenfalls eine Pappelallergie haben! (Die bei uns wurden letztes Jahr abgesägt, harhar. Mögen sie gute Clogs abgeben und ihre Nachfolger eine Weile brauchen, bis sie die Augen reizen.)
Folkher Braun ha detto:
Pappel? – Gehört verboten. Ist spätestens nach 30 Jahren im Kern verfault und platzt beim Fällen unkalkulierbar auseinander. Für den Maschinisten lebensgefährlich. Eignet sich nur als Faserholz (mitteldichte Faserplatten), im Kamin nur als Anmachholz und ansonsten: abschneiden bei 100 mm Stammdurchmesser.
Mediensegler ha detto:
Lerne von Ihnen immer wieder wirklich wichtige unnütze Dinge. 😉
colorcraze ha detto:
Aha. Daß Pappelholz zu wenig zu gebrauchen ist, wußte ich, aber daß es gar so ein Glump ist, hätte ich dann doch nicht gedacht. – Pappelclogs gibt es wirklich. Ich habe vor vielleicht 5 oder 10 Jahren mal welche im Schaufenster gesehen in einem Schuhladen in den Hackeschen Höfen.
homobulla ha detto:
»Der Unglückliche, der nie das Rascheln des Windes in den Pappelblättern hörte«, heißt es bei einem anonymen Dichter aus der Propontis, den Eutemius von Thessaloniki zitiert
colorcraze ha detto:
Eutemius war offenbar kein Frühlingsallergiker.
Don Alphonso ha detto:
Immer dahin wo es we tut 🙂
homobulla ha detto:
Vielleicht ja ein Frühlingsallegoriker.
Thorsten haupts ha detto:
“Seit Wochen sind es die USA, die vor vor der NK Küste mit ihrer halben Marine manövrieren …”
Wen wollen Sie denn gerade veralbern? Einige Zerstörer sind “die halbe amerikanische Marine”? Da ist ja nicht mal ein einziger der US-Carrier, also der Kern der US-amerikanischen marinestreitkraft? Und Sie halten es ernsthaft für einen Fehler deutscher Medien, dass sie das Herumschwimmen weniger amerikanischer Zerstörer als “Provokation” nicht thematisieren?
Aha. Wahrheit nach Tyler-Masstab. Prost Mahlzeit.
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
So allmählich gehen NK jedenfalls die Drohungen aus. Und dann verlieren sie ihr Gesicht. Bei Japanern wäre das gefährlich. Bei Koreanern bin ich mir da nicht sicher. Ich habe gehört, dass sie hart im Nehmen sein sollen, hart wie Thai-Boxer. Und ausdauernd. Ein Bekannter von mir hat sie mal mit den Preussen verglichen.
Ob die Amerikaner das inzwischen schon wieder vergessen haben? Und inzwischen war ja Vietnam auch noch. Daraus dürfte gelernt worden sein.
Es wär wohl für alle das Beste, es würde beim Imponiergehabe bleiben.
Mediensegler ha detto:
Die Japaner, die Koreaner, die Preussen, die Amerikaner,
fehlt nur noch, DIE DEUTSCHEN.
Boah, eh.
Da fehlen mir alle weiteren Worte.
.
oder doch nicht:
Es wär wohl für alle das Beste, es würde beim Imponiergehabe bleiben.
whatcrisis ha detto:
Interessant, wie Drohgebärden die Sprache und das Denken verändern, nicht wahr? Sofort simplifiziert sich das Denken, andere werden stereotyper wahrgenommen und behandelt – sobald die Zeichen auf Kampf stehen, beginnt die gedankliche und emotionale Dehumanisierung des Gegners aber auch des eigenen Verhaltens… DIE anderen. Und WIR.
Das erleichtert das Kriegführen.
Und wie ansteckend das ist. Es genügt, dass einer beginnt mit einer an sich noch unverdächtigen harmlosen Wendung wie “DIE USA” oder “DIE Achse des BÖSEN” oder “DIE Männer”.
Ich habe inzwischen zum linguistic turn nachgelesen. Ist ja wirklich schon interessant, Sprache und Denken mal daraufhin zu untersuchen und zu beobachten, wie sie verwendet wird. Als Herrschaftsinstrument, als Kampfinstrument, zur mentalen Mobilmachung… ob nun von Piratinnen, asiatischen Despoten oder frei gewählten Führern auf dem Weg zu einer neuen schönen Weltordnung.
Auf der Agenda ‘Krieg gegen den Terrorismus’, ‘neue Weltordnung’ und ‘Achse des Bösen’ ist NK der letzte noch unerledigte Punkt, fällt mir gerade auf.
whatcrisis ha detto:
Ob Institutionen auch einen Lebenszyklus durchlaufen? Ob der Untergang des Abendlandes sich da analog dazu heranziehen ließe?
Auf den Untergang folgt Neuaufbau und Gründung – sofern ein vitales Interesse daran sich herausbildet. Und in der Übergangszeit wird halt der Gürtel für alle eng geschnallt und gehungert.
Es stehen halt nun die mageren Jahre an. Oder Gelddrucken ist doch eine Lösung, zumindest für eine Weile. Die Lagarde wird das schon wissen, die ist ja offenbar dafür.
Niemand hat die Absicht, Schulden zu machen und Kredite nicht zurückzuzahlen. Und wir leben in einer schönen Zeit. Und in der besten aller Welten.
Mediensegler ha detto:
Die ganze Nacht
habe ich auf den beiden Suchbildern
den Fehler gesucht.
achwas ha detto:
Dies ist der schönste Satz.
Tyler Durden Volland ha detto:
@whatcrisis
Dass die Bedeutung von „Credibility“ schon nicht mehr klar ist, sagt uns mMn einerseits etwas über die (noch) existierenden Medien, andererseits darüber, dass wir heute über so viele Informationen verfügen, dass man Lügen zu schnell durchschaut (mein Beispiel mit Prantls oder Fischer’s Kosovo), dass kaum noch was übrig bleibt.
„Wenn man jemandem etwas verkaufen will…. Umgesetzt auf Medien heisst das doch nichts anderes, als dass man das schreiben oder reden muss, was die Kunden lesen oder hören wollen.“
Nehmen wir als Beispiel AKWs, eines der Themen die so schön polarisieren. Wer ohne eine Position einnehmen zu wollen an den Anfang zurückgeht, der musste von Anfang an wissen, dass da eine Technologie benutzt die mit Radioaktivitiät umgeht und dem Wissen, dass da im schlimmsten Fall die Kontrolle der Kernspaltungen verloren gehen kann.
Gut, wenn man keine Risken eingehen will, dann ist das nicht sehr hilfreich für unseren Lebensstandard. Aber da gab es nebenbei auch noch das Problem mit der Entsorgung, mit der Zwischen- und Endlagerung. So etwas war nirgendwo auch nur ansatzweise zu sehen. Diejenigen die den AKW Bau damals trotz dieses Wissens billigten, die haben eindeutig ein Verbrechen begangen. Credibility wäre, dies alles nicht unter den Tisch fallen zu lassen
Es lässt sich zu jedem Thema immer prinzipiell ein Ausgangspunkt für Diskussionen setzen, den alle akzeptieren müssten, wenn sie denn guten Willens wären.
Leider ist natürlich der heute nicht mehr gegeben, heute heisst es jeder gegen jeden, das Maximum in die eigene Tasche und dafür darf ohne Beschränkung gelogen werden.
Beispiel heute all jene widerlich verlogene Artikel in allen Mainstream Medien, dass man um des Rechtsstaates willen die Offshore Daten nicht an den Staat weiterreichen darf, wo es doch es doch einzig und allein um die Interessen der eigenen Klientel geht.
Die Frage ob Credibility möglich ist lässt sich also einfach beantworten. Bei lohnabhängigen Journalisten und gleichzeitig 5 Millionen Arbeitslosen, nein da nicht. Denn erpressbar sind die allermeisten, wie wir schon mal diskutiert hatten.
Gerade hier im Blog aber ist es anders. Wenn Don nach Norditalien fährt um seine Käse zu kaufen, dann weiss er, dass dieser Hersteller niemals Pfusch verkaufen würde um seinen Profit zu erhöhen. Ein Konzernmanager der eine Vorgabe zu erfüllen hat, der muss hingegen ohne jegliche Skrupel jedes Mittel ergreifen um zum Bonus zu gelangen. Wenn Don über Neu-Vermietung seines Eigentums schreibt, wenn er über Wertverlust seines Eigentums durch Anrainer schreibt, so mag das nicht in meinem politischen Sinne sein, aber es hat Credibility. Nur weil wir sie so selten sehen heisst das nicht, dass es sie nicht gibt oder geben könnte. Es wäre Aufgabe der machthabenden Politiker dieser Degeneriation entgegen zu arbeiten, aber welche Politiker die nicht stramm in derselben Richtung marschieren haben wir denn in unseren Parlamenten?
Es wäre also die Aufgabe der Wähler Parteien zu wählen, die einen solchen Zustand, wo die Profitsucht jegliche Zivilisiertheit zerstört, nicht länger akzeptieren.
Aber das sind alles Überlegungen die mit unserer heutigenWelt nichts mehr zu tun haben, deshalb hat HM555 völlig Recht: „Als Nichtjournalist sehe ich den Zusammenbruch der Branche eher gelassen. Was da verschwindet ist nur eine Scheinvielfalt.“
Was da verschwindet ist die Illusion einer freien unabhängigen Presse.
Falsch scheint er mir zu liegen wenn er sagt „Es ist doch realitätsfremd, immer darauf zu warten, dass irgendeine ominöse anonyme “unabhängige” Öffentlichkeit irgendeinen Skandal aufgreift.“
Wir alle wussten, dass das Pack, das uns als Leistungsträger verkauft wird nichts als Abzocker und Betrüger sind. Und wegen der Offshore Leaks können wir es jetzt sogar belegen. Bisher konnte man sich mit dem Aussprechen solcher Wahrheit nur eine Verleumdungsklage einhandeln.
Mehr als solches anonymes Dazwischenfunken bleint uns nicht, auf etwas Besseres warten zu wollen, das ist realitätsfremd.
Odysseus, Herkules und Prometheus sind Märchen mit denen man realitätsabgewandte Moralisten besänftigen kann. In der tatsächlichen Welt haben die nicht existiert und werden es auch nie. Es ist halt das Prinzip Hoffnung. Früher war es die christliche Religion, die Belohnung im Jenseits nach dem Tod versprach, dann war es der Marxismus, der es auf nach der Revolution verlegte.
Die Wahrheit will keiner sehen. Mollath ist eine Reinkarnation von Kassandra, er sagte die Wahrheit und landete in der Klapse.
Nein, dann doch lieber ein Glas Rotwein und am Strand aufs Meer hinaus blicken
@colorcraze
Kleine Korrektur: „Es ist doch auch so, daß die Presse eine Art Vorfeldkommunikation der Regierung ist.“
Das ist eben nicht das Problem.
Dass es problemlos funktioniert, das ist das Problem.
Deswegen kann ich diesen Stosszeufzer zwar nachvollziehen: „Ich kann das nicht mehr hören, dieses dumme Mantra, dass die Welt so dumm sei“, es ändert aber nichts daran, dass man immer mit der Nase darauf gestossen wird, dass es leider so ist.
C. von Egern ha detto:
Würde ich so denken/empfinden wie Sie, wäre ich, glaub ich, lebensunlustig. Ausserdem ist Odysseus kein Märchen. Wenn Sie jemals in Griechenland gewesen wären, wüssten Sie, daß man sich dort nach einer zwanzigjährigen Sauftour einiges an plausiblen Geschichten einfallen lassen muß, um nicht von der griechischen Göttergattin den Bronzehelm verdengelt zu bekommen.
Nein die Welt ist nicht dumm, lesens mal etwas Erkenntnistheoretisches. “Erkennen” hat immer wieder mit Kenntnis zu tun.
colorcraze ha detto:
“Dass es problemlos funktioniert, das ist das Problem.” Tschulligung, aber: Hää?? Wie soll das gehen, Regierung ohne Kommunikationskanäle? Das wäre dann allenfalls eine gewesene Regierung.
Thorsten Haupts ha detto:
@whatcrisis ha detto aprile 9, 2013 alle 8:52 am:
Wenn mir jemand, der eine Atomwaffe besitzt, ankündigt, er hätte seinem Militär dessen Einsatz gegen mich ausdrücklich erlaubt, hat sich sein Denken bereits verändert, dazu bedarf es keiner Reaktion meinerseits. Er ist dann mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenso aggressiv wie wahnsinnig – und das ist die mit Abstand gefährlichst denkbare Kombination.
“… NK der letzte noch unerledigte Punkt, …”
Bisher ist auf den üblichen Internet-Verschwörungskanälen noch keine Theorie aufgetaucht, in Wirklichkeit werde der nordkoreanische Diktatorenklüngel vom Vatikan, vom CIA, von den Rothschilds oder den Merowingern bezahlt. Die Wischiwaschnewskis dieser Erde schwächeln …
Gruss,
Thorsten Haupts
whatcrisis ha detto:
Also die von mir zitierten Parolen “der Agenda ‘Krieg gegen den Terrorismus’, ‘neue Weltordnung’ und ‘Achse des Bösen’” stammen ja nun nicht aus Kreisen von Verschwörungstheoretikern, sondern von Praktikern, welche sich aufwendig von think tanks beraten lassen… ich kann ja auch nichts dafür, aber so ist das wirklich!
Davon abgesehen hat auch niemand behauptet, die Ursache des derzeitigen Verhaltens Nordkoreas zu kennen oder zu erkennen; es mag zwar wie fremdgesteuert, drogeninduziert oder von einer anderen Welt wirken, aber ob dem so ist, wissen wir nicht und behaupten wir auch nicht zu wissen.
C. von Egern ha detto:
Ich tippe auf Drogen.
whatcrisis ha detto:
Ja, der Kim jr. sieht irgendwie aufgedunsen aus für einen noch so jungen Mann. Ich muss da an Zombies wie Breshnev denken. So intoxiniert, dass Balsamieren nach dem Ableben unnötig wird.
Auch lässt mich das an ein Motto einer Selbsthilfebewegung psychisch Erkrankter denken: “I take pills to control my superpowers!”. 😉
spaccato ha detto:
Kim Jong-Ils persönlicher Sushikoch, Kenji Fujimoto (Pseudonym), sagte über (den damals noch jüngeren) Kim Jong Un:
He has superb physical gifts, is a big drinker and never admits defeat.
colorcraze ha detto:
Nicht verlieren können ist schlecht, aber das bestärkt meine Wahrnehmung vom quengelnden Kind, das man am besten ruhig kriegt, wenn mans nicht beachtet (auch wenn das Nerven kostet).
Jeeves ha detto:
Zurück zu Hildebrand:
.
Das Publikum hat’s gut: es kann sich seine Künstler aussuchen.
Thorsten Haupts ha detto:
“Kritisch, unabhängig, immer wieder in Prozesse verwickelt, und bei den Nutzern heiß geliebt. Ein leichter Weg ist das freilich nicht.”
Wenn dazu noch Hintergrundrecherchen und Informationskorrektheit kämen, wären das sicher meine Anforderungen.
Weshalb ich auch nicht wirklich erkennen kann, dass sich auf etablierte Medien vollständig verzichten liesse. Für die wirklich Interessierten geht einfach kein Weg an einem kostenpflichtigen Periodikum vorbei, und sei es nur, dass sie deren Informationen als Ausgangspunkt für eigene Recherchen nutzen. Nebenbei-Leser, Lokalzeitungsleser mit Interesse an den “Event”-Daten, BILD-Sportartikelinteressierte werden vom Periodikum woandershin abwandern können, ohne bemerkenswerte Qualitätsverluste befürchten zu müssen.
Die relativ kleine Schar wirklich Interessierter kann man endgültig nur damit verschrecken, dass die Informationsqualität dürftiger und fragwürdiger wird – wenn X angeblich um 3,5% zugenommen hat, möchte ich eigentlich nicht erst der Originalstudie entnehmen müssen, dass es mit den verbleibenden Unsicherheitsfaktoren von mindestens 5% auch minus 1,5% oder plus 8,5% sein könnten.
Weshalb ich meine These aufrechterhalte, dass wir es nicht mit einem bemerkenswerten Umbruch der informationsrezeption zu tun haben. Sondern lediglich mit einem Ende der Zeit, wo sich jeder der deutschen Sprache halbwegs Mächtige “Journalist” nennen und vorgeben konnte, als Angehöriger der vierten Gewalt demokratierelevant zu sein. Schlecht für diejenigen, die auf diese Karte gesetzt haben. Und ein unausweichlicher Bestandteil der immer wieder marktwirtschaftlichen Erneuerung, die Schumpeter “kreative Zerstörung” genannt hat.
Das um den angeblichen Tod der Zeitung ausgebrochene Armageddon-Geschrei unterscheidet sich in nichts von den Versuchen der Handwerkerzünfte im Mittelalter, Wissen, Technik und Produktionsmethoden dauerhaft einzufrieren. Und ist in etwa genauso ernst zu nehmen, wie die rhetorische Versuche der Handwerksmeister, ihr nacktes Eigeninteresse moralisch zu überhöhen.
Sorry, liebe Journalisten(anwärter), game over. Sucht Euch einen neuen Beruf.
Gruss,
Thorsten Haupts
Vroni ha detto:
Sehe ich auch so.
Eine Zeit lang wird es für manche noch gehen. Man sollte einem jungen Menschen dringend vom Journalismusberuf abraten. Werde lieber Profiler, wenn dir nach popelharter Qualitäts-Recherche ist und du es draufhast – werde lieber Volksbespaßer wie Schramm, Pispers oder Hildebrandt, wenn du hohe Schlagzahl haben willst. Aber gehe nicht zur Zeitung. die ist grade drüber, dich abzuschaffen.
Aber sie sehen das oft nicht ein. Weil irgendein Berufsberatergequatsche von wegen, nur was man wirklich mag, könne man dann auch und nur das solle einen leiten. Game over.
(Ähnliches Hirnverdreh-Phänomen wie bei Gründern: Denkschraube: “Nur von was du wirklich überzeugt bis, dann wird es was.” Harhr. Das ergibt prima realitätsresistente und vollpralle Sturschädel.)
Zu Hildebrandt:
Ich halte es für zu früh, zu jubeln. Stellenweise ist seine Sendung technisch noch arg rumpelig. Ob die Abonennten dran bleiben ist wichtig und ob es gelingt, dauerhaft als TV-Alernative in den Köpfen zu bleiben. Ohne dauerhaft und viel Marketing nicht zu machen
Die Britney-Spears-und-Sylvie-van-den-Maart-Bequatsch-Qualitätsmedien haben nicht sonderlich viel über Hildebrandts Start berichtet (warum sollten sie auch), das ging mir wohl auch daher durch die Lappen. Habe es zuerst beim Don erfahren.
Ich finde Hildebrands TV-Sendung nicht schlecht, doch nach wenigen Minuten war mein Hirn voll mit EURO, EURO und nochmal EURO, bisschen Merkel, Zypern (Schönes Bonmot: “Der Rubel rollt nicht, er schwimmt! Von einer Insel zur anderen.”) und dem RA Schnapf, der gegen die Banken klagt und ich konnte irgendwann nicht mehr gradeaus denken.Vielleicht lag es auch daran, dass ich erst spät in der Falle lag und mit oder gegen den Schlaf kämpfte. )
Filou ha detto:
Waere ich Journalist, wuerde ich es auch bleiben wollen. Und zwar nur wegen der wunderbaren Rabatte (http://www.pressekonditionen.de/) die man einfahren kann und der hoeherwertigen PR-Geschenke.
In besseren Zeiten brauchte man selbst keinen Kuehlschrank mehr, denn da gabs bei Presseterminen reichlich zu essen, vom Trinken will ich garnicht erst reden
Thorsten Haupts ha detto:
@Tyler:
„auf diesem Planeten alle eineinhalb Sekunden ein Kind von unter vier Jahren krepieren muss, weil Pfennige für sauberes Trinkwasser und Basisimpfungen fehlen.“
Auf diesen – Verzeihung – Unsinn habe ich schon einmal mit der klaren Gegenfrage reagiert, warum ICH dafür irgendeine wie auch immer geartete Verantwortung trage? Die sich anschliessende Diskussion mit whatcrisis verlief im kommunikationstechnischen Nirgendwo, vielleicht haben Sie ja eine überzeugende Antwort?
Gruss,
Thorsten Haupts
Tyler Durden Volland ha detto:
Oh, da haben sie mich missverstanden.
Ich weiss selbstverstädnlich, dass Leute wie sie prinzipiell niemals Verantwortung haben. Wo kämen wir denn da hin… Leute wie sie hatten noch nie ein Problem damit, wenn andere krepieren, solange es nur ihnen selber gut geht.
Sie sind der Prototyp eines ganz normalen, durchschnittlichen Menschen.
Thorsten haupts ha detto:
Wenn Sie sich gerne dafür schuldig fühlen wollen, dass irgendwo auf der Welt Menschen sterben – nur zu. Masochisten soll man nicht aufhalten.
Und jetzt zurück zu meiner Frage – warum soll ich mich schuldig fühlen? Woraus leiten Sie nach Ihren Wertvorstellungen MEINE Verantwortung ab? Das kann doch nicht so schwer sein – geben Sie´s mir tüchtig.
Gruss,
Thorsten Haupts
homobulla ha detto:
Jaja, aber dann heimlich bei Beethovens 9. den Text mitsummen…
T.I.M. ha detto:
…ist halt ein Ohrwurm, auch fuer wolluestige Wuermer wir mich 😉
whatcrisis ha detto:
“geben Sie’s mir tüchtig” – na wenn das kein Masochismus ist. Also können Sie sich zur Abwechslung ruhig mal mitschuldig fühlen statt immer um Keile zu betteln 😉
spaccato ha detto:
like this?
Filou ha detto:
Die liebliche Kathrin Bauerfeind (ein suesses Schneckerl damals) moderierte die Internet-TV-Sendung “Ehrensenf”. Ob damit Geld verdient wurde, weiss ich nicht.
Immerhin fuehrte es dazu, dass Kathrinchen gut verdienend im Oeffentlich-Rechtlichen unterkam. Sie wird von der einen zur anderen Kultursendung durchgereicht.
Irgendwie geht schon Irgendwas.
(Ich habe immer noch nicht begriffen, was nun Hildebrandt der Springerpresse gezeigt hat.
Als Schauspieler in der Farce “Streichquartett” von Szöke Szakall ist mir DH in allerbester Erinnerung. Muesste man eigentlich bei DuTunnel noch finden.)
Filou ha detto:
Habe bei YT nachgesehen. Es gibt es in vier Teilen; Streichquartett, Lach-und Schiessgesellschaft sind die Suchworte. Sehr geeignet fuer bettlaegerige Grippanten oder leidende Allergiker.
Savall ha detto:
An “Ehrensenf” kann ich mich auch erinnern. Wieder ein gutes Beispiel dafür, wie solche Formate charismaabhängig sind. Wenn die Katrin mal nicht da war, wurde das Format hohl und schal. Wovon die wirtschaftlich gelebt haben ist mir gänzlich schleierhaft. Es wurden ja irgendwelche Computerspielchen vorgestellt. Aber ob das nennenswerte Umsätze brachte?
Folkher Braun ha detto:
@Filou 4:58:
Sie können heute in Hardenberg Leistung zeigen- ab 14:00 Carrosserie- Vakdagen. Bringense Blaumann, Sicherheitsschuhe und CE- Arbeitshandschuhe mit, ich weise Sie ein. Eine besondere Fütterung von Journalisten gibt es dort nicht und irgendwelche Rabatte auch nicht. Aber ein 160 kg- Reserverad aus- und einbauen können Sie dort unter meiner Anleitung lernen. Ihre sonstigen Einlassungen zu Journalisten sind so dermaßen daneben, dass ich nur noch eine Frage habe: Kann es sein, dass Sie noch nie von einem gelernten Lastwagenfahrer verprügelt wurden? – Ich könnte dem nachhelfen.
no.name.@no.form.com ha detto:
@Folkher Braun
Und hier haben wir ein exzellentes Beispiel für dasselbige was Journalisten als Niveau zu bezeichnen pflegen:
Reicht das Gehirn nicht aus ( Regelfall) müssen es die Muskeln,( der ein oder anderen Art ) regeln.
Primitive Neandertaler die seit 30.000 Jahren nix dazugelernt haben. Macht Sie das nicht todtraurig über ihre eigene offensichtlich sinnbefreite Existenz ?
Und wen schon so dann bitte mit etwas Stil, unterweise Sie gerne im Gebrauch des Tanto zur stilvollen Beendigung Ihres Leidens.
Aber dazu fehlt es Ihnen, dies darf ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit annehmen, sowohl an Mut als auch an Stil und vor allem an dem was man mal Ehre nannte, den die ist ja käuflich , nicht wahr ?
spaccato ha detto:
Erstmal ein Tässchen Samurai Latte, dann ganz entspannt Seppuku.
spaccato ha detto:
… ‘tschuldigung, muss natürlich erst mal heißen.
colorcraze ha detto:
Vor 3 Jahren an der Ostsee hatten sie noch diese Herzchen-Kakaostreuer…
Filou ha detto:
Ach, ich vergass die Freikarten zu erwaehnen. Nicht nur zum Catchen, auch Musical, Oper und Konzert sind da im Angebot.
colorcraze ha detto:
Von dieser “Theaterkritiker”-Fraktion dürfte nicht mehr viel übrig sein.
colorcraze ha detto:
Ist ungefähr so befremdend wie zu hören daß Oma (+1961) immer so viel vom Abitur hielt, wenn man in einer Zeit Abitur machte, in der das etwa 30% auch machten (zu Omas Zeiten waren das vielleicht 6%). Oder die praktischere Berufswahl des Neffen gegen den Vorwurf der Tante zu verteidigen, er hätte doch Bankangestellter werden sollen.
Filou ha detto:
Mensch Folkher Braun, altes Schwermetall, was ist denn in Sie gefahren?
Auch ich habe eine rein proletarische Vergangenheit. Nur mache ich darum nicht so’n n Gedoens.
Wo trinken Sie Ihr Feierabendbier? Ich komme dann mal vorbei. Koennen Sie was ab?
Mediensegler ha detto:
War auch sehr irritiert,
wo es doch so nett war,
mit uns in der Raucherecke.
Habe mich nächtens verlaufen
in den Lesezirkel.
achwas ha detto:
und nun zur Werbung….
ach nee, war ja schon.
Thorsten Haupts ha detto:
“Also können Sie sich zur Abwechslung ruhig mal mitschuldig fühlen statt immer um Keile zu betteln ;-)”
:-):-) Wenn ich um Keile nachsuche, bin ich auf der Suche nach ner Keilerei. Ich habe nicht geschrieben, dass ich das unerwidert lassen würde.
Gruss,
Thorsten Haupts
spaccato ha detto:
Verzeihen’s, Herr Haupts, san Sie denn ang’schossen?
pascha50 ha detto:
……”mitschuldig fühlen” vielleicht in dem Sinne, dass wir uns im Klaren darüber sind, dass wir unsere Scheiße mit sauberstem Trinkwasser runterspülen…während auf der anderen Seite der Welt schlammiges, verseuchtes Brackwasser als Trinkwasser dienen muss, weil nichts anderes da ist.
Der pro Kopf Verbrauch an Trinkwasser liegt in DE bei 145 l / Tag…
Uns “eignet im Spätkapitalismus”, hätte der gute alte Adorno formuliert, ein “an-meine-Haut-lasse-ich-nur-Wasser-und-CD” – Denken.
Sich NICHT schuldig fühlen heißt, zu glauben, dass es ein richtiges Leben im falschen gibt.
Da hat Tyler prinzipiell und theoretisch ( leider! ) Recht.
Thorsten Haupts ha detto:
Nein, hat er nicht. Ich kann und werde mich nur für solche Handlungen schuldig fühlen, die zu tun oder zu unterlassen ich die Möglichkeit UND die Verpflichtung gehabt hätte. Auf die Trinkwasserversorgung in Dhaka trifft beides nicht zu.
Gruss,
Thorsten Haupts
Vroni ha detto:
Right you are.
homobulla ha detto:
Es ging aber in Ihrer ursprünglichen Keilereisuche um Verantwortung, nicht um Schuld. Denn ich kann mich ja, vorrausgesetzt, dass der Begriff Brüderlichkeit für mich Bedeutung hat, für meine (elenden) Brüder verantwortlich fühlen, ohne Schuld zu tragen.
no.name.@no.form.com ha detto:
Die Verpflichtung human mit gegebenen Ressourcen umzugehen, da diese auf diesem Planeten endlich sind und wir mehr verbrauchen als uns im Mittel zusteht, und diese damit nicht anderen zu entziehen, sprich Ihnen damit das Leben zu nehmen haben Sie also nicht ?
Sprich Auto zu fahren, Wasser in Mengen zu verbrauchen und unter menschenunwürdigen Bedienungen gefärbte Stoffe, auch im Dienste, zu tragen, und damit andere zu töten, enthebt Sie weshalb gleich nochmal von Ihrer Verantwortung als ” denkender Mensch” ?
Und wenn diese Menschen genauso handeln und damit IHREN Kindern dann die Möglichkeit nehmen zu überleben, selbstverständlich in denn Ihnen ZUSTEHENDEN Luxusverhältnissen, ja dann, dann ist das alles ganz anders und Sie haben das “Recht” zu Verteidigung eben dieses Lebens dann die tuesche Panzerwaffe….
Mit Verlaub: Sie tun mir unendlich leid. Und ekeln mich geradezu an.
T.I.M. ha detto:
Was soll denn der Bloedsinn mit dem Wasser?! Ist ist doch fuer die Menschen in der Sahel Zone Jacke wie Hose ob ich mich einmal die Woche mit dem Waschlappen abwasche oder zweimal taeglich dusche (wenn wir mal die Energieverschwendung beim Erhitzen des Wassers ausser Acht lassen). Wasser ist naemlich eben kein begrenzter Rohstoff sondern befindet sich in einem geschlossenen Kreislauf.
Und lokal betrachtet ist der Wasserverbrauch dann nachhaltig, wenn der Grundwasserpegel nicht signifikant sinkt. Meist wird das aufgereinigte Brauchwasser ja sogar wieder in das gleiche Gewaesser geleitet, das das Trinkwasser ueberhaupt zur Verfuegung stellt.
Wegen Menschen wie Ihnen bleibt den Wasserwerken nichts anderes uebrig als regelmaessig aus den Abwasserleitungen mit Massen an Trinkwasser die Schei*** rauszuspuelen.
Vroni ha detto:
Mal so langsam zum Mitschreiben:
Musste mir kürzlich die entfesselten Reden einer überidentifizierten Designerin und Verbandszicke anhören, die moralisch zutiefst empört war, dass ich ihre Optimierer-Sicht nicht teile (Design sei Superwirtschaftsmacht und bla, und man solle immer besser und höher und weiter, und müsse und habe Verantwortung…)
Ich kann alle diese Moral-Schmus-Sonntagsreden nicht mehr hören.
I’m fed up.
Und dann hier zunehmend so Töne. Ne nä.
Bei dem Ding mit dem Wasser hat T.I.M. übrigens schwer recht und das übermoralische “wir” hab ich heut (und sonst auch) eh gfressn. Mit Verlaub: Bitte a bissi mehr zum Thema und a bissi weniger ad hominem Moralapostel.
Dankschee.
Gerngschehn.
Dann schreib ich auch wieder öfter und mit mehr Freude. Sonst net.
colorcraze ha detto:
@noname: wenn ich das schon höre, “unter menschenunwürdigen Bedienungen gefärbte Stoffe”. Offenbar nicht den Schimmer einer Ahnung. Ich habe in einer Stoffdruckerei und -färberei gelernt und gearbeitet, ich habe die Arbeitsbedingungen selbst gesehen, sie waren anständig, also erzählen Sie mir nicht solchen Tränendrüsenschmonzes. Das geht in die Richtung Tränenvergießen über die Bäckereiverkäuferin, weil sie morgens um 7 auf der Matte stehen muß. Einfach nur weltfremd.
colorcraze ha detto:
@Vroni: sollen wir bei der Keilerei mal mitmachen? Es sieht so aus als sammeln sich Luxusjammerlappen an, die von Tuten und Blasen keinen Schimmer haben, den aber reichlich verbreiten.
Vroni ha detto:
Colorcraze, zwengs Luxusjammerlappen:
Als Arbeiterkind immer stramm im Gym gebüffelt und brav geblieben, dass aus mir was wird. Und wo war ich dann hingeraten: mitten unter gelangweilte Mittelstandskinder. Die sich entweder gegenseitig runterdeprimierten oder wahlweise Unfug machten im Gegenzug zu ihrem Nichtlernen. Das ging an der Uni weiter, das ging im Arbeitsleben weiter. Das ging im Selbständigenbereich weiter: Auch die Auftraggeber waren gelangweilte Mittelstandskinder – manchmal mit gehörigen Hirnbeißideen und gelangweilten Attitüden, dass man sprachlos wird. Da geht einem fleißigen Menschen, der eigentlich Energie und Ideen hat für zwei das Messer im Stiefel auf.
Menschenskind, ich wollt zwar schon, dass es mir mal besser geht. Aber mit solchen Leuten ging und geht es mir einfach nicht besser.
Vielleicht sollte ich ein Arbeiterkindblog aufmachen und mal ein bisschen mit den Wostkindern parlieren.
Den Spanier da, der wu gecher die Windmühlenflüchela kämpfte, den gibt es ja wohl nicht mehr. Was für ein wunderbarer Schreiber.
. (Punkt hintupf, drei Jahre so gelernt in der FATZ)
Und heut hab ich getagträumt, jetzt wo doch ka Studiengebühr mehr is, geh ich auf meine alten Dag in die LMU und studier Informatik auf dem Designergeraffel drauf. (Designstudium is eh so tot wie Publizistik stuzdieren). Damit ich wie Lisbeth Salander mal was hacken kann, ders verdient. Als Gesellenstück (Zwischenprüfung) den Pentagon, später im Auftrag jeden, der nach gelangweiltem Mittelstand riecht.
whatcrisis ha detto:
Hier entwickelt sich ja ein Umgangston wie auf einer Piratinnen-Kon.
Ich kanns nich mehr hören – diese Denk- und Rede- und Widerspruchsverbote, all das vorgetragen mit kreischend zu denkendem Falsett. O Freunde, nicht diese Töne.
Ich kanns nicht mehr hören: so implementiert man Hausverbote.
Die Stuetzen brauchen ein Awareness-Team, so siehts wohl aus.
colorcraze ha detto:
Vroni, mein sozialer Hintergrund ist ein anderer, mit Designstudium sind wir uns allerdings gleich. Ich teile Ihre Ansicht, daß das ein totes Pferd ist, das lag, als ich fertigstudiert hatte, bereits in den letzten Zügen. Informatik studieren wär vielleicht keine schlechte Idee, wiewohl mir die Verwendungsmöglichkeiten auch abzunehmen scheinen.
Was mich aufrührt, ist eigentlich mehr diese unpraktische Betrachtungsweise, die manche an den Tag legen. Unpraktisch im Sinn von nicht wissen, was man tut.
colorcraze ha detto:
@pascha50: sorry, aber wenn ich sowas höre, kriege ich einen Hals. Ja selbstverständlich spülen wir mit Trinkwasser – weil wir genug davon haben, es regnet bei uns nunmal genug. Davon abgesehen sind die Trinkwassersparappelle inzwischen soweit gediehen, daß die vorhandene Infrastruktur (Zu- und Ableitungen, vor allem Dreckkanäle) nicht mehr richtig funktioniert, es also auf Deutsch gesagt deutlich stinkt, einzig weil die Leute nicht genug spülen. Diese realitätsferne Moralapostelei Marke “pack dein altes Brötchen, kleb ne Briefmarke drauf und schick es nach Afrika” macht mich inzwischen wirklich wuschig. Es wird nirgendwo besser, wenn “milde Gaben” abgekippt werden. Wers nicht glaubt, rede mal mit den Leuten auf Haiti. Ist ja egal, was da einer mal sinnvoll unternimmt, gleich wird ihm wieder von “Hilfsorganisationen” reingegrätscht. Man sollte endlich mal soweit kommen, zu begreifen, daß Erwachsensein eben auch bedeutet, anderen ebenfalls Erwachsenen ihre Verantwortung zu lassen, und seine eigene wahrzunehmen, nicht sich eine auszudenken.
whatcrisis ha detto:
Wenn es wirklich nirgendwo besser wird, wenn man ein paar milde Gaben abkippt, dann braucht es eigentlich auch keinen Wellness-Tourismus in gated clubs mehr, und auch keinen Handel mehr mit den “armen” Gegenden in denen reichlich Sonne scheint und immer Frühling und Sommer ist und die Menschen glücklich wären – ließe man sie nur.
Ich bemerke an mir eine Metamorphose. Seit einiger Zeit bringt mich dieser Blog zunehmend zu der Ansicht, es wäre tatsächlich besser gewesen, die sozialen Schichten undurchlässig zu belassen. Wer von unten kommt, hat einfach keinen Stil und keine Klasse, man kann zwar die Leute aus den Ostvierteln herausholen aber nicht das Ostviertel aus den Leuten. Und da sage einer noch, von den Stützen könne man nicht lernen. Und sei es nur, wie leicht es einem gemacht werden kann, seine gute Erziehung, Herkunft und seine guten Manieren zu vergessen, was sich übrigens genauso leicht bewerkstelligen lässt wie alle Bedenken und Hemmungen zu vergessen, von dem bisschen Moral ganz zu schweigen.
Vroni ha detto:
Aha, wer von unten kommt, hat einfach keinen Stil.
Soso. Muss ich mir merken.
Bis zu Ihrem Spruch dahin habe ich Ärmste, Ungebildete, Arbeitertochter von unten Kommende eigentlich fast immer Stillosigkeit von “Oberen” vorgeführt bekommen. Und musste oft schwer schlucken.
Übles Benehmen, schlechte soziale Angepasstheit, Arroganz. Wiederholt von Chefs, “Besseren” aus der Oberschicht angegraben worden mit miesem Stil, z. B. von einem Erotic-Maniac, fast daneben noch deren eigene Ehefrau sitzend (o.k. diese Überidentifizierte, ihr Hobby war Judenpogrome, das macht im Bett nicht wirklich froh …)
Benimm hatten sie also nicht wirklich, aber Seidenschal und Jaguar Daimler Double Six fahren, näch.
Und ja, gute Erziehung habe ich zuhause bessere bekommen als die. Zum Beispiel sich nicht in den Vordergrund drängen, nicht zu Tisch das Gespräch an sich reißen, nicht vor der Mitarbeiterschaft die eigene Ehefrau beleidigen, perfekt mit Messer und Gabel umgehen, nicht mit dem Mund nach der überfüllten Gabel schnappen (bei Männern jedweder Schicht sehr verbreitet), nicht selbstgefällig über Politik und Religion schwadronieren und über den Durst saufen. Nicht bei jedem gleich ungefragt Käuflichkeit voraussetzen. Nicht herumprotzen.
Wenn ich an “Bessere” denke, könnte ich kotzen.
Falls sie sich auch noch als Sofa-Sozialist geben, dann sind sie sogar die Schlimmeren unter den Schlimmen. Dann ist das nur Mimikri. Plötzlich – mitten in ihrem selbstgefälligen linkssozialen Gefasel – haben sie Ausfälle wie die Kuh Einfälle und pöbeln regressiv wie einst ihre Gutsherren-Urgroßväter – gegen “DEN Pöbel”. Alle seien Abschaum, nur sie sind keiner. DAS IST SCHLECHTER STIL ohne Ende.
Da kann man, falls man dämlicherweise den Fehler beging, bei so einem daneben zusitzen, sich nur noch fremdschämen, seinen virtuellen Teefinger wieder einklappen (der hoffentlich nie vorauseilend ausgeklappt war, weil das unfein ist, sogar im Knigge beschrieben) und sofort aufstehen und gehen.
Und der Tyler kann sich seine “Kryptofaschisten” wieder an den Hut stecken.
Selten einen so unfrohen Kommentaristen erlebt. Ich glaube, bis jetzt waren nur ein, zwei Posts von ihm etwas lockerer und man schöpfte Hoffung. Vergebens. Mannmannmann.
colorcraze ha detto:
Es kommt schonmal vor, daß man aushelfen kann, z.B. bei einer katastrophalen Mißernte in einem Gebiet. Was mich aber stört, ist diese Art von versuchtem Ablaßhandel, jemand etwas aufnötigen und als Hilfe ausgeben, was diesem eigentlich schadet. Zumindest kann man dann so ehrlich sein und von eigenen Handelsinteressen reden.
pascha50 ha detto:
“Es gibt Leute mit Selbstachtung und solche ohne Selbstachtung.” Diese sind die ewigen Sieger.”
“Die gemeinen Seelen bekommen erst ein Gefühl für Gerechtigkeit, wenn dabei etwas für sie abgefallen ist.”
( Henry de Montherlant )
@ whatcrisis, Danke, dass wenigstens Sie verstehen und akzeptieren, dass es nicht um die Abwasserrohrspülung mit Trinkwasser geht, sondern um die Bewusstmachung, dass wir erste und zweite Welt-Bewohner einen spiegelfreien Panoramafensterplatz auf der TITANIC haben…
Thorsten Haupts ha detto:
@Pascha50:
Es gibt einen erheblichen Unterschied zwischen “sich bewusst machen, dass man schon bei der Geburt in Westeuropa einen 6er im Lotto gezogen hat” und “sich schuldig und verantwortlich fühlen für Zustände in der dritten Welt”.
Das erste kann und sollte einen zu Demut führen, ggf. auch zu bewusster Wohltätigkeit. Das Problem der Zustände in der dritten Welt dagegen ist nur strukturell zu lösen – Marktwirtschaft und Rechtsstaat, deshalb auch Demokratie.
@whatcrisis:
Vielleicht (sehr vielleicht) können Sie irgendwann Ihre Neigung bremsen, auf der einen Seite persönliche Angriffe zu beklagen und auf der anderen Seite dieselben Angriffe massiv vorzutragen? Danke. Wenn die von Ihnen gewünschte Schichtenwiedertrennung eintritt, müsste ich mich hier argumentativ auch nicht mehr keilen :-).
Gruss,
Thorsten Haupts
Thorsten Haupts ha detto:
Na. Nur weil ich einem damischen Namidog einen Latschnbebbi abfotzen mag, bin ich doch ned angschossen. I hoab halt einen gfredd über die Schmarra, die sich olle damalang aufmandln.
Gruss,
Thorsten Haupts
Vroni ha detto:
Hui, er kann Sprache!
spaccato ha detto:
Des is doch bloß Gebabbl. Lumbich.
T.I.M. ha detto:
“Keilerei” gab’s immer nur bei Issos und im Westerwald.
colorcraze ha detto:
Und nochmal zum Thema des Artikels, was Dieter Hildebrandt dem Springerkonzern gezeigt hat, ist lediglich, daß er seine Rente inzwischen auch ohne offizielle Rückendeckung aufbessern kann. Weil er eben seit langem “eine Marke” ist. Das ist aber kein Modell, das Jüngere nachmachen könnten, und insofern marginal.
RoRo ha detto:
So ist es!
Mediensegler ha detto:
“Ich kann alle diese Moral-Schmus-Sonntagsreden nicht mehr hören.”
–
Jau, die Vroni, deshalb fehlen Sie ja hier.
Ist mir auch zu öko-esoterisch moralinsauer hier.
Die erzählen hier öfter so Sachen,
man isst den Mohren die Schweinshaxe weg, und so.
Mediensegler ha detto:
Und mein Auto verbraucht auch nicht zuviel,
ich tanke immer nur für 50 Euro.
dreamtimer ha detto:
Ich glaube, es war Bruce Sterling, der einmal über seine eigene Ökobilanz im Verhältnis zu jener seines Großvaters nachdachte und zu dem Schluss kam, dass sein Großvater weit besser dasteht als er selbst, einfach weil er tot ist. Das war ein Gedanke, der ihm das Leben erleichterte denn wann immer er einem Prediger der Tugenden ökologischer Enthaltsamkeit zuhörte, musste er an seinen Großvater denken, der noch viel tugendhafter war. Er aß keine Tiere, verschmutzte kein Wasser, beutete keine Rohstoffe aus und benahm sich in jeder Hinsicht so vorbildlich, wie es eben nur Tote können. Man kann sich dann freilich die Frage stellen, ob es nicht auch eine Moral für Lebende gibt, die vom Minimalismus der Toten abweicht? Nicht, dass das tot sein nicht seine vorbildlichen Seiten hätte, aber tot spielen ist nicht tot sein und lebendig zu sein und anzugeben, man sei so tugendhaft wie die Toten, ist schon ein bischen pharisäerhaft.
Was Sterling empfahl erinnerte ein wenig an das, was wir vom Don kennen. Es ging um ganz mundane Dinge, wie etwa den Kauf eines Hemds oder wie wichtig es ist, in einem guten Bett zu schlafen und Nahrung zu sich zu nehmen, die aus echtem Obst und Gemüse besteht, alles Dinge, die zu einer materialistischen Moral des lebenden Körpers zählen und nur für diesen eine Bedeutung haben. Dass das Leben selbst Risiken und Nebenwirkungen hat wird dabei billigend in Kauf genommen, denn ihre Abwesenheit, so dürfte klar geworden sein, gehört zu den Tugenden der Toten. Der Gedanke, dass wir dereinst die Tugenden tauschen werden ist vielleicht auch ein Trost, zumindest in moralischer Hinsicht.
sambossa ha detto:
Und jetzt einfach mal sonnige Aussichten: Zum Wochenende soll der Frühling endlich Einzug halten, dies könnte dann auch die “Moral-Schmus-Sonntagsreden” vertreiben und zum Werkeln im eigenen Garten anregen :-))
Mediensegler ha detto:
Mein Garten ist natürlich biologisch abbaubar.
colorcraze ha detto:
Dreamtimer, danke, diese Charakterisierung als Totenmoral bringt es genau auf den Punkt. Das war mir ja schon am Al Gore aufgefallen, denn “jeder kann seinen CO2-Ausstoß auf 0 bringen” heißt nichts anderes als “hör auf zu atmen, sofort”. Eine solche Einstellung ist irre, im Sinne von klinisch sozialkrank.
Mediensegler ha detto:
Der mit den Brötchen war aber lustiger,
darauf eine Black Lady,
gab es in den 80ern, güldenes Mundstück.
whatcrisis ha detto:
Irre. Sozialkrank. Dazu eine Anekdote.
Der Diogenes fiel durch unangepasstes Verhalten auf, indem er am hellichten Tage mit einer brennenden Laterne umherging und verrückterweise behauptete, er suche einen wahrhaft(ig)en Menschen.
Das soll uns nicht passieren, dachten die Athener, und bliesen dem Sokrates das Licht aus.
Es gibt so eine Art Ökoterror des Intellekts, der da verlangt, einer möge doch bitte verstummen, verschwinden, den Atem anhalten und so.
colorcraze ha detto:
Weder Diogenes noch Sokrates waren Menschenhasser, die den Leuten um sie herum empfahlen, sich umzubringen, weil sie es nicht wert seien, zu leben. Die waren nicht irre. Was die Athener dann schließlich nicht abkonnten, war Sokrates’ Infragestellung ihrer Frömmigkeit. Aber daß Diogenes auch nur ein Haar gekrümmt worden wäre, wäre mir neu. Der war so eigen, dessen bescheidene Wünsche erfüllte selbst der stürmische Alexander.
RoRo ha detto:
Auch ich danke Dreamtimer. diese Schönschwätzerei geht mir auf den Geist.
Filou ha detto:
Ey colorcraze, Vroni, Ihr Zwei! Like!
Sie wissen garnicht, wie Sie aus meinem ehrgeizlosen Herzen sprechen.
Mediensegler ha detto:
Ich glaube,
dem Folkher hamse in der Pause
die Frikadelle gemopst
und dann ist Ihm
auch noch der Wagenheber
auf den Fuß gefallen.
Vroni ha detto:
Danke Filou dankedanke,
pödde koinen Rommel om moine Person.
Ich bin ganz unwichtig. Der Hildebrandt in mittelneuem Lichte (2012):
http://www.zeit.de/2012/05/Rettung-Dieter-Hildebrandt
Und etzat ein kleines süffisantes “nachtgedicht” für die aufgebliebenen Nachtgeister und Optimiererhasser, eins, zwei
.
Wenn die Optimierer zuschlagen, bleibt kein Auge trocken.
Schuberts optimierte
“Der Generaldirektor eines Großunternehmens erhielt eines Tages eine Gratis-Eintrittskarte für das Konzert von Schuberts Unvollendeter Symphonie. Er konnte das Konzert nicht selbst besuchen und schenkte deshalb die Karte einem befreundeten Unternehmensberater.
Nach zwei Tagen erhielt der Unternehmer von seinem Berater ein Memo mit folgenden Konzertkommentaren:
1. Während längerer Zeit waren vier Flötisten nicht beschäftigt. Die Zahl der Bläser sollte deshalb reduziert und die Arbeit auf die übrigen Musiker verteilt werden, um damit eine gerechtere Auslastung zu gewährleisten.
2. Alle zwölf Geiger spielten identische Noten. Dies stellt eine überflüssige Doppelspurigkeit dar.
Die Zahl der Geigenspieler sollte deshalb ebenfalls drastisch gekürzt und für intensivere Passagen könnte ein elektronischer Verstärker eingesetzt werden.
3. Es wurde zu viel Mühe zum Spielen von Halbtonschritten aufgebracht.
Empfehlung: Nur noch
Ganztonschritte spielen! Dadurch können billige Angelernte und Lehrlinge eingesetzt werden.
4. Es hat keinen Sinn, mit Hörnern die gleiche Passage zu wiederholen, die bereits mit Trompeten gespielt worden ist. Empfehlung: Falls alle diese überflüssigen Passagen eliminiert würden, könnte das Konzert von zwei Stunden auf 20 Minuten gekürzt werden.
Hätte sich Schubert an diese Empfehlungen gehalten, hätte seine Symphonie wahrscheinlich vollendet werden können.
Aus: Martin Hilb: Integriertes Personalmanagement. Luchterhand, München 1995”
Ich selber hab‘s vom Wolfigen.
Hammir glacht.
Vroni ha detto:
Und überhaupt:
“Alle fragen, wie viele Ehen durch Betrug scheitern, aber niemand, wie viele Liebschaften durch die Ehe zerstört werden.” (Werner Schneyder, in meinem Link von Hildebrandt zitiert.)
.
So ein Denken mag ich: aus der Gegenrichtung.
Obwohl ich meinen Mann hundertmal mit der gefroreren Truthahn-Keule (Mordwerkzeug dass man essen = verschwinden lassen kann) kreischend um den Wohnblock jagen würde, wenn Liebschaft und so. Kann er Gift drauf nehmen.
Und jetzt weiter mit Calvados.
pascha50 ha detto:
Wie lange leistet Ihr Mann schon Vrondienste?
Passen Sie auf Ihre sog. “beste Freundin” auf, sie hat ein Maximalhaltbarkeitsdatum…!
Filou ha detto:
Haha,Sie wern sich totlachen, so aehnlich habe ich gedacht als ich vor ein paar Tagen den Samson sah.
Kamera: Totale aufs Orchester, kurz vor der beruehmten Arie ‘Let the bright seraphim’, da kommen doch tatsaechlich zwei Trompeter aus der Kulisse zum Orchester gelaufen, setzen sich hin und warten auf ihren Einsatz..
Der Optimierer in mir dachte: Haben die solange in der Kantine gesessen? Karten gespielt? Gesoffen? Nur fuer die drei anstrengenden Minuten (eine wirkliche Herausforderung fuer Trompeter!)? Kriegen die die volle Gage? Haetten die in der Zwischenzeit nicht was Sinnvolles tun koennen?
Sowas darf ich garnicht denken, denn ich liebe die Perfektion. Ich gestehe: Ich bin ein miserabler Liebhaber.
T.I.M. ha detto:
Werter Filou,
das ist voellig normal wenn das Orchester “im Graben” spielt. Wenn man nicht im Parkett sitzt, kann man immer schoen beobachten, wie Blaeser, Harfen und Perkussionisten rein- und raushuschen. Was sollen die auch die ganze Zeit dabeisitzen, wenn sie nur drei Takte im ganzen Konzert/der ganzen Oper zu spielen haben?
“Ich bin vielleicht nicht der beste Liebhaber der Welt – aber der drittbeste zu sein ist auch nicht so schlecht.” Roberto Blanco
Mediensegler ha detto:
In Berlin und Hamburg
gibt es auch Unvollendete,
von Optimierern.
Mediensegler ha detto:
Wann gibts hier eigentlich Sommerzeit?
Filou ha detto:
Isse sich Italia.
Vroni ha detto:
Definition Offizielle Sommerzeit: Wenn der Don mit ‘Laudate Dominum’ nach Sizilien gebrettert ist.
Filou ha detto:
Shit! Jetzt hab ich mich Resurrezione festgehoert. Wie spaet ist es eigentlich? Vorsichtshalber sind alle Flaschen schon zugekorkt. Hoffentlich kommt nicht gleich Frau Feldwebel die Treppe runtermarschiert.
Filou ha detto:
Alter Indianerspruch: Wenn der letzte Zigarillo geraucht, das Glas unwiederfuellbar leer und der letzte Akkord verklungen ist, werdet ihr sehen, dass es Zeit fuer die Heia wird.
Gute Nacht.
whatcrisis ha detto:
Genau. Gute Nacht. Licht aus!
Cheers!
Tyler Durden Volland ha detto:
Na, das ist doch mal ganz erfreulich, wenn man die versammelten Krypto-Faschisten und verklemmten Spiesserlein aus der Reserve locken kann und sie ganz offen sagen, dass sie das alles ein Sch… angeht, die Hauptsache “MEINE Privilegien bleiben unangetastet, egal was sonst noch passiert”.
Dazu gibt’s heute zu viele gute Meldungen, sogar im Spiegel, der ja seit heute von einem Springermann geführt wird.
Diese Links Presse setzt sich ja wirklich überall durch….
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/protest-gegen-bundeswehr-studenten-bruellen-de-maiziere-nieder-a-893692.html
„Sie sind noch immer rebellisch, sie schreien “Nie wieder Krieg”. Studenten der Humboldt Universität in Berlin brüllen Thomas de Maizière nieder. Der Verteidigungsminister wollte zur Bundeswehr dozieren – und verschwand.“
Und die Meldung, die mir eine Bekannte, die dort lebt, bereits gestern zukommen liess: In GB ist in der Hitparade die neue #1
„Ding, Dong the Witch is Dead“
We will dance on your grave…….
whatcrisis ha detto:
Die Welt wird besser wenn man sie sich schöntrinkt.
Wer den Fehler findet, darf sich einen Calvados genehmigen.
achwas ha detto:
Der Fehler ist im 2.Bild.
Der Schal!
Er scheint sich unverändert um den Hals der Dame zu ranken.
.
Was natürlich nicht stimmt.
Darunter verbirgt sich ein 2.Biss.
whatcrisis ha detto:
Die Frau ist in Wirklichkeit nicht Journalistin, sondern Piratin und hatte gerade ihren zweiten twitter-Orgasmus, nachdem sie in einer online-demo erfolgreich Andersdenkenden Hausverbote erteilt hat.
achwas ha detto:
Aber warum ist sie auf dem 2. Bild dann noch so bleich ?
Was weiß der 3.Mann (nicht auf dem Bild)
whatcrisis ha detto:
Vielleicht kommt sie vor lauter twittern selten an die Sonne. Vielleicht waren die Orgasmen auch nur gefaked, und sie kann sich gar nicht ihrer Erfolge erfreuen, obwohl sie doch so lebenslustig wirkt. Der dritte Mann schweigt. Ein echter Gentleman eben, old school. So was gibts heute gar nicht mehr 😉
spaccato ha detto:
Unterlegt mit den Klängen einer Zither …
Filou ha detto:
Also der Schal, hier in der finstersten hoellaendischen Provinz laufen viel mit sonem Ding rum. Eine habe gefragt, ich kenne sie, die war schon mal in Wuppertal und auch in Detmold, sie meinte das waere staedtischer Chic. Also so gesehen dem Beiernlande angemessen.
randfigur ha detto:
Ja, der Schal. Da das Bild aus Bayern stammt und ich solcherart Sichtungen aus dem Südwesten gemeldet bekomme, muß diese Schalmode wohl in ganz Süddeutschland zur Zeit “die Rage” sein. Hier in Berlin sehe ich das nicht. Meldungen aus dem Ruhrgebiet und von der Küste liegen nicht vor.
whatcrisis ha detto:
In Bayern pflegt man halt noch Nacken zu haben, aber sich nicht deswegen nicht gleich ungefällig zu entblößen. In Berlin ist das natürlich sicher nicht so, sondern alles ganz anders als in Bayern. Passt scho, denkt sich der Bayer dazu, solang fürs earna Schmarrn koa Göid woin.
spaccato ha detto:
Er schützt vor direkter Sonneneinstrahlung auf den Nacken und somit vor Redneck-tum.
spaccato ha detto:
… jetzt bitte nicht ned Rektum lesen.
Thorsten Haupts ha detto:
@Tyler:
Die Kryptofaschisten übergehe ich grosszügig, das sind in Ihren Kreisen normale Umgangsformen.
Dass Sie sich über brüllende Kleingeister freuen, ist auch nicht weiter bemerkenswert.
Und ansonsten tragen eine erhebliche Mitverantwortung an den sich seit 10 Jahren zunehmend schneller verbessernden Zuständen in der dritten Welt tatsächlich Sie, genauer: Leute Ihrer Denkungsart. Mit Ihrem moralinsauren, gedankenlosen und idiotischen Antikapitalismus haben Sie den ausbeuterischen Eliten der dritten Welt die perfekte Entschuldigung dafür geliefert, ihren eigenen Völkern jede Chance zu verweigern, ihr Leben selbst zu verbessern. Also verschonen Sie uns bitte mit Moralpredigten, ja?
Gruss,
Thorsten Haupts
HansMeier555 ha detto:
Dead witch — kein Druckfehler?
T.I.M. ha detto:
Werte Vroni (3 pm), wie hab ich Ihre Tirade zu verstehen? Sie sagen, “Wenn ich an “Bessere” denke, könnte ich kotzen,” gleichzeitig scheinen Sie aber einen gewissen Stolz, wenn nicht gar Teile Ihres Selbstbewusstseins, daraus zu ziehen, deren Codes besser zu beherrschen als diese selbst. Die kuechenpsychologischen Deutungen erspare ich mir hier, aber ich erlaube mir zu fragen: Wieso so verbissen? Weshalb bewerten Sie Menschen nach ihren horizontalen Kopfbewegungen bei der Nahrungsaufnahme? Das hat schon was vom Eifer der Konvertitin.
Selbst ein “Aufsteiger” (?) aus einer Mischung aus Dorf-Buergerlichkeit und Vollproletarismus, bin ich durchaus in der Lage, “zivilisiert” zu speissen; aber wenn ich ohne dadurch abgewertet zu werden meinen Ellenbogen auch mal auf den Tisch setzen darf, fuehle ich mich persoenlich freier.
Klar haben Distinktionsmerkmale ihre Berechtigung, und ich waere ein Heuchler, zu behaupten, diese nicht auch zu meinem Nutzen einzusetzen. Aber ueber die vermeintliche Autoritaet eines Knigge bezueglich der Fingerstellung beim Teeschluerfen sollte sich eine wahre Stuetze immer hinwegsetzen duerfen.
pascha50 ha detto:
Donnerwetter, T.I.M., diese Antwort ist ein Beispiel für “gewaltfreie Kommunikation” (Sehr lesenswerter Artikel in wikipedia unter dem gleichen Stichwort ! ), für einen ad rem- Diskurs, statt ad personam-Attacken.
Aber manchmal muss man wohl einfach aus seiner Rolle fallen, um Dampf abzulassen…
Trotzdem: Lehrreicher Beitrag! Danke.
Vroni ha detto:
Werter T. I. M.,
Distinktion, das ist Ego-Prothese.
🙂
Mir ging es nur darum aufzuzeigen, dass diejenigen, die sich als etwas Besseres wähnen, besser vor der eigenen Benimm- und Distinktmittel-Haustüre kehren sollten. Man MUSS als ihr geistiger Gegner ihre Codes (und ihre abwertenden Sprüche) kennen, sonst geht das gar nicht. Also laber ich wie sie und führe sie vor.
Bevor sie sich verbal an anständig erzogenen, aus ihrer verqueren Sicht einfacheren Menschen bis Unterschicht vergreifen. Unterschicht ist heute doch: der Philologe (Romanisitk), der Jobs als Nachtwächter machen muss. Nur weil seine Eltern kleine Leute waren, konnte er nicht liebevoll als eigene Brut ‘in die richtigen Stellen’ geschubst werden.
Hat das geholfen?
T.I.M. ha detto:
Vroni, dass man die Codes kennen muss, da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Den Rest nehm ich mal so hin. (“geistiger Gegner” waere mir persoenlich zu klassenkaempferisch, aber in bestimmten Berufsfeldern mag das durchaus angebracht sein (Jura, gehobenes Management etc.))
Vroni ha detto:
Najaaa. Barthaar um Barthaar, Kralle um Kralle:
Klassenkampf von unten miez eben Klassenkampf von oben.
Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt.
Mit frrrreundlichem Miau.
pascha50 ha detto:
Unüberbietbar auf den Punkt gebracht:
“Die größten Kritiker der Elche, waren früher selber welche.”
Robert Gernhart
Die Unterscheidung ” good cop” vs. “bad cop” lässt sich doch nicht an der Hautfarbe oder dem Sozialisationshintergrund festmachen.
Es gibt mit Sicherheit farbige Cops ( Darf man das noch so sagen…? ) die auf farbige Bronxbewohner bruataler draufhauen als weiße das tun würden…!
Deswegen, Vroni, kann ich Ihre klassenkämpferische Einstellung: “Ihr da oben, wir da unten (aus dem Glockenturmviertel, alles alte Rote, dyed in the wool…) nicht nachvollziehen.
Noch ein Gegenbeispiel: Nehmen Sie den jungen und den alten Joschka Fischer…
Der wurde doch auch nicht “with a silverspoon in his mouth” geboren…
Und jetzt: Das edelste Tuch ist gerade gut genug für den 65-jährigen Big Boss Body.
Wann, Vroni, würden Sie sagen, hat Joschka angefangen, seine grünen Ideale zu verraten…?
Als der Farbbeutel flog?
Als seine Freundschaft mit Madeleine Albright begann?
Als Modepuppe Minu seine 5. Ehefrau wurde?
Vroni ha detto:
Ach Pascha,
da fabulieren sie arg in die falsche Richtung.
Bin und fühle mich immmer noch als Arbeiterkind und als Handwerker. Design ist für mich Handwerk. Lassne Sie sich doch vom Designgschmarri nicht in die Oberklassen-Irre führen. Bin Designer gworn, weil ich ein Malender bin, schon immer gewesen. Dass man mit Zeichentalent in der Werbung landet, ist ein tragischer Unfall mit eiern Tragik altgriechischen Ausmaßes. Ich hasse die Werbung, ich hasse die Typen, die dort arbeiten. Manche sind einzeln wunderbare Menschen, im Job und geballt sind sie ein Grauen. Wer da was Überhöhtes draus machen möchte, dem sein Freund bin ich nicht. Bin immer noch auf der Seite der Arbeiter. Bin auf der Seite der Hartz-4-ler. Mit Pennern und Bettlern rede ich. Tyler, sparen Sie mir an dieser Stelle Ihr bekanntes “Heuchlerin!”.
Mit Kachmirschals und Ete-petete-Klamotten hab ichs zum Leid meiner Mutter immer noch nicht so und ich bin auch keine Ideale-verratendeToskana-Fraktion. Im Gegentum. Ich freue mich immer noch wie ein Kind, wenn ich es einem postpubertären, eingebildeten Wohlstandsvollversager aus dem Westviertel nett oder auch mal saftig heimzahlen kann. An diesen Tagen mache ich immer voller Freude Kerben in meinen Gürtel. Ich frteue mich, wenn deren Angeber-Leichen samt ihr SUVs in der Isar treiben.
Alle Unterstellungen bleiben Unterstellungen und zielen ins Leere.
Dass da ein Jockel Fischer assoziiert wird, ist gewagt.
Weder bin ich so fett und faltig, weder sehe ich so alt aus wie der, noch bin ich geistig alt, noch saufe ich so viel wie er, noch betrachte ich Menschen als Zweck zum MIttel, noch gehe ich auch Vortragsreisen, noch spreize ich mittlerweile das Fingerchen. Noch habe ich je vergessen, wo ich herkomm. Es gibt bei mir zuhause keine goldenen Tellerchen. Alles sehr bäuerlich, der Geist und das Einkommen sind es auch. Bin ein Bildungsbauer. Also Bauer. Eine Idiotin. Die Bildung habe ich aber auch nur von meinem Mann. Ohne den würde ich eine Viola da Gamba für was zum Essen halten, hmm Gambasch, lecker!
spaccato ha detto:
Wusstet ihr, dass Idiot – vom griechischen ἰδιώτης (idiotes) – ursprünglich so etwas wie “Privatperson” bedeutete?
Später erst wandelte sich das Wortg ins Pejorative.
Filou ha detto:
Schon bevor er Jutta Gerta Armgard von Ditfurth aus der Partei gemobbt hat. Der Herr Fischer wollte etwas sein. Die Partei war ihm Mittel zum Zweck.
pascha50 ha detto:
Interessante These, Filou,
aber in jeder Partei kann man nur etwas werden, wenn man Hornhaut auf der Seele hat und sich glaubwürdig-rücksichtslos profiliert.
( Den ex negativo-Beweis haben gerade die PIRATEN abgeliefert: Ohne Gesichter sind noch so gute Programme nichts wert! Der Schlömer hätte schon gekonnt, nur dürfen hat er sich nicht getraut.)
Dass Fischer dem Realo-Flügel zuzurechnen ist, macht ihn ja noch nicht per se unglaubwürdig. Wenn Fischer nur ein smarter, eloquenter Aufsteiger gewesen wäre, dann hätte ihn doch die Grünen in alle Einzelteile zerlegt und in Gorleben verbuddelt. Die Dithfurt hätte ihn eigenhändig in die gelbe Tonne gesteckt…
Dass Fischer seiner Partei das “Jaaber” zum Kosovokrieg abgerungen hat, war m.M.n. auch noch nicht das Ende seiner Glaubwürdigkeit.
Kann es sein, dass man alle seine Ideale und Visionen aufgeben muss, wenn man Realpolitik betreiben will…?
( Vgl. Zitat von Jean Claude Juncker : “Wenn es erst wird, muss man lügen!” ).
Es gibt keine widerspruchsfreie Realpolitik!
Da können die akademischen Schöngeister noch so sehr Volker Pispers zujubeln, bis ihnen das Lachen im Hals steckenbleibt ( Ich find ihn ja auch gut…)
Ich stelle mir gerade Pispers als nächsten Finanzminister vor…
Und Vroni als Bildungsministerin…
colorcraze ha detto:
Genau so, ja. Und er hatte das Pionierglück, das ihm das auch wirklich gelang. Mit Schröder ohne Roadshow.
colorcraze ha detto:
Wobei die 2 für sich jeweils “Marktlücken” entdeckt haben – Schröder eine tatsächlich in kurzer Zeit hinstellbare Pipeline (das ist üblicherweise eine Sache von Jahrzehnten), Joschka der Grünen-Cheffe (mit seiner Pipeline und der Wüstenverpanelung war er nicht so erfolgreich, dafür hat er einen eigenen Krieg angezettelt, wie Thatcher).
achwas ha detto:
nur so:
(bei aller Liebe zu Robert Gernhardt)
“Die größten Kritiker der Elche, waren früher selber welche.”
Das Zitat ist von F.W. Bernstein.
spaccato ha detto:
Stimmt.
aber größte Kritiker bitte ersetzen durch schärfste Kritiker.
Aber der Gernhardt hat sich nicht lumpen lassen:
Die größten Kritiker der Molche
waren früher eben solche.
spaccato ha detto:
btw:
In Frankfurt gibt es derzeit (noch bis Juli) eine Ausstellung mit Werken von Bernstein.
Jeeves ha detto:
Weil er gerade Geburtstag (75) hatte und der nächste “Häuptling eigener Herd” ist ihm auch gewidmet.
.
Liest der Leser beim Scheißen,
scheißt der Scheißer beim Lesen?
Sonst noch was! Dieses Problem geht mir am Arsch vorbei!
(F. B. Bernstein)
Jeeves ha detto:
F.W.(weil: Weigle) natürlich.
spaccato ha detto:
und das F. vom Fritz. – latürnich.
colorcraze ha detto:
Vroni kennt Schröder Roadshow, ach was!
achwas ha detto:
…. und Grüße!
http://ernstvolland.de/plakate/
colorcraze ha detto:
Oh ja, _das_ war ein echter Lacher damals.
Davor war nur Staeck, wobei die Arbeitervillen im Tessin auch sehr pointiert waren.
T.I.M. ha detto:
Wieso kann man Ideale eigentlich immer nur “verraten”? Vielleicht hat Joschka sie einfach nur gewechselt. (Opportunismus vs. Einsicht – oder doch eine Mischung aus beidem, das weiss er vermutlich nicht mal selber.)
spaccato ha detto:
… wenn man die Einsicht hatte, dass man mit Opprtunismus ürgendwie weiter kommt.
aristius fuscus ha detto:
Merci vielmals. Ich wundere mich ja, warum immer Verrat bei etwas geschrien wird, was auch als Lerneffekt oder -hier- simple Meinungsänderung durchgehen kann. Misstrauen ist eher angebracht bei Leuten, die dieselbe Meinung von der Wiege bis zum Grab vertreten haben -hat irgendwie was lernresistentes, und selbst der Papst ist erst nach seiner Wahl unfehlbar.
colorcraze ha detto:
Ich seh da weder noch, er war vorher Chef der Putztruppe, und nachher Chef der Grünenfraktion. Der wollte cheffen und hat es soweit es ihm möglich war umgesetzt.
spaccato ha detto:
Opportunismus
Filou ha detto:
Ist doch nicht das erstemal in der Geschichte, dass einer der nix Ordentliches gelernt hat, beschliesst Politiker zu werden.
C. von Egern ha detto:
Ich zitiere mal Kortner: “Sie schwänzen einen anderen Beruf!”
C. von Egern ha detto:
Damit hatte er angeblich auf einer Theaterprobe einen mir unbekannten Schauspieler beschimpft, aber Politiker spielen ja auch Schau.
Filou ha detto:
Ein anderer Wiener, Alfred Polgar, war doch sehr erstaunt ueber die Karriere eines Mannes mit dem Aussehen eines ganz gewoehnlichen Hausbesorgers.
Komische Karrieren kann man in Deutschland machen.
Filou ha detto:
Auffaellig ist, dass neben der Politikerlaufbahn, die des Kuenstlers zum gesellschaftlichen Aufstieg benutzt werden kann. Gottlob geht es in beiden Faellen oft schief. Der in den letzten Monaten erschaffene Zweig des “Gesellschaftskuenstlers” rutschte ins orange-gelbe Klo.
colorcraze ha detto:
Aufstieg, ich lese immer nur Aufstieg…
Ich kann mich mit “stilvoll verarmen” und “unsere Familie steigt seit 500 Jahren ab” mehr identifizieren.
Filou ha detto:
Sie meinen wahrscheinlich den materiellen Aufstieg. Ich sehe den minderwertigkeitskomplexbelasteten Kleinbuerger, der meint aufgestiegen zu sein, wenn er sich mit einem Dr.phil duzen darf.
colorcraze ha detto:
Ich hatte einen Dr.phil. als Lehrer, leider war das der Schlimme, der immer einige Schüler quälte. Von daher ist das bei mir nicht mit Aufstiegsfantasien verbunden.
Filou ha detto:
Sie kennen wahrscheinlich nicht die zu Wohlstand gekommenen Handwerksmeister die zur Kroenung ihrer erfolgreichen Laufbahn in hoehere geistige Sphaeren sich erheben zu muessen glauben und, wie der materiell Reiche des 19ten Jhdts., und mit teuer Geld erworbenen Bibliothek und teuer Geld arrangierten Salons, endlich gesellschaftliche, ausserhalb des Muffs, Anerkennung zu finden sich anschickte.[1]
Die gibt es. Wirklich. Immer noch. Die werden nicht alle.
[1] Total verhauener Satz. Machenses beste draus.
colorcraze ha detto:
Nein, solche Ambitionen von Handwerksmeistern kenne ich nicht. Die, die ich kannte – mein Vater, mein Metzgeronkel, und ihre Bekannten – schwächelten nicht derart herum, sondern liefen Wasserski.